Seismischer Schwarm entlang der Sundhnukur-Spalte sorgte für Alarmstimmung
Entgegen mancher Prognosen hat sich die Situation im Bereich von Svartsengi-Sundhnukur nicht entspannt. Im Gegenteil, wie das isländische meteorologische Institut (IMO) berichtet, hat die seismische Aktivität entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte in den letzten Tagen leicht zugenommen. Gestern meldete die isländische Meteorologiebehörde, dass es zu einem Schwarm von Mikrobeben bei Sundhnukur gekommen sei. Dieses Ereignis wird als Druckbeaufschlagung im Fördersystem interpretiert und führte zu der Warnung vor einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch oder der Bildung eines weiteren magmatischen Gangs. Die Forscher geben einen Zeitraum von 14 Tagen an, in dem ein solches Ereignis wahrscheinlich auftreten könnte. Sie halten sogar Schäden in Grindavík für möglich.
Gestern kam es auch nordwestlich von Eldey auf der Halbinsel Reykjanes zu einem Erdbebenschwarm, wobei das stärkste Beben eine Stärke von 3,2 aufwies.
Ein weiteres Indiz für einen sich anbahnenden Vulkanausbruch ist die kontinuierlich anhaltende Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet. Seit dem 5. Juni hat sich der Boden um mehr als 20 Zentimeter gehoben. Der Verlauf der Kurve aus den GPS-Daten hat sich in den vergangenen zwei Tagen abgeflacht, doch hierbei könnte es sich um ungenaue Messergebnisse handeln, wie es in den letzten Monaten häufig vorkam. Die Forscher sehen keine Anzeichen einer Abschwächung des Magmenaufstiegs, der letztendlich für Erdbeben und Bodenhebung verantwortlich ist.
Direkt nach der letzten Eruption Ende Mai prognostizierten einige Forscher noch das Abklingen der Tätigkeit bei Svartsengi und rechneten damit, dass der Magmenaufstieg an dieser Location im August/September enden würde. Danach sieht es momentan nicht aus, und langfristige Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens lassen sich nicht stellen.
Da Reisezeit ist, erreichen mich immer wieder Fragen, ob es sicher ist, nach Island zu reisen und ob man in der Blauen Lagune schwimmen gehen sollte. Generell besteht momentan keine großräumige Gefahr für Island. Das Eruptionsgebiet ist lokal begrenzt, und die bisher aufgetretenen effusiven Eruptionen wirkten sich bestenfalls infolge von Luftverschmutzungen durch vulkanische Gase auf ein größeres Gebiet aus. Sollte es zu einer ungewöhnlich starken Eruption kommen, muss man mit der temporären Sperrung des Flughafens Keflavík rechnen, und im Extremfall könnte die Hauptstraße zwischen Reykjavík und dem Flughafen gesperrt werden. Ansonsten kann man nach aktuellem Kenntnisstand seine Islandreise unbeschwert antreten. Ein Bad in der Blauen Lagune sehe ich etwas zwiespältig: Hier besteht ein geringes bis moderates Risiko, dass man die Auswirkungen eines Vulkanausbruchs zu spüren bekommt. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Lagune gesperrt wird und man die Online-Tickets nicht erstattet bekommt, wie es bei mir der Fall war.