Vulkan-News 10.07.23: Ätna

Ätna mit kleinen Ascheeruptionen

Bereits gestern konnte ich eine Ascheeruption vom Ätna melden. Heute intensivierte sich der Ascheausstoß aus dem Neuen Südostkrater sogar noch und es wurden mehrere Aschewolken gemeldet. Obwohl man sie immer noch als klein bezeichnen kann, waren sie größer als die Ascheemission gestern.

Der Tremor ist unauffällig und bewegt sich im unteren Drittel des gelben Bereichs. Die Erdbebentätigkeit ist in den letzten Tagen bestenfalls durchschnittlich gewesen, sieht man von dem Schwarmbeben vom 5. Juli ab.

Die Wärmestrahlung ist ebenfalls bescheiden. Auf dem aktuellsten Sentinel-Satellitenbild vom 8.Juli erkennt man im Infrarotbereich nur eine wenige Pixel große Anomalie im Schlot der Bocca Nuova. MIROVA detektierte eine schwache thermische Strahlung mit 1 MW Leistung. Der Neue Südostkrater war kalt gewesen.

Häufig gehen am Ätna Ascheeruption einem Paroxysmus voraus, wobei es einige Tage dauern kann, bevor es zum Ausbruch kommt. Die Wahrscheinlichkeit hierfür wächst, wenn nicht nur Asche, sondern auch glühende Tephra ausgeworfen wird. Wenige Stunden vor einem Paroxysmus setzen dann für gewöhnlich strombolianische Eruptionen ein, deren Pausenintervalle immer kürzer werden, je näher die paroxysmale Hauptphase rückt. Kurz vor der Hauptphase beginnt dann ein Lavastrom zu fließen.

Es kommt aber auch zu Ascheemissionen, denen kurzfristig kein größerer Ausbruch folgt, also sollten wir unsere Erwartungshaltung nicht zu hoch setzen. Morgen sollte ein neues INGV-Bulletin erscheinen, vielleicht enthält es weiter Informationen zur Lageeinschätzung.


Seismizität am Fagradalsfjall rückläufig

Apropos Lageeinschätzung: eine der renommiertesten Mittarbeiterinnen der isländischen Meteorologiebehörde, Kristín Jónsdóttir, erinnerte heute in einem RUV-Interview daran, dass es vor der Eruption von 2021 am Fagradalsfjall 3 Wochen lang bebte, bevor es zu einem Ausbruch kam. Aktuell geht die Bebentätigkeit tatsächlich weiter zurück und ich denke nicht, dass wir so schnell wie vielfach vermutet wurde, zu einem Ausbruch kommen wird.


Ebeko mit Ascheeruption

Der russische Vulkan Ebeko liegt auf der Kurileninsel Paramushir und eruptierte heute Asche, die bis auf einer Höhe von 3000 m aufstieg. Sie driftete in Richtung Nordosten.


Piton Fournaise weiter aktiv

Auf La Réunion bleibt der Piton Fournaise aktiv, allerdings mit einer leicht rückläufigen Tendenz: die Auswurfshöhe der strombolianischen Eruptionen aus dem neuen Schlackenkegel hat abgenommen. Es fließt weiterhin ein Lavastrom, der mittlerweile gedeckelt ist und durch eine Tube fließt. Die Lavafront befindet sich auf 1300 m Höhe und 1,8 km von der Küstenstraße entfernt.

Fagradalsfjall mit starkem Erdbeben – News vom 10.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Fagradalsfjall mit starkem Erdbeben und Intrusion

Gestern Abend manifestierte sich am Fagradalsfjall das stärkste Erdbeben der aktuellen Sequenz. Es ereignete sich um 22:22:57 Uhr und hatte eine Magnitude von 5,2. es war in einem weiten Umkreis im Süden Islands zu spüren gewesen. Das Epizentrum befand sich nicht direkt am Fagradalsfjall, sondern 1.6 km südöstlich von Keilir. Das Beben stand im Zusammenhang mit der Dykeintrusion. Der Dyke spannt sich zwischen Fagradalsfjall und Keilir auf und liegt etwas nordöstlich des magmatischen Gans von 2022. Der neue Dyke hat eine Länge von 3 km. IMO schreibt hierzu, dass sich die Deformation verlangsamt habe. Der Magmanachschub scheint sich also zu verlangsamen, was sich auch in einer Abnahme der Erdbebenanzahl widerspiegelt. Die Vulkanologen schreiben aber auch, dass seit einsetzten der Intrusion 5 Tage vergangen sind und das beim Ausbruch im letzten Jahr der Eruption am 5. Tag der Intrusion begann.
In die ähnliche Richtung geht eine Meldung, dass seit gestern vermehrt heißes Wasser aus einer Tiefenbohrung der Gegend fließt. Normalerweise ist das Wasser 9 Grad kalt, aktuell soll es sich auf 40 Grad erhitzt haben. Eine ähnliche Zunahme von Temperatur und Fördermenge verzeichnete man kurz vor den letzten beiden Eruptionen am Fagradalsfjall.

Gestern wurde auch ein neues Interferogramm diskutiert, dass auf Daten zwischen den 7. und 8. Juni zurückgriff. Die INSAR-Messungen enthüllten eine anhaltende Inflation und dass die Magma nur noch 500 m von der Erdoberfläche entfernt sein soll. Man stellte erhebliche Bodendeformationen entlang von Verwerfungen fest und sah Hinweise einer Grabenbildung.

Gestern manifestierten sich auch Erbeben mit Magnituden im 4er-Bereich, die in einer Region zwischen Keilir und Kleifarvatn lagen. Hier geht man davon aus, dass die Beben indirekt mit der Magmenintrusion in Verbindung stehen und durch ein verändertes Spannungsfeld ausgelöst wurden.

Das Fazit der Vulkanologen von IMO ist, dass eine baldige Eruption sehr wahrscheinlich ist, sich der genaue Zeitpunkt aber nicht festlegen lässt.

Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 09.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall geht weiter

Am isländischen Vulkan Fagradalsfjall gehen die Erdbeben weiter und Magma sucht sich einen Weg an die Erdoberfläche. Gestern Abend wurde gemeldet, dass die Schmelze ca. 1 km unter der Erdoberfläche steht. Zahlreiche Mikrobeben, die so schwach waren, dass sie sich an der Grenze des Messbaren bewegten, zeugten vom Versuch des Magma durchzubrechen. Doch auch wenn isländische Vulkanologen einen Vulkanausbruch in den nächsten Stunden für wahrscheinlich halten, gibt es kein Garant dafür, dass es kurzfristig zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Die Seismizität fluktuiert und Hochphasen wechseln sich mit Phasen geringerer Erdbebentätigkeit ab, wobei sie generell hoch bleibt. Das stärkste Einzelbeben der letzten 24 Stunden manifestierte sich gestern Abend. Es hatte eine Magnitude von 4,5 und lag am Kleifarvatn. Dieses Beben wurde höchstwahrscheinlich durch Spannungsänderungen verursacht. Heute Morgen wurde um 07:26 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,2 registriert. Es wurde 0,5 km östlich von Keilir verortet. In den sozialen Medien wurden Bilder eines Steinschlags geteilt. IMO warnt davor, dass die Erdbeben Steinschläge und Erdrutsche auslösen können.

Dank des schönen Wetters sind bereits seit Vorgestern viele Touristen in der Gegend des erwarteten Vulkanausbruchs unterwegs. Es gab auch schon eine leicht verletzte Wanderin, die umknickte und den Notruf rief. Sie wurde von der lokalen Bergungstruppe aus dem Gelände getragen. Die Einsatzkräfte sind nach eigenen Angaben gut auf eine Eruption vorbereitet.

Die Politik ist, das Gebiet erst zu sperren, wenn der Vulkanausbruch tatsächlich begonnen hat. Hier unterscheidet sich die Strategie des isländischen Katastrophenschutzes von den Behörden anderer Länder, wobei man bei Aktivierung einer Alarmstufe gleich eine Sperrung des Vulkans verhängt. Auf Island kann sich aber aktuell eine Eruptionsspalte zwischen zwei Vulkanen öffnen, was die Absperrung eines recht großen Areals nötig machen würde. Sobald es zu einem Vulkanausbruch kommen sollte, wird das Ausbruchsgebiet gesperrt. Erst nach Einschätzung der Situation wird die Eruptionsstelle ggf. für Besucher zugänglich gemacht. Sollte das der Fall sein, muss man in der Ferienzeit mit einem großen Besucherstrom rechnen.

Vulkan Fagradalsfjall am 08.07.23


Archivaufnahmen Fagradalsfjall 2021. © Marc Szeglat

Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island schwächelt

Seit gestern Abend nehmen Anzahl und Stärke der Erdbeben am Vulkan Fagradalsfjall ab, dennoch gibt es immer noch viele Erschütterungen. Sie konzentrieren sich auf den magmatischen Gang zwischen Fagradalsfjall und Keilir. In den letzten 4 Tagen gab es mehr als 8500 Erschütterungen und auf Island rechnet man mit einem Vulkanausbruch. Wissenschaftler sind vor Ort und führen Messungen durch. In einem RUV-Artikel heißt es, dass man sich auf einen baldigen Ausbruch vorbereitet. Die Forscherin Elísabet Pálmadóttir meinte in einem Statement, dass die aktuell gemessenen Bodenhebungen nicht  groß seien. Eine Interpretation hierfür ist, dass es in dem untersuchten Gebiet zwischen den beiden Vulkanen nicht genug GPS-Sensoren gibt, um die Änderungen engmaschig zu überwachen. Dadurch könnten lokale Bodenhebungen nahe der Oberfläche nicht mehr erfasst werden. Eine andere Interpretation ist, dass sich der Magmenaufstieg verlangsamt hat.

Schaut man sich die öffentlich zugänglichen Daten der GPS Stationen an, dann sieht man, dass es aktuell am Fagradalsfjall zu einer deutlichen Subsidenz kommt. Die dort gemessene Bodenhebung von 3 cm ist wieder abgebaut worden. Außerdem kam es zu einem ordentlichen horizontalen Versatz. Dieses Phänomen konnte man auch kurz vor der Eruption im letzten Jahr feststellen. Entweder beginnt der erwartete Vulkanausbruch in Kürze, oder das Magma schafft den Durchbruch noch nicht, die Erdbebenaktivität flaut ab, bis zum nächsten Magmaschub. In 2021 wiederholte sich das Spiel mehrere Mal, bevor die Eruption begann.

Wie schon im letzten Jahr vermuten die Wissenschaftler einen Lavadurchbruch zwischen Fagradalsfjall und Keilir, weil hier die Bodenhebung am größten ist und das Magma am höchsten steht. Doch es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Schmelze in der bekannten Schwächezone am Fagradalsfjall final durchbricht.

Vulkan Fagradalsfjall mit Update am 07.07.23

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall könnte stärker werden

Während der Vulkanausbruch am isländischen Vulkan Fagradalsfjall auf sich warten lässt, werden die Erwartungen an den Vulkan immer größer. Isländische Forscher haben die neusten geophysikalischen Daten durch den Computer laufen lassen und renderten ein Modell des magmatischen Gangs, der sich zwischen den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir ausbreitet. Laut IMO-Expertin Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir zeigt das Modell einen Lavazustrom von 88 Kubikmeter pro Sekunde. Damit fließt fast doppelt soviel Lava in den Dyke wie vor der letzten Eruption im August 2022, als etwa 49 Kubikmeter Inflation pro Sekunde berechnet wurden. Im Vergleich zu 2021 ist das Verhältnis noch größer: Damals kam man auf einen Zustrom von 34 Kubikmeter pro Sekunde. Allerdings war die Eruption im letzten Jahr wesentlich kurzlebiger als der Erste Ausbruch 2021 als langfristig gesehen deutlich mehr Lava austrat. Dennoch meinen die Forscher, dass die Initialphase eines neuen Ausbruchs stärker sein könnte, als bei den beiden vorherigen Eruptionen. Sollte es so kommen, dann kann man davon ausgehen, dass der Zugang zur Eruptionsstelle nicht so schnell für Neugierige freigeben wird. Da die Erdbeben bis 1 km an die Erdoberfläche heranreichen, könnte ein Vulkanausbruch bald losgehen.

Mich erinnert das Geschehen an die Aufheizphase vor dem ersten Ausbruch, die sich über Wochen hinzog. Damals akkumulierte sich mehr Magma im Gang, als vor der zweiten Eruption. Es baute sich so ein großer Druck auf, dass das Magma nach der Entleerung des Dyks direkt aus dem Bereich der Asthenosphäre aufstieg und ohne längeren Reifungsprozess in der Erdkruste eruptiert wurde.

Schaut man sich die Lage der Erdbeben in der von Mike entdeckten 3D-Grafik an, dann erkennt man, dass sich das Magma in einer Tiefe zwischen 5 und 10 km seitwärts auszubreiten scheint und sich dort ein Magmenkörper nicht nur in Richtung Keilir ausdehnt, sondern weit darüber hinaus. Der magmatische Gang könnte demnach über 10 km lang sein und somit doppelt so groß wie vor der Eruption 2021.

Auf der erwähnten Grafik erkennt man auch einen zweiten Bebencluster. Dieser manifestiert sich vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel und setzt sich nicht bis zur Erdoberfläche fort. Das stärkste Erdbeben dort brachte es auf M 4,4 und ereignete sich etwa 3,3 km nordöstlich der Felseninsel Eldey. Die IMO-Forscher halten die Beben dort für tektonisch und sehen keine Hinweise für Magmenaufstieg, dennoch wurde der Alarmstauts auf „gelb“ erhöht.

Eldey gehört zum Vulkansystem von Geirfuglasker, das auf dem submarinen Teil des Reykjanes-Rücken liegt. Die Kollegen von Volcano Café vertreten die These, dass unter diesem System der Island-Mantelplume Magma nach oben pumpt und es eine diagonal verlaufende Verbindung zum Fagradalsfjall gibt. Grund für diese Hypothese liefert wiederum die Lage von Erdbeben.

Fagradalsfjall mit starker Bodenhebung am 07.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 63.901-22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbeben und bis zu 18 cm Bodenhebung am Fagradalsfjall

Das massive Schwarmbeben am isländischen Vulkan Fagradalsfjall geht weiter: IMO meldet mehr als 6500 Erdbeben seit dem 04. Juli. Nachdem sich die Bebenhäufigkeit gestern Mittag ein wenig abschwächte, intensivierte sie sich nachts wieder und ein neuer Schub etablierte sich. Es wurden wieder 5 Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich erzeugt. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 4,8. Das Epizentrum wurde 1.5 km west-südwestlich von Keilir lokalisiert.

Gestern schrieb ich, dass ich aufgrund der geringen Bodenhebung von 3 cm, die man anhand der GPS-Daten ablesen kann, nicht davon ausgehe, dass am Fagradalsfjall ein Vulkanausbruch innerhalb von Stunden bevorsteht. Ich verwies aber auch auf die Möglichkeit, dass diese Messungen im Angesicht des massiven Erdbebenschwarms nicht korrekt sein könnten und man zur genauen Einschätzung der Lage auf ein Interferogramm warten muss. Gestern Abend präsentierte uns IMO dann besagtes Interferogramm, das InSAR-Messungen zwischen dem 26. Juni und 6. Juli visualisiert. Hier sieht die Lage ganz anders aus und passt zu den massiven Schwarmbeben: demnach hat es bereits bis zu 18 cm Bodenhebung gegeben, was bereits 2 Zentimeter mehr ist als zum Eruptionsbeginn im letzten Jahr. Die Bodenhebung konzentriert sich auf dem Bereich des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir, mit einem Spitzenwert auf halber Strecke zwischen den beiden vulkanischen Erhebungen. Dort war die Bodenhebung auch am größten, als es zur ersten Eruption in 2021 kam. Genau wie damals, spekuliert man darüber, ob nicht dort eine neue Spalte aufgehen könnte. Für Vulkanbeobachter wäre das suboptimal, denn der neue Eruptionsort würde dann ein gutes Stück abseits der bestehenden Infrastrukturen am Fagradalsfjall liegen. Aber es kann natürlich genausogut sein, dass es wieder zu einem Ausbruch im Bereich Fagradalsfjall kommen wird, weil dort wohl die ausgeprägtesten Schwächezonen existieren.

Wann kommt es am Fagradalsfjall zum Vulkanausbruch?

Je länger Schwarmbeben und Inflation anhalten, desto wahrscheinlicher ist ein Vulkanausbruch innerhalb kurzer Zeit. Viele Vulkanologen rechnen mit einem Ausbruch innerhalb von 3 Tagen. Sollte das Magma nicht in den nächsten Tagen durchbrechen, dann halt beim nächsten oder übernächsten Lavaschub. Ich halte einen Vulkanausbruch in diesem Jahr für sehr wahrscheinlich und tatsächlich sieht es momentan so aus, als würde ein Ausbruch eher früher als später stattfinden. Auch wenn Mutter Erde macht was sie will und sich nur bedingt an menschlichen Prognosen hält, scheint sich die Einschätzung vieler isländischer Vulkanologen zu bestätigen, dass die Reykjanes-Halbinsel in eine neue Tätigkeitsphase eingetreten ist. Mittlerweile gibt es auch Vorschläge, dass man die 5 Spaltensysteme auf Reykjanes mit ihren Vulkanen als ein zusammenhängendes Vulkangebiet betrachten sollte. Es bleibt auf jeden Fall spannend auf Island!

Vulkan Fagradalsfjall mit Intrusion am 06.07.23

Erdbeben aufgrund von Magmenaufstieg unter Fagradalsfjall halten an

Das Schwarmbeben unter dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall hält auch den zweiten Tag in Folge an und macht keine Anzeichen aufzuhören. In den letzten Stunden nahm die Anzahl der Erdbeben etwas ab, aber solche Fluktuationen sah man auch bereits bei ähnlichen Ereignissen in den Jahren 2021 und 2022. Der Erdbebenschwarm zählt über 4000 Einzelbeben, von denen 3400 in den Tabellen auf der Website von IMO angezeigt werden. 13 Erdbeben hatten Magnitude im 4er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es gestern auf M 4,8. Insgesamt 90 Erschütterungen hatten Magnituden ab 3.

Die Vulkanologen von IMO stuften gestern den Alarmstatus des Vulkans auf „orange“ hoch und halten es für sehr gut möglich, dass in den nächsten Stunden oder Tagen ein neuer Vulkanausbruch beginnt. Sie beobachteten eine aufwärtsgerichtete Verlagerung der Erdbeben, die in ca. 8 km Tiefe begannen und mittlerweile bei einer Tiefe von 2-3 km angekommen sind. Die Beben manifestieren sich in einer langgestreckten Zone, die im Nordosten des Fagradalsfjall-Vulkans beginnt und im Südwesten des Vulkans Keilir endet. Das entspricht der Lage des magmatischen Gangs, der sich bereits im den letzten beiden Jahren vor den Eruptionen am Fagradalsfjall gebildet hatte. Das Magma steigt also wieder entlang des gleichen Risssystems auf, wie es 2021 und 2022 der Fall war. Während sich die erste Eruption durch wochenlange Erdbeben angekündigt hatte, startete der zweite Vulkanausbruch im letzten Jahr nach wenigen Tagen. Allerdings hatte es damals auch Wochen vor der Eruption Magmaansammlungen an anderen Stellen der Region um Grindavik und dem Thermalkraftwerk Svartsengi gegeben. Doch auf Island vertritt man die Meinung, dass es diesmal schneller zu einer neuen Eruption kommen könnte. Wie immer besteht trotzdem die Möglichkeit, dass das Magma kurz unter der Oberfläche in der Kruste stecken bleibt und eine Eruption ausbleibt.

Ich halte zwar auch einem baldigen Ausbruch für wahrscheinlich, allerdings finde ich die Bodenhebung von 3 cm noch zu gering, als dass ich meinen würde, dass es bereits in den nächsten Stunden losgeht. Vor der letzten Eruption betrug die Bodenhebung 16 cm. Es kann aber auch sein, dass die GPS-Messungen ungenau sind und die tatsächlichen Werte höher sind. Hier müssen wir auf ein Interferogramm warten. Weiterhin ist es möglich, dass der Untergrund unter dem Vulkan so geschwächt ist, dass jetzt ein geringerer Druck reicht, um eine Eruption auszulösen.

Die großen isländischen Medienanstalten laufen bereits warm und haben wieder ihre LiveCams online gebracht. Sie blicken in Richtung Fagradalsfjall und Keilir. Ich habe sie auf der Fagradalsfjall-Live-Seite eingebunden.

Interessant ist auch diese 3D-Grafik, die Mike entdeckt hat. Dort erkennt man sehr schön die Lage der Erdbeben, die den Verlauf des magmatischen Gangs widerspiegeln.

Massiver Erdbebenschwarm auf Island am 05.07.23

Fast Tausend Erdbeben erschüttern Fagradalsfjall auf Reykjanes

Datum 05.07.23 | Zeit: 08:21:35 UTC | 63.935 ;  -22.199 | Tiefe: 3,9 km | Mb 4,8

Update 12:00 Uhr: IMO meldet jetzt ca. 1600 Erdbeben, obwohl in der Tabelle nur knapp 1300 angezeigt werden. Stärkster Erdstoß hatte heute Morgen die Magnitude 4,8 und ein Hypozentrum in 3,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 1.5 km west-südwestlich von Keilir lokalisiert. Dort endete der magmatische Gang, der im Jahr 2021 intrudierte. Insgesamt traten heute bereits 3 Beben mit Magnituden im 4er-Bereich auf. Der Vulkan-Alarmstatus für den Flugverkehr wurde gerade auf „orange“ erhöht.

Originalmeldung: Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann gestern Nachmittag gegen 16:00 Uhr Ortszeit ein starkes Schwarmbeben. Bis heute Morgen um 9 Uhr wurden zwischen Fagradalsfjall und Keilir fast 1000 Erdbeben registriert. 17 dieser Beben hatten eine Magnitude im Bereich von 3. Das stärkste Einzelbeben im Hauptcluster hatte eine Magnitude von 3,7. Die Beben verteilen sich über einen größeren Bereich im Südwesten Islands, ähnlich wie bei den starken Schwarmbeben vor den letzten beiden Eruptionen. Auch die Tiefe der Erdbebenherde variiert, wobei die meisten Beben in Tiefen zwischen 7 und 4 km auftreten. Diese Tiefen sind typisch für die Ansammlung eines Magmenkörpers oder das Eindringen eines magmatischen Gangs. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es in den nächsten Tagen einen signifikanten Anstieg der Bodenhebung geben wird. Seit April wurde mit GPS-Messstationen eine vergleichsweise leichte Bodenhebung beobachtet, die an einer Messstation inzwischen 3 cm erreicht hat.

Wenn diese Schwarmbeben durch Magmenintrusion verursacht wurden, stellt sich natürlich die Frage, ob und wann es zu einer Eruption kommen wird. Vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption im Jahr 2021 wurde die Reykjanes-Halbinsel monatelang von vergleichbaren Schwarmbeben heimgesucht und es kam zu deutlichen Bodenhebungen. Vor der zweiten Eruption traten Schwarmbeben einige Wochen zuvor auf, wobei sie sich zunächst nicht direkt am Fagradalsfjall manifestierten. Spekulativ ist, dass sich eine Eruption diesmal noch schneller ankündigen könnte, da die Förderstrukturen bereits etabliert sind und nur wieder aktiviert werden müssen, anstatt komplett neu entstehen zu müssen. Insbesondere während der ersten Eruption wurde nach einer mehrtägigen Anfangsphase, während derer Schmelze aus dem magmatischen Gang austrat, Lava ausgestoßen, die aus primitivem Magma schnell aus größerer Tiefe aufgestiegen war. Man vermutete eine direkte Verbindung zwischen einem Magmenreservoir nahe dem Ort der Schmelzbildung in der Asthenosphäre/Erdmantel und dem Förderschlot. Während die erste Eruption mehrere Monate dauerte, hielt die zweite Eruption im letzten Sommer nur gut 2 Wochen an. Hier wurde wahrscheinlich nur die Schmelze ausgestoßen, die sich in den Wochen zuvor in der Erdkruste angesammelt hatte.

Erdbeben auf Island – News vom 21.06.23

Erhöhte Seismizität auf isländische Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel befindet sich im Südwesten von Island und war Schauplatz der letzten beiden Vulkanausbrüche auf Island, die sich in den Jahren 2021 und 2022 ereigneten. Da sich laut Aussage von Vulkanologen weitere Ausbrüche ereignen könnten -die Halbinsel soll in eine neue Aktivitätsphase eingetreten sein, die mehrere Jahrzehnte anhalten könnte- Blicken wir natürlich mit gesteigertem Interesse auf die Erdbeben der Region. Die beiden Eruptionen haben sich Monate zuvor durch eine rege Erdbebenaktivität angekündigt gehabt. Tatsächlich beobachten wir seit einigen Wochen einen leichten Anstieg der Seismizität unter Reykjanes. In der vergangenen Woche wurden insgesamt 130 Erschütterungen festgestellt.

In den letzten Tagen manifestierten sich kleinere Schwarmbeben am Spaltensystem zwischen Fagradalsfjall und Keilir, ähnlich wie es sich einige Monate vor den letzten Eruptionen ereignete. Sollten die Beben durch Magmenbewegungen im Untergrund hervorgerufen werden und somit Vorzeichen einer erneuten Eruption sein, befinden wir uns in einem frühen Stadium des Magmenaufstiegs, der sich an der Erdoberfläche in einer leichten Bodenhebung manifestiert. So zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall eine Bodenhebung von maximal 20 mm. Die Hebungsphase begann im Mai, etwa zeitgleich mit der Zunahme der Seismizität. Der letzte Messwert stürzte jäh ab. Da das Phänomen an allen Messstationen auftrat, gehe ich von einem Systemfehler aus.

Die Erdbebentätigkeit ist in anderen Vulkanregionen Islands ebenfalls erhöht. Im Wochenbulletin des IMO heißt es, dass in der letzten Woche (Kalenderwoche 24) vom seismischen Netzwerk 660 Erdbeben registriert worden sind. Davon wurden etwa 600 Ereignisse manuell verarbeitet. Dies ist ein leichter Anstieg gegenüber der Vorwoche, in der es rund 550 Erdbeben gab. Das größte Erdbeben der Stärke M3.1 in dieser Woche ereignete sich im Vulkan Bárðarbunga. Am Geitlandsjökull-Gletscher wurde ein Erdbeben der Stärke 2,8 gemessen.

Bodenhebung an der Askja hält an

IMO betont, dass die Bodenhebung an der Askja linear verläuft und mittlerweile auf 60 Zentimeter angewachsen ist. Pro Woche ereignen sich in der Region zwischen 40 und 50 schwache Erdbeben. Das Dach eines Magmenkörpers soll sich in ca. 2,9 km Tiefe befinden. Ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird bleibt ungewiss.