Fagradalsfjall-Eruption – News vom 08.08.23

Die Litli-Hrútu-Eruption am Fagradalsfjall auf Island ist vorbei

In den letzten Tagen ist es ruhig um die Litli-Hrútu-Eruption am Fagradalsfjall geworden. Nun erklärte der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gegenüber dem Iceland-Monitor MBL, dass er den Vulkanausbruch für beendet hält. Ein Grund dafür ist die Abnahme des vulkanischen Tremors, der wieder auf das Hintergrundniveau gesunken ist. Auf der Grafik markiert ein Pfeil den Zeitpunkt, seit dem der Tremor (blaue Kurve im Frequenzbereich von 2-4 Hz) wie im Hintergrundrauschen untergeht. Bereits in der letzten Woche nahm die Aktivität am Litli-Hrútu stark ab, und seit einigen Tagen ist keine Lava mehr eruptiert worden.

Der Vulkanologe geht jedoch nicht davon aus, dass die Eruptionsserie auf der Reykjanes-Halbinsel damit endgültig beendet ist. Vielmehr rechnet er in den nächsten Jahren mit weiteren Eruptionen im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans. Dieses Muster ist typisch für diese Art von Eruptionen auf Island, die oft unter dem Begriff „Feuer“ zusammengefasst werden. Nach einer intensiven Anfangsphase, wie wir sie vor 2 Jahren erlebt haben, als der erste Ausbruch am Fagradalsfjall mehrere Monate andauerte, folgen in linearer Abfolge weitere Eruptionen. In der Vergangenheit wurden bei solchen Serien bis zu 8 „Feuer-Eruptionen“ an einem Ort beobachtet. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Krafla-Feuer, die sich in den Jahren 1975-84 ereigneten.

Þorvaldur Þórðarson geht davon aus, dass es am Fagradalsfjall mindestens zwei bis drei weitere Eruptionen geben wird. Auf die Frage nach dem Zeitintervall zwischen den Eruptionen antwortete der Vulkanologe, dass er mit der nächsten Eruption frühestens in einem Jahr rechnet. Es könnte jedoch auch länger dauern. Vor dem nächsten Ausbruch werden die Isländer wieder mit Bodenhebungen und Schwarmbeben gewarnt werden, da neues Magma aufsteigen und in die oberen Erdschichten eindringen muss.

Möglicherweise erleben wir sogar an einer anderen Stelle auf Island einen Ausbruch, bevor sich der Fagradalsfjall wieder meldet. Ein Kandidat hierfür ist die Askja-Caldera, die seit 2 Jahren durch intensive Bodenhebung auffällt. Ein Ausbruch der Askja würde sich stark von dem „Fagradalsfjall-Feuer“ unterscheiden und höchstwahrscheinlich eine starke explosive Komponente beinhalten.

Vulkan Fagradalsfjall am 04.08.23

Fagradalsfjall Eruption schwächelt

Dass die Intensität der Eruption am Litli-Hrútur in den letzten Tagen kontinuierlich schwächer wurde, ist keine Neuigkeit mehr. Seit gestern Mittag hat sich der Aktivitätsrückgang jedoch deutlich beschleunigt, und es scheint so, als ob das eintreten würde, was viele bereits vermutet haben: Die Eruption neigt sich ihrem (vorläufigen) Ende zu. Auf der RUV-Livecam ist der Krater nun herangezoomt, und man sieht noch etwas Lava aus dem fast geschlossenen Krater spattern. Es scheint nicht so, als wäre noch viel Lava in den Röhren unterwegs. Gestern Mittag registrierte MIROV noch eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 109 MW. Heute wurde nur eine schwache Wärmeanomalie festgestellt, die aber durch eine leichte Bewölkung gedimmt worden sein könnte. Entlang des Magmatischen Gangs gab es vereinzelte Erdbeben, ein Schwarm, der auf einen Magmenaufstieg hindeuten würde, ist jedoch ausgeblieben.

Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde sich die Eruption tatsächlich ihrem Ende nähern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten Monaten eine neue Eruption auf Reykjanes geben wird, ist vergleichsweise hoch, denn schon zu Beginn der Eruptionsserie in 2021 machten Vulkanologen deutlich, dass die Reykjanes-Halbinsel in eine neue Tätigkeitsphase eingetreten ist und man in den nächsten Jahrzehnten mit einer verstärkten eruptiven Tätigkeit rechnen muss. Bis jetzt beschränkten sich die Eruptionen auf die Gegend des Fagradalsfjall, und es wurde keine Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass auch andere Spaltensysteme aktiv werden. Konkret könnten sich zukünftige Eruptionen in der Gegend von Svartsengi und der Blauen Lagune abspielen, oder auch an der Westspitze der Halbinsel, unweit des Flughafens von Keflavik. Sogar nahe Reykjavik könnte es zu Eruptionen kommen.

Darüber hinaus sind auf Island auch Eruptionen an anderen Vulkanen möglich. Neben Askja und Katla sind auch Vulkanausbrüche am Grimsvötn und Hekla möglich. Es bleibt spannend auf Island.

Video vom Kollaps der Kraterwand

Das Video unten stammt von Jochen Felkl, dem Kassenwart der Vulkanologischen Gesellschaft e.V., der zusammen mit den Vereinsmitgliedern Thorsten Böckel, Carsten Peters, Martin Rietze und Thomas Spinner (in alphabetischer Reihenfolge) am Fagradalsfjall waren. Jochen hatte das Glück, dass seine Drohne gerade in der Luft war, als es zum Kollaps der Kraterwand kam, und konnte den spannenden Augenblick dokumentieren. Auch sonst ist sein Video sehr gelungen.

Vulkanausbruch am Fagradalsfjall am 02.08.23

Eruption am Fagradalsfjall auf Island schwächt sich ab

In den letzten Tagen hat die sichtbare Aktivität am isländischen Vulkan Fagradalsfjall weiter nachgelassen, dennoch bleibt der Vulkan effusiv aktiv: Im neu entstandenen Krater am Litli-Hrútur brodelt Lava, und es werden kleine Lavafontänen generiert. Der Krater hat sich seit meinem letzten Update weiter geschlossen. Durch die Verengung der Öffnung konzentrieren sich die explosionsartigen Entgasungen auf einen kleineren Bereich, wodurch die Lava etwas höher ausgeworfen werden kann. Im Kraterbereich ist keine oberflächlich fließende Lava sichtbar. Sie fließt durch Tunnel ab, die überwiegend in Richtung des Meradalir-Tals verlaufen. Dort, und teilweise auch im Osten des Lavafelds, tritt die Lava am Ende der Tunnel aus und bildet eine vergleichsweise schwache Lavafront. In der vergangenen Woche schritt die Lavafront im Meradalir-Tal um ca. 300 m voran. MIROVA registriert eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 235 MW. Im Vergleich zu der ersten Eruptionswoche ist das ein relativ schwacher Wert.

Die Universität Island hat neue Daten zur Eruption veröffentlicht. Demnach betrug der Lavafluss in der letzten Juli-Woche durchschnittlich 5 Kubikmeter pro Sekunde. Geht man von einer linearen Abnahme der Aktivität aus, dann wird die Förderrate aktuell zwischen 3 und 4 Kubikmeter pro Sekunde liegen. Das Lavafeld bedeckt eine Fläche von ca. 1,5 Quadratkilometern und hat ein Volumen von knapp 16 Millionen Kubikmetern. Das Lavafeld ist bis zu 30 m mächtig.

Chemische Analysen von Lavaproben ergaben, dass sich die Schmelze im Eruptionsverlauf leicht veränderte und aus einem Magmenreservoir stammt, in dem sich das Magma im Zuge der Differentiation im Laufe der Zeit verändert. Das Reservoir wird aktuell nicht mit frischem Magma aus dem Erdmantel versorgt. Insofern unterscheidet sich die aktuelle Eruption von dem langlebigen Ausbruch im Jahr 2021, bei dem es im Geldingadalir-Tal zur Bildung des Kegels mit pulsierender Tätigkeit kam. Der jetzige Ausbruch beim Litli-Hrútur ähnelt also der Eruption vom letzten Jahr, die das Meradalir-Tal mit Schmelze füllte. Die aktuelle Eruption war zu Beginn stärker als der Ausbruch im letzten Jahr und dauert auch bereits länger. Sollte kein neues Magma aus größerer Tiefe aufsteigen und das leerlaufende Reservoir auffüllen, dann ist das Ende des Vulkanausbruchs möglicherweise nicht mehr allzu fern.

Zusammenfassung:

  • Der Krater am Litli-Hrútur schließt sich weiter.
  • Die Förderrate hat abgenommen und liegt bei ca. 4 Kubikmeter pro Sekunde.
  • Das Lavafeld bedeckt eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern.
  • Es wurden bis jetzt ca. 1,6 Millionen Kubikmeter Lava gefördert.
  • Der Chemismus des Magmas deutet an, dass sich der Magmenkörper (Dyke) entleert, ohne Nachschub zu bekommen.

Erdbeben und Vulkanausbruch in Island am 30.07.23

Erdbeben M 3,2 am Torfajükull

Datum 30.07.23 | Zeit: 12:44:58 UTC |  63.984 ; -19.130  | Tiefe: 0,9 km | Mb 3,2

Erst gestern schrieb ich über die Ausbaupläne touristischer Infrastruktur am isländischen Landmännerbad und zeigte mich -wie immer wenn es um Vergleichbares geht- wenig begeistert davon, die Natur immer weiter zurückzudrängen um mehr Profit zu machen. Sicherlich sei es Islandreisenden gegönnt in den warmen Fluss zu baden, doch es macht keinen Sinn, immer mehr Touristen durch immer einfacheren Zugang zu besonderen Spots zu locken und gegebene Grenzen immer weiter zu stecken. Und es ist so, als wäre der Donnergott Thor ganz meiner Meinung, denn er ließ seinen Hammer mächtig auf den Boden krachen, sodass die Erde bebte. Das geschah am Nordrand der Torfajökull-Caldera, in der auch das Landmännerbad liegt. Das Erdbeben der Magnitude 3,2 lag in 0.9 km Tiefe und hatte ein Epizentrum 3,5 km west-südwestlich von Landmannalaugar. Der Erdstoß war Teil eines Schwarms aus ca. 50 schwachen Erschütterungen. Schwarmbeben in dieser Region sind nicht ganz ungewöhnlich und kommen immer wieder vor.
Auf dem gezeigten Kartenausschnitt sieht man auch den Myrdalsjökull mit dem subglazialen Calderavulkan Katla. Dort hatte es einen Schwarm aus ca. 20 Einzelbeben gegeben.

Weitere Erdbeben gab es auch im Bereich der Reykjaneshalbinsel und dem Fagradalsfjall. Der Vulkanausbruch, der vor 3 Wochen begann, geht weiter. Die auf den Livecams sichtbare Aktivität beschränkt sich auf den Kratern beim Litli-Hrútur. Im Krater brodelt weiterhin Lava und es gibt kleine Lavafontänen. Gegenüber gestern scheinen die Lavafontänen etwas kleiner geworden und auf den Livecams erkennt man keine aktiven Lavaströme an der Oberfläche. Auch nennenswerte Lavaüberläufe gab es nicht. Der Lavanachschub aus der Tiefe nimmt offenbar ab und auf Island munkelt man, dass sich die Eruption langsam ihrem Ende nähern könnte. Der Aktivitätsrückgang vereinfachte die Arbeit der Löschtruppen und die Moosfeuer scheinen inzwischen unter Kontrolle zu sein, dennoch bilden sich über dem heißen Boden viele Staubtornados.

Das war voraussichtlich der letzte Bericht, den ich von Kenia aus geschrieben habe. Spätestens ab Mittwoch geht der reguläre Betrieb auf vulkane.net weiter.

Fagradalsfjall-Eruption mit Explosionen am 29.07.23

Am Fagradalsfjall sind Methangas-Explosionen zu hören gewesen

Die Eruption am Fagradalsfjall hält an, ohne dass es in den letzten Stunden am Krater signifikante Änderungen gegeben hätte: immer noch sprudelt Lava im neuen Krater am Litli-Hrútur und es gibt Phasen, in denen die kleinen Lavafontänen aktiver zu sein scheinen. In diesen Phasen steigen größere Gasblasen auf und lassen die Lava weiterspritzen, als es sonst üblich ist. Im Sichtfeld der Livecam ist keine oberflächlich fließende Lava mehr zu sehen und auch das kleine Lock im Deckel der Lavatube, das am rechten Bildrand sichtbar ist, wird immer kleiner. Die Lavaströme sind gedeckelt und fließen durch Tubes. Entsprechen stark zurückgegangen ist die Thermalstrahlung, die bei MIROVA angezeigt wird. Sie liegt unter 500 MW Leistung.

Es gibt Berichte, dass im Eruptionsgebiet Explosionen zu hören sind. Sie werden allerdings nur indirekt vom Vulkanausbruch verursacht, denn was da explodiert ist Methan-Gas, das infolge der Moosbrände und der Lavaströme entsteht, die über dem Boden fließen, der organische Substanen enthält. Durch die große Hitze wird ein Teil der organischen Materie in Methan umgewandelt, anstatt zu verbrennen. In Hohlräumen zwischen der Lava bilden sich Methangasblasen, die sich mit Sauerstoff vermischen und dann durch die Brände entzündet werden und explodieren. Ähnliches konnte ich bereits bei der Leilani-Eruption auf Hawaii beobachten.

Darüber hinaus gibt es in den sozialen Medien Berichte von kleinen Tornados und Staubteufeln, die sich über dem heißen Lavafeld bildeten.

Die Seismizität entlang des magmatischen Gangs ist weiter rückläufig. Auf der Reykjanes-Halbinsel wurden in den letzten 2 Tagen nur noch 35 schwache Erdbeben registriert. Dafür gab es unter dem vatnajökullischen Gletschervulkan Bardarbunga zwei Erdbeben im Dreierbereich.


Touristenkapazitäten bei Landmannalaugar sollen erweitert werden

Eine weitere Neuigkeit aus Island betrifft nicht den Vulkanausbruch, sondern das Landmännerbad, das bei Touristen seit jeher sehr beliebt ist. Da sich der Touristenstrom gen Island in den letzten Jahren massiv steigerte, wird nun diskutiert, die Kapazitäten bei Landmannalaugar deutlich auszubauen. Der Campingplatz soll erweitert werden, und sogar ein Hotel mit Schwimmbecken gebaut werden. Ich befürchte damit verliert das Kleinod massiv an Attraktivität bei allen, die eben das Naturerlebnis lieben. Der Ausbau der Infrastrukturen auf Island ist nicht mehr aufzuhalten. Erst vor 2 Monaten wurde bekannt, dass mehrere Hochlandrouten asphaltiert werden sollen und ein Luxushotel bei anderen heißen Quellen geplant ist.

Vulkan Erta Alé am 27.07.23

Nachdem ich 3 Tage lang auf Gamedrive in der Masai Mara war und Löwen, Elefanten und Gnus fotografierte, nun wieder eine Lebenszeichen in Form eines Vulkan-Updates von mir.

Pitkrater der Erta  Alé mit Lava aufgefüllt

Aus der äthiopischen Wüste Danakil gibt es neue Berichte vom Schildvulkan Erta Alé, in dessen Südkrater jahrzehntelang ein Lavasee brodelte. Nun waren einheimische Vulkanführer vor Ort und berichteten von einem komplett aufgefüllten Pitkrater. Im Bereich des ehemaligen Kraters erhebt sich ein Hornito, aus dem Lava spattert. Videoaufnahmen belegen die Aktivität. Für mich sieht es auf dem Video allerdings so aus, als würde es sich um den Nordkrater handeln und nicht um den Südkrater. Doch in den letzten Monaten waren beide Krater aktiv und es wurde von Hornitos und Lavaüberläufen berichtet.

Während man auf den Satellitenbildern der letzten 2 Wochen nur kleine bis moderate Wärmeanomalien erkennen kann, ist auf einem Infrarot-gefilterten Bild vom 7. Juli eine große Anomalie im Nordkrater zu sehen. Auch der Südkrater war zu dieser Zeit aktiv und man erkennt moderate Wärmeanomalien. Sehr wahrscheinlich wurde der Pit zu diesem Zeitpunkt vollends aufgefüllt.

Der Vulkanguide berichtete, dass nicht nur der Pit aufgefüllt wurde, sondern dass die Lava auch über das Gebiet des früheren Kraters hinausfloß. Vom Hornito ausgehend könnten Lavaströme nun wieder größere Entfernungen zurücklegen. Das Gesicht des Vulkans ändert sich dadurch deutlich.

Beide Krater liegen in einer ellipsoiden Caldera die 1800 x 800 m misst. Im Jahr 2018 kam es zu einer größeren Eruption, bei der der Lavasee überfloss und große Lavaströme eruptierte, die im Nordosten des Vulkans die Basis des Erta Alé erreichten.

Die Schmelze des Vulkans stammt von einem Hotspot, über den es neue Erkenntnisse gibt, über die ich zu seinem späteren Zeitpunkt bloggen werde. Außerdem liegt der Erta Alé in einem aktiven Rift, das hier einem ozeanischen Rücken gleicht. Eine Situation also, die jener am Fagradalsfjall auf Island nicht ganz unähnlich ist.

Fagradalsfjall mit wenigen sichtbaren Lavaströmen.

Während die Wunden in der Kraterwand des Vulkans weitestgehend verheilt sind und im Krater ein Lavapond brodelt, zeigte sich heute auf der Livecam kaum Lava, die an der Oberfläche strömt. Die Lavaströme scheinen in Tubes zu fließen.

Der Zugang zum Eruptionsgebiet wurde weiter eingeschränkt. Heute war der Vulkan nur zwischen 13 und 18 Uhr zugänglich, da man vormittags Transportarbeiten durchführte.

Fagradalsfjall-Eruption am 24.07.23

Lavastrom am Fagradalsfjall ändert nach Kollaps Richtung

Dass ein Vulkanausbruch ein dynamischer Prozess ist, in dem die einzige Konstante die Veränderung ist, sieht man derzeit sehr schön am Fagradalsfjall auf Island: am Krater bei Litli-Hrútur gab es heute Nachmittag einen vergleichsweise kleinen Kollaps in der nördlichen Kraterwand und ein Teil der brodelnden Schmelze im Krater floss ab. Doch anstatt einen Lavastrom zu schaffen, der in Richtung der neuen Öffnung strömt, knickte der Strom gen Osten ab. Der Strom in südlicher Richtung ist deutlich schwächer geworden.

Heute Morgen berichtete MBL über den Vulkan und brachte ein Interview mit dem Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson. Er sagte, dass sich am Litli-Hrútur immer mehr ein geschlossenes System etabliert, in dem die Lava durch Tunnel fließt und derart isoliert weitere Strecken als zuvor zurücklegen kann. Dabei fließt die Lava durch die Tubes auch schneller als an der Oberfläche. Er wagte die Prognose, dass die Lava auf diese Weise sogar bis zur Südküste vordringen könnte. Er betonte aber auch, dass dieser Zustand des geschossenen Systems eine Momentaufnahme sei und dass sich an einem Vulkan alles schnell ändern könne. Nun, diese Änderung trat dann heute mit dem Kollaps der Kraterwand ein.

Nicht geändert hat sich hingegen der Zustand, dass der Zugang zur Eruptionsstelle heute wieder um 18 Uhr geschlossen wurde: eine Konsequenz aus der Missachtung der Verbotszone um den Krater, die von einigen Personen verursacht wurde. Die Befürchtung steht im Raum, dass dies nun ein dauerhafter Zustand sein könnte. Selbstkritisch muss ich mich natürlich fragen, ob ich mich an die Absperrungen und Regeln halten würde, wäre ich jetzt anstatt in Kenia auf Island? Aber ganz klar: sollte ich es noch schaffen, den Vulkanausbruch zu erwischen, werde ich mich um eine Sondergenehmigung bemühen, um den Litli-Hrútur zu besteigen.

Während die Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel moderat erhöht ist, gab es weiter nordöstlich ein Erdbeben der Magnitude 3,5. Es manifestierte sich unter dem subglazialen Calderavulkan Katla.


Weitere Meldung:

Mayon mit anhaltendem Domwachstum

Auf den Philippinen ist der Mayon weiterhin effusiv aktiv und baut an seinem Lavadom. Vom Dom gehen inzwischen 3 Lavaströme ab: die beiden Ältesten sind 2,8 lang und der jüngste Strom bringt es auf 0,6 Kilometer Länge. Sie fließen durch die Schluchten Mi-isi, Bonga, und Basud. Gestern gingen vom Dom 4 pyroklastische Dichteströme und 156 Steinschläge ab. Es wurden 184 vulkanotektonische Erdbeben registriert. Der Schwefeldioxidausstoß lag bei über 2000 Tonnen am Tag.

Vulkan Fagradalsfjall am 23.07.23

Zugang zur Eruption auf Island wurde erneut gesperrt

Gestern Abend wurde der Zugang zur Eruptionsstelle am Litli-Hrútur erneut gesperrt, weil sich einige Besucher nicht an die Regeln gehalten hatten und das Sperrgebiet direkt in Kraternähe betraten Laut MBL trat der Vorfall bereits in der vorherigen Nacht ein, als sich insgesamt ca. 600 Personen an der Eruptionsstelle aufhielten. Da die Sicherheit der Schaulustigen nicht gewährleistet werden konnte, wurde der Zugang dann am Abend ab 18 Uhr gesperrt. Auch heute wird die Sperrung aufrechtgehalten. Als Grund hierfür wird erneut starke Gasentwicklung angegeben. Neben dem Lavastrom brennt wieder Moos, was die Gasbelastung weiter erhöht.

Beim Betrachten des Livestreams sieht man heute Vormittag, dass die Lava höher im Krater steht, als es in den letzten Tagen der Fall gewesen ist. Die Schmelze steht fast bis zum Kraterrand und ist kurz davor überzulaufen. Außerdem steigt die Lavafontäne höher als sonst auf. Die Lava strömt zudem nicht nur in Richtung Süden, sondern bildete einen breiteren Strom nach Westen. Der Strom Richtung Süden ist weniger intensiv als zuvor. Der Verlauf der Lavaströme ändert sich häufig. Leider ist der Tremorgraph der Fagradalsfjall-Station weiter offline, so dass man nicht beurteilen kann, ob die Lava im Krater höher steht, weil tatsächlich mehr Schmelze aus der Tiefe aufsteigt oder ob es daran liegt, dass sich der Abfluss der Lava veränderte. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Eruption wieder zu Pulsen beginnt, wie es vor 2 Jahren der Fall gewesen ist. In der Anfangsphase dieser Pulse entstanden mehrere Hundert Meter hohe Lavafontänen.

Die Seismizität entlang des magmatischen Gangs hat in den letzten Stunden nachgelassen, dafür ereignete sich ein Schwarmbeben an der Westspitze der Reykjanes-Halbinsel bei Reykjanestá. Auch dort könnte sich Schmelze im Untergrund akkumulieren.

Fagradalsfjall-Litli-Hrútur am 21.07.23

Vulkanausbruch auf Island hält an

Einige Tage sind seit meinem letzten Update zum Vulkanausbruch auf Island vergangen und es sind einige interessante Sachen passiert, die ich hier kurz zusammenfassen möchte. Nachdem am Montag der Zugang zur Eruption freigegeben worden war, strömten wieder die Schaulustigen zur Ausbruchsstelle, um die Eruption aus nächster Nähe zu bewundern. Während sich die meisten Schaulustigen wohl an die Sperrzone hielten, gab es wieder einige besonders Wagemutige, die sich dem Krater näherten. Dabei entgingen einige Wanderer am Mittwoch um 2 Stunden einer Katastrophe, da sie sich in dem Bereich aufhielten, in der die Lava strömte, nachdem es zum Kollaps einer Kraterwand gekommen war. Dabei wurden nicht nur viel Lava gefördert, sondern auch große Blöcke aus der Kraterwand, die etwa dort landeten, wo sich zuvor die Wanderer aufhielten. Für einen 60-Jährigen Schaulustigen war die Aufregung am Vulkan möglicherweise zu groß, denn er tat es der Kraterwand gleich un kollabierte. Sanitäter schafften ihn ins Krankenhaus, wo allerdings nur doch der Tode des Patienten festgestellt werden konnte. In den Pressemeldungen hieß es, dass der Patient über Vorerkrankungen verfügte und möglicherweise der Belastung der Wanderung nicht gewachsen war. Die Rettungstrupps hatten auch sonst einiges zu tun und mussten mehrere Wanderer bergen. Darunter einige erschöpfte Kinder.

Der Kollapps der Kraterwand kündigte sich 5 Stunden vorher indirekt an, da es einen Tremorpuls gab. Wahrscheinlich erhöhte sich kurzfristig die Förderrate der Lava was den Kollaps ausgelöst haben könnte. Kurzfristig floss der Lavastrom auch in eine andere Richtung, mittlerweile fließt er aber wieder südwärts.

Vor dem Kollaps und dem kurzfristigen Anstieg der Förderrate belief sie sich auf 8,7 Kubikmeter pro Sekunde. Damit lag sie in dem Durchschnittsbereich der beiden vorangegangenen Eruptionen. Die Lava bedeckte eine Fläche von 0,92 km²

Gestern war der Zugang zum Vulkan wieder gesperrt. Heute wurde ein neuer Ausgangspunkt für die Wanderung freigegeben, der näher an der Spalte liegt. Allerdings soll er nur mit einem 4×4 Jeep erreichbar sein. Die Strecke ist auch anspruchsvoller zu gehen, als die alte Route.

Für den Ausbruchsort Litli-Hrútur wurde eine aktualisierte Gefahrenkarte erstellt. Die neue Karte zeigt den überarbeiteten Ort der Intrusion zwischen dem 4. und 10. Juli 2023, basierend sowohl auf neuen Verformungsmodellen als auch auf seismischen Verschiebungen. Die Dyke-Intrusion, die vor Beginn der Eruption errichtet wurde, erstreckt sich von Keilir im Norden bis Meradalahnúkar im Süden.

Wirft man einen Blick auf die Erdbebenkarte beim IMO, erkennt man, dass die Erdbebentätigkeit am Fagradalsfjall noch leicht erhöht ist. Ein neues Schwarmbeben gab es südlich vom Gletscher Langjökull. Hier wurden seit gestern Abend 112 Erschütterungen detektiert. Ein Beben hatte eine Magnitude im 3-er Bereich.