Was machte Fagradalsfjall am Wochenende?

Er war Bier trinken und tanzen! Danach badete er in einer heißen Quelle, aß Geysirbrot und überlegte, wo er als nächstes Ausbrechen sollte.

Vulkan auf Island ist weiter aktiv

Der Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel eruptiert weiter. Der Kraterwall hat sich bis auf eine Bresche geschlossen und die vergleichsweise kleinen Lavafontänen sind nicht mehr so gut sichtbar wie zuvor. Dadurch hat die Eruption einiges an Ästhetik eingebüßt. Subjektiv betrachtet hat die Lava-Förderrate nachgelassen. Die Lavaströme bewegen sich in Kraternähe und haben das Meradalir-Tal bis jetzt nicht verlassen. Gestern Morgen schwächelte der Vulkanausbruch stark und vor Ort rechnete man schon mit einer neuen Spaltenöffnung an anderer Stelle, so wie es sich im letzten Jahr mehrfach zutrug. Doch nach einer kurzen Pause berappelte sich der Vulkan wieder und setzte seine Aktivität an gleicher Stelle fort.

Die Vulkanologen stellten neue Szenarien auf: im schlimmsten Fall könnte die Lava das Tal verlassen und durch das Nachbartal in Richtung der südlichen Küstenstraße fließen. Diese könnte theoretisch innerhalb von 2 Wochen unter Lava verschwinden. Die Geoforscher wollen heute einen Observierungsflug vornehmen, um die aktuelle Förderrate abzuschätzen und zu gucken, wann das Meradalir-Tal voll ist. Die südliche Küstenstraße ist eine von 2 Hauptverbindungsadern, die die Reykjanes-Halbinsel mit der Hauptinsel verbinden. Die größere Küstenstraße im Norden ist Highway-artig ausgebaut und nicht in Reichweite der Lava.

Ansturm der Schaulustigen beschert Rekordbesuchszahlen

Die Touristen lassen sich von Gefahrenszenarien nicht stoppen und stürmten am Wochenende den Vulkan. Am Sonntag wurde ein neuer Rekord aufgestellt: 6,496 Menschen besuchten den Fagradalsfjall und verursachten ein Parkchaos. Der bisherige Besucherrekord wurde am 29. März letzten Jahres aufgestellt, als 6,032 Menschen den Vulkan besuchten. Diese Zahlen zeigen, dass bis jetzt gut 50.000 Menschen den Vulkanausbruch besucht haben können und nicht 500.000, wie es bereits in der letzten Woche geheißen hat. Vielleicht wurden in dieser Schätzung die Besucher vom letzten Jahr mit eingerechnet.

Während sich die meisten Leute vernünftig verhielten, betraten einige Personen das frische Lavafeld und brachten sich damit in Gefahr. Örtliche Behörden warnen davor, dass die Lava unter der Erstarrungskruste noch heiß ist und das man einbrechen könnte. Unter der obersten Lavaschicht werden sich in der Tat Hohlräume befinden, in die man stürzen könnte. Aufgrund der hohen Dichte der Lava können Menschen aber nicht in einem niedrigviskosen Lavastrom einsinken. Verbrennen kann man sich natürlich schon. Und der Kontakt mit heißen Gasen, die aus Öffnungen und Rissen im Lavafeld strömen, ist ebenfalls nicht empfehlenswert. Als Einer, der schon oft über frischer Lava gegangen ist, weiß ich, dass die realste Gefahr jene ist, dass sich die Schuhsohlen verabschieden. Wenn man schon meint, so etwas machen zu müssen, bedarf es höchster Konzentration und Achtsamkeit. Sobald die Füße heiß werden und es nach verbranntem Gummi stinkt wird es kritisch. Bei meinen ersten Gehversuchen am Fournaise -das war 1998- haben sich meine Sohlen verabschiedet und ich bin gerade noch so vom Lavastrom runter gekommen. Barfuß über einen heißen Aa-Lavastrom zu gehen macht bestimmt keinen Spaß! Wenig erbaulich dürfte es auch sein mit sohlenlosen Wanderstiefel zig Kilometer zum Wagen zurück zu latschen. Ich habe für solche Fälle oft Reparaturzeug dabei, mit denen sich abgelöste Sohlen provisorisch fixieren lassen. Aber ganz klar: besser lässt man solche Eskapaden und folgt den behördlichen Weisungen.

Fagradalsfjall-Meradalir: Livecams und Seismik 2022

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Die hier gezeigten Youtube-Livestreams vom Fagradalsfjall stammen von verschiedenen Anbietern auf Island. Überwiegend werden sie vom isländischen Fernsehsender RUV und den Zeitungen Mbl und Visir gestreamt. Nicht jeder Stream funktioniert ständig, ich versuche aber die Links aktuell zu halten. Weiter unten gibt es Livedaten zum Tremor und zur Seismik. Sobald verfügbar werde ich hier auch neue Grafiken zu anderen geophysikalischen Parametern posten. Hier ein Link zu einem Webcam-Anbieter, der aktuell einen Blick Richtung Vulkan zeigt.

LiveCam Fagradalsfjall – Litli-Hrútur

Livestream Fagradalsfjall. © MBL

Hier findet ihr einen Link zur Livecam Thorbjörn mit Blick auf Geothermalkraftwerk Svartsengi.

Live-Tremor am Fagradalsfjall

Tremor am Fagradalsfjall. © IMO
Tremor am Fagradalsfjall. © IMO

Seismik am Fagradalsfjall

Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO
Live-Seismogramm Fagradalsfjall. © IMO

Bodendeformation am Fagradalsfjall

Untere Grafik zeigt die Bodenhebung am Fagradalsfjall. Hier gibt es weitere Messstationen. © IMO

Karten und Daten zur Meradalir-Eruption am Fagradalsfjall auf Island


Lage der Eruptionsspalte im Meradalir-Tal im Norden des Fagradalsfjall. © Zivilschutz Island

Insar-Bild der Bodenhebung vor der Eruption. © IMO

Chronik der Eruption 2022

Der Vulkanausbruch  auf Island begann am 03. August 2022 gegen 13.15 Uhr. Bereits am Vortag kam es zu Moosbrand, der evtl. von einer kleineren Eruption ausgelöst wurde, die im Verborgenen ablief. Ort des Geschehens war das Meradalir-Tal am Vulkan Fagradalsfjall auf der Reykjanes-Halbinsel. Im Nachbartal Geldingadalir hatte es im Vorjahr einen Vulkanausbruch gegeben, der gut ein halbes Jahr dauerte.

Der Vulkanausbruch kündigte sich bereits Wochen vorher an. Besonders seit Mai 2022 kam es immer wieder zu Phasen mit starker Seismizität und Bodenhebungen auf Reykjanes. Betroffen waren zuerst andere Spaltensysteme. Die stärkste Bodenhebung gab es im Bereich Thorbjörn-Svartsengi. Dort intrudierte ein magmatischer Gang. Wenige Tage vor Eruptionsbeginn gab es eine neue Intrusion und starke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung ereignete sich am 01. August und hatte eine Magnitude von 5,4.

Die Eruption begann mit der Öffnung einer Spalte, die sich schnell entwickelte. Die Längenangaben schwankten zwischen 250 und 500 m. In der Initialphase der Eruption wurden bis zu 32 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Der Wert war gut 5 Mal so hoch, wie während der Startphase der Eruption von 2021. Damals steigerte sich der Lavaausstoß bis auf 12,4 Kubikmeter pro Sekunde. Bei der Eruption in 2022 verhielt es sich andersherum: die Förderrate halbierte sich bereits 2 Tage nach Eruptionsbeginn. Entsprechend verkleinerte sich der aktive Teil der Eruptionsspalte. Eine Woche nach Eruptionsbeginn begann sich sich ein Krater um die verbliebenen Förderschlote zu schließen. Ein Lavastrom floss in Richtung Osten und drohte den Pass zu überwinden, der ins Nachbartal führt. Von dort aus könnte die Lava die Küstenstraße erreichen, doch das ist ein langer Weg.

Am 19. August ließt die Eruption stark nach und zwei Tage später trat keine Lava mehr aus.

Weiterführende Links:

Die Nachrichten zu den Erdbeben findet ihr unter dem Tag Reykjanes. Wenn ihr die News zum Vulkan nachlesen wollt, werdet ihr unter Fagradalsfjall fündig. Eine Fotoreportage von 2021 gibt es ebenfalls.

Fagradalsfjall-Vulkan am 13. August 2022

Eruption Am Fagradalsfjall auf Island hält an

Der Vulkanausbruch im isländischer Meradalir geht weiter und die Eruptionsspalte am Fagradalsfjall-Vulkan stößt Lava aus. Der Protokrater im unteren Spaltenbereich schließt sich weiter und in wenigen Tagen wird er sich geschlossen haben. Wahrscheinlich bleibt zunächst noch eine Bresche frei, durch die die Lava abfließt. Die Nahaufnahme zeigt sehr gut die wachsenden Kraterwände, aber auch die Lavafontänen, die Schmelze mehrere Zehnermeter hoch auswerfen. Sie speist einen Lavastrom der in Richtung Osten unterwegs ist. Das Panoramafoto zeigt, dass der Strom nicht mehr so lang ist, wie es noch vor 2 Tagen der Fall war. Die Lavafront hat sich ein gutes Stück vom Tal-Ausgang zurückgezogen. Doch sollte es zu stärkeren Schüben kommen, wird sie diesen schnell erreichen.

Der Tremor ist stabil, mit der Einschränkung, dass es in den Morgenstunden zu einem kurzweiligen Abfall kam, der sich in einem negativen Peak äußert. Es war der erste seiner Art seit Eruptionsbeginn. Es stellt sich die Frage, ob es bald wieder zu Lavapulsen kommen wird, so wie wir es im letzten Jahr gesehen haben. In den ersten Wochen der pulsierenden Tätigkeit wurden Lavafontänen gefördert, die mehrere Hundert Meter aufstiegen. Dafür gab es dann auch Pausenintervalle, in denen die Eruption stoppte.

Die Erdbebentätigkeit hat deutlich nachgelassen. Der Stress, der vom aufsteigenden Magma auf die tektonischen Störungen übertragen wurde, ist abgebaut. Offenbar befinden sich Magmenaufstieg und Abfluss durch die Eruptionsspalte im Gleichgewicht. Die Aufstiegswege sind frei. Der Druck der Initialeruption war diesmal größer, als im letzten Jahr. Damals reichte er nicht, um die ersten Eruptionsspalten länger am Leben zu halten, so dass sich nach und nach mehrere Spalten bildeten. Im Augenblick sieht es so aus, als würden sich keine neuen Eruptionszentren mehr bilden, aber wir wissen ja, wie es um die Dynamik einer Eruptions bestellt ist: Alles ist im Fluss.

Fagradalsfjall: Zugang wieder offen

Gestern Mittag wurde der Zugang zur Eruptionsstelle im Meradalir wieder geöffnet. Es gilt die bereits erwähnte Einschränkung, dass Kinder unter 12 Jahren nicht mehr über die Route A wandern dürfen. Die Route B, die aber nur einen Fernblick erlaubt, ist scheinbar weiterhin für Kinder zugänglich. Die Route A wird weiter präpariert und ausgebaut, so dass sie sicherer und bequemer wird. Offenbar rechnet man wieder mit einer länger anhaltenden Eruption. Medienanagaben zufolge, sollen fast 500.000 Menschen den Vulkanausbruch besichtigt haben. Realistischer erscheinen mir 50.000. Die Eruption startete erst vor einer Woche. Das dürfte wohl ein Besucherrekord sein und zeigt, wie beliebt Island gerade bei Urlaubern ist. Aber nicht nur Touristen machen sich gerne auf den langen Marsch zur Spalte, sondern auch Einheimische. Laut Aussage des Zivilschutzes, ignorierten gerade die Touristen die Sperrungen der letzten Tage und haben sich trotzdem auf dem Weg gemacht. Tatsächlich wird auf Island jeder automatisch per SMS über Gefahrenlagen und Sperrungen unterrichtet, sofern er mit einem Mobiltelefon ausgerüstet ist und in ein betroffenes Gebiet fährt. Ein funktionierendes Warnsystem, dass in Deutschland wohl noch in weiter Ferne ist.

Eruption am Fagradalsfjall bleibt stabil

Die Eruption selbst bleibt stabil. Augenzeugen berichten, dass die Lavafontänen bis zu 50 m hoch sind. Vereinzelt kommt es zu stärkeren Auswürfen, bei denen die rotglühendes schmelze bis zu 100 m hoch ausgespien wird. Die meisten Lavaströme sind vergleichsweise kurz, fließen dafür aber auf breiter Front. Ein Strom ist länger und arbeitet sich in Richtung Osten vor. Dort liegt der tiefste Punkt des Meradalir-Tals und der Lavastrom könnte in das benachbarte Tal fließen. Dieses verläuft parallel zum Geldingadalir und ist durch den Höhenzug getrennt, auf dem entlang der Wanderweg B führt. Es wird geunkt, dass der Lavastrom über diesen Weg die Hauptstraße erreichen könnte. Doch dazu müsste schon einiges an Lava den Bach hinunter gehen.

Bodenhebung nahe Grindavik

Bereits am Montag veröffentlichte der Zivilschutz ein INSAR-Bild, auf dem man nicht nur Bodenhebung im Bereich des Fagradalsfjall erkennt, sondern auch an einer stelle östlich von Grindavik. Dort ereignete sich das stärkste Erdbeben der seismischen Krise vor Eruptionsbeginn. Vermutlich wurde die Bodendeformation durch diesen Erdstoß ausgelöst, doch vorsichtshalber installiert man nun weitere Messgeräte, um zu gucken, ob nicht doch Magma unterwegs sein könnten. Eine Eruption am Ortsrand von Grindavik könnte fatale Folgen mit sich ziehen.

Fagradalsfjall mit besserer Sicht

Die Eruption im Meradalir-Tal auf Island hält an

Das Wetter auf Reykjanes war bis heute Morgen schlecht und die Sicht war weiterhin stark eingeschränkt. Während die mbl-LiveCam in Wolken gehüllt ist, gibt die RUV Cam nun wieder Blicke frei. Man erkennt, dass sich ein hoher Wall entlang des aktiven Spalte gebildet hat. Noch ist er nicht komplett geschlossen und daher nenne ich ihn Proto-Krater. Dort scheinen mindestens 3 Schlote aktiv zu sein. Ein 4. Schlot liegt außerhalb des Proto-Kraters. Die Lavafontänen schauen recht ansehnlich aus. Aus dem Proto-Krater fließ ein Lavastrom, der das Meradlair-Tal immer weiter füllt. Bis jetzt sollen gut 10 Millionen Kubikmeter Lava gefördert worden sein, was in dieser kurzen Zeit schon respektabel ist. Die Förderrate soll sich auf 17 Kubikmeter reduziert haben und entspricht damit etwa der Fördermenge, die die Eruption im letzten Jahr hervorbrachte. Erste chemische Analysen der Lava zeigen, dass sie praktisch die gleiche Zusammensetzung hat, wie die Schmelze, die zuletzt im Geldingadalir-Tal gefördert wurde. Der Tremor ist relativ stabil und zeigt nur einen leichten Abwärtstrend. Die Erdbebentätigkeit hat seit vorgestern allerdings deutlich nachgelassen.

Die Zivilschutzbehörde hat nun neue Regeln für den Zugang zur Eruption erlassen: Kindern unter 12 Jahren ist der Zutritt verboten. Sicherlich ein Schlag für viele Familien, die ihrem Nachwuchs das Naturspektakel näher bringen wollten, doch tatsächlich scheint mir diese Beschränkung unumgänglich zu sein, da einige Eltern offenbar die Situation falsch einschätzen und bei schlechtem Wetter losmarschierten. Wie berichtet, musste mindestens eine Familie aus dem schwierigen Gelände geleitet werden. Leider werden oft die Kräfte der Natur und insbesondere des schlechten Wetters auf Island unterschätzt. Auch am Ätna starben bislang mehr Menschen durch die Gefahren des Alpinismus, als an den Folgen einer Eruption.

Vulkan Fagradalsfjall am 08.August 22

  • Der Zugang zum Fagradalsfjall wurde vorübergehende gesperrt
  • Grund ist das schlechte Wetter
  • Es wurden pulsierende Lavafontänen beobachtet

Schließung des Zugangs zur Eruption am Fagradalsfjall

Die Eruption auf Island geht weiter, nun aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit! Gestern Abend wurde vom Zivilschutz beschlossen, den Zugang zum Vulkan vorübergehend zu sperren. Grund war das anhaltende schlechte Wetter mit Nebel und winterlichen Bedingungen. Viele schlecht ausgerüstete Wanderer stolperten durch den Nebel. Darunter befand sich eine Familie mit 2 kleinen Kindern (5 und 6) die bereits auf dem Hinmarsche erschöpft waren und vom Vater getragen werden mussten. Ein Kind trug er in einer Sitzkiepe auf dem Rücken, das Andere vor der Brust, so dass er nicht mehr sehen konnte, wohin er trat. Besorgte Mitwanderer alarmierten die Rettungskräfte, die die Familie dann aus dem Gelände bargen. Nicht ohne Widerwillen des Vaters. Leder kommt es immer wieder zu solchen Szenen. Viele Menschen unterschätzen die Natur und überschätzen sich. Ein Vulkanausbruch ist kein Kinderspielplatz und auch, wenn ich immer für offenen Zugang von Vulkanen plädiere, sollte sich jeder der Gefahren und Risiken bewusst sein und Grenzen respektieren. Es ist eine Sache sich selbst in Gefahr zu bringen, eine völlig andere, Schutzbefohlene mit zunehmen. Kinder unter 10 Jahren haben meiner Meinung nach nichts in der Nähe eines Vulkanausbruchs zu suchen, besser ist es, wenn sie 12 oder 14 Jahre alt sind. Das minimiert natürlich nicht die Gefährlichkeit einer Eruption, aber Verständnis und körperliche Leistungsfähigkeit der Kinder werden größer. Klar ist auch, dass eine frühe Exposition mit giftigen Gasen besonders negative Folgen haben kann. Doch zurück zum Vulkan.

In unserer FB-Gruppe wurde ein Beitrag geteilt, nach dem ein Wanderer beschrieb, dass der Boden in 1 km Entfernung zur aktuellen Eruptionsstelle heiß sei und dass es zu Moosfeuern gekommen ist. Entsprechend gibt es Spekulationen, dass das Magma kurz unter der Oberfläche steht und dass es zu neuen Spaltenöffnungen abseits der aktuellen Eruptionsstelle kommen könnte. Tatsächlich verlagerte sich das Eruptionszentrum bei der Eruption im letzten Jahr mehrfach.

In Medienberichten ist zu lesen, dass die Lavafontänen gestern zu pulsieren begannen und zeitweise bis zu 100 m hoch waren. Auf der Livecam konnte ich solch hohe Fontänen nicht beobachten. Was deutlich höher geworden ist, ist der Kraterwall entlang des aktiven Teils der Eruptionsspalte. Die Seismizität ist rückläufig. Der Tremor relativ stabil, mit einer leicht abnehmenden Tendenz. Sie signalisiert aber nicht ein baldiges Eruptionsende.

Vulkan Fagradalsfjall am 07.08.22

Der Vulkanausbruch während der Nacht

Auch wenn sich Vulkanausbrüche nur schwer exakt vorhersagen lassen, so funktioniert das beim Wetter ganz gut: wie angekündigt ist das Wetter auf Island schlecht und besonders auf der Reykjanes-Halbinsel soll es weiteren Regen geben. Dementsprechend gab es gestern nur kurze Sichtbarkeitsperioden auf den Vulkanausbruch im Norden des Vulkans Fagradalsfjall. Dort entsteht langsam aber sicher ein Wall um das Eruptionszentrum, dass sich auf den unteren Teil der Spalte beschränkt. Ein Lavastrom fließt aus einer Lücke im Wall. Die Seismizität entlang des Magmatischen Gangs und in seiner Nachbarschaft ist vergleichsweise hoch. In den letzten 48 Stunden detektierte IMO 226 Erschütterungen auf Reykjanes. Die Spannungen infolge des Magmenaufstiegs haben sich noch nicht abgebaut und es scheint weiteres Magma aus der Tiefe aufzusteigen. Dafür spricht auch, dass die GPS-Stationen eine weitere Extension des Bodens registrieren, überwiegend in östlicher Richtung. Mittlerweile wird auch eine schwache Bodenhebung angezeigt.

In den lokalen Medien wir intensiv über die Gefahren einer Wanderung zur Eruptionsspalte hingewiesen. Der Weg soll deutlich länger und schwieriger sein, als es im letzten Jahr zur Eruption im Geldingadalir der Fall war. Wanderer sollte sich gut ausrüsten und auch entspreche warme Kleidung und Wetterschutz einpacken.

Parken am Fagradalsfjall

Viel diskutiert wird die Parkgebühr von 1000 Kronen (7 €), die an den Parkplätzen am Beginn der Wanderwege erhoben werden. Wer nicht zahlt, dem wird eine Forderung von 5000 Kronen angedroht, denn die Parkplätze sind Videoüberwacht. Allerdings handelt es sich um Privatparkplätze und die Frage ist, ob sich bei Zahlungsweigerung ggf. Inkasso durchsetzen lässt. Für den ausländischen Touristen kommt noch hinzu, dass die Parkgebühren nur via Kreditkarte auf einer Webseite (https://parka.is/pay/geldingadalir/) bezahlen lassen. Also braucht man erst einmal eine Kreditkarte, dann muss das Online-Bezahlen damit funktionieren. Da mittlerweile bei Kreditkartenbezahlung eine 2-Faktoren Bestätigung in Europa vorgeschrieben ist, kann es zu Komplikationen kommen, wenn man seine Onlinebanking-Pin nicht parat hat, bzw. man diese nicht via Smarthone übermitteln will. Ach, was waren das noch für Zeiten, als man einfach mit Bargeld bezahlen konnte und so sogar Arbeitsplätze geschaffen wurden!

Übrigens, nicht nur die Parkplätze befinden sich auf Privatland, sondern die Wanderwege werden auch von den Parkplatzbetreibern angelegt und bezahlt. Also, Vulkantourismus in seiner reinsten Erscheinungsform. Natürlich auch ein Grund, warum die Eruptionsstelle frei zugänglich ist. Aus solchen Konstellationen können schnell Interessenskonflikte entstehen. Ein Beispiel hierfür ist die Katastrophe auf der neuseeländischen Vulkaninsel White Island.

Fagradalsfjall-Eruption geht am 06.08 weiter

Drohnenfoto der Eruptionsspalte. © mbl/Ágúst Óliver Erlings
  • Die Eruption am Fagradalsfjall hält an
  • Das Wetter bleibt in den nächsten Tagen schlecht
  • Viele Wanderer nicht richtig ausgerüstet

Der Vulkanausbruch auf Island geht bei schlechtem Wetter weiter

Der neue Vulkanausbruch auf Island geht auch heute weiter, allerdings gibt es auf den LiveCams seit gestern Nachmittag nicht viel zu sehen: das Wetter ist schlecht und die Prognosen der nächsten Tage lassen ahnen, dass es nur wenige Blicke auf die Eruptionsstelle im Meradalir-Tal zu sehen geben wird. Das lässt Raum für Spekulationen, ob sich die Eruption so entwickeln wird, wie es im letzten Jahr der Fall war. Falls ja, dann reduziert sich die Aktivität auf einen Schlot, um den sich ein neuer Krater nebst Schlackenkegel bilden wird. Im letzten Jahr wurden aus so einem Schlot zeitweise mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne gefördert.

Das Bild oben stammt aus einem Drohnenvideo, das vom Ágúst Óliver Erlings für mbl gefilmt wurde. Durchaus sehenswert! Solche Aufnahmen motivieren natürlich viele Schaulustige, sich auf den Weg zur Ausbruchsstelle zu machen. Mittlerweile wurde der Weg markiert und ist eine Weiterführung der Wanderroute A, die bereits im letzten Jahr zur Eruption im Geldingadalir angelegt wurde. Auch die Rute B kann man gehen, allerdings gibt es von ihrem Endpunkt aus nur einen Fernblick auf die Eruption.

Die Einsatzkräfte an der Eruptionsstelle klagen, dass viele Wanderer nicht ausreichend für die 17 km lange Wanderung ausgerüstet sind und sich einige Wanderer auch in schlechter physischer Verfassung befinden. Gutes Schuhwerk, Regenschutz, Taschenlampe und Wasser sind unabdingbar, wenn man sich auf den Weg macht. Wanderstöcke und Atemmaske sind empfehlenswert. Außerdem ist es gut, wenn man Verbandszeug und ggf. eine Elastikbinde dabei hat, um verstauchte Fußgelenke zu Versorgen.

Mitarbeiter des Rettungsteams Þorbjörn aus Grindavík berichteten, dass gestern gut 1000 Menschen die Eruptionsstelle besichtigten. Nacht um 3 Uhr waren noch ca. 80 Personen vor Ort. 3 Personen mussten von den Rettungskräften versorgt werden, da sie sich auf der Wanderung an den Beinen verletzt hatten. Trotzt markierten Pfad ist das Gelände rau.

Gewarnt wird auch vor Luftverschmutzung durch vulkanische Gase und Brandrauch, der von brennendem Moos ausgeht. Je nach Windrichtung kann sich die Gassituation schnell ändern. Auf der Seite von IMO gibt es entsprechende Windvorhersagen und Karten zur Luftverschmutzung.

Island: Neue Eruptionsphase auf Reykjanes?

Spalte und Lavafeld. © mbl/Á​rni Sæ­berg

Während der Vulkanausbruch im Meradalir-Tal am Vulkan Fagradalsfjall weiter geht, ist auf Island die Diskussion entbrannt, ob tatsächlich eine neue Eruptionsphase auf der Reykjanes-Halbinsel begonnen hat. Mit Eruptionsphase ist nun nicht der aktuelle Vulkanausbruch gemeint, sondern eine Abfolge zahlreicher Eruptionen, die sich in den nächsten Jahrzehnten, oder sogar Jahrhunderten auf der Halbinsel im Südwesten von Island zutragen könnte. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass es Eruptionen entlang unterschiedlicher Risssysteme gibt. Entsprechende Überlegungen gab es bereits nach dem Ausbruch im letzten Jahr, doch nun scheint die Wahrscheinlichkeit dafür größer geworden zu sein.

Flughafen im Norden wird ausgebaut

Die letzte Eruptionsphase auf Reykjanes ist 800 Jahre her. Sie ereignete sich im 13. Jahrhundert, genauer, zwischen den Jahren 1210 und 1240. Im Westen der Halbinsel kam es an 4 Stellen zu Eruptionen. Mindestens 6 Mal floss Lava bis ins Meer. Seitdem galt Reykjanes als relativ sicherer Hafen auf Island, weshalb hier eine Menge an relevanter Infrastruktur angesiedelt wurde. Die Inselhauptstadt Reykjavik -in der die meisten Isländer leben- liegt im Osten der Halbinsel. In ihrem mittleren Abschnitt gibt es das Geothermalkraftwerk Svartsengi, den Touristenmagneten Blaue Lagune und eine Aluminumhütte. Im Westen befindet sich der Internationale Flughafen von Keflavik. Um ihn macht man sich besondere Sorgen und man sucht nach einer Möglichkeit, einen 2. Flughafen mit internationaler Anbindung zu schaffen. Dafür kommen mehrere Kandidaten in frage. Die einfachste Lösung scheint zu sein, den Regionalflughafen Akureyri auszubauen. Tatsächlich hatte man im letzten Jahr bereits mit der Erweiterung des Flughafens begonnen, doch der Ausbau geriet ins Stocken, weil scheinbar das Geld ausgegangen ist. Jetzt versucht die isländische Regierung schnell Mittel aufzutreiben, um das neue Terminal nebst Vorfeld fertig zu stellen. Die deutsche Condor hate geplant, bereits im nächsten Jahr Flüge nach Nordisland aufzunehmen. Vielleicht entspannt sich dann die Fluglage auf Island, denn kurzfristig sind in der Saison praktisch keine bezahlbaren Flüge zu bekommen, was für Vulkanspotter eine ziemlich üble Angelegenheit ist.

Auf der Livecam am Fagradalsfjall erkennt man heute, dass sich die Spalte weiter geschlossen hat. Die Aktivität beschränkt sich auf den unteren Teil der Spalte, aus der an 3 stellen Lavafontänen aufsteigen. Sie sind inzwischen höher, als es zu Beginn der Eruption der Fall war. Nachdem der flach Boden des Meradalir-Tals schnell überflutet war und sich ein sekundärer Lavasee gebildet hatte, fließt die Lava nun in einem Strom ab.