Island: Grindavik wieder zugänglich

Grindavik wieder für die Öffentlichkeit zugänglich – Bodenhebung verlangsamt sich kurz vor kritischer Marke

Am Montag wurde auf Island der Zugang für Grindavik wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Somit durften erstmalig auch nicht ansässige Isländer und Touristen die Stadt betreten, seitdem sie vor fast einem Jahr evakuiert wurde. Zwischendurch gab es ein paar Ansätze, mehr Menschen in der Stadt zuzulassen, doch diese wurden durch die zunächst schnell hintereinander erfolgenden Eruptionen vereitelt. Nun, da die Pausen zwischen den Ausbrüchen länger geworden sind und man davon ausgeht, dass sich künftige Aktivität mehr im Norden von Sundhnúkur abspielen wird, wurden die gröbsten Straßenschäden repariert bzw. gesichert und die Arbeiten an den Befestigungsanlagen beendet. Es gibt wohl noch einige abgesperrte Bereiche, die noch als unsicher eingestuft werden, doch den größten Teil der Stadt kann man wieder betreten.

Zunächst wurde erwartet, dass sich deutlich mehr Menschen Gringavik anschauen wollten, doch der große Ansturm blieb bis jetzt aus. MBL und RUV berichteten über die Öffnung und der Polizeichef vom Distrikt Suðurnes, Úlfar Lúðvíksson, meinte, dass die Wiederöffnung reibungslos verlaufen ist. Seinen Angaben zufolge haben bereits einige Touristen die Stadt betreten, doch insgesamt bleibt der touristische Verkehr gering, und die Zahl der Besucher ist bisher überschaubar. Zunächst waren nur 32 Häuser wieder bewohnt.

Am Tag der Wiedereröffnung bemängelte Lúðvíksson jedoch die unzureichende Information für Touristen, da Hinweisschilder fehlten. Dieser Mangel sei inzwischen teilweise behoben, und Warnschilder wurden an den Zufahrtsstraßen aufgestellt. „Besonders ausländische Touristen müssen über die Risiken im Gebiet informiert werden“, betont er. In Zusammenarbeit mit dem Grindavík-Komitee soll die Informationsbereitstellung weiter verbessert werden.

Lúðvíksson fordert seine Mitarbeiter auf, die Lage aufmerksam zu beobachten. Angesichts möglicher neuer geologischer Aktivitäten, wie Magmaströmen oder Vulkanausbrüchen, könnte eine erneute Zugangsbeschränkung zur Stadt notwendig werden.

Das bevorstehende Wochenende könnte laut Lúðvíksson eine stärkere Besucherzahl bringen, was auch vom Wetter abhängt.

Unterdessen geht die Bodenhebung bei Svartsengi weiter, doch es sieht so aus, als würde sich eine Verlangsamung der Hebung andeuten. Entsprechendes hatten wir in den Wochen vor den letzten Eruptionen ebenfalls gesehen. IMO-Wissenschaftler Benedikt Ófeigsson spekuliert heute in einem RUV-Artikel darüber, dass die nächste Eruption bis zu 30 % mehr Lava fördern könnte als die vorangegangene, die bereits große Lavamengen förderte. Doch davon später mehr.

Island: Mysteriöser Verkehrsunfall bei Grindavik

Zwei Fahrzeuge stürzten bei Svartsengi auf dem Grindavíkurveg in eine Senke

Auf Island kam es gestern zu einem mysteriösen Unfall, als offenbar zwei Fahrzeuge in eine große Senke am Nahe des Grindavíkurveg stürzten, wobei eines der Fahrzeuge umkippte und auf der Seite liegen blieb. Der Unfall geschah im Svartsengie-Gebiet unweit des Geothermalkraftwerks.

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um einen Bus und einen Jeep, die beide in entgegengesetzten Fahrtrichtungen in der Senke feststecken. Laut einem Artikel des Magazins Víkrfréttir entdeckte ein Passant die Fahrzeuge und machte die Journalisten darauf aufmerksam. Der Vorfall ereignete sich auf dem Abschnitt des Grindavíkurvegurs, der sich direkt innerhalb der Anlage von Svartsengi befindet. Der betroffene Bereich ist offiziell für den Verkehr gesperrt, dennoch sollen sich dort viele Fahrzeuge bewegen.

Genaue Informationen über den Hergang des Unfalls sind nicht bekannt, aber offenbar war die Polizei vor Ort, da beide Fahrzeuge mit gelbem Polizeiband abgesperrt waren.

Ob es einen direkten Zusammenhang mit den tektonisch bedingten Erdbewegungen in dem Gebiet nördlich von Grindavik gibt, ist unklar. Die Reporter des Magazins meinten, dass das Loch aussieht, als sei es von einem Bagger gegraben worden. Auf Bildern sieht man eine ca. 20 Meter lange, 4 Meter breite und 2,5 Meter tiefe Senke am Rand einer asphaltierten Straße.

Im Zuge der Gang- und Riftbildung am 10. November kam es zu starken Erdbewegungen in dem Areal, und in Grindavik selbst entstanden große Verwerfungen und Erdspalten, die zum Teil bereits wieder verfüllt wurden. Bei den Arbeiten zu den Schutzanlagen um Grindavik und dem Geothermalkraftwerk wurden ebenfalls große Erdbewegungen verursacht, so dass es in dem Gebiet wie auf einem Schlachtfeld aussieht. Möglicherweise wurde die Senke, in der die beiden Fahrzeuge landeten, im Eifer des Gefechts aus unersichtlichen Gründen angelegt.

Spekulativ ist, dass der Bus von Volcano Tours sich auf einer nicht autorisierte Tour in dem gesperrten Gebiet befand, und verunglückte. Der Jeep wollte den Bus rausziehen, landete letztendlich aber selbst in dem Graben.

Island: Bodenhebung am 20.09.24

Die Bodenhebung im Svartsengi-Bereich bleibt hoch – Kurve verläuft steiler als vor den letzten Eruptionen

Die Isländische Meteorologiebehörde (IMO) veröffentlichte gestern Abend eine neue Gefahrenbewertung für das Svartsengi-Gebiet sowie eine aktualisierte Grafik zur Bodenhebung. Diese zeigt, dass die Hebung seit dem Ende der Eruption vor gut zwei Wochen konstant weitergeht und die Steigung der Kurve steiler ist als vor den beiden letzten Vulkanausbrüchen. Der Boden hebt sich also schneller. Ansonsten ähnelt das Muster den Abläufen, die bereits zwischen den letzten Magmagangbildungen und Eruptionen in der Sundhnúkur-Kraterreihe beobachtet wurden.

Solange die Magmaansammlung unter Svartsengi weitergeht und das Magmavolumen ähnlich hohe Werte wie vor den jüngsten Ereignissen erreicht, besteht die Möglichkeit einer weiteren Magmagangbildung oder eines Vulkanausbruchs. Aussagen über den Zeitpunkt oder genauen Ort eines nächsten Ausbruchs sind jedoch derzeit nicht möglich. Die Geowissenschaftler der IMO halten es für unwahrscheinlich, dass es kurzfristig, also in den nächsten Tagen oder Wochen, zu einem neuen Ausbruch kommt. Ich schätze, dass wir frühestens Ende November, wahrscheinlich jedoch erst im Dezember, mit einem Ausbruch rechnen können. Interessanterweise verläuft die aktuelle Hebungskurve ähnlich steil wie vor den Eruptionen zu Beginn des Jahres, die in kürzerem Abstand aufeinander folgten als die jüngsten Ereignisse. Auf der aktuellen Grafik ist die rote Kurve mit dem Kreis der gegenwärtige Verlauf, während die grüne Kurve den Anstieg vor dem letzten Ausbruch zeigt.

Neue Gefahrenbewertung für Svartsengi und Grindavík

Die IMO-Wissenschaftler veröffentlichten zudem eine aktualisierte Gefahrenkarte für die Region Svartsengi und Grindavík. Für die Zone 3 wurde die Gefahrenstufe von „Rot“ auf „Orange“ herabgestuft und in Zone 4 (Grindavik) gilt nun die „gelbe“ Gefahrenstufe. Dennoch bleibt für Grindavík ein erhebliches Risiko in Bezug auf Erdfälle und Spaltöffnungen bestehen. Der Untergrund der Stadt bleibt daher unsicher. Zudem emittiert das abkühlende Lavafeld weiterhin große Mengen Schwefeldioxid, das eine Gesundheitsgefahr darstellt.

Aktuelle Erdbebensituation

Während im Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe nur vereinzelte Beben auftreten, bleibt die seismische Aktivität in den Systemen von Fagradalsfjall und Krýsuvík erhöht. Auch in anderen Teilen der Reykjanes-Halbinsel kommt es zu Erdbeben, und die Tabellen der IMO verzeichnen insgesamt 134 Beben in dieser Region. Darüber hinaus wurden Beben unter dem Vulkan Katla sowie im Gebiet des Vatnajökull registriert.

Neues aus Island am 13. September 2024

Erdbeben, Bodenhebung und Schadensbilanz der Vulkanausbrüche auf Reykjanes

Der Vulkanausbruch auf Island ist seit einer Woche vorbei. Wenn man das Ausbruchsgebiet am Nordende der Sundhnúkur-Kraterreihe heute betrachtet, sieht man nur noch etwas Dampf aus dem neu gebildeten Kraterkegel aufsteigen. Ansonsten scheint es ruhig in dem Gebiet zu sein. Doch der Schein trügt: In den letzten 48 Stunden wurden 48 Erschütterungen auf der Halbinsel registriert, die meisten davon lagen wenige Kilometer südwestlich vom Fagradalsfjall und im Krysúvik-Gebiet. Die Bodenhebung im Bereich des Geothermalkraftwerks hält an, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie schwächer wäre als bei den beiden letzten Hebungsphasen, die den Ausbrüchen von März und Mai vorausgingen. Es steigt weiterhin Magma vom tief gelegenen Reservoir unter dem Fagradalsfjall in den kleineren, flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi auf. Daher ist es wahrscheinlich, dass wir im Winter eine weitere Eruption in dieser Gegend erleben werden.

Vulkanologe fürchtet Nordwärtsverlagerung der Aktivität

Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson wies in einem Zeitungsinterview erneut darauf hin, dass die wichtige Verbindungsstraße Reykjanesbraut, die zwischen dem Flughafen Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik verläuft, gefährdet sei. Die Lavafront der jüngsten Eruption reicht bis auf 2,7 Kilometer an die Straße heran und hat den Weg für weitere Lavaströme geebnet, die die Straße innerhalb eines Tages erreichen könnten, sollte es in diesem Areal zu einem weiteren Ausbruch kommen. Besonders wenn sich das nächste Eruptionszentrum weiter nach Norden verlagern sollte, sieht er die Reykjanesbraut als gefährdet an. Þorvaldur sagte, dass Forscher Anzeichen für eine solche Verlagerung sehen, gab jedoch keine Details dazu bekannt. Er betonte, dass man sich Gedanken darüber machen sollte, wie man die Verbindung zum Flughafen aufrechterhalten kann, falls die Straße unterbrochen wird.

Auf Island wird bereits seit einiger Zeit über eine Verlagerung des Flughafens von Reykjavik nach Hvassahraun nachgedacht, einem alten Lavafeld an der Küste, wenige Kilometer westlich von Reykjavik. Ein neuer Flughafen dort könnte so angelegt werden, dass er auch den internationalen Flugverkehr abwickeln kann. Der Vulkanologe meinte, dass es wenig Sinn machen würde, einen neuen Flughafen in einem Gebiet zu bauen, das durch Vulkanausbrüche und Lavaströme gefährdeter ist als der bisherige Flughafen. Der Inlandsflughafen von Reykjavik ist auf jeden Fall zu klein, um den internationalen Flugverkehr abzuwickeln.

Hoher Versicherungsschaden in Grindavik

Die Schäden, die bis jetzt in Grindavik durch Vulkanausbrüche und Erdbewegungen entstanden sind, belaufen sich auf 6,9 Milliarden Isländische Kronen, was etwa 45 Millionen Euro entspricht. Der Versicherungswert aller Immobilien in Grindavik beträgt ca. 150 Milliarden Kronen. Demnach hätten ungefähr 5% der Gebäude in Grindavik einen Totalschaden erlitten. Da sich die Schäden jedoch nicht nur auf Totalverluste beziehen, gehe ich davon aus, dass etwa 10-15% der Gebäude betroffen sind.

Island: Sicht auf Sundhnúkur

Wolken geben Sicht auf Eruption im Norden von Sundhnúkur frei – Lavafontäne stabilisierte sich

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter, und die anhaltende Aktivität konnte visuell bestätigt werden. Nachdem das Geschehen gestern den größten Teil des Tages in Nebel gehüllt blieb, konnte man am Abend und heute Morgen kurze wolkenfreie Zeitfenster mit Sicht auf die Eruption erhaschen. Im Vergleich zu Freitag hat die Kraft der Eruption abgenommen, doch die Aktivität scheint sich gestern stabilisiert zu haben, und man sieht eine konstante Lavafontäne, die schätzungsweise 20 bis 30 Meter über den Rand des neuen Schlackenkegels aufsteigt. Aus einem zweiten Schlot ist Spattering zu sehen, und natürlich ist ein Lavastrom aktiv, der dort aus dem Krater fließt, wo sein Rand am niedrigsten ist.

Aufgrund des schlechten Wetters wurden kaum Erdbeben registriert. Wind und Regen stören die Sensoren, sodass die schwachen Erdbeben nicht vom Hintergrundrauschen unterschieden werden können. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass die Seismizität deutlich zurückgegangen ist. Was Sache ist, werden wir erfahren, wenn das Wetter besser geworden ist, doch das könnte dauern, denn für die südwestliche Hälfte der Insel bestehen Unwetterwarnungen.

Gewarnt wird auch vor VOG. Der vulkanisch bedingte Smog enthält in erster Linie viel Schwefeldioxid, aber auch Feinstaub aus den Vegetationsbränden am Rand des Lavastroms, die jetzt durch starke Niederschläge eigentlich gelöscht werden müssten. Der meteorologische Nebel vermischt sich aber mit dem Schwefeldioxid und bildet saure Tröpfchen, die nicht nur schlecht für die Vegetation sind, sondern auch für die Atemorgane von Mensch und Tier. Der Südwind trägt den VOG genau nach Vogar, das nur wenige Kilometer nördlich der Eruptionsstelle liegt, und sorgt dort für Probleme.

Die GPS-Messwerte bestätigen den Trend, dass die Subsidenz bei Svartsengi gestoppt hat und es einen leichten Aufwärtstrend gibt. Es wird also wieder Bodenhebung registriert, was bedeutet, dass mehr Magma aus der Tiefe in das Reservoir unter Svartsengi aufsteigt, als von dort zur Eruption abgeht. Da sich das Reservoir in der Anfangsphase der Eruption so stark entleert hat, dass mehr Magma abgeflossen ist, als seit Ende der letzten Eruption im Mai gespeichert wurde, ist der Druck im Speichersystem vergleichsweise gering, sodass das aus der Tiefe aufsteigende Magma schneller aufsteigen kann als in den letzten Monaten. Das gibt Raum für Spekulationen über die nächste Eruption, obwohl die aktuelle noch nicht beendet ist.

Die Frage ist, ob sich eine der zukünftigen Eruptionen weiter in Richtung Norden verlagern wird oder doch nach Süden Richtung Grindavik. Oder springt die Tätigkeit sogar auf ein anderes Spaltensystem über? Bevor Letzteres eintritt, würde ich vermuten, dass es wieder eine längere Eruptionspause gibt, so wie beim Wechsel des Eruptionszentrums vom Fagradalsfjall nach Sundhúnkur. Durchaus möglich halte ich eine weitere Nordwärtsmigration der Schmelze, und somit könnte eines der nächsten Eruptionszentren dem Siedlungsbereich an der Nordküste unangenehm nahekommen. Einstweilen ist man vor Ort aber noch damit beschäftigt, die Befestigungsanlagen bei Grindavik zu verstärken. Man hat auch damit begonnen, die Risse in den Straßen zu verfüllen, die am 10. November durch das Rifting entstanden sind.

Zusammenfassung: 

  • Die Aktivität im Norden von Sundhnúkur geht weiter
  • Lavafontäne ist gut 20 m hoch
  • Starke Luftverschmutzung durch VOG bei Vogar
  • Subsidenz ist gestoppt und es gibt neue Bodenhebung
  • Magmenreservoir lädt auf, weitere Eruption wahrscheinlich

Island: Stärke des Vulkanausbruchs fluktuiert

Stärke der Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel fluktuiert – Touristen wagen sich näher heran

Der Vulkanausbruch im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe hält an, hat jedoch gestern im Tagesverlauf an Intensität verloren. Die Anzahl der dauerhaft aktiven Lavafontänen hat sich auf eine reduziert. Die Aktivität fluktuiert jedoch, und nachts stieg zeitweise ein zweiter Schlot wieder in die Aktivität ein und erzeugte eine weitere Lavafontäne. Einige der anderen Schlote köcheln noch ein wenig vor sich hin. Dennoch scheint der Lavaausstoß weiterhin beträchtlich zu sein, da in den GPS-Diagrammen zur Bodendeformation (noch) kein Nachlassen der Subsidenz zu erkennen ist und der Boden weiterhin absinkt. Die Geschwindigkeit des Absinkens ist etwa doppelt so hoch wie bei der letzten Eruption im Mai. Inzwischen ist die Bodenabsenkung etwas größer als die vorherige Bodenhebung, die nach dem Ende der letzten Eruption stattfand. Es wird also Schmelze gefördert, die sich bereits vor der letzten Phase der Bodenhebung im Speichersystem akkumuliert hatte. Das zeigt, dass Magma über längere Zeit hinweg eruptionsfähig bleibt. Derzeit ist unklar, ob nur bereits gespeicherte Schmelze eruptiert wird oder ob es erneut einen Expressweg aus größerer Tiefe gibt. Analysen von Lavaproben werden dieser Frage sehr wahrscheinlich bald auf den Grund gehen.

Gestern wanderten auch mehrere Touristen auf die alte Lavaebene hinaus, um sich der Eruption zu nähern. Laut einem Bericht von MBL beobachtete die Polizei das Geschehen und regelte den Verkehr auf dem Grindavíkurvegur. Allerdings hinderte sie die Schaulustigen nicht daran, das offizielle Sperrgebiet zu betreten. Offenbar sehen die Behörden die Situation derzeit relativ entspannt, möglicherweise weil die Eruption in einiger Entfernung zur kritischen Infrastruktur stattfindet und die Gefahr gering ist, dass die Touristen bis nach Grindavík vordringen. Der Schutz der Bewohner der stark betroffenen Stadt hatte in den letzten Monaten für die Behörden Priorität, daher wurden wohl auch keine Aussichtspunkte in der Nähe der Eruption eingerichtet. Am aktuellen Ausbruchsort könnte sich dies jedoch wieder ändern.

Gestern parkten die Touristen am Straßenrand des teilweise offenen Grindavíkurvegurs. Es wurde lediglich die Warnung ausgegeben, dass man auf den Wanderwegen bleiben soll, wenn man sich von Norden nähert, da abseits der Wege die Gefahr besteht, in das mit Munition kontaminierte Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes zu gelangen. Ein Freifahrtschein für Schaulustige wurde dennoch nicht ausgestellt, und offiziell gilt weiterhin das Verbot, sich der Eruption zu nähern. Doch möglicherweise ändert sich das noch.

Zusammenfassung:

  • Stärke der Eruption hat nachgelassen und fluktuiert
  • Nur noch eine größere permanent Lavafontäne aktiv
  • Subsidenz (Bodensenkung) hält unvermindert an
  • Touristen konnten sich der Eruption vom Grindavikurvergur aus ungehindert nähern

Island: Weiterhin Förderung von Lavafontänen

Der Vulkanausbruch im Norden von Sundhnúkur geht weiter – Forscher beschreibt ihn als außergewöhnlich

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am fünften Tag weiter und zeigt sich von seiner stabilen Seite: Aus mindestens fünf Schloten entlang des aktiven Spaltensegments im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe werden weiterhin kraftvolle Lavafontänen gefördert. Laut Angaben des Vulkanologieprofessors Þorvaldur Þórðarson erreichen zwei der Lavafontänen Höhen zwischen 75 und 150 Metern. Die anderen drei Jets speien die Lava bis zu 50 Meter hoch. Dass auch noch fünf Tage nach Beginn der Eruption so viele kraftvolle Lavafontänen aktiv sind, bezeichnet der Vulkanologe als ungewöhnlich. Möglicherweise enthält die Schmelze mehr Gas als bei vorherigen Eruptionen, was auf eine längere Speicherzeit im Reservoir hindeutet. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass die Aktivität am Nordende der Spalte am größten ist. Hier hatte sich in der Nacht zum Freitag eine zweite, fast 1 Kilometer lange Eruptionsspalte gebildet, nachdem sich die erste, gut 3,9 Kilometer lange Spalte geöffnet hatte. Genau genommen hat sich die Sundhnúkur-Kraterreihe in Richtung Norden verlängert. In diesem Gebiet soll zuletzt vor etwa 2500 Jahren Lava geflossen sein.

Momentan bewegt sich ein Lavastrom in Richtung Norden, kommt jedoch nur verhältnismäßig langsam voran. Er fließt über das Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes, auf dem noch scharfe Granaten vermutet werden, die bei Schießübungen nicht detonierten. Diese werden gerade von Lava überdeckt.

Der Vulkanologe sieht eine Gefahr für die Infrastruktur nördlich der Eruptionsstelle. In einem Interview mit MBL meinte Þorvaldur: „Es ist besorgniserregend, wenn der Lavastrom weiterhin nach Norden fließt. Dann besteht durchaus die Möglichkeit, dass die dortige Infrastruktur im Norden, wie die Wasserquelle von Vogamann und sogar die Hauptstraße Reykjanesbraut, möglicherweise von einem Lavastrom betroffen sein könnte.“ Doch so wie wir die Isländer kennen, würden sie nicht tatenlos zusehen, wie die wichtige Verbindungsstraße zwischen dem internationalen Flughafen und Reykjavik verschüttet wird. Bestimmt würde man schnell Dämme bauen und versuchen, die Lava mit Wasser abzukühlen.

Die Eruption ist ein Paradebeispiel dafür, wie schwer es ist, Vulkanausbrüche vorherzusagen. Über mehrere Wochen hinweg hatte man damit gerechnet, dass die Eruption jederzeit beginnen könnte und war davon ausgegangen, dass sich die Eruptionsspalte eher nach Süden und damit in Richtung Grindavík ausdehnen würde. Dort hatte man die Befestigungsanlagen verstärkt. Auch eine Verlagerung der Aktivität in Richtung Westen wurde zu einem frühen Zeitpunkt in Betracht gezogen. Doch niemand rechnete damit, dass sich der Ausbruch nach Norden verlagern würde.

Erdbeben der Stärke 3,6 bei Krýsuvík

In den letzten 24 Stunden war die Erdbebenaktivität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe leicht erhöht. Besonders im Vergleich zu vorherigen Eruptionen ist das ungewöhnlich. Bemerkenswert war auch ein Erdbeben der Stärke 3,6 im Spaltensystem von Krýsuvík. Diese Erschütterung hatte ein Hypozentrum in 7,6 km Tiefe und löste einen kleinen Erdbebenschwarm aus. Vermutlich handelte es sich um ein tektonisches Beben infolge der Spannungsänderungen durch die starke Subsidenz bei Svartsengi.

Island: Weitere Infos zur Eruption am 23.08.24

Ausbruch hält mit verminderter Intensität an – Nachts gab es eine zweite Spaltenöffnung mit Erdbeben M 4,0

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält mit verminderter Intensität an. Nachdem es in den frühen Morgenstunden zunächst so aussah, als würde die Eruption bald enden, sieht man jetzt, dass sie sich stabilisiert hat. Im Wesentlichen ist noch eine Sektion der ursprünglich 3,9 Kilometer langen Eruptionsspalte auf einigen Hundert Metern Länge aktiv. Dieser Part befindet sich im Norden des Eruptionsgebiets. Die meisten Webcams decken den Eruptionsbereich nicht ab oder haben nur eine marginale Einsicht. Nur eine der mir bekannten Cams bei Vogastapi zeigt momentan das Geschehen. Weiter südlich gibt es außerdem noch 2 aktive Schlote.

Die Spaltenöffnung vollzog sich nicht in einem Rutsch. Sie ging von einem Punkt in der Nähe des Förderschlotes aus, der bei den letzten beiden Eruptionen am längsten aktiv war. Unmittelbar vor dem Durchbruch der Lava dampfte es zunehmend stark. Zunächst breitete sich der Riss auf einer Länge von gut 1,4 Kilometern aus, bevor seine Expansion zunächst stoppte. Dann gab es um 22:37 Uhr im Norden der Spalte ein Erdbeben Mb 4,0. Sein Epizentrum lag 3 km nordöstlich von Stóra-Skógsfell und die Spalte begann sich weiter zu öffnen. Innerhalb von 40 Minuten dehnte sich der Riss um weitere 1,5 Kilometer Länge aus.

Gegen 2 Uhr nachts entstand ein weiteres Spaltensegment, das ungefähr ein Kilometer lang ist Es schließt sich mit einer kleinen Lücke am Nordende der ersten Spalte an. Aus den ersten Beschreibungen ging nicht hervor, dass die Gesamtlänge des Spaltensystems also fast 5 Kilometer beträgt. Die Karte unten zeigt den zweiten Riss noch nicht. Er liegt außerhalb des bis jetzt aktiv gewesenen Gebiets.

Zunächst ergoss sich relativ viel Lava aus der Eruptionsspalte. Sie floss überwiegend nach Westen und Osten. Der westliche Strom hielt auf die Hauptstraßen nach Grindavik zu, stoppte aber wenige Hundert Meter vor dem Grindavikurvegur. Vorerst scheint er seiner erneuten Zerstörung entgangen zu sein. In Richtung Süden floss nur wenig Lava und sie hielt sich von Grindavik fern. Damit sind die schlimmsten Befürchtungen der IMO-Vulkanologen bislang nicht eingetreten. Im Vorfeld der Eruption wurde spekuliert, dass sich eine Eruptionsspalte im Bereich der nördlichen Befestigungen von Grindavik öffnen könnte. Grund hierfür war eine Zunahme der Seismizität in diesem Bereich.

Island: Der 6. Vulkanausbruch hat am 22.08.24 begonnen

Der erwartete Vulkanausbruch bei Svartsengi auf Island hat begonnen – Fast 4 Kilometer lange Eruptionsspalte öffnete sich

Auf Island hat am Abend des 22. August der erwartete Vulkanausbruch angefangen. Gegen 21.25 Uhr öffnete sich entlang der Sundhunukur-Kraterreiche ein neuer Eruptionsspalt. Die Initialzündung manifestierte sich östlich der vulkanischen Erhebung Sýlingarfell als eine Dampfwolke über 1 Kilometer hoch aufstieg. Von dort aus breitete sich der Riss auf einer Länge von 3,9 Kilometern überwiegend in nördlicher Richtung  aus. Lavafontänen wurden gefördert, die Lavaströme speisten, die nach Osten und Westen flossen und fließen. Erneut könnte der Grindavíkurvegur – die Hauptstraße nach Grindavik – von der Lava überflossen werden. In Richtung Grindavik flossen zunächst keine Lavaströme. Da sich die Seismizität auf dem nördlichen baschnitt der Sundhnkur-Kraterreihe konzentrierte, ging man nicht davon aus, dass sich die Eruptionsspalte weiter in Richtung Grindavik ausdehnen würde.

Dem Ausbruch voran ging eine kurze seismische Krise, die um 20:48 UTC einsetzte. Die meisten Epizentren lagen zwischen Stóra-Skógfell und Sýlingarfell. Der Druck in Bohrlöchern nahm zu. Minuten vor der Eruption brachte IMO eine Warnung heraus, dass die Ausbreitung eines Magmatischen Gangs begonnen hätte und der Ausbruch unmittelbar bevorsteht.

Das Geschehen konnte gut per Livestream verfolgt werden und wer – wie ich – gestern Abend bereits offline war, der kann jetzt noch eine Aufzeichnung des Eruptionsbeginns sehen. Wie auch bei den letzten Eruptionen war die Initialphase die stärkste und war somit auch die Hauptphase des Ausbruchs. Seine Kraft hat deutlich schneller nachgelassen, als es bei den letzten beiden Ausbrüchen der Fall gewesen war. Bereits 4 Stunden nach Eruptionsbeginn nahm die Intensität der Lavafontänen deutlich ab und die Länge des aktiven Teils der Spalte schrumpfte. Heute Morgen ist nur noch ein kleiner Teil aktiv und der Lavaausstoß hat stark nachgelassen. Es sieht so aus, als würde die Tätigkeit im Laufe des Tages bereits versiegen oder sich nur noch auf einen Schlot beschränken. Der Eruptionsverlauf würde dann jenen der ersten kurzlebigen Eruptionen ähneln, wie sie zu Beginn der Eruptionsphase typisch waren.

RUV-Livecam auf dem Sylingarfell. In der Aufzeichnung, die noch einige Stunden lang verfügbar ist, erkennt man wie die Spalte ins Bild hineinwächst.

Betrachtet man die Grafen zur Bodenhebung, dann erkennt man, dass diese deutlich zurückgegangen ist. Es ist noch zu früh um detailliert auf die Werte einzugehen, aber es wurde in der kurzen Zeit eine beachtliche Menge Lava gefördert. Die Erdbebentätigkeit hat stark nachgelassen, ist aber noch erhöht. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass sich kurzfristig eine weitere Eruptionsspalte öffnen wird.