Island: Vulkanausbruch geht am 31. Mai weiter

Eruption auf Island hält abgeschwächt an- Grindavikurvegur auf langer Strecke unterbrochen

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am Freitag weiter, allerdings in abgeschwächter Form. Doch noch immer sind mehrere Schlote entlang der Eruptionsspalte Sundhnúksgígar aktiv. Der Aktivitätsrückgang ist insbesondere an dem Krater besonders augenfällig, der bis jetzt am aktivsten war und sich auf der Rückseite des Kraters der März-Eruption gebildet hatte. Obwohl die Höhe der Lavafontänen dort stark zurückgegangen ist, tritt dennoch ein Lavastrom aus. Am intensivsten ist der Lavaauswurf aus dem Schlot am nördlichen Ende des beschriebenen Spaltensegments, den man auf dem Bild oben in der Mitte sieht. Dort bildet sich bereits ein neuer Kraterkegel.

Die Lavaströme fließen überwiegend in Richtung Süden ab, allerdings ohne Grindavik zu erreichen. Neue Luftbilder zeigen, dass die Lavaflut in den ersten Stunden der Eruption die Hauptstraße Grindavikurvegur auf eine lange Strecke unterbrochen hat. Das Gleiche trifft für die provisorische Stromleitung zu, die erst nach dem Ausbruch im Januar installiert wurde, um die zerstörte Hauptleitung zu ersetzen.

Kampf um Erhalt von Grindavik geht weiter

Natürlich geben sich die Nachfahren der Vikinger auch von dieser Krise nicht geschlagen und haben angekündigt, Straße und Stromleitung zu reparieren. Aufgrund der recht großen Schäden auf langer Strecke wird das aber einige Wochen dauern. Grindavik ist ohne Strom und man stellt wieder Notstromaggregate auf. Besonders die Farm östlich von Grindavik benötigt Strom, da z.B. die Melkmaschinen betrieben werden müssen. Die Einsatzkräfte und Reparaturteams konzentrieren daher ihre Anstrengungen zunächst auf diesen Bereich.

Die GPS-Daten zur Bodendeformation deuten immer stärker darauf hin, dass die Subsidenz gestoppt ist und der Boden nicht mehr nennenswert absinkt. Das bedeutet, dass die Eruption in etwa so viel Lava ausstößt, die unter Svartsengi aufsteigt. Ähnliches haben wir während der letzten Eruption beobachten können. Man kann davon ausgehen, dass wir in einigen Tagen wieder eine leichte Bodenhebung sehen werden, wenn der Lavaausstoß bei Sundhnukur weiter nachlässt. Vermutlich wird es demnächst dann 25 bis 30 Millionen Kubikmeter Magmazufluss im Reservoire brauchen, bevor der nächste Ausbruch beginnt. Die Frage ist, ob sich der nächste Ausbruch wieder an gleicher Stelle ereignen wird oder ob es zu der von einigen Forschern prognostizierten Verlagerung des Eruptionszentrums in westlicher Richtung kommen wird. Wir dürfen gespannt bleiben!

Island: Eruption hat sich stabilisiert

Vulkanausbruch hat sich auf moderatem Niveau stabilisiert – Mehrere Schlote aktiv

Im Tagesverlauf steigerte sich die Aktivität der Sundhnukur-Krater (Sundhnúksgígar) etwas und stabilisierte sich auf einem moderaten Niveau. Das spiegelt sich auch im Verlauf des Tremorgraphen wider, der sich ohne größere Schwankungen seitwärts bewegt. Es sind mehrere Schlote auf einem 200 – 300 m langen Spaltensegment aktiv, wobei die Aktivität von 2 Kratern dominiert wird, die sich im Bereich des alten Schlackenkegels vom März bildeten. Es wird nach wie vor viel Lava gefördert. Sie fließt zunächst zu den Seiten ab und schwenkt dann in Richtung Süden und fließt auf Grindavik zu, aber ohne die Stadt zu erreichen. In einiger Entfernung zu diesem Eruptionszentrum gibt es noch einen kleineren Spaltenbereich, der schwach aktiv ist.

Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde erklärte heute Morgen in einem MBL-Artikel, dass man sich über den Verbleib der Lava sorgt. Er ist der Meinung, dass sich auf dem weitläufigen Lavafeld sekundäre Lavaseen bilden und durch natürliche Barrieren auf dem Lavafeld aufgestaut werden. Sollten diese Barrieren brechen, dann könnte sich eine wahre Lavaflut in Richtung Grindavik ergießen, die von den künstlich angelegten Barrieren nicht aufgehalten werden könnte. Man wollte im Laufe des Tages zu Observierungsflügen aufbrechen, um diese Lavaseen aufzuspüren.

Bereits gestern Abend unternahm man einen Kartierungsflug und fertigte eine Karte der neuen Lavaströme und der Eruptionsspalte an. Man sieht, dass die Spalte nicht ganz gerade verläuft und in Segmente unterteilt ist. Die Eruption wird von einem magmatischen Gang gespeist, der zwischen den Hügeln Stóra-Skógfel und Hagafell intrudierte. Neuen Einschätzungen zufolge soll sich der Boden um 15 Zentimeter abgesenkt haben. 15 Millionen Kubikmeter Magma sind seit der Intrusion gestern aus dem Magmenreservoir unter Svartsengi abgeleitet worden. Die GPS-Messungen zeigen, dass die Subsidenz zumindest stark nachgelassen oder sogar gestoppt hat. Ob sich bereits ein Gleichgewicht zwischen Magmenaufstieg unter Svartsengi und der Förderrate der Eruption eingestellt hat, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Morgen wissen wir vielleicht mehr.

Island: Eruption geht abgeschwächt weiter

Eruption auf Island geht auf verringertem Niveau weiter – Ausnahmezustand für Grindavik

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Mittag begann, hat sich deutlich abgeschwächt und folgt so dem bereits bekannten Eruptionsmuster. Heute Nacht waren laut Medienberichten noch 6 Schlote entlang der Spalte aktiv gewesen. Heute Vormittag sieht man auf den Livecams, dass sich die Aktivität auf ein kurzes Segment der Spalte konzentriert. Die meiste Lava wird aus einem Schlot im Kraterkegel gefördert, der sich schon während der letzten Eruption vom 16. März bis 9. Mai gebildet hatte. Es ist eher ungewöhnlich, dass solche Schlackenkegel reaktiviert werden, denn normalerweise sind sie monogenetisch, doch die neue Eruption hat offenbar Teile der alten Spalte wieder aufgerissen. Die Angaben zur Länge der Eruptionsspalten sind widersprüchlich. In einem ersten IMO-Bericht hieß es, dass die Spalte 3,4 Kilometer lang sein sollte. Inzwischen wurde der Wert auf 2,4 Kilometer korrigiert.

Die Initialphase der Eruption wird als besonders stark beschrieben und es könnten bis zu 2000 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert worden sein. Bis um 16 Uhr wurden so 13 Millionen Kubikmeter Schmelze ausgestoßen. Heute Morgen soll die Förderrate noch zwischen 30 und 50 Kubikmetern pro Sekunde betragen. Die Lava fließt durch einen neu gebildeten Kanal entlang des Lavafelds, stagniert aber vor Grindavik. Hier haben die Dämme alle Arbeit geleistet und die Stadt erneut gerettet. Zugegeben, ich war zu anfangs skeptisch, als man mit der Konstruktion der Dämme begonnen hatte, doch offenbar halten sie mehr aus, als ich ihnen zugetraut habe. Dabei gelang es im Jahr 2001 am Ätna, ebenfalls Lavaströme mit solchen Erdwällen umzuleiten.

In Grindavik wurde einstweilen erneut der Katastrophenfall ausgerufen, was einen Manager des Tourismusverbandes auf den Plan rief, der meinte, dass die ungenaue Berichterstattung ausländischer Medien es dann häufig so darstellen würde, dass über ganz Island der Ausnahmezustand verhängt worden wäre, was zu sinkenden Touristenzahlen führen würde.

Grindavik selbst ist zwar mit einem blauen Auge davongekommen, aber eben doch nicht ganz ohne Blessuren: Es wurden zwei Straßen von Lava unterbrochen, darunter eine Umgehungsstraße am Ortsrand und die wichtige Hauptstraße. Außerdem wurde ein Strommast Opfer der Lava, weshalb die Stromverbindung unterbrochen ist und Grindavik ohne Elektrizität auskommen muss.

Bis jetzt ist es unklar, wie es in dem Gebiet mit den Eruptionen weitergehen wird. Der zuvor angehobene Boden ist um 16 Zentimeter abgefallen. Erste Messungen nach Eruptionsbeginn zeigen, dass die starke Subsidenz gestoppt hat und sich die Deformation stabilisierte. Die nächsten Tage werden zeigen, ab sich der Zustrom aus dem tiefen Reservoir in den flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi fortsetzt, und man mit weiteren Eruptionen in dem Gebiet rechnen muss.

Island: Lava umfließt Grindavik

Lavastrom umfließt Grindavik entlang der Barrieren – Schutzwälle halten

Die heute Mittag begonnene Eruption auf Island hält an, hat sich nach einer sehr starken Initialphase inzwischen aber deutlich abgeschwächt. Trotzdem ist noch eine große Menge Lava unterwegs, die im Nordosten von Grindavik auf die Schutzwälle getroffen ist. Sie haben den schnell fließenden Lavastrom umgeleitet, so dass er die Stadt entlang der Befestigungsanlage aus Erdwällen, die Grindavik in einem Halbkreis umgeben, umfloss. Die Lava erreichte den westlichen Stadtrand, wo sich die Antennenanlage befindet. Diese ist ebenfalls durch einen Erdwall geschützt. Der Lavastrom befindet sich in relativer Nähe zur Küste, und es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Ocean Entry kommen wird. Der Lavastrom überquerte zwischen Thorbjörn und Grindavik die Hauptstraße und unterbrach sie zum dritten Mal. Es ist der fünfte Vulkanausbruch der Serie.

Das IMO veröffentlichte mittlerweile erste Daten zum Geschehen. Demnach betrug die Gesamtlänge der Hauptspalte 3,4 Kilometer. Ihr Südende reichte bis ca. 1 Kilometer an die Schutzwälle im Nordosten von Grindavik heran. Die Förderrate betrug zu Anfangs ca. 2000 Kubikmeter pro Sekunde. Westlich des zuletzt aktiven Kraters der Eruption vom 16. März öffnete sich ein weiteres Spaltensegment. Hier soll die Förderrate ca. 1000 Kubikmeter pro Sekunde betragen haben. Die vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass es die stärkste Anfangsphase der Eruptionen dieser Serie war.

Das Südende der Hauptspalte hat seine Aktivität inzwischen fast eingestellt. In der Schlussphase kam es zu einer Serie von Explosionen, die hellbraun gefärbte Asche aus fragmentierter Lava älteren Datums ausgeblasen haben, aber auch frische Tephra und Wasserdampf. Hier könnte es zur Bildung von Gaspistons gekommen sein, als der magmatische Gang leer lief. Es ist auch möglich, dass Grundwasser in Kontakt mit Lava kam und die Explosionen so entstanden sind.

Auch der nördliche Spaltenteil hat seine Aktivität schnell reduziert. Ich schätze die Länge des noch aktiven Spaltensegments auf ca. 800 m. Die höchsten Lavafontänen gibt es nördlich des größten Kraters der März-Eruption. Der Krater selbst ist aber nicht mehr aktiv.

Die Seismizität hat ebenfalls schnell nachgelassen. Das Gleiche gilt für den Tremor, der sich im Sturzflug befindet. Man kann damit rechnen, dass die Aktivität weiter abnimmt. Unklar ist, ob es eine kurzlebige Eruption wird, wie es bei den ersten Ausbrüchen der Fall war, oder ob sich die Aktivität auf niedrigem Niveau stabilisieren wird, so wie es beim März-Ausbruch der Fall war, der ja erst am 9. Mai endete.



Island: Wiederaufbau von Grindavik geplant

Erdbeben bei Grindavik gehen weiter – Komitee zum Wiederaufbau der Stadt gegründet

Den ganzen Tag über sah es so aus, als wäre die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes zurückgegangen, doch nach einer Aktualisierung der IMO-Erdbebenseite werden nun doch wieder Erdbeben bei Grindavik angezeigt, die sich offenbar den ganzen Tag über ereigneten. An anderen Spaltensystemen auf der Halbinsel werden kaum Erschütterungen angezeigt. Ich vermute hier technische Schwierigkeiten in der Darstellung, obwohl es natürlich immer sein kann, dass die Seismizität temporär schwach ist. Am Wetter liegt es jedenfalls nicht mehr, denn es ist deutlich besser geworden.

In einem MBL-Interview kam der Direktor für Deformationsmessungen des IMOs, Benedikt Gunnar Ófeigsson zu Wort: Er meinte, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung von Bodenhebung und Seismizität gebe. Vermeintliche Schwankungen sollte man nicht überbewerten. Man müsse immer die Messungen über mehrere Tage betrachten. Wie andere Geoforscher zuvor denkt Benedikt, dass sich die Gesteine des Untergrunds in den letzten Monaten durch die Intrusionen verfestigt haben und dass es deshalb einen immer höheren Druck im Magmenkörper braucht, bevor es zu einer weiteren Eruption kommt. Trotzdem meint der Deformationsspezialist, dass es jederzeit zu einem Ausbruch kommen kann, und rechnet eher früher als später damit. Als wahrscheinlichsten Ausbruchsort nennt auch Benedikt wieder die Sundhnukur-Kraterreihe. Da sich hier bereits ein mächtiges Lavafeld gebildet hat, hält er diesen Ort für ungünstig, weil die Lava hier schnell die Schutzwälle um Grindavik überwinden könnte, obwohl diese weiter verstärkt werden.

Ungeachtet des weiterhin hohen Gefährdungspotenzials für Grindavik glaubt Árni Þór Sigurðsson an Erhalt und Wiederaufbau der Infrastruktur in Grindavik. Er ist Vorsitzender des Exekutivkomitees für Landunruhen in Grindavíkurbær, das vom Infrastrukturministerium eingerichtet wurde. Dafür lässt er seine bisherige Tätigkeit im Auswärtigen Amt der Regierung ruhen. Er plant nächsten Monat von Reykjavik wieder nach Grindavik zu ziehen, wo er bereits früher wohnte. Ob Árni und seine Mitstreiter sowie die Bürger von Grindavik mit dem Wiederaufbau der arg in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Erfolg haben werden, hängt maßgeblich von der Laune der Natur ab, die sich so gar nicht nach den Wünschen der Menschen richtet und ihre eigenen Pläne verfolgt.

Island: Seismizität nimmt deutlich zu

Erdbebenaktivität auf Reykjanes steigt – Mehr als 250 Beben registriert

Die Erdbebenaktivität auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat seit gestern weiter zugenommen: In den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 253 schwache Erdbeben. Viele der Erschütterungen manifestierten sich entlang des Rifts vom 10. November und konzentrierten sich auf einen Bereich zwischen Thorbjörn und Grindavik. Unklar ist, ob die Beben nur eine Folge der erhöhten Spannungen infolge der Bodenhebungen sind, oder ob sich tatsächlich wieder neues Magma im Gang bewegt. Wurden in den vergangenen Tagen täglich zwischen 60 und 80 Beben entlang des Rift registriert, so waren es gestern ca. 90. Heute gesellte sich zu den Beben am Rift noch ein kleiner Schwarm kurz vor der Küste bei Reykjanestá. Auch die Beben in den Systemen von Fagradalsfjall und Krysuvik durften nicht fehlen.

Der Boden hebt sich mit der gleichen Geschwindigkeit, die wir bereits in den letzten Tagen beobachten konnten, sieht man von kleineren Variationen ab, die auch auf andere Einflüssen als auf einen veränderten Magmenfluss in aus der Tiefe zurückzuführen sein könnten.

IMO-Forscher wiesen in einem MBL-Interview einmal mehr darauf hin, dass ein neuer Vulkanausbruch oder eine Intrusion in Form einer Gangbildung jederzeit und ohne lange Vorwarnrzeit durch eine seismische Krise beginnen könnte. Eine Meinung, der ich mich gerne anschließe. Wahrscheinlich ist ein erneuter Ausbruch entlang der Sundhnukur-Kraterreihe, doch wenn ich mir so die Beben nordwestlich von Grindavik so anschaue, ist es nicht komplett abwegig, wenn man annimmt, dass auch hier eine Eruptionsspalte aufgehen könnte.

Heute Nacht gab es auch einen kleinen Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone nördlich von Island. Gut 40 Erschütterungen wurden 20 Kilometer nordwestlich von Gjögurtá detektiert. 21 Erschütterungen wurden im Bereich des Vatnajökulls festgestellt. Hierzu zählte auch eine rege Bebentätigkeit am Herdubreid. Vereinzelte Beben gab es an der Askja, wo die Bodenhebung in leichte Subsidenz umgeschlagen ist. Der letzte Messpunkt bei der Messstation OLAC liegt bei knapp 79 cm Bodenhebung. Knapp 4 cm unter dem Spitzenwert von Anfang April.

Island: Erdbeben am Reykjanes-Ridge

Erdbeben Mb 3,5 erschütterte Ozeanrücken vor Reykjanes-Halbinsel auf Island

Datum 16.05.2024 | Zeit: 04:01:48 UTC | Lokation: 63.406 ; -24.052 | Tiefe: 10 km | Mb 3,5

Heute Morgen erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 3,5 den mittelatlantischen Rücken vor Island. Das Beben ereignete sich um 04:01:48 UTC und hatte einen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag offshore, genauer 54 Kilometer vor der Südwestspitze von Reykjanes, und wurde 15,4 Kilometer südwestlich von Eldeyjarboði verortet. Dort ereignete sich im Jahr 1830 ein submariner Vulkanausbruch. Es folgte ein gutes Dutzend weiterer Erdstöße.

Das Erdbeben weckte auch das Interesse der isländischen Medien und MBL fragte die IMO-Naturgefahrenexpertin Sigríðar Magneu Óskarsdóttur, ob der Erdstoß mit den Ereignissen auf Reykjanes zusammenhängt. Die Forscherin erwiderte, dass man das nicht mit Sicherheit sagen könnte. Denkbar wäre, dass die Magmenbewegungen und Bodenhebungen bei Svartsengi Spannungen verursachen, die sich auch auf weiter entfernte Störungen auswirken und tektonische Erdbeben verursachen. Darüber hinaus gab es in jüngster Zeit bei Eldey starke Schwarmbeben, die möglicherweise mit Magmenintrusionen im Zusammenhang standen. Nicht auszuschließen ist natürlich auch ein rein tektonisches Erdbeben an der kontinentalen Naht des Mittelatlantischen Rückens ohne direkten Bezug zum Magmatismus.

Sigríðar meinte im Bezug zur Aktivität im Bereich von Svartsengi, dass sich seit dem 16. März mittlerweile mehr als 14 Millionen Kubikmeter Schmelze im Untergrund angesammelt haben. Ein Wert, der seit über 2 Wochen immer wieder in Statements der Wissenschaftler genannt wird. Sollte sich vor 2 Wochen tatsächlich schon so viel Schmelze im Magmenkörper befunden haben, müsste er mittlerweile eigentlich um ca. 18 Millionen Kubikmeter Schmelze beinhalten.

Im Bereich der Reykjaneshalbinsel bebte es in den letzten 48 Stunden insgesamt 149 Mal. Viele Erdbeben gab es nordwestlich von Grindavik und um den Sundhnukur-Krater. Die Verlagerung der Bebentätigkeit in den Bereich nordwestlich von Grindavik finde ich besonders spannend. Hier zeigten die GPS-Messungen an der Messstation GRVM gestern einen Sprung in der Bodenhebung, während der heutige Messpunkt wieder den normalen Anstieg anzeigt. Auf jeden Fall reicht die Bodenhebung bis in diesen Bereich hinein und es akkumuliert sich Magma vor den Toren der Stadt. Auch wenn es in den letzten Wochen ruhiger um Grindavik geworden ist, heißt es nicht, dass sich der Ort und seine Bewohner in Sicherheit wiegen können.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 13. Mai

Erdbeben und Bodenhebung bei Svartsengi halten an – Sonnensturm störte Messinstrumente auf Island

Zwischen Svartsengi und Grindavik bleibt die Erdbebentätigkeit hoch, und innerhalb von zwei Tagen wurden auf der Reykjaneshalbinsel 127 Beben detektiert, was einem ähnlichen Niveau wie am Vortag entspricht. In der letzten Woche wurden täglich zwischen 50 und 80 Erdbeben registriert, hauptsächlich in den Gebieten zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell sowie südlich von Þorbjarna. Die meisten Erdbeben hatten eine Stärke unter 1,0, jedoch wurden gelegentlich Beben mit einer Stärke von fast 2,0 registriert.

Die Bodenhebung setzt sich fort, und die IMO warnt vor der Möglichkeit eines neuen Vulkanausbruchs oder einer Gangintrusion in den kommenden Tagen. Seit dem 16. März hat sich der Boden bei Svartsengi um gut 20 Zentimeter gehoben.

Frühere Eruptionen begannen, wenn zwischen den Ereignissen 8 bis 13 Millionen Kubikmeter Magma dem Speichersystem unter Svartsengi hinzugefügt wurden, bevor es zu einem Ausbruch in der Sundhnúkur-Kraterreihe kam. Die seit dem 16. März hinzugefügte Menge hat nun vermutlich diese Grenze erreicht oder sogar überschritten.

Anzeichen für einen neuen Magmafluss wären ähnlich wie zuvor: lokale kleine Erdbeben im und um den Magmatunnel, Verformungsbeschleunigung und Druckänderungen in Bohrlöchern in der Umgebung.

Es besteht die Möglichkeit, dass sich neue Spalten zwischen Stóra-Scógfell und Hagafell öffnen, und der Lavastrom könnte ähnlich wie in den Anfangsphasen früherer Vulkanausbrüche in der Gegend sein. Dies könnte sehr kurzfristig oder gar nicht eintreten.

Die Grafik zeigt die geschätzte Menge an Magma, die unter Svartsengi seit den Eruptionen oder Gangbildungen hinzugefügt wurde. IMO merkte an, dass eine kürzliche Fehlmessung aufgrund eines Sonnensturms am Wochenende auftrat, der die GPS-Sensoren beeinflusste. Die Messungen basieren auf der Berechnung von Zeitänderungen für das Signal zwischen Satelliten und bodengestützten GPS-Messgeräten. Starke Sonnenwinde können diese Signalübertragung beeinflussen und scheinbare Veränderungen der Magmaansammlung verursachen, obwohl tatsächlich keine Veränderung stattgefunden hat.

Die Fähigkeit des Observatoriums, kurzfristig vor einem beginnenden Ausbruch zu warnen, bleibt von solchen Störungen unbeeinträchtigt, da hauptsächlich die Seismik zur Erkennung verwendet wird.

Island: Erdbeben nördlich von Grindavik

Hohe Erdbebenaktivität auf Reykjanes in Island – Beben nördlich von Grindavik

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gab es in den letzten 48 Stunden laut IMO 136 Erdbeben. Seit dem Ende der Eruption am Sundhnukur-Krater kehrte die Seismizität in dieser Gegend verstärkt zurück und konzentrierte sich heute am südlichen Ende des Spaltensystems, das nördlich von Grindavik liegt. Auffallend viele Beben werden auch wieder im Bereich zwischen Thorbjörn und Grindavik verortet.

Es treten gleiche Erdbebenmuster auf, wie wir sie seit Ende Oktober oft einige Tage vor einem neuen Ereignis gesehen haben. Bei diesem Ereignis kann es sich um die Entstehung eines magmatischen Gangs handeln oder aber um eine weitere Eruption. Beides kann sich für Grindavik – das ja bereits stark in Mitleidenschaft gezogen wurde – fatal auswirken. Einerseits würde eine erneute Gangintrusion bis unter die Stadt starke Erdbewegungen verursachen, die viele der bereits beschädigten Gebäude weiter schädigen könnten. Andererseits stellt sich die Frage, ob bei einer erneuten Eruption im Bereich der Sundhnukur-Kraterreihe die Lavaströme durch die Befestigungsanlagen erneut abgelenkt werden können. Besonders nördlich von Grindavik ist das Lavafeld so mächtig geworden, dass es an einigen Stellen die Dämme um mehrere Meter überragt. Ein starker Lavaschub könnte sie schnell überwinden. Es könnten kleine Lavafälle entstehen, die die Geschwindigkeit der Lavaströme letztendlich steigern.

Die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi geht weiter, wobei die letzten Messungen wieder ein Abflachen der Hebungsrate andeuten. Unklar ist, ob es sich um Messungenauigkeiten handelt oder ob wirklich weniger Magma in den Untergrund eindringt, was letztendlich die Bodenhebung verursacht. Oft wurde ein Nachlassend er Hebungsrate als ein Signal betrachtet, dass ein Ausbruch in Kürze folgt.

Ach wie schön, wenn man sicher sein kann, dass hier Magma der Grund für die Hebung ist und nicht wie im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei rätseln muss, ob nicht andere Fluide den Boden heben.

Betrachtet man die GPS-Daten über einen längeren Zeitraum, dann erkennt man, dass sich der Boden seit dem 16. März nicht mehr ganz so schnell hebt wie in den vorherigen Phasen. Auch nach Beendigung der Eruption gab es keinen signifikanten Anstieg. Das lässt die Vermutung zu, dass die Eruption in den letzten Wochen aus einem anderen Magmenkörper gespeist wurde als jenem unter Svartsengi.

Sonnenaktivität und ihr Einfluss auf Vulkanausbrüche

Übrigens: Auf Island gab es in den letzten Tagen ebenfalls fantastische Polarlichter. Tatsächlich gibt es Spekulationen darüber, dass die Sonnenaktivität Vulkanausbrüche beeinflussen könnte, und zwar umgekehrt proportional: In Zeiten des solaren Minimus soll es laut einer Theorie stärkere vulkanische Aktivität geben als zu Zeiten des Maximums, dem die Sonne nun entgegenstrebt. Grund hierfür soll die hochenergetische kosmische Strahlung sein, von der mehr auf die Erde einprasselt, je weniger aktiv die Sonne ist. Die geladenen Teilchen der Strahlung sollen dann tief bis ins Erdinnere eindringen und dort die Temperatur erhöhen, was mehr Schmelze entstehen lässt. Entsprechende wissenschaftliche Beweise zu liefern, ist schwierig. Zwar wurden wohl mehr Strahlungspartikel in einem Experiment in einem Bergwerk nachgewiesen, doch ob sie einen Einfluss auf die Magmenentstehenung haben, darf man bezweifeln. Einstweilen können wir uns dieser Tage vielleicht wieder an Polarlichtern erfreuen, denn es gab weitere starke Sonnenstürme.