Island: Steigerung der Mikroseismizität unter Sundhnukur

Seismischer Schwarm entlang der Sundhnukur-Spalte sorgte für Alarmstimmung

Entgegen mancher Prognosen hat sich die Situation im Bereich von Svartsengi-Sundhnukur nicht entspannt. Im Gegenteil, wie das isländische meteorologische Institut (IMO) berichtet, hat die seismische Aktivität entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte in den letzten Tagen leicht zugenommen. Gestern meldete die isländische Meteorologiebehörde, dass es zu einem Schwarm von Mikrobeben bei Sundhnukur gekommen sei. Dieses Ereignis wird als Druckbeaufschlagung im Fördersystem interpretiert und führte zu der Warnung vor einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch oder der Bildung eines weiteren magmatischen Gangs. Die Forscher geben einen Zeitraum von 14 Tagen an, in dem ein solches Ereignis wahrscheinlich auftreten könnte. Sie halten sogar Schäden in Grindavík für möglich.

Gestern kam es auch nordwestlich von Eldey auf der Halbinsel Reykjanes zu einem Erdbebenschwarm, wobei das stärkste Beben eine Stärke von 3,2 aufwies.

Ein weiteres Indiz für einen sich anbahnenden Vulkanausbruch ist die kontinuierlich anhaltende Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet. Seit dem 5. Juni hat sich der Boden um mehr als 20 Zentimeter gehoben. Der Verlauf der Kurve aus den GPS-Daten hat sich in den vergangenen zwei Tagen abgeflacht, doch hierbei könnte es sich um ungenaue Messergebnisse handeln, wie es in den letzten Monaten häufig vorkam. Die Forscher sehen keine Anzeichen einer Abschwächung des Magmenaufstiegs, der letztendlich für Erdbeben und Bodenhebung verantwortlich ist.

Direkt nach der letzten Eruption Ende Mai prognostizierten einige Forscher noch das Abklingen der Tätigkeit bei Svartsengi und rechneten damit, dass der Magmenaufstieg an dieser Location im August/September enden würde. Danach sieht es momentan nicht aus, und langfristige Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens lassen sich nicht stellen.

Da Reisezeit ist, erreichen mich immer wieder Fragen, ob es sicher ist, nach Island zu reisen und ob man in der Blauen Lagune schwimmen gehen sollte. Generell besteht momentan keine großräumige Gefahr für Island. Das Eruptionsgebiet ist lokal begrenzt, und die bisher aufgetretenen effusiven Eruptionen wirkten sich bestenfalls infolge von Luftverschmutzungen durch vulkanische Gase auf ein größeres Gebiet aus. Sollte es zu einer ungewöhnlich starken Eruption kommen, muss man mit der temporären Sperrung des Flughafens Keflavík rechnen, und im Extremfall könnte die Hauptstraße zwischen Reykjavík und dem Flughafen gesperrt werden. Ansonsten kann man nach aktuellem Kenntnisstand seine Islandreise unbeschwert antreten. Ein Bad in der Blauen Lagune sehe ich etwas zwiespältig: Hier besteht ein geringes bis moderates Risiko, dass man die Auswirkungen eines Vulkanausbruchs zu spüren bekommt. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Lagune gesperrt wird und man die Online-Tickets nicht erstattet bekommt, wie es bei mir der Fall war.

Island: Riss bereitet Sorgen

Riss im Hagafell bereitet den Menschen in Grindavik auf Island Sorgen

Die Erdbeben und die Bodenhebung auf der isländischen Reykjaneshalbinsel setzen sich fort, wobei sich die Daten in den letzten Tagen kaum geändert haben. Im Bereich von Svartsengi und Sundhunkur gibt es täglich etwa 30 schwache Erschütterungen, und die Bodenhebung fluktuiert nur leicht.

Laut Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gab es in den letzten Tagen einen Rückgang der Bodenhebung, was seiner Meinung nach auf einen bevorstehenden Ausbruch oder ein Ende der vulkanischen Aktivität hinweisen könnte. Diese Aussage ist jedoch sehr vage und hilft nicht wirklich bei der Vorhersage einer Eruption. Außerdem haben sich Þórðarsons Prognosen in den letzten Monaten oft nicht bestätigt. Im Gegensatz dazu haben sich die Vorhersagen des isländischen Wetteramtes (IMO) als zuverlässiger erwiesen, oft im Widerspruch zu Þórðarsons Einschätzungen.

Die Forscher des IMO halten eine erneute Eruption im Svartsengi-Gebiet innerhalb von 14 Tagen für wahrscheinlich und befürchten, dass sie direkt auf Grindavik einwirken könnte. Sie begründen dies mit einer Verlagerung der Erdbebenaktivität in Richtung Grindavik und der Vergrößerung eines Risses, der durch die vulkanische Erhebung von Hagafell verläuft. Dieser Riss könnte eine Verlängerung eines bereits am 14. Januar entstandenen Risses sein, der bis an die Stadtgrenze von Grindavik reicht. Damals führte dies zu einer kleinen Spalteneruption, die einige Häuser in den Außenbezirken von Grindavik zerstörte. Der Riss bei Hagafell hat sich in den letzten Tagen deutlich verbreitert, und es wird vermutet, dass die Rissöffnung mit einer Magmaintrusion einhergehen könnte, was die Eruptionswahrscheinlichkeit erhöht.

Das IMO geht von zwei möglichen Ausbruchsszenarien aus und hat die Alarmstufe für die Zonen 3, 4 und 6 auf der bekannten Gefahrenkarte auf Rot erhöht.

Szenario 1: Eine Eruption im mittleren Teil der Sundhunkur-Kraterreihe, also in dem Gebiet, in dem es in letzter Zeit häufiger zu Vulkanausbrüchen gekommen ist.

Szenario 2: Eine Eruption im südlichen Teil von Sundhunkur mit Schwerpunkt auf dem Hagafell-Riss. In diesem Fall wäre Grindavik direkt bedroht.

Generell stellt sich die Frage, wie lange die Schutzanlagen um Svartsengi und Grindavik bei einem erneuten Ausbruch standhalten werden. Obwohl sie verstärkt wurden, ist es bei wiederkehrender Aktivität kaum möglich, das Unvermeidliche dauerhaft zu verhindern.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 21. Juli

Bodenhebung auf Reykjanes hält an – Schwellenwert überschritten

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel setzen sich Bodenhebung und Erdbebenaktivität fort. In den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 92 Erschütterungen. Diese verteilten sich auf mehrere Spaltensysteme, wobei der Schwerpunkt auf Krýsuvík und Fagradalsfjall lag. Auffällig ist, dass in letzter Zeit auch vermehrt Erdbeben entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe auftreten und es sogar unter Grindavík bebt. Ein neues Interferogramm zeigt, dass sich der Boden bei Svartsengi weiterhin hebt, was durch die GPS-Messungen bestätigt wird.

Die Bodenhebung wird durch anhaltende Magmenakkumulation unter Svartsengi verursacht. IMO berichtete, dass bereits Mitte der Woche der Schwellenwert von 13 Millionen Kubikmetern Magma erreicht wurde, der sich seit dem Ende der letzten Eruption am 29. Mai im Magmenkörper angesammelt hat. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine neue Eruption deutlich an. Bisher begannen Eruptionen und Intrusionen in der Regel, wenn sich unter Svartsengi zwischen 13 und 19 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt hatten. Geht man davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt, sollte ein neuer Ausbruch innerhalb der nächsten drei Wochen beginnen.

In ihrem letzten Update schrieben die Vulkanologen auch davon, dass sich die Eruptionsspalten immer weiter Richtung Süden verlagerten und man eine wachsende Wahrscheinlichkeit dafür sieht, dass sich die Aktivität in Richtung Grindavík verlagert. IMO veröffentlichte eine neue Gefahrenkarte und hob den Gefahrenstatus für die Zone 4, in der Grindavík liegt, an.

Daraufhin reagierte der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson in einem MBL-Statement und meinte, dass es noch kein Magma unter der Stadt gäbe.

Derweil bereitet man sich in der Region auf den nächsten Ausbruch vor und erhöht die Deichanlagen um Grindavík. Diese Maßnahmen wirken natürlich nur, solange sich eine Eruptionsspalte außerhalb der Stadt öffnet. Sollte sich eine Spalte bis in die Stadt hinein erstrecken, verhindern die Deiche den Abfluss der Lava und würden die Situation noch verschlimmern.

Erdbeben an anderen Standorten auf Island

Nicht nur im Bereich von Reykjanes bebt es, sondern auch in anderen isländischen Regionen wie Askja, Katla und Vatnajökull. Der stärkste Erdbebenschwarm manifestierte sich ganz im Norden der Tjörnes-Fracture-Zone. Die stärkste Erschütterung erreichte hier eine Stärke von M 3,3.

Island: Bodenhebung hält am 10. Juli an

Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet auf Island hält an – Erdbeben im Bereich des Magmatischen Gang detektiert

In einem neuen IMO-Update vom 9. Juli haben die isländischen Vulkanologen das Weitergehen der Bodenhebung bestätigt. Ein neues Interferogramm zeigt, dass die Bodenhebung nicht nur weitergeht, sondern auch größer ist als vor der letzten Eruption.

In den letzten Tagen wurden vermehrt schwache Erdbeben auf Reykjanes gemessen, die sich im Gebiet von Svartsengi und Sundhnukur ereigneten. Westlich von Grindavik und über dem Magmatischen Gang wurden 20 Beben detektiert, das stärkste hatte eine Magnitude von 1,3.

Erdbebenaktivität der vergangenen Woche

In der vergangenen Woche waren es insgesamt 260 Beben, die sich auf der ganzen Reykjanes-Halbinsel ereigneten.

Davon lag ungefähr ein Dutzend im Brennsteinsfjöll-System. Rund um Kleifarvatn wurden über 100 Erdbeben registriert, über 40 östlich des Sees und über 60 westlich und südwestlich des Sees im und um das Geothermiegebiet in Seltún. In Fagradalsfjall erschütterten knapp 40 Erdbeben den Untergrund. Etwa 20 Erdbeben wurden in der vergangenen Woche außerhalb von Reykjanestá registriert und ein weiteres Dutzend Erdbeben weiter draußen auf dem Reykjaneshrygg, etwa 90 km südwestlich des Landes.

Neue Riskobewertung für Grindavik und Svartsengi

Risikobewertung für Svartsengi und Grindavik wurde aktualisiert. Sie ist größtenteils unverändert, außer dass in Gebiet 1 (Svartsengi) ein geringeres Lavastrom-Risiko besteht als zuvor. Das Risiko wird daher von einem erheblichen Risiko (orange) auf ein gewisses Risiko (gelb) reduziert. Auch das Lavastromrisiko wird in Zone 6 geringer eingeschätzt. Dennoch halten die Vulkanologen es für wahrscheinlich, das sich in den nächsten Wochen oder Monaten ein neuer Ausbruch ereignen wird. Genauere Eingrenzungen des Zeitraums der zu erwartenden Eruption sind noch nicht möglich. Außerdem besteht auch immer die Möglichkeit, dass die magmatische Aktivität im Untergrund einschläft und eine weitere Eruption ausbleibt.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 07.07.24

Erdbebenaktivität und Bodenhebung auf Reykjanes gehen weiter – Keine Abschwächung in Sicht

Gestern gab es im Bereich der isländischen Reykjaneshalbinsel weitere Erdbeben, die sich an mehreren Lokalitäten unterschiedlicher Spaltensysteme ereigneten. Während die Seismizität bei Svartsengi und Sundhnukur weiterhin niedrig ist, rappelte es vor allem im Hengill-System nahe Þrengsli und Bláfjallaskáli, aber auch bei Krysuvik und Fagradalsfjall. Einige Beben gab es auch offshore im Gebiet von Eldey. Ob die Bebentätigkeit rein tektonisch zustande kommt oder ob es einen Zusammenhang mit der anhaltenden Magmenakkumulation unter Svartsengi gibt, ist spekulativ. Ich persönlich mag natürlich die Variante mit dem magmatischen Einfluss, bei der sich durch die anhaltende Bodenhebung infolge der Magmenakkumulation die Spannungen im Boden weitläufig ändern und dadurch die Risssysteme aktiviert werden.

Entgegen dem Trend der GPS-Messwerte von vor zwei Tagen, als sich eine leichte Reduzierung der Bodenhebung ablesen ließ, ist davon im Diagramm nichts mehr zu erkennen. Die IMO-Forscher schreiben dazu in ihrem letzten Update vom Freitag, dass es keine Anzeichen einer Abschwächung der Hebungsrate gebe. Der Magmenzustrom in das Reservoir unter Svartsengi beläuft sich nach wie vor auf 4 bis 6 Kubikmeter pro Sekunde. Damit liegt es über dem Niveau, das vor der letzten Eruption erreicht wurde. Die IMO betont ausdrücklich, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung gebe, und widerspricht damit auch den Spekulationen des isländischen Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson (Thorvaldur Thordarson), der nach Ende der letzten Eruption mehrmals in Interviews bezweifelte, dass es bei Sundhnukur noch weitere Eruptionen geben werde. Er sah eine stetige Reduzierung des Magmenaufstiegs und postulierte das Ende der Aktivität für den Spätsommer. Laut IMO gibt es hierfür keine Anzeichen. Dennoch könnte die nächste Eruption länger auf sich warten lassen, als es zuvor der Fall war, denn es gibt den Trend, dass eine immer höhere Magmenakkumulaton nötig ist, damit die nächste Eruption in Gang kommt.

Schutzanlagen bei Svartsengi werden weiter verstärkt

Bei Grindavik und Svartsengi bereitet man sich indes auf den nächsten Ausbruch vor und verstärkt die Schutzanlagen. Besonders in den Bereichen bei Svartsengi, wo zum Ende der letzten Eruption Lava über die Deiche floss, ist man dabei, diese zu erhöhen. Die Ingenieurin Hörn Hrafnsdóttir meinte gegenüber MBL, dass die Deiche dort um 4 bis 9,5 Meter erhöht werden würden. Die Gesamthöhe der Anlagen liegt dann zwischen 10 und 21 Metern. Ende nächster Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Trotzdem wird es immer schwieriger und aufwendiger, das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune vor Lavaströmen zu schützen, da sich auf der Außenseite der Deiche immer mehr Lava auftürmt.

Ein gute Nachricht gibt es noch: Der wurde Grindavíkurvegur ist zumindest bis zur Blauen Lagune wieder befahrbar. Die Straße wurde durch den Ausbruch streckenweise von Lava überflutet. Über dem Lavastrom wurde nun eine neue Schotterpiste angelegt.

Island: Bodenhebung beschleunigte sich deutlich

Bodenhebung wird von InSAR-Aufnahmen bestätigt – Beschleunigung nachgewiesen

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe und entgegen früheren Spekulationen ist auch kein Ende der Eruptionsserie bei Sundhnukur in Sicht: Bereits gestern zeichnete sich ab, dass die GPS-Daten eine Beschleunigung der Bodenhebung im Bereich von Svartsengi-Grindavik andeuten. Heute wird das von den IMO-Vulkanologen bestätigt. Sie veröffentlichten eine InSAR-Aufnahme, deren farbigen Ringe die Bodenhebung anzeigen. Zwischen dem 13. und 25. Juni belief sich die Bodenhebung auf 3-4 cm. In den letzten Tagen beschleunigte sie sich und liegt jetzt sogar über der Rate, die vor der letzten Eruption am 29. Mai gemessen wurde.

Der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte noch vor gut einer Woche, dass der unterirdische Magmenstrom, der in ein vermeintliches Schmelzdepot in 4-5 Kilometer Tiefe unter Svartsengi führt, nur noch 3 Kubikmeter pro Sekunde schafft und dass der Magmenaufstieg in den nächsten Wochen Enden würde. Danach sieht es momentan also nicht aus.

Der IMO-Bericht geht auch noch einmal auf die aktuellen Daten zur Größe des Lavafelds bei Sundhnukur ein: Es erstreckt sich auf einer Fläche von 9,3 Quadratkilometern und hat ein Volumen von 45 Millionen Kubikmeter Lava. Eine neue Karte auf der Seite von IMO visualisiert nicht nur die Lage der Lava, sondern zeigt in einer farbigen Kodierung auch ihre Mächtigkeit an. Die dicksten Lavaschichten gibt es im Bereich des Schlackenkegels, der am längsten aktiv war und bereits während der vorangegangenen Eruptionsphase entstanden ist. Dort erreicht die Mächtigkeit 32 m.

Während sich die Akademiker um Daten kümmern, sind die Einsatzkräfte vor Ort ununterbrochen damit beschäftigt, die Auswirkungen der Eruptionen so gut wie möglich zu beseitigen. Im Klartext heißt das, dass man die Befestigungsanlagen verstärkt und die verschütteten Straßen repariert. Im Eiltempo werden über noch heiße Lavafelder Pisten angelegt, die unter Umständen ziemlich kurzlebig sein könnten.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 27.06.24

Hohe Erdbebenaktivität auf Island – Bodenhebung leicht beschleunigt

Auf unserer Lieblingsinsel Island zog die Erbebenaktivität an. In den letzten 48 Stunden wurden 146 Erschütterungen registriert. Das ist kein Rekordwert, aber dafür, dass es kein stärkeres Schwarmbeben gab, sind das schon viele Erschütterungen. Die Beben manifestieren sich in den bekannten Störungszonen in Verlängerung des Mittelatlantischen Rückens und in den östlichen und nördlichen Vulkanzonen der Insel. Direkt betroffen sind Katla, Bardarbunga und die Askja. Im Norden rappelt es an der Tjörnes-Fracture-Zone. Natürlich machten die Beben nicht vor der Reykjanes-Halbinsel halt. Dort gab es 67 Beben. Tatsächlich wurden auch einige Erschütterungen an der Sundhnukur-Kraterreihe detektiert. Die stärkste Erdbebenmanifestation in Form eines kleinen Schwarms fand sich offshore, genauer nahe Eldey, vor der äußersten Südwestspitze der Halbinsel.

Die Erdbebenmuster ähneln denen, wie wir sie in den letzten Monaten häufig sahen, wenn die Bodenhebung infolge der Inflation langsam wieder an Fahrt aufgenommen hat. Schaut man sich die Grafiken der GPS-Kurven genauer an, erkennt man aktuell eine leichte Beschleunigung der Hebungsrate des Bodens bei Svartsengi. Interessanterweise deutet sich an, dass die Hebungsrate an den Messstationen westlich und südlich von Svartsengi stärker zuzunehmen scheint als in den anderen Bereichen. Einige Forscher hatten eine entsprechende Verlagerung der eruptiven Tätigkeit prognostiziert. Doch wir müssen weitere Messwerte abwarten, ob sich der Trend bestätigt, bevor man in allzu große Spekulationen verfällt: Einzelne Messpunkte können immer aus der Reihe tanzen.

Gelder für Verstärkung der Dämme bei Grindavik freigegeben

Ungeachtet der bis jetzt langsameren Hebungsrate im Vergleich zu dem, was man auf Reykjanes in den letzten Monaten erlebte, bereitet man sich in Grindavik bereits auf den nächsten Ausbruch vor. Die Justizministerin Guðrún Hafsteinsdóttir gab wohl Gelder frei, um die Anti-Lava-Schutzanlagen bei Grindavik und Svartsengi weiter auszubauen. Die Dämme aus Gesteinsschutt sollen höher und breiter werden, wofür man sieben Milliarden ISK einkalkuliert hat.

Island: Eruption ist am 23. Juni vorbei

Keine Aktivität mehr am Sundhnukur-Krater – Tremor gefallen

Während die folgende Nachricht für alle Vulkanspotter eine herbe Enttäuschung sein dürfte, ist mit einer gegenteiligen Reaktion bei den Betroffenen bei Grindavik und Svartsengi zu rechnen: Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Eruption an der Sundhnukur-Spalte vorbei ist. Der Ausbruch begann am 29. Mai und dauerte 24 Tage.

Wie IMO berichtet, wurde zuletzt am 21. Juni glühende Schmelze im Krater ausgemacht. Als eine Drohne den Schauplatz gestern überflog, zeigte sich die Lava erstarrt und kühlte weiter ab. Rotglut wurde auch im Umfeld des Kraters nicht mehr gesichtet. Der Lavastrom, dessen Front zuletzt die Befestigungsdeiche bei Svartsengi überwand, begann ebenfalls zu stagnieren und kühlte heute weiter ab. Vereinzelt gibt es noch glühende Stellen, aber viel Bewegung zeigt sich auf dem Lavafeld nicht mehr. Trotzdem kühlt man noch die Lavafront am Damm bei Svartsengi. Der Tremor ist signifikant abgefallen und hat ein normales Niveau erreicht.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht indes weiter. Sie hat sich mit dem Ende der Eruption aber nicht wesentlich beschleunigt und der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gab in einem MBL-Interview an, dass ca. 3 Kubikmeter Schmelze pro Sekunde in das flach liegende Reservoir unter Svartsengi aufsteigen. Die Rate betrug im November noch ungefähr das Dreifache und wurde von Eruption zu Eruption geringer. Daher stellt sich nun die Frage, ob es an dieser Stelle noch einen weiteren Ausbruch geben wird oder ob die Bodenhebung in den nächsten Wochen einschläft, ohne dass es eine weitere Eruption geben wird. Falls Letzteres eintreten sollte, müssen wir mit einer mehrere Monate andauernden Eruptionspause auf Island rechnen. Dass die Aktivitäten auf der Reykjaneshalbinsel schon ganz vorbei sind, gilt eher als unwahrscheinlich. Die meisten Wissenschaftler rechnen damit, dass sich die Ausbrüche in ein anderes Spaltensystem verlagern werden. Ein guter Kandidat ist das Eldvörp-System westlich von Grindavik.

Was sich im tiefer gelegenen und deutlich größeren Speicherreservoir, dessen Zentrum unter dem Fagradalsfjall vermutet wird, passiert, ist unklar. Bis jetzt gibt es keine Hinweise darauf, dass die Magmenakkumulation gestoppt hätte.



Island: Weiterer Lavastrom überwindet Deich

Lavastrom überwindet bei Svartsengi die Befestigungsanlage – Feuerwehrleute löschen Lavafront

Heute Nacht überwand ein weiterer Lavastrom die Deiche der Befestigungsanlagen beim Geothermalkraftwerk Svartsengi. Der Lavastrom ist stärker als jener, der bereits am Dienstag den Damm überfloss. Bilder zeigen, wie Feuerwehr und Hilfskräfte mit vereinten Kräften und schwerem Gerät gegen den Lavastrom ankämpfen. Doch noch immer kommt das Wasser aus den Schläuchen der Feuerwehr. Bis eine Pipeline mit fester Verrohrung steht und starke Pumpen das Wasser der Blauen Lagune zur Lavafront transportieren können, wird wohl – selbst in isländischem Tempo – noch einige Zeit vergehen. Das Material muss erst einmal beschafft werden, und starke Pumpen wachsen auch nicht auf den Bäumen, mal davon abgesehen, dass es davon in Island nicht so viele gibt.

Dass ausgerechnet jetzt die Dämme von Lava überflutet werden, überrascht ein wenig, denn die sichtbare Aktivität am Krater auf der Sundhnukur-Spalte hat signifikant nachgelassen. Im Dämmerlicht der Mittsommernacht war noch rot illuminierter Dampf über dem Krater sichtbar, aber das Becken des Kanals ist offenbar komplett leergelaufen und Teile der Wände kollabierten weiter. Es gab nur ein kurzes Squeeze-Out von etwas Lava, die aus Richtung des Kraters kam. Der Tremor hat an der Messstation Litla-Skógfell, die am Nordende der Sundhnukur-Spalte steht, nachgelassen. Auf der Messstation Grindavik im Süden der Spalte fluktuiert er, ist aber noch erhöht.

Die Lava, die bei Svartsengi am Damm austritt, ist überwiegend unterirdisch unterwegs und fließt durch Tubes. Die Vermutung liegt nahe, dass die Schmelze aus dem Becken am Krater und natürlich auch ein guter Teil des Lavasees im Krater in den letzten Tagen nach Norden in Richtung Sýlingarfell abgeflossen ist und dort den Druck im sekundären Lavasee erhöht hat, bis auch dieser drainierte und den Lavastrom Richtung Svartsengi schickte. In ihrem letzten Update schrieben die IMO-Vulkanologen, dass das Lavafeld bei Sýlingarfell immer dicker wird und sich dort eine Röhre gebildet hat. Die Lavafront ist noch ein gutes Stück vom Kraftwerk entfernt, und ich denke nicht, dass der Nachschub an Lava so lange anhält, dass der Lavastrom das Kraftwerk erreichen wird.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht praktisch unverändert weiter und beschleunigte sich trotz Nachlassens der sichtbaren Aktivität am Krater bis jetzt nicht. Entweder gibt es noch einen verborgenen Förderschlot oder es steigt bei weitem nicht mehr so viel Magma aus dem tief gelegenen Reservoir in das flacher liegende auf wie zuvor. Sollte sich die Hebungsrate nicht beschleunigen, wird bis zum nächsten Ausbruch wahrscheinlich deutlich mehr Zeit vergehen, als wir es seit November gesehen haben. Wenn es an dieser Stelle überhaupt zu einem weiteren Ausbruch kommen sollte.