Starke Erdbeben erschüttern Taiwan

Datum: 22.03.22 | Zeit: 17:41:39 UTC | Lokation: 23.41 N ; 121.57 E | Tiefe: 30 km | Mw 6,7

Ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 6,7 erschütterte die Ostküste von Taiwan. Das Beben manifestierte sich um 17:41:39 UCT (01:41:39 Ortszeit). Der Erdbebenherd wurde in 30 km Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum lag 63 km südlich der Hafenstadt Hualien City. Dort leben 350.000 Menschen. Nur 2 Minuten später folgte ein starkes Nachbeben Ml 6,1, mit einem Hypozentrum in 19 km Tiefe. Weitere Nachbeben lagen im 5er Bereich. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden.

Das Hauptbeben wurde bis nach China gespürt. Meldungen über Schäden liegen noch nicht vor, sind aber durchaus möglich. Bei einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 starben im Jahr 1964 mehr als 100 Menschen.

Erdbeben in Taiwan verursacht Schäden

Meldungen belegen, dass es leichte-moderate Schäden gab und eine Person verletzt wurde. Eine Brücke wurde stark beschädigt. Sie liegt im Landkreis Hualien, nahe des Ortes Yuli. Zudem wurden mehrere Straßen beschädigt. Es kam zu Steinschlägen und Schuttlawinen. 3 größere Straßen mussten gesperrt werden. Dementsprechend kommt es zu Verkehrsbehinderungen. Temporär kam es zu Stromausfällen. Laut dem Stromanbieter Taipower waren 1200 Haushalte betroffen gewesen.

Alles in allem hatte man auf Taiwan noch Glück im Unglück, denn Beben dieser Magnitude verursachen oft größere Schäden. Grund für die moderate Schadensbilanz dürfte die Tiefe des Erdbebenherds gewesen sein und der Umstand, dass sich das Beben vor der Küste und nicht unter einem Ballungsraum ereignet hat. Außerdem ist man in Taiwan relativ gut aufgestellt, was die Erdbebensicherheit von (neuen) Gebäuden betrifft. Das gilt insbesondere für die Wolkenkratzer der Hauptstadt Taipeh. Die Taiwanesen sind auch in Bezug auf Observatorien gut aufgestellt. Neben Erdbebenwarten gibt es auch ein vulkanologisches Observatorium, dass erst im Jahr 2020 etabliert wurde. Es beobachtet Vulkane, die zwar noch als potenziell aktiv eingestuft werden, aber zu historischen Zeiten nicht eruptierten. Daran könnte sich Deutschland ein Beispiel nehmen!

Japan: Wobbeln verursacht starke Erdbeben

  • Die Schäden nach dem Erdbeben am 16. März sind größer als angenommen
  • Eine Studie kommt den Starkbeben Japans auf die Spur

Zwei Tage nach dem starken Erdbeben der Magnitude 7,3, dass sich vor der Küste der japanischen Insel Honshu ereignete, wurde klar, dass die Schäden größer waren, als zunächst angenommen. Mindestens 4 Menschen starben, mehr als Hundert Personen wurden verletzt. Es kam zu Stromausfällen und zu Störungen an der Atomruine von Fukushima. Zudem entgleiste ein Hochgeschwindigkeitszug, die Passagiere blieben unverletzt.

Forschungsarbeit kommt den Starkbeben auf die Spur

Eine Forschungsarbeit aus dem Jahr 2020 kam einer möglichen Ursache von Starkbeben in Japan auf die Spur. Die Arbeit bezieht sich auf das Starkbeben vom 11. März 2011, das zur Havarie des Atomkraftwerks von Fukushima führte. Es hatte die Magnitude 9,1 und setzte damit fast Tausendmal soviel Energie frei, wie das aktuelle Erdbeben der Magnitude 7,3. Damals starben mehr als 15.500 Menschen. Der Hauptautor der Studie, Jonathan Bedford, vom Deutschen Geo-Forschungs-Zentrum Potsdam, untersuchte die GPS-Daten des umfangreichen japanischen Netzwerkes. Dabei fand er heraus, dass sich die Erdkruste Japans in den Monaten vor dem Beben erst von Osten nach Westen und dann wieder nach Osten verschoben hat. Diese Bewegung Japans bezeichnet er als „Wobbeln“. Dieses Wobbeln, bzw. Wackeln entsteht durch die Subduktion Ozeanischer Kruste unter Kontinentaler Kruste. Die abtauchende Platte verhakt sich am Gestein der darüberliegenden Platte. Wenn sich die Verhakungen lösen, entsteht ein Erdbeben. Im Falle Japans sind 4 Platten beteiligt, von denen 2 Platten unter Japan subduziert werden. Diese Subduktion erfolgt mit verschiedenen Geschwindigkeiten und ist aufgrund der Verhakungen nicht gleichmäßig. Dadurch wird Japan mal in die eine Richtung verschoben, mal in die Andere. Die resultierenden Spannungen sind enorm, so dass es zu Starkbeben kommen kann.

Hier eine Animation der Bewegungsvektoren. © japantimes.co.jp/GFZ/Jonathan Bedford

Das internationale Forscherteam beobachtete eine gegenläufige Verschiebung Japans. Die genaue Analyse der Daten ergab, dass sich die Erdkruste einige Monate lang, zwischen 4 und 8 Millimeter nach Osten bewegte, dann nach Westen und wieder nach Osten. Es kam aber nicht nur zu einer gegenläufigen horizontalen Verschiebung, sondern auch zum Absenken und Anheben der Erdkruste. Die Rate belief sich auf 0,1 mm/Tag. Diese Bewegungen unterschieden sich deutlich von den gleichmäßigen Verschiebungen, die die Kontinentalplatten der Erde ständig vornehmen. Wiederholt sich dieses Bewegungsmuster künftig, könnte es ein Indiz sein, dass sich ein neues Starkbeben anbahnt.

Die Wissenschaftler der Studie gehen davon aus, dass es an anderen Plattengrenze solche wobbelnden Bewegungsmuster nicht gibt. Falls doch, dann sind sie mangels eines entsprechend gut ausgebauten GPS-Netzes nicht zu erfassen. (Quelle: scienceunavco.org/Linda Rowan/Jonathan Bedford u.w.)

Erdbeben-News 02.03.22: Kermadec

  • Ein starkes Erdbeben Mw 6,5 erschütterte die Kermadec-Inseln
  • In Mexiko bebte es mit Mw 5,3
  • Erdbeben Mw 5,3 am Mittelatlantischen Rücken
  • Der Hindukusch wurde von einem Erdstoß Mb 5,2 erschüttert
  • Im Südiran gab es ein Erdbeben Mb 4,6

Kermadec-Inseln: Erdbeben Mw 6,6

Datum: 02.03.22 | Zeit: 12:52:09 UTC | Lokation: 30.05 S ; 177.74 W | Tiefe: 38 km | Mw: 6,6

Bei den Kermadec-Inseln gab es erneut ein starkes Erdbeben. Es hatte die Magnitude 6,5 und ein Hypozentrum, das in 38 km Tiefe festgestellt wurde. Das Epizentrum befand sich 960 km nordöstlich von Paihia (Neuseeland). Erst gestern meldete ich aus der Region einen Erdstoß Mw 5,8.  Dieses Beben könnte man als Vorbeben klassifizieren. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds besteht keine nennenswerte Tsunamigefahr.

Der Kermadec-Graben ist ein Tiefseegraben im Südpazifik, der sich östlich von Neuseeland erstreckt. Er ist Teil der Subduktionszone, in der die Pazifische Platte unter die Australische Platte abtaucht. In der Tiefe der Asthenosphäre beginnt die abtauchende Platte zu Schmelzen und bildet Magma, dass hinter der Subduktionszone aufsteigt und an Vulkanen austritt. So entstehen typischerweise vulkanische Inselbögen. Auch die Kermadec-Inseln bilden einen diese Inselbögen. so liegt die bekannte Vulkaninsel White Island in der Nähe des südlichen Endes des Kermadec-Grabens, etwa 50 Kilometer vor der Küste der Nordinsel von Neuseeland. Der Vulkanismus auf White Island ist also das Ergebnis der Subduktion der Pazifischen Platte unter die Australische Platte und es sind die gleichen Kräfte am Werk, die auch das aktuelle Erdbeben ausgelöst haben.

White Island ist nur einer von mehreren Vulkane entlang des Kermadec-Graben-Systems, zu dem auch andere Vulkaninseln wie Raoul Island und Curtis Island gehören.

Die Verbindung zwischen White Island und dem Kermadec-Graben verdeutlicht die geologische Aktivität und Dynamik dieser Region. Sie ist auch ein Grund dafür, dass diese Gegend seismisch und vulkanisch sehr aktiv ist. In der Region wird es weiterhin zu Vulkanausbrüchen und starken Erdbeben kommen, die dann auch Tsunamis mit katastrophalen Folgen generieren könnten.

Mexiko: Erdbeben Mw 5,3

Datum: 01.03.22 | Zeit: 19:35:46 UTC | Lokation: 16.23 N ; 96.37 W | Tiefe: 40 km | Mw: 5,3

In der mexikanischen Region Oaxaca kam es zu einem Erdbeben Mw 5,3. Das Hypozentrum lag 40 km tief. Das Epizentrum wurde 10 km süd-süd-östlich von San Cristóbal Amatlán festgestellt. Entlang der mexikanischen Störungszonen bebt es extrem häufig. Es scheinen sich große Spannungen aufgebaut zu haben.

Mittelatlantischer Rücken: Beben Mw 5,3

Datum: 02.03.22 | Zeit: 04:41:07 UTC | Lokation: 0.51 S ; 19.79 W | Tiefe: 10 km | Mw: 5,3

Am Mittelatlantischen Rücken zwischen Südamerika und Afrika, bebte es mit der Magnitude 5,3. Der Erdbebenherd befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 1205 km süd-süd-westlich von Bonthe in Sierra Leone.

Afghanistan: Erdbeben Mb 5,2

Datum: 02.03.22 | Zeit: 09:58:28 UTC | Lokation: 35.66 N ; 69.91 E | Tiefe: 100 km | Mb 5,2

Ein Erdbeben der Magnitude 5,2 erschütterte die Hindukusch-Region in Afghanistan. Das Hypozentrum lag 100 km tief. Das Epizentrum wurde 53 km nord-nord-östlich von Bāzārak lokalisiert.

Iran: Erdbeben Mb 4,6

Datum: 02.03.22 | Zeit: 03:06:58 UTC | Lokation:  28.23 N ; 57.59 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Im Süden des Irans gab es ein Erdbeben Mb 4,6. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 123 km südlich von Bam verortet. In der Region kommt es immer wieder zu Erdstößen.

Wann Erdbeben Vulkanausbrüche triggern können

Schon seit langem rätseln Geowissenschaftler über das komplizierte Verhältnis zwischen tektonischen Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Das Vulkanausbrüche Erdbeben auslösen können, ist seit langem bekannt, doch die umgekehrte Fragestellung ist bisher nur unzureichend erforscht gewesen. Einige Studien belegen zwar die Existenz des Phänomens, doch welche Mechanismen genau dahinter stecken blieb lange im Verborgenen. Doch eine neue Arbeit, die in Zusammenarbeit der University of Canterbury (Neuseeland) und dem deutschen GeoForschungsZentrum, sowie der Universität Potsdam durchgeführt wurde, lüftete das Rätsel weiter.

Die Forschergruppe um Gilles Seropian und Thomas Walter zeigte, dass Vulkanausbrüche sehr selten von Erdbeben ausgelöst werden. Zudem bestätigten sie, dass das räumliche- und zeitliche Fenster, in dem es nach einem Erdbeben zu einer Eruption kommen kann sehr groß ist. So können Vulkanausbrüche von einem tektonischen Erdbeben getriggert werden, dessen Epizentrum bis zu 1000 km entfernt lag. Es wurde sogar beobachtet, dass Erdbeben in mehreren Tausend Kilometern Entfernung Unruhen am Vulkan ausgelöst haben. Oft brechen die Vulkane dann zeitnahe aus, doch in einigen Fällen ereignete sich eine Eruption erst nach 2-5 Jahren. Allerdings muss der Vulkan schon für eine Eruption bereit gewesen sein. Schlafende Vulkane werden wohl nicht durch Erdbeben geweckt.

Schema der wichtigsten seismischen Trigger-Mechanismen in Vulkanen. Die gelben Schriftzüge bezeichnen statische Spannungen, schwarze und weiße dynamische. (Quelle: CCBY 4.0: Seropian et.al. Nat Commun 12, 1004 (2021))

Neue Klassifizierung von Vulkantypen in Bezug auf die Triggerfähigkeit von Eruptionen durch Erdbeben

Die durch ein Erdbeben entstehenden Erschütterungen und Spannungen können im Vulkansystem vielfältige Reaktionen bewirken: Es können sich Risse im Gestein bilden, Magma kann in Bewegung versetzt werden, und die Druckverhältnisse Magmatischer Fluide können sich ändern. Zu diesen Erkenntnissen gelangten die Forscher durch die Analyse verschiedener Studien, aus denen sie ein neues Modell generierten. Es gelang ihnen eine Klassifizierung von Vulkanen zu erstellen, bei der aufgeführt ist, wie Vulkane auf verschiedene Schlüsselmechanismen, die von Erdbeben ausgelöst werden reagieren können. Ob- und wie Vulkane auf Erdbeben reagieren, hängt demnach im wesentlichen von 3 Parametern ab: der Viskosität des Magmas, seinem Gasgehalt und dem Vorhandensein Hydrothermaler Systeme. Diese reagieren besonders empfindlich auf Erdbeben: wird ein Hydrothermalsystem von einem Erdbeben destabilisiert, können Fluide bis zur Magma durchdringen und eine Explosion auslösen.

Die fünf wichtigsten Vulkantypen mit Beispielen und einer Liste der möglichen Trigger-Mechanismen. Die drei vulkanischen Schlüsselkriterien: (1) Hellrot – niedrige Viskosität, Dunkelrot – hohe Viskosität, (2) ein Kanal bis zur Oberfläche stellt ein offenes System dar, während ein Kanal, der in der Tiefe aufhört, ein geschlossenes System darstellt, (3) ein hydrothermales System ist mit „HS“ gekennzeichnet und als blauer Bereich über der Magmakammer dargestellt. (Quelle: CCBY 4.0: Seropian et.al. Nat Commun 12, 1004 (2021))

Die Forscher sehen es als besondere Herausforderung an, die Zusammenhänge zwischen tektonischen Erdbeben und Vulkanausbrüchen über große zeitliche- und räumliche Distanzen zu erkennen, um daraus eine neue Überwachungsstrategie für die seltenen Ereignisse zu entwickeln, bei denen tatsächlich Vulkanausbrüche durch Erdbeben getriggert werden.

(Quellen: GFZ-Potsdam, DOI: 10.1038/s41467-021-21166-8)

Island: Erdbeben und Dyke

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat sich ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude über 5 ereignet. Genauer, hatte es die Magnitude 5,1 in 6 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich südwestlich vom Fagradalsfjall. Insgesamt hatte sich die Seismizität bereits vor dem stärkeren Erdbeben erhöht. IMO zeigt -in seiner Erdbeben-Tabelle für die letzten 48 Stunden- 49 Erdbeben mit Magnituden größer als 3 an. Insgesamt wurden 2233 Erschütterungen registriert. Heute Morgen lies die Erdbebenintensität dann wieder nach, doch jeder Zeit kann es einen neuen Schub geben.

Anhand der geophysikalischen Parameter wurde nun die Zone der Magmenintrusion genauer bestimmt und visualisiert. Demnach hat sich ein fast 7 km langer Magmatischer Gang (Dyke) gebildet, der gut 3-4 km hoch, aber nur 1 m breit ist. Der Dyke wird an seinem Boden durch einem Förderkanal gespeist. Dort strömen pro Sekunde zwischen 15 und 20 Kubikmeter Magma nach, so dass der Dyke weiter nach Süden migriert. In den letzten 2 Wochen breitete sich der Dyke so um ca. 2 km aus. Die Magmen-Migration verursacht die Erdbeben, indem das Magma das umliegende Gestein verdrängt und brechen lässt.

Der Dyke hat ein Gefälle und steckt schräg in der Erde. Im Süden befindet er sich nur noch 1 km unter der Erdoberfläche, im Norden beim Keilir, sind es 2 km. So liegt die Vermutung nahe, dass es am ehesten im Süden beim Fagradalsfjall zu einer Eruption kommen wird. Das wird auch durch die seismische Aktivität und Bodendeformationen bestätigt. Die Forscher vermuten sogar, dass sich das Magma am Nordende des Dykes bereits verfestigen könnte. Der isländische Fernsehsender RUV interviewte den Geophysiker Freysteinn Sigmundsson und der sieht Analogien zur Fimmvörduháls-Eruption im Jahr 2010. Er erwartet eine ähnliche Spalteneruption wie damals, nur mit dem Unterschied, dass es wahrscheinlich im Anschluss nicht zu einer explosiven Eruptionsphase wie am Eyjafjallajökull kommen wird.

Island: Magmenintrusion wahrscheinlich

Update 03.03.21: Die Intensität des Erdbebenschwarms hat in der Nacht weiter abgenommen. Erdbeben mit Magnituden ab 3 werden nur noch sporadisch registriert. Dennoch werden für die letzten 48 Stunden noch 1761 Erdbeben angezeigt. Die meisten Beben ereignen sich in einem Gebiet zwischen den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir. Es gibt auch einige Beben an der Westspitze von Reykjanes. In mehreren Zeitungsartikeln ist zu lesen, dass die Vulkanologen nicht ausschließen können, dass es bald zu einer Eruption kommt. Allerdings halten sie es für wahrscheinlicher, dass die Magmenintrusion in der Erdkruste stecken bleibt.

Originalmeldung: Das starke Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel geht weiter, allerdings mit leicht reduzierte Intensität. Nichtsdestotrotz tagte gestern der isländische Wissenschaftsrat per Videoschaltung und diskutierte das Geschehen. Es wurden u.a. neue INSAR-Satellitenfotos diskutiert, die massive Bodendeformationen offenlegten. Die Wissenschaftler halten eine Magmenintrusion für die wahrscheinlichste Ursache des starken Erdbebenschwarms und der Bodendeformation. Einen Zusammenhang, den viele von uns bereits ahnten, fühlten sie sich doch an die Geschehnisse vor der Bardarbunga-Eruption von 2014 erinnert. Bevor es damals zu der Eruption kam, gab es Wochenlang ähnliche Erdbeben. Allerdings war dort ein großer Zentralvulkan involviert, den man eine entsprechend starke Magmenförderung zugetraut hatte. Auf Reykjanes gibt es hingegen viele Spaltensysteme, die sich in historischen Zeiten überwiegend durch kleinere Eruptionen bemerkbar machten. So sprachen die Wissenschaftler im letzten Jahr noch davon, dass es -wenn überhaupt- bei Grindavik nur zu einer kleineren Eruption kommen würde. Zugegeben, damals waren die Erdbeben nicht annähernd so intensiv wie jetzt, aber was sich nun zusammenbrauen könnte, hat ganz andere Dimensionen. Trotzdem, es ist immer noch nicht sicher, dass es zu einer Eruption kommen wird, die Möglichkeit ist allerdings gegeben. Und je länger die Beben in dieser Stärke andauern, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit dafür. Bei den letzten beiden größeren Spalteneruptionen am Eyjafjallajökull und Bardarbunga dauerten die Erdbeben mehr als 1 Monat an, bevor es zu den Eruptionen kam.

Erdbeben-Update 26.02.21: Island

Erdbeben Island
Vertikaler Bodenversatz von mindestens 10 cm. © Sotiris Valkaniotis via Twitter

Heute Morgen gab es ein weiteres Erdbeben der Magnitude 5,2. Die Schwarmaktivität bleibt hoch! Gestern Abend brachte IMO noch ein offizielles Statement zum Geschehen heraus. Indem wurde praktisch das bestätigt, was ich schon weiter unten berichtet habe: Die Hauptstörungszone der Reykjanes-Halbinsel wurde auf einer Länge von 25 km aktiviert und es fand eine linksdrehende Horizontalverschiebung statt. Zudem gab es oberflächennahe Brüche an senkrecht stehenden Störungssystemen. Einen direkten Zusammenhang mit Magmenintrusionen sehen die IMO-Forscher nicht. Dennoch ordnen sie das Schwarmbeben in die Geschehnisse ein, die letzten Jahr begannen. Man sieht eine groß angelegte vulkanisch-tektonische Reaktivierung der Reykjanes Halbinsel. Es bleibt also spannend!

Der massive Erdbebenschwarm legt heute Nachmittag wieder deutlich zu und es gab 4 Erdbeben mit Magnituden über 4. Langsam trudeln auch weitere Daten und Interpretationen des Geschehens ein. Mehrere Autoren werteten INSAR-Satellitenbilder aus und detektierten deutliche Bodendeformationen. Ungewöhnlich an dieser Bebenserie ist nicht nur Anzahl und Stärke der Erschütterungen, sondern auch, dass sie sich über ein relativ großes Gebiet verteilen. Die meisten Beben gibt es entlang der grob Südsüdwest-Ostnordost streichenden Hauptverschiebungszone auf Reykjanes, die Teil des Mittelatlantischen Rückens ist. Hier gibt es Bodenbewegungen auf einer Länge von über 20 km. Zudem ereignen sich Erdbeben an kurzen Störungen, die fast senkrecht zur Hauptstörungszone angeordnet sind. An einer diese senkrechten Störungen ereignete sich das bislang stärkste Beben mit der Magnitude 5,7. Dieses Beben gilt nicht als Auslöser des Schwarms, sondern als Folgebeben der Bewegungen entlang der Hauptstörung. Sigurjón Jónsson geht von einer links-lateralen Blattverschiebung in der Tiefe aus. Sie soll an der Oberfläche entgegengesetzte Bewegungen ausgelöst haben, die zum Bruch des Gesteins führten. Was genau im Untergrund passiert und ob es einen Zusammenhang mit Magmenaufstieg gibt, ist bisher allerdings unklar.

Ätna: Schwarmbeben im Nordosten

Gestern Abend manifestierte sich ein Erdbebenschwarm auf der Ätna-Nordostflanke. Das INGV meldet 8 Erdbeben mit Magnituden ab 2. Die beiden stärksten Beben brachte es auf M 3,2. Die Epizentren wurden 5 km südwestlich von Linguaglossa lokalisiert. Die Hypozentren lagen sehr flach. Die Tiefenangaben schwanken zwischen 0 und 1 km. Das ist sehr ungewöhnlich, normalerweise liegen die Beben in mindestens 4-5 km Tiefe. Wie viele schwächere Erschütterungen es gegeben hat, wird beim INGV erst in 2 Tagen angezeigt.

Wahrscheinlich handelt es sich um tektonisch bedingte Erdstöße entlang des Pernicana-Störungssystems. Beben hier sind nicht neu. In der Vergangenheit signalisierten sie oft, dass sich der Ätna auf eine größere Eruption vorbereitet. Allerdings lässt sich der Zeitraum, wann sich wohl möglich eine Eruption ereignen wird nicht wirklich eingrenzen.

Bekanntestes Beispiel ereignete sich im Jahr 2002. Am 22. September kam es zu einem Erdstoß der Magnitude 3,7. Am 26. Oktober setzte ein massives Schwarmbeben ein. Ein Tag später begann die Flankeneruption. Ein Szenario, dass sich jederzeit wiederholen könnte, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür nicht sehr hoch ist.

Karymsky eruptierte Asche

Im fernen Kamtschatka eruptierte der Karymsky kleinere Aschewolken. Das geht aus 2 VONA-Meldungen des VAAC Tokio hervor, die am 25. und 26. September veröffentlicht wurden. Die Asche stieg bis auf einer Höhe von 1800 m ü.N.N. auf und driftete in nördlicher Richtung. In den letzten Jahren ist der Karymsky nur sporadisch aktiv.

Semeru bricht weiterhin aus

Auf der indonesischen Insel Java ist es der Semeru, der frequente Eruptionen erzeugt. Beobachter am Boden berichteten von kleinen Aschewolken, deren Höhe nicht bestimmt werden konnte. Das VSI registrierte 43 seismische Eruptionssignale mit Maximal-Amplituden von 21 mm und einer Dauer von bis zu 220 Sekunden.

Suwanose-jima in Eruption

Der japanische Inselvulkan ist wieder aktiv und eruptiert strombolianisch. Das VAAC registrierte seit gestern 5 Eruptionen. Tephra stieg bis auf einer Höhe von 1500 m über dem Meeresspiegel auf.

Hasan Dağı: Gasemissionen nach Erdbeben

Eine ungewöhnliche Meldung aus der Türkei kombiniert Erdbeben mit Vulkanismus. Am Sonntag bebte es im Grenzgebiet der Provinzen Aksaray und Niğde mit einer Magnitude von 5,3. Das Epizentrum wurde 23 km nordöstlich von Emirgazi lokalisiert. Der Erdbebenherd lag in nur 3 km Tiefe. Knapp 30 km nordwestlich des Epizentrums befindet sich der Vulkan Hasan Dağı. Mit einer Höhe von 3.268 m stellt er die 2. höchste Erhebung Zentralanatoliens dar. Der Vulkan gilt als inaktiv, brach aber wahrscheinlich zuletzt vor gut 8600 Jahren aus und müsste demnach als aktiver Vulkan geführt werden. Hinweise auf den Ausbruch liefern Wandmalereien, die in der jungsteinzeitlichen Siedlung Çatal Höyük entdeckt wurden und einen Vulkanausbruch darstellen. Bei den Wandmalereien handelt es sich um die ältesten bildlichen Darstellungen eines Vulkanausbruchs.

Während des Pleistozäns eruptierte der Hasan Dağı viel von dem Material der Tuffschichten, in denen später die Höhlenwohnungen von Kappadokien gegraben wurden. Die Stadt Göreme ist hier das touristische Zentrum der Region und dürfte vielen Reisenden ein Begriff sein. Die Tuffschichten zeugen davon, wie stark der Hasan Dağı ausbrechen konnte. Soweit, so gut. Nun machen Videos die Runde durch die Sozialen Medien, die nach dem Erdbeben entstanden und Gasaustritte zeigen. Scheinbar handelt es sich um neue Fumarolen, die sich nahe des Gipfelkraters gebildet haben. Ein Team aus Geologen will nun Gasproben nehmen und diese analysieren. Gasausbrüche kommen nach Erdbeben immer wieder vor und müssen nicht im Zusammenhang mit dem Vulkanismus stehen. An einem Vulkan kann man allerdings davon ausgehen, dass es sich wahrscheinlich um magmatische Gase handelt.

Natürlich beschwichtigen offizielle Stellen und wollen Panik in der Bevölkerung vermeiden. Die Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs in der Türkei sehe ich bis jetzt auch noch nicht, allerdings gibt es Nachbeben und man kann nicht ausschließen, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet. Sollte es zu einem Ausbruch kommen, dann wird dieser bestimmt noch einige Zeit auf sich warten lassen. Es wäre ein schönes Beispiel dafür, dass Erdbeben Vulkanausbrüche triggern können.