Island: Gletscherflut am Vatnajökull

Hinweise auf Gletscherlauf vom Grímsvötn verdichten sich

Heute Morgen schrieb ich bereits kurz über den Gletscherlauf am Grimsvötn, der sich bis jetzt überwiegend durch eine erhöhte Seismizität ankündigt. Es wurde eine Zunahme von Hochwasserbeben detektiert, die besonders in dem Frequenzbereich von 2–4 Hz schwingen und damit vulkanischem Tremor ähnelt, nur dass hier die Erdbebenquelle an der Oberfläche sitzt. Diese Erschütterungen gehen von einem Gebiet beim Grímsfjall aus und migrieren mit dem ablaufenden Wasser weiter südwärts. Das Wasser fließt durch subglaziale Kanäle, die am Fuß des Skeiðarárjökull-Gletschers münden und in den Fluss Gígjukvísl strömen.

Der Höhepunkt des Abflusses wird voraussichtlich Ende dieser Woche erreicht, falls sich die Flut wie frühere Ereignisse entwickelt. Der Spitzenabfluss in Gígjukvísl dürfte 1–2 Tage später folgen und wahrscheinlich 1.000 m³/s nicht überschreiten, wodurch keine signifikanten Schäden an der Infrastruktur, wie Straßen und Brücken, erwartet werden.

Aktuell wird das Wasservolumen im Grímsvötn-See auf etwa 0,25 km³ geschätzt, ähnlich oder geringfügig weniger als vor der letzten Flut. Obwohl das GPS-Gerät auf dem Gletscher derzeit keine Daten liefert, ermöglichen seismische Messungen im Grímsfjall die Überwachung des Flutverlaufs.

Der Gletscherlauf wird von einem subglazialen See gespeist, der sich in einer Eiskaverne bildet, indem sich Schmelzwasser ansammelt, dessen Eis durch Erdwärme schmolz. Es gibt aber auch einen gewissen Anteil Oberflächenschmelzwasser. Wenn der Wasserdruck ein kritisches Niveau erreicht, kann es zu einem plötzlichen Abfluss durch den Gletscher kommen.




Gefahren und Sicherheitsmaßnahmen

Reisende auf dem Vatnajökull sollten in der Umgebung von Grímsfjall besondere Vorsicht walten lassen, da sich neue Kessel auf der Gletscheroberfläche bilden können. Am Gletscherrand von Skeiðarárjökull besteht zudem die Gefahr von Gasemissionen, insbesondere in Hochwassergebieten.

Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität

Gletscherausbrüche am Grímsvötn lösen nicht immer Vulkanausbrüche aus, doch Druckentlastungen durch sinkende Wasserstände können als Auslöser fungieren. Solche Ereignisse traten zuletzt 2004 sowie in den Jahren 1934 und 1922 auf. Seit 2004 wurden jedoch 13 Fluten beobachtet, ohne dass es zu einer Eruption kam.

Hintergrund zu Grímsvötn

Grímsvötn zählt zu den aktivsten Vulkansystemen Islands und liegt unter dem Gletscher Vatnajökull. Der letzte Ausbruch des Grimsvötn manifestierte sich im Jahr 2011 und Vulkanologen rechneten bereits mehrmals mit neuen Eruptionen, die dann aber doch ausblieben. Auch im letzten Jahr wurde oft eine steil zunehmende Bodenhebung detektiert, die sich dann aber innerhalb weniger Tage in Wohlgefallen auflöste.

Island: Schwarmbeben und Gletscherlauf am Vatnajökull

Schwarmbeben am Bardarbunga und Gletscherlauf am Grimsvötn auf Island

Datum 14.01.25 | Zeit: 06:29:19 UTC | Koordinaten: 64.664 ; -17.476 | Tiefe: 4,9 km | Mb 4,8

Auf Island spielen sich heute Morgen unerwartete Ereignisse im Bereich des Gletschers Vatnajökull ab: Um 06:08 UTC setzte ein Erdbebenschwarm im Norden der Bárðarbunga-Caldera ein, der bis jetzt anhält und aus mehr als 80 Einzelbeben besteht. Fünf dieser Erschütterungen hatten Magnituden über 3 und wären somit theoretisch spürbar gewesen – allerdings befand sich niemand in der Region, der als Zeuge infrage käme. Das stärkste Einzelbeben erreichte eine Magnitude von 4,8 bei einer Herdtiefe von 4900 Metern. Das Epizentrum wurde 3.600 Meter nördlich des Zentrums der Caldera von Bárðarbunga lokalisiert. Diesem Beben wurde zunächst eine Magnitude im Dreierbereich zugeordnet und anschließend hochgestuft. Daher gehe ich davon aus, dass es von einem Seismologen gegengeprüft wurde der die Magnitude bestätigte. Somit wäre es bereits das zweite ungewöhnliche Erdbeben am Bárðarbunga in diesem Jahr.




Die Tiefen der Erdbeben variierten zwischen knapp 9.000 und 800 Metern unter dem Meeresspiegel.

Sehr wahrscheinlich wird der Erdbebenschwarm durch Fluidbewegungen im Magmaspeichersystem verursacht, das infolge einer zunehmenden Magmenakkumulation unter Druck gerät. Dies erzeugt Spannungen entlang der Störungen im Bereich des Calderadachs. Obwohl der Bárðarbunga-Vulkan langsam auflädt, bleibt ungewiss, wann der nächste Ausbruch stattfinden wird. Die letzte Eruption ereignete sich im Jahr 2014. Damals entleerte sich der Magmenkörper so stark, dass das Calderadach um mehr als 100 Meter absank. Man ging damals davon aus, dass es Jahrhunderte dauern würde, bis der Vulkan wieder ausbruchsbereit ist. Inzwischen ist man sich dessen nicht mehr so sicher.

Unter dem Vatnajökull befinden sich noch weitere Zentralvulkane. Einer davon ist Grímsvötn, wo heute ebenfalls einige Erdbeben registriert wurden. Diese traten in der Nähe von Grímsfjall auf, einem Teil des Grímsvötn-Vulkansystems. Laut einer kurzen Mitteilung des IMO (Icelandic Meteorological Office) manifestiert sich derzeit ein kleiner Gletscherlauf. Dabei fließt Schmelzwasser aus einer Eiskaverne in der Nähe des Vulkans ab. Es besteht die Gefahr, dass die Druckentlastung durch das abfließende Wasser das Magmaspeichersystem von Grímsvötn destabilisieren und einen Vulkanausbruch auslösen könnte. Obwohl bei früheren Ausbrüchen solche Korrelationen beobachtet wurden, tritt dies nicht allzu häufig auf, so dass die Gefahr durch den Gletscherlauf eher subtil ist. Größere Gletscherläufe können aber eine Gefahr für Autofahrer auf der Ringstraße darstellen, falls die Wasserfluten diese Überfluten sollten.

Island: Status Bodenhebung 26.11.24

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – 11 Zentimeter seit Ende November

In den vergangenen Tagen ist es um Island etwas ruhiger geworden, was zum Teil an heftigen Winterstürmen liegt, die das seismische Netzwerk stören und die Detektion schwacher Erdbeben erschweren oder sogar verhindern. Von daher wird nur ein kleiner Teil der möglicherweise vorhandenen Erschütterungen auf der größten Vulkaninsel im Atlantik auf der Shakemap bei IMO angezeigt.

Die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi hält indes unverändert an und hat sich seit dem Ende der letzten Eruption vor gut 5 Wochen auf fast 11 Zentimeter summiert. Wenn die Hebungsrate so weiter anhält, dann kann man in noch einmal 5 Wochen damit rechnen, dass die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs signifikant zunimmt. Natürlich kann es auch vorher zu einem Überraschungsausbruch kommen. Als wahrscheinlichster Ort für eine Eruption gilt nach wie vor die Sundhnukur-Kraterreihe.

Das von der Bodenhebung betroffene Areal beschränkt sich nicht auf das Svartsengigebiet mit Blauer Lagune und dem Geothermalkraftwerk, sondern erstreckt sich in Ost-West-Richtung von der Eldvörp-Kraterreiche bis an den Westrand vom Fagradalsfjall. In Nord-Süd-Richtung reicht das angehobene Areal von der Messstation Nama bis nach Grindavik. Wahrscheinlich geht die Bodenhebung noch über diese beiden Messstationen hinaus. Die genannten Messstationen liegen auf ihrer Achse jeweils 10 Kilometer voneinander entfernt, so dass man sagen kann, dass grob eine Fläche von 100 Quadratkilometern von der Hebung betroffen ist. Der darunter liegende Magmenkörper ist also nicht gerade klein und bestimmt noch für die eine oder andere Überraschung gut.

Der Natur hat die Eruptionsserie übrigens nicht nachhaltig geschadet. Eher im Gegenteil: Die verhältnismäßige Ruhe in Grindavik veranlasste mehrere Vogelarten, dorthin zurückzukehren und sich neue Nistplätze zu suchen. Das ist heute in einem MBL-Artikel nachzulesen. Zu den Vögeln, die nicht nur über die Dächer der verlassenen Häuser kreisen, sondern auch über die Straßen hüpfen, gehören Eiderenten und Greifvögel. Zur Erinnerung: Grindavik wurde infolge der Riftbildung und der Eruptionen mehrfach evakuiert und es gab Schäden an der Infrastruktur. Obwohl der Zugang zur Stadt wieder erlaubt ist, stehen zahlreiche Häuser leer.

Bodenhebung am Grimsvötn

Eine Region, die zuletzt von zahlreichen Erdbeben heimgesucht wurde, ist der Grimsvötn-Vulkan unter dem Gletscher Vatnajökull. Hier zeigen die GPS-Messungen aktuell eine schnell verlaufende Bodenhebung, die einen steilen Peak ausbildet. Demnach hob sich der Untergrund seit der zweiten Novemberhälfte um 7 Zentimeter. Vergleichbare Peaks sah man in der Vergangenheit öfter, doch meistens wurden sie genauso schnell abgebaut, wie sie aufgestiegen waren. Das IMO lässt die Situation dort unkommentiert.

Island: Gletscherlauf am Vatnajökull

Anzeichen für einen Gletscherlauf im Fluss Skaftár am Vatanjökull

Seit gestern Abend steigt die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skaftá langsam an. Zudem haben Wasserstand und Fließgeschwindigkeit des Flusses bei Sveinstind zugenommen. Das geht aus einer Pressemeldung der Isländischen Meteorologiebehörde (IMO) hervor. Die Forscher meinen, dass die Veränderungen vermutlich nicht auf Gletscherschmelze oder Niederschläge zurückzuführen sind, sondern darauf hin deuten, dass ein Gletscherlauf in der Skaftá begonnen hat. Die Quelle dieses Laufs ist sehr wahrscheinlich im Vestari-Skaftár-Kessel zu finden. Hierbei handelt es sich um die westliche der zwei Eiskavernen in der Nähe des subglazialen Vulkans Grimsvötn. Der letzte Gletscherlauf aus diesem Kessel fand im September 2021 statt. Läufe aus dem westlichen Kessel sind in der Regel kleiner als jene aus dem östlichen.

Der Durchfluss bei Sveinstind betrug um 20:30 Uhr etwa 149 m³/s, es wird jedoch erwartet, dass der maximale Durchfluss während dieses Gletscherlaufs 750 m³/s nicht überschreiten wird. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass auch Wasser aus dem östlichen Eystri-Skaftár-Kessel hinzufließt.




Szenarien und Empfehlungen

Es ist entscheidend, dass Anwohner und Personen, die sich im Überschwemmungsgebiet aufhalten, sich der möglichen Gefahren bewusst sind, und dass Betreiber über mögliche Naturgefahren informiert sind:

  • In den nächsten Tagen wird es zu Überschwemmungen entlang der Skaftá-Ufer kommen. Es ist möglich, dass nahegelegene Straßen überflutet werden.
  • Schwefelwasserstoff, der mit dem Abfluss des Gletschers transportiert wird, kann in hoher Konzentration Augen- und Atemwegsreizungen verursachen. Touristen wird dringend empfohlen, sich während des Gletscherlaufs vom Flusslauf der Skaftá oberhalb von Skaftárdal sowie von den Rändern von Skaftárjökull, Tungnárjökull und Síðujökull fernzuhalten.
  • Rund um den Kessel können sich schnell gefährliche Risse bilden. Reisende zum Vatnajökull sollten daher Abstand zu den Kesseln und den Rändern der genannten Gletscher halten, wo Wasser an die Oberfläche gelangen könnte.

Hintergrundinformationen zum Skaftá-Gletscherlauf

Es gibt zwei Hauptkessel, einen östlichen und einen westlichen, auf der Westseite des Vatnajökull. Diese Kessel entstehen durch Erdwärme, die das Gletschereis schmilzt und Wasseransammlungen erzeugt. Wenn der Wasserdruck zu hoch wird und nicht mehr zurückgehalten werden kann, entleeren sich die Kessel und verursachen einen Gletscherlauf. Die Läufe aus dem östlichen Kessel sind in der Regel größer als die aus dem westlichen. Seit 1955 sind 58 Gletscherläufe in der Skaftá bekannt, wobei jeder Kessel in der Regel alle zwei Jahre entleert wird. In seltenen Fällen kam es sein, dass die Druckentlastung infolge des Gletscherlaufes auf den Untergrund einen Ausbruch des Grimsvötn auslöst. Voraussetzung hierfür ist, dass der Vulkan geladen und für eine Eruption bereit ist. Statistisch gesehen ist eine Eruptions des Grimsvötn überfällig. Es kommt auch immer wieder zu Bodenhebungsphasen, wobei die letzte einige Monate her ist.

Den letzten Gletscherlauf aus dem Westkessel im September 2021 konnte ich tatsächlich dokumentieren. Zu dieser Zeit war ich auf Island, weil ich auf den Ausbruch des Fagradalsfjall wartete. (Quelle IMO)

Island: Von Erdbeben und Rissen

Weitere Erdbeben bei Svartsengi – Riss unter Sporthalle von Grindavik

Nachdem es gestern Abend bei Svartsengi seismisch recht ruhig war, lebte die Erdbebenaktivität gegen Mitternacht wieder auf und seitdem ist ein neuer Schwarm im Gange, der auch die Spalten bei Krýsuvík in Bewegung versetzt hat. Aktuell zeigt die Reykjanes-Erdbebenliste bei IMO 193 Erschütterungen für die letzten beiden Tage an. Die Erdbebenherde liegen in Tiefen, wie sie einerseits für Störungszonen typisch sind, andererseits aber auch für Intrusionen. Wahrscheinlich ist es immer noch das Magma, das Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert. Einige Erdstöße gab es auch bei Bláfjallaskáli. Die Erdbebentätigkeit vor der Westküste scheint abgeflaut zu sein.

Die Bodenhebung, ja, die macht mir gerade ein paar Sorgen, nicht etwa, weil die Hebungskurve steil abgehen würde, sondern weil sie sich signifikant abgeflacht hat. Es wird zwar noch eine leichte Bodenhebung detektiert, doch das ist nichts im Vergleich zu vorher. Als Vulkan-o-Mane hoffe ich ja immer auf Eruptionen, natürlich im Gegensatz zu den Anwohnern des betroffenen Areals. Sorry dafür!

Nichtsdestotrotz haben sich ja bereits seit der letzten Eruption zwischen 9 und 13 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund angesammelt, und es könnte jederzeit zu einem Vulkanausbruch oder/und einer neuen Riftingepisode mit Dykeintrusion kommen.

Erst nach und nach werden die Folgen der vorangegangenen Episoden in ihrem ganzen Ausmaß klar. Gestern Abend machte ein MBL-Artikel die Runde, in dem es hieß, dass ein weiterer großer Riss entdeckt wurde: Er verbarg sich bis jetzt unsichtbar unter dem Kunstrasen in der Sporthalle von Grindavik, wo man ihn bei Aufräumarbeiten entdeckt hatte. Der Riss, den man draußen vor der Sporthalle schon gesehen hatte, ist bis zu 9 m tief und stellenweise mehr als einen Meter breit. Wäre jemand unbedacht über die Sportfläche gerannt, hätte er durch den Rasen in den Riss stürzen können. Dieses Beispiel macht klar, wie gefährlich die Situation in Grindavik ist: Auch unter normalen Hausböden könnten verdeckte Risse lauern, die irgendwann nachgeben und Menschen fressen.

Schaut man sich beim IMO die größere Shakemap an, dann erkennt man, dass es aktuell auch einige Beben im Bereich des Vatnajökulls gibt. Hier konzentrieren sich die Erschütterungen am Grimsvötn und Bardarbunga. Während bestimmt noch Jahrzehnte ins Land gehen werden, bis Bardarbunga wieder aufgeladen ist, könnte am Grimsvötn kurzfristig eine Eruption starten.

Grimsvötn: Gletscherlauf hinterlässt Depressionen

Gletscherlauf am Grimsvötn beendet – Zwei Absenkungen entstanden

Der Gletscherlauf des subglazialen Vulkans Grimsvötn unter dem isländischen Gletscher Vatnajökull ist vorbei und der Wasserstand des Flusses Gígjukvísl hat sich wieder normalisiert. Der Höhepunkt der Gletscherflut war bereits vor einer Woche erreicht worden. Inzwischen sind fast alle geophysikalischen Parameter wieder auf den Normalzustand zurückgekehrt, abgesehen von der leicht erhöhten Seismizität, die man bereits Wochen vor dem Gletscherlauf registrierte. So wurden in der letzten Woche 21 schwache Erschütterungen festgestellt. Zwei der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Beben gehen mit einer langsam ablaufenden Magmenakkumulation unter dem Vulkan einher, die immer wieder für Bodenhebungen sorgt. Mit Beginn der Gletscherflut nahm die Bodenhebung ab, doch inzwischen sind wieder leicht steigende Tendenzen auszumachen.

Auf Satellitenbildern entdeckten IMO-Forscher zwei Bereiche auf dem Gletscher, in denen sich das Eis abgesenkt hat und Depressionen bildet. Während sich eine Absenkung in dem gleichen Gebiet befindet, in dem bereits beim Gletscherlauf von 2021 eine Subsidenz registriert wurde, scheint es sich beim zweiten Kessel um eine Neubildung zu handeln. Man kann davon ausgehen, dass sich die Vertiefungen über den Kavernen bildeten, in denen das Wasser gespeichert war, das während der Gletscherflut ablief. Die Hohlräume im Eis sind wohl wenigstens zum Teil eingestürzt bzw. abgesunken. Die Eiskessel befinden sich in der Nähe der Route östlich von Grímsfjall, und es wird empfohlen, diese Kessel zu meiden, wenn man diese Routen benutzt.

Am Grimsvötn besteht aufgrund der Druckentlastung durch den Wasserabfluss ein erhöhtes Eruptionsrisiko. Die Forscher gehen davon aus, dass vor einer Eruption eine seismische Krise einsetzten wird, weisen aber darauf hin, dass es unter Umständen nur eine kurze Vorwarnzeit geben könnte. Gletscherfahrer sollten die Gegend meiden und besonders vorsichtig sein, wenn sie über das Eis fahren.

Island: Erdbeben auf Reykjanes und am Grimsvötn

Mehrere Erdbeben unter Gletschervulkan Grimsvötn

Unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn gab es weitere Erdbeben mit Magnituden über 2. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 2,4 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Das Epizentrum dieses Bebens lag am Rand des Vatnajökulls und einige Kilometer vom Grimsvötn entfernt. Ein weiteres Beben Mb 2,3 manifestierte sich in nur 100 m Tiefe in unmittelbarer Nähe zum Vulkan. Die Erschütterungen stehen mit Bodenhebungen im Zusammenhang, die von den GPS-Messstationen detektiert werden. Die Warnstufe des Grimsvötn steht auf „Gelb“ und mittelfristig gesehen könnte es zu einer Eruption kommen.

Die Gefahr einer Eruption bei Svartsengi auf Reykjanes ist deutlich höher als am Grimsvötn und hat auch dramatischere Auswirkungen auf die Region Grindavik, als es im Allgemeinen die Eruptionen des entlegenen Gletschervulkans haben. Gestern ereigneten sich wieder zahlreiche Erdbeben im betroffenen Gebiet, das nicht nur im direkten Umfeld von Svartsengi liegt, sondern sich bis auf die Gegend vom Fagradalsfjall und Krýsuvík erstreckt. Am stärksten scheint mir momentan die Bodenhebung an der Messstation Blal zu sein, von der ich nicht weiß, wo genau sie sich befindet. Hier hat die Bodenerhebung bereits Bodenhebungsniveau vom Zeitpunkt unmittelbar vor der Eruption am 14. Januar überschritten. Die Messstation Svartsengi zeigt eine Verlangsamung der Bodenhebung, doch hierbei könnte es sich wieder um eine Messungenauigkeit handeln.

In Grindavik wurde inzwischen eine Geodätische Messkampagne gestartet, zu der Spezialisten aus den Niederlanden anreisten. Sie setzten u.a. eine große Drohne ein, um die Höhenänderungen des Bodens genau zu kartieren. Bereits jetzt wurden mehr Risse festgestellt als man bisher annahm.

In den Sozialen Medien wird unterdessen darüber diskutiert, wie sinnvoll die Erhaltungsmaßnahmen für den Ort Grindavik tatsächlich sind. Auch wenn viele Gebäude noch bewohnbar sind, steht es um die Versorgungsinfrastruktur nicht so gut aus: zahlreiche Leitungen wurden beschädigt und die vielen Hohlräume unter der Stadt machen ein Betreten des Areals gefährlich. Manche meinen, dass es sinnvoller sei, die Stadt aufzugeben, insbesondere, weil es unabsehbar ist, welche Schäden noch entstehen werden. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Island: Gletscherlauf am Grimsvötn bestätigt

Gletscherlauf am Grimsvötn – Eruptionsrisiko erhöht

Nach dem Erdbeben M 4,3, das sich gestern Morgen am subglazialen Vulkan Grimsvötn ereignete, begann ein Gletscherlauf und Schmelzwasser strömte aus einer Kaverne im Eis des Gletschers Vatnajökull hervor. Da die Größe des Gletscherlaufs zu Anfangs nicht genau abzuschätzen war, wurde vom Zivilschutz eine „Stufe der Unsicherheit“ deklariert. Inzwischen geht man aber davon aus, dass es sich eher um einen kleinen Gletscherlauf handelt und dass die maximale Durchflussrate im Fluss Gígjukvíslar kleiner als 1000 Kubikmeter pro Sekunde bleiben wird. Damit läge sie dann unter dem Schwellenwert, ab dem eine Gefahr für Brücken und Straßen besteht. Bei der Straße handelt es sich vornehmlich um die Ringstraße No. 1, die einmal ganz Island umrundet und die erste asphaltierte Fernstraße des Landes war. Im Bereich der großen Sander, über die die Gletscherläufe abgehen, verläuft die Ringstraße über Dämme. Brücken führen über Gletscherflüsse. Sollte ein Gletscherlauf diese Infrastruktur beschädigen, dann sind große Umwege für Reisende in Kauf zu nehmen, die Orte im Norden oder Osten des Landes besuchen möchten. Natürlich läuft über die No. 1 auch ein Teil des Güterverkehrs ab.

Das abfließende Wasser reduziert das Gewicht des Gletschers, der auf dem Grimsvötn lastet. Dadurch kommt es zu einer Druckentlastung. Da man davon ausgeht, dass sich unter dem Vulkan ein aktiver Magmenkörper befindet, in dem zur Zeit mehr Schmelze enthalten ist als vor der letzten Eruption, könnte es passieren, dass das im Magma gelöste Gas freigesetzt wird. Das erhöht die Gefahr eines Vulkanausbruchs signifikant. Bis jetzt kam es dreimal vor, dass ein Gletscherlauf vor einer Eruption stattfand und man daher davon ausgeht, dass diese Vulkanausbrüche durch den Gletscherlauf getriggert wurden. Das war in den Jahren 1922, 1934 und 2004. Es gab aber weitaus mehr Gletscherläufe, die in Bezug auf den Vulkan ohne erkennbare Folgen blieben. Meistens verhält es sich andersherum: Ein Vulkanausbruch löst einen Gletscherlauf aus, da durch die Hitze der Eruption unter dem Eis vermehrt Schmelzwasser entsteht.

Inzwischen wurde gemeldet, dass die Pegel des Flusses Gígjukvíslar heute Morgen wieder abnehmen, Obwohl der Höhepunkt der Flut erst für das Wochenende erwartet wird. Die erhöhte Eruptionsgefahr bleibt selbst nach dem Gletscherlauf für einige Tage bestehen.

Übrigens entspringt der Fluss Gígjukvíslar der Gletscherzunge Skeiðarárjökull, die westlich des beliebten Nationalparks Skaftafell liegt. Von Skaftafell aus kann man Gletschertouren auf den Vatajökull unternehmen oder durch die einzigartige Mooslandschaft vor dem Gletscher wandern. Dort liegt auch der Wasserfall Svartifoss, der wegen seiner Klippe aus Basaltsäulen bekannt ist.

Island: Erdbeben M 4,3 am Grimsvötn

Gletschervulkan Grimsvötn wird von stärkstem Erdbeben seit Aufzeichnungsbeginn erschüttert – Gletscherlauf möglich

Datum 11.01.2024 | Zeit: 06:53:1 UTC | Lokation: 64.421 ;  -17.256 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,3

Heute Morgen manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn ein Erdbeben der Magnitude 4,3. Das Hypozentrum wurde in nur 100 m Tiefe detektiert. Das Epizentrum lag 2.0 km nordnordöstlich von Grímsfjall. Laut IMO handelte es sich um den stärksten Erdstoß am Grimsvötn seitdem die Messungen begonnen wurden.

Die Bodenhebung ist seit einigen Tagen rückläufig und im Zusammenhang mit den Erdbeben meinen die IMO-Forscher, dass ein Gletscherlauf begonnen haben könnte. Unter dem Eis am Vulkan gibt es mindestens 2 Kavernen, in denen sich geothermal verursachtes Schmelzwasser sammelt. Wenn die Kavernen kein Wasser mehr fassen können und der Druck in ihnen zu groß ist, fließt das Wasser plötzlich ab und es kommt zu einem Gletscherlauf. Die plötzliche Druckentlastung auf den Boden könnte dann einen Ausbruch des Vulkans triggern. Tatsächlich sieht der Tremorgraph (sieh Artikel unten) so aus, als würde schwacher Tremor registriert werden.

Die Forscher beobachten den Vulkan genau und suchen nach weiteren Hinweisen für einen Gletscherlauf. Das Wasser in den abführenden Flüssen fängt an zu steigen und ändert seine elektrische Leitfähigkeit. Das gilt als Frühindikator, bevor die eigentliche Flut die Gletscherfront erreicht hat. Gletscherläufe (Jökulhlaup) sind auf Island gefürchtet, da sie großes zerstörerisches Potenzial haben. Selbst wenn sich meistens keine Orte im Bereich der gefährdeten Flüsse befinden, zerstören Jökulhlaups regelmäßig Straßen und Brücken. Besonders gefährdet ist ein Teil der östlichen Ringstraße im Bereich des Vatnajökulls.

Aber auch andere Vulkane können Gletscherläufe erzeugen, besonders wenn es zu einem subglazialen Vulkanausbruch kommt. Ein Kandidat ist die Katla. Der Vulkan unter dem Gletscher Myrdalsjökull war heute ebenfalls Schauplatz einiger Erdbeben.

Seismizität auf Reykjanes hat wieder zugenommen

Die Seismizität zog auch im Bereich der Reykjaneshalbinsel wieder an. Die Bodenhebung geht weiter, auch wenn manche Datenanalysten meinen, sie hätte nachgelassen. Diskutiert wird insbesondere ein Negativsprung des letzten Messwerts bei Eldvörp: Da sowohl vor dem Rifting-Event am 10. November als auch vor dem Ausbruch am 18. Dezember ein vergleichbares Muster wie jetzt auftrat, könnte der erwartete Ausbruch wieder einmal bevorstehen. Nur leider scheint sich auch dieser Vulkan nicht unbedingt an wiederkehrende Muster zu halten.