Die Eruption am Kilauea auf Hawaii kam nicht überraschend. Bereits im April stieg die seismische Aktivität an und der Lavasee im Pitkrater des Halemaʻumaʻu-Kraters lief mehrmals über. Mit ein wenig Verzögerung stieg auch die Aktivität im Puʻu ʻŌʻō-Krater. Dieser liegt im oberen Bereich des Ostrifts. Man hielt eine größere Eruption für möglich, doch mit dem, was folgte, rechnete man nicht unbedingt. Anfang Mai ereignete sich eine seismische Krise und der Puʻu ʻŌʻō-Krater begann zu kollabieren. Die Erdbeben wanderten entlang des Ostrifts Richtung Küstenebenen und mit ihnen das Magma, welches sich unter dem Krater angesammelt hatte. Das Magma migrierte bis zur Küstenebene und akkumulierte sich unter der Wohnsiedlung Leilani Estates, südlich der Kleinstadt Pahoa. Die Vulkanologen registrierten eine Aufwölbung des Bodens und es bildeten sich Risse: ein magmatischer Gang hatte sich gebildet, der unter der Siedlung endete. Ganze Straßen platzen auf wie eine überreife Tomate. Aus manchen Rissen dampfte es. Wenig später fanden die ersten kleinen Eruptionen statt. In den ersten Tagen des Vulkanausbruchs wurde Lava gefördert, die aus einer Restschmelze entstanden. Dem Chemismus nach, war es das gleiche Magma, welches bereits für die Eruption von 1955 verantwortlich war. Das Magma hatte also mindestens 63 Jahre lang im Magmareservoir geschlummert, bevor es nun vom frischen Magma aus dem Puʻu ʻŌʻō-Krater verdrängt wurde und bei Leilani als Lava austrat. Am 20. Mai verstärkte sich der Ausbruch: nun war die Restschmelze ausgestoßen worden und frische, heißere und dünnflüssigere Lava trat aus den Spalten aus, welche sich entlang des magmatischen Gangs gebildet hatten. Wenige Stunden später erreichten die Lavaströme den Ozean. Auf ihren Weg dorthin zerstörten sie zahlreiche Häuser und Straßen. Ein Geothermalkraftwerk befand sich am Rand der aktiven Spalte nebst Lavaströmen und drohte zu explodieren. Eine besondere Gefahr ging vom Methan-Gas aus, welches entstand, als die Lava die Vegetation begrub und verkohlte.
So sah die Situation aus, als die Vulkanauten Martin Rietze und Marc Szeglat den Ort des Geschehens erreichten. Eine Woche (24.- 30. Mai 2018) lang dokumentierten wir die Eruption. An unserem Ankunftstag sondierten wir die Situation, und knüpften Kontakte zum Zivilschutz, mit dessen Hilfe Journalisten und Fotografen in das Sperrgebiet gelangten. Allerdings wurden die Touren beaufsichtigt und wir konnten uns nicht frei bewegen. Trotzdem gelangten wir -auf teils abenteuerlicher Weise- zu einigen Lavafontänen. Diese manifestierten sich überwiegend entlang der Spalten 22 und 8. Der Lavastrom aus Spalte 8 sollte kurz nach unserem Abflug von Hawaii den Ort Kapoho erreichen und teilweise zerstören. Spannend waren 3 Bootsfahrten, die wir zum ocean entry unternahmen. Litorale Explosionen entstanden beim Kontakt der Lava mit Wasser. 2 Nächte verbrachten wir in Sichtweite des Halemaʻumaʻu-Kraters und warteten auf größere Ascheeruptionen. Je mehr sich das Magmareservoir entleerte, desto mehr kollabierte der Krater.
Die Eruption dauert weiter an. So dramatisch der Ausbruch für die Bewohner von Leilani und Kapoho ist, so Erkenntnisreich wird sie für die Vulkanologen sein. Erstmalig seit 1960 können sie eine Eruption auf der Küstenebene dokumentieren und den Prozess einer Calderabildung am Gipfel beobachten. Noch lässt sich nicht sagen, wie lange die Eruption dauern wird.
Hier lest ihr eine ausführliche Reportage unserer Abenteuer.