Island: Gletscherlauf am Vatnajökull

Anzeichen für einen Gletscherlauf im Fluss Skaftár am Vatanjökull

Seit gestern Abend steigt die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skaftá langsam an. Zudem haben Wasserstand und Fließgeschwindigkeit des Flusses bei Sveinstind zugenommen. Das geht aus einer Pressemeldung der Isländischen Meteorologiebehörde (IMO) hervor. Die Forscher meinen, dass die Veränderungen vermutlich nicht auf Gletscherschmelze oder Niederschläge zurückzuführen sind, sondern darauf hin deuten, dass ein Gletscherlauf in der Skaftá begonnen hat. Die Quelle dieses Laufs ist sehr wahrscheinlich im Vestari-Skaftár-Kessel zu finden. Hierbei handelt es sich um die westliche der zwei Eiskavernen in der Nähe des subglazialen Vulkans Grimsvötn. Der letzte Gletscherlauf aus diesem Kessel fand im September 2021 statt. Läufe aus dem westlichen Kessel sind in der Regel kleiner als jene aus dem östlichen.

Der Durchfluss bei Sveinstind betrug um 20:30 Uhr etwa 149 m³/s, es wird jedoch erwartet, dass der maximale Durchfluss während dieses Gletscherlaufs 750 m³/s nicht überschreiten wird. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass auch Wasser aus dem östlichen Eystri-Skaftár-Kessel hinzufließt.




Szenarien und Empfehlungen

Es ist entscheidend, dass Anwohner und Personen, die sich im Überschwemmungsgebiet aufhalten, sich der möglichen Gefahren bewusst sind, und dass Betreiber über mögliche Naturgefahren informiert sind:

  • In den nächsten Tagen wird es zu Überschwemmungen entlang der Skaftá-Ufer kommen. Es ist möglich, dass nahegelegene Straßen überflutet werden.
  • Schwefelwasserstoff, der mit dem Abfluss des Gletschers transportiert wird, kann in hoher Konzentration Augen- und Atemwegsreizungen verursachen. Touristen wird dringend empfohlen, sich während des Gletscherlaufs vom Flusslauf der Skaftá oberhalb von Skaftárdal sowie von den Rändern von Skaftárjökull, Tungnárjökull und Síðujökull fernzuhalten.
  • Rund um den Kessel können sich schnell gefährliche Risse bilden. Reisende zum Vatnajökull sollten daher Abstand zu den Kesseln und den Rändern der genannten Gletscher halten, wo Wasser an die Oberfläche gelangen könnte.

Hintergrundinformationen zum Skaftá-Gletscherlauf

Es gibt zwei Hauptkessel, einen östlichen und einen westlichen, auf der Westseite des Vatnajökull. Diese Kessel entstehen durch Erdwärme, die das Gletschereis schmilzt und Wasseransammlungen erzeugt. Wenn der Wasserdruck zu hoch wird und nicht mehr zurückgehalten werden kann, entleeren sich die Kessel und verursachen einen Gletscherlauf. Die Läufe aus dem östlichen Kessel sind in der Regel größer als die aus dem westlichen. Seit 1955 sind 58 Gletscherläufe in der Skaftá bekannt, wobei jeder Kessel in der Regel alle zwei Jahre entleert wird. In seltenen Fällen kam es sein, dass die Druckentlastung infolge des Gletscherlaufes auf den Untergrund einen Ausbruch des Grimsvötn auslöst. Voraussetzung hierfür ist, dass der Vulkan geladen und für eine Eruption bereit ist. Statistisch gesehen ist eine Eruptions des Grimsvötn überfällig. Es kommt auch immer wieder zu Bodenhebungsphasen, wobei die letzte einige Monate her ist.

Den letzten Gletscherlauf aus dem Westkessel im September 2021 konnte ich tatsächlich dokumentieren. Zu dieser Zeit war ich auf Island, weil ich auf den Ausbruch des Fagradalsfjall wartete. (Quelle IMO)

Island: Von Erdbeben und Rissen

Weitere Erdbeben bei Svartsengi – Riss unter Sporthalle von Grindavik

Nachdem es gestern Abend bei Svartsengi seismisch recht ruhig war, lebte die Erdbebenaktivität gegen Mitternacht wieder auf und seitdem ist ein neuer Schwarm im Gange, der auch die Spalten bei Krýsuvík in Bewegung versetzt hat. Aktuell zeigt die Reykjanes-Erdbebenliste bei IMO 193 Erschütterungen für die letzten beiden Tage an. Die Erdbebenherde liegen in Tiefen, wie sie einerseits für Störungszonen typisch sind, andererseits aber auch für Intrusionen. Wahrscheinlich ist es immer noch das Magma, das Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert. Einige Erdstöße gab es auch bei Bláfjallaskáli. Die Erdbebentätigkeit vor der Westküste scheint abgeflaut zu sein.

Die Bodenhebung, ja, die macht mir gerade ein paar Sorgen, nicht etwa, weil die Hebungskurve steil abgehen würde, sondern weil sie sich signifikant abgeflacht hat. Es wird zwar noch eine leichte Bodenhebung detektiert, doch das ist nichts im Vergleich zu vorher. Als Vulkan-o-Mane hoffe ich ja immer auf Eruptionen, natürlich im Gegensatz zu den Anwohnern des betroffenen Areals. Sorry dafür!

Nichtsdestotrotz haben sich ja bereits seit der letzten Eruption zwischen 9 und 13 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund angesammelt, und es könnte jederzeit zu einem Vulkanausbruch oder/und einer neuen Riftingepisode mit Dykeintrusion kommen.

Erst nach und nach werden die Folgen der vorangegangenen Episoden in ihrem ganzen Ausmaß klar. Gestern Abend machte ein MBL-Artikel die Runde, in dem es hieß, dass ein weiterer großer Riss entdeckt wurde: Er verbarg sich bis jetzt unsichtbar unter dem Kunstrasen in der Sporthalle von Grindavik, wo man ihn bei Aufräumarbeiten entdeckt hatte. Der Riss, den man draußen vor der Sporthalle schon gesehen hatte, ist bis zu 9 m tief und stellenweise mehr als einen Meter breit. Wäre jemand unbedacht über die Sportfläche gerannt, hätte er durch den Rasen in den Riss stürzen können. Dieses Beispiel macht klar, wie gefährlich die Situation in Grindavik ist: Auch unter normalen Hausböden könnten verdeckte Risse lauern, die irgendwann nachgeben und Menschen fressen.

Schaut man sich beim IMO die größere Shakemap an, dann erkennt man, dass es aktuell auch einige Beben im Bereich des Vatnajökulls gibt. Hier konzentrieren sich die Erschütterungen am Grimsvötn und Bardarbunga. Während bestimmt noch Jahrzehnte ins Land gehen werden, bis Bardarbunga wieder aufgeladen ist, könnte am Grimsvötn kurzfristig eine Eruption starten.

Grimsvötn: Gletscherlauf hinterlässt Depressionen

Gletscherlauf am Grimsvötn beendet – Zwei Absenkungen entstanden

Der Gletscherlauf des subglazialen Vulkans Grimsvötn unter dem isländischen Gletscher Vatnajökull ist vorbei und der Wasserstand des Flusses Gígjukvísl hat sich wieder normalisiert. Der Höhepunkt der Gletscherflut war bereits vor einer Woche erreicht worden. Inzwischen sind fast alle geophysikalischen Parameter wieder auf den Normalzustand zurückgekehrt, abgesehen von der leicht erhöhten Seismizität, die man bereits Wochen vor dem Gletscherlauf registrierte. So wurden in der letzten Woche 21 schwache Erschütterungen festgestellt. Zwei der Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Beben gehen mit einer langsam ablaufenden Magmenakkumulation unter dem Vulkan einher, die immer wieder für Bodenhebungen sorgt. Mit Beginn der Gletscherflut nahm die Bodenhebung ab, doch inzwischen sind wieder leicht steigende Tendenzen auszumachen.

Auf Satellitenbildern entdeckten IMO-Forscher zwei Bereiche auf dem Gletscher, in denen sich das Eis abgesenkt hat und Depressionen bildet. Während sich eine Absenkung in dem gleichen Gebiet befindet, in dem bereits beim Gletscherlauf von 2021 eine Subsidenz registriert wurde, scheint es sich beim zweiten Kessel um eine Neubildung zu handeln. Man kann davon ausgehen, dass sich die Vertiefungen über den Kavernen bildeten, in denen das Wasser gespeichert war, das während der Gletscherflut ablief. Die Hohlräume im Eis sind wohl wenigstens zum Teil eingestürzt bzw. abgesunken. Die Eiskessel befinden sich in der Nähe der Route östlich von Grímsfjall, und es wird empfohlen, diese Kessel zu meiden, wenn man diese Routen benutzt.

Am Grimsvötn besteht aufgrund der Druckentlastung durch den Wasserabfluss ein erhöhtes Eruptionsrisiko. Die Forscher gehen davon aus, dass vor einer Eruption eine seismische Krise einsetzten wird, weisen aber darauf hin, dass es unter Umständen nur eine kurze Vorwarnzeit geben könnte. Gletscherfahrer sollten die Gegend meiden und besonders vorsichtig sein, wenn sie über das Eis fahren.

Island: Erdbeben auf Reykjanes und am Grimsvötn

Mehrere Erdbeben unter Gletschervulkan Grimsvötn

Unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn gab es weitere Erdbeben mit Magnituden über 2. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 2,4 und hatte ein Hypozentrum in 9 km Tiefe. Das Epizentrum dieses Bebens lag am Rand des Vatnajökulls und einige Kilometer vom Grimsvötn entfernt. Ein weiteres Beben Mb 2,3 manifestierte sich in nur 100 m Tiefe in unmittelbarer Nähe zum Vulkan. Die Erschütterungen stehen mit Bodenhebungen im Zusammenhang, die von den GPS-Messstationen detektiert werden. Die Warnstufe des Grimsvötn steht auf „Gelb“ und mittelfristig gesehen könnte es zu einer Eruption kommen.

Die Gefahr einer Eruption bei Svartsengi auf Reykjanes ist deutlich höher als am Grimsvötn und hat auch dramatischere Auswirkungen auf die Region Grindavik, als es im Allgemeinen die Eruptionen des entlegenen Gletschervulkans haben. Gestern ereigneten sich wieder zahlreiche Erdbeben im betroffenen Gebiet, das nicht nur im direkten Umfeld von Svartsengi liegt, sondern sich bis auf die Gegend vom Fagradalsfjall und Krýsuvík erstreckt. Am stärksten scheint mir momentan die Bodenhebung an der Messstation Blal zu sein, von der ich nicht weiß, wo genau sie sich befindet. Hier hat die Bodenerhebung bereits Bodenhebungsniveau vom Zeitpunkt unmittelbar vor der Eruption am 14. Januar überschritten. Die Messstation Svartsengi zeigt eine Verlangsamung der Bodenhebung, doch hierbei könnte es sich wieder um eine Messungenauigkeit handeln.

In Grindavik wurde inzwischen eine Geodätische Messkampagne gestartet, zu der Spezialisten aus den Niederlanden anreisten. Sie setzten u.a. eine große Drohne ein, um die Höhenänderungen des Bodens genau zu kartieren. Bereits jetzt wurden mehr Risse festgestellt als man bisher annahm.

In den Sozialen Medien wird unterdessen darüber diskutiert, wie sinnvoll die Erhaltungsmaßnahmen für den Ort Grindavik tatsächlich sind. Auch wenn viele Gebäude noch bewohnbar sind, steht es um die Versorgungsinfrastruktur nicht so gut aus: zahlreiche Leitungen wurden beschädigt und die vielen Hohlräume unter der Stadt machen ein Betreten des Areals gefährlich. Manche meinen, dass es sinnvoller sei, die Stadt aufzugeben, insbesondere, weil es unabsehbar ist, welche Schäden noch entstehen werden. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Island: Gletscherlauf am Grimsvötn bestätigt

Gletscherlauf am Grimsvötn – Eruptionsrisiko erhöht

Nach dem Erdbeben M 4,3, das sich gestern Morgen am subglazialen Vulkan Grimsvötn ereignete, begann ein Gletscherlauf und Schmelzwasser strömte aus einer Kaverne im Eis des Gletschers Vatnajökull hervor. Da die Größe des Gletscherlaufs zu Anfangs nicht genau abzuschätzen war, wurde vom Zivilschutz eine „Stufe der Unsicherheit“ deklariert. Inzwischen geht man aber davon aus, dass es sich eher um einen kleinen Gletscherlauf handelt und dass die maximale Durchflussrate im Fluss Gígjukvíslar kleiner als 1000 Kubikmeter pro Sekunde bleiben wird. Damit läge sie dann unter dem Schwellenwert, ab dem eine Gefahr für Brücken und Straßen besteht. Bei der Straße handelt es sich vornehmlich um die Ringstraße No. 1, die einmal ganz Island umrundet und die erste asphaltierte Fernstraße des Landes war. Im Bereich der großen Sander, über die die Gletscherläufe abgehen, verläuft die Ringstraße über Dämme. Brücken führen über Gletscherflüsse. Sollte ein Gletscherlauf diese Infrastruktur beschädigen, dann sind große Umwege für Reisende in Kauf zu nehmen, die Orte im Norden oder Osten des Landes besuchen möchten. Natürlich läuft über die No. 1 auch ein Teil des Güterverkehrs ab.

Das abfließende Wasser reduziert das Gewicht des Gletschers, der auf dem Grimsvötn lastet. Dadurch kommt es zu einer Druckentlastung. Da man davon ausgeht, dass sich unter dem Vulkan ein aktiver Magmenkörper befindet, in dem zur Zeit mehr Schmelze enthalten ist als vor der letzten Eruption, könnte es passieren, dass das im Magma gelöste Gas freigesetzt wird. Das erhöht die Gefahr eines Vulkanausbruchs signifikant. Bis jetzt kam es dreimal vor, dass ein Gletscherlauf vor einer Eruption stattfand und man daher davon ausgeht, dass diese Vulkanausbrüche durch den Gletscherlauf getriggert wurden. Das war in den Jahren 1922, 1934 und 2004. Es gab aber weitaus mehr Gletscherläufe, die in Bezug auf den Vulkan ohne erkennbare Folgen blieben. Meistens verhält es sich andersherum: Ein Vulkanausbruch löst einen Gletscherlauf aus, da durch die Hitze der Eruption unter dem Eis vermehrt Schmelzwasser entsteht.

Inzwischen wurde gemeldet, dass die Pegel des Flusses Gígjukvíslar heute Morgen wieder abnehmen, Obwohl der Höhepunkt der Flut erst für das Wochenende erwartet wird. Die erhöhte Eruptionsgefahr bleibt selbst nach dem Gletscherlauf für einige Tage bestehen.

Übrigens entspringt der Fluss Gígjukvíslar der Gletscherzunge Skeiðarárjökull, die westlich des beliebten Nationalparks Skaftafell liegt. Von Skaftafell aus kann man Gletschertouren auf den Vatajökull unternehmen oder durch die einzigartige Mooslandschaft vor dem Gletscher wandern. Dort liegt auch der Wasserfall Svartifoss, der wegen seiner Klippe aus Basaltsäulen bekannt ist.

Island: Erdbeben M 4,3 am Grimsvötn

Gletschervulkan Grimsvötn wird von stärkstem Erdbeben seit Aufzeichnungsbeginn erschüttert – Gletscherlauf möglich

Datum 11.01.2024 | Zeit: 06:53:1 UTC | Lokation: 64.421 ;  -17.256 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,3

Heute Morgen manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Grimsvötn ein Erdbeben der Magnitude 4,3. Das Hypozentrum wurde in nur 100 m Tiefe detektiert. Das Epizentrum lag 2.0 km nordnordöstlich von Grímsfjall. Laut IMO handelte es sich um den stärksten Erdstoß am Grimsvötn seitdem die Messungen begonnen wurden.

Die Bodenhebung ist seit einigen Tagen rückläufig und im Zusammenhang mit den Erdbeben meinen die IMO-Forscher, dass ein Gletscherlauf begonnen haben könnte. Unter dem Eis am Vulkan gibt es mindestens 2 Kavernen, in denen sich geothermal verursachtes Schmelzwasser sammelt. Wenn die Kavernen kein Wasser mehr fassen können und der Druck in ihnen zu groß ist, fließt das Wasser plötzlich ab und es kommt zu einem Gletscherlauf. Die plötzliche Druckentlastung auf den Boden könnte dann einen Ausbruch des Vulkans triggern. Tatsächlich sieht der Tremorgraph (sieh Artikel unten) so aus, als würde schwacher Tremor registriert werden.

Die Forscher beobachten den Vulkan genau und suchen nach weiteren Hinweisen für einen Gletscherlauf. Das Wasser in den abführenden Flüssen fängt an zu steigen und ändert seine elektrische Leitfähigkeit. Das gilt als Frühindikator, bevor die eigentliche Flut die Gletscherfront erreicht hat. Gletscherläufe (Jökulhlaup) sind auf Island gefürchtet, da sie großes zerstörerisches Potenzial haben. Selbst wenn sich meistens keine Orte im Bereich der gefährdeten Flüsse befinden, zerstören Jökulhlaups regelmäßig Straßen und Brücken. Besonders gefährdet ist ein Teil der östlichen Ringstraße im Bereich des Vatnajökulls.

Aber auch andere Vulkane können Gletscherläufe erzeugen, besonders wenn es zu einem subglazialen Vulkanausbruch kommt. Ein Kandidat ist die Katla. Der Vulkan unter dem Gletscher Myrdalsjökull war heute ebenfalls Schauplatz einiger Erdbeben.

Seismizität auf Reykjanes hat wieder zugenommen

Die Seismizität zog auch im Bereich der Reykjaneshalbinsel wieder an. Die Bodenhebung geht weiter, auch wenn manche Datenanalysten meinen, sie hätte nachgelassen. Diskutiert wird insbesondere ein Negativsprung des letzten Messwerts bei Eldvörp: Da sowohl vor dem Rifting-Event am 10. November als auch vor dem Ausbruch am 18. Dezember ein vergleichbares Muster wie jetzt auftrat, könnte der erwartete Ausbruch wieder einmal bevorstehen. Nur leider scheint sich auch dieser Vulkan nicht unbedingt an wiederkehrende Muster zu halten.

Grimsvötn: Erhöhung der Alarmstufe am 05.01.24

Staat: Island | Lokation: 64.42, -17.33 | Aktivität: Fumarolisch

Grimsvötn mit Bodenhebung und Erdbeben – Alarmstufe wurde erhöht

Bereits gestern schrieb ich über die gestiegene Bodendeformation und Seismizität am isländischen Gletschervulkan, der sich unter dem mächtigen Eisschild des Vatnajökulls verbirgt. Heute wurde bekannt, dass zeitgleich der Alarmstatus des Grimsvötn auf „Gelb“ erhöht wurde. Damit ist es nun amtlich, dass auch die isländischen Vulkanologen eine wachsende Ausbruchswahrscheinlichkeit des Vulkans sehen. Sie meinten, dass eine Eruption innerhalb von Wochen oder Monaten einsetzten könnte. Als Vorwarnzeit könnten nur Stunden, bestenfalls wenige Tage bleiben.

Anders als bei den Eruptionen auf Reykjanes, muss man am Grimsvötn mit gewaltigen Explosionen rechnen, die durch Schmelzwasser noch verstärkt werden und hoch aufsteigende Aschewolken verursachen können. Je nach Windstärke und Fragmentationsgrad der Asche könnten sich solche Aschewolken in der Höhe weit verteilen und den Flugverkehr lahmlegen, ähnlich wie wir es 2010 im Zuge der Eyjafjallajökull-Eruption erlebten.

Ich persönlich hielt es eigentlich für überflüssig, den Flugverkehr über weite Teile Europas lahmzulegen, was sicherlich aus Vorsicht geschah, da man nicht genau erforscht hatte, wie sich geringe Mengen Vulkanasche auf Flugzeugturbinen auswirken. Ich hoffe, dass man da heute weiter ist und aussagekräftige Studien erstellt hat. Allerdings wären mir diese bislang nicht untergekommen.

Anders als am Grimsvötn wird es bei Svartsengi auf Reykjanes sehr wahrscheinlich nicht mehr Monate dauern, bis wir die nächste Eruption sehen werden, obwohl man natürlich selbst mit vagen Prognosen gehörig daneben liegen kann. Die meisten Einschätzungen gehen allerdings in die Richtung, dass eine Eruption jederzeit beginnen kann und bestenfalls noch einige Tage auf sich warten lässt. Die Bodenhebung hat sich seit der vermeintlichen Stagnation am Wochenanfang beschleunigt und scheint nun größer zu sein als zuvor. Während das Bodenhebungsniveau bei Svartsengi einem neuen Rekord entgegenstrebt, erreicht man an anderen Messtationen nahe des letzten Eruptionszentrums in den nächsten Stunden Parität zum Präeruptionslevel. Vielleicht sehen wir hier ja das entscheidende Kriterium zum Ausbruchstrigger.

Island: erhöhte Seismizität unter Vatnajökull am 26.12.23

Erdbebentätigkeit bleibt erhöht – Reykjanes und Vatnajökull betroffen

Auch zu Weihnachten kommt die Erde unter Island nicht zur Ruhe und es gibt weiterhin zahlreiche schwache Erdbeben. Besonders betroffen ist nach wie vor die Reykjanes-Halbinsel, wo sich täglich ca. 100 Erschütterungen ereigneten, die meisten davon entlang des Magmatischen Gangs nördlich von Grindavik. Einige Erschütterungen gab es aber auch am Fagradalsfjall und bei Krysuvik. Schaut man sich die Statistiken genauer an, dann erkennt man gestern tagsüber eine Lücke in den Aufzeichnungen. Ob es tatsächlich weniger Erdbeben gab oder ob diese aufgrund des Windes nur nicht registriert wurden, bleibt unklar. Klar bleibt aber, dass es nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel Erdbeben gab, sondern auch im Bereich des größten Gletschers der Insel: dort wurden in den letzten 48 Stunden 23 Erdbeben festgestellt. Seit einigen Tagen kam es hier vermehrt zu Erdbeben, von denen 2 Magnituden im 3er-Bereich hatten und am Rand der Bardarbunga-Caldera verortet wurden. Allerdings lagen sie relativ flach und standen sehr wahrscheinlich nicht mit Magmenaufstieg in Verbindung. Anders sieht es da mit den Beben im Bereich von Grimsvötn/Grimsfjall aus, die sich seit gestern manifestierten. Hier gab es mehrere Erschütterungen in 5 km Tiefe, also jener Tiefe, in der sich gerne Magma akkumuliert. Schaut man sich die Bodenhebung der Region an, stellt man fest, dass sich der Boden im Dezember um gut 2 cm hob.

Deutlich höher ist die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel. Aktuell liegt die Bodenhebung bei ca. 5 mm am Tag und es fehlen noch 25 mm, bis wieder das Bodenhebungsniveau wie vor der jüngsten Eruption erreicht ist. Von da an wächst die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Ausbruchs deutlich an. Die Daten sind aber mit Vorsicht zu genießen, denn je nach Quelle und verwendetem Messintervall können die Werte deutlich schwanken. Betrachtet man die aktuellen Daten von IMO, dann gab es seit gestern eine Bodenhebung von mehr als 1 cm. vorher war die Hebung deutlich geringer. Die oben angegeben 5 mm pro Tag sind von mir gemittelt.

Die Frage, die ich mir als Vulkanspotter stelle, ist natürlich die, ob es wieder eine kurzlebige Eruption wird oder ob sie länger anhalten wird, vorausgesetzt, es kommt zur Eruption.

Die isländischen Medien berichten jetzt über Weihnachten kaum noch von den Ereignissen bei Grindavik. Die Liveblogs ruhen, bis es neue Aktivität gibt. Vermutlich will man sich die Weihnachtsstimmung nicht mit Prognosen von Dingen eintrüben, die dann doch nicht eintreffen. Dazu gehören natürlich auch so Einschätzungen wie „signifikant geringeres Eruptionsrisiko„, wie es noch einige Tage vor dem Ausbruch bekanntgegeben wurde. Interessant ist auch die Aussage früherer Artikel gewesen, dass die Grindavikings dieses Jahr nicht mehr in ihre Stadt zurückkehren werden. Da hat man wohl die Rechnung ohne das Gesetz gemacht gehabt. Ein Indiz dafür, dass sich die politischen Gegebenheiten auf Island nicht so sehr von den unseren unterscheiden, wo die rechte Hand nicht weiß, was die Linke macht und schon gar nicht, was man laut Gesetz machen kann!

Erdbeben auf Island – News am 24.04.23

Erdbeben Md 3,3 unter isländischen Vulkan Grimsvötn

Datum 23.04.23 | Zeit: 15:15:33 UTC | 64.43 ; -17.19 | Tiefe: 10 km | Md 3,3

Gestern Nachmittag ereignete sich eines der stärksten Erdbeben, das wir in diesem Jahr im Bereich des subglazialen Vulkans Grimsvötn/Grimsfjall sehen konnten. Es hatte eine Magnitude Md 3,3 und ein Hypozentrum in 1,7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,8 km nordöstlich von Grimsfjall festgestellt. Ein weiteres Beben brachte es auf Md 2,8.

Grimsfjall und Grimsvötn werden meistens in einem Atemzug genannt. Während es sich bei Grimsvötn um einen großen subglazialen Vulkan unter dem Vatnajökull handelt, ist Grimsfjall ein Thermalgebiet, dass zum Grimsvötn gehört. Grimsvötn ist bekannt für seine explosiven Ausbrüche, die oft mit Gletscherläufen einhergehen, bei denen schmelzendes Gletscherwasser durch die nahe gelegenen Flüsse strömt.

Der letzte große Ausbruch des Grímsvötn ereignete sich im Jahr 2011 und verursachte eine große Aschewolke, die den Flugverkehr in Europa beeinträchtigte. Statistisch gesehen ist ein neuer Vulkanausbruch überfällig und in den vergangenen Jahren gab man bereits öfters Alarm am Vulkan, doch ein neuer Ausbruch blieb bis jetzt aus. Momentan sieht es auch nicht danach aus, als ob sich hier kurzfristig ein Vulkanausbruch anbahnen würde: Die Bodenhebung, die noch vor einem Jahr festgestellt wurde, stagnierte und ist sogar wieder etwas rückläufig.

Neben dem erwähnten Erdbeben am Grimsvötn gab es gestern noch ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude über 3 unter dem Vatnajökull. Dieser Erdstoß manifestierte sich im Bereich des ebenfalls subglazialen Vulkans Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Es hatte einen Erdbebenherd in 4,6 km Tiefe und ein Epizentrum, das 5,3 km nordöstlich des Vulkans lag.

Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 26 Erdbeben. Einige davon trugen sich im Bereich des Systems Askja-Herdubreid zu. Hier hält die Bodenhebung in Folge von Inflation weiter an. Sie steigt mittlerweile weniger stark an der Messstation OLAC (aktuelle Bodenhebung 53 cm) sondern mehr im Bereich benachbarter Messstationen, wo sich der Boden um gut 32 cm hob.

Unter ganz Island fingen die Seismometer 124 Erdstöße auf, von denen sich einige auch unter der Katla-Caldera und auf der Reykjanes-Halbinsel ereigneten.