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Island: Erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit bestätigt

IMO-Forscher bestätigen auf Island erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit bei inzwischen gleichbleibender Seismizität

Auf der isländische Reykjanes-Halbinsel gab es in den letzten 24 Stunden wieder einige Erdbeben. Sechs Beben manifestierten sich entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe bei Svartsengi. Eins der Erdbeben lag unter Grindavik. Auch an den benachbarten Spaltensystemen Fagradalsfjall und Krysúvik bebte die Erde, sehr wahrscheinlich infolge der erhöhten Spannungen durch die Bodenhebung bei Svartsengi.

Laut den Vulkanologen von IMO besteht entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe weiterhin eine hohe Ausbruchswahrscheinlichkeit. Das geht aus einem heute veröffentlichten Bulletin hervor. Demnach setzt sich die Magmaansammlung weiter fort, obgleich sich die Geschwindigkeit der Bodenhebung in den letzten Tagen etwas verlangsamte. Das kann entweder daran liegen, dass aus der Tiefe weniger Magma aufsteigt, oder an dem immer weiter ansteigenden Gegendruck im flach liegenden Speichersystem, der aufsteigendes Magma quasi ausbremst.

Das derzeitige Magmavolumen unter Svartsengi ist seit Beginn der Eruptionen im Dezember 2023 auf ein neues Höchstmaß angewachsen und war zu keinem Zeitpunkt höher als jetzt. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass diese Phase der Magmaakkumulation in absehbarer Zeit in eine Gangbildung nebst Eruption mündet, die voraussichtlich zwischen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell Platz nehmen wird.

In den vergangenen Wochen hat die seismische Aktivität allmählich zugenommen, was auf steigenden Druck im Bereich der potenziellen Ausbruchsstelle hindeutet. Ein Vulkanausbruch kann daher kurzfristig erfolgen. In den letzten Tagen steigerte sich die Seismizität allerdings nicht mehr und täglich werden zwischen 5 und 7 schwache Beben registriert.

Der Schwerpunkt der Erdbebenaktivität liegt weiterhin im selben Bereich wie vor den jüngsten Ausbrüchen, insbesondere zwischen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell. Dort trat bei sechs der sieben Eruptionen seit Dezember 2023 erstmals Magma an die Oberfläche. Die Anfang des Monats gemeldete Verlagerung der Erdbeben in östlicher Richtung hat sich nach einer erneuten Analyse mit genaueren Daten nicht bestätigt. Die Vulkanologen wiesen darauf hin, dass ein fehlerhaft arbeitendes Geophon falsche Daten geliefert hatte. Der Fehler wurde inzwischen behoben.

Die Gefahreneinschätzung hat sich gegenüber der Vorwoche nicht geändert und in den unterschiedlichen Zonen gelten die gleichen Risikoeinschätzungen wie zuvor: Die rote Zone mit dem größten Gefahrenpotenzial ist die Zone 3, in der die Kraterreihe verläuft. Die Blaue Lagune, das Geothermalkraftwerk und Grindavik liegen in der orangen Gefahrenzone.

Island: erhöhte Schwefeldioxid-Emissionen am 14.11.23

Räumung von Grindavik aufgrund erhöhter Schwefeldioxid-Konzentrationen – Magma dring weiter in den Dyke ein

Wie vor wenigen Minuten bekannt wurde, wird der Ort Grindavik erneut geräumt, und die Menschen, die tagsüber zu ihren Häusern und Wohnungen durften, um ihre Sachen zu bergen, wurden aufgefordert, den Ort umgehend zu verlassen. Diese Anordnung stammt vom Zivilschutz und wird vom Polizeichef der Region umgesetzt. Es wird betont, dass es sich nicht um eine Notfallevakuierung handelt, sondern um eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund einer möglichen Gesundheitsgefährdung wegen zu hoher Schwefeldioxid-Konzentrationen in der Luft. Diese wurde von IMO-Mitarbeitern heute Nachmittag detektiert. Es stellt sich die Frage, ob man erst heute mit den Messungen angefangen hat, oder ob die SO2-Konzentration bereits seit Beginn des Geschehens erhöht ist? Sollte die Konzentration jetzt erst steigen, würde das die Vermutung nahelegen, dass Magma weiter aufgestiegen ist.

Auf Videoaufnahmen der bekannten Fraktur nahe des Sportzentrums von Grindavik war schon vorgestern zu sehen, dass Dampf aus dem Riss aufstieg. Unklar ist, ob es sich um fumarolischen Dampf aus der Erdspalte handelte, oder ob eine Fernwärmeleitung unter der Straße geborsten ist und der Dampf vielleicht daher stammte.

Als gesichert sehen Experten den Umstand an, dass weiter Magma in den Gang eindringt. Die Quelle wird im Bereich der meisten Erdbeben vermutet, die sich ca. 3,5 km nordnordöstlich von Grindavik ereignen. IMO veröffentlichte vorhin neue Modellrechnungen, nach denen der Magmenzufluss 75 Kubikmeter pro Sekunde beträgt. Das ist schon eine ordentliche Hausnummer und übersteigt die Magmenakkumulation der ersten und stärksten Fagradalsfjall-Eruption um ein Vielfaches. Wir dürfen gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht. Da der Magmenzustrom in der Tiefe anhält, sehe ich nur eine geringe Chance, dass es für die Betroffenen gut endet. Mit anderen Worten, ich rechne noch mit einem Vulkanausbruch, und je länger er auf sich warten lässt, desto stärker könnte er werden. Eine gesicherte Erkenntnis ist das aber nicht!

Island: erhöhte Seismizität unter Vatnajökull am 26.12.23

Erdbebentätigkeit bleibt erhöht – Reykjanes und Vatnajökull betroffen

Auch zu Weihnachten kommt die Erde unter Island nicht zur Ruhe und es gibt weiterhin zahlreiche schwache Erdbeben. Besonders betroffen ist nach wie vor die Reykjanes-Halbinsel, wo sich täglich ca. 100 Erschütterungen ereigneten, die meisten davon entlang des Magmatischen Gangs nördlich von Grindavik. Einige Erschütterungen gab es aber auch am Fagradalsfjall und bei Krysuvik. Schaut man sich die Statistiken genauer an, dann erkennt man gestern tagsüber eine Lücke in den Aufzeichnungen. Ob es tatsächlich weniger Erdbeben gab oder ob diese aufgrund des Windes nur nicht registriert wurden, bleibt unklar. Klar bleibt aber, dass es nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel Erdbeben gab, sondern auch im Bereich des größten Gletschers der Insel: dort wurden in den letzten 48 Stunden 23 Erdbeben festgestellt. Seit einigen Tagen kam es hier vermehrt zu Erdbeben, von denen 2 Magnituden im 3er-Bereich hatten und am Rand der Bardarbunga-Caldera verortet wurden. Allerdings lagen sie relativ flach und standen sehr wahrscheinlich nicht mit Magmenaufstieg in Verbindung. Anders sieht es da mit den Beben im Bereich von Grimsvötn/Grimsfjall aus, die sich seit gestern manifestierten. Hier gab es mehrere Erschütterungen in 5 km Tiefe, also jener Tiefe, in der sich gerne Magma akkumuliert. Schaut man sich die Bodenhebung der Region an, stellt man fest, dass sich der Boden im Dezember um gut 2 cm hob.

Deutlich höher ist die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel. Aktuell liegt die Bodenhebung bei ca. 5 mm am Tag und es fehlen noch 25 mm, bis wieder das Bodenhebungsniveau wie vor der jüngsten Eruption erreicht ist. Von da an wächst die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Ausbruchs deutlich an. Die Daten sind aber mit Vorsicht zu genießen, denn je nach Quelle und verwendetem Messintervall können die Werte deutlich schwanken. Betrachtet man die aktuellen Daten von IMO, dann gab es seit gestern eine Bodenhebung von mehr als 1 cm. vorher war die Hebung deutlich geringer. Die oben angegeben 5 mm pro Tag sind von mir gemittelt.

Die Frage, die ich mir als Vulkanspotter stelle, ist natürlich die, ob es wieder eine kurzlebige Eruption wird oder ob sie länger anhalten wird, vorausgesetzt, es kommt zur Eruption.

Die isländischen Medien berichten jetzt über Weihnachten kaum noch von den Ereignissen bei Grindavik. Die Liveblogs ruhen, bis es neue Aktivität gibt. Vermutlich will man sich die Weihnachtsstimmung nicht mit Prognosen von Dingen eintrüben, die dann doch nicht eintreffen. Dazu gehören natürlich auch so Einschätzungen wie „signifikant geringeres Eruptionsrisiko„, wie es noch einige Tage vor dem Ausbruch bekanntgegeben wurde. Interessant ist auch die Aussage früherer Artikel gewesen, dass die Grindavikings dieses Jahr nicht mehr in ihre Stadt zurückkehren werden. Da hat man wohl die Rechnung ohne das Gesetz gemacht gehabt. Ein Indiz dafür, dass sich die politischen Gegebenheiten auf Island nicht so sehr von den unseren unterscheiden, wo die rechte Hand nicht weiß, was die Linke macht und schon gar nicht, was man laut Gesetz machen kann!

Island: Erneutes Schwarmbeben bei Reykjanestá

Der Leuchtturm von Reykjanestá. © Marc Szeglat

Schwarmbeben erschüttert Offshore-Bereich von Reykjanestá auf Island – stärkstes Beben Mb 3,2

In den frühen Morgenstunden begann vor der Westspitze der Reykjaneshalbinsel ein Schwarmbeben, das aus 30 Erschütterungen besteht. Das stärkste Einzelbeben hatte die Magnitude 3,2 und manifestierte sich in 6,4 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum des Erdstoßes wurde 5,5 km west-nordwestlich von Reykjanestá verortet.

Die Lokation Reykjanestá ist wegen ihres Leuchtturms bekannt. Von dort fährt man nur wenige Minuten die Küste entlang, bis man Grindavik erreicht. Um den kleinen Fischerort ist es in diesem Jahr ruhiger geworden, weil sich die Eruptionszentren der jüngsten Ausbrüche in nördliche Richtung verlagert hatten und die Lavaströme nicht mehr Richtung Grindavik flossen. Ein Umstand, der sich bei weiteren Eruptionen allerdings wieder ändern könnte.

Schwarmbeben vor der Westspitze von Reykjanes können rein tektonischer Natur sein, obwohl es im Kontext mit der Bodenhebung im nahen Svartsengi-Gebiet wahrscheinlich ist, dass die Erdbeben indirekt eine Folge der Magma-Ansammlung dort sind. Der steigende Druck im Untergrund wirkt sich auf Störungen vor der Küste aus und aktiviert die Störungszonen des Kolbensey-Ridge, das als Ver74029565f5384acbb88ba8ae7a368eablängerung des Mittelatlantischen Rückens Island durchzieht. Weiter südwestlich am Ridge manifestierte sich heute auch ein Erdbeben Mb 3,8.

Die Erdbeben wurden in einer kurzen Notiz bei MBL erwähnt. Obwohl der Erdstoß Mb 3,2 theoretisch im spürbaren Bereich lag, gab es keine entsprechenden Wahrnehmungsmeldungen. Laut IMO verhielt es sich mit dem Erdbeben Mb 3,1 bei Krysuvik, über das ich bereits gestern Abend berichtete, anders: Dieser Erdstoß wurde in der Hauptstadtregion von Reykjavik wahrgenommen.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht konstant weiter und ein Ende der Aktivität ist nicht in Sicht. So ist es wahrscheinlich, dass sich noch dieses Jahr eine weitere Eruption ereignen wird.

Das Schwarmbeben bei Reykjanestá ist übrigens noch nicht vorbei und es werden weitere schwache Erdstöße registriert.

Island: Erste Häuser in Grindavik brennen

Lava erreicht Grindavik – erste Häuser stehen in Flammen

Nun ist er definitiv eingetroffen, der von Lavaströmen ausgelöste Katastrophenfall in Grindavik. Am späten Nachmittag geriet das erste Haus in Kontakt mit der Lava aus der Spalte am Stadtrand und fing Feuer. Gegen Abend folgte dann das zweite Haus. Noch ist es nur ein vergleichsweise kleiner Lavastrom, der die Stadt erreicht hat, doch der weitere Verlauf ist nicht abzuschätzen. Man kann Glück im Unglück haben, so dass nur wenige Häuser zerstört werden, doch wenn die Eruption länger andauern sollte, dann muss man mit großen Schäden rechnen. Sogar der Totalverlust von Grindavik ist ein mögliches Szenario.

IMO schrieb nachmittags, dass sich der Ausbruch in der Nähe von Hagafell-Grindavík stabilisiert hat und die Stärke konstant geblieben sei. Wie meistens war die Förderrate der Lava nach dem Initialstadium der Eruption am stärksten und nahm dann ab. Abgenommen hat seit dem Nachmittag auch die Seismizität, obwohl sie immer noch deutlich erhöht ist. von daher ist es nicht ausgeschlossen, dass sich weitere eruptionsspalten öffnen werden oder das sich bestehende verlängern werden. Auch eine weitere Spaltenöffnung im Stadtgebiet ist möglich.

Die Gesamtsituation ist im Endeffekt unberechenbar und man muss sich darauf einstellen, dass es auch in den nächsten Jahren auf der Reykjaneshalbinsel zu weiteren Eruptionen, Erdbeben und Riftingepisoden kommen kann. Vermutlich wird sie dazu führen, dass Grindavik dauerhaft evakuiert werden wird, sofern es die Gesetzeslage zulässt. Diese erzwang ja kurz vor Weihnachten, dass man den Bewohnern der Stadt die Rückkehr in ihre Häuser gestatten musste. Bleibt zu hoffen, dass sie ihr Mobiliar noch nicht in ihre Häuser zurückgeschafft hatten.

Aufgrund der Ausbreitung des Dykes bis unter Grindavik wurden bestehende Verwerfungen und Brüche reaktiviert, und wahrscheinlich bildeten sich in der Stadt neue Brüche.

Island: Eruption endete am 09.02.24

Vulkanausbruch auf Reykjanes wahrscheinlich vorbei – Keine sichtbare Aktivität mehr

Der jüngste Vulkanausbruch auf Island ist wahrscheinlich bereits wieder vorbei, denn seit gestern Abend gibt es keine sichtbare Aktivität mehr an der Eruptionsspalte. Wie schon die vorherigen Eruptionen handelte es sich auch diesmal um ein sehr kurzweiliges Ereignis, das aber einige Störungen mit sich brachte. Noch immer ist die Heißwasserversorung auf weiten Teilen des Halbinselgebietes unterbrochen und die Menschen sitzen ohne Heizungen in ihren frostigen Räumen, und Wasserleitungen drohen zu gefrieren und könnten platzen. Bei nächtlichen Temperaturen von minus 14 Grad nicht gerade angenehm! Am Freite gab es dann auch lange Schlangen vor Baumärkten, und fast jeder der Betroffenen versuchte elektrische Heizgeräte zu ergattern. Allerdings warnten die Stromversorger davor, dass die Stromnetze nicht für so eine Belastung ausgelegt seien. Bis jetzt habe ich aber noch nicht von einem kollabierten Stromnetz auf Island gelesen. Unterdessen gehen die Arbeiten an der provisorischen Heißwasserleitung weiter. Man hofft, sie heute in Betrieb nehmen zu können.
Die Eruption war zwar kurz, aber in den wenigen Stunden der Hauptphase wurden enorme Mengen Schmelze gefördert. Dies bewirkte, dass der Boden zwischen Svartsengi und Thorbjörn bis zu 10 cm absackte. Diese Subsidenz ist sowohl auf den GPS-Kurven sichtbar als auch auf einem neuen INSAR-Satellitenbild, das von IMO gestern Nachmittag veröffentlicht wurde. Damit bewegte sich die Eruption auf ähnlich intensivem Niveau wie der Ausbruch vom 18. Dezember. Die Eruption vom 14 Januar verursachte hingegen nur eine geringe Absackung des Bodens.

Was heißt das für die zukünftige Entwicklung des Geschehens auf Reykjanes? Vorausgesetzt, der Magmenaufstieg unter Svartsengi geht weiter, dann wird es sehr wahrscheinlich länger dauern, bis das Reservoire wieder so voll ist, bis es zur nächsten Eruption kommt. Ich gehe davon aus, dass wir den nächsten Ausbruch in ca. 6 bis 8 Wochen erleben werden, wobei es natürlich immer möglich ist, dass bisherige Muster durchbrochen werden und andere Mechanismen aktiviert werden, die uns mit unerwarteten Ereignissen konfrontieren können.

So, während ich diese Zeilen schrieb, klarte es etwas auf und ich kann den Vesuv von meiner Unterkunft bei Neapel wieder sehen. Der Regen hat auch nachgelassen und ich breche jetzt nach Herculaneum auf.

Island: Eruption geht abgeschwächt weiter

Eruption auf Island geht auf verringertem Niveau weiter – Ausnahmezustand für Grindavik

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Mittag begann, hat sich deutlich abgeschwächt und folgt so dem bereits bekannten Eruptionsmuster. Heute Nacht waren laut Medienberichten noch 6 Schlote entlang der Spalte aktiv gewesen. Heute Vormittag sieht man auf den Livecams, dass sich die Aktivität auf ein kurzes Segment der Spalte konzentriert. Die meiste Lava wird aus einem Schlot im Kraterkegel gefördert, der sich schon während der letzten Eruption vom 16. März bis 9. Mai gebildet hatte. Es ist eher ungewöhnlich, dass solche Schlackenkegel reaktiviert werden, denn normalerweise sind sie monogenetisch, doch die neue Eruption hat offenbar Teile der alten Spalte wieder aufgerissen. Die Angaben zur Länge der Eruptionsspalten sind widersprüchlich. In einem ersten IMO-Bericht hieß es, dass die Spalte 3,4 Kilometer lang sein sollte. Inzwischen wurde der Wert auf 2,4 Kilometer korrigiert.

Die Initialphase der Eruption wird als besonders stark beschrieben und es könnten bis zu 2000 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert worden sein. Bis um 16 Uhr wurden so 13 Millionen Kubikmeter Schmelze ausgestoßen. Heute Morgen soll die Förderrate noch zwischen 30 und 50 Kubikmetern pro Sekunde betragen. Die Lava fließt durch einen neu gebildeten Kanal entlang des Lavafelds, stagniert aber vor Grindavik. Hier haben die Dämme alle Arbeit geleistet und die Stadt erneut gerettet. Zugegeben, ich war zu anfangs skeptisch, als man mit der Konstruktion der Dämme begonnen hatte, doch offenbar halten sie mehr aus, als ich ihnen zugetraut habe. Dabei gelang es im Jahr 2001 am Ätna, ebenfalls Lavaströme mit solchen Erdwällen umzuleiten.

In Grindavik wurde einstweilen erneut der Katastrophenfall ausgerufen, was einen Manager des Tourismusverbandes auf den Plan rief, der meinte, dass die ungenaue Berichterstattung ausländischer Medien es dann häufig so darstellen würde, dass über ganz Island der Ausnahmezustand verhängt worden wäre, was zu sinkenden Touristenzahlen führen würde.

Grindavik selbst ist zwar mit einem blauen Auge davongekommen, aber eben doch nicht ganz ohne Blessuren: Es wurden zwei Straßen von Lava unterbrochen, darunter eine Umgehungsstraße am Ortsrand und die wichtige Hauptstraße. Außerdem wurde ein Strommast Opfer der Lava, weshalb die Stromverbindung unterbrochen ist und Grindavik ohne Elektrizität auskommen muss.

Bis jetzt ist es unklar, wie es in dem Gebiet mit den Eruptionen weitergehen wird. Der zuvor angehobene Boden ist um 16 Zentimeter abgefallen. Erste Messungen nach Eruptionsbeginn zeigen, dass die starke Subsidenz gestoppt hat und sich die Deformation stabilisierte. Die nächsten Tage werden zeigen, ab sich der Zustrom aus dem tiefen Reservoir in den flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi fortsetzt, und man mit weiteren Eruptionen in dem Gebiet rechnen muss.

Island: Eruption geht aus einem Krater weiter

Eruption der Sundhnúkar-Kraterreihe hält an – Bodenhebung bestätigt

Auf Island geht der Sundhnúkar-Ausbruch bei Svartsengi weiter, beschränkt sich inzwischen aber auf einen Kraterkegel. Die Eruption begann vor drei Wochen und erzeugte in ihrem Anfangsstadium den größten Lavaausstoß der Serie bei Svartsengi. Ich bin heute von meiner Stippvisite auf Island zurückgekehrt und konnte mir selbst ein Bild der Lage machen. Am Dienstag näherte ich mich der Eruption per Helikopter und sah noch Aktivität aus zwei Kratern, wobei sich die stärkste Aktivität auf den jetzt noch aktiven Krater konzentrierte. Gestern wurde ich dann mit einem Wagen der lokalen Einsatzkräfte durch Grindavik gefahren und konnte die Schäden in der Stadt begutachten. Im Anschluss ging es vom Südosten her auf den Husafjall, von wo ich aus einen Blick über das Eruptionsgebiet hatte und kurz eine Drohne in Richtung Krater fliegen lassen konnte. In den drei Tagen zwischen meinen beiden Beobachtungen hatte sich die Aktivität subjektiv verringert, was sich allerdings nicht im Tremor niederschlägt, denn dieser hat seitdem leicht zugenommen. Vom aktiven Krater ging gestern ein Lavastrom aus, der nur noch auf einer Länge von ca. 200 m Rotglut an der Oberfläche zeigte. Weiter vorangeschrittene Lavafronten waren inaktiv. Die Verschnaufpause nutzen die Isländer, um die Dämme um Grindavik und Svartsengi zu verstärken. Man schreckt auch nicht davor zurück, die erst wenige Wochen alten Lavafelder zu bearbeiten.

Das Eruptionsgebiet und insbesondere Grindavik sind weiträumig abgesperrt. In erster Linie geht es darum, die Bewohner von Grindavik zu schützen und Neugierige fernzuhalten. Gestern wurde aber aufgrund einer erfolgreichen Klage des isländischen Journalistenverbands Pressevertretern wieder der Zugang ins Sperrgebiet gestattet, allerdings nur in Begleitung einer Eskorte. Frei bewegen darf man sich nicht. Dennoch habe ich Glück gehabt, dass ich dann als einer der ersten Journalisten wieder ins Gebiet reingelassen wurde.

Einstweilen wurde von Seiten der IMO-Wissenschaftler eine Zunahme der Bodenhebung unter Svartsengi bestätigt. Anhand der GPS-Messdaten lässt sich dieser Umstand sehr schön nachvollziehen. Es wird also weniger Lava bei der Eruption ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe ausgestoßen wird.

Wie lange die Eruption noch anhalten wird, ist ungewiss. Prognosen, dass sie Ostern nicht überdauern wird, haben sich offensichtlich nicht bestätigt. Es scheint sich aber zu bestätigen, dass mit weiteren Eruptionen zu rechnen ist, nachdem der aktuelle Ausbruch vorbei ist. Bilder und ein ausführlicher Reisebericht folgen in Kürze.

Island: Eruption hat am 15.01.24 nachgelassen

Eruption hat nachgelassen – Spalte vor Grindavik inaktiv

Der aktuelle Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat bereits wieder deutlich nachgelassen und verhält sich somit ähnlich wie die letzte Eruption vom 18. Dezember. Meine Livecamanalyse zeigt, dass die ursprüngliche Spalte mit einer Länge von 900 m nur noch an drei Stellen aktiv ist. Die Länge des aktiven Lavastroms, der in südwestlicher Richtung unterwegs ist, hat sich deutlich reduziert und auf den Cams sieht man praktisch nur noch Nachglühen. Dennoch könnte sich die Lavafront, die außerhalb des Bildbereichs liegt, noch langsam bewegen: Schmelze könnte durch einen Tunnel bis an de Front fließen. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Strom nur noch in der Nähe der Spalte fließt. Die zweite 100 m lange Spalte, die sich nachmittags 200 m vom Stadtrand entfernt öffnete, scheint inaktiv geworden zu sein. Momentan sieht es so aus, als würden keine weiteren Häuser zerstört werden.

Der vulkanische Tremor war während des Initialstadiums der Eruption am größten, hat inzwischen stark nachgelassen und korreliert mit den visuellen Beobachtungen. Diese sind aber nur eine Momentaufnahme und auch, wenn es nach Entspannung aussieht, könnte die Aktivität wieder aufleben: Bestehende Spalten könnten reaktiviert werden oder es könnten sich neue bilden. Dafür spricht, dass die Erdbebentätigkeit weiterhin deutlich erhöht ist und auch die Bodenhebung unvermindert weitergeht. Zwar kam es zu Beginn der Eruption zu der üblichen Anhebung des Bodens, gefolgt von einer schnellen Subsidenz um mehrere Zentimeter, doch seitdem hebt sich der Boden wieder mit einer vergleichbaren Rate wie vor der Eruption.

Die Spezialisten vom IMO schrieben gestern Abend noch, dass die Sensoren in Grindavik starke Bodendeformationen registrierten, die auf neue Rissbildungen in der Stadt hindeuteten. Bestimmt wird man heute die Schäden inspizieren und das Schicksal des kleinen Fischerortes sieht einmal mehr nicht gut aus. Doch die unerschütterlichen Bewohner geben bestimmt nicht so schnell auf!

Wie es weitergeht, ist wie immer offen. Seit der Riftingepisode vom 10. November wird die Situation bei Grindavik mit der Krafla-Eruption in den 1970er Jahren verglichen. Damals war der Spaltenvulkan 9 Jahre lang immer wieder aktiv und erzeugte eine Reihe kurzweiliger Eruptionen, so wie wir es Augenblicklich auch auf Reykjanes sehen. Vielleicht werden die Eruptionen als die Grindavik-Feuer in die Geschichtsbücher Islands eingehen.

Island: Eruption hat sich stabilisiert

Vulkanausbruch hat sich auf moderatem Niveau stabilisiert – Mehrere Schlote aktiv

Im Tagesverlauf steigerte sich die Aktivität der Sundhnukur-Krater (Sundhnúksgígar) etwas und stabilisierte sich auf einem moderaten Niveau. Das spiegelt sich auch im Verlauf des Tremorgraphen wider, der sich ohne größere Schwankungen seitwärts bewegt. Es sind mehrere Schlote auf einem 200 – 300 m langen Spaltensegment aktiv, wobei die Aktivität von 2 Kratern dominiert wird, die sich im Bereich des alten Schlackenkegels vom März bildeten. Es wird nach wie vor viel Lava gefördert. Sie fließt zunächst zu den Seiten ab und schwenkt dann in Richtung Süden und fließt auf Grindavik zu, aber ohne die Stadt zu erreichen. In einiger Entfernung zu diesem Eruptionszentrum gibt es noch einen kleineren Spaltenbereich, der schwach aktiv ist.

Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde erklärte heute Morgen in einem MBL-Artikel, dass man sich über den Verbleib der Lava sorgt. Er ist der Meinung, dass sich auf dem weitläufigen Lavafeld sekundäre Lavaseen bilden und durch natürliche Barrieren auf dem Lavafeld aufgestaut werden. Sollten diese Barrieren brechen, dann könnte sich eine wahre Lavaflut in Richtung Grindavik ergießen, die von den künstlich angelegten Barrieren nicht aufgehalten werden könnte. Man wollte im Laufe des Tages zu Observierungsflügen aufbrechen, um diese Lavaseen aufzuspüren.

Bereits gestern Abend unternahm man einen Kartierungsflug und fertigte eine Karte der neuen Lavaströme und der Eruptionsspalte an. Man sieht, dass die Spalte nicht ganz gerade verläuft und in Segmente unterteilt ist. Die Eruption wird von einem magmatischen Gang gespeist, der zwischen den Hügeln Stóra-Skógfel und Hagafell intrudierte. Neuen Einschätzungen zufolge soll sich der Boden um 15 Zentimeter abgesenkt haben. 15 Millionen Kubikmeter Magma sind seit der Intrusion gestern aus dem Magmenreservoir unter Svartsengi abgeleitet worden. Die GPS-Messungen zeigen, dass die Subsidenz zumindest stark nachgelassen oder sogar gestoppt hat. Ob sich bereits ein Gleichgewicht zwischen Magmenaufstieg unter Svartsengi und der Förderrate der Eruption eingestellt hat, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Morgen wissen wir vielleicht mehr.