Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Fuego
Der Volcán de Fuego ist ein daueraktiver Stratovulkan in Guatemala. Er ist wahrscheinlich der aktivste Vulkan Mittelamerikas und kann gefährliche Paroxysmen erzeugen, bei denen pyroklastische Ströme entstehen.
Langsam wird das gesamte Ausmaß der Katastrophe am Fuego in Guatemala sichtbar: mehrere Dörfer wurden von pyroklastischen Strömen getroffen. Diese waren bis zu 12 km lang und somit 4 km länger, als bisher berichtet wurde. Zudem gingen Lahare nieder. Am schlimmsten betroffen ist der Ort El Rodeo. Bisher wurden 69 Todesopfer geborgen, zahlreiche Personen werden noch vermisst. Es gibt viele Verletzte. Bei Regen drohen weitere Lahare. Es gab zudem bereits eine neue explosive Eruption, wobei mir nicht bekannt ist, ob auch pyroklastische Ströme generiert wurden.
An der SW-Flanke entstand eine Depression (Vertiefung), welche durch Erosion entstanden sein kann: die pyroklastischen Ströme und Lahare haben das lockere Material der Flanke abgetragen und mitgerissen, was die katastrophalen Auswirkungen verstärkte. Im mittleren Bereich der Depression entstand ein Loch, welches meiner Meinung nach auf einen zusätzlichen Kollaps hindeutet. Sollte das Loch ein Krater sein und eine Verbindung zum Förderschlot besitzen, dann könnte hier demnächst Lava austreten. Eine seitwärts gerichtete Explosion ist ebenfalls nicht auszuschließen. Die Situation bleibt gefährlich.
Auffällig ist, dass MIROVA keine besonders hohe thermische Strahlung feststellte. Dies kann an starker Bewölkung gelegen haben, oder und daran, dass keine Lavaströme gefördert wurden. Es war eine rein explosive Eruption und kein Paroxysmus, bei dem typischerweise auch ein Lavastrom gefördert wird. Allerdings sagt Physiker und Blogger Carl Rehnberg (Volcanocafe), dass die Eruption laut Instrumenten-Angaben 18 Stunden dauerte. Dabei wären wir bei der Frage, ob es vor der Eruption Anzeichen der bevorstehenden Katastrophe gab, oder ob sich diese tatsächlich komplett spontan ereignete. Denkbar wäre dies, bei einer phreatomagmatischen Eruption, wenn Magma mit einer großen Menge Grundwasser in Kontakt kommt. In solchen Fällen gibt es oft nur wenige Stunden/ Minuten vor der Explosion eine erhöhte Seismik. Allerdings war in den letzten Wochen auffällig, dass es seit Anfang Februar keinen Paroxysmus mehr gab und dass sich die Stärke einzelner Eruptionen vergrößerte. Dies deutet auf eine längerfristige Änderung im Vulkanverhalten hin, welche sich möglicherweise auch in Messdaten widergespiegelt haben könnte. Das öffentlich zugängliche Seismometer (bei der LiveCam) war seit Jahren praktisch unbrauchbar, da entweder defekt, oder falsch skaliert. Das Gleiche gilt für das Seismogramm vom Pacaya. Meiner Meinung nach benötigen die Vulkanologen in Guatemala ein wesentlich höheres Budget für die Überwachung der Vulkane.
Update 21:30 Uhr: Ein Anwohner des Fuegos (Ulrich Schirmer) berichtet mir gerade, dass ein Teil der Südwestflanke des Vulkans kollabiert/ausgeblasen wurde und sich ein neuer Krater bildete. Zumindest entstand eine große Depression in der Flanke, in deren oberen Teil ein großes Loch klafft. Die Folgen werden nach und nach deutlich. Wahrscheinlich war der Hauptschlot im Gipfelkrater verstopft, so dass sich ein gewaltiger Gasdruck im Vulkan sammelte. Die Depression erinnert mich an die Spalte, welche 2006 am Ätna-Südostkrater entstand. Das damalig Event war die Geburtsstunde des Neuen Südostkraters. Die Zahl der Todesopfer beläuft sich nun auf 64, Tendenz steigend.
Originalmeldung: Gestern ereignete sich am Fuego in Guatemala eine explosive Eruption mit katastrophalen Auswirkungen. Beim stärksten Ausbruch seit Jahrzehnten stieg Vulkanasche bis zu 17 km hoch auf. Es wurden 8 km lange pyroklastische Ströme generiert, in denen zahlreiche Menschen den Tod fanden. Bisher ist von mindestens 25 Toten die Rede, 20 Personen sind schwerverletzt, 300 Menschen erlitten leichtere Verletzungen. Die Glutwolken erreichten bewohntes Gebiet und flossen über befahrene Straßen. Einige Siedlungen sind von der Außenwelt abgeschnitten. Über 3000 Menschen wurden evakuiert.
Besonders schlimm betroffen ist -laut Medienberichten- das Dorf El Rodeo. Dieses liegt im Südosten des Vulkans an der Bundesstraße 14. Ein Ort weiter beginnt die Aufstiegsroute auf den Vulkan. Auch Vulkanbeobachter am Acatenango sollen in Mitleidenschaft gezogen worden sein.
Nun drohen Lahare (Schlammströme), welche entstehen, wenn Regenfälle die Vulkanasche am Hang mobilisieren. Bereits vor wenigen Tagen gab es solche Lahare. In Medienberichten heißt es, der Vulkan habe Ende Mai Schlamm gespuckt, was natürlich Unsinn ist. Genauso unkorrekt wird nun von einem Lavastrom gesprochen, welcher für die Katastrophe verantwortlich gewesen sein soll. Lavaströme und pyroklastische Ströme unterscheiden sich allerdings in vielerlei Hinsicht voneinander.
Kilauea: Erdbeben M 5,5
Am Kilauea auf Big Island Hawaii ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag oberflächennahe in der Gipfelcaldera. Dort kollabiert der Halemaumau-Krater weiterhin. Es sind starke phreatomagmatische Eruptionen möglich.
Die Spalteneruption auf der Küstenebene geht weiter. Allerdings verlangsamte sich das Fortschreiten des Lavastroms, der bereits Teile von Kapoho und Vacationland zerstörte. Bisher hat er scheinbar noch nicht den Ozean erreicht.
Der Fuego liegt in einer vergleichsweisen dicht besiedelten Gegend und überragt nicht nur mehrere Dörfer, die sich an seinem Fuß ansiedelten, sondern auch den Touristenmagnet Antigua. Der Fuego kann pyroklastische Ströme und Lahare generieren, die eine Gefahr für die umliegenden Siedlungen darstellen. Daher ist der Vulkan recht gut überwacht. Trotzdem kam es im Juni 2018 zur Katastrophe, als unerwartet pyroklastische Ströme zahlreiche Häuser zerstörten und mehr als 100 Menschen das Leben kosteten. Die pyroklastischen Ströme entstanden während einer paroxysmalen Eruption die es zu dieser Zeit alle paar Wochen gab. Doch dieser Paroxysmus war stärker als die vorangegangenen, doch da die Bedrohung nicht rechtzeitig erkannt wurde, gab es keine Vorwarnung.
Vor der Eruption gab es ein Beobachtungs-Netzwerk, dass unter Kooperation des USGS, sowie Kanadischen Wissenschaftlern unter Schirmherrschaft der Uni Michigan errichtet wurde. Natürlich unter Zusammenarbeit mit den lokalen Vulkanologen von INSIVUMEH. Das Netzwerk bestand aus 6 mobilen Breitbandseismometern, akustischen Sensoren und einem Gas-Spektrometer. 2 Livecams unterstützen die Vulkanologen bei visuellen Beobachtungen.
Im Januar 2020 hat unser Vulkanverein „Volcanological Society e.V.“ eine Livecam am Fuß des Vulkans installiert. Sie unterstützt die Vulkanologen bei der visuellen Observierung des Feuerbergs. Das Bild seht ihr oben.
Nach der Eruption wurde die Kooperation erweitert. Nun sind die mexikanische UNAM involviert, sowie verschiedenen europäischen Forschungseinrichtungen. Mit von der Partie sind die Universität Liverpool und das LGS Florenz. Es werden 7 Stationen betrieben, die über mehrere Seismometer und Mikrofone verfügen.
Natürlich wird der Fuego auch mit Hilfe der Satelliten überwacht. Hier werden vor allem die Wärmeemissionen detektiert. Via INSAR wird die Bodendeformation beobachtet.
Gestern Abend wurde am Fuego in Guatemala ein thermisches Signal in Höhe von 304 MW aufgezeichnet. Heute Morgen beträgt die Wärmestrahlung nur 10% davon. INSIVUMEH berichtete gestern von 5-8 schwachen bis moderaten Explosionen, die Vulkanasche bis zu 4800 m hoch förderten. Glühende Tephra stiegt bis zu 300 m auf. Es erfolgte eine 8 Minuten lange Dampferuption, die ein Geräusch wie eine Turbine erzeugte. Alles in Allem scheint sich die Tätigkeit des Vulkans langsam zu steigern und auf einen neuen Paroxysmus zu zusteuern.
Kilauea: Lavasee steigt weiter an
Auf Hawaii hält die Inflation des Kilaueas weiter an. Der Lavasee im Pitkrater des Halema‘uma‘u steht 10 m unterhalb des Randes und ist vom Jaggar-Museum aus gut sichtbar. Die Seismik in der Ost-Rift-Zone ist erhöht: es gab ein Erdbeben der Magnitude 2,9. Auch der Pu‘u ‘Ō‘ō bläht sich weiter auf. Dort fließen kleinere Lavaströme über dem Kraterboden.
Schaut man sich den Verlauf der Deformation der letzten 5 Jahre an (mittleres Bild), erkennt man, dass die Inflation am Pu‘u ‘Ō‘ō ungewöhnlich hoch ist. Meistens steht ein außergewöhnliches Ereignis bevor, wenn die Inflation solche Werte wie jetzt erreicht hat: der Peak im Mai 2014 kündigte den Lavastrom an, der auf Pahoa zufloss. 2 Jahre später begann die aktuelle Lavastrom-Episode 61g. Wir dürfen gespannt sein, was dieses Jahr folgen wird. Interessanter Weise sind wieder exakt 2 Jahre vergangen, bis sich der Zyklus wiederholt.
Indonesien: Erdbeben in der Ceram See und vor Halmahera
In der indonesischen Ceram-See ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Es folgten 2 weitere Beben der Magnituden 5,2 und 5,0. Die Erde bebte auch 2 Mal vor der Westküste der Insel Halmahera. Beide Beben hatten Magnituden von 5,0 und lagen in großen Tiefen. Auf Halmahera liegen die Vulkane Gamalama, Ibu und Dukono. Die Erdstöße spiegeln sich in ihren Seismogrammen wieder. Die Seismik am Sinabung und Batur sind auffällig, doch an beiden Vulkanen könnten die Signale durch Umwelteinflüsse, oder von Menschenhand verfälscht sein.
Die anhaltende Eruption des Vulkans Aoba, auf der Insel Ambae (Vanuatu), nötigte die Behörden nun erneut Evakuierungen anzuordnen. Laut Medienberichten sollen Menschen in Sicherheit gebracht werden, die direkt von den Auswirkungen betroffen sind. Sie werden auf die Nachbarinseln Maewo and Pentecost gebracht. Die Vulkanasche lässt die Pflanzen auf den Feldern verdorren und macht das Trinkwasser ungenießbar. Bereits im September letzten Jahres wurden 11.000 Menschen evakuiert. Nur ein Teil von ihnen kehrte bisher auf Ambae zurück.
Fuego mit moderaten Explosionen
Der Fuego in Guatemala steigert seine Aktivität langsam. INSIVUMEH berichtet von moderaten Explosionen und einigen starken, die glühende Tephra bis zu 300 m hoch auswerfen. Vulkanasche erreicht eine Höhe von 4700 m. Die starken Explosionen sind noch in 15 km Entfernung zu hören. Der letzte Paroxysmus ist nun schon 10 Wochen her, was ein ungewöhnlich langes Intervall ist. Allerdings war der letzte Paroxysmus auch stärker als üblich.
Ätna mit weiteren Erdbeben
Gestern ereigneten sich weitere Erdbeben mit Magnituden über 2. Diese lagen unter der Westflanke des Vulkans. In den letzten Tagen war die Seismik leicht rückläufig. Solche Fluktuationen sind allerdings nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist die lange Phase erhöhter Seismik, ohne dass sich eine Eruption ereignet. Ätna scheint sich diesmal mit der nächsten Eruptionsphase Zeit zu lassen.
Update 23.00 Uhr
Azoren: Erdbeben Mw 5,2
Nördlich der Azoren kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Es gab eine Serie von Vorbeben mit Magnituden zwischen 3,6 und 4,8. Die Inselgruppe im Atlantik ist vulkanischen Ursprungs und liegt -wie Island- auf dem mittelatlantischen Rücken.
Island: Schwarmbeben unterm Herdubreid
Innerhalb der letzten 48 Stunden gab es im Bereich des Vatnajökulls mehr als 100 Erdbeben. Die Meisten manifestierten sich unter dem Tafelberg-Vulkan Herdubreid. Auch unter dem Bardarbunga gab es einen kleineren Schwarm. Herdubreid ist in der isländischen Mythologie der Sitz des Göttervater Odin.
Der Vulkan Fuego in Guatemala steuert einem weiteren Paroxysmus entgegen. Vereinsmitglied und vnet Rechercheur Manfred Meyer nahm eine Reihe Screenshots der Webcam von dort auf. Diese zeigen frequente strombolianische Eruptionen, welche ihre Intensität langsam steigern. Auf MIROVA wird ein thermisches Signal von 105 MW registriert. Bald dürfte sich die Aktivität zu einem neuen Paroxysmus steigern. In den letzten Monaten hat sich die Pause zwischen den Paroxysmen verlängert und beträgt nun mehr als 8 Wochen. Leider aktualisiert INSIVUMEH seit einigen Tagen die Berichte nicht mehr.
Popoactepetl mit Rotglut
Die Aktivität am Popocatepetl in Mexiko nimmt langsam zu: Nachts sieht man via LiveCam Rotglut über dem Krater. Diese stammt vom wachsenden Lavadom. Es werden strombolianische Eruptionen beobachtet, die glühende Tephra bis zu 400 m über den Kraterrand auswerfen. CENAPRED registrierte vorgestern 122 Asche-Dampf-Exhalationen.
Sakurajima eruptiert weiterhin
In Japan ist der Sakurajima weiterhin sehr aktiv. In den letzten 24 Stunden wurden 12 Ascheeruptionen registriert. Die Vulkanasche steigt laut VAAC Tokyo bis zu 5 km ü.NN auf. Die meisten Eruptionen kommen aus dem Gipfelkrater Nimina-dake.
Island: hohe Seismik im Bereich des Vatnajökulls
Unter dem größten Gletscher Europas manifestierten sich zahlreiche schwache Erdbeben. Spot liegen dabei unter dem Grimsvötn-Vulkan und westlich des Tafelberg-Vulkans Herdubreid. In den letzten 48 Stunden wurden 67 Beben registriert.
Kreta: kleiner Erdbebenschwarm
Vor der Südküste der griechischen Insel Kreta ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm Die Beben haben Magnituden zwischen 3,3 und 3,6 und liegen in 12 km Tiefe in der Nähe des Ortes Lendas. Dort verweilte ich während des Studiums mehrere Wochen, um eine geologische Karte zu erstellen. Die Gesteine an der Küste sind geprägt von der Subduktionzone südlich Kretas: wie ein Hobel schabt der Südrand der Ägäischen Platte Gesteine der abtauchenden Afrikanischen Platte ab und schiebt sie wie Hobelspäne zu einem Akkretionskeil auf. Dabei werden auch exotische Gesteine des Erdmantels nach oben transportiert. Ich fand dort schöne Serpentinite und einen Gang mit Pegmatit und Turmalin.
Am indonesischen VulkanKawah Ijen kam es zu einer Gas-Exhalation und zahlreiche Leute gerieten in die Gaswolke, welche hohe Konzentrationen an Schwefeldioxid enthielt. 30 Personen mussten anschließend wegen Gasvergiftung behandelt werden. Der Vulkan in Ostjava ist bekannt für seinen Schwefelabbau. Im Krater befindet sich ein saurer Kratersee und an dessen Ufer ein Fumarolenfeld. Dort lagern sich große Mengen Schwefel ab. Arbeiter bauen den Schwefel per Hand ab und tragen ihn in Körben bis zur Verladestation. Nachts kommt es zu Schwefelbrand, welcher aufgrund seiner intensiven blauen Farbe zu einer beliebten Touristenattraktion geworden ist. Der Zugang zum Krater wurde gesperrt, obwohl es keine Anzeichen für eine Eruption gibt. Solche Gas-Exhalationen kommen immer wieder vor und sind durchaus lebensgefährlich.
Kanlaon mit Inflation
Auf den Philippinen bereitet sich ein weiterer Vulkan auf eine mögliche Eruption vor. Der Kanlaon stand in den letzten Monaten immer wieder in den Schlagzeilen, weil er kleinere phreatische Eruptionen produzierte. Nun dringt scheinbar neues Magma in den Untergrund des Vulkans ein und bläht ihn auf. Wissenschaftler von PHLIVOLCS vergleichen die Inflation mit jener des Mayon, der Anfang des Jahres ausbrach. Zudem werde vulkanotektonische Erdbeben registriert. Die Vulkanologen befürchten, dass sich in den nächsten Monaten eine Eruption ereignen könnte. Der Alarmstatus steht auf „2“.
Fuego: Zunahme der Aktivität
Am Vulkan in Guatemala nimmt die Häufigkeit der strombolianischen Eruptionen zu. Stündlich werden 6-9 Explosionen generiert, die Glühende Tephra bis zu 250 m hoch auswerfen. Vulkanasche steigt bis auf einer Höhe von 4800 m ü.NN. Die Explosionen sind bis in die nächstgelegenen Ortschaften zu hören. MIROVA registriert eine thermische Anomalie von 79 MW. Statistisch gesehen wäre der nächste Paroxysmus in gut 1 Woche fällig. Mal sehen, ob sich der Fuego dran hält.
Bardarbunga: Erdbeben M 4,3
Unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 4,3. Das Hypozentrum lag in 8 km Tiefe und gut 6 km östlich der Caldera. Die meisten Erdbeben unter dem Vulkan stehen im Zusammenhang mit Inflation von Magma. Bereits kurz nach der Eruption von 2014 begann sich die Magmakammer unter dem Vulkan wieder zu füllen. Allerdings kann es Jahrzehnte dauern, bis sie wieder soweit gefüllt ist, dass eine weitere Eruption stattfinden wird.
Guatemala ist eines der wenigen Länder der Erde, in dem man mit etwas Glück auf mehrere Vulkane stoßen kann, die gleichzeitig aktiv sind. Die Dauerbrenner heißen Pacaya, Fuego und Santiaguito. Während ich Santiaguito bereits 2009 einen Besuch abstattete, waren im März 2018 Pacaya und Fuego dran. Ziel war es Drohnenaufnahmen der Vulkane zu machen, was sich am Fuego als schwierig erwies, da es stark windig war und die Drohnen an ihre Grenzen stießen.
Pacaya im Schatten des Orion
Für mich begann die Reise nach Guatemala mit einer folgenschweren Flugverspätung. Der Delta-Flieger startete in Düsseldorf wegen eines technischen Defektes mit 3 Stunden Verspätung. In der Folge verpasste ich den Anschlussflieger in Atlanta und musste dort für eine Nacht ins Hotel. In Guatemala City landete ich mit einem Tag Verspätung. Zu allem Überfluss war mein Gepäck nicht da, sondern legte einen Abstecher nach Los Angeles ein. Am Flughafen organisierte ich mir ein Privattransport zum Pacaya, wo Martin bereits auf mich wartete. Zunächst sollte die Fahrt 50 USD kosten, doch während der Fahrt verhandelte der Fahrer mit einer rührseligen Geschichte nach und wollte 10 USD mehr haben. Dafür umfuhr er dann auch einen Stau, indem er Geisterfahrer spielte. Nach gut 90 Minuten Fahrt wurde ich am Salamandras House abgesetzt, welches sich direkt am Parkeingang zum Pacaya befindet. Die Pension ist recht einfach und wurde gerade renoviert, dennoch bekamen wir ein Zimmer gestellt. Der Besitzer Jamie erwies sich als sehr hilfsbereit und verfügte über gute Kontakte, die uns auch am Fuego schnell weiterhalfen. Nach einer 3 stündigen Ruhephase machten wir uns Nachts auf zum Gipfel, welchen ich dann zeitgleich mit den Wolken erreichte. Martin schwärmte mir von der letzten Nacht einen vor, während derer er natürlich seine Aufnahmen im Sack hatte. Morgens machten wir uns dann wieder an den Abstieg und pünktlich mit erreichen der Basis des McKenney-Kraters verzogen sich die Wolken. Ein wenig gefrustet ließ ich meine Drohe eine Runde um den Krater drehen, um wenigstens ein paar Übersichten hinzubekommen.
Fuego und die Spur des Boliden
Einen Tag später wartete ich immer noch auf mein Gepäck. Wir wollten uns auf den Weg zum Fuego machen. Unser Bus ging um 11 Uhr und 5 Minuten später kam der Fahrer mit meinem Rucksack. Jamie leitete diesen dann nach Antigua weiter, wo ich am Abend dann endlich mein durchgeschwitztes T-Shirt wechseln konnte. Am Samstagmorgen ging es mit einer organisierten Tour zum Doppelvulkan Fuego-Acatenango. Wir waren tatsächlich die Ältesten der Teilnehmer, was noch einmal verdeutlicht wurde, als wir einen Zettel mit persönlichen Angaben ausfüllen mussten, welcher zur Registrierung im Nationalpark nötig ist. Ich rechnete schon damit, dass man uns den Zugang verweigern würde, oder wenigstens einen Gesundheitstest unterziehen würde. Doch wie sich dann herausstellte sind wir trotz unserer Jahre nicht so ganz unfit. Der Aufstieg auf den Acatenango führte durch einen sehr schönen Wald, der Pfad war gut ausgebaut und einfach zu gehen. Nach knapp 4 Stunden erreichten wir die Terrassen über dem Sattel zum Fuego, wo bereits Zelte aufgebaut waren und ein Lagerfeuer glimmte. In den letzten Jahren entwickelte sich hier eine regelrechte Tourismusindustrie.
Pünktlich zur Abenddämmerung kamen Wolken auf und es wurde stürmisch. Durch die Wolken hörte man die gelegentlichen Eruptionen des Vulkans. Wir verzogen uns zu einer Rast ins Zelt. Gegen 9 Uhr rissen die Wolken auf und wir begaben uns auf Beobachtungsposten. Kaum waren die Kameras aufgestellt, ließen die Eruptionen auf sich warten. Es gab zwar ein paar winzige Aschepuffs, doch da lohnte es sich nicht den Auslöser zu drücken. Dann, nach fast 2 Stunden warten, gab es einen ordentlichen Knall. Glühende Tephra deckte den Hang am Krater ein und in der Aschewolke leuchtete ein vulkanischer Blitz auf. Damit hatten wir nun nicht gerechnet. Die Eruptionen erfolgten in Phasen, zwischen denen es relativ lange ruhig blieb. Das Thermometer steuerte Richtung 0 Grad und gen Mitternacht wurde mir doch ein wenig frostig. 2 Stunden später ereignete sich eine weitere Eruptionsserie, die sich zu meinem persönlichen Höhepunkt der Tour entwickeln sollte, als ein recht großer Bolide direkt über dem Vulkan verglühte. Der Meteorit zog eine glühende Spur am Nachthimmel, während der Vulkan knuffige Aschewolken eruptierte. Das Alles unter dem Anlitz des „Kreuz des Südens“: Vulkanologie trifft Astronomie.
Bis zur Morgendämmerung zog ich mich ins Zelt zurück und überließ Martin das Feld. Dieser erwies sich einmal mehr als unermüdlich und trotze den niedrigen Temperaturen hinter der Kamera, welche die ganze Nacht durchlief. Am Morgen dann, starteten wir unsere Drohnen in Richtung Krater. Es war eigentlich viel zu windig und auf dem Display der Fernsteuerung erschienen ständig entsprechende Warnungen. Ich wurde ein mulmiges Gefühl nicht los, als ich meine Mavic die 2,5 km bis zum Krater fliegen ließ und dabei die Flughöhe der Drohne voll ausreizte. Beim 3. Flug gesellten sich dann Warnungen über Interferenzen dazu und das Signal brach ab. Die Drohne machte sich automatisch auf den Rückflug, doch irgendetwas ging schief: anstatt Richtung Startpunkt zurück zu kommen, verfehlte sie uns um mehr als 500 Meter und war weder zu sehen, noch zu hören. Nun manifestierte sich eine weitere Warnung auf dem Display „low Battery“! Die Drohne setzte zur automatischen Notlandung an, was in dem bewaldeten Gebiet nicht gut gehen konnte. Da ich den Prozess nicht abbrechen konnte, übergab ich das Steuer an Martin, da er weitaus routinierter mit der Mavic umgehen konnte als ich, der sie zum ersten Mal einsetzte. Ihm gelang es tatsächlich die Drohne anhand der Telemetrie zurück zu steuern, und das, obwohl sie sich im Sinkflug befand. Sie erreichte den sicheren Boden mit dem letzten Milliampere. Dass war dann wohl mal Drohnen-fliegen am Limit. Kurz zuvor hatte Martin mit seiner Drohne weniger Glück gehabt, denn der Gimbal streikte aus unerklärlichen Gründen.
Kurz darauf machten wir uns auch schon wieder an den Abstieg und wir beendeten unser kurzweiliges Vulkanabenteuer. Am nächsten Morgen trat Martin bereits seinen Rückweg nach Hause an, während ich noch einen Tag lang Antigua erkundete. Die kleine Stadt aus der Kolonialzeit Guatemalas ist bei Touristen sehr beliebt. Hier richten sich viele junge Leute auf einen längeren Aufenthalt ein, weil sie Sprachkurse besuchen um Spanisch zu lernen.
Ein Zwischenfall sei noch erwähnt: Auf dem Zentralplatz in Antigua fotografierte ich einige Indios, als mir plötzlich ein paar Gegenstände aus meinem Leichtrucksack purzelten. Verwundert sammelte ich meinen Kram auf und guckte mir meinen Rucksack an, in dem plötzlich ein Riss klaffte. Ich vermute mal, dass da jemand sein Messer ausprobiert hatte, als ich mit einem der Indios sprach, welcher mir seine Souvenirs verkaufen wollte. Vor Taschendieben sei also gewarnt. Allerdings scheint mir die Gegend am Fuego relativ sicher zu sein, auch wenn es immer wieder zu Überfällen auf Alleingänger kommen soll.
Auf dem Rückflug kam es wieder zu einer Panne des Fliegers. In Atlanta standen wir gut eine halbe Stunde auf der Runway rum, da sich Klappen im Triebwerk verklemmt hatten, die den Luftstrom in der Passagierkabine regeln. Der Kapitän wollte wieder zurück zur Gangway rollen, als er das o.k. bekam mit nur einem funktionierenden System zu starten. Ein komischen Gefühl! Für mich war es das erste und letzte Mal, dass ich mit Delta geflogen bin! Eine Beschwerde bei der Fluggesellschaft mit einer Schadensersatzforderung wegen der Verspätung auf dem Hinflug blieb bisher unbeantwortet.
Nach einer Woche Abwesenheit, melde ich mich aus Guatemala zurück, wo ich zusammen mit Martin Rietze die Vulkane Pacaya und Fuego bestieg. Besonders die Aktivität des Pacaya war interessanter, als die Berichte von INSIVUMEH vermuten ließen. Aus dem neuen Kegel im McKenney-Krater gab es sporadische Episoden, bei denen Schlacken gut 100 m hoch ausgeworfen wurden und die Hänge des Kegels eindeckten. Die Lavaströme waren ebenfalls deutlich länger, als offiziell angegeben. Der Fuego war strombolianisch aktiv und schleuderte glühende Tephra vereinzelt bis zu 250 m hoch.
Kirishima in Japan
Der Kirishima auf der japanischen Insel Kyushu ist erneut ausgebrochen und erzeugte eine medienwirksame Eruption. Ort des Geschehens ist wieder der Krater Shinmoedake. Vulkanasche eruptiert explosiv und die Eruptionswolken erreichen Höhen von mehreren Kilometern. Im Krater scheint ein neuer Dom zu wachsen.