Evakuierungsplan Grindavik

Grindavík bereitet sich auf mögliche Evakuierung vor

Heute pfeifen es die isländischen Medien von den Dächern: der drohende Vulkanausbruch im Gebiet von Thorsbjörn-Svartsengi und Eldvörp könnte ein ernstes Problem für die Isländer darstellen und Infrastruktur gefährden. Neben der Blauen Lagune und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi, sieht man auch eine Bedrohung für den Ort Grindavík. Lavaströme könnten innerhalb von einem Tag die Gemeinde am Atlantik erreichen und dem Erdboden gleich machen, oder wenigstens eine Schneise durch die Stadt schlagen. Es ist auch nicht völlig ausgeschlossen, dass sich eine Eruptionsspalte in direkter Nachbarschaft zum Ort öffnet, dann blieb den Menschen nur wenig Zeit zur Flucht. Daher wurden bereits jetzt vom Ministerium für Katastrophenschutz und Notfallmanagement Evakuierungspläne veröffentlicht. Sie gelten auch für den Fall eines Erdbebens.
Der Plan umfasst Fluchtwege innerhalb und außerhalb der Stadt. Im Falle einer Evakuierung werden die Bewohner über die Notrufnummer 112 informiert und aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Folgende Schritte sind dabei zu beachten:

  • Stellen Sie sicher, dass alle Fenster in Ihren Häusern geschlossen sind, trennen Sie die Stromversorgung und überprüfen Sie Ihre Notfallausrüstung.
  • Verlassen Sie Ihr Zuhause und bringen Sie einen gut sichtbaren Aufkleber an, der anzeigt, dass das Haus verlassen wurde.
  • Wenn möglich, überprüfen Sie Ihre Nachbarn und Kollegen.
  • Fahren Sie vorsichtig weg und nehmen Sie evakuierte Fußgänger auf, wenn Platz in Ihren Autos ist.
  • Halten Sie sich über Radio und Medien auf dem Laufenden.
  • Melden Sie sich in einem Massenhilfezentrum außerhalb von Grindavík an. Es ist nicht erforderlich, an den Sammelstellen anzuhalten.
  • Notfälle und Unfälle sollten unter der Rufnummer 112 gemeldet werden, oder bei fehlendem Telefonanschluss kann eine weiße Fahne an der Tür oder am Fenster angebracht werden.

Eltern oder Erziehungsberechtigte sollten ihre Kinder im Vorschul- und Grundschulalter betreuen, wenn die Umstände dies zulassen. In verschiedenen Einrichtungen, darunter Reykjaneshöll in Reykjanes, Kórinn in Kópavogur und Vallaskóli in Selfoss, werden Hilfsstationen eingerichtet.

Das Sportzentrum in Grindavík wird als Sammelstelle dienen, hauptsächlich für diejenigen, die Hilfe benötigen, um die Stadt zu verlassen. Es ist wichtig, dass die Bewohner von Grindavík diese Informationen sorgfältig studieren und sich auf den Evakuierungsplan vorbereiten.

Betrieb der Blauen Lagune geht weiter

Während man die Stadt also auf eine Evakuierung vorbereitet, scheint das Management des Thermalbads Blaue Lagune noch total relaxt zu sein! Journalisten der Zeitung Iceland Review intervierten Badegäste auf dem Parkplatz vor dem Bad, als sie diese gerade verließen. Sie wurden gefragt, ob sie über die aktuelle Situation Bescheid wissen würden, worauf sich die meisten ausländischen Badegäste ahnungslos gaben. Das Management zeigte sich seinerseits erstaunt und sagte den Journalisten auf Nachfrage, dass man die Badegäste darüber aufkläre, dass sich unter dem Bad Magma ansammelt. Offenbar verlässt man sich vor Ort darauf, dass man im Falle eines finalen Magmenaufstiegs früh genug gewarnt wird, um die Badegäste und Mitarbeiter zu evakuieren. Na denn, mal abwarten und hoffen, dass es gut geht. Falls nicht, rollt der nächste Prozess auf die Vulkantourismusbranche zu.

Ich selbst kenne Grindavik und die Blaue Lagune ganz gut. Es wäre wirklich schade, wenn es hier zu Zerstörungen käme. In Grindavik gibt es einen kleinen Campingplatz und der Diner an der Tankstelle sit ein beliebter Treffpunkt von Vulkanspottern, wenn der Fagradalsfjall eruptiert. Die Blaue Lagune ist sicherlich toll, mir aber zu kommerzialisiert. Ein weniger bekanntes Kleinod ist das Thermalbad „Myvatn Nature Baths“ auf Nordisland. Die Blaue Lagune des Nordens kann einspringen, falls es das große Thermalbad auf Südisland bei einem Vulkanausbruch zerlegt.

Widersprüchliche Nachrichten zur Bodenhebung auf Island

Hebt sie sich oder hebt sie sich nicht?

Heute wurden zwei widersprüchliche Nachrichten zu den Geschehnissen verbreitet. Sie drehen sich um die Landhebung westlich des Thorbjörn-Vulkans beim Thermalgebiet Svartsengi. IMO veröffentlichte eine Analyse der Daten, in der die Forscher zum Schluss kommen, dass die Bodenhebung in einem ähnlichen Tempo wie in den letzten Tagen vonstatten geht. Diese Schlussfolgerung wird von der Tatsache gestützt, dass die Seismizität weiterhin hoch ist. Täglich manifestieren sich hunderte Erdbeben auf Reykjanes, von denen sich die meisten in dem Gebiet mit der Bodenhebung ereignen. Das stärkste Beben heute Nacht hatte eine Magnitude von 3,7. Dennoch hat sich die Intensität des Schwarms etwas abgeschwächt. Insbesondere gab es deutlich weniger Erdbeben mit Magnituden ab 3.

In der FB-Gruppe „Eldfjalla- og náttúruvárhópur Suðurlands“ (Südland Vulkan- und Naturgefahrengruppe) wurde ein Bericht veröffentlicht, nachdem sich die Bodenhebung deutlich verlangsamt hat, bzw. sogar stoppte und rückläufig ist. Sprich, der Boden soll sich wieder etwas absenken. Tatsächlich zeigen die GPS-Messstationen im Bereich von Svartsengi und am Fagradalsfjall, dass die Bodenhebung offenbar den Rückwärtsgang eingelegt hat. Es gibt aber 2 relevante Ausnahmen: an der Thorbjörn-Messtation und bei Grindavik legten die Messwerte noch etwas zu. Es könnte also sein, dass die Schmelze im Untergrund in Richtung Südosten migriert.

Nach wie vor gibt es noch keine Anzeichen für einen finalen Magmenaufstieg. Die Schmelze sammelt sich wie gewohnt in 5 bis 4 km Tiefe und bildet dort wahrscheinlich magmatische Gänge, ähnlich wie wir es in den vergangenen Jahren öfters sahen. Genaue Modelle der unterirdischen Vorgänge stehen noch aus, ich kann mir aber gut vorstellen, dass die isländischen Forscher mit Nachdruck daran arbeiten, schließlich will sich niemand von einem Vulkanausbruch überraschen lassen. Bemerkenswert ist, dass die erhöhte Aktivität nun bereits eine Woche am Stück andauert. Es handelt sich um die längste Schwarmbeben-Episode mit Bodenhebung seit Ende der letzten Eruption.

Weitere Bodendeformation auf Island am 29.10.23

Bodenhebung beim Geothermalkraftwert Svartsengi und der Blauen Lagune bereiten Sorgen

Das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat sich weiter abgeschwächt, ist aber noch nicht ganz vorbei. IMO berichtet von mehr als 7500 Erdbeben. Achtzehn hatten Magnituden größer als 3. Doch das eigentliche Problem stellen nicht die Erdbeben dar, denn sie sind nur Symptome von Prozessen im Untergrund, die letztendlich zu einem Vulkanausbruch führen könnten. Sprich, die Erdbeben sind nicht tektonischer Art, sondern werden direkt oder indirekt von aufsteigendem Magma verursacht, das sich in der Erdkruste akkumuliert und darauf wartete, bis an die Erdoberfläche vordringen zu können. Bis jetzt sammelte sich die Schmelze vorwiegend unter einem nicht besiedelten Gebiet im Bereich des Fagradalsfjall an, aber das änderte sich jetzt: vorgestern begann sich Magma direkt im Bereich der Haupterdbebenzone 1,5 km nordwestlich des Thorbjörn-Vulkans anzusammeln. Dort liegen das Geothermalkraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune.

Neue GPS-Daten und die Auswertung von INSAR-Satellitendaten zeigen, dass sich der Boden dort innerhalb von 48 Stunden um 3 cm hob! Ein erstaunlicher Wert, der Grund zur Besorgnis gibt. Es ist nicht das erste Mal, dass in diesem Areal eine Magmenintrusion festgestellt wurde: seit 2020 gab es bereits 4 ähnliche Ereignisse im Vorfeld der Fagradalsfjall-Eruptionen, doch während der aktuellen Episode hob sich der Boden am schnellsten. Es stellt sich natürlich die Frage, ob sich hier irgendwann genug Schmelze akkumuliert, damit es zu einem Vulkanausbruch kommen kann. Das hätte dann- anders als am Fagradalsfjall- möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf die isländische Infrastruktur. Das Geothermalkraftwerk versorgt die Flughafen- und Hauptstadtregion mit Strom und Wärme und die Blaue Lagune ist ein touristischer Hotspot. Bis jetzt ist es allerdings unklar, ob es hier tatsächlich zu einem Ausbruch kommen wird, oder ob sich die Aktivität wieder in Richtung Osten verlagern wird. Dort, genauer am Fagradalsfjall, hebt sich der Boden ebenfalls weiter. Was ich noch beunruhigter finde als die vertikale Bodenhebung, ist der horizontale Versatz des Bodens, der sich seit Beginn der seismischen Krise deutlich beschleunigte und vergleichbare Werte angenommen hat, wie kurz vor der letzten Eruption. Eine Bewegungskomponente war im Juli gen Norden gerichtet, doch jetzt läuft sie in entgegengesetzter Richtung. Damals gab es auch eine Verschiebung in östlicher Richtung, die sich jetzt fortsetzt und gut 20 mm beträgt. Der horizontale Bodenversatz spiegelte damals eine weitaus größere Bodenhebung wider, als von den GPS-Messungen erfasst wurde. Sie zeigte sich erst relativ spät in INSAR-Karten. Rechnet man das Geschehen hoch und vergleicht es mit jenem vor den anderen Eruptionen, kann es eigentlich nicht mehr lange dauern, bis wir eine weitere Eruption auf Island sehen werden.

Der VONA-Alarmstatus wurde übrigens auf „Gelb“ erhöht. Eine Eruption ist theoretisch ohne weiter Vorwarnungen möglich.

Magmenintrusion auf Reykjanes am 27.10.23

Erdbeben durch Stress infolge Magmenintrusion auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 27.10.23 | Zeit: 04:02:56 UTC | Lokation: 63.871 ; -22.450 | Tiefe: 3,7 km | Md 4,3

Die intensive Schwarmbebenaktivität unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält den dritten Tag in Folge an. Bis jetzt gibt es keine Anzeichen für eine Entspannung der Situation, im Gegenteil: IMO zählte mehr als 5000 Erdstöße, von denen die meisten relativ schwach waren, aber es gab auch 18 Erdbeben mit Magnituden über 3. Darunter befand sich ein stärkerer Erdstoß Md 4,3, der sich heute Nacht um 04:02:56 UTC manifestierte. Das Hypozentrum befand sich in 3,7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3,6 km nördlich von Grindavik verortet. Kurze Zeit später gab es ein Beben Md 3,7. Die Erdbeben konzentrieren sich auf ein Areal in der Nähe des Geothermalkraftwerks Svartsengi, genauer zwischen Stóra-Skogafell und nordöstlich von Eldvörp. Dort bebte es auch im Vorfeld der Meradalir-Eruption von 2022. Bislang wurde in der Gegend keine nennenswerte Bodenhebung festgestellt, doch langsam beginnt eine schwache Bodenverformung an der GPS-Station FEFC östlich von Festarfjall messbar zu werden. Diese Bodendeformation könnte durch Magma verursacht werden, dass sich in der Tiefe von Nordosten nach Südwesten ausbreitet.

Karte zeigt Magmenintrusion

Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass die Beben über ein großes Areal streuen, wie es für die Vorbereitungsphasen von Vulkanausbrüchen dort typisch ist. Die IMO-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Beben indirekt durch eine tiefe Magmenintrusion unter dem Fagradalsfjall Vulkan verursacht werden. Dadurch ändert sich das Spannungsfeld der Region und der Stressabbau führt zu den Erschütterungen entlang von Risssystemen nördlich von Grindavik.

Man rechnet damit, dass der aktuelle Schwarm länger anhalten wird und dass es in der nächsten Zeit weitere vergleichbare Ereignisse geben wird. Es ist wahrscheinlich, dass die Seismizität dann wieder in einer Eruption gipfeln wird.

Die Forscher planen die Erstellung einer neuen INSAR-Karte, die mittels Radarmessungen von Satelliten aus erstellt wird und eine genaue Übersicht der Bodenhebungen generiert.

Intensives Schwarmbeben auf Reykjanes am 26.10.23

Sehr starkes Schwarmbeben auf Reykjanes deutet auf Magmenintrusion hin

Das Schwarmbeben, das gestern unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, dauert an und hat sich sogar intensiviert. Heute Morgen schrieb das IMO, dass mehr als 3000 Erschütterungen registriert worden seien. Das stärkste Erdbeben ereignete sich gestern Morgen und hatte eine Magnitude von 4,5. Insgesamt wurden 9 Beben mit Magnituden über 3 festgestellt. Die meisten dieser stärkeren Erdbeben konzentrierten sich in einem Bereich nördlich von Grindavik, genauer in der Nähe des Thorbjorn-Vulkans und des Geothermalkraftwerks Svartsengi. Dort befindet sich auch das bekannte Thermalbad Blaue Lagune. Im weiteren Geschehen verlagerte sich die Erdbebenaktivität Richtung Osten und näherte sich auch dem Bereich des Vulkans Fagradalsfjall. Die Hypozentren der Beben liegen flach und streuen um 5 km Tiefe.

Bis jetzt zeigen die GPS-Messungen am Thorbjorn keine ungewöhnliche Bodenhebung, und es ist unklar, ob das Schwarmbeben durch eine Magmenintrusion ausgelöst wurde. Ich halte einen Zusammenhang allerdings für wahrscheinlich. Die Beben finden ja statt, wenn das Magma seine Intrusion beginnt, und es wird eine Weile dauern, bis sich dieser Prozess in einer oberflächlich messbaren Bodenhebung widerspiegelt. Die Bodenhebung im Bereich des Fagradalsfjalls beträgt nach der letzten Messung gestern Abend wieder 40 mm, wobei ein relativ großes Areal von der Bodenhebung betroffen ist. Es breitet sich fast 8 km in Richtung Osten aus. Die größte Bodenhebung wird an der Küste im Süden des Vulkans festgestellt. An der Messstation FEFC liegt die Hebung bei 42 mm. Wie groß sie vor der Küste ist bleibt unklar.

Die IMO-Wissenschaftlerin Lovísa Mjöll Gudmundsdóttir äußerte sich gestern in einem Interview bei MBL zur Situation und sagte, dass das Schwarmbeben an die seismische Aktivität von 2022 erinnert. Wenige Wochen vor der Eruption im Meradalir-Tal gab es ähnliche Schwarmbeben am Thorbjörn. Damals verlagerten sie sich erst weiter westwärts, bevor die Aktivität dann auf den Fagradalsfjall übersprang. Auch schon vor der ersten Eruption in 2021 lag der Bebenschwerpunkt eine Weile beim Thorbjorn.

Der isländische Katastrophenschutz deklarierte eine „Phase der Unsicherheit“ und rief die Bewohner der Region zur erhöhten Vorsicht auf. Eine besondere Gefahr gehe von stärkeren Erdbeben aus, die Erdrutsche auslösen könnten und auch schwere Gegenstände in Gebäuden umkippen lassen könnten.

Reykjanes: INSAR-Aufnahme bestätigt Inflation

Eine neue INSAR-Aufnahme bestätigt eine Inflation von 4,5 cm auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Das Bild fasst Radar-Daten Zusammen, die zwischen dem 27. April bis 21. Mai aufgenommen wurden. Die Zone der größten Bodenhebung erstreckt sich entlang eines neuen Magmatischen Gangs, der sich zwischen Thorbjörn und der Eldvörp-Kraterreihe erstreckt. Das Dach des Magmatischen Gangs befindet sich in 4 km Tiefe, seine Basis in 8 km. Der Gang soll nur einige Meter breit sein.

Heute gab es auch weitere Erdbeben im Bereich von Grindavik. Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 178 Erschütterungen. Heute um 07.15 Uhr wurde 3 km nordöstlich von Thorbjörn ein Erdbeben der Stärke 3,5 gemessen.

 

Erdbeben-News: Reykjanes am 13. Mai

  • Im Westen der Reykjanes-Halbinsel gab es weitere Schwarmbeben
  • Die Beben manifestieren sich westlich von Reykjanestá und nördlich von Grindavik
  • Das stärkste Beben brachte es auf Mb 3,4
  • Es wird leichter Uplift registriert

Weitere Beben auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel

Datum: 13.05.22 | Zeit: 11:09:29 UTC | Lokation: 63.81; -22.74 | Tiefe: 7,5 km | Mb 3,4

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gibt es weiterhin Schwarmbeben. IMO detektierte innerhalb von 48 Stunden 295 Erschütterungen. Heute Vormittag, um 11.09 UCT ereigneten sich -zeitgleich- zwei Beben mit den Magnituden 3,4. Sie lagen kurz vor der Westspitze der Halbinsel und die Epizentren wurden 2.3 km west-nord-westlich von Reykjanestá verortet. Die Tiefen der Hypozentren lagen in 7,5 km und o,4 km Tiefe. Die Mehrzahl der Erschütterungen ereigneten sich allerdings wieder im Bereich von Grindavik und dem Fagradalsfjall. Das Bebenzentrum dürfte sich unweit des Thorsbjörn-Vulkans an der Blauen Lagune manifestieren. Dieser war in den letzten 3 Jahren oft Schauplatz des Geschehens.

Leichte Bodendeformationen im Bereich der Blauen Lagune

IMO wirft gerade nicht so mit Informationen um sich, vielleicht, weil es sonst nichts zu berichten gibt. Möglicherweise will man aber auch Spekulationen keinen Nährstoff liefern. Im letzten Wochenbericht wurden 2200 Erdbeben auf Island erwähnt, was schon eine beachtliche Anzahl ist, aber noch weit von Spitzenwerten vor einer unmittelbar bevorstehenden Eruption entfernt ist. Dennoch lassen die Schwarmbeben vermutet, dass sie wenigstens teilweise mit Fluid-Migrationen im Untergrund zusammenhängen, wobei es nicht unbedingt zu Bodenhebungen kommen muss, da sich die Fluide auch horizontal bewegen können. Schaut man sich die öffentlich zugänglichen GPS-Daten an, dann sieht man, dass an den Messstationen von Grindavik und Thorbjörn bis Mitte April eine Bodenabsenkung stattfand. Der Trend hat sich in den letzten Wochen umgedreht und es wird eine leichte Bodenhebung von 3 cm angezeigt, die durch Inflation verursacht werden könnte.

Island: Inflation bestätigt

Das IMO bestätigte die vermutete Inflation im Erdbebengebiet beim Vulkan Fagradalsfjall auf der Reykjanes-Halbinsel. Die Bodenanhebung beträgt seit dem Beginn des Schwarmbebens am 18 Juli 3 cm. Die Magmeninflation wurde mittels INSAR-Satellitenbildern detektiert. Die Deformation fand überwiegend während der Hauptphase der Bebentätigkeit zwischen dem 18. und 20. Juli statt. Das Magma drang in einer Nordost-Südwest streichenden Störungszone ein, die bereits im Jahr 2017 entdeckt wurde, als es dort ebenfalls Schwarmbeben gab. Das Deformationsgeschehen wird als Teil eines grösseren vulkanisch-tektonischen Reaktivierungsereignisses auf der Reykjanes-Halbinsel betrachtet. Dabei kommt es nicht nur zu Bodenanhebungen, sondern auch zu Absenkungen. Solche Subsidenz wurde nun im Bereich des Geothermalraftwerks von Svartsengi entdeckt. Sie setzte 2 Tage vor dem Schwarmbeben bei Fagradalsfjall ein und wurde wohl durch das unterirdische abfließen magmatischer Fluide hervorgerufen.

In den nächsten Tagen werden neue INSAR-Daten erwartet. Die Geowissenschaftler rechnen mit einem Anhalten der Ereignisse und warnen vor stärkeren Erdbeben, Erdrutschen und Gasansammlungen in Senken. Mittelfristig kann auch ein Vulkanausbruch nicht ausgeschlossen werden.

Kilauea: 1 Jahr Kratersee

Gestern jährte sich der Tag, an dem das HVO zum ersten Mal über die Wasseransammlung im Halema‘uma‘u-Krater des Kilaueas berichtet hatte. Seitdem wuchs der See beständig. Mittlerweile misst er 270 x 131 m und ist ca 40 m tief. das Volumen wird auf 480.000 Kubikmeter geschätzt.

Auch sonst hat sich einiges getan, unter dem aktivsten Vulkan von Hawaii. Im Juni stieg die Erdbebentätigkeit um 45% im Vergleich zum Vormonat. An verschiedenen Stellen entlang des Ostrifts wurden Bodendeformationen infolge von Inflation registriert. Obwohl sich die Magmenreservoiren unter dem Vulkan langsam füllen, lässt sich nicht bestimmen, wann es wieder zu eruptiver Tätigkeit kommen wird.

Ol Doinyo Lengai: Neuer Hornito

In den sozialen Medien wurde ein neues Bild vom Krater des einzigartigen Vulkans in Tansania geteilt. Auf dem Bild sieht man einen neuen Hornito im Zentrum des Kraters. Auf dem Boden erkennt man mehrere breite Lavaströme. Diese müssen Mitte Juni ausgeflossen sein, denn die Sentinel-Satelliten detektierten zu dieser Zeit thermische Anomalien. Auch Mitte Juli kam es zur Eruption. Langsam, aber sicher verfüllt sich der Krater wieder. In einigen Jahren könnte die kälteste Lava der Welt wieder zugänglich sein.

Island: Starker Erdbebenschwarm auf Reykjanes

Die isländische Halbinsel Reykjanes wird erneut von einem starken Schwarmbeben heimgesucht. Das stärkste Einzelbeben hatte die Magnitude 5,0. Es manifestierte sich 1,6 km nordwestlich von Fagradalsfjall, mit einem Hypozentrum in 10 km Tiefe. Fagradalsfjall ist mit einer Höhe von 385 m die höchste Erhebung auf Reykjanes und liegt östlich von Grindavik. Im Endeffekt verlagerte sich das Epizentrum der seismischen Aktivität ein wenig in östlicher Richtung, wenn man von dem nördlich von Grindavik gelegenen Bebenspot ausgeht, an dem sich die meisten der bisherigen Erdstöße ereigneten.

IMO registrierte in den letzten 48 Stunden insgesamt 936 Erdstöße im Bereich von Reykjanes. 16 Beben hatten Magnituden größer 3. Einige davon waren sogar stärker als M 4,0. Ich gehe davon aus, dass die Beben im Zusammenhang mit weiterer Magmenintrusion stehen. Ein Bericht von IMO steht diesbezüglich allerdings noch aus. Die isländische Meteorologie-Behörde berichtet aber darüber, dass die stärkeren Erdstöße im Südwesten Islands zu spüren gewesen waren.

Auch im Norden von Island gab es weitere Erdbeben an der Tjörnes-fracture-zone. Hier wurden in den letzten 48 Stunden 195 Beben festgestellt. Das Stärkste hatte die Magnitude 4,4 und lag in 10 km Tiefe.

Owen-fracture-zone: Erdbeben Mw 4,7

Die Arabische See und der Golf von Aden wurden von 2 Erdstößen mit Magnituden größer 4 erschüttert. Das stärkste Beben brachte es heute Morgen auf M 4,6 in 30 km Tiefe. Bereits gestern gab es einen Erdstoß M 4,7 in 10 km Tiefe. An der Owen-fracture-zone kommt es relativ oft zu Erdbeben.

Bei der Bruchzone handelt es sich um eine Transformstörung. Sie stellt die tektonische Grenze zwischen der Arabischen Platte und dem Indischen Subkontinent dar. Darüber hinaus verbindet die Störungszone den Carlsberg-ridge mit dem Aden-sheba-ridge, der aus dem Roten Meer kommt.