Island: Neue Gefahrenkarte am 16.01.24

Nach dem Ausbruch ist vor dem Ausbruch – Neue Gefahrenkarte von IMO

Es sieht so aus, als wäre der Ausbruch, der am Sonntag auf der isländischen Reykjaneshalbinsel begann, bereits wieder vorbei. Doch die kurzweilige Episode brachte dem Untergrund nur wenig Entspannung, und so wird damit gerechnet, dass die oberflächliche Ruhe nicht lange wehrt.

Gestern Abend brachte IMO ein ungewöhnlich langes Statement heraus. In ihm heißt es, dass die Gefahrensituation neu bewertet wurde, und eine entsprechende Karte wurde herausgebracht. Auf ihr sieht man, dass Grindavik nun wieder im Bereich mit der höchsten Gefahrenstufe steht. Im Zuge der Eruption bewegte sich hier der Untergrund besonders stark, und während die unterirdischen Magmenbewegungen entlang des neu intrudierten magmatischen Gangs gestern Abend überall zum Erliegen gekommen waren, detektierte man unter Grindavik noch Magmenbewegungen. Während Dykebildung und Eruption sackte der Boden in Grindavik um bis zu 140 cm ab. Es öffneten sich neue Spalten und bereits Vorhandene vergrößerten sich. Ich halte es für möglich, dass bei der Eruption aus der Spalte am Stadtrand nicht nur frische Schmelze eruptiert wurde, sondern auch jene, die bereits am 10. November dort intrudierte. Vielleicht werden Analysen von Lavaproben diesbezüglich genaueren Aufschluss liefern.

Eine Karte von IMO zeigt auch, dass der Damm offenbar funktionierte und den Hauptlavastrom von der Stadt weggeleitet hat. Wäre dieser Lavastrom durch Grindavik marschiert, hätten sich die Diskussionen um das Schicksal der Siedlung wohl weitestgehend erledigt. Ich persönlich halte es bereits jetzt für besiegelt, denn selbst wenn die Häuser nicht von neuen Lavaströmen gefressen werden sollten, ist der Untergrund so instabil, dass man hier nicht mehr guten Gewissens dauerhaft leben kann. Man müsste unzählige Bohrungen abteufen, um verborgenen Hohlräumen auf die Spur zu kommen, so dass es sinnvoller erscheint, die Stadt an anderer Stelle neu aufzubauen oder ganz aufzugeben. Wenn man natürlich Sicherheitsstandards außer Acht lässt, wäre es in einigen Jahren vielleicht möglich, dort wieder zu leben.

Momentan sieht es jedenfalls nicht nach einer dauerhaften Entspannung der allgemeinen Situation aus, denn der Boden bei Svartsengi hebt sich unvermindert weiter und aus der Tiefe steigt Magma auf. Im Gegensatz zu den vorherigen beiden Events senkte sich der Boden dort kaum. Entweder ging die Intrusion des neuen Gangs nicht von hier aus oder sie war zu klein, als dass sie den Boden großartig abgesenkt hätte.

Island: Lavaspattering an der Spalte

Lavaspattering an der Eruptionsspalte – Erdbebentätigkeit erhöht

Heute Nachmittag kann man auf der Livecam noch Lavaspattering erkennen. Die Eruptionen kommen aus einem Förderschlot im nördlichen Drittel der Eruptionsspalte, die ansonsten inaktive ist. Um den Schlot baut sich bereits ein kleiner Wall auf, der zu einem Kegel heranreifen könnte. Dieser Verlauf ist typisch für Spalteneruptionen.

Die Erdbebenaktivität bleibt erhöht, so dass es sich nicht mit Sicherheit sagen lässt, ob der Vulkanausbruch bereits in seinen letzten Zügen liegt, oder ob er sich wieder verstärken wird und sich wohlmöglich weitere Spalten auftun werden. So etwas haben wir während der ersten Fagradalsfjall-Eruption erlebt, die sich über ein halbes Jahr hinzog.

Obwohl noch keine genauen Daten zum geförderten Lavavolumen veröffentlicht wurden, lässt sich bereits jetzt sagen, dass weitaus weniger, als bei der Eruption vom 18. Dezember gefördert wurde. An den meisten Messstationen ist nur eine geringe Bodenabsenkung aus den Daten abzulesen. Je näher die Messstationen in Richtung Grindavik und der Spalte liegen, desto größer ist die registrierte Bodensenkung.

Der isländische Geophysiker Magnús Tumi Guðmundsson äußerte sich bei MBL dahingehend, dass sich in Grindavik der Boden besonders stark absenkte und sich neue Risse bildeten. Man muss sich nun die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, Grindavik wieder aufzubauen oder ob man den Ort nicht dauerhaft aufgeben sollte. Die meisten Gebäude seien zwar noch unbeschädigt, aber die Versorgungsleitungen sind an vielen Stellen zerstört. Bevor die Unruhen nicht ganz aufgehört haben – was Jahre dauern könnte – hält Guðmundsson Grindavik für unbewohnbar. Er meint, um die Stadt zu retten, müsse man schnell weitere Befestigungsanlagen bauen. Aus dem Gesagten lässt sich schließen, dass auch die isländischen Experten mit weiteren Eruptionen bei Grindavik rechnen.

Island: Eruption hat am 15.01.24 nachgelassen

Eruption hat nachgelassen – Spalte vor Grindavik inaktiv

Der aktuelle Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat bereits wieder deutlich nachgelassen und verhält sich somit ähnlich wie die letzte Eruption vom 18. Dezember. Meine Livecamanalyse zeigt, dass die ursprüngliche Spalte mit einer Länge von 900 m nur noch an drei Stellen aktiv ist. Die Länge des aktiven Lavastroms, der in südwestlicher Richtung unterwegs ist, hat sich deutlich reduziert und auf den Cams sieht man praktisch nur noch Nachglühen. Dennoch könnte sich die Lavafront, die außerhalb des Bildbereichs liegt, noch langsam bewegen: Schmelze könnte durch einen Tunnel bis an de Front fließen. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Strom nur noch in der Nähe der Spalte fließt. Die zweite 100 m lange Spalte, die sich nachmittags 200 m vom Stadtrand entfernt öffnete, scheint inaktiv geworden zu sein. Momentan sieht es so aus, als würden keine weiteren Häuser zerstört werden.

Der vulkanische Tremor war während des Initialstadiums der Eruption am größten, hat inzwischen stark nachgelassen und korreliert mit den visuellen Beobachtungen. Diese sind aber nur eine Momentaufnahme und auch, wenn es nach Entspannung aussieht, könnte die Aktivität wieder aufleben: Bestehende Spalten könnten reaktiviert werden oder es könnten sich neue bilden. Dafür spricht, dass die Erdbebentätigkeit weiterhin deutlich erhöht ist und auch die Bodenhebung unvermindert weitergeht. Zwar kam es zu Beginn der Eruption zu der üblichen Anhebung des Bodens, gefolgt von einer schnellen Subsidenz um mehrere Zentimeter, doch seitdem hebt sich der Boden wieder mit einer vergleichbaren Rate wie vor der Eruption.

Die Spezialisten vom IMO schrieben gestern Abend noch, dass die Sensoren in Grindavik starke Bodendeformationen registrierten, die auf neue Rissbildungen in der Stadt hindeuteten. Bestimmt wird man heute die Schäden inspizieren und das Schicksal des kleinen Fischerortes sieht einmal mehr nicht gut aus. Doch die unerschütterlichen Bewohner geben bestimmt nicht so schnell auf!

Wie es weitergeht, ist wie immer offen. Seit der Riftingepisode vom 10. November wird die Situation bei Grindavik mit der Krafla-Eruption in den 1970er Jahren verglichen. Damals war der Spaltenvulkan 9 Jahre lang immer wieder aktiv und erzeugte eine Reihe kurzweiliger Eruptionen, so wie wir es Augenblicklich auch auf Reykjanes sehen. Vielleicht werden die Eruptionen als die Grindavik-Feuer in die Geschichtsbücher Islands eingehen.

Island: Erste Häuser in Grindavik brennen

Lava erreicht Grindavik – erste Häuser stehen in Flammen

Nun ist er definitiv eingetroffen, der von Lavaströmen ausgelöste Katastrophenfall in Grindavik. Am späten Nachmittag geriet das erste Haus in Kontakt mit der Lava aus der Spalte am Stadtrand und fing Feuer. Gegen Abend folgte dann das zweite Haus. Noch ist es nur ein vergleichsweise kleiner Lavastrom, der die Stadt erreicht hat, doch der weitere Verlauf ist nicht abzuschätzen. Man kann Glück im Unglück haben, so dass nur wenige Häuser zerstört werden, doch wenn die Eruption länger andauern sollte, dann muss man mit großen Schäden rechnen. Sogar der Totalverlust von Grindavik ist ein mögliches Szenario.

IMO schrieb nachmittags, dass sich der Ausbruch in der Nähe von Hagafell-Grindavík stabilisiert hat und die Stärke konstant geblieben sei. Wie meistens war die Förderrate der Lava nach dem Initialstadium der Eruption am stärksten und nahm dann ab. Abgenommen hat seit dem Nachmittag auch die Seismizität, obwohl sie immer noch deutlich erhöht ist. von daher ist es nicht ausgeschlossen, dass sich weitere eruptionsspalten öffnen werden oder das sich bestehende verlängern werden. Auch eine weitere Spaltenöffnung im Stadtgebiet ist möglich.

Die Gesamtsituation ist im Endeffekt unberechenbar und man muss sich darauf einstellen, dass es auch in den nächsten Jahren auf der Reykjaneshalbinsel zu weiteren Eruptionen, Erdbeben und Riftingepisoden kommen kann. Vermutlich wird sie dazu führen, dass Grindavik dauerhaft evakuiert werden wird, sofern es die Gesetzeslage zulässt. Diese erzwang ja kurz vor Weihnachten, dass man den Bewohnern der Stadt die Rückkehr in ihre Häuser gestatten musste. Bleibt zu hoffen, dass sie ihr Mobiliar noch nicht in ihre Häuser zurückgeschafft hatten.

Aufgrund der Ausbreitung des Dykes bis unter Grindavik wurden bestehende Verwerfungen und Brüche reaktiviert, und wahrscheinlich bildeten sich in der Stadt neue Brüche.

Island: Lava am Stadtrand von Grindavik

Neue Spalte am Standrand von Grindavik – Erster Lavastrom erreicht Häuser

Die Eruption bei Grindavik auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat sich im Laufe des Vormittags weiterentwickelt. Kurz vor Mittag öffnete sich in der Verlängerung der bisherigen Spalte eine weitere kürzere Spalte. Das Brisante daran ist, dass sie unmittelbar vor dem östlichen Stadtrand von Grindavik liegt. Ich schätze die Länge der Spalte auf gut 100 Meter und genauso weit ist sie vom ersten Haus am Stadtrand entfernt. Aus der Spalte steigen kleine Lavafontänen hervor, die einen Lavastrom speisen, der inzwischen die erste Straße in Grindavik überquert hat und unmittelbar vor einem Haus stoppt.

Während ich diese Zeilen schreibe, verlängert sich die Spalte weiter und nun reicht sie bis auf ca. 35 m an eines der ersten Häuser heran. Eine einige Meter hohe Lavafontäne beginnt zu sprudeln. Für den Hausbesitzer bestimmt ein Alptraum, wobei ich selbst schon oft von einem privaten Minivulkan im Harten träumte, was für mich keine unangenehme Vorstellung ist, solange das Haus stehen bliebt.

In einem IMO-Update von 12:40 Uhr Ortszeit (UTC 13:40) schrieben die Forscher, dass die Eruption stabil sei und dass sich der Magmatische Gang nicht weiter ausbreitet. Anhand der Seismik konnte man den unterirdischen Weg des Magmas verfolgen, und man geht davon aus, dass sich der Dyke bis unter Grindavik ausbreitete. Die Gefahrenforscher halten es für möglich, dass sich entlang des Gangs weitere Eruptionsspalten öffnen, die bis nach Grindavik hineinreichen. Es ist also gut möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass es zur Zerstörung von Gebäuden kommen wird.

Der Lava-Hauptstrom aus der großen Spalte, die sich in den frühen Morgenstunden öffnete, bog überraschenderweise in westlicher Richtung ab und fließt bis jetzt nicht in Richtung Grindavik. Tatsächlich teilte er sich auch vor dem Gewächshaus und verschonte es bis jetzt. Dafür kreuzte er eine Nebenstraße, die nun unterbrochen ist.

Die Eruptionsspalten liegen im Randbereich der roten Zone 3 der Gefahrenkarte von IMO. Sie öffnete sich in ca. 2 Kilometer Entfernung zur Sundhnúkar-Kraterreihe wo man eigentliche mit eine weiteren Spaltenöffnung gerechnet hatte.

Island: Lava könnte Grindavik zerstören

Eruptionsspalte nahe der Stadt – Schicksalsstunden für Grindavik

Seit heute Morgen ist der lange erwartete Vulkanausbruch in Gang und die neue Eruptionsspalte befindet sich an einem äußerst ungünstigen Ort, denn sie liegt praktisch vor den Toren von Grindavik. Sie durchschnitt den Schutzwall, dessen Konstruktion am 2. Januar begonnen wurde. Die Lava hält gerade auf ein Gewächshaus zu und könnte dieses in Kürze erreichen und zerstören. Momentan schreitet die Lava aber langsamer voran und es ist ungewiss, wie lange der Ausbruch anhalten wird und ob es zu größeren Zerstörungen kommen wird.

Wie im ersten Bericht geschrieben, standen Bagger und eine Flutlichtanlage direkt im Weg der Lavaströme. Während die Flutlichtanlage inzwischen Teil der Lava ist, konnten die Bagger noch in Sicherheit gebracht werden.

Die Bewohner von Grindavik, denen es ja kurz vor Weihnachten freigestellt wurde, in ihre Häuser zurückzukehren, dürften jetzt wieder mit Flucht beschäftigt sein. Dabei sollte der Ort morgen sowieso wieder evakuiert werden. Grund hierfür war aber nicht etwa die Gefahr einer Eruption, sondern die Sorge um sich neu öffnende Erdspalten und natürlich darum, dass Leute in den bereits vorhandenen Erdspalten verschwinden könnten, so wie es wahrscheinlich das Schicksal des Arbeiters war, der seit Mittwoch als vermisst gilt. Naja, wenigstens stehen die Chancen gut, dass die Erdspalten nun auch natürlicher Weise verfüllt werden. Allerdings dürfte das die Bewohner der Stadt wenig Anlass zur Freude geben.

Eine erste Analyse der Messdaten zeigt, dass mit Beginn des seismischen Schwarms heute Nacht ein neuer Magmatischer Gang intrudierte, der sehr wahrscheinlich vom Magmenreservoir unter Svartsengi ausging. Die Bodenhebung machte einen ordentlichen Satz nach oben und betrug gut 12 cm. Nahe der Eruptionsstelle wurde auch ein signifikanter horizontaler Bodenversatz registriert.

Während man im Allgemeinen das Risiko einer weiteren Eruption als groß eingeschätzt hat, gab es unmittelbar vor Einsetzen der seismischen Krise keine Anzeichen, die nahegelegt hätten, dass die Eruption heute beginnen wird. Zwar wurden in den letzten Tagen immer wieder Messabweichungen als Frühindikatoren für den bevorstehenden Ausbruch interpretiert, doch eindeutig zuweisen ließen sich diese nicht. Vergangenes Wochenende kam es zu einem vermeintlichen Rückgang der Bodenhebung bei Svartsengi. Dann nahm die Seismizität ab. Doch Tage vor dem Ausbruch kehrten die Werte auf die vorherigen Zustände zurück. Zuletzt wurde bei Eldvörp Subsidenz gemessen, doch auch hier stimmte das Timing nicht mit den Abweichungen vor der letzten Eruption überein. Eine mögliche Interpretation ist, dass die Eruption zu diesen Zeiten bereits starten wollte, aber eben doch nicht durchstartete.

Hier einige Screenshots der letzte Stunden (Quellen MBL Livecam, IMO, Uni Reykjavik):

Island: Neuer Vulkanausbruch am 14.01.24

Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes hat begonnen – Spalte öffnete sich nördlich von Grindavik

Heute morgen hat um 7:57 Uhr Ortszeit ein neuer Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel begonnen. Südsüdöstlich von Hagafell öffnete sich eine Eruptionsspalte, die sich südlich der letzten Spalte über dem Magmatischen Gang befindet. Damit liegt sie deutlich näher an Grindavik als die letzte Spalte und möglicherweise auf der Seite der Wasserscheide, die Richtung Grindavik geneigt ist. Damit ist die Gefahr größer als zuvor, dass Lava in Richtung des Ortes fließt.

Entlang der Spalte sieht man auf den Livecams Lavafontänen aufsteigen, die einige zehner Meter hoch sind. Sie speisen Lavaströme, die sich um die Spalte ausbreiten.

Die Spalte hat momentan noch eine überschaubare Länge von einigen hundert Metern Länge, könnte sich aber noch entwickeln und deutlich länger werden. Die letzte Spalte war 4 km lang.

Der Spaltenöffnung voran ging ein intensives Schwarmbeben, das heute Nacht gegen 3 Uhr begann. Das Beben hält an, was ein Indiz dafür ist, dass wir noch das Initialstadium der Spaltenöffnung erleben und sich der Ausbruch verstärken könnte.

Aktuell fließt die Lava auf ein Flutlicht zu, an dem zwei Bagger stehen. Ihnen droht die Zerstörung. Die Lava kommt aus Richtung des Schutzwalles, der Grindavik bzw. die Hauptstraße schützen soll. Tatsächlich gab der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gerade ein Statement bei RUV ab und sagte: „Dies ist vielleicht einer der schlimmsten Orte, an denen es zu einem Ausbruch kommen kann, und er gefährdet Grindavík, wenn der Ausbruch anhält“. Demnach verläuft die Eruptionsspalte direkt durch den Erdwall, der Grindavik schützen sollte.

Es ist der fünfte Vulkanausbruch auf Island, seit Beginn der Eruptionsserie im März 2021 als sich eine Eruption am Fagradalsfjall ereignete.

Es sind diverse Livestreams verfügbar, die ich auf der Grindavikseite verlinkt habe.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 12.01.23

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – Seismizität zog etwas an

Bei Svartsengi geht die Bodenhebung weiter, obwohl gestern Unkenrufe laut wurden, dass sie fast gestoppt hätte. Doch diese Rufe gründeten auf eine Einzelmessung, die etwas niedriger als sonst ausgefallen war. Generell können eine Reihe von äußeren Einflüssen die Radar- und GPS-Messungen der Satelliten beeinflussen: Man darf nicht vergessen, dass hier aus mehreren Hundert Kilometern Höhe Schwankungen im Millimeterbereich gemessen werden, und selbst unterschiedliche atmosphärische Bedingungen können die Messungen beeinflussen. Daher ist es weise, immer mehrere Messungen abzuwarten, bis sich ein vermeintlicher Trend bestätigt. Gegenüber der Vorwoche hat sich in dieser Woche die Bodenhebung allerdings tatsächlich etwas verlangsamt.

Nachdem Anfang der Woche nur sehr wenige Erschütterungen gemessen wurden, hat sich die Seismizität auch wieder auf einem moderaten Niveau eingependelt. Für die letzten 48 Stunden werden in der IMO-Tabelle zur Reykjaneshalbinsel 117 Erschütterungen angezeigt. Zu berücksichtigen gilt, dass nicht alle Erdbeben Einzug in die Tabelle finden.

In Grindavik versucht man derweilen weiterhin, den vermissten Arbeiter zu finden, der am Mittwoch vermutlich in eine Erdspalte gestürzt war, die sich am 10. November geöffnet hat. Aufgrund des Verschwindens des Arbeiters hat IMO nun die Gefahrenkarte aktualisiert und stuft das Risiko für Grindavik höher ein als zuvor: „Das Risiko im Zusammenhang mit der plötzlichen Öffnung von Rissen, die innerhalb der Stadtgrenzen von Grindavík kartiert wurden, wurde als höher eingeschätzt. Diese Änderung hat jedoch keinen Einfluss auf die Gesamtrisikobewertung für Grindavík. Es ist zu beachten, dass die Gefahr von Rissen auf bekannte und definierte Bereiche innerhalb der Stadtgrenzen beschränkt ist“, heißt es dazu in dem Kommentar zur Karte.

Generell wird das Risiko einer Eruption im Bereich der Sundhnúksgígar-Kraterreihe weiterhin als hoch eingeschätzt. Am wahrscheinlichsten erscheint eine weitere Spalteneruption vergleichbar der letzten Episode. Mir persönlich wäre natürlich ein langlebiges Event wie die erste Fagradalsfjall-Eruption am liebsten.

Island: Arbeiter in Grindavik vermisst

Arbeiter in Grindavik vermisst – Möglicherweise in Erdspalte gestürzt

Im isländischen Grindavik wird seit heute Vormittag ein Arbeiter vermisst, der möglicherweise in eine der Erdspalten stürzte, die sich beim Rifting-Ereignis am 10. November bildeten. Der Arbeiter war dabei, die Füllung eines Risses in der Einfahrt eines Einfamilienhauses zu verdichten. Er arbeitete alleine und wurde nicht mehr vorgefunden. Nun wird der verfüllte Riss wieder aufgegraben und die Suche nach dem Vermissten dauert an. Bei eisigen Temperaturen ist Eile geboten, denn sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten, und der Mann ist in der Spalte verschüttet worden, sinken die Überlebenschancen des Mannes während der Nacht. Sollte der Mann nur noch tot geborgen werden können, dann wäre er das erste Todesopfer, das indirekt mit den geologischen Geschehnissen auf Reykjanes in Verbindung gebracht werden kann.

Der lange erwartete Vulkanausbruch lässt indes weiter auf sich warten. Obwohl die Bodenhebung anhält, ist die Seismizität immer noch vergleichsweise niedrig. Gestern wurden laut IMO nur 40 Erdbeben im Gebiet des magmatischen Gangs detektiert. Nachts waren es 10 Erschütterungen. Aktuell scheint es wieder etwas munterer zu werden und es gibt 3 Szenarien zur weiteren Entwicklung:

  • Die Magmenintrusion verringert sich und Bodenhebung und Seismizität hören auf.
  • Es findet eine weitere Riftingepisode statt, wenn sich ein neuer Magmatischer Gang bildet.
  • Die Intrusion gipfelt in einen Vulkanausbruch.

Die meisten Erdbeben auf Island gibt es allerdings zur Zeit bei Grimsey vor der Nordküste. Möglicherweise gab es auch ein Erdbeben mit einer Magnitude größer als 3 beim Grimsvötn. Dieses Beben wird bei IMO angezeigt, die Trefferwahrscheinlichkeit liegt aber bei nur 50 %. Die Bodenhebung hier ist momentan rückläufig und kurzfristig rechne ich eigentlich nicht mit einer Eruption des subglazialen Vulkans.

Derweilen warnt der isländische Zivilschutz vor einem möglichen Vulkanausbruch auf Reykjanes und warnt Anwohner und Besucher der betroffenen Gegend ausdrücklich: Man sollte auf jeden Fall bereit sein, in kurzer Zeit das Areal zu verlassen.