Erdbeben Mw 6,3 in Chile

Erdbeben Mw 6,3 erschüttert chilenische Küstenregion bei Coquimbo

Datum 06.09.23 | Zeit: 23:48:05 UTC | -30.284 ; -71.365 | Tiefe: 35 km | Mw 6,3

Gestern Abend erschütterte um 23:48:05 UTC ein starkes Erdbeben die chilenische Küste bei Coquimbo. Das Beben hatte eine Moment-Magnitude von 6,3 und ein Epizentrum, das 37 km südlich von Coquimbo verortet wurde. Das Hypozentrum befand sich in 35 km Tiefe. Das Erdbeben wurde in einem großen Umkreis wahrgenommen. Beim EMSC gibt es Wahrnehmungsmeldungen von Personen, die sich in fast 400 km Entfernung zum Epizentrum aufhielten. Ein Bebenzeuge, der in 34 km Entfernung zum Epizentrum wohnt, schrieb, dass der Erdstoß sehr stark war. Viele Dinge fielen herunter und das Haus bewegte sich, als wäre man in einem Boot auf dem Wasser. Meldungen über große Zerstörungen liegen allerdings nicht vor. Dass das Beben glimpflich verlief, ist auch der relativ großen Tiefe des Epizentrums zu verdanken. Außerdem ereigneten sich in der Region bereits viele starke Erdbeben, bei denen instabile Gebäude bereits zerstört wurden.

Das Erdbeben stand mit der Subduktion entlang des pazifischen Peru-Chile-Grabens in Verbindung. Hier taucht die Nazca-Platte unter die Südamerikaplatte ab, wobei es zu Verhakungen kommen kann. Es entstehen große Spannungen, die sich explosionsartig in Erdbeben entladen können. Wenn die Erdbebenherde in geringen Tiefen liegen, können bei solchen Erdbeben Tsunamis entstehen, was hier aber nicht der Fall war, da sich das Hypozentrum zu tief befand und sich das Beben hinter der Subduktionszone an der Küste manifestierte. Bei früheren Erdbeben entlang der chilenischen Küste entstanden allerdings bereits verheerende Tsunamis. So geschehen bei einem der stärksten Erdbeben der Welt, das sich 1960 bei Valdivia ereignete. Es hatte eine Magnitude von 9,5. Damals starben 1655 Menschen.

Obwohl es in Chile viele aktive Vulkane gibt, befinden sich in der näheren Umgebung von Coquimbo nur inaktive Feuerberge. Der Villarrica, der zuletzt hier in den Schlagzeilen stand, liegt mehr als 1000 km entfernt und ich rechen nicht mit Auswirkungen auf den Vulkan. Anders könnte es mit einem weiteren interessanten Erdbeben sein, das sich gestern am indonesischen Sunda-Strait manifestierte.

Sunda-Strait mit Erdbeben Mb 5,0

Datum 06.09.23 | Zeit: 01:30:51 UTC | -6.481 ; 104.465 | Tiefe: 50 km | Mb 5,0

Gestern ereignete sich laut GFZ an der Einfahrt zum Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde 146 km süd-südwestlich von Bandar Lampung verortet. Der Erdbebenherd lag 50 km tief. Der Erdstoß befand sich in relativer Nähe zum Inselvulkan Anak Krakatau, der gerne kurzfristig aktiv wird, wenn sich in der Region stärkere Erdbeben ereignen.

Erdbeben-News vom 01.07.23: Indonesien

Indonesien: Erdbeben Mw 5,9 vor Java

Datum 30.06.23 | Zeit: 12:57:44 UTC | -8.674 ; 110.041 | Tiefe: 68 km | Mw 5,9

Bereits gestern gab es südlich der indonesischen Insel Java einen starken Erdstoß der Magnitude 5,9. Der Erdbebenherd wurde in 86 km Tiefe festgestellt. Das Epizentrum wurde 93 km südlich von Bantul lokalisiert. Die Metropole Yogyakarta liegt gut 100 km nördlich des Epizentrums. Es gab mehrere Nachbeben. Das Erdbeben steht in Verbindung mit der Subduktion am Sundagraben und ist von besonderem Interesse, da es sich auf den Vulkan Merapi auswirken könnte, der etwa 150 km nördlich des Hypozentrums liegt.

Wie verhält sich der Vulkan?

Bis jetzt zeigt der Merapi kein ungewöhnliches Verhalten, das als Reaktion auf das Erdbeben interpretiert werden könnte. Der Vulkan ist weiterhin effusiv aktiv und baut seinen Lavadom aus. In den letzten Tagen wurde eine deutliche Zunahme hybrider und vulkanotektonischer Erdbeben festgestellt. In Spitzenzeiten gab es bis zu 150 solcher Erschütterungen pro Tag. Gestern waren es gut 75. Eine ähnliche Phase ereignete sich vor etwa 3 Monaten, bevor es zu einer erkennbaren Aktivitätssteigerung am Lavadom kam. Außerdem wurden gestern 100 Schuttlawinen registriert, die nachts Glutspuren hinterlassen haben.

Vulkanaktivität und Erdbeben haben im Prinzip den gleichen Ursprung: Südlich von Java wird der ozeanische Teil der Australischen Platte und die Sundplatte subduziert, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Dadurch entstehen Spannungen im Gestein, die sich in Erdbeben entladen. Im oberen Erdmantel schmilzt ein Teil der subduzierten Erdkruste, wodurch Magma entsteht, das etwa 150 km hinter der Subduktionszone aufsteigt und an den Vulkanen ausbricht. Typischerweise handelt es sich dabei um zähflüssiges Magma, das entweder explosiv ausgestoßen wird oder Lavadome bildet. Es sind auch eruptive Mischformen möglich, bei denen es zu Explosionen aus einem Lavadom kommt, was ein besonders großes Gefahrenpotential birgt.


Südlicher Indischer Ozean: Erdbeben M 5,8

Datum 01.07.23 | Zeit: 07:29:40 UTC |  -0.148 ; 88.717 | Tiefe: 10 km | M 5,8

Im Südlichen Indischen Ozean manifestierte sich heute Morgen ein Erdbeben der Magnitude 5,8. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 901 km west-südwestlich von Sinabang lokalisiert und lag westlich der indonesischen Insel Sumatra. Die Werte sind vorläufig und könnten noch korrigiert werden, da sich der Erdstoß erst vor einigen Stunden ereignete.

Vulkane Indonesiens – News vom 25.06.23

Momentan stehen in Indonesien vier Vulkane auf Alarmstufe „orange“. Hierbei handelt es sich um die Feuerberge Anak Krakatau, Karangetang, Merapi und Semeru. Fünfzehn Vulkane stehen auf Alarmstufe „gelb“. Unter diesen Vulkanen befindet sich der Lokon, bei dem eine Zunahme der Seismizität festgestellt wurde.

Anak Krakatau mit Erdbeben

Sortiert man die Vulkane nach dem Alphabet, dann führt Anak Krakatau den Reigen der Vulkane Indonesiens an, obwohl er momentan nicht der Interessanteste ist. Anfang letzter Woche gab es einige Explosionen nebst Aschewolken am Anak Krakatau. Die Seismizität zeigte sich leicht erhöht, ist momentan aber wieder zurück gegangen. Trotzdem könnte es jederzeit zu neuen weiteren Eruptionen kommen.

Karangetang mit Domwachstum

Spannender als am Anak Krakatau geht es am Karangetang zu, der auf der Insel Siau liegt. Der Lavadom im Südkrater wächst und es gehen zahlreiche glühende Schuttlawinen und Steinschläge ab. Am Samstag wurden insgesamt 206 Abgänge registriert. Die seismischen Signale dauerten bis zu 165 Sekunden und hatten Maximal-Amplituden von bis zu 40 mm. Außerdem sah es auf einem Livecamfoto so aus, als wäre ein pyroklastischer Dichtestrom entstanden. Die Anzahl vulkanisch-bedingter Erdbeben ist gering, trotzdem steigt Magma auf, dass sich im Dom akkumuliert. Die Gefahr, dass gefährliche pyroklastische Ströme entstehen ist groß.

Merapi mit zahlreichen Schuttlawinenabgängen

In den letzten Tagen steigerte der Merapi seine Aktivität ebenfalls und die Situation ähnelt der am Karangetang. Die Seismizität nahm leicht zu und gestern wurden 28 Hybriderdbeben und 4 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Es gingen 196 Schuttlawinen ab, die nachts sichtbare Spuren der Rotglut hinterließen. Gesteinsbrocken rollte bis zu 1800 m weit. Es besteht die Gefahr, das pyroklastische Dichteströme entstehen. Während die Morphologie des zentralen Lavadomes unverändert ist, beobachteten die Vulkanologen vom VSI Veränderungen am südwestlichen Dom. Die letzten Messungen Mitte Mai ergaben, dass die südwestliche Kuppel ein Volumen von 2.372.800 Kubikmeter hat. Das Volumen der mittleren Kuppel belief sich auf 2.337.300 Kubikmeter. Es wird eine Bodendeformation von 5 mm pro Tag gemessen.

Semeru mit wenigeren Explosionen

Am Semeru auf Java ist die Anzahl der täglichen Explosionen deutlich zurückgegangen: wurden im Mai täglich noch um 100 Explosionen festgestellt, liegt der Wert nun bei maximal 40. Dafür hat die Seismizität zugenommen und es wird harmonischer Tremor festgestellt. Es bewegt sich also Magma im Untergrund und es versucht aufzusteigen. Der flache Lavadom wächst langsam und von ihm geht ein zäher Lavastrom aus. Am Freitag entstand ein pyroklastischer Strom, der 867 Sekunden lang anhielt. Er entstand durch Kollaps an der Lavafront.

Lokon mit Steigerung der Seismizität

Der Lokon liegt auf der Insel Sulawesi und brach zuletzt im Jahr 2011 größer aus, wobei es auch danach mehrere phreatische Eruptionen gab. In der letzten Woche kam es offenbar zu einer seismischen Krise, die durch aufsteigendes Magma verursacht worden sein könnte. Wie das VSI in einer Pressemeldung erklärte, begann am 12. Juni vermehrt Dampf aus dem Krater aufzusteigen. Während er normalerweise höchstens 150 m hoch aufsteigt, waren es plötzlich 400 m.  Zwischen 18.35 und 21.00 Uhr WITA wurde beständiger Tremor registriert, der mit Fluidbewegungen im Untergrund im Zusammenhang stand. Die Amplitude des Tremors bewegte sich zwischen von 1 – 25 mm. Es setzte eine Serie von Erdbeben ein, von denen 12 als „heftig“ beschrieben wurden. Ich vermute, dass sie Magnituden hatten, die von den Anwohnern von Tomohon gespürt werden konnten. Die Vulkanologen schrieben, dass visuelle und instrumentelle Daten auf einen Druckanstieg an der Oberfläche hindeuteten. Es kam zu explosionsartigen Entgasungen.

In ihrem Bericht weisen die Wissenschaftler auf potenzielle Gefahren hin, die derzeit vom Lokon ausgehen. Am wahrscheinlichsten halten sie einen plötzlichen phreatischen Ausbruch, der durch magmatische Wärmestrahlung verursacht wird, die mit hydrothermalem Wasser in Kontakt kommt. So einer Eruption könnte ein phreatomagmatischer Ausbruch folgen. Eruptionen können mit dem Ausstoß von glühendem Material in der Größe von Lapilli bis hin zu Blöcken und dickem Ascheregen einhergehen.

Basierend auf den Ergebnissen der Beobachtungen sowie der Analyse visueller und instrumenteller Daten vom 13. Juni 2023 um 10.00 Uhr WITA liegt das Aktivitätsniveau von G. Lokon immer noch auf Stufe „gelb“. Empfehlungen für diese Aktivitätsstufe lauten wie folgt: Anwohner und Touristen dürfen sich nicht innerhalb eines Umkreises von 1,5 km um den Tompaluan-Krater nähern und dort keine Aktivitäten durchführen. Wenn es zu einem Ausbruch kommt und Asche fällt, wird den Menschen empfohlen, drinnen zu bleiben und außerhalb des Hauses eine Atemmaske und Brille zu tragen. Flusstäler in Vulkannähe sollten gemieden werden.

Vulkantourismus: Bali sperrt alle Vulkane

Gouverneur von Bali verhängt Besteigungsverbot der heiligen Berge

Die indonesische Insel Bali ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus aller Welt und hat den gleichen Stellenwert für Australier, den Mallorca für uns Europäer hat. Für die Einheimischen ist Bali die „Insel der Götter“. Hier wird der balinesische Hinduismus praktiziert. Den Hindus sind 22 Berge der Insel heilig. Bei den Bergen handelt es sich um Vulkane wie dem Gunung Agung und Batur, die bis dato auch ganz oben auf der Besuchsliste vieler Touristen standen, die zum Sonnenaufgang die Gipfel besteigen wollten. Eine der Schattenseiten des Massentourismus ist, dass sich einige Reisende einfach immer daneben benehmen müssen, Alkoholexzesse zelebrieren und den Einheimischen und kultivierten Touristen gehörig auf den Senkel fallen! Solche Leute habe ich leider auch in meiner Nachbarschaft wohnen und aus der Erfahrung zahlreicher Sommernächte mit Lärmemissionen saufender und grölenden Nachbarn weiß ich, dass man denen mit Vernunft nicht beikommt! Nun hat der Gouverneur von Bali die Reißleine gezogen und hat ein generelles Besteigungsverbot für die heiligen Berge Balis erlassen! Dieses Verbot gilt nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische. Die Berge dürfen ab sofort und auf unbestimmte Zeit ausschließlich im Rahmen religiöser Zeremonien bestiegen werden. Das Fass zum Überlaufen brachten wohl zwei Vorfälle: Ein Russe der sich mit nacktem Oberkörper am Krater des Gunung Agung fotografierte und die Bilder in den Sozialen Medien teilte und der dreh eines pornografischen Videos am Kraterrand des Batur. Dieser Vorfall ereignete sich bereits 2021, als aufgrund der Pandemie wahrscheinlich wenige Touristen dort unterwegs waren.

Das Verbot wurde bereits seit mehreren Monaten diskutiert. Vorangegangen war bereits ein Verbot, dass Touristen keine motorisierten Zweiräder mehr mieten dürfen, weil damit zahlreiche Unfälle passierten. Auch nomadisierenden Dienstleistern wie Friseuren wurde ein Riegel vorgeschoben.

Wissen macht rumms!

Was ist balinesischer Hinduismus?

Der balinesische Hinduismus ist eine einzigartige Mischung aus Hinduismus, animistischen Glaubensvorstellungen und lokalen Traditionen. Er unterscheidet sich in einigen Aspekten von anderen Formen des Hinduismus, wie er in Indien oder anderen Teilen Südostasiens praktiziert wird. Auf Bali gibt es zahlreiche Tempel, Schreine und Opferplätze, die wichtige Bestandteile des religiösen Lebens der Balinesen sind. Einige dieser heiligen Stätten befinden sich auf den Vulkanen, die zugleich auch Sitz von Göttern sind. Der Glaube an Geister und Ahnen spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle in der balinesischen Kultur und Religion. Es gibt auch eine kleine muslimische Minderheit auf Bali, aber die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung praktiziert den balinesischen Hinduismus.

Besteigungsverbot kommt nicht überall gut an

Das Besteigungsverbot findet nicht überall begeisterten Anklang und glich einem politischen Erdbeben, den natürlich leben auf Bali zahlreiche Menschen vom Tourismus. Am Fuß der Vulkane gibt es zahlreiche Restaurants, Händler und Bergführer, die an den Besteigern der Vulkane gutes Geld verdienten. Ihnen droht nun sozialer Abstieg und Armut.

Tatsächlich sollen bereits erste Touristen abgeschoben worden sein, die gegen das Verbot verstießen und sich respektlos auf den Bergen benahmen. Zudem wurden sie mit sechs monatigen Einreisesperren gebannt

Ich persönlich bin weder ein Freund von ausuferndem Massentourismus (besonders, wenn sich die Leute nicht benehmen können), noch von religiösen Eiferern. Ich finde es bedauerlich, dass sich die Welt nicht liberalisiert, sondern immer mehr reguliert und limitiert, was aber scheinbar nötig ist, weil sich einfach zu viele Leute nicht angemessen aufführen und sich nicht den Gebräuchen fremder Länder wenigstens ein wenig anpassen wollen. Dabei wird vielfach nicht eine echte Anpassung erwartet, sondern nur ein wenig respektvolles Benehmen und Kultiviertheit. Party machen kann man in Etablissements, die dafür vorgehsehen sind! Für uns Vulkanophilen wird die Welt leider immer kleiner.


Erdbeben in Indonesien

Apropos Bali und Indonesien: Es gab nicht nur ein politisch bedingtes Erdbeben auf Bali, sondern in der Region manifestierten sich in den letzten Tagen auffallend viele moderate Erdstöße. Einer erschütterte die Meerenge zwischen Lombok und Sumbawa und hatte eine Magnitude von 4,5. Das Hypozentrum lag in 11 km Tiefe. Einen moderaten Erdstoß gab es auch unter der Westflanke des Vulkans Tambora auf Sumbawa. Im Sundastrait manifestierten sich weitere Erschütterungen in der Nähe des Inselvulkans Anak Krakatau.

Erdbeben M 5,6 in Indonesien – News vom 08.06.23

Erdbeben Mw 5,6 vor der Küste von Java

Datum 07.06.23 | Zeit: 7:04:59 UTC | 8.80 S ; 110.78 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,6

Vor der Küste von Zentraljava kam es gestern zu einem Erdbeben der Magnitude 5,6. Ersten Meldungen zufolge wurde das Beben mit einer Lokalmagnitude von 6,2 eingestuft. Der Erdstoß ereignete sich um 17:04:59 UTC (00:04:59 Lokalzeit) und hatte ein Hypozentrum das 120 km süd-südöstlich von Yogyakarta verortet wurde. Der Erdbebenherd wurde in 40 km Tiefe ausgemacht. Obwohl das Beben offshore lag und trotz der relativ großen Tiefe des Hypozentrums wurde es von den Bewohnern der Küstenregion deutlich wahrgenommen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen das Beben als stark empfunden wurde und ca. 20 Sekunden dauerte.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben mit der Subduktion am Sundagraben im Zusammenhang. Beim Sundagraben handelt es sich um einen 2250 km lange und 7290 m tiefen Graben, der die kontinentale Naht zwischen Eurasien und Australien darstellt. Allerdings stoßen hier die beiden Kontinente nicht direkt aufeinander, sondern Eurasien vorgelagert befindet sich die kleinere Sundaplatte, auf der sich die meisten Inseln Indonesiens befinden. Außerdem liegen auf der Sundaplatte Teile von Thailand, Vietnam und große Teile des Philippinischen Archipels.

Das Beben ist im Kontext von vnet interessant, da es sich in relativer Nähe zum Vulkan Merapi ereignete. Seit 2018 wachsen im Krater des Merapis zwei Lavadome und es kam zu explosiven Eruptionen, aber auch zu Abgängen pyroklastischer Ströme. Das Domwachstum fluktuiert und es gibt Phasen, bei denen die Dome stärker wachsen und es kommt dann auch vermehrt zu Abgängen von Schuttlawinen und zur Bildung pyroklastischer Ströme. Das aktuelle Erdbeben vor der Küste könnte sich gestern bereits auf die Aktivität des Merapi ausgewirkt haben, denn es gingen deutlich mehr Schuttlawinen ab, als es in den Wochen zuvor der Fall war. Das VSI registrierte 190 Abgänge. Ansonsten sind es etwa 100. Außerdem ereigneten sich 15 vulkanisch bedingte Erdstöße.

Gestern gab es auch zwei moderate Erdstöße im Sunda Strait zwischen den indonesischen Inseln Java und Sumatra. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 3,9, gefolgt von einem Erdbeben M 3,5. Die Hypozentren lagen in 10 km Tiefe. Die Beben ereigneten sich in relativer Nähe zum Vulkan Anak Krakatau, der einige kleinere Aschewolken produzierte.

Erdbeben in Indonesien – News vom 25.04.23

Starkes Erdbeben Mw 7,1 vor indonesischer Insel Sumatra

Datum 24.04.23 | Zeit: 20:00:55 UTC | 0.72 S ; 98.58 E | Tiefe: 16 km | Mw 7,1

Gestern Abend manifestierte sich um 20:00:55 UTC (03:00:55 Uhr Lokalzeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,1 vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra. Das Hypozentrum lag 16 Kilometer tief. Das Epizentrum wurde 172 km west-südwestlich von Pariaman lokalisiert. Genaugenommen lag das Beben zwischen den beiden kleinen Inseln Siberut und Tanahbala, die zum Mentawai-Batu-Archipel gehören, dass sich vor der Westküste Sumatras erstreckt. Es gab zahlreiche Vor- und Nachbeben. Bereits vor 3 Tagen ereigneten sich in dieser Region mehrere moderate-starke Erdbeben. Weitere starke Erdbeben lassen sich nicht ausschließen. Über Schäden liegen keine Informationen vor, offenbar sind katastrophale Folgen des Erdbebens ausgeblieben.

Die Indonesische Katastrophenschutz-Behörde gab zunächst Tsunami- Alarm, der inzwischen wieder aufgehoben worden war. Lokale Medien berichten davon, dass sich die Bewohner der Region selbst evakuiert hätten und in höhergelegene Gebiete geflüchtet sind, um sich vor einem potentiellen Tsunami in Sicherheit zu bringen. Ähnliches wird von der Bezirkshauptstadt Padang berichtet, die auf Sumatra liegt. Dort war der Erdstoß stark zu spüren gewesen. Die eigenständig durchgeführten Evakuierungen verliefen ruhig und eine Panik blieb aus.

Das Mentawai- Batu-Archipel ist eine langgestreckte Inselkette, die direkt östlich der Subduktionszone des Sunda-Grabens liegt. Eine Studie zeigt, dass es in einigen Regionen des Archipels zu anormal starken Subsidenz infolge der Subduktion der Indoaustralischen Platte kommt, die entlang des Sunda-Grabens unter die Sunda-Platte abtaucht, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Die Absenkungsrate beträgt an einigen Stellen bis zu 14 mm im Jahr, während sie einige Kilometer weiter nur halb so groß ist. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich durch die starke Absenkungen große Spannungen aufbauen, die sich eines Tages in einem sogenannten Megathrust-Erdbeben entladen werden. In den Jahren 1797 und 1833 gab es bereits zwei solcher Erdbeben, die die Inseln um bis zu drei Meter anhoben.

Erdbeben auf Hawaii – News am 23.04.23

Erdbeben ML 4,2 am Kilauea auf Hawaii

Datum 22.04.23 | Zeit: 00:23:47 UTC | 19.41 N ; 155.25 W | Tiefe: 1,1 km | ML 4,2

Ein Erdbeben der Magnitude 4,2 erschütterte gestern Nachmittag den Vulkan Kilauea auf Big Island Hawaii. Laut USGS manifestierte sich das Erdbeben um 14:24 Hawaii-Zeit und hatte ein Epizentrum das 2 km nordöstlich der Gipfelcaldera lag. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 1,1 km festgestellt. Das EMSC kam auf völlig andere Werte und stellte ein Erdbeben der Magnitude 3,5 fest, das sich in 14 km Tiefe ereignete. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen. Ein Bebenzeuge vom „Volcano House“ schrieb, dass der Erdstoß stark war und Regale gewackelt hätten, aber nichts kaputt gegangen sei. In einer Meldung des USGS hieß es dagegen, dass es leichte Schäden gegeben habe. Weiter teilten die Wissenschaftler mit, dass das Beben keine Auswirkungen auf die beiden Vulkane Kilauea und Mauna Loa gehabt habe. Ich sehe das auch eher so, dass das Beben durch Magmenaufstieg unter dem Kilauea ausgelöst worden sein wird. Aufsteigendes Magma hat wahrscheinlich das Spannungsfeld des Vulkans stark beeinflusst und ein Beben an einer lokalen Störungszone des Südostrift ausgelöst. Denkbar ist auch, dass das Magma sich einen neuen Weg in Richtung Pu’u’o’o-Krater bahnt. Dort hat die Deflation in den letzten Wochen deutlich abgenommen, eine Inflation ist allerdings noch nicht feststellbar. Stellt sich die Frage, wann die kritische Schwelle überschritten ist, ab der sich das Magma seitwärts durch das Südwestrift bewegt. Vielleicht sehen wird dort ja doch noch einmal Aktivität.

Wie ich schon in meinem letzten Update zu den Vulkanen Hawaiis schrieb, wird an beiden Vulkanen eine deutliche Bodenhebung infolge von Magmeninflation festgestellt. Am Kilauea hob sich der Boden innerhalb von einem Jahr um gut 37 cm an. Seit dem Ende der Leilani-Eruption im Jahr 2018 beläuft sich die Bodenhebung auf ca. 120 cm. Durch die Eruption sackte der Boden um 270 cm ab, weil sich der Magmenkörper entleerte.

Übrigens wurden am Kilauea gestern um die 100 schwache Erdbeben detektiert.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Indonesien: Erdbeben Mw 6,1

Datum 22.04.23 | Zeit: 17:09:49 UTC | 0.65 S ; 98.72 E | Tiefe: 43 km | Mw 6,1

Die indonesische Region Kepulauan Batu wurde gestern von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 43 km tief, weshalb sich der Erdstoß an der Erdoberfläche nicht ganz so stark auswirkte, wie man anhand der Magnitude vermuten würde. Das Epizentrum befand sich offshore, genauer vor der Südwestküste der Insel Sumatra und wurde 156 km west-südwestlich von Pariaman verortet.


Türkei: Erdbeben Mb 4,1 im Westen

Datum 23.04.23 | Zeit: 03:40:06 UTC | 37.13 N ; 28.49 E | Tiefe: 1 km | Mb 4,1

Im Westen der Türkei gab es ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Es manifestierte sich in der geringen Tiefe von 1 km. Das Epizentrum wurde 15 km ostsüdöstlich von Muğla festgestellt. Das Beben war Teil eines größeren Erdbebenschwarms, der seit einigen Tagen die Region mit dutzenden Erdbeben heimsucht. Sie haben überwiegend Magnituden im 3er und 2er Bereich. Die Erdbeben sind mit der Gökova-Yeşilüzümlü Fault Zone assoziiert, die wiederum in Verbindung mit dem Rhodos-Becken steht.

 

Schlammvulkan eruptiert auf Java – News am 17.04.23

Schlammvulkan Oro-oro Kesongo brach aus und forderte ein Menschenleben

In der letzten Woche kam es zu zwei Eruptionen am Schlammvulkan Oro-oro Kesongo. Er befindet sich im Bereich des Dorfes Gabusan im zentraljavanischen Distrikt Jati und in der Nähe der bekannteren Schlammvulkane von Bleduk Kuwu. Im Gegensatz zum Bleduk Kuwu, der als Touristen Attraktion vermarktet wird, ist der Schlammvulkan Oro-oro Kesongo nicht dauernd tätig, sondern überrascht die Anwohner der Region. So auch diesmal, als es am Dienstag zu einer ersten Explosion kam, bei der ein Mann ums Leben kam. Die genaueren Umstände des Unglücks sind nicht bekannt geworden. Eine weitere Eruption erfolgte am Freitag. Augenzeugen berichteten, dass sie etwas drei mal so groß war, wie jene am Dienstag. Da deutlich größere Mengen schlamm eruptiert wurden, als es sonst der Fall ist, geht in der Gemeinde die Sorge um, dass eine vergleichbare Katastrophe entstehen könnte wie am Schlammvulkan „Lucy“, dessen Schlammmassen ein ganzes Dorf verschluckten.

Die Bezeichnung des Phänomens als Schlammvulkan ist ein wenig irreführend, denn diese Phänomene haben in Zentraljava sehr wahrscheinlich nichts mit Vulkanismus zu tun, sondern stehen im Zusammenhang mit geologischen Strukturen die für Erdgas- und Ölfelder typisch sind. Treibende Kraft hinter den Schlammeruptionen ist das Mehtangas, das sich im Untergrund an sogenannten tektonischen Fallen sammelt. In Bezug zum erwähnten Schlammvulkan „Lucy“ ist man sich allerdings nicht sicher, ob nicht auch der Vulkanismus eines nahe gelegenen Vulkans eine Rolle spielen könnte.

Der indonesische Geowissenschaftler Heri Andreas vom Bandung Institute of Technology erklärte gegenüber der Zeitung Kompass: „Solange die Öl- und Gasquellen noch vorhanden sind, kann die Wahrscheinlichkeit von Eruptionen periodisch auftreten“. Demnach soll es zu unterirdischen Blockaden kommen, die ein gleichmäßiges Abfließen des Methan verhindern. Ist der unterirdische Gasdruck zu groß, wird die Blockade überwunden und das Gas schießt in die Höhe. Auf seinen Weg nach oben reißt es Schlamm und Geröll mit und läßt es an der Erdoberfläche explosionsartig austreten.

Erdbeben Mw 7,0 vor Java- News am 14.04.23

Starkes Erdbeben in der Javasee

Datum 14.04.23 | Zeit: 09:55:48 UTC | 6.00 S ; 112.06 E | Tiefe: 633 km | Mw 7,0

Die Javasee liegt nördlich der indonesischen Insel Java und wurde heute Mittag von einem starken Erdbeben der Magnitude 7,0 erschüttert. Da sich das Hypozentrum in der sehr großen Tiefe von 633 km befunden hat, muss man genaugenommen von einem Mantelbeben sprechen. Das Epizentrum lag 100 km nördlich von Tuban. Aufgrund der großen Tiefe des Erdbebenherds wirkte sich das Beben oberflächlich relativ schwach aus, wurde von Bewohnern der Region aber deutlich wahrgenommen.

Obwohl sich das Beben nördlich von Java zutrug, fand es seinen Ursprung aber in der Subduktion des Sundagrabens südlich der Insel: Dort taucht die Indoaustralische Platte unter die Sundaplatte ab und wird teilweise aufgeschmolzen. Das Beben muss sich an einem nicht duktilen Stück der subduzierten Kruste ereignet haben, die sich im Erdmantel verklemmt hatte und nun mit einem Ruck freikam.

Bereits in der letzten Woche hat es südlich von Bali ein Beben M 5,8 in 60 km Tiefe gegeben. Hier könnte sich das Beben am gleichen Plattensegment ereignet haben wie heute, nur näher an der Subduktionszone und noch nicht im Erdmantel, sondern in der Asthenosphäre gelegen. Die Vermutung liegt nahe, dass auch die Regionen der subduzierten Platte zwischen den beiden Hypozentren unter Spannungen stehen, daher ist mit weiteren Erdbeben in Tiefen jenseits der Erdkruste zu rechnen. Eine Tsunamigefahr besteht bei diesen Beben in der Regel nicht. Doch sie können sich unterschiedlich stark an der Oberfläche auswirken, so dass auch diese Beben Schäden hervorrufen können.

Beim Sundgraben handelt es sich um eine 2250 km lange und 7290 m tiefe Rinne, die südlich der Inseln des Sundbogens verläuft. Sie ist regelmäßig Schauplatz starker Erdbeben, bei der auch Tsunamis entstehen können.