Letzte Nacht manifestierte sich das bisher stärkste Erdbeben des Schwarms, von dem ich gestern bereits kurz berichtete. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,7 und lag in 5 km Tiefe. Die Erschütterung war noch in der gut 150 km entfernten Metropole Izmir und auf der griechischen Insel Lesbos zu spüren. Dort richtete es leichte Schäden an. Heute bebte die Erde in der Region an der türkischen Küste weiter. Die Behörden sehen die Erdbebenserie nicht als mögliches Indiz eines bevorstehenden stärkeren Erdbebens an. Ich würde sagen, dass man ein solches nicht ausschließen kann. Touristen die dort vielleicht unterwegs sind, sollten sich die Gebäude in denen sie übernachten gut angucken und Fluchtwege einprägen!
Erdbeben
Unter einem Erdbeben versteht man eine Erschütterung der festen Erdkruste die sich Wellenförmig ausbreitet. Ein Erdbeben erzeugt unterschiedliche Wellenarten. Die bedeutendsten sind Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen). Starke Erdbeben können große Zerstörungen anrichten und Naturkatastrophen auslösen.
Fiji: Erdbeben M 6,0
Vor der Küste von Fiji gab ein ein schweres Erdbeben M 6,0. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe und 156 km vor dem Küstenort Nadi. Es folgten mehrere Nachbeben. Das Stärkste brachte es auf M 5.7.
Ein Beben mit der Magnitude 5,6 manifestierte sich in Indonesien zwischen den Inseln Halmahera und Sulawesi. Es lag in 46 km Tiefe. In den letzten Tage ereigneten sich entlang der Störungszone in der Molucca-See zahlreiche Erdbeben.
Diese gab es heute ebenfalls an der Westküste der Türkei: ein kleiner Erdbebenschwarm mit Magnituden kleiner 4 rüttelte die Gegend 153 km nordwestlich von Izmir durch.
Kanada: Erdbeben M 6,1
Im hohen Norden Kanadas ereignete sich in 20 km Tiefe ein starkes Erdbeben Mw 6,1. Das Epizentrum lag zwischen den Devon Islands. Die Inseln liegen an der Baffin Bay unweit von Mittelgrönland.
In Mittelitalien kommt es immer noch zu mehreren Erdbeben am Tag deren Magnituden bis an Mw 4 heran reichen und die Häufigkeit dieser Beben nimmt zu. Die meisten manifestieren sich entlang der Bruchzonen, die im letzten Jahr für Katastrophen gesorgt haben. Einige Beben liegen aber auch weiter nördlich, so dass ein weiteres aufreißen der Bruchzone nicht auszuschließen ist.
Am Rande seien hier noch 2 Erdbeben M 5,1 und 5,0 erwähnt, die sich in großen Tiefen in der Südsee bei den Fiji Inseln und Tonga ereigneten.
Indischer Ozean: weitere Erdbeben befürchtet
Erdbeben sind beeindruckende Manifestationen der Erddynamik: sie verdeutlichen, dass sich unser Planet in einem steten Wandel befindet, den wir Menschen kaum wahrnehmen. Die tektonischen Platten wandern mit Geschwindigkeiten von mehreren Zentimetern pro Jahr und verschieben langsam, aber unaufhaltsam die Kontinente. Dabei entstehen Gebirge und tiefe Täler (Rifts) die sich zu neuen Ozeanen weiten können. Ozeane können sich auch schließen und die Kollision von Kontinenten schafft neue Superkontinente. Die gleichen Kräfte lassen sie wieder zerbrechen. All dass geschieht so langsam, dass ein Menschenleben nicht ausreicht um diese umwälzenden Veränderungen wahrzunehmen. Wir können das Wirken der Kräfte des Erdinneren nur direkt erfahren, wenn die Erde bebt, oder Vulkane ausbrechen.
Eines der stärksten Erdbeben der jüngeren Vergangenheit ereignete sich im Jahr 2004 vor Sumatra: es hatte eine Magnitude von 9,1 und manifestierte sich fernab einer Plattengrenze. Auf 1300 km Länge verschob sich ein Teil des Meeresbodens um mehrere Meter. Ein Tsunami wurde generiert der durch den indischen Ozean rauschte und an seinen Küsten eine verheerende Katastrophe anrichtete, bei der mehr als 230.000 Menschen starben. Diese Naturkatastrophe rüttelte die Regierungen wach Gelder für neue Forschungen zu bewilligen: es wurde ein Tsunami-Warnsystem eingerichtet und Wissenschaftler erforschen die Erdbeben noch intensiver.
Ein Forscherteam um Satish Singh vom „Institut du Physique du Globe“ untersuchte den Ort, an dem das Erdbeben vor Sumatra entstand: das Wharton Becken im indischen Ozean. Seit 2004 manifestierten sich dort 3 weitere starke Erdbeben entlang von Blattverschiebungen die sich in dieser Region des Indischen Ozeans gebildet hatten.
Laut den Wissenschaftlern entstand das Becken vor 80 Millionen Jahren, als sich Indien und Australien voneinander entfernten. Die Kollision Indiens mit Eurasien stoppte diesen Prozess. Die Platten von Indien und Australien verschmolzen. Vor 7,5 Millionen Jahren setzte eine neue Phase mit Verschiebungen ein, die bis heute andauert. Im Wharton-Becken sind zahlreiche Störungssysteme entdeckt worden und starke Bodendeformationen lassen weitere Erdbeben befürchten. Indien kollidiert am Himalaya mit einer Geschwindigkeit von 40 mm pro Jahr mit Eurasien und dreht sich dabei. Australien verlagert sich jährlich um 17 mm in Richtung der indonesischen Insel Java. Dadurch wird sehr wahrscheinlich die ozeanische Kruste im Wharton Becken weiter gedehnt und aufbrechen. Es entsteht eine neue Plattengrenze, deren Geburt nicht ohne starke Wehen ablaufen wird. Das Gesicht unsere Erde wird in einigen Jahrmillionen ein anderes sein!
(Quellen: Science Advances, WIKIPEDIA)
Kanada: Erdbeben Mw 5,7
Vor der Küste Kanadas ereignete sich ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,7. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe bei Vancouver Island. Es folgten mehrere Nachbeben.
In Bolivien bebte die Erde ebenfalls mit einer Magnitude von 5,7. Das Hypozentrum lag bei Potosi in 141 km Tiefe und dürfte sich an der Erdobefläche nur marginal ausgewirkt haben.
Im Süden Irans kam es zu einem Erdbeben Mw 5,2 in 10 km Tiefe. Bei Beben dieser Stärke können bereits einfach Gebäude stark beschädigt werden.
In Mexiko findet derzeit eine Erdbebenserie statt, die sich entlang der Küste der Provinz Oxaca manifestiert. Die Beben haben Magnituden zwischen 3 und 4.
In der Nordwest-Ecke des Yellowstone Nationalparks kam es zu einem leichten Erdbeben Mw 2,9 in 5 km Tiefe. In diesem Bereich der Caldera bebt die Erde am Häufigsten.
Schwarmbeben und Erdbebenschwärme
Ein Schwarmbeben (oder Erdbebenschwarm) tritt auf, wenn in einer relativ kurzen Zeit viele Erdbeben an einer Stelle aufeinander folgen. Die Erdbeben liegen meisten in einem ähnlichen Magnitudenbereich und stehen nicht im Zusammenhang mit einem einzelnen starken Erdbeben. Somit unterscheiden sich deutlich von Nachbeben. Ein Schwarmbeben kann Minuten, Stunden, oder Tage andauern. Selten halten sie länger als 1 Jahr an. Häufig kommt es zu Serien von Schwarmbeben.
Typisch für Schwarmbeben ist ein langsames Ansteigen und Abklingen der Erdbeben-Tätigkeit. Die Magnituden der Schwarmbeben unterscheiden sich nur wenig, daher kann nicht in Vor-, Haupt- und Nachbeben unterschieden werden.
Trotz dieser Definition können in einem Schwarmbeben vereinzelt stärkere Erdbeben vorkommen. Ihre Magnituden liegen dabei selten höher als 4.
Erdbebenschwärme sind bezeichnend für Regionen mit aktiven Magmatismus oder Vulkanismus. Aufsteigende Fluide (Tiefenwasser, Gase, Magma) bahnen sich ihren Weg durch das Gestein und lösen so Erschütterungen aus. Typisch hierfür sind sich stetig verringernde Tiefen der Hypozentren. Massiv auftretende Schwarmbeben können auf einen baldigen Vulkanausbruch hindeuten. Oft treten sie in großen Calderavulkanen mit einem Hydrothermalsystem auf.
Eine Region für die das Auftreten von Schwarmbeben typisch ist, ist das Cheb Becken im Grenzgebiet zur Tschechien. In dieser Region dringt ein großer Magmenkörper in die Erdkruste ein. Dort wurde auch der Begriff Erdbebenschwarm geprägt: 1899 beschrieb Josef Knet das Auftreten von mehr als 100 wahrnehmbarer Erdbeben, die sich bereits 1824 innerhalb von 5 Wochen ereignet hatten, in einem Aufsatz. Typischerweise sind die meisten Schwarmbeben so schwach, dass man sie nur mit Hilfe von Seismometern registrieren kann. Solch schwache Erdbeben bezeichnet man als Mikrobeben. Selbst in der jüngsten Vergangenheit wurden von der Uni Leipzig Erdbebenschwärme im Cheb Becken registriert.
Eine für ihre Schwarmbeben bekannte Region ist die Long-Valley Caldera im US-Bundesstaat Kalifornien. Im Mai 1980 begann eine Phase mit zahlreichen Erdbebenschwärmen. Diese wurden von einer starken Aufwölbung des Bodens begleitet. Die bisher jüngste Episode mit Schwarmbeben manifestierte sich im November 2016.
Ein weiterer Calderavulkan bei dem in jüngster Vergangenheit Erdbebenschwärme registriert wurden ist die Campi Flegrei bei Neapel. Dort kommt es zudem zum Phänomen des Bradyseismos. Der Boden hebt und senkt sich Phasenweise bis zu 3 m. Dabei treten zahlreiche Erdbebenschwärme auf.
(Quellen: WIKIPEDIA, Uni Leipzig, GFZ, Stand 2017)
Island: Schwarmbeben
In den letzten 24 Stunden gab es an 3 Locations auf Island Schwarmbeben: Bardabunga, Katla und Hrómundartindi (Reykjanes Halbinsel). Das stärkste Beben eines jeden Schwarmbebens brachte es auf eine Magnitude zwischen 3 und 4. Die größte Anzahl an Erdbeben manifestierte sich unter Hrómundartindi. Dort wurden bisher 100 Beben registriert. Die Tiefe der Beben liegt bei ca. 5,5 km.
Schwarmbeben stehen oft im Zusammenhang mit der Intrusion von Magma: wenn es in der Erdkruste aufsteigt bahnt es sich einen Weg durch das Gestein, welches zerbricht. Dabei werden schwache Erdstöße erzeugt.
Fiji: Erdbeben 7,0
Gestern wurde das Archipel von Fiji von einer Serie starker Erdbeben erschüttert. Das Hauptbeben hatte eine Magnitude von 7,0. Die Hypozentren lagen in gut 10 km Tiefe und 160 km südwestlich der Hauptinsel. Kurz darauf bebte die Erde auch auf Vanuatu mit M 5,6.
2 interessante Beben m 3,0 manifestierten sich unter dem Mt. Rainier im US-Bundesstaat Washington. Mt. Rainier ist ein Vulkan der Cascaden-Range und liegt unweit der Großstadt Seattle. Zudem gibt es weiterhin Erdbeben in den Vulkangebieten von in Nevada und Süd-Kaliforniern.
USA: Erdbeben Mw 5,6
Im US Bundesstaat Nevada wurden drei Erdbeben Mw 5,6 und 5,5 registriert. Die Hypozentren lagen zwischen 5 und 12 km Tiefe. Es folgten zahlreiche Nachbeben. Die Erdbebenserie manifestiert sich unweit von Hawthorne und direkt nördlich vom Aurora-Krater. Selbst in den Spieler-Paradiesen Carson City und Reno spürte man die Erdstöße deutlich. Über Schäden liegen noch keine Meldungen vor.
Der Aurora Krater ist Teil des Aurora-Bodie volcanic field: einem Gebiet mit pleistozänem Vulkanismus. Es gibt mehrere alte Lavaströme. In der Nähe befindet sich ein Geothermie-Kraftwerk und alte Goldminen.
30 km südlich der Erdbebenregion liegt der Mono Lake: eine vulkanisch aktive Gegend die auch mit der Long Valley Caldera weiter südlich assoziiert ist.