Vulkane-News 02.02.23: Ätna

Ätna mit fluktuierender Lavastrom-Aktivität

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Die Lavastrom-Aktivität am Ätna hat heute Nacht stark nachgelassen. Auf der Thermalcam des INGVs sah man bis heute Nachmittag nur ein kaltes Blau mit ein paar Grüntönen. Der Lavastrom schien versiegt zu sein. Doch seit ein paar Minuten ist wieder das Gelb frischer Lava zu sehen. Es bewegt sich auf die Oberkante des Valle del Bove zu. Anhand der geophysikalischen Parameter kann man derzeit kein ungewöhnliches Verhalten des Vulkans ableiten. Die Seismizität bewegt sich auf normalem Niveau. Heute gab es ein Erdbeben Ml 2,0 im Osten des Vulkans. Es hatte ein Hypozentrum in 7 km Tiefe und manifestierte sich an einer bekannten Störungszone 6 km nördlich von Acireale.

Erwähnenswert ist auch ein Beben Ml 2,3 das sich wenige Kilometer westlich von Stromboli zutrug. Der Erdbebenherd lag im Grenzbereich Asthenosphäre-Erdmantel.


Erta Alé: Aktivität rückläufig

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der Erta Alé ist heute der Dritte im Bunde, denn auch hier scheint die Aktivität nagelassen zu haben: Ein neues Sentinel-Satellitenfoto zeigt, dass der aufgestaute Lavasee im Nordpit bereits wieder erkaltet ist. Die Eruption hatte am 28. Januar begonnen. Bei früheren Ereignissen dieser Art folgten mehrere Aktivitätsphasen hintereinander.

Der Lavasee im Südkrater bleibt gedeckelt. Schwache Wärmesignaturen gehen von den beiden Hornitos aus. Tatsächlich ist es auch möglich, dass der Lavasee under dem vermeintlichen Deckel inaktiv ist.


Kilauea: Lavaseen weiter aktiv

Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch

Am Kilauea auf Hawaii schwächelte die Aktivität heute Morgen ebenfalls und der aufgestaute Lavasee zeigte sich zum großen Teil oberflächlich erkaltet. Doch die Situation hat sich wieder „normalisiert“ und man kann auf der LiveCam zwei Lavaseen erkennen. Der Durchmesser des größeren, aufgestauten Lavasees scheint generell abgenommen zu haben.

Eta Alé Update 28.01.23

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Eruption im Nordkrater des Vulkans Erta Alé bestätigt

Heute morgen berichtete ich über die ungewöhnlich hohe Wärmestrahlung, die vom äthiopischen Vulkan Erta Alé ausgeht und stellte 3 Szenarien vor, von denen nun das Szenario b) Bestätigung fand. Diese kam gleich zweifach: zunächst wurde ein neues Sentinel-Satellitenbild veröffentlicht, auf dem man im Infrarotspektrum sieht, dass die Wärmestrahlung vom Nordkrater ausgeht, dessen gesamter Boden Wärme abstrahlt. Dann kam die zweite Bestätigung in Form von Fotos, die in unserer FB-Gruppe geteilt wurden. Zu sehen ist, dass Lava aus einem neuen Schlot am Kraterboden sprudelt. Es hat sich bereits ein niedriger Hornito um den Schlot gebildet. Die Förderrate muss besonders zum Anfang der Eruption relativ hoch gewesen sein, denn der ebene Kraterboden wurde schnell mit Lava überflutet und um einige Meter aufgefüllt. Die Eruption erinnert an den Ausbruch im Halema’uma’u Krater auf Hawaii.

Sehr wahrscheinlich muss man bei diesem Lavasee noch von einem sekundären- oder aufgestauten Lavasee ausgehen, der noch nicht über eine Zirkulation verfügt, es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich hieraus ein zweiter permanenter Lavasee entwickelt. Doch wahrscheinlicher ist es, dass es bei einem aufgestauten Lavasee bleibt. Wie man auf den Fotos sehen kann, ist der Kraterrand nicht besonders hoch. Ich würde ihn auf 15 m schätzen. Sollte die Aktivität mehrere Tage dauern, dann könnte der Krater aufgefüllt werden und die Lava dann überlaufen. Es ist dann gut möglich, dass sie in Richtung des Südkraters fließt und diesen weiter auffüllt.

Eigentlich fehlt jetzt nur noch, dass es auch an anderen Vulkanen des Afar-Dreiecks zu Eruptionen kommt. Der Erta Alé ist nur einer von mehreren aneinandergereihten Schildvulkanen der Region. Die ganze Struktur erinnert mich ein wenig an einen Mittelozeanischen Rücken, ein Vergleich, der nicht ganz so weit hergeholt ist, wie es vielleicht im ersten Moment des Lesens zu sein scheint: Im Afar-Dreieck öffnet sich der divergente Ostafrikanische Grabenbruch zum Roten Meer. Nur eine höher gelegene Schwelle trennt das Meer vom Rift. Ich habe bei meinem ersten Aufenthalt in der Region Korallen gefunden, die davon zeugen, dass das Afar-Dreieck bereits vom Meer überflutet gewesen war.

Vulkan Erta Alé am 28.01.23

Hohe Thermie am Erta Alé

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der äthiopische Schildvulkan Erta Alé emittiert seit gestern Abend eine hohe thermische Strahlung. MIROVA zeigt bei den letzten beiden Messungen eine Leistung von 401 und 312 MW an. Diese Werte sind damit etwa 10 Mal so hoch wie die zuletzt gemessene Thermalstrahlung, die bis zum Juni letzten Jahres von dem ca. 12 m durchmessenden Loch im Deckel des Lavasees ausging. Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw schrieb gestern Abend, dass Augenzeugen aus dem nächstgelegenen Dorf in Sichtweite des Vulkans von einem rot illuminierten Himmel über den Vulkan gesprochen haben. Zur Stunde lässt sich noch nicht genau sagen, was passiert ist, aber allen Anschein nach ist eine größere Fläche Lava freigelegt worden, ich kann mir folgende Szenarien vorstellen:

a) Der Deckel auf dem Lavasee ist kollabiert bzw. der Spiegel des Lavasees stieg so stark an, dass der Deckel geschmolzen oder überflutet wurde.

b) Der neue Schlot, den es seit einigen Tagen am Rand des Nordkraters gegeben hat, war ein Anzeichen für beginnende Aktivität in diesem Krater. In der Vergangenheit sahen wir öfters Lavaströme, die über den Boden dieses Kraters flossen. Da sich der neue Schlot auf dem Kraterrand befand, könnte auch von dort aus ein Lavastrom ausgehen.

c) Der gedeckelte Lavasee im Südkrater läuft durch einen Riss aus und bildet einen Lavastrom. Sollte das der Fall sein, müssten wir bald ein noch stärkeres thermisches Signal sehen.

In den letzten Wochen gab es eine Zunahme tektonischer Erdbeben im Afar-Dreieck. Das letzte Beben ereignete sich vor 2 Tagen. Schon zu Beginn der Erdbebensequenz hatte ich gemutmaßt, dass sich bald auch die Aktivität des Vulkans steigern könnte. Noch steht nicht fest, ob sich die Aktivität tatsächlich steigerte oder ob nur der Lavasee freigelegt wurde, der eh im Südkrater brodelte. In den nächsten Stunden müsste es eigentlich ein neues Sentinel-hub Satellitenfoto geben, dann kann man wahrscheinlich genauere Interpretationen des Geschehens machen. Auf jeden Fall eine spannende Situationen.

Für Vulkanspotter ist es vielleicht interessant zu wissen, dass einige Tourenanbieter Reisen zum Vulkan anbieten. Die politische- und humanitäre Situation in dem Grenzgebiet zu Eritrea ist zwar alles andere als gut, aber besser als es noch im letzten Jahr der Fall war.

Vulkan Erta Alé: Neue Videos am 26.01.23

Video zeigt neuen Schlot am Erta Alé

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Die Aktivität am äthiopischen Vulkan Erta Alé hat sich seit dem letzten Update nicht geändert. Neu ist allerdings ein Video, dass der Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw von seiner letzten Tour zum Vulkan in der Danakil-Wüste mitbrachte. Es zeigt den neuen Schlot am Südrand des Nordkraters. Kurz unter der Oberfläche scheint Magma zu stehen, denn die Wände des Schlots glühen. Außerdem „atmet“ der Vulkan stoßweise Gas aus. Ein zweites Video zeigt den Hornito, der sich auf dem Deckel des Lavasees im Südkrater gebildet hat. Auch er entgast und man erkennt aus der Drohnenperspektive Rotglut im Schlot. Man kann davon ausgehen, dass unter der Erstarrungskruste Lava brodelt. Am Ende der kurzen Sequenz sieht man einen Riss am linken Bildrand. Hier könnte der Deckel bald einstürzen, sodass wieder ein Fenster entsteht, durch das man den Lavasee sehen kann.

Der Erta Alé ist ein flacher Schildvulkan im Afar-Dreieck und für seinen permanenten Lavasee bekannt, der seit seinem letzten Auslaufen im Jahr 2018 nicht mehr ganz so permanent sichtbar ist. Aber auch früher gab es solche Phasen, während derer sich eine meterdicke Erstarrungskruste auf dem Lavasee bildete und Hornitos wuchsen. Fällt der Lavaseespiegel ab, nachdem sich die Kruste bildete, hat man praktisch einen Deckel auf dem Krater, ähnlich wie einen Deckel auf einem Kochtopf. Er isoliert den Lavasee prima gegen Abkühlung, sodass er aktiv bleibt, auch wenn mal weniger Lava zirkuliert. Dieser Deckel kann kollabieren oder aber geschmolzen werden, sobald der Lavaseespiegel wieder ansteigt und die Unterseite des Deckels berührt. Wann das wieder der Fall sein wird, lässt sich allerdings nicht prognostizieren. Meines Wissens nach gibt es am Erta Alé keine systematische Überwachung: er liegt in einem dünn besiedelten Gebiet, in einer der heißesten und trockensten Wüsten der Erde. Daher werden Menschen kaum gefährdet. Eine Überwachung -oder wenigstens Messkampagnen- des Vulkans wäre trotzdem akademisch interessant.

Vulkan-News 20.01.23: Erta Alé

Erta Alé mit 3 schwachen thermischen Anomalien

Der Schildvulkan in der äthiopischen Wüste Danakil ist weiterhin nur schwach sichtbar aktiv. Auf einem neuen Sentinel-Satellitenfoto erkennt man 3 kleine thermische Anomalien. Zwei liegen im Südkrater, in dem vor wenigen Monaten ein relativ kurzlebiger Lavasee brodelte, der durch ein Loch in der Erstarrungskruste sichtbar war, unter der die Lava köchelte. Seit dem Herbst letzten Jahres ist das ca. 12 m durchmessende Loch geschlossen und an seiner Stelle befindet sich ein Hornito. Am Rand des Kraters bildete sich ein kleiner Hornito. Aus diesen dringt nun die Wärme, die die kleinen Hotspots verursacht. Die letzten Expeditionen sahen kleine glühende Lava. Neu ist eine dritte thermische Anomalie, die sich am Südrand des Nordkraters bildete. Die Vermutung liegt nahe, dass sich auch hier ein kleiner Hornito bildete oder zumindest ein kleiner Schlot öffnete. Ob dort allerdings permanent Lava eruptiert wird, stelle ich infrage. Vermutlich wird heißer Dampf ausgestoßen und gelegentlich kommt es zu Lavaspattering.

Interessant ist die Zunahme moderater bis starker tektonischer Erdbeben im Afar-Dreieck, in dem sich neben dem Erta Alé eine Reihe vergleichbarer Schildvulkane befindet, von denen der Dalfila in den letzten Jahren ebenfalls eine kurzweilige Eruption erzeugte. Bis jetzt konzentrierten sich die Erdstöße auf eine Region nordwestlich des außergewöhnlichen Vulkans Dallol. Gestern gab es ein Erdbeben im Golf von Tadjoura, der sich in Dschibuti befindet. In der Nähe des Epizentrums befindet sich der Vulkan Ardoukoba. Die Region liegt am Südrand des Afar-Dreiecks, das wiederum in Verbindung mit dem Ostafrikanischen Riftvalley steht. Mich würde es nicht wundern, wenn es in der Region nicht nur weitere Erdbeben geben würde, sondern auch Vulkanausbrüche.

Apropos Riftvalley: die Vulkane im südlichen Teil des über 6000 km langen Rifts sind momentan recht kühl. An den aktiven Vulkanen Ol Doinyo Lengai, Nyiragongo und Nyamuragira enthüllen Sentinel-Aufnahmen aktuell nur minimale thermische Hotspots. Vulkanreisen in der Region sind momentan nicht sonderlich erfolgsversprechend. Doch das ist nur eine Momentaufnahme, die sich schnell wieder ändern könnte.

Vulkan Erta Alé am 26.12.22

Erta Alé mit Hornito

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der Erta Alé ist ein aktiver Schildvulkan in der äthiopischen Wüste Danakil. Die Gegend war in den letzten zwei Jahren nur bedingt zu bereisen gewesen, da in der Nachbarprovinz Tigray ein Bürgerkrieg herrschte, doch dieser scheint nun beendet zu sein, was sich positiv auf die Sicherheitslage in der Danakil auswirken dürfte. Auf jeden Fall gibt es lokale Reiseanbieter, die wieder Touren zum Erta Alé anbieten. Eine dieser Touren fand am 20. Dezember statt. Die Expedition brachte ein Drohnenvideo mit, das einen aktiven Hornito im Krater des Erta Alé zeigt. Er bildete sich auf einem Deckel des Lavasees. ein aktuelles Sentinel-Foto enthüllt zwei schwache thermische Anomalien im Südkrater. Ich gehe davon aus, dass die stärkere Anomalie vom Hornito stammt. Im Oktober wurde berichtet, dass die Lava durch ein kleines Loch sichtbar sei. Auf dem Video kann ich keine größere Öffnung außer dem Hornito erkennen. Schaut man genauer hin, sieht man am Anfang des Videos aber einen zweiten kleineren Hornito am Kraterrand, aus dem Dampf aufsteigt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man auch, dass es zu mindestens 2 Lavaüberläufen aus dem großen Hornito gekommen sein muss, die kurze Lavaströme auf dem Lavadeckel bildeten.


Video © Thomas Delano

Jahrzehnte lang brodelte im Krater des Erta Alé ein Lavasee. Die Danakil war im letzten Jahrtausend schwierig zu bereisen, da die Gegend Schauplatz eines bewaffneten Konflikts war. Darüber hinaus galten die eingeborenen Afar als wenig gastfreundlich und so wagten sich nur wenige Expeditionen zum Erta Alé. Neben dem französischen Vulkan-Pionier Tazieff traute sich der deutsche Survival-Spezialist Rüdiger Nehberg in die Region und lieferte 1977 einen der wenigen Augenzeugenberichte der Aktivität am Erta Alé, bevor das Reisen in die Region zum Anfang des neuen Jahrtausends einfacher wurde. Der Lavasee lieft im Zuge einer großen Eruption im Jahr 2017 aus. Seitdem hat er nie wieder seine ursprüngliche Größe und Stabilität zurückerlangt.

Vulkan Nyamuragira am 14.12.22

Vulkan Nyamuragira mit hoher Thermalstrahlung

Staat: DRK | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Lavastrom

Der Virungavulkan Nyamuragira liegt in der Kivu-Region in der Demokratischen Republik Kongo. Oft steht er im Schatten seines Nachbarvulkans Nyiragongo, weil dieser in den vergangenen Jahren aktiver war. Doch das Blatt hat sich nun ein wenig geändert. Während im Krater des Nyiragongo nur sporadisch Lava im Schlot zu stehen scheint, geht es am Nyamuragira heißer her: Heute wird dort von MIROVA eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1158 MW registriert. Vorgestern betrug der Wert 5266 MW. Das entspricht schon einer beachtlichen Menge Lava, die in der Caldera des Vulkans unterwegs gewesen sein muss. Auf dem letzten Sentinel-Satellitenbild vom 8. Dezember erkennt man multiple Hotspots. Hierbei könnte es sich um die Fronten kurzer Lavaströme handeln. Aufgrund der häufigen Wolkenbedeckung gibt es bis jetzt keine jüngeren Bilder. Beobachtungen aus der Nähe sind noch seltener, da die Flanken des Vulkans von Rebellen kontrolliert werden, die nicht zögern, von ihren Waffen Gebrauch zu machen. Selbst am touristisch erschlossenen Nachbarvulkan kommt es immer wieder zu Konflikten, bei denen nicht selten Parkranger erschossen werden. Doch nicht nur Menschen werden Opfer sinnloser Massaker, sondern auch die Berggoriallas, die in den Wäldern der Virunga-Vulkane zuhause sind, werden von Wilderern abgeschlachtet.

Am Nyiragongo sieht es so aus, als wäre der Pegel der Lava im Schlot tief. Zuletzt wurde Anfang des Monats eine moderate Thermalstrahlung registriert. Ein stabiler Lavasee konnte sich bis jetzt nicht mehr etablieren. Nachdem der Lavasee im Mai 2021 ausgelaufen war, fehlte es dem Vulkan an entsprechendem Nachschub. Oft dauert es mehrere Jahre, bis sich nach größeren Eruptionen ein neuer permanenter Lavasee bildet.

Ähnlich verhält es sich am Erta Alé in Äthiopien, der am anderen Ende des Ostafrikanischen Grabenbruchs liegt. Dort hatte sich nach der letzten größeren Eruption im Jahr 2019 zwar wieder ein kleiner Lavasee gebildet gehabt, doch seit dem Sommer wird nur noch selten eine Thermalstrahlung registriert. Entweder ist der Lavasee gedeckelt oder nicht mehr vorhanden. Auf Sentinel-Bildern sind aber noch 2 kleine Hotspots zu sehen, sodass man davon ausgehen kann, dass wenigstens etwas Lava in den Schloten steht oder dass es kleine Öffnungen in einem Deckel über einem Lavasee gibt.

Vulkane im Riftvalley am 07.11.22

Das Wetter über Ostafrika ist zum größten Teil gut und ermöglicht den Satelliten Bilder aus dem Riftvalley zu schießen. Dort liegen 4 Vulkane, die als aktiv eingestuft sind und in den letzten Wochen eruptierten.

Virunga-Vulkane Nyiragongo und Nyamuragira

Ich konnte aktuelle Sentinel-Fotos der beiden Virunga-Vulkane Nyamuragira und Nyiragongo speichern, auf denen tatsächlich beide Krater sichtbar sind. Als wenn das nicht schon ein Superlativ wäre, kommt es noch besser: in beiden Kratern erkennt man thermische Anomalien. Während die Anomalie am Nyiragongo klein ist und bestenfalls auf eine kleine Magmaansammlung im Förderschlot hindeutet, zeugt die Anomalie im Krater des Nyamuragira von der Präsenz einer größeren Lavamenge. Genaugenommen sieht man auf dem Bild im Infrarot-Spektrum mehrere Anomalien in der Gipfelcaldera des Vulkans. Sie stammen von kleinen Lavaströmen und heißen Schloten, in denen die Schmelze hoch steht. Da der Vulkan nur selten bestiegen wird -die Sicherheitslage in der Region Goma bleibt desolat- gibt es leider keine Augenzeugenberichte des Geschehens, so dass man auf Daten der Fernerkundung angewiesen ist. Die Virunga-Vulkane liegen im westlichen Arm des Großen Grabenbruchs. Bei diesem Arm handelt es sich um das Albert-Rift. Beim Ostafrikanischem Rift handelt es sich um den Ostarm des Grabenbruchs. Dort liegt der Ol Doinyo Lengai.

Gottberg Ol Doinyo Lengai

Dieser faszinierende Vulkan fördert die kälteste Lava der Welt, die nur zwischen 500 und 600 Grad heiß ist und wie silbrig-glänzender Schlamm aussieht. Außerdem ist der Lengai der heilige Berg der Masai. Sentinel-Bilder der letzten Tage zeigen einen kalten Krater. Das letzte Bild mit einer kleinen thermischen Anomalie gab es am 20. Oktober. Zwei Szenarien sind denkbar: Die Lava kocht in einem geschlossenen Hornito, oder es wird momentan keine Lava gefördert. Der Ol Doinyo Lengai zählt zu den aktivsten Vulkanen des Riftvalleys. Allerdings beschränkt sich die effusive Aktivität für gewöhnlich auf den Krater. Betrachtet man die Fotos großräumiger, dann sieht man auch, dass der Lake Natron wenig Wasser enthält und sich rot gefärbte Polygone um die Sodageysire gebildet haben. Ein Phänomen, dass meistens in langen Trockenperioden auftritt. Die letzte Regenzeit ist -nach einigen sehr feuchten Jahren- diesmal ausgefallen.

Folgt man dem Rift weiter in Richtung Norden, dann erreicht man den Erta Alé.

Erta Alé in der Danakil

Der Erta Alé zeigt auf Satellitenbildern 3 kleine thermische Anomalien. Sie deuten auf Hornitos hin. 2 sind weiter im Südkrater tätig, während sich ein Dritter am Nordwestrand des Nordkraters gebildet hat. In den letzten Wochen hatten 2 Reiseführer den Vulkan mit ihren Gruppen besucht und über entsprechendes berichtet. Einen offenen Lavasee scheint es dieser Tage nicht zu geben.

Beim Ostafrikanischem Riftvalley handelt es sich um einen Grabenbruch, der mehr als 6000 km lang ist. Er beginnt am Oberlauf des Sambesi und mündet im Afar-Dreieck ins Rote Meer. Das Riftvalley wird gerne als embryonaler Ozean angesehen, da sich hier Ostafrika vom Rest des Kontinents abspalten könnte.

Vulkan Erta Alé mit neuen Hornitos

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Eruption: Hawaiianisch |  Link: Erta Alé

Waffenstillstand in Tigray vereinbart

Der Vulkan Erta Alé liegt in der äthiopischen Wüste Danakil und war noch nie einfach zu bereisen gewesen. Neben der abgelegenen Lage im Afar-Dreieck, das nur auf schlechten Wegen durch eine der heißesten Wüsten der Erde zu erreichen ist, sorgten seit fast 2 Jahren kriegerische Auseinandersetzungen in der benachbarten Region Tigray für eine schlechte Sicherheitslage: Reisen waren nur unter erhöhtem Risiko möglich und über einem weiten Umweg, da die kürzeste Route über Mekele nicht passierbar war. Ob sich dieser Umstand kurzfristig ändern wird ist unklar, positiv ist zumindest, dass gestern ein Waffenstillstand zwischen der äthiopischen Armee und den Rebellen der Volksbefreiungsfront von Tigray vereinbart wurde. Der Waffenstillstand lässt Hoffnungen auf einen dauerhaften Friedensprozess aufkeimen. Wirklich sicher sind Touristen im Dreiländereck Äthiopien, Somalia und Eritrea damit noch nicht, doch das Risiko entführt zu werden, oder in einem Schusswechsel zu geraten sinkt damit ein wenig.

Lavasee und Hornitos im Südkrater des Erta Alé

Trotz des Konfliktes wagten sich immer wieder Vulkanführer und einige Touristen zum Erta Alé. Der jüngste Bericht stammt von Enku Mulugeta und wurde gestern bei den Kollegen von VolcanoDiscovery veröffentlicht. Demnach fand Reiseführer Enku den Erta Alé Mitte Oktober aktiv vor. Der Lavasee war durch eine kleine Öffnung im Deckel aus erstarrter Lava sichtbar. Am Kraterrand hatten sich in den letzten Wochen 2 neue Hornitos gebildet. Sie sind zwischen 5 und 7 Meter hoch und durch Lavaspattering entstanden. Interessant ist, dass seit Mitte Juli nur noch sporadisch schwache Wärmeanomalien gemessen werden. Auch auf Sentinel-Bildern sind nur 2 kleine Anomalien auszumachen. Enku beschreibt die Lavakruste in einem Bereich zwischen den Hornitos als rissig und äußerte die Hoffnung, dass der Deckel bald einbrechen könnte und dann einen besseren Blick auf den Lavasee darunter freigibt.