Island: Eruption endete am 09.02.24

Vulkanausbruch auf Reykjanes wahrscheinlich vorbei – Keine sichtbare Aktivität mehr

Der jüngste Vulkanausbruch auf Island ist wahrscheinlich bereits wieder vorbei, denn seit gestern Abend gibt es keine sichtbare Aktivität mehr an der Eruptionsspalte. Wie schon die vorherigen Eruptionen handelte es sich auch diesmal um ein sehr kurzweiliges Ereignis, das aber einige Störungen mit sich brachte. Noch immer ist die Heißwasserversorung auf weiten Teilen des Halbinselgebietes unterbrochen und die Menschen sitzen ohne Heizungen in ihren frostigen Räumen, und Wasserleitungen drohen zu gefrieren und könnten platzen. Bei nächtlichen Temperaturen von minus 14 Grad nicht gerade angenehm! Am Freite gab es dann auch lange Schlangen vor Baumärkten, und fast jeder der Betroffenen versuchte elektrische Heizgeräte zu ergattern. Allerdings warnten die Stromversorger davor, dass die Stromnetze nicht für so eine Belastung ausgelegt seien. Bis jetzt habe ich aber noch nicht von einem kollabierten Stromnetz auf Island gelesen. Unterdessen gehen die Arbeiten an der provisorischen Heißwasserleitung weiter. Man hofft, sie heute in Betrieb nehmen zu können.
Die Eruption war zwar kurz, aber in den wenigen Stunden der Hauptphase wurden enorme Mengen Schmelze gefördert. Dies bewirkte, dass der Boden zwischen Svartsengi und Thorbjörn bis zu 10 cm absackte. Diese Subsidenz ist sowohl auf den GPS-Kurven sichtbar als auch auf einem neuen INSAR-Satellitenbild, das von IMO gestern Nachmittag veröffentlicht wurde. Damit bewegte sich die Eruption auf ähnlich intensivem Niveau wie der Ausbruch vom 18. Dezember. Die Eruption vom 14 Januar verursachte hingegen nur eine geringe Absackung des Bodens.

Was heißt das für die zukünftige Entwicklung des Geschehens auf Reykjanes? Vorausgesetzt, der Magmenaufstieg unter Svartsengi geht weiter, dann wird es sehr wahrscheinlich länger dauern, bis das Reservoire wieder so voll ist, bis es zur nächsten Eruption kommt. Ich gehe davon aus, dass wir den nächsten Ausbruch in ca. 6 bis 8 Wochen erleben werden, wobei es natürlich immer möglich ist, dass bisherige Muster durchbrochen werden und andere Mechanismen aktiviert werden, die uns mit unerwarteten Ereignissen konfrontieren können.

So, während ich diese Zeilen schrieb, klarte es etwas auf und ich kann den Vesuv von meiner Unterkunft bei Neapel wieder sehen. Der Regen hat auch nachgelassen und ich breche jetzt nach Herculaneum auf.

Island: Vulkanausbruch hat stark nachgelassen

Vulkanausbruch schwächelt – Heißwasserleitung zerstört

Der Vulkanausbruch auf Island, der erst heute Morgen gegen 6 Uhr UTC begonnen hat, verlor am frühen Abend bereits wieder ordentlich an Kraft. Aktuell sieht man auf den Livecams nur noch wenige Stellen entlang der gut 3 km langen Spalte, an der es Lavaspattering gibt. An diesen Stellen haben sich bereits kleine Wälle um die Förderschlote gebildet. So erfreulich die Nachricht der Abschwächung der Eruption für die Bewohner von Reykjanes auch sein mag: Völlig folgenlos blieb sie nicht, denn kurz bevor sich der Lavaausstoß signifikant abschwächte, erreichte der Lavastrom die Heißwasserleitung und zerstörte sie. Doch wenigstens war es den Arbeitern zuvor noch gelungen, eine ca. 600 Meter lange Behelfsleitung im Boden zu vergraben. Aktuell arbeitet man daran, diese an den Warmwasserkreislauf anzuschließen, was noch bis morgen dauern könnte. Solange haben viele Bewohner der Reykjaneshalbinsel kein Warmwasser, was gleichbedeutend mit dem Ausfall der Fernwärmeheizungen ist.

An diesem Beispiel kann man sehen, dass auch die Geothermie nicht ganz ohne Nachteil ist, denn wenn man in vulkanisch aktiven Gegenden lebt, muss man ständig mit dem Verlust der Anlagen rechnen. Zugegebenermaßen ist es jetzt Jahrzehnte gut gegangen, aber was sind schon ein paar Jahrzehnte auf der Zeitskala eines Vulkans?

Der Lavastrom legte nach der Zerstörung der Leitung noch ein paar zehner Meter zurück, bevor er 500 m nordnordöstlich der Blauen Lagune stoppte. Auf Satellitenbildern erkennt man, dass er gut 4,5 km lang ist und teilweise das Lavafeld der Eruption vom 18. Dezember querte. Bei diesem Lavastrom handelt es sich um den südwestlichen Arm des Stroms, der grob in westlicher Richtung von der Eruptionsspalte abging und sich bei der Erhebung Stóra-Skógfell in zwei Arme teilte. Der andere floss von der Erhebung aus in nordöstlicher Richtung weiter und legte dort gut 1200 m zurück. Es gab auch einen kurzen Lavastrom im Süden der Eruptionsspalte, aber dieser war nicht ganz so lang wie der Strom vom 18. Dezember.

Alles in allem war/ist es eine kurze aber heftige Ausbruchsepisode, deren bemerkenswertestes Merkmal die schnellfließende und sehr dünnflüssige Lava war, die Vulkanologen jetzt bestimmt so schnell wie möglich analysieren. Vielleicht ergeben sich ja neue Erkenntnisse über die Vorgänge im Untergrund, die uns möglicherweise noch eine Wiele beschäftigen werden.

Die Eruption ist zwar noch nicht ganz zu Ende, doch die Seismizität und der Tremor haben deutlich nachgelassen. Berücksichtigt man, wie kurzlebig auch die vorangegangen Ausbrüche in dem Areal waren, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich der Ausbruch wieder verstärken wird, obwohl man es nicht völlig ausschließen kann.

Das verlängerte Karnevalwochende widme ich den Vulkanen Campi Flegrei und Vesuv, wenn es der morgige Generalstreik in Italien denn zulässt!

Island: Lava fließt Richtung Geothermalkraftwerk

Lavastrom Auf Reykjanes schneller als zunächst gedacht – Blaue Lagune und Geothermalkraftwerk gefährdet

Der Vulkanausbruch auf Island ist voll im Gange und die Lava fließt sehr viel schneller, als man vor Ort heute Morgen angenommen hatte. Zunächst floss die Lava senkrecht zur Eruptionsspalte ab, die grob in Nord-Südrichtung verläuft, um dann ihre Richtung zu ändern. Inzwischen hat der Lavastrom die Hauptstraße Grindavíkurveg überquert und hält auf das Gebiet von Geothermalkraftwerk und Blauer Lagune zu. In weniger als drei Stunden könnte der Lavastrom die Heißwasserbohrungen und Leitungen erreichen, die Suðurnes (Großteil von Reykjanes mit Ausnahme der Hauptstadt) mit warmem Wasser versorgen. In weiten Teilen von Reykjanes könnte somit die Warmwasserversorgung gefährdet sein, und das mitten im Winter!

Víðir Reynisson, Direktor der Katastrophenschutzabteilung, gab gegenüber den isländischen Medien zu, dass man praktisch machtlos ist und nichts gegen die sich anbahnende Katastrophe unternehmen könne. Zwar gibt es Versuche, eine überirdisch verlaufende Warmwasserleitung noch schnell mit Erdreich zu bedecken, aber ob die verbleibende Zeit ausreicht, um die Leitung wirksam zu schützen, ist ungewiss. „Im Moment sieht es nicht gut aus, aber es wird alles getan, um einen Ernstfall zu verhindern,“ meinte Víðir Reynisson.

Der Direktor forderte die Menschen auf, Wasser zu sparen und kündigte an, dass industrielle Großverbrauche von der Wasserversorgung getrennt werden, damit wenigstens Privathäuser noch etwas geheizt werden können. Sollte die Warmwasserleitung zerstört werden, kann es bis zu drei Tage dauern, bis die Warmwasserbereitung wiederhergestellt ist.

Doch ganz hoffnungslos ist die Lage nicht, denn wenn man sich die Livestreams anguckt, erkennt man, dass der Lavaausstoß an der Spalte bereits etwas nachgelassen hat. Mittlerweile beginnen erste Teile der Spalte inaktiv zu werden und es gibt Unterbrechungen in der langen Reihe der Lavafontänen. Doch ob die Aktivität schnell genug nachlässt, um die Wasserleitungen und das Bohrloch zu retten, ist eine andere Frage.

Island: Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes am 08.02.24

Neue Eruption auf Reykjanes hat begonnen – Vorwarnzeit war kurz

Heute morgen begann um kurz nach 6 Uhr UTC der erwartete Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel. Nach einer kurzen seismischen Krise von ca. 30 Minuten Dauer, die sich bei Sýlingarfell manifestierte, öffnete sich eine gut 3 Kilometer lange Eruptionsspalte in dem Gebiet der Eruption vom 18. Dezember 2023. Die Spalte streicht grob in Nord-Südrichtung und verläuft von Sundhnúk im Süden bis zum östlichen Ende von Stóra-Scógfel. Die Lava strömt zu den Seiten von der Spalte fort, also in Ost-West-Richtung. Obwohl Lavafontänen entlang der Spalte aufsteigen, scheint die Förderrate geringer zu sein, als bei der Eruption vom 18. Dezember. Vielleicht hält sie im Gegenzug ja auch länger an!

Die Bodenhebung begann bereits gestern Abend wieder leicht anzusteigen, nachdem es in den 36 Stunden zuvor kaum noch Hebung gab. Ich spekulierte darüber, dass die Elastizitätsgrenze des Gesteins über dem Magmenkörper erreicht worden sein könnte und dass der Gegendruck im Fördersystem zu groß war, damit weiters Magma ungehindert aufsteigen konnte. Das könnte in der Tat der Fall gewesen sein. Jetzt heißt es die nächsten Messungen abzuwarten, um zu sehen, ob und um wieviel der Boden abgefallen ist.

Der Vulkanausbruch ist sehr schön über die verschiedenen Webcams auf den Erhöhungen um Grindavik zu sehen. Aktuell gibt es wohl keine unmittelbare Bedrohung für den Ort, da die Eruption wieder nördlich der Wasserscheide stattfinden dürfte. Sollte der Ausbruch mehrere Tage andauern, dann ist aber die Hauptstraße, die nach Grindavik hineinführt, gefährdet.

Das aktuelle Geschehen zeigt, wie schnell sich eine Eruption entwickeln kann und wie wenig Vorwarnzeit bleibt, um evtl. Evakuierungen durchzuführen. Ich denke da speziell an den Badebetrieb der Blauen Lagune, die nicht weit von der Spalte entfernt liegt. Die Verantwortlichen dort sind bis jetzt immer davon ausgegangen, dass ihnen mindestens 90 Minuten Vorwarnzeit zwischen Einsetzten der Schwarmbeben und dem Beginn der Eruption bleiben. Weit gefehlt!

Island: Von Erdbeben und Rissen

Weitere Erdbeben bei Svartsengi – Riss unter Sporthalle von Grindavik

Nachdem es gestern Abend bei Svartsengi seismisch recht ruhig war, lebte die Erdbebenaktivität gegen Mitternacht wieder auf und seitdem ist ein neuer Schwarm im Gange, der auch die Spalten bei Krýsuvík in Bewegung versetzt hat. Aktuell zeigt die Reykjanes-Erdbebenliste bei IMO 193 Erschütterungen für die letzten beiden Tage an. Die Erdbebenherde liegen in Tiefen, wie sie einerseits für Störungszonen typisch sind, andererseits aber auch für Intrusionen. Wahrscheinlich ist es immer noch das Magma, das Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert. Einige Erdstöße gab es auch bei Bláfjallaskáli. Die Erdbebentätigkeit vor der Westküste scheint abgeflaut zu sein.

Die Bodenhebung, ja, die macht mir gerade ein paar Sorgen, nicht etwa, weil die Hebungskurve steil abgehen würde, sondern weil sie sich signifikant abgeflacht hat. Es wird zwar noch eine leichte Bodenhebung detektiert, doch das ist nichts im Vergleich zu vorher. Als Vulkan-o-Mane hoffe ich ja immer auf Eruptionen, natürlich im Gegensatz zu den Anwohnern des betroffenen Areals. Sorry dafür!

Nichtsdestotrotz haben sich ja bereits seit der letzten Eruption zwischen 9 und 13 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund angesammelt, und es könnte jederzeit zu einem Vulkanausbruch oder/und einer neuen Riftingepisode mit Dykeintrusion kommen.

Erst nach und nach werden die Folgen der vorangegangenen Episoden in ihrem ganzen Ausmaß klar. Gestern Abend machte ein MBL-Artikel die Runde, in dem es hieß, dass ein weiterer großer Riss entdeckt wurde: Er verbarg sich bis jetzt unsichtbar unter dem Kunstrasen in der Sporthalle von Grindavik, wo man ihn bei Aufräumarbeiten entdeckt hatte. Der Riss, den man draußen vor der Sporthalle schon gesehen hatte, ist bis zu 9 m tief und stellenweise mehr als einen Meter breit. Wäre jemand unbedacht über die Sportfläche gerannt, hätte er durch den Rasen in den Riss stürzen können. Dieses Beispiel macht klar, wie gefährlich die Situation in Grindavik ist: Auch unter normalen Hausböden könnten verdeckte Risse lauern, die irgendwann nachgeben und Menschen fressen.

Schaut man sich beim IMO die größere Shakemap an, dann erkennt man, dass es aktuell auch einige Beben im Bereich des Vatnajökulls gibt. Hier konzentrieren sich die Erschütterungen am Grimsvötn und Bardarbunga. Während bestimmt noch Jahrzehnte ins Land gehen werden, bis Bardarbunga wieder aufgeladen ist, könnte am Grimsvötn kurzfristig eine Eruption starten.

Island: Erdbeben am 04.02.24

Zahlreiche Erdbeben auf der Reykjaneshalbinsel

Nach einer recht ruhigen Nacht gab es heute Mittag wieder zahlreiche Erdbeben auf der isländischen Reykjaneshalbinsel. Gut 40 der Beben manifestierten sich im Bereich von Svartsengi/Grindavik aber nicht nur dort bebte es. Einen Bebencluster kann man wieder vor der Küste von Reykjanestá ausmachen. Südwestlich der vorgelagerten Insel Eldey gab es auch den stärksten Erdstoß der Serie, der es auf eine Magnitude von 2,6 brachte und ein Hypozentrum in fast 12 km Tiefe hatte. Die Beben nördlich von Grindavik hatten geringe Magnituden und lagen flacher als 3 km. Zeitweise sah es so aus, als würde sich eine seismische Krise aufbauen wollen, die dem erwarteten Vulkanausbruch vorausgehen würde, doch dann ebbte die Aktivität erst einmal wieder ab. In den letzten 48 Stunden verzeichnete IMO 132 Erschütterungen auf Reykjanes.

Die Bodenhebung im Raum Svartsengi hält an, schreitet an den verschiedenen Messstationen aber unterschiedlich schnell voran. Während sich die Hebung bei Svartsengi etwas zu verlangsamen scheint, schreitet sie an der etwas südwestlich gelegenen Messstation SKSH unvermindert schnell voran. Ähnliches Ausbremsen der Bodenhebung bei Svartsengi erlebten wir auch einige Tage vor den letzten beiden Eruptionen. Wissenschaftliche Prognosen, wann es wieder soweit sein wird, lassen sich nach wie vor nicht erstellen. Hier muss man sich tatsächlich auf sein Bauchgefühl verlassen, und das kann sich irren.

Laut IMO-Spezialisten Pálmo Erlendsson bleibt die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs in den nächsten Tagen/Wochen hoch. Davon scheinen sich die Grindavikings nicht sonderlich beeindrucken zu lassen, denn schaut man sich die Livecams an, präsentiert sich der Ort hell erleuchtet.

55 Gebäude in Grindavik als Totalschaden eingestuft

Die isländische Naturkatastrophenversicherung hat indes 55 Gebäude als Totalschaden eingestuft und hat vor, die Geschädigten zu entschädigen. Und hierin liegt wohl auch der Kampf um Grindavik begründet, den man aus der Ferne nur schwer nachvollziehen kann: Hausbesitzer, deren Häuser nicht zerstört sind, bekommen auch keine Entschädigung von der Versicherung, obwohl sie ihre Häuser auch (momentan) nicht mehr bewohnen dürfen. Sie sind natürlich daran interessiert, dass Grindavik nicht zum dauerhaften „No Go Area“ wird.

Island: Gebäudeschäden in Grindavik vergrößerten sich

Bodendeformationen verursachen Verstärkung von Gebäudeschäden in Grindavik

Die Gebäudeschäden in Grindavik haben sich verstärkt, so die Einschätzungen von Grindaviks Stadtvorsitzenden Hjálmar Hallgrímsson. In erster Linie vergrößerten sich bereits vorhandene Schäden an Gebäuden und Straßen, die durch die Magmenintrusionen entstanden sind, die sich seit dem 10. November im Gebiet von Svartsengi zutrugen und ihre Finger bis unter Grindavik ausstreckten. Laut Berichten in der isländischen Zeitung MBL sind vor allem Gebäude im Industriegebiet am östlichen Stadtrand betroffen. Der Graben, der in Folge der Intrusion vom 14. Januar entstand, ist dort besonders tief und sackt anscheinend immer noch etwas nach.

Die Risse im Boden haben nicht nur die Straßen zerrissen, sondern auch Wohnhäuser. So musste gestern eine Haubesitzerin angeseilt werden, als sie ihr Haus betreten wollte, weil unter dem Haus ein klaffender Riss verläuft: Es besteht die Gefahr, dass das ganze Haus in dem Spalt versinken könnte, besonders wenn es zu neuen Erschütterungen und Bodenbewegungen kommen sollte. Und die Gefahr hierfür ist weiterhin hoch, denn auch heute gab es wieder schwache Erdbeben bei Svartsengi. in den letzten Stunden gab es 4 schwache Beben unter Grindavik und einige Beben manifestierten sich vor der Küste der Fischereistadt.

IMO registrierte in den letzten beiden Tagen 103 Erschütterungen auf der Reykjaneshalbinsel. Neu ist ein Bebenspot vor der Westküste bei Reykjanestá. Hier gab es u.a. ein Beben der Magnitude 2,9. Somit sind tatsächlich alle bekannten Spaltensysteme der Halbinsel seismisch aktiv.

Heute Morgen war das Wetter schlecht und es gab gelben Unwetteralarm, daher könnte es sein, dass nicht alle aufgetretenen Erdbeben detektiert wurden. Tatsächlich war das Wetter so schlecht, dass der Flugbetrieb in Keflavik zeitweise eingestellt werden musste.

In Bezug auf die Bodenhebung gibt es heute keine klaren Messwerte, denn die letzte Messung scheint daneben zu liegen: Sie zeigt einen deutlich tiefer liegenden Wert an, so wie wir es zwischendurch immer mal wieder gesehen haben. Bevor man eine klare Aussage treffen kann, ob die Bodenhebung tatsächlich zurückgegangen ist, müssen wir weitere Daten abwarten.

Island: Rissverfüllung in Grindavik problematisch

Rissverfüllung in Grindavik wird kontrovers diskutiert

Ziemlich schnell nach den beiden Riftingepisoden in Grindavik hat man damit begonnen, die entstandenen Risse aufzufüllen. Bei einer dieser Gelegenheit stürzte ein Arbeiter in einen der Risse und verschwand. Trotz intensiver Suche fand man ihn nicht mehr. Die Risse sind bis zu 30 m tief und ziehen sich im Wesentlichen auf zwei parallel verlaufenden Linien durch Grindavik. Doch schon vor der aktuellen Unruhephase gab es Risse in und um Grindavik, die einfach verfüllt wurden. Doch mittlerweile gibt es kritische Stimmen aus Fachkreisen, die meinen, das aktuelle Vorgehen käme verfrüht und würde Risiken bergen, die man bis jetzt kaum abschätzen könne. Dieser Meinung sind z.B. die beiden bekannten Geoforscher Páll Einarsson und Ármann Höskuldsson, die auf der isländischen Seite „Heimildin“ zitiert werden.

„Bevor man die Risse verfüllt sollten sie erst vollständig erfasst und kartiert sein“, meinte Páll Einarsson. Auch Ármann Höskuldsson ist der Meinung, dass man die Risse genau erkunden sollte, bevor man sie zuschüttet.

Ein Problem könnte sein, dass Erdfüllungen mit der Zeit ausgespült werden könnten. Außerdem sollte die aktuelle Unruhephase erst vorbei sein, denn die Risse bewegen sich zum Teil immer noch. Wenn man jetzt verfüllt, dann könnten sich unentdeckt neue Hohlräume bilden, die dann später zur Oberfläche durchbrechen und Sinkholes entstehen lassen.

Unter Wissenschaftlern diskutiert man auch immer noch das scheinbare Erwachen anderer Risssysteme auf Reykjanes, obwohl ihre Aktivität erst am Anfang stehen könnte. Zwar weiß man nicht genau, in welchem Zeitrahmen es auch an anderen Stellen zu Ausbrüchen kommen könnte, doch die Erforschung der Eruptionen der letzten Aktivitätsphase von Reykjanes, die gut 800 Jahre zurückliegt, brachte hervor, dass die Ausbrüche an jedem Ort 10–20 Jahre andauern und alle 30–50 Jahre wechselten. Da man nun am Anfang einer neuen Aktivitätsphase steht, die sich über Jahrhunderte hinziehen könnte, beeinflusst das aktuelle Geschehen sämtliche langfristigen Planungen auf der Halbinsel.

Bodenhebung hält an

Aktuell geht die Bodenhebung bei Svartsengi weiter und an der Messstation SKSH ist wieder eine Bodenhebung erreicht, die ein ähnliches Verhältnis zur letzten Eruption hat wie die vorherige zum ersten Ausbruch. Es könnte also bald wieder so sein, dass der Vulkan Druck ablässt.

Island: Bodenhebung und Erdbeben am 28.01.24

Neue Erdbeben auf Reykjanes – Bodenhebungsrate bleibt hoch

Nachdem es heute Morgen noch im IMO-Update hieß, dass die Erdbebentätigkeit entlang des Magmatischen Gangs bei Grindavik signifikant nachgelassen hat, gibt es heute Mittag wieder keinen Erdbebenschub. Doch nicht nur in der Gegend von Grindavik bebt es, sondern auch an den anderen Risssystemen. Besonders auffällig sind die Beben im Bereich von Bláfjallaskáli, über die ich gestern schon berichtete und wo es heute weitere Beben gegeben hat. Die beiden stärksten Erschütterungen heute brachten es auf M 2,9 und M 2,8. Bis jetzt gibt es im Hengill-System noch keine Bodenhebung, doch sollte auch dieses Spaltensystem magmatisch aktiv werden, wäre es für die Isländer deutlich dramatischer als die Aktivität bei Grindavik. Die Gegend im Übergangsbereich zwischen Reykjanes und Südisland ist dichter besiedelt und beherbergt ebenfalls ein Geothermalkraftwerk, das die Hauptstadt mit Strom und Fernwärme versorgt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unvermindert an. Zuletzt kommunizierte das IMO eine Hebungsrate von 8 mm pro Tag. An der Messstation Blal, die an der Blauen Lagune steht, ist sie immer noch besonders hoch, und der aktuelle Messpunkt machte einen Satz nach oben. Unklar ist, ob sich die Bodenhebung weiter beschleunigte, oder ob die Messung nicht korrekt war. Die nächsten Stunden werden es zeigen. Im Angesicht dieser Bodenhebung finde ich es von den Betreibern der Blauen Lagune sehr couragiert, den Badebetrieb aufrecht zu erhalten. Aber ich bin mir sicher, dass die Nachfahren der Wikinger auch nass und halbnackig bei Minusgraden zu den Bussen sprinten und sich evakuieren lassen. Wer den Bus verpasst, der rennt dann barfuß über die alten Lavaströme und testet, wie unangenehm ein Barfußgang über Aa-Lava sein kann.

Apropos Wikinger: Morgen trifft man sich wieder zu einer Konferenz und will diskutieren, wie es in Grindavik weitergehen soll. Der vor Lava schützende Erdwall um die Stadt ist fast fertiggestellt. Plan ist es, den Anwohnern der Stadt möglichst schnell wieder den Tageszugang zu ihren Häusern zu ermöglichen.

Langsame Hebung der Hekla hält an

Habe ich übrigens schon erwähnt, dass es auch eine leichte Bodenhebung an der Messstation Fedgar (FEDG) gibt, die im Bereich der Hekla steht? Hier setzte die Hebung letzten Juli ein und beträgt mittlerweile ca. 3 cm. Auch ein Mikrobeben gab es dort heute. Mich würde es nicht wundern, wenn wir in den nächsten Monaten und Jahren weitere spannende Vulkanausbrüche auf Island sehen würden.