Äthiopien: Intensive hydrothermale Aktivität bei Awash

Hydrothermale Aktivität bei Awash in Äthiopien – Schlammgeysire bildeten sich

Obwohl es nur noch sporadisch zu messbaren Erdbeben in der äthiopischen Erdbebenregion bei Awash kommt – das letzte Erdbeben mit Mw 6,0 ereignete sich am 14. Februar und war das stärkste der Serie –, bleibt es in der Region äußerst spannend! Über der Caldera des Fentale-Vulkans schwebt weiterhin eine Dampfwolke, bei der es sich wahrscheinlich um Methan handelt. Nach der Bodenhebung in Folge der Magmenintrusion im Januar senkte sich der Calderaboden um mehrere Dezimeter, wobei möglicherweise das Hydrothermalsystem offengelegt wurde, von dem nun das Methangas ausströmt. Methan ist zwar kein vulkanisches Gas, kann aber infolge von chemischen Reaktionen, die unter Hitzeeinwirkung erfolgen, in einem Hydrothermalsystem entstehen.




Auch abseits der Fentale-Caldera gibt es starke hydrothermale Phänomene, die mit zwei phreatischen Eruptionen infolge der Gangbildung begannen. Wir erinnern uns: Aus Richtung Fentale kommend migrierte ein magmatischer Gang in Richtung des benachbarten Vulkans Dofan. Der Gang ist etwa 35 Kilometer lang und hob den Boden stellenweise um 130 Zentimeter an. Obwohl es nicht zu einem magmatischen Vulkanausbruch kam und das Magma im Untergrund stecken blieb, entstanden entlang des Ganges mehrere Thermalgebiete bzw. an bereits Vorhandenen verstärkte die Aktivität.

Aktuell ist eine Fotografengruppe unter Leitung des Reiseführers Enku Mulugeta vor Ort. Der Reiseleiter teilte Fotos der hydrothermalen Aktivität. Zu sehen sind nicht nur brodelnde Schlammtöpfe, sondern auch Geysire, die schlammiges Wasser über 10 Meter hoch ausstoßen. Enku berichtet, dass sich die hydrothermale Aktivität zwischen Fentale und dem Ayelu-Vulkan, der sich noch weiter nördlich als der Dofan befindet. Das spricht für eine enorme magmatische Intrusion und es hat sich offenbar ein Gang gebildet, der in seinen Dimensionen der Intrusion am isländischen Vulkan Bardarbunga erinnert, die letztendlich zur bekannten Holuhraun-Eruption führte. Einen ähnlichen Prozess vermute ich auch als Ursache für das Schwarmbeben bei Santorin, wo es momentan etwas ruhiger geworden ist, obwohl immer noch viele Erdbeben registriert werden.

Fentale: Starke Methangas-Emissionen detektiert

Starke Methan-Emissionen vom Vulkan Fentale – Seltenes Phänomen gibt Rätsel auf

Die Ereignisse im äthiopischen Afar-Dreieck, wo es Anfang des Jahres zu einer Magmenintrusion entlang des auslaufenden Riftvalleys kam, die mit einer Bodenhebung und Extension der Awash-Region einherging, sind durch die Vorgänge bei Santorin etwas in den medialen Hintergrund gerückt. Zu Unrecht, wie ich finde: Zwar hat die Erdbebentätigkeit entlang des Gangs nachgelassen, doch noch immer schwebt eine mysteriöse Wolke über der Caldera des Vulkans Fentale, der am Anfang der Region mit der Bodenhebung liegt.

Am Fentale selbst wurde zu Beginn der Erdbebenserie eine Bodenhebung festgestellt, die sich im späteren Verlauf in eine Absenkung verwandelte, während sich der Boden in Richtung Nordosten auf einer Strecke von 35 Kilometern um bis zu 130 Zentimeter hob. Es kam zu einer Magma-Intrusion, in deren Folge hydrothermale Explosionen entstanden und Schlammvulkane tätig wurden. Zudem bildete sich gegen Ende der Erdbebenphase die beschriebene Wolke über der Caldera des Fentale.

Nach vielen Spekulationen über die Natur der Wolke scheint zumindest die Frage nach ihrer Zusammensetzung beantwortet zu sein: Wie am Wochenende bekannt wurde, überflog ein Satellit von GHGSat in Zusammenarbeit mit SRON den Fentale und hielt im Auftrag des europäischen Klimafolgeforschungsdienstes Copernicus nach Methan Ausschau. Tatsächlich wurde ein starker Methanausstoß am Vulkan entdeckt. Die Förderrate betrug etwa 58 Tonnen pro Stunde bzw. 1400 Tonnen pro Tag.

Der Nachweis von Methan in Verbindung mit der geologischen Aktivität könnte Aufschluss über unterirdische Prozesse geben. Laut Prof. John Stix von der McGill University könnte Magma in den vergangenen Wochen durch Risse in der Erdkruste nach Nordosten geflossen sein, was die Erdbeben in der Region erklären würde. Das Absinken der Erdoberfläche könnte durch das Abfließen des Magmas verursacht worden sein.

Normalerweise sind Magmabewegungen mit Kohlendioxid- und Schwefeldioxidemissionen verbunden. Der Methannachweis deutet jedoch auf ein hydrothermales Reservoir unter der Caldera hin, das durch die Bodensenkung freigesetzt wurde. Das Reservoir enthielt magmatische Fluide, die von dem einen Stockwerk tiefer gelegenen Magmenspeichersystem stammten. Während normalerweise vom Magma selbst kein Methan ausgeht, kann es in einem Hydrothermalsystemen durch chemische Reaktionen mit Kohlenstoff oder wassereichen Gesteinen entstehen. (Quelle: Pressemeldung GHGSat)

Fentale: Anhaltende Dampfemissionen

Satellitenfoto zeigt anhaltende Dampfemission am Fentale – Seismizität rückläufig

Auf dem jüngsten öffentlich zugänglichen Sentinel-Satellitenfoto vom äthiopischen Vulkan Fentale, das am 27. Januar aufgenommen wurde, erkennt man weiterhin die stationäre Wolke über der Caldera hängen, während es in der Umgebung des Vulkans wolkenlos ist. Bei genauerer Betrachtung des Fotos erkennt man entlang der Ränder eines alten Lavastroms Dampf aufsteigen. Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um fumarolische Aktivität entlang neu gebildeter Frakturen im Calderaboden. Diese Rissbildungen und Entgasungen dürften mit der Magmaintrusion in Verbindung stehen, die in der ersten Monatshälfte aktiv war.

Entlang der Intrusion konnte man auf einer Länge von ca. 35 Kilometern eine signifikante Bodenhebung ausmachen, die bis zu 130 Zentimeter betrug. An einigen Stellen kam es auch zu Subsidenz, so z. B. in der Schlussphase der Intrusion, als am Fentale der Boden absackte. Durch diese Bodenbewegungen könnten die Risse entstanden sein, aus denen nun die Fumarolengase magmatischen Ursprungs austreten. Ich vermute, dass sich trotz der Deflation unter dem Vulkan noch Magma befindet. Ob es allerdings bald zu einer Eruption kommen wird, lässt sich ohne weitere Daten nicht seriös beurteilen. Das Eruptionsrisiko steigt aber, wenn weitere Intrusionen stattfinden sollten.

Die Intrusion des magmatischen Gangs ging mit einer Rifting-Episode entlang des Awash-Segmentes des ostafrikanischen Grabenbruchs einher. Intrusion und Rifting lösten einen Schwarm mittelstarker Erdbeben aus. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen, so dass es so aussieht, als käme die aktuelle Episode zu einem Ende. Es war aber schon die zweite Gangbildung der letzten Monate und es kann gut sein, dass weitere Episoden stattfinden werden.

Die starke Erdbebentätigkeit bei Awash hatte offenbar keinen anregenden Einfluss auf den ca. 550 Kilometer entfernt liegenden Vulkan Erta Alé. Auf dem Satellitenbild vom gleichen Datum erkennt man im Infrarotbereich nur drei kleine Hotspots, die von heißen Förderschloten der Hornitos zeugen.

Äthiopien: Interferogramm zeigt Deflation am Fentale

Erste Statements von Forschern zur Magmenintrusion in äthiopischer Awash-Region

Seit einigen Wochen hält uns das Geschehen um eine Magmenintrusion in Kombination mit einem Riftingprozess im äthiopischen Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs bei Awash in Atem.  Gestern wurde von inoffizieller Stelle ein neues Interferogramm zu den Bodendeformationen der Region veröffentlicht. Es zeigt, dass zwischen dem 10. und 22. Januar am Fentale Subsidenz stattfand, während es im Norden des Gebiets am Dofan-Vulkan weiterhin zum Uplift gekommen ist. Es sieht so aus, als würde das Magma des Gangs vom Fentale ausgehend in Richtung Dofan migrieren. Kurz nach Einsetzen der Subsidenz am Fentale erschien die mysteriöse Wolkenbildung über der Caldera. Die Autoren der Wissenschaftswebsite „Il Mondo dei Terremoti“ liefern nun einen neuen Erklärungsversuch des Phänomens: Durch die Subsidenz infolge der Deflation senkte sich der Calderaboden nebst Grundwasser ab und näherte sich dem Magmenkörper. Durch den erhöhten Wärmefluss verdunstet das Grundwasser und es kommt zu diffusen Gasaustritten. Diese führen in Verbindung mit der erhöhten Luftfeuchtigkeit zu Kondensation, wodurch sich Wolken direkt über dem Vulkan bilden.




Von offizieller Seite aus wurden auch die Satellitendaten zur Bodenhebung zwischen dem 29.12.24 und dem 10.01.25 neu ausgewertet und zu einem Interferogramm zusammengefasst. Dadurch wird ein komplexes Muster einer großflächigen Intrusion bestätigt, das mit einem Riftingprozess einhergeht. Die Bodenhebung erreichte tatsächlich an einigen Stellen bis zu 130 Zentimeter. Die Bodenverformungen erstrecken sich vom Fentale-Vulkan im Süden bis hinter den Dofan-Vulkan im Norden der Awash-Region und folgen dem Verlauf des Riftvalleys.

Die seismische Krise, die mit dem Riftingprozess und der Magmaintrusion einhergeht, hat sich zwar abgeschwächt, dennoch werden täglich noch ein bis zwei Beben mit Magnituden im Viererbereich registriert. Laut dem oben genannten Artikel wurden seit Beginn der Krise mehr als 154 Erdbeben mit einer Magnitude von M ≥4 aufgezeichnet, darunter 12 Beben mit M ≥5.

Die Autoren sind der Ansicht, dass es sich auch ohne sichtbaren Vulkanausbruch um eines der faszinierendsten vulkanischen Ereignisse der letzten Jahre handelt. Hätte sich dieses Phänomen in einem anderen Teil der Welt zugetragen, würde es vermutlich weitaus mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten.

Äthiopien: Dampf und Feuer und Erdbeben beim Fentale

Äthiopischer Vulkan Fentale steht unter Dampf – Erdbeben und Feuer in der Nähe

Wer heute das aktuelle Sentinel-Satellitenbild bei Copernicus abgerufen hat, dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als er die sich ausbreitende Dampfwolke in der Caldera des Fentale gesehen hat. Ein wenig verstörend wirkten vielleicht auch die beiden Rauchwolken, die sich weiter nördlich von den agrarwirtschaftlichen Nutzflächen am Awash ausbreiten, unter denen sich begleitet von Erdbeben der magmatische Gang bildete, der Anfang des Monats für einige Aufregung sorgte. Wer denkt da nicht zuerst an einen Vulkanausbruch? Bereits gestern waren mir auf MIROVA thermische Anomalien südlich des Dofen-Vulkans aufgefallen und ich hielt es für nicht ausgeschlossen, dass es dort zu phreatischen Eruptionen gekommen war. Doch das aktuelle Satellitenbild legt nahe, dass es sich bei den Rauchwolken tatsächlich um Wolken von einem Vegetationsbrand handelt. Im Infrarotspektrum kann man dann sogar die Feuerfronten erkennen. Also kein Vulkanausbruch im Awash-Gebiet.

Doch was am Fentale los ist, bleibt rätselhaft. Spekulationen, die am Wochenende in den sozialen Medien aufgestellt wurden, dass es sich um eine dampfende Wassermasse handelt, erscheinen mir immer unwahrscheinlicher, obgleich nicht völlig ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist es, dass es eine Dampfwolke ist, die durch Kondensation heißer Gase entsteht, die aus neu gebildeten Fumarolen entströmen. Insofern ein Anzeichen dafür, dass der Fentale aufheizt und letztendlich ausbrechen könnte.




Die Erdbebenaktivität hält weiter an, doch es finden nicht mehr so häufig Erdbeben statt wie zum Höhepunkt der Gangbildung. Das GFZ meldete das letzte stärkere Erdbeben gestern Abend um 21:44:50 Uhr UTC. Es hatte eine Magnitude von Mw 5,1 und eine Herdtiefe von 10 Kilometern. Beim EMSC wurde nur eine Magnitude Mb 4,7 angezeigt. Auch wenn die Häufigkeit der Beben nachgelassen hat, muss es nicht heißen, dass der Riftingprozess beendet ist. Es könnten weitere Intrusionen folgen, die dann das Eruptionsrisiko weiter steigen lassen.

Awash: Satellitenfoto enthüllt Dampfwolke am Fentale

Satellitenfoto zeigt Dampfwolke über Vulkan Fentale in Äthiopien – Seismizität rückläufig

Heute geht ein Satellitenfoto in der Vulkan-Community um, das für einige Aufregung sorgt, denn es zeigt eine Dampfwolke über der Caldera des Fentale-Vulkans in der äthiopischen Awash-Region. Vulkan und Region stehen seit einigen Wochen im Fokus des Interesses, weil es hier eine große Magmenintrusion gab, die zwischen den Vulkanen Fentale und dem weiter nördlich gelegenen Dofan in den flacheren Untergrund eingedrungen war und nicht nur eine starke Erdbebentätigkeit auslöste, sondern auch für verschiedene hydrothermale Manifestationen sorgte. Hierzu zählten nicht nur die Entstehung von Schlammquellen, sondern auch mindestens 2 Dampfexplosionen an unterschiedlichen Lokationen entlang des magmatischen Gangs.

Die Ereignisse lösten die ungeordnete Evakuierung von gut 80.000 Menschen aus, die überwiegend vom Stamm der Afar sind und teilweise nicht genau wussten, wohin sie denn flüchten sollten, da es keine staatlich eingerichteten Evakuierungszentren gab.

Die Seismizität, in deren Zuge zahlreiche Erdbeben mit Magnituden im Fünferbereich generiert wurden, hat in den letzten Tagen spürbar nachgelassen: Das bislang letzte stärkere Erdbeben mit einer Magnitude von 5,1 (GFZ) gab es vor 2 Tagen.

Interessanterweise sind jetzt die ersten Wissenschaftler vor Ort eingetroffen, die den Phänomenen genauer auf die Spur kommen wollen. Enku Muguleta – ein äthiopischer Reiseunternehmer, der auf Geotouren spezialisiert ist – nahm sie gestern in Empfang und startete mit ihnen in Richtung Awash. Der Reiseunternehmer postete auch neue Fotos einiger der hydrothermalen Erscheinungen: Diese scheinen teilweise noch aktiv zu sein, doch die Pegel der hydrothermalen Flüssigkeiten sind deutlich gefallen.

Vielleicht kommen die Forscher auch dem Phänomen der Dampfentwicklung am Fentale auf die Spur, ohne dass wir einige Tage lang auf das nächste Satellitenfoto warten müssen. Haben sich dort neue Fumarolen gebildet, oder kam es sogar zu einer phreatischen Eruption? Oder ist die einzelne Dampfwolke doch nur ein meteorologisches Phänomen? Fragen, auf die es hoffentlich bald präzisere Antworten geben wird.

Generelle ist die Gefahr eines möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruchs zwar noch nicht ganz gebannt, aber es sieht so aus, als würde die Intrusion erst einmal abklingen, ohne eine Eruption auszulösen. Bei einer weiteren Intrusion steigt das Risiko dann signifikant an.

Äthiopien: Beschleunigung der Bodendeformation

Weitere Erdbeben und signifikant Beschleunigung der Bodendeformation im Awash-Gebiet in Äthiopien

In Äthiopien, genauer in der Awash-Region des beginnenden Afar-Dreiecks, gab es seit gestern acht Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,5 und 4,8. Gegenüber der heißen Phase des Erdbebenschwarms ist die Seismizität deutlich zurückgegangen, dennoch ist sie ungewöhnlich hoch und könnte sich wieder verstärken.

Unser FB-Gruppenadministrator Mike Schüler war wieder fleißig im Netz unterwegs und hat auf der Social-Media-Plattform „X“ Das oben eingebettete Interferogramm ausgegraben. Es wurde vom Nutzer Gianfranco Argandoña Cornejo aus Peru in Umlauf gebracht. Weitere Informationen zur Herkunft der Grafik sind mir bislang nicht bekannt. Die zugrundeliegenden Satellitendaten sollen zwischen dem 29.12.24 und dem 10.01.25 akquiriert worden sein. Die Visualisierung der Radar-Abstandsdaten zwischen Satellit und dem Erdboden zeigt im Zeitverlauf deutliche Änderungen, die im Zusammenhang mit starken Bodendeformationen stehen. Es gibt sowohl Auf- und Abschiebungen als auch einen vertikalen Bodenversatz, was auf starkes Rifting hindeutet.  Zwischen einem Farbdurchlauf der konzentrischen Kreise liegt eine Höhenänderung von 28 mm. Gianfranco sieht eine maximale Bodenhebung von ca. 1,3 m, die sich im nördlichen Bereich des Bildausschnittes im Gebiet des Dofen-Vulkans summieren. Im Süden hingegen deutet die Umkehr der Farbfolge auf eine Bodensenkung hin. Die Längsterstreckung des betroffenen Gebietes liegt bei ca. 30 Kilometern.

Zur Veranschaulichung des Phänomens werden gerne die Vorgänge auf der isländischen Reykjaneshalbinsel am 10. November 2023 herangezogen, als es zu einer Riftingepisode mit Magmenintrusion kam, die ihre Finger bis in den Ort Grindavik ausstreckte und dort für große Schäden an der Infrastruktur sorgte. Dort gab es auch ein starkes Schwarmbeben mit ähnlichen Maximalmagnituden. Der große Unterschied in den beiden Lokationen liegt allerdings in der Dauer der Episode. Während sie auf Island innerhalb weniger Stunden vorbei war, dauert es hier bereits mehrere Wochen.

Wie es weitergeht, ist völlig ungewiss. Es kann ähnlich wie auf Island zu einem Vulkanausbruch kommen, muss es aber nicht. Doch die hydrothermalen (phreatischen) Eruptionen und die Bildung neuer Schlammsprudel zeigen, dass die Erdwärme so groß ist, dass Wasser im Boden verdampft und die Heißwasser-Phänomene verursacht. Die Schmelze wird sich in wenigen Kilometern Tiefe befinden und steht an manchen Stellen vielleicht sogar kurz unter der Oberfläche.

Äthiopien: Neue Videos zum Schlammvulkan

Eine ruhige Nacht in der äthiopischen Awash-Region  – Letzte Erdbebenmessung gestern Abend

Heute Nacht war es im äthiopischen Erdbebengebiet in der Awash-Region seismisch betrachtet ruhiger als in den Nächten und Tagen zuvor: Das letzte mittelstarke Erdbeben ereignete sich gestern Abend um 20:05:45 UTC und hatte eine Magnitude von 5,0. Nachts blieb es ruhig, und es besteht die Möglichkeit, dass der Erdbebenschwarm erst einmal abklingt. Etwas zu spät, denn inzwischen haben viele Bewohner die Region verlassen und befinden sich auf der Flucht. Die Zurückgebliebenen klagen über eine schlechte Versorgungslage und fehlende Transportmöglichkeiten.

Während es in der Afar-Region des ostafrikanischen Grabenbruchs aus seismischer Sicht ruhig blieb, ereigneten sich an anderer Stelle, tausende Kilometer weiter südlich, zwei Erdbeben der Magnituden M 4,5 und M 4,4. Das erste Beben lag im Westarm des Rifts in der DRK. Das zweite Beben wurde in Zimbabwe lokalisiert. Dieses Beben lag abseits der eigentlichen Riftlinie. Ob es einen Zusammenhang mit den Ereignissen in Äthiopien gibt, ist spekulativ. Möglich, dass das gesamte Rift vor einer Zerreißprobe steht, doch genauso gut kann es Zufall sein.

Update 14:30 Uhr: Mittags gab es im Nordosten der Awash-Region ein Beben M 4,5.

Neue Bilder und Videos zur hydrothermalen Aktivität bei Awash

Es sind weitere Videos der hydrothermalen Aktivität nahe des Dofen-Vulkans im Internet geteilt worden. Ein Video stellt den räumlichen Zusammenhang zwischen zwei hydrothermalen Ereignissen dar, die ich am Donnerstag noch für ein und dasselbe Ereignis nur im unterschiedlichen Zeitverlauf gehalten habe. Die Rede ist von der phreatischen Eruption und der gleichzeitigen Schlammeruption eines Mudvolcanoes bzw. von Schlammquellen. Die phreatische Eruption ereignete sich in einigen hundert Metern Entfernung zum Schlammvulkan, wobei noch nicht ganz klar ist, ob beide Phänomene neu sind oder ob es hier schon zuvor hydrothermale Aktivität gab. Schaut man sich den trockenen Sandboden der Umgebung an, erscheint erstere Möglichkeit wahrscheinlich. Es sieht so aus, als wären die Phänomene in einem trockenen Flussbett aufgetreten. Seit der Initialphase brodelt hier der Schlamm, so dass sich auch auf Dauer ei neues Thermalgebiet ergeben könnte. Das beschriebene Video wurde als Reel in unserer FB-Gruppe geteilt und lässt sich hier leider nicht einbetten. Ich habe aber Screenshots (oben) aus einem Kameraschwenk nebeneinander gestellt. Unten ein anderes Video des Schlammvulkans: (wurde entfernt)

Äthiopien: Erste Preprint-Studie zur Magmaintrusion

Erste Preprint-Studie bestätigt offiziell Magmaintrusion im September-Oktober 2024

Während es zu den aktuellen Vorgängen kaum Äußerungen von Geowissenschaftlern offizieller Stellen gibt, die bestätigen würden, dass die Aktivität im Zusammenhang mit einer Magmaintrusion steht, wurde diese nun in einer Preprint-Studie für das erste Ereignis in der Region bestätigt. Dieses erste Ereignis fand im September-Oktober 2024 statt. Aufgrund des inoffiziellen Charakters der damals veröffentlichten Interferogramme war ich skeptisch, ob es sich tatsächlich um eine Intrusion gehandelt hatte, und schloss andere Ursachen der Bodenverformung nicht aus. Diese Skepsis war unbegründet: Ein internationales Forscherteam unter Federführung von D. Keir (Universität Southampton) veröffentlichte die Studie „The 2024 Fentale Diking Episode in a Slow Extending Continental Rift“ und kommt zu dem Schluss, dass damals ein magmatischer Gang intrudierte, der mit zwei Störungszonen interagierte.

InSAR-Modelle zeigen Bodenverformungen, die durch eine 11 km lange und bis zu 2 m breite Gangintrusion nördlich des Fentale-Vulkans entlang des äthiopischen Grabens verursacht wurden. Der Gang reicht bis etwa 3 km unter die Oberfläche heran und intrudierte ein Magmavolumen von ca. 0,08 Kubikkilometern. Zwei Normalverwerfungen parallel zum Magmatischen Gang verursachten einen Bodenversatz von 39 Zentimetern und 14 Zentimetern. Entlang den Verwerfungen gab es Erdbeben mit Maximalmagnituden von Mw 5,4 (östliche Störung) und Mw 4,9 an der westlichen Störung. Die Autoren schrieben auch, dass die öffentlich zugänglichen Lokalisierungen der Erdbeben nicht immer korrekt waren. Für ihre Studie wurden noch Daten von weiter entfernten Seismometern verwendet und erhielt durch Datenkorrelation genauere Angaben. Ich vermute, ein Grund für die wenigen Messstationen in der Region könnte am Vandalismus liegen: Alles von Wert, das nicht ständig bewacht wird, wird demontiert und bekommt Beine.

Erste Unruhen mit tektonisch bedingten Bodenhebungen von bis zu 6 Zentimetern gab es bereits seit 2021. In der Region treten etwa alle 200 Jahre Phasen mit Intrusionen auf. Die Vermutung liegt nahe, dass die aktuellen Bodendeformationen ebenfalls mit Magmaintrusion in Verbindung stehen. Die Forscher schreiben weiterhin, dass der Einfluss des Magmas auf die Prozesse des Riftings noch nicht ganz verstanden ist. In diesem Bereich des Ostafrikanischen Grabenbruchs liegt die jährliche Divergenzrate bei weniger als 5 mm. In Perioden mit Magmaintrusionen scheint sich der Prozess dann deutlich zu beschleunigen. (Quelle: AGU)