Kilauea: von Erdbeben und Spalten

Die besonders hohe Seismik gipfelte gestern in ein weiteres Erdbeben der Magnitude 5,5 unter der Gipfelcaldera des Kilaueas. Nun wo die Spannungen abgebaut sind, ist die Erdbebentätigkeit geringer, es ist wahrscheinlich nur eine Frage von Stunden, bis sie wieder deutlich ansteigt und ein neues starkes Erdbeben generieren wird. Derweilen kommt es zu weiteren Kollaps-Events im Halema‘uma‘u-Krater dessen Boden absackt und praktisch vom früheren Pitkrater (in dem der Lavasee brodelte) gefressen wird. Es ist möglich, dass sich der Halema‘uma‘u-Krater vergrößert, bereits jetzt sieht man, dass sich Teile außerhalb des eigentlichen Kraters absenken. Streng genommen beobachten wir gerade den Prozess einer Calderablidung, da sich der Krater ja nicht durch explosive Eruptionen vergrößert, sondern durch Kollaps aufgrund einer sich entleerenden Magmakammer. Mittlerweile sind auch die Straßen im Bereich des Gipfels ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden, da sich große Risse bildeten, welche die Straßen unpassierbar machen.

Damit kommen wir zur Eruption auf der Küstenebene bei Leilani. Die Bucht von Kapoho wurde komplette mit Lava aufgefüllt. Ein Lavadelta reicht sogar über die ehemalige Bucht hinaus. Die einmaligen tidalen Thermalpools sind vernichtet worden, mit ihnen mehr als 500 (!) Häuser. Seltsamer Weise berichten die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender nicht darüber. Gestern verringerte Spalte 8 ihre Aktivität. Wenig später reaktivierte sich Spalte 24. Es scheint also noch ordentlich Druck auf der Leitung des magmatischen Gangs zu sein.

Fuego mit weiteren Eruptionen

Gestern Mittag manifestierte sich am Fuego eine weitere Eruption, bei der Vulkanasche 5 km hoch aufstieg. Abends wurde ein neuer pyroklastischer Strom generiert. CONRED warnt vor weiteren Eruptionen und Laharen. Die Ausbruchsserie kommt natürlich ausgerechnet zur Regenzeit, wenn sich der Vulkan meistens in Wolken hüllt und visuelle Observationen schwierig sind. Zudem erhöht der Regen die Gefahr von Laharen dramatisch.

Kilauea: neuer ocean entry bei Kapoho

Was seit einigen Tagen befürchtet wurde, ist nun eingetreten: der Lavastrom aus Spalte 8 erreichte bei Kapoho den Ozean. Dabei wurden nicht nur zahlreiche Häuser an der Küste zerstört, sondern auch einmalige Warmwasserbecken. Die Thermalpools waren sehr beliebt und ihr Verlust wird dramatischer eingeschätzt als die Zerstörung der Gebäude. Ob alle Pools zerstört wurden ist noch nicht bekannt, auf jeden Fall zieht sich eine Schneise der Zerstörung durch die paradiesische Bucht von Kapoho.

Nach dem starken Erdbeben der Magnitude 5,5, welches sich vor 2 Tagen ereignete, ging die Seismik für einige Stunden zurück. Heute lebte sie wieder auf und ist mindestens so starke wie vor dem Beben. Die Hypozentren liegen in geringer Tiefe und konzentrieren sich auf den Bereich der Gipfelcaldera.

 

Kilauea: Video ocean entry

Dieses Video zeigt den ocean entry auf Big Island Hawaii. Der Lavastrom wurde von der Spalte 22 in Leilani eruptiert. Die Aufnahmen entstanden zwischen dem 25. und 27. Mai 2018. Kurz danach versiegt der Lavastrom. Ein Weiterer startete am 04. Juni. Das Besondere an diesen Aufnahmen ist ein vulkanischer Blitze in der Dampfwolke, sowie litorale Explosionen. Diese entstehen, wenn Magma mit Wasser in Kontakt kommt.

Kilauea: Eruption der Spalte 22

Dieses Video zeigt die Spalte Nr. 22, welche sich in der Siedlung Leilani Estates bei Pahoa öffnete. Die Spalte war einige Tage lang aktiv und eruptierte Lavafontänen, welche Lavaströme speisten. Diese erreichten den Ozean.

Kilauea: Lava erreicht Kapoho

Der Kilauea kommt nicht zur Ruhe und die Leilani-Eruption richtet weiterhin große Zerstörungen an. Gestern wurde eine wichtige Straßenverbindung gekappt, heute marschiert die Lava durch Kapoho und Vacationland. Die Lavamassen stehen kurz davor den Ozean zu erreichen und dort einen großen ocean entry zu generieren.

Bei der zerstörten Straßenverbindung gestern, handelt es sich um die Kreuzung der Highways 132 und 137. Da beide Routen nun zerstört wurden, sind Kapoho und Vacationland von der Außenwelt abgeschnitten. Zumindest der Landweg ist blockiert und wenn es nun zum neuen ocean entry kommt, sind die Siedlungen auch nicht mehr vom Ozean aus erreichbar. Alle Anwohner der Region wurden angewiesen ihre Häuser zu verlassen. Selbst wenn die Gebäude nicht alle von der Lava zerstört werden sollten, sind die Restlichen abgeschnitten, evtl. Bewohner zwischen den Lavaströmen gefangen. Bereits vor 2 Wochen kam es zu ocean entrys westlich von Kapoho. Diese konnte ich während meines Aufenthaltes dort dokumentieren.

Gestern nahm die Seismik vorübergehend ab, heute ist sie wieder hoch. Die meisten Erdbeben konzentrieren sich im Bereich der Gipfelcaldera. Der Halemaumau-Krater ist weiter von Kollaps-Ereignissen betroffen. Der ehemalige Pitkrater nimmt mehr und mehr Platz ein und bildet eine tiefe Depression. Bisher ist es noch unklar, ob nun schon die Lava des abgeflossenen Lavasees das untere Ostrift erreicht hat und dort eruptiert. Chemische Analysen werden dies feststellen können, sobald die Lava dort auftaucht. Dies bedeutet, dass der Vulkanausbruch noch stärker werden könnte. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür das er bald endet. Vor Ort muss man sich auf eine lange andauernde Eruption einstellen. Jetzt schon ist es der größte Ausbruch sein 1980. Aktuelle Bilder und Videos gibt es in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism„.

Zurück vom Kilauea

Nach meiner 10-tägigen Hawaii-Reise mit Ziel Kilauea melde ich mich zurück. Leider war es mir aus technischen Gründen nicht möglich von Unterwegs zu berichten, da ich mich nicht in den Blog einloggen konnte.  Dafür wird in den nächsten Tagen ein ausführlicher Bericht über die Eruption folgen, natürlich samt Fotos und Videos.  Das Bild hier zeigt den ocean entry zur Morgendämmerung. Besonders spannend waren litorale Explosionen, die Martin und ich fotografieren konnten.

Nicht nur auf Hawaii ging es heiß her, sondern auch am Ätna. Dort manifestierten sich in den letzten Tagen mehrere Schwarmbeben. Nach wie vor, lässt es sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob eine Eruption erfolgen wird, dennoch steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch, der sich mittelfristig ereignen könnte.

Am Fuego in Guatemala gab es zwar keinen richtigen Paroxysmus, allerdings eine Serie ungewöhnlich starker strombolianischer-vulcanianischer Eruptionen. Wie es aussieht, scheint die Serie von Paroxysmen erst einmal vorüber zu sein.

Kilauea: Lava erreicht den Ozean

Update 14:00 Uhr: Eine Person wurde von einem Lavabrocken getroffen und schwer verletzt. Der Mann saß auf dem Balkon seines Hauses, dass sich im Sperrgebiet befindet. Die Lavabombe wirbelt durch die Luft und traf das Schienbein des Mannes, welches zertrümmert wurde. In den Sozialen Netzwerken geht das Gerücht um, dass es sich bei dem Mann um eine der Personen handeln könnte, die uns in den letzten Tagen mit livestreams des Geschehens versorgten.

Nach diesem Vorfall werden die Sicherheitsvorkehrungen bestimmt nochmals verstärkt. Das Gebiet ist bereits großräumig abgesperrt. Nur Anwohnern mit einer speziellen Zugangserlaubnis ist es gestattet das Gebiet zu betreten. Journalisten werden auf Pressetouren in das Gebiet geführt, wobei sie von Vertretern der Nationalgarde begleitet werden. Je nach Situation werden diese Pressetouren ausgesetzt.

Sehr wahrscheinlich werden bald wieder Bootstouren zu ocean entry angeboten. Die Lava one wurde bereits gesichtet. Für kleinere Boote wird die Strecke von Hilo aus allerdings zu weit sein.

Originalmeldung 10:45 Uhr: Am Kilauea auf Hawaii steigerte sich die Aktivität in den letzten 24 Stunden deutlich. Die Spalten 16 und 20 vereinigten sich und eruptieren Lavafontänen, welche  einen dünnflüssigen Lavastrom speisen, der schnell voranschreitet. Die Lavafront bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 100 m pro Stunde. Vor wenigen Minuten erreichte der Strom bereits den Ozean. Vorher unterbrach er den Highway 137, welcher eine wichtige Evakuierungsroute für die Anwohner des betroffenen Distrikts war. Die Inflation in der unteren Ostriftzone stoppte, es fließt also mindestens so viel Lava aus den Spalten, wie in den Untergrund einströmt.

Derweilen bereite ich mich auf meinen Flug nach Hawaii vor, der morgen startet. Daher ist die Berichterstattung hier im Blog derzeit etwas knapp gehalten. Ich werde versuchen live vom Kilauea zu berichten.

Kilauea: neues Magma erreicht Puna

Die Spalteneruption am Kilauea auf Hawaii hat sich verstärkt. Grund hierfür ist die Ankunft des neuen Magmas, welches aus dem oberen Ostrift stammt und vor 17 Tagen begann dort abzulaufen. Bis vor 2 Tagen wurde ausschließlich Lava gefördert, die die gleiche chemische Zusammensetzung hatte wie die Lava der Eruption von 1955. Bei den Lavaströme wurde zähflüssige Aa-Lava gefördert. Die neue Lava ist heißer und dünnflüssiger und generiert Pahoehoe Lavaströme. Diese Lavaströme fließen schneller und haben das Potenzial den Ozean zu erreichen, wenn in den nächsten Tagen genug Nachschub kommen sollte. Es liegt die Vermutung nahe, dass nun das frische Magma aus dem oberen Ostrift den Puna-Distrikt erreicht hat. Jetzt wird sich zeigen, welches zerstörerisches Potenzial in der Eruption steckt.

Aktuell wird die Lava überwiegend aus den Spalten 18 und 20 eruptiert. Der Lavastrom aus Spalte 18 ist über 1 km lang. Spalte 15 produzierte einen Lavastrom, der die Pohoiki Straße abschnitt. Aus Spalte 17 eruptierte gestern relativ viel Lava, welche aber nur auf dem bereits bestehenden Lavafeld floss. Die verschiedenen kurzen Spalten sind alle Teil eines zusammenhängenden Systems, welches sich über dem Dyke bildete. Die Gas-Konzentration ist hoch und der Zugang zum Eruptionsgebiet gesperrt. Die Bewohner in Windrichtung werden aufgefordert das Leilani-Estates zu verlassen. Bisher sieht man noch von Zwangsevakuierungen ab.

Unter dem Gipfelbereich zog die Seismik in den letzten Stunden an. Allerdings war kein Erdbeben größer als M 3,5. Die Deflation unter dem Gipfel hält an und es drohen weitere Kollaps-Ereignisse und explosive Eruptionen aus dem Halema’uma’u-Krater. Der Pitkrater, in dem früher der Lavasee stand, hat sich deutlich vergrößert. Hält die Deflation an, dann könnte der Boden des gesamten Halema’uma’u-Kraters kollabieren.

In unserer FB-Gruppe: „volcanoes and volcanism“ sind viele Mitglieder damit beschäftigt, Euch auf dem Laufenden zu halten und teilen zahlreiche aktuelle Berichte und Fotos.

Eruption am Kilauea geht weiter

Die gestrige explosive Eruption sorgte nicht nur auf Hawaii für viel Aufregung: die Medien berichteten über die Eruption, als wäre es der Anfang vom Ende der Insel gewesen. Dabei war die Eruption noch vergleichsweise klein. Es wurde zwar Vulkanasche in fast 10 km Höhe registriert, doch der Hauptteil der Wolke blieb sicherlich unter dieser Höhe. Die Eruptionswolke stieg senkrecht auf und wurde nicht sofort vom Wind verfrachtet. Wie auf diesem Video zu sehen ist, dauerte die Eruption nur kurz und förderte relativ wenig Asche. Ich bezweifle, dass es sich bereits um eine phreatomagmatische Eruption gehandelt hat, denn wenn so eine eruptive Phase erst einmal eingesetzt hat, erfolgen die Eruptionen in deutlich kürzeren Abständen. Dennoch könnten solche Eruptionen bald einsetzten.

Im unteren Ostrift reaktivierten sich die Spalten 18, 19, und 20. Zwischen den Spalten 7 und 3 öffnete sich eine neue Spalte. Diese trägt die Nummer 21. Zwischen Highway 130 und Lanipuna Gardens bildete sich eine fast 50 x 100 m große Depression, die sich mit Lava aus den Spalten 20 und 21 füllt.  Spalte 17 war auch noch aktiv, doch der Lavastrom stagnierte.

Die Häufigkeit von Erdbeben mit Magnituden größer als 2 ist deutlich zurückgegangen. Die Deflation im Gipfelbereich und im oberen Ostrift schwächt sich tendenziell weiter ab, allerdings nahm sie in den letzten Stunden unter dem Gipfel wieder leicht zu.

Im unteren Ostrift -dort wo sich die Eruptionsspalten öffneten- wird noch Inflation registriert. Allerdings migrieren die Erdbeben nicht weiter in nordwestlicher Richtung. Es sieht momentan nicht danach aus, als würde es kurzfristig eine große Eruption mit hohen Lavafontänen geben. Die Eruption ist relativ stabil und kann auf diesem Niveau eine Weile weiter gehen.

Sakurajima mit zahlreichen Ascheeruptionen

Während aller Augen auf Hawaii gerichtet sind, eruptiert des Sakurajima von der Weltöffentlichkeit unbemerkt. In den letzten 48 Stunden registrierte das VAAC Tokyo 17 Aschewolken, die vom Vulkan in Japan aufsteigen. Einige erreichten eine Höhe von 4 km ü.NN. Die meisten Ausbrüche scheinen vom Gipfelkrater Minima-dake auszugehen. Vulkanische Blitze entstehen scheinbar nicht, weshalb die Eruptionen wenige Aufmerksamkeit bekommen.

Kermadec: Erdbeben Mw 6,2

Zwischen den Kermadec-Inseln und der neuseeländischen Nordinsel manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 6,2. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. In der Region liegt der Havre Seamount, einer der aktivsten Unterwasservulkane der Welt. Von ihm gingen in der Vergangenheit mächtige Bims-Teppiche aus, die auf dem Pazifik dümpelten.