Erdbeben auf Hawaii – News vom 27.04.23

Zwei moderate Erdbeben erschüttern Big Island Hawaii

Datum 27.04.23 | Zeit: 02:30:54 UTC | 19.19 N ; 155.38 W | Tiefe: 35 km | ML 4,5

Heute Nacht gab es gleich 2 moderate Erdbeben auf Big Island Hawaii, die von den Anwohnern deutlich wahrgenommen wurden. Laut EMSC hatte das stärkere Beben eine Magnitude von 4,5 und manifestierte sich nahe der Südostküste unweit von Pahala. Das Epizentrum wurde 10 km östlich des Ortes lokalisiert. Das Hypozentrum befand sich in 35 km Tiefe, was dafür spricht, dass das Beben mit Magmenaufstieg in Verbindung steht, der sich in dieser Region seit längerer Zeit ereignet. Wie eine Studie zeigt, scheint Pahala direkt über dem Mantelplume zu liegen, der das Vulkansystem mit frischer Schmelze versorgt.

Das zweite Beben brachte es gemäß EMSC auf ML 4,2 und lag ebenfalls in 35 Kilometer Tiefe. Das EMSC verortete das Epizentrum allerdings unter der Westflanke des Mauna-Loa-Vulkans. Laut HVO war das Beben schwächer und hatte eine Magnitude von 3,9 in 26 Kilometern Tiefe. Die Wissenschaftler brachten ein Statement heraus, nach dem das Beben nicht direkt mit dem Vulkanismus der Region in Verbindung stand, sondern durch die Auflast der Insel und den damit entstehenden Stress in der Ozeanplatte ausgelöst worden sein.

Unter der Mauna Loa Ostflanke gab es weitere schwache Beben in geringen Tiefen, genauso wie sich weitere Beben östlich der Kilauea-Caldera manifestierten. Gestern ereigneten sich fast 120 Beben unter dem Kilauea. Die Bodenhebung infolge von Magmeninflation bleibt an beiden Vulkanen vergleichsweise hoch, was ein Indiz ist, dass sich die Feuerberge bereits wieder auf die nächste Eruption vorbereiten. Wann es soweit sein wird, lässt sich nicht genau vorhersagen, aber besonders im Falle des Kilaueas vermute ich, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird.

Kilauea und Mauna Loa sind aktive Schildvulkane vom Typ Hotspot, die zu den aktivsten Vulkanen der Welt zählen. Neue Studien belegen, dass die Vulkane von einem Mantelplume gespeist werden, der ein verzweigtes Fördersystem mit mehreren Magmenkörpern mit Schmelze versorgt.

Erdbeben in Vulkanregionen am 26.04.23

Schwarmbeben auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Mehrere Monate war die Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten von Island vergleichsweise gering, doch das änderte sich gestern mit einem Schwarmbeben, das sich ca 4 km nördlich von Grindavik ereignete. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 104 schwache Erschütterungen unter Reykjanes, die meisten davon im besagten Areal bei Grindvik. Die Beben hatten überwiegend geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und streuende Hypozentren in Tiefen zwischen 2 und 8 km. Sie manifestierten sich in etwa in dem Bereich des Areals Thorbjörn/Svartsengi, in dem im letzten Frühjahr ebenfalls Beben nach einer Pause einsetzten und sich ein Magmatischer Gang bildete, der später das Magma weiter in Richtung Fagradalsfjall leitete. Die aktuelle Bebenserie könnte wieder mit Fluidbewegungen in Verbindung stehen, wobei es mir noch nicht nach einem massiven Magmenaufstieg aussieht. Als Ursache kommen aber ebendso gut Setzungen im alte Gang infrage, oder aber rein tektonische Ursachen. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob sich hier wieder Magmen akkumulieren. Isländische Geowissenschaftler postulierten in den letzten beiden Jahren ja, dass wie eine langfristig wirkende Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel zu erwarten haben und dass weitere Vulkanausbrüche folgen werden.

Erdbeben gab es aber nicht nur im Bereich von Reykjanes, sondern auch in anderen vulkanisch aktiven Zonen der Insel. So gab es einige Beben unter dem subglazialen Calderavulkan Katla und im Bereich des Grimsvötn unter dem Vatnajölkull. Erwähnenswert ist eine Zunahme der Seismizität auch im Bereich von Askja und Herdubreid. Im Areal des Vatnajökulls wurden 31 Erschütterungen festgestellt. Unter ganz Island waren es 175 Beben. einige manifestierten sich auch entlang der Tjörnes-Fracture-Zone. Zusammenfassen lässt sich sagen, dass die Beben zeigen, dass Island tektonisch sehr aktiv ist. Ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch lässt sich an Hand der Seismizität nicht ableiten. Mittelfristig betrachtet könnte es aber durchaus wieder eine Eruption auf Island geben. Alle hier genannten Vulkane kommen als nächsten Schauplatz des Geschehens infrage.


Campi Flegrei mit erhöhter Seismizität

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bleibt die Seismizität recht hoch. In den letzten Tagen kam es zu zahlreichen Erdbeben, mit einem Höhepunkt der Seismizität am Wochenende. Im letzten Wochenbulletin vom INGV heißt es, dass es in der Vorwoche 67 Erdbeben gegeben hat. Die Bodenhebung bleibt mit 15 mm im Monat ebenfalls hoch. Die Gastemperaturen an der Pisciarlli-Fumarole lagen im Durchschnitt bei 96 Grad.


Kilauea: Seismizität über Hintergrund-Niveau

Das HVO brachte eine kurze Meldung heraus, nach der die Seismizität unter dem Kilauea leicht erhöht ist und über dem Hintergrundniveau liegt. Gestern wurden gut 115 Erschütterungen festgestellt. Sehr wahrscheinlich sind auch hier Fluidbewegungen für die Beben verantwortlich.

Das stärkste Erdbeben manifestierte sich heute auf Hawaii aber nicht unter dem Kilauea, sondern im Osten des Vulkans Mauna Loa. Es hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum das in 1 km oberhalb des Meeresspiegels lag und sich somit mitten im Vulkan befandet. Die Bodenhebung in ungewöhnlich stark, wird bis jetzt vom HVO aber nicht thematisiert. Dort ist noch von geringer Inflation die Rede.

Erdbeben auf Hawaii – News am 23.04.23

Erdbeben ML 4,2 am Kilauea auf Hawaii

Datum 22.04.23 | Zeit: 00:23:47 UTC | 19.41 N ; 155.25 W | Tiefe: 1,1 km | ML 4,2

Ein Erdbeben der Magnitude 4,2 erschütterte gestern Nachmittag den Vulkan Kilauea auf Big Island Hawaii. Laut USGS manifestierte sich das Erdbeben um 14:24 Hawaii-Zeit und hatte ein Epizentrum das 2 km nordöstlich der Gipfelcaldera lag. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 1,1 km festgestellt. Das EMSC kam auf völlig andere Werte und stellte ein Erdbeben der Magnitude 3,5 fest, das sich in 14 km Tiefe ereignete. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen. Ein Bebenzeuge vom „Volcano House“ schrieb, dass der Erdstoß stark war und Regale gewackelt hätten, aber nichts kaputt gegangen sei. In einer Meldung des USGS hieß es dagegen, dass es leichte Schäden gegeben habe. Weiter teilten die Wissenschaftler mit, dass das Beben keine Auswirkungen auf die beiden Vulkane Kilauea und Mauna Loa gehabt habe. Ich sehe das auch eher so, dass das Beben durch Magmenaufstieg unter dem Kilauea ausgelöst worden sein wird. Aufsteigendes Magma hat wahrscheinlich das Spannungsfeld des Vulkans stark beeinflusst und ein Beben an einer lokalen Störungszone des Südostrift ausgelöst. Denkbar ist auch, dass das Magma sich einen neuen Weg in Richtung Pu’u’o’o-Krater bahnt. Dort hat die Deflation in den letzten Wochen deutlich abgenommen, eine Inflation ist allerdings noch nicht feststellbar. Stellt sich die Frage, wann die kritische Schwelle überschritten ist, ab der sich das Magma seitwärts durch das Südwestrift bewegt. Vielleicht sehen wird dort ja doch noch einmal Aktivität.

Wie ich schon in meinem letzten Update zu den Vulkanen Hawaiis schrieb, wird an beiden Vulkanen eine deutliche Bodenhebung infolge von Magmeninflation festgestellt. Am Kilauea hob sich der Boden innerhalb von einem Jahr um gut 37 cm an. Seit dem Ende der Leilani-Eruption im Jahr 2018 beläuft sich die Bodenhebung auf ca. 120 cm. Durch die Eruption sackte der Boden um 270 cm ab, weil sich der Magmenkörper entleerte.

Übrigens wurden am Kilauea gestern um die 100 schwache Erdbeben detektiert.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Indonesien: Erdbeben Mw 6,1

Datum 22.04.23 | Zeit: 17:09:49 UTC | 0.65 S ; 98.72 E | Tiefe: 43 km | Mw 6,1

Die indonesische Region Kepulauan Batu wurde gestern von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 43 km tief, weshalb sich der Erdstoß an der Erdoberfläche nicht ganz so stark auswirkte, wie man anhand der Magnitude vermuten würde. Das Epizentrum befand sich offshore, genauer vor der Südwestküste der Insel Sumatra und wurde 156 km west-südwestlich von Pariaman verortet.


Türkei: Erdbeben Mb 4,1 im Westen

Datum 23.04.23 | Zeit: 03:40:06 UTC | 37.13 N ; 28.49 E | Tiefe: 1 km | Mb 4,1

Im Westen der Türkei gab es ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Es manifestierte sich in der geringen Tiefe von 1 km. Das Epizentrum wurde 15 km ostsüdöstlich von Muğla festgestellt. Das Beben war Teil eines größeren Erdbebenschwarms, der seit einigen Tagen die Region mit dutzenden Erdbeben heimsucht. Sie haben überwiegend Magnituden im 3er und 2er Bereich. Die Erdbeben sind mit der Gökova-Yeşilüzümlü Fault Zone assoziiert, die wiederum in Verbindung mit dem Rhodos-Becken steht.

 

Vulkan Kilauea – News am 20.04.23

Kilauea mit vielen Erdbeben und Inflation

In den letzten Wochen war es recht still um den Kilauea auf Hawaii, da der Lavasee am 7. März erstarrt ist und es keine Lava mehr im Halema’uma’u-Krater zu sehen gibt. Doch diese Stille wird von kurzer Dauer sein, denn es gibt deutliche Anzeichen, dass der Vulkan dabei ist aufzuladen. Seit einigen Tagen ist der Erdbebenaktivität deutlich erhöht und es kommt täglich zu ca. 60 schwachen Erdbeben. Zum Wochenanfang wurden an 2 Tagen bis zu 100 schwache Erschütterungen detektiert. Außerdem berichtet das HVO von 2 erdbebenschwärme mit Mikrobeben nahe der Gipfelcaldera, die sich am 13. und 16. April zutrugen. Jeder Schwarm wurde von Magmeninflation ausgelöst und der Boden hob sich pro Schwarm um 2-3 µrad.

Langsam nimmt auch die Anzahl der Erdbeben mit Magnituden ab 2 zu, die dann auch beim EMSC angezeigt werden. Zudem ist die Bodenhebung infolge von Magmeninflation auch unabhängig der Schwärme ausgeprägt: Innerhalb eines Jahres hob sich der Boden um ca. 38 cm, woran auch die letzten beiden Eruptionen nicht sehr viel änderten. Ich rechne zwar nicht in den nächsten Tagen mit einer Eruption, aber innerhalb von wenigen Wochen halte ich sie für wahrscheinlich. Vermutlich steigt vorher noch die Anzahl an Erdbeben mit Magnituden ab 2 deutlich an.

Signifikante Bodenhebung auch am Mauna Loa

Vom benachbarten Mauna Loa hört man seit der Eruption im letzten Winter praktisch nichts mehr. Sehr wahrscheinlich, weil so schnell niemand mehr mit einem weiteren Vulkanausbruch rechnet. Doch auch hier halte ich eine Eruption mittelfristig (Monate-Jahre) für möglich. Grund für diese Spekulation liefert mir nicht nur die Mikroseismizität im Südosten des Vulkans, sondern auch ein Blick auf den Graphen der Bodenhebung: die Kurve verläuft sehr steil nach oben: deutlich steiler als wir es vor der letzten Eruption gesehen haben. Seit Dezember hob sich der Boden bereits wieder um gut 10 cm. Für einen vergleichbaren Wert wurden vorher 4 Jahre benötigt. Es scheint also eine größere Menge Magma im Verteilsystem des Mantelplume unterwegs zu sein und sammelt sich bereits wieder unter dem weltgrößten Vulkan an. In der Welt der Vulkane wird es nie langweilig!

Apropos Langeweile: die dürften die Geowissenschaftler des HVOs derzeit nicht haben, denn sie führen am Kilauea eine gravimetrische Messkampagne durch, um die Magmenansammlungen unter dem Vulkan aufzuspüren und zu kartieren. Das Foto zeigt den USGS-Geowissenschaftler Mike Poland bei seiner Arbeit mit dem Gravimeter. Ähnlich wie bei der seismischen Tomografie kann man Schwankungen im Schwerefeld dazu benutzen unterschiedlich dichtes Material im Untergrund aufzuspüren. In einigen Monaten dürfen wir uns bestimmt auf eine neue Studie freuen!

Erdbeben erschüttert Hawaii – News am 27.03.23

Erdbeben Ml 4,4 vor der Küste von Big Island Hawaii

Datum 27.03.23 | Zeit: 04:39:15 UTC | 18.84 N ; 155.16 W | Tiefe: 21 km | Ml 4,4

Heute Nacht kam es um 04:39:15 UTC (18:39 Uhr Lokalzeit) zu einem moderaten Erdbeben vor der Südküste von Big Island Hawaii. Laut EMSC hatte das Beben eine Magnitude von 4,4. Das USGS ermittelte eine Magnitude von 4,1. Das Epizentrum wurde 52 km südöstlich von Pāhala lokalisiert und manifestierte sich südlich des submarinen Vulkans Kama’ehuakanaloa. Früher war der Unterwasservulkan unter dem Namen Lō’ihi Seamount bekannt gewesen. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 21 km angegeben. Damit hat das Beben eine gute Chance magmatischen Ursprungs zu sein. Die Geowissenschaftler vom HVO stellten fest, dass dem Erdbeben zwei Vorbeben mit den Magnituden 3,1 und 3,2 vorausgegangen waren.

Das Pacific Tsunami Warning Center meldete, dass das Hauptbeben nicht stark genug war, um einen Tsunami auszulösen, fügte aber hinzu, dass einige Gebiete auf Hawaii möglicherweise spürbar erschüttert wurden.

„Wie bei allen Erdbeben sollte man sich der Möglichkeit von Nachbeben bewusst sein“, heißt es in einer Mitteilung des Hawaii County Civil Defense. „Wenn das Erdbeben in Ihrem Gebiet stark zu spüren war, überprüfen Sie bitte alle Schäden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf bauliche Schäden und Schäden an Gas-, Wasser- und Stromversorgungseinrichtungen.“

Das USGS Hawaiian Volcano Observatory schrieb in einer Informationserklärung, dass „es nicht bekannt ist, ob diese Ereignisse durch vulkanische oder intrusive Aktivität auf dem Kamaʻehuakanaloa verursacht wurden“, aber das Ereignis hatte keine offensichtlichen Auswirkungen auf die Vulkane Kīlauea oder Mauna Loa.

Beim Kamaʻehuakanaloa handelt es sich um einen aktiven Unterwasservulkan, der irgendwann Big Island vergrößern wird und vielleicht auch die beiden Vulkane Kīlauea oder Mauna Loa ablösen wird. Bis jetzt befindet sich sein Gipfel allerdings noch in einer Wassertiefe von 975 m.

Zusammenfassung:

  • Vor der Südküste von Big Island Hawaii ereignete sich ein moderates Erdbeben Ml 4,4.
  • Das Beben manifestierte sich unter der Südflanke des Unterwasservulkans Kama’ehuakanaloa.
  • Es ist unklar, ob es ein tektonisches oder magmatisch-bedingtes Erdbeben war.

Weitere Erdbeben-Meldungen

Türkei: Erdbeben Ml 4,6

Datum 27.03.23 | Zeit: 14:35:16 UTC | 38.07 N ; 36.51 E | Tiefe: 5 km | Ml 4,6

Die zentralanatolische Erdbebenregion wurde von einem weiteren Erdbeben Ml 4,6 heimgesucht. Das Hypozentrum lag nur 5 km tief. Das Epizentrum wurde 6 km nördlich von Göksun festgestellt. Dem EMSC liegen Wahrnehmungs-Meldungen vor. Immer noch gibt es recht viele Nachbeben.


Schweiz: Erschütterung Ml 2,9

Datum 27.03.23 | Zeit: 17:21:15 UTC | 47.37 N ; 6.91 E | Tiefe: 7 km | Ml 2,9

Heute Abend gab es in der Grenzregion von Schweiz, Frankreich und Deutschland ein weiteres Erdbeben. Es hatte eine Magnitude von 2,9 und einen Erdbebenherd in 7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 13 km südlich von Audincourt (Frankreich) verortet. es handelt sich um ein Nachbeben des stärkeren Erdbebens Ml 4,4 vom 22. März.

Erdbeben-News 25.03.23: Hawaii

Erdbeben Ml 4,2 erschüttert Vulkan Mauna Loa auf Hawaii

Datum 24.03.23 | Zeit: 03:04:00 UTC | 19.49 N ; 155.46 W | Tiefe: 14 km | Ml 4,2

Gestern ereignete sich auf Big Island Hawaii ein moderates Erdbeben der Lokal-Magnitude (Richterskala) 4,2. Das Hypozentrum befand sich in 14 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 km westlich des Ortes Volcano verortet. Schaut man auf die Erdbebenkarte, dann sieht man, dass sich das Beben am Nordostrift des weltgrößten Vulkans Mauna Loa ereignete. Es folgten mehr als 20 schwache Nachbeben. Die Daten stammen vom EMSC. Das USGS berechnete zuerst eine Magnitude von 4,1, stufte sie aber anschließend auf Ml 3,9 herab. Die Geowissenschaftler vom HVO schrieben in einem Statement, dass es sich bei dem Beben um ein tektonisches Ereignis an der Kaʻōiki-Verwerfungszone handelte und dass es nicht mit magmatischer Aktivität innerhalb des Mauna Loa zusammenhing. Es soll auch keinerlei Auswirkungen auf das Fördersystem des Nachbarvulkans Kilauea gehabt haben.

Am Kilauea wird weiterhin eine schwache bis moderate Bodenhebung infolge von Magmen-Inflation registriert und eine neue Eruption könnte ohne große Vorwarnungen beginnen. Für den Mauna Loa hält man das allerdings für unwahrscheinlich, da der Vulkan nicht so häufig ausbricht und erst im letzten Jahr Druck in einer Eruption abgebaut hat. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir nicht wieder 38 Jahre warten müssen, bevor wir den nächsten Vulkanausbruch am Mauna Loa erleben werden.

In der Region der Kilauea-Gipfelcaldera werden täglich um die 50 schwache Erdbeben festgestellt. Die meisten Erschütterungen haben Magnituden im Mikroseismik-Bereich. Entlang des Ostrifts gibt es keine signifikanten Änderungen. Es ist vollkommen ungewiss, ob der Puu’O’o-Krater jemals wieder aktiv werden wird. Die Seismizität bei Pahala am unteren Südwestrift ist nicht mehr ganz so stark, wie es noch zum Jahresanfang der Fall war. Es sieht so aus, als wäre der Magmenzustrom in den unteren Magmenkörper geringer geworden.

Zusammenfassung:

  • Im Nordosten des Vulkans Mauna Loa gab es ein Erdbeben Ml 4,2 (Ml 3,9 laut USGS).
  • Es gab gut 20 Nachbeben.
  • Der tektonisch bedingte Erdstoß manifestierte sich an der Kaʻōiki-Verwerfungszone.

Vulkan Kilauea mit Lavasee am 15.01.23

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Lavaseen am Kilauea sind stabil

In den letzten Tagen veränderte sich die Lavasee-Aktivität im Halema’uma’u-Krater des Kilaueas praktisch nicht und die Situation kann als stabil betrachtet werden. Es brodeln weiterhin 2 Lavaseen im Krater: der kleinere befindet sich im Westteil des Kraters und kann als primärer Lavasee mit eigenständiger Zirkulation in einem Pitkrater angesehen werden. Er war bereits vor der Eruptionspause im Dezember aktiv. Der größere See wird vom HVO als aufgestauter Lavasee bezeichnet und hat eine Fläche von 12 Hektar. Das würde dann einer Fläche von 120.000 Quadratmetern entsprechen. Geht man von einem kreisrunden Lavasee aus, hat er einen Durchmesser von fast 400 m, was schon beachtlich ist und größer als man von den Aufnahmen her schätzen würde. Der Lavasee wird von einer kleinen Fontäne gespeist und müsste ohne Zirkulation eigentlich wachsen. Da er nur gelegentlich über die Ufer tritt, vermute ich einen Abfluss oder eben doch bereits eine Zirkulation.

Es gibt weiter Deflations-Inflations-Zyklen, wobei wir uns gerade in einer Deflationsphase befinden. Übergeordnet gibt es eine schwache Bodenhebung der Caldera infolge von Inflation. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug am 9. Januar 3500 Tonnen. MIROVA misst eine thermische Anomalie mit 1500 MW Leistung. Gestern gab es rund 40 Erdbeben am Vulkan.

Neue Messkampagne am Kilauea geplant

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass das HVO im Sommer eine Messkampagne plant, während derer 1600 mobile Seismografen im Gipfelbereich des Vulkans installiert werden sollen. Sie fühlen dem Vulkan 3 Monate lang den Puls. Ziel ist es, schwachen vulkanotektonischen Erdbeben auf die Spur zu kommen, um mit ihrer Hilfe die Wege und Speicherorte des Magmas unter dem Kilauea genauer zu lokalisieren. Auslöser für diese Kampagne ist eine CalTech-Studie, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz die Bebentätigkeit im Bereich von Pahala am unteren Südwestrift des Kilaueas untersuchte. Wie berichtet, fand man dabei heraus, dass die Erdbeben dort von Magmenbewegungen entlang des Mantelplumes stammen und identifizierte einen großen Magmenkörper, von dem aus sich die Schmelze in Richtung der beiden aktiven Vulkane Mauna Loa und Kilauea verteilt.

Lavasee Kilauea am 12.01.22

Lavaseen und Vollmond. © HVO

Lavasee im Kilauea ist kleiner geworden

Im Laufe der letzten Tage ist der neue Lavasee im Halema’uma’u-Krater der Kilauea-Gipfelcaldera kleiner geworden. Es gibt praktisch 2 Seen unterschiedlicher Größe. Beim Kleineren handelt es sich um den alten Lavasee, der bis zum Dezember über ein Jahr lang aktiv war und sich im Westen des Kraters befindet. Der größere Lavasee, der dabei ist sich zu etablieren, liegt im östlichen Bereich des Kraters. Auf der Livecam sieht er schön rund aus. Es lässt sich aber nicht sagen, ob es schon ein primärer Lavasee mit eigener Lava-Zirkulation ist, oder ob es sich noch um einen sekundären Lavasee handelt, der eigentlich aus einem mit Lava überfluteten Areal besteht, aus dem die Lava aus Förderschloten an der Oberfläche austritt. Damit es sich um einen primären Lavasee handeln kann, müsste inzwischen ein Krater im Krater entstanden sein. Die Lava quillt überwiegend aus einem Schlot aus und erzeugt an der Oberfläche einen Lavasprudel. Es bildeten sich die Erstarrungsmuster auf der Lava, wie sie für Lavaseen typisch ist. Dass ständig Lava sprudelt, das lavabedeckte Areal aber nicht größer wird, liegt die Vermutung nahe, dass es eine Zirkulation gibt. Das HVO schreibt aber noch von einem Gebiet, das von Lava bedeckt ist.

Es gibt weiterhin Deflations-Inflations-Zyklen. Aktuell befinden wir uns wieder in einer Inflationsphase. Betrachtet man den Chart der Bodendeformation, erkennt man einen übergeordneten Aufwärtstrend der Bodenhebung: Es steigt also mehr Lava aus der Tiefe auf, als im Krater eruptiert wird.

Der Schwefeldioxid-Ausstoß bleibt mit 3500 Tonnen am Tag hoch. MIROVA detektiert eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von 1713 MW. Vor 2 Tagen war der Wert noch fast doppelt so hoch, was bestätigt, dass die Fläche glühender Lava kleiner geworden ist. Die Seismizität hat stabile Werte auf moderatem Niveau angenommen: täglich werden zwischen 35-40 Erschütterungen am Kilauea registriert. Der Tremor ist erhöht, es gibt also unterirdische Fluidbewegungen.

Der Lavasee zeigt sich auch auf Sentinel-Satellitenaufnahmen im Infrarotspektrum.

Vulkan Kilauea mit Lavasee am 07.01.22

Der neue Lavasee am Kilauea. Im Hintergrund erkennt man den Mauna Loa. © HVO/USGS

Lavasee im Halema’uma’u-Krater bleibt aktiv

Der Lavasee am Kilauea bleibt aktiv und es sieht nicht danach aus, als würde sich das in den nächsten Stunden ändern. Der Tremor ist weiterhin erhöht. Die Erdbeben haben aber nachgelassen und die Bodenhebung durch das schnell aufgestiegene Magma, die kurz vor der Eruption stattfand, baut sich allmählich ab: die Lava quillt aus mehreren Schloten im Bereich des Halema’uma’u-Kraters. Zur Stunde ist etwa der halbe Kraterboden mit frischer Lava bedeckt. Man erkennt auch, dass der kleine Lavasee wieder aktiv ist, der bis in den Dezember hinein für unsere Unterhaltung sorgte. Sehr wahrscheinlich wird sich bald die Aktivität wieder auf diese Region beschränken.

Leider wurde beim HVO die Kilauea-Livebebenkarte offline genommen, die die tägliche Bebenaktivität anzeigte. Es werden nur noch Wochen-, Monats- und Jahresübersichten angezeigt, anhand derer sich schlecht das tagesaktuelle Geschehen beobachten lässt. Im Zeitraum 08. Dezember bis 07. Januar wurden am Kilauea 2284 Erdbeben registriert. Auf der Karte erkennt man, dass sich ungewöhnlich viele Beben im Bereich der Gipfelcaldera ereigneten. Es gab aber auch eine große Anzahl an Beben am unteren Südwestrift beim Küstenort Pahala. Dort soll die Mantelplume münden, die die Vulkane Hawaiis mit Schmelze versorgt. Eine langgestreckte Erdbebenzone erkennt man auch an der unteren Südflanke des Vulkans. Diese Beben könnten durch den Scherprozess kommen, durch den sich die Flanke langsam abschiebt, ähnlich wie wir es vom Ätna kennen.

Betrachtet man die Bodendeformation genauer, erkennt man, dass ein großer Teil des Magmas eruptiert wurde, der kurz vor Eruptionsbeginn aufgestiegen ist. Der übergeordnete inflationäre Trend bleibt aber bestehen. Interessant ist, dass nun auch am Puu’O’o-Krater eine Bodenhebung gemessen wird. Noch ist es zu früh, um von einer dauerhaften Trendwende zu sprechen, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass die Schmelze wieder so hoch im Fördersystem des Gipfelkraters steht, dass die alten Wege reaktiviert werden, die das Ostrift mit Magma versorgen.