Erdbeben auf Island am 16.10.23

Ein weiterer Erdebenschwarm erschüttert Reykjanes

Heute ist ein unruhiger Tag auf Island, wenigstens in Bezug zur Seismizität: Ein weiterer starker Erdbebenschwarm erschüttert die Reykjanes-Halbinsel und den Fagradalsfjall. 200 Erdbeben wurden dort innerhalb von 48 Stunden detektiert. Die Beben konzentrieren sich auf den Vulkan und auf die Westspitze der Halbinsel, in der Nähe von Reykjanestá. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden und es wurden nur 2 Erschütterungen im 2er-Bereich festgestellt. Die Hypozentren liegen oberhalb von 9 km und damit relativ flach, im Bereich des Fagradalsfjalls liegen sie in Tiefen, in denen sich auch der magmatische Gang befindet.

In diesem Zusammenhang erschien heute beim isländischen Sender RUV ein Interview mit der Geologin Kristín Jónsdóttir. Sie ist Leiterin für Naturgefahren beim Isländischen Meteorologischen Amt und empfahl Wanderern auf der Reykjanes-Halbinsel, vorsichtig zu sein, da es im Bereich des Vulkans eine starke Bodenhebung gebe und sich innerhalb von relativ kurzer Zeit ein neuer Vulkanausbruch ereignen könnte. Die Geologin gab als Zeitrahmen Wochen oder Monate an. Der Artikel war mit der Frage getitelt, ob es eine neue Eruption vor Weihnachten geben könnte. Die konkrete Antwort darauf blieb Kristín Jónsdóttir allerdings schuldig. Die Geowissenschaftler gehen auf jeden Fall davon aus, dass sich Magma unter dem Gebiet akkumuliert und dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eruption relativ groß ist. Im Prinzip bestätigt der Artikel meine Spekulationen darüber, dass sich ein Ausbruch schneller ereignen könnte, als es die Statistik in Bezug auf die Pausenintervalle nahelegt.

Der Boden hebt sich auf jeden Fall weiter. Der letzte Messpunkt zeigt einen niedrigeren Wert an, als die beiden Messpunkte vom Wochenende, die eine Hebung von 40 mm anzeigten. Die nächsten Tage werden zeigen, in welche Richtung der Trend geht. Ich tippe auf einen weiteren Anstieg.

Nicht nur unter Reykjanes bebte es, sondern auch in mehreren Bereichen Südislands, unter dem Vatnajökull und entlang der Störungszonen, die in die Tjönres-Fracture-Zone münden. Ein bewegter Tag auf Island!

Erdbeben auf Island am 15.10.23

Erdbeben unter Bardarbunga und Fagradalsfjall

Datum 14.10.23 | Zeit: 16:13:10 UTC | Lokation: 64.655 ; -17.523 | Tiefe: 5,9 km | Md 3,6

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 3,6. Es hatte ein Hypozentrum in knapp 6 km Tiefe, was für die Erdbeben der letzten Monate in dieser Region relativ tief ist. Das Epizentrum wurde 1,6 km nördlich der Caldera lokalisiert. Im Gebiet des Gletschers gab es auch mehrere schwache Erschütterungen, die meisten davon im Einzugsbereich des zweiten großen Vulkans unter dem Vatnajökull, gemeint ist der Grimsvötn. Vereinzelte Beben gab es auch im Bereich der Askja, die beim IMO ebenfalls in dem Kartenabschnitt des Vatnajökulls liegt. Insgesamt wurden im Kartenausschnitt 29 Erschütterungen festgestellt.

Seismisch wesentlich aktiver war die Region der Reykjanes-Halbinsel, wo man innerhalb von 48 Stunden 175 Beben feststellte. Viele der Erschütterungen manifestierten sich im Einzugsbereich des Fagradalsfjall und der nahe gelegenen Ortschaft Grindavik. Die beiden signifikantesten Schwärme folgen dem Verlauf der tektonischen Spalten, die eng mit den Eruptionsspalten auf Reykjanes assoziiert sind. Außerdem gibt es eine großflächige Bodendeformation. An der Messstation GOHN wird heute eine Bodenhebung von 37 mm angezeigt.

Die Vermutung liegt nahe, dass das aufsteigende Magma, das sich in ca. 10 km Tiefe unter dem Areal ansammelt, die Spannungen des Untergrunds erhöht und so die Erdbeben entlang der tektonischen Spalten auslöst. Bis jetzt kann man nicht mit Sicherheit sagen, wann und wo es einen weiteren Vulkanausbruch geben wird, doch ich halte die Wahrscheinlichkeit für recht groß, dass wir in den nächsten Monaten einen neuen Ausbruch am Fagradalsfjall erleben werden.

Eigentlich könnte jederzeit eine neue Gang-Intrusion stattfinden, bei der Magma bis in 5 km Tiefe aufsteigt, was für gewöhnlich zu starken Schwarmbeben führt und letztendlich in einer Eruption gipfelt.

Bodenhebung auf Island bestätigt – News vom 14.10.23

INSAR Aufnahmen bestätigen Bodenhebung auf Reykjanes

Die Erdbeben auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gehen weiter und es gab neue Schwärme bei Reykjanestá, Fagradalsfjall und Krýsuvík. IMO zeigt aktuell 85 Beben in der Region an. Doch die eigentliche Meldung besteht darin, dass neue INSAR-Satellitendaten bestätigen, dass sich der Boden im Gebiet des Fagradalsfjalls um gut 3 cm angehoben hat. In der Karte wurden Satellitendaten zusammengefasst, die zwischen dem 7. August und dem 6. Oktober 2023 gesammelt worden sind. Bei den Daten handelt es sich um sehr genaue Radar-Distanzmessungen zwischen Satelliten und der Erdoberfläche, die kleinste Abweichungen feststellen können. Sie sind genauer als die üblichen GPS-Messungen und können ein größeres Gebiet unabhängig von Messstationen erfassen. Die Daten werden dann in einer Karte zusammengefasst, auf der Bodendeformationen farblich dargestellt werden. Man erkennt, dass von den Bodenhebungen ein recht großes Areal betroffen ist, das sich von der Südküste der Reykjanes-Halbinsel bis fast an die Nordküste erstreckt. Man kann davon ausgehen, dass sich die Bodenhebung vor der Südküste noch Unterwasser fortsetzt. Das Zentrum des betroffenen Areals liegt im Nordwesten des Fagradalsfjalls, ungefähr dort, wo sich auch der Boden vor der letzten Eruption im Juli hob.

Die IMO-Forscher gehen davon aus, dass die Bodenhebung durch Magma zustande kommt, das sich in ca. 10 km Tiefe akkumuliert, und halten es für wahrscheinlich, dass sich bald wieder ein magmatischer Gang in flacheren Bereichen der Erdkruste bilden wird. Wie immer kann man jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es dann auch wieder zu einer Eruption kommen wird – schließlich könnte der Gang auch in der Erdkruste stecken bleiben – doch die Wahrscheinlichkeit eines neuen Vulkanausbruchs wird als relativ hoch eingeschätzt.

Fagradalsfjall: Neue Bodenhebung im Oktober detektiert

Neue Messungen bestätigen Bodenhebung von 3 Zentimetern am Fagradalsfjall – Magmenakkumulation die Ursache

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bleibt die Lage äußerst spannend, auch wenn der Hype in den Mainstreammedien nachgelassen hat. Dennoch lohnt es sich, die Situation weiterhin im Auge zu behalten, da sich innerhalb von Wochen neue Vulkanausbrüche ereignen könnten.

Einer der potenziellen Ausbruchskandidaten ist der Fagradalsfjall, der von 2021 bis 2023 aktiv war und in den vergangenen Wochen wieder vermehrt seismische Aktivität zeigte. Es gab Erdbeben, die mit Erschütterungen im benachbarten Krýsuvík-System einhergingen. Ich hatte über eine Bodenhebung als Ursache für die Beben spekuliert und in diesem Zusammenhang das stark reduzierte GPS-Messsystem kritisiert: Ausgerechnet die wichtigste Messstation GONH, im Herzen des Fagradalsfjall-Komplexes, ist seit der letzten Eruption Mitte vergangenen Jahres offline. Allerdings stellte sich nun heraus, dass dies nur für die Öffentlichkeit gilt, denn in einem IMO-Update wurde heute ein Plot der Messstation veröffentlicht, der eine stark ansteigende Kurve zeigt. Seit Juli hat sich der Boden um gut 3 Zentimeter gehoben. Auch InSAR-Satellitenaufnahmen zeigen eine Bodenhebung, die ein recht großes Gebiet umfasst und sich bis weit in den Norden von Reykjanes erstreckt, bis in die Region um den Keilir. Diese vulkanische Erhebung war Endpunkt früherer Intrusionen und befindet sich am Rand des Gebiets, das für den neuen Regionalflughafen vorgesehen ist.

Laut IMO wird die Bodenhebung durch die Ansammlung von Magma in etwa 10 Kilometern Tiefe verursacht. Die Forscher vergleichen die Situation mit der vor den letzten Eruptionen des Fagradalsfjall und halten es für möglich, dass es erneut zu einer Intrusion und zur Bildung eines magmatischen Gangs kommen könnte. Auch ein Vulkanausbruch ist nicht ausgeschlossen. Ein Ausbruch könnte sich innerhalb von Wochen oder Monaten ereignen.

Ich frage mich, ob es zu einer gleichzeitigen Eruption am Fagradalsfjall und bei Sundhnúkur kommen könnte oder ob die Aktivität wieder zum Fagradalsfjall zurückverlagert wird, wie ich bereits früher spekuliert habe. Beide Ausbruchsorte werden von der gleichen Magmadomäne gespeist.

In der vergangenen Woche wurden auf der Reykjanes-Halbinsel etwa 520 Erdbeben registriert, und in dieser Woche sind es bereits mehr als 220. Zwei Erdbeben mit Magnituden über 3 wurden letzte Woche gemessen: eines mit M 3,3 westlich von Kleifarvatn und ein weiteres mit M 3,2 etwa 5 km nordöstlich von Grindavík. Vor den Eruptionen des Fagradalsfjall in den Jahren 2022 und 2023 wurden kurz vor den Ausbrüchen, als sich der Magmakorridor der Oberfläche näherte, Tausende von Erdbeben registriert.

Weiter Erdbeben am Fagradalsfjall – News vom 16.09.23

Weiterer Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf Island

Unter dem Isländischen Vulkan Fagradalsfjall gab es gestern einen weiteren Erdbebenschwarm. IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 78 Beben. Die meisten Erschütterungen konzentrieren sich im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans und waren von geringer Magnitude. Die Hypozentren streuten grob in Tiefen zwischen 4 und 8 km, wobei es auch einige Ausreißer gab, die entweder flacher oder tiefer lagen. Die Daten sprechen dafür, dass die Beben im Zusammenhang mit dem magmatischen Gang stehen, der die letzten 3 Eruptionen auf Island mit Schmelze versorgte.

Gestern erschien bei MBL auch wieder ein Artikel, in dem der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson zu Wort kam. Er meinte, dass die Bodenhebung in der Region weiter anhält und rechnet in den nächsten Monaten mit einer weiteren Eruption auf Reykjanes. Der Forscher hält es für gut möglich, dass sich das Eruptionszentrum dann weiter Richtung Osten verlagern könnte. Statistisch gesehen rechnet er im Juni nächsten Jahres mit einem Ausbruch, da sich das Pausenintervall der letzten beiden Eruptionen jeweils um einige Tage verkürzte. Zwischen dem ersten und dem zweiten Ausbruch sind 321 Tage vergangen und dann 318 Tage zwischen dem zweiten und dem dritten Ausbruch. „Wenn sich dieses Muster fortsetzt, stehen wir irgendwann im Juni nächsten Jahres vor einem Ausbruch“, äußert sich Þorvaldur Þórðarson gegenüber MBL.

Östlich des Keilirs wurde eine Aufheizung des Bodens detektiert, worüber ich im letzten Update zu diesem Thema schon berichtete. Gestern wurde auf Youtube auch ein neues Drohnenvideo veröffentlicht, das Thermalaufnahmen zeigt, die diese Bodenerwärmung zu bestätigen scheinen. Allerdings muss man auch klarstellen, dass es auf Reykjanes mehrere Thermalgebiete gibt und warme Bodenstellen sollten auch ohne oberflächennahe Magmenintrusion keine Seltenheit sein.

In dem erwähnten Zeitungsartikel sprach der Vulkanologe auch über den Vulkan Katla, der ebenfalls Zeichen der Unruhe von sich gibt. Þorvaldur meint, dass der Vulkan innerhalb von 30 Jahren zu einer Eruption bereit sein könnte, vorausgesetzt, das Tempo der Aufladung ändert sich nicht. Das ist dann wesentlich länger, als andere Vulkanologen bereits vor Jahren postulierten.

Tatsächlich sehe ich aktuell unter der Katla eine stärkere Bodenhebung aus den IMO-GPS-Daten, als es am Fagradalsfjall ablesbar ist. Während sich an der Katla-Messstation AUST der Boden in den letzten 3 Monaten um gut 50 mm hob, erkennt man an der Fagradalsfjall-Messstation FEFC seit April eine Bodenhebung von knapp 30 mm. Anzumerken ist hier, dass es schon vor der Eruption im Juli zu einer Deflation kam und die Bodenhebung jetzt wieder so groß ist wie drei Wochen vor dem Ausbruch.

Erdbebentätigkeit unter Island hoch – News vom 12.09.23

Erdbebenschwarm und steigende Geothermie unter Reykjanes-Halbinsel

Datum 11.09.23 | Zeit: 19:02:55 UTC | Lokation: 63.667 ; -23.388 | Tiefe: 11.3 km | Mb 3,4

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel ist die seismische Aktivität weiter hoch. IMO registrierte in dem Bereich 177 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die meisten Beben fallen auf einen Schwarm, der sich vor der Südwestspitze der Halbinsel ereignete. Dort gab es 3 Beben mit Magnituden größer als 3. Die stärkste Erschütterung brachte es auf M 3,4 in 11 km Tiefe. Die Beben lagen offshore und wurden zwischen dem Ort Reykjanestá und der Felseninsel Geirfugladrangur verortet. Einzelne Beben ereigneten sich aber auch im Bereich von Fagradalsfjall und Keilir, wo wir beim eigentlichen Grund für diesen Post wären: In den letzten Monaten gab es nicht nur Beben entlang des magmatischen Gangs zwischen den beiden vulkanischen Erhebungen, sondern auch östlich des Keilir. Damals spekulierte ich, dass die Beben magmatischen Ursprung sein könnten, was nun durch den Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson indirekt bestätigt wurde.

In einem Interview mit der isländischen Zeitung MBL sagte er, dass es einen Trend dazu geben würde, dass sich die Eruptionen, die am Fagradalsfjall im Meradlair-Tal begonnen haben, weiter in Richtung Nordosten verlagern. Seiner Meinung nach könnte der nächste Ausbruch sogar östlich des Keilirs stattfinden, weil man dort einen signifikanten Anstieg der geothermalen Aktivität beobachtet hat, was auf Magmenintrusion zurückzuführen sein könnte. Bereits im Sommer, als es zum letzten Ausbruch bei Litla-Hrút kam, hatte sich zwischen Keilir und Trolladyngja ein neues Thermalgebiet mit Fumarolen gebildet, um denen sich Schwefel abgelagert hat. Außerdem starben Moose und Flechten in dem betroffenen Areal.

Während man im Yellowstone die Aktivität nun aufs Hydrothermalsystem schieben würde und einen Zusammenhang mit einer Magmenintrusion von sich weisen würde, halten die Isländer einen Vulkanausbruch für möglich. Ich denke, die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die Isländer recht behalten sollen. Þorvaldur Þórðarson meint auf jeden Fall, dass man die Gegend im Auge behalten sollte.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island am 07.09.23

Schwarmbeben und Deformation am Fagradalsfjall auf Island

Heute Morgen ereignete sich ein kleiner Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Die Beben waren von geringen Magnituden und manifestierten sich im Bereich des magmatischen Gangs, der den Vulkan bei Eruptionen mit Magma versorgt. Die Hypozentren schwankten zwischen 5 und 7 km Tiefe. Unklar ist, ob die Beben durch Magmenaufstieg verursacht wurden, oder ob es sich eher um Abkühlungs- und Schrumpfungsprozesse handelte. Da sich in der Gegend auch tektonische Störungen befinden, lässt sich eine entsprechende Herkunft der Erschütterungen nicht ausschließen. Für die erste Theorie spricht, dass es weiterhin eine Bodenhebung infolge von Inflation gibt. Leider ist die GPS-Messstation direkt am Vulkan seit der letzten Eruption im Juni offline, doch die benachbarte Station Festarfjall und Krisuvik zeigt eine Bodenhebung von 20 mm seit Eruptionsende an. In der letzten Woche lag die Bodenhebung noch bei 18 mm. Es handelt sich allerdings um Rohdaten, die noch korrigiert werden könnten. An der Festarfjall-Messstation wurde vor der letzten Eruption eine ähnliche Bodenhebung angezeigt, wie es jetzt der Fall ist. Isländische Vulkanologen zeigten sich bereits erstaunt, dass es so kurz nach der Eruption wieder Bodenhebungen gibt. Erstaunlicher Weise zeigten die GPS-Messungen vor der letzten Eruption nur geringe Bodenhebungen direkt am Fagradalsfjall an. Aktuell sind keine Werte aus dem direkten Umfeld von Vulkan und Magmatischen Gang online bzw. öffentlich zugänglich. Bis sich Genaueres sagen lässt, müssen wir wohl auf neue InSAR-Karten warten.

Unter Reykjanes wurden in den letzten 48 Stunden 59 Erschütterungen detektiert. Bei weitem nicht alle Erdbeben gehörten zum Schwarmbeben am Fagradalsfjall, so kann man in der Tat nur von einem kleinen Schwarmbebens sprechen. In der letzten Woche ereigneten sich unter Island „nur“ gut 500 Beben und damit halb so viel, wie in den Wochen zuvor. IMO schreibt dazu, dass es den ersten Herbstrum gegeben hat, und der Wind könnte die Detektion schwache Erdbeben vereitelt haben. So könnte die tatsächliche Erdbebentätigkeit stärker gewesen sein.

Bodenhebung gibt es aktuell auch am subglazialen Vulkan Katla. Die Messstation AUST zeigt eine Bodenhebung von 40 mm seit Juli 2023. Auch die Askja bläht sich weiter auf. Hier liegt der Maximalwert bei 680 mm.

Erdbeben und Bodenhebung auf Island – News vom 02.09.23

Erdbeben und Bodenhebung auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Datum 01.09.23 | Zeit: 17:55:13 UTC | 63.791 ; -22.865 | Tiefe: 10 km | Md 3,1

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe und wird es wohl in den nächsten Äonen auch nicht: Gestern Nachmittag gab es vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel ein Erdbeben der Magnitude 3,1. Das Epizentrum wurde 7,2 km nordöstlich der Insel Eldey verortet. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Es gab weitere schwache Erdbeben in der Region. Insgesamt registrierte IMO 46 Erschütterungen am Reykjanes-Ridge.

Einen Erdbebenschwarm gab es auch in der Nähe des Fagradalsfjall-Vulkans und am Keilir, also in den Regionen, in denen sich der magmatische Gang erstreckt, der die drei Eruptionen am Fagradalsfjall mit Schmelze versorgte. Interessanterweise veröffentlichte die isländische Zeitung MBL heute einen Artikel, in dem sich ein Vulkanologe zu Wort meldet. Demnach wird in der beschriebenen Region bereits wieder Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt. Laut IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson ist es der frühste Beginn von Bodenhebung, der nach den Eruptionen auf Reykjanes beobachtet wurde. Benedikt ist Spezialist für Krustenbewegungen und geht davon aus, dass die Bodenhebung ein frühes Anzeichen der nächsten Eruption ist. Genaugenommen muss man sich da fragen, ob wir überhaupt von verschiedenen Eruptionen sprechen können, oder ob der Ausbruch nicht nur pausiert. Aber letztendlich ist da nur eine Definitionsfrage, die an der Sache nichts ändert: Mit hoher Wahrscheinlichkeit sehen wir in den nächsten Monaten einen weiteren Vulkanausbruch auf Reykjanes.

Die Bodenhebungen lassen sich mit den Grafen der verschiedenen GPS-Messstationen, die man auf der Seite von IMO einsehen kann, nur bedingt nachverfolgen. Gerade die Messstationen am Fagradalsfjall sind seit der letzten Eruption im Juli offline. Weiter entfernte Einheiten zeigen eine Bodenhebung von bis zu 18 mm. Allerdings können gravitative Einflüsse die Messungen verfälschen. Fest steht aber, dass es eine Bodenhebung gibt.

Nicht nur am Fagradalsfjall gibt es Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg, denn auch der Calderavulkan Askja scheint sich auf eine Eruption vorzubereiten. Hier gibt es die positive Nachricht, dass die Messstation OLAC wieder online ist. Sie liegt im Zentrum des Areals mit der stärksten Bodendeformation und misst eine Hebung von 68 cm.

Fagradalsfjall-Eruption – News vom 08.08.23

Die Litli-Hrútu-Eruption am Fagradalsfjall auf Island ist vorbei

In den letzten Tagen ist es ruhig um die Litli-Hrútu-Eruption am Fagradalsfjall geworden. Nun erklärte der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gegenüber dem Iceland-Monitor MBL, dass er den Vulkanausbruch für beendet hält. Ein Grund dafür ist die Abnahme des vulkanischen Tremors, der wieder auf das Hintergrundniveau gesunken ist. Auf der Grafik markiert ein Pfeil den Zeitpunkt, seit dem der Tremor (blaue Kurve im Frequenzbereich von 2-4 Hz) wie im Hintergrundrauschen untergeht. Bereits in der letzten Woche nahm die Aktivität am Litli-Hrútu stark ab, und seit einigen Tagen ist keine Lava mehr eruptiert worden.

Der Vulkanologe geht jedoch nicht davon aus, dass die Eruptionsserie auf der Reykjanes-Halbinsel damit endgültig beendet ist. Vielmehr rechnet er in den nächsten Jahren mit weiteren Eruptionen im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans. Dieses Muster ist typisch für diese Art von Eruptionen auf Island, die oft unter dem Begriff „Feuer“ zusammengefasst werden. Nach einer intensiven Anfangsphase, wie wir sie vor 2 Jahren erlebt haben, als der erste Ausbruch am Fagradalsfjall mehrere Monate andauerte, folgen in linearer Abfolge weitere Eruptionen. In der Vergangenheit wurden bei solchen Serien bis zu 8 „Feuer-Eruptionen“ an einem Ort beobachtet. Ein bekanntes Beispiel dafür sind die Krafla-Feuer, die sich in den Jahren 1975-84 ereigneten.

Þorvaldur Þórðarson geht davon aus, dass es am Fagradalsfjall mindestens zwei bis drei weitere Eruptionen geben wird. Auf die Frage nach dem Zeitintervall zwischen den Eruptionen antwortete der Vulkanologe, dass er mit der nächsten Eruption frühestens in einem Jahr rechnet. Es könnte jedoch auch länger dauern. Vor dem nächsten Ausbruch werden die Isländer wieder mit Bodenhebungen und Schwarmbeben gewarnt werden, da neues Magma aufsteigen und in die oberen Erdschichten eindringen muss.

Möglicherweise erleben wir sogar an einer anderen Stelle auf Island einen Ausbruch, bevor sich der Fagradalsfjall wieder meldet. Ein Kandidat hierfür ist die Askja-Caldera, die seit 2 Jahren durch intensive Bodenhebung auffällt. Ein Ausbruch der Askja würde sich stark von dem „Fagradalsfjall-Feuer“ unterscheiden und höchstwahrscheinlich eine starke explosive Komponente beinhalten.