Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Erdbeben
Unter einem Erdbeben versteht man eine Erschütterung der festen Erdkruste die sich Wellenförmig ausbreitet. Ein Erdbeben erzeugt unterschiedliche Wellenarten. Die bedeutendsten sind Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen). Starke Erdbeben können große Zerstörungen anrichten und Naturkatastrophen auslösen.
Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,4 vor der Westküste Portugals war in Lissabon zu Spüren gewesen
Datum 26.08.2024 | Zeit: 04:11:39 UTC | 38.061 ; -9.398| Tiefe: 16 km | Mb 5,4
Heute Morgen ereignete sich um 04:11:39 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,4 vor der Westküste Portugals. Das Hypozentrum wurde in 16 Kilometern Tiefe festgestellt. Das Epizentrum befand sich 50 km süd-südwestlich von Sesimbra und etwa 90 Kilometer von der Landeshauptstadt Lissabon entfernt. Dort gerieten die Häuser ins Wanken, und es gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein, wobei die weitesten aus Marokko, in einer Entfernung von über 850 Kilometern, stammten. Dennoch wurden bisher keine größeren Schäden gemeldet. Das Beben war jedoch stark genug, um leichte Gebäudeschäden wie Risse in den Fassaden zu verursachen.
Zunächst wurde die Magnitude sogar mit Mb 5,9 eingestuft, später jedoch reduziert. Das GFZ Potsdam ermittelte eine Momentmagnitude Mw von 5,0. Es wird vor Nachbeben gewarnt.
Der Erdstoß heute war das stärkste Erdbeben in der Region seit 2009. Damals gab es ein Beben der Magnitude Mb 5,0.
Premierminister Paulo Range erklärte gegenüber der Presse, dass das Beben eine gute Gelegenheit darstellte, um die Reaktionsfähigkeit des Katastrophenschutzes zu testen.
Tektonisch betrachtet hing das Erdbeben mit der Kollision der europäischen und afrikanischen Platte zusammen. Im Golf von Cádiz kommt es dabei zur Subduktion. Die Störungen in diesem Gebiet sind Teil des größeren Azoren-Gibraltar-Verwerfungssystems, das sich von den Azoren bis zur Straße von Gibraltar erstreckt. Dieses System spielt eine Schlüsselrolle in der tektonischen Entwicklung der Region und ist eng mit der Subduktion und den damit verbundenen geologischen Prozessen verbunden. Das Beben ereignete sich an einer der Störungszonen, die mit diesem Gebiet assoziiert sind. Im Jahr 1755 ereignete sich in der Region ein sehr starkes Seebeben, in dessen Folge große Teile von Lissabon zerstört wurden. Natürlich gibt es jetzt die Befürchtung, dass das Beben nur das Vorspiel eines katastrophalen Erdbebens gewesen sein könnte.
Moderates Erdbeben der Magnitude 4,8 richtete leichte Schäden im Osten Australiens an
Datum 24.08.2024 | Zeit: 06:31:39 UTC | -32.379 ; 150.785 | Tiefe: 5 km | Mb 4,8
Im australischen Bundesstaat New South Wales ereignete sich ein Erdbeben der Magnitude 4,8. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in einer Tiefe von 17 Kilometern festgestellt. Das Epizentrum lag 16 km süd-südwestlich von Muswellbrook in der Region Hunter Valley. Geoscience Australia gab die Tiefe des Erdbebenherds mit 5 Kilometern an. Die Magnitude wurde zunächst mit Mb 5,0 angegeben, dann aber auf Mb 4,7 herabgestuft. Es folgten mehrere schwächere Nachbeben.
Australische Medien berichten, dass der Erdstoß nicht nur in einem großen Umkreis gespürt wurde, sondern auch einige Schäden an der Infrastruktur verursachte. Bilder zeigen herabgefallene Ziegelsteine, die in einer Gasse landeten, sowie Regale in Geschäften, deren Waren in die Gänge stürzten. Zudem wurden Risse in Gebäuden gemeldet. Mehrere Schulen wurden evakuiert, und Zeugen berichteten, dass sie glaubten, die Decken der Gebäude würden einstürzen. Eine große Katastrophe blieb jedoch aus, und es gibt keine Berichte über Tote oder Verletzte.
Der Erdstoß war auch in Australiens Hauptstadt Sydney zu spüren, wo insbesondere die oberen Stockwerke von Hochhäusern schwankten. Geoscience Australia verzeichnete mehr als 3000 Wahrnehmungsmeldungen. Ein Zeuge schrieb auf X: „Gab es gerade ein Erdbeben in Sydney, oder hat mein Gebäude nur zum Spaß gewackelt?!“
Muswellbrook ist eine Bergbaustadt, die für ihre Kohleminen bekannt ist. Bis zum Jahr 2022 wurde dort Steinkohle im Tagebau abgebaut. Die Bergbaugebiete erstrecken sich von Newcastle im Süden bis nach Muswellbrook im Norden und umfassen einen erheblichen Teil der Region des Hunter Valley-Beckens. Dabei handelt es sich um ein tektonisch entstandenes Becken, in dem entsprechende Störungszonen existieren. Eine der markantesten ist die Hunter-Mooki-Thrust-Störung, die für das Beben verantwortlich sein könnte. Laut Geoscience Australia hat es in der Region in den letzten 20 Jahren etwa 150 Erdbeben gegeben, doch die allermeisten waren schwächer als der aktuelle Erdstoß. Australien ist ein alter und tektonisch stabiler Kontinent der vergleichsweise selten von stärkeren Erdbeben erschüttert wird.
Sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,0 erschütterte Küstenregion im Osten Kamtschatkas – Tsunamialarm ausgelöst
Datum 18.08.2024 | Zeit: 19:10:29 UTC | 52.965 ; 159.976 | Tiefe: 5,3 km | Mw 7,0
Gestern war ein ereignisreicher Tag für die russische Halbinsel Kamtschatka, die im fernen Osten Sibiriens liegt und mit dem Zirkumpazifischen Feuergürtel assoziiert wird. Zunächst brach der Vulkan Shiveluch im Norden Zentralkamtschatkas aus. Kurz darauf folgte ein schweres Erdbeben der Magnitude 7,0. Laut Angaben des EMSC ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 51 Kilometern (Hypozentrum) und hatte sein Epizentrum 91 km östlich der Provinzhauptstadt Petropavlovsk-Kamchatsky. Es lag offshore vor der Ostküste der Halbinsel, was zur Auslösung eines Tsunamialarms führte. Allerdings blieben größere Wellen aus, da das Hypozentrum zu tief lag. Andere Erdbebendienste verorteten das Erdbeben in einer Tiefe von 34 Kilometern, was ebenfalls zu tief ist, um Tsunamis zu erzeugen. Tsunamis entstehen normalerweise nur bei flach liegenden Erdbebenherden in einer Tiefe von etwa 10 Kilometern oder weniger, da für die Entstehung großer Tsunamis ein vertikaler Versatz entlang einer großen Störung notwendig ist, der bis zum Meeresboden reicht und dort Wellen auslöst.
Der Erdstoß in der Nähe der Großstadt Petropavlovsk blieb nicht ohne Folgen, aber insgesamt kam die Region glimpflich davon. Es wurden nur leichte Gebäudeschäden gemeldet. An gut einem Dutzend Häusern entstanden Risse, und Fliesen sowie Fassadenteile lösten sich und stürzten auf die Straßen. Es gab keine menschlichen Opfer. Man hatte Glück, dass das Beben nicht flacher lag, denn erdbebensicher gebaut sind dort wohl die wenigsten Gebäude. Das Gegenteil ist eher der Fall. Bei meinem Besuch vor etwa 12 Jahren hatte ich nicht den Eindruck, dass die meisten größeren Gebäude in einem guten Zustand waren.
Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Pazifikplatte unter die eurasische Kontinentalplatte in Verbindung, auch wenn zwischen Kamtschatka und Eurasien noch die kleinere Ochotsk-Platte liegt. Die Subduktionszone wird durch den Kurilen-Kamtschatka-Graben markiert, der vor der Ostküste der Halbinsel verläuft und an seiner tiefsten Stelle 10.542 Meter unter dem Meeresspiegel liegt.
Vulkanausbruch am Shiveluch ereignete sich vor dem Erdbeben auf Kamtschatka
Die Subduktion ist auch für die Schmelzbildung und somit für den Vulkanismus auf Kamtschatka verantwortlich. Gestern brach tatsächlich auch der Shiveluch im Norden Zentralkamtschatkas aus, und viele Medien vermuteten einen direkten Zusammenhang zwischen Erdbeben und Vulkanausbruch. Die Eruption schleuderte Vulkanasche bis in eine Höhe von fast 9000 Metern und erzeugte vulkanische Gewitter in der Eruptionswolke. Wahrscheinlich kam es infolge von Explosionen zum Domkollaps. Erste VONA-Warnungen gab das VAAC Tokio um 12:37 UTC heraus, während sich das Erdbeben erst um 19:10:29 UTC ereignete. Die Eruption begann also mehr als sechs Stunden vor dem Erdbeben. Es kann daher ausgeschlossen werden, dass das starke Erdbeben die Eruption ausgelöst hat. Bereits in der Nacht zum Samstag ereignete sich gegen 2:00 Uhr UTC ein Erdbeben der Magnitude 5,2 westlich von Petropavlovsk. Da sich dieser Erdstoß jedoch in einer Tiefe von 162 Kilometern ereignete, ist ein Zusammenhang ebenfalls unwahrscheinlich.
Das Mittelmeer verfügt über eine vielfältige geologische Entstehungsgeschichte und stellt den verbliebenen Teil des ehemaligen Tethys-Meeres dar, das einst Pangäa umgab. Im Osten des Mittelmeers ist immer noch Erdkruste aus der Tethys-Meerzeit vorhanden, die mit einem Alter von 300 Millionen Jahren zu den ältesten der Welt zählt. Die Entstehung des Mittelmeeres begann mit dem Auseinanderbrechen von Pangäa und ist eng mit der Bildung junger Faltengebirge im heutigen Mittelmeerraum verbunden. Die Kollision der beiden großen Kontinente Afrika und Eurasien führt dazu, dass Afrika unter Eurasien absinkt und subduziert wird. Die aktivsten Subduktionszonen befinden sich im östlichen Mittelmeerraum vor der Türkei und Griechenland sowie im zentralen Mittelmeer vor Sizilien, wo Vulkanausbrüche und Erdbeben auf die geologischen Prozesse im Untergrund hinweisen. Im westlichen Mittelmeer vor Frankreich und Spanien gibt es zwar keine aktiven Vulkane, aber dennoch Erdbeben, wenn auch nicht so viele wie im Osten. Dies war jedoch nicht immer der Fall. Kürzlich haben Forscher festgestellt, dass die Subduktion im Westen des Mittelmeeres früher aktiver war als heute. Dabei entdeckten sie ein Fragment umgekippter Erdkruste, das im Erdmantel steckt und auf dem Kopf steht.
Erdbeben im Erdmantel liefern Hinweise auf kopfstehende Krustenplatte
Das Forscherteam um Meghan S. Miller (Australian National University) und Daoyuan Sun (University of Science and Technology Hefei) untersuchte die Daten tiefer Erdbeben im westlichen Mittelmeer und konzentrierte sich insbesondere auf die Datenanalyse eines Erdbebens mit einer Magnitude von 6,3, das im Jahr 2010 bei Granada stattfand. Das Besondere an diesem Beben war seine Tiefe von mehr als 600 Kilometern, was darauf hindeutet, dass es sich im Erdmantel manifestierte. Dieses Beben war nicht das einzige tiefe Mantelbeben in der Region, denn seit 1954 gab es sechs vergleichbare Beben. Die Wissenschaftler identifizierten schnell eine vertikale seismische Lücke in Tiefen zwischen 150 und 600 Kilometern. Darüber hinaus verhielten sich die von einem dichten seismischen Netzwerk in Spanien und Marokko aufgezeichneten Erdbebenwellen ungewöhnlich und waren teilweise viel zu langsam. Die Signale zeigten zudem im Seismogramm eine Nachschwingung.
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Erdbeben von einem Stück subduzierter Ozeankruste der Alboran-Platte ausgehen, das weit in den Erdmantel hinabreicht und sich unter dem Betischen Küstengebirge im Süden Spaniens befindet. Da die Erdbebenwellen teilweise zu langsam waren, vermuteten die Forscher, dass es eine Niedriggeschwindigkeitsschicht gibt, die auf wasserhaltige Gesteine hinweist, wie sie normalerweise nur auf der Oberseite subduzierter Erdkruste vorkommen. Durch Modellrechnungen fanden sie heraus, dass diese Niedriggeschwindigkeitsschicht nun unten liegt. Daher gehen die Forscher davon aus, dass das Stück subduzierter Kruste im Erdmantel umgekippt ist und die Unterseite schräg nach oben zeigt.
Es wird vermutet, dass die umgestürzte Platte ursprünglich nach Norden subduzierte und dann durch Plattenrückzug und Andocken an den iberischen und afrikanischen Kontinentalrändern gebildet wurde. Eine genauere Untersuchung der Plattenstruktur ist entscheidend, um die tektonische Entwicklungsgeschichte der Mittelmeer-Subduktionssysteme besser zu verstehen. (Quelle: GSW)
Erdbeben Mw 5,4 erschüttert den Iran und trifft überflutetes Gebiet
Datum 05.03.2024 | Zeit: 04:20:11 UTC | Lokation: 27.052 ; 59.413 | Tiefe: 10 km | Mw 5,4
Heute Morgen erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 5,4 den Süden des Irans. Der Erdstoß kann als moderat bis stark eingestuft werden und ausreichend stark, um Schäden an der Infrastruktur hervorzurufen. Entsprechende Meldungen gibt es aber noch nicht. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 Kilometern. Das Epizentrum wurde 58 km nordwestlich von Fannūj verortet. In dem Ort in der Provinz Sistan und Belutschistan leben gut 13.000 Menschen. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden.
Das Erdbeben ist nicht die einzige Naturkatastrophe, mit der die Menschen der Provinz Sistan und Belutschistan aktuell zu kämpfen haben, denn in den letzten Tagen wüteten in der ansonsten trockenen Region heftige Unwetter. Sie sorgten für Überschwemmungen, die bis ins angrenzende Pakistan hineinreichen. Vielerorts brach die Strom- und Wasserversorgung zusammen. Davon ist auch die pakistanische Hafenstadt Gwadar betroffen, die ein wichtiges Handelszentrum am Golf von Oman darstellt.
In Gwadar wurden letzte Woche Zehntausende Menschen aufgrund der Überflutungen evakuiert. Sie wurden mit Hilfe des Militärs in Sicherheit gebracht. In den letzten Jahren wurde die Region besonders häufig von Überflutungen katastrophalen Ausmaßes betroffen. Meteorologen sehen einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.
Auch Erdbeben gibt es in der Region am Golf von Oman oft. Häufig verursachen bereits moderate Erdstöße Schäden und Todesopfer. Grund für die Erdbeben ist die konvergente Plattengrenze zwischen der Arabischen Platte und dem Eurasischen Kontinent. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich allerdings nicht direkt an der Küste, sondern etwas weiter im Landesinneren, hinter der Makran-Subduktionszone. Dort verlaufen lokale Störungszonen, die einerseits ein Back-Arch-Basin abgrenzen und andererseits mit der Zendan-Transformstörung assoziiert sein könnten. Die Tektonik des Irans ist sehr komplex und wird von zahlreichen Erdkrustenblöcken bestimmt, in denen die Erdkruste hier zerbrochen ist. Entlang der Grenzen der Blöcke manifestieren sich häufig die Erdbeben.
Erdbebenserie zwischen Salzburg und Innsbruck in Österreich
Datum 19.01.2024 | Zeit: 19:28:28 UTC | Lokation: 47.565 ; 12.577 | Tiefe: 3 km | Mb 3,0
Seit dem 17. Januar kam es in der Region des österreichischen Innsbruck zu einer kleinen Erdbebenserie. Die stärkste Erschütterung hatte laut EMSC eine Magnitude von 3,0 (GFZ kam auf Mb 3,2) und einen Erdbebenherd in nur 3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 12 km ostnordöstlich von Sankt Johann in Tirol lokalisiert. Außerdem gab es in den folgenden Tagen 5 weitere Erschütterungen mit Magnituden im 2er-Bereich.
Das stärkste Erdbeben konnte von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen werden. Den Erdbebendiensten liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen von Anwohnern vor, die von dem Erdbeben aufgeschreckt wurden. Darunter befanden sich auch Bebenzeugen aus Deutschland, denn das Epizentrum lag in Waidring unweit der deutschen Grenze. In Medienberichten heißt es, dass Anwohner von Kitzbühel von einem „Donnern und Grollen des Untergrundes“ berichteten.
Das Epizentrum befand sich nahe der bayerischen Grenze. Mit einer gemessenen Stärke von 3,4 war es deutlich spürbar, begleitet von einem intensiven , das viele Menschen in Kitzbühel durchrüttelte. Dass der Erdstoß so deutlich zu spüren gewesen war, lag nicht nur an der Magnitude, sondern auch an der geringen Tiefe des Erdbebenherds.
Die GeoSphere Austria verzeichnete insgesamt 21 Beben seit Anfang Januar. Die Erdbeben sorgen bei den Anwohnern der Region für Verunsicherung und Besorgnis. Obwohl bisher keine Schäden gemeldet wurden, wird darauf hingewiesen, dass erst ab einer Stärke von 5 mit hoher Wahrscheinlichkeit leichte Schäden auftreten. Trotz der Beruhigung durch die Erdbebendienste fürchten einige Betroffene, dass sich hier ähnlich starke Erdbeben wie in Italien ereignen könnten.
Die genaue Ursache für diese Erdbebenserie im Tiroler Raum bleibt komplex und erfordert fortlaufende Überwachung und Forschung. Einige Kilometer westlich des Erdbebengebiets liegt die Inntal-Scherzone, die für die Erdbeben verantwortlich sein könnte. Insgesamt verdeutlicht dieses Ereignis die dynamischen geologischen Prozesse, die im Zusammenhang mit der Orogenese der Alpen auftreten können, und unterstreicht die Bedeutung der seismologischen Überwachung.
Erdbeben Mw 7,5 vor der Nordküste von Honshu – Erste Tsunamis treffen ein
Datum 01.01.2024 | Zeit: 07:10:10 UTC | Lokation: 37.544 ; 137.234 | Tiefe: 9 km | Mw 7,5
Das neue Jahr begann in Japan nicht gut, zumindest nicht für die Bewohner der Nordküste der Insel Honshu bei Takaoka. Denn wenige Kilometer vor der Küste manifestierte sich um 16:10:10 Uhr Lokalzeit (07:10:10 UTC) ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,5. Das Hypozentrum lag in nur 9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 45 km nordnordöstlich von Anamizu verortet.
Wenige Minuten später ereignete sich ein zweites Beben Mw 6,2. Dieser Erdstoß manifestierte sich 5 km südsüdöstlich des gleichen Ortes, diesmal aber nicht vor der Küste, sondern an Land. Es gab auch ein Vorbeben der Magnitude 5,8 und folgten 15 Beben mit Magnituden ab 5,0 Nachbeben.
Das Hauptbeben löste Tsunamialarm aus, und in der Warnung heißt es, dass man entlang der Küste mit 5 m hohen Wellen rechnen muss. Die Anwohner wurden aufgefordert, sich auf höher gelegenes Areal in Sicherheit zu bringen. Inzwischen trafen erste Wellen ein, die bis zu 1 m hoch waren.
In Medienberichten ist zu lesen, dass der Erdstoß sogar Häuser in Tokio zum Schwanken brachten. Die japanische Hauptstadt liegt ca. 320 km südlich des Epizentrums. Man muss mit Schäden auf der Noto-Halbinsel rechnen, über deren genaues Ausmaß liegen noch keine Berichte vor. Todesopfer oder Verletzte wurden bis jetzt nicht gemeldet.
In der Region fiel für 32.000 Haushalte der Strom aus, der auch in diesem Teil Japans in Atomkraftwerken erzeugt wird. Die Atomreaktoren werden geprüft, doch bis jetzt wurden keine Störungen registriert.
Infobox
Nach aktuellem Kenntnisstand gab es nur vergleichsweise geringe Schäden an der Infrastruktur. Einige Häuser wurden stark beschädigt, Fassadenteile stürzten auf Straßen und es bildeten sich Risse in Straßen und Gebäuden. Leitungen zerrissen und Strom und Telekommunikation fielen aus. Der Bahnverkehr wurde eingestellt und es kam zu Flugausfällen.
Der Tsunamialarm wurde aufgehoben und es besteht keine Gefahr mehr. Es sieht so aus als wäre man mit einem blauen Augen davon gekommen.
Tektonik der Erdbebenregion
Das tektonische Setting der Region wird von der Grenze zwischen der Ochotskischen-Platte und der Amur-Platte bestimmt, die in der Region der Noto-Halbinsel auf Honshu trifft und dann in Richtung der Bucht von Tokyo verläuft, um dort eine Dreierkreuzung zu bilden. Außerdem verläuft wenig südlich der Halbinsel die Niigata-Kobe-Tectonic-Zone entlang derer sich einige der Nachbeben ereignet haben könnten. Insgesamt ist die tektonische Situation der Region sehr komplex und wird je nach Autor in Details unterschiedlich dargestellt. Erdbeben wie das aktuelle helfen den Forschern dabei, ein immer differenziertes Bild des Untergrunds zu entwickeln.
Ungewöhnlich viele Erdbeben in Westtürkei – Erschütterungen auch im Osten
Datum 24.12.2023 | Zeit: 13:07:16 UTC | Lokation: 37.033 ; 29.035 | Tiefe: 7,7 km | Mb 3,5
Wer sich dieser Tage die Erdbebentabellen beim EMSC anschaut, wird feststellen, dass der Westen der Türkei unverhältnismäßig oft vertreten ist. Meistens handelt es sich um schwache Erschütterungen, die über ein weites Gebiet streuen. Daher kann man nicht von einem Schwarmbeben sprechen. Vielmehr sieht es so aus, als würden sich die Beben an praktisch jeder größeren Störungszone der Region manifestieren, wobei sich viele Erdbeben entlang der Nordanatolischen Verwerfung manifestieren. Die stärkste Erschütterung der letzten 2 Tage brachte es auf eine Magnitude von 3,5 und hatte ein Epizentrum südlich von Denizil. Das Hypozentrum ereignete sich in 7,7 km Tiefe. Überhaupt kommt diese Zahl sehr oft vor, weshalb ich nicht ausschließen will, dass es sich um Geistererdbeben handelt.
Die Erdbeben beschränken sich nicht nur auf den Westen der Türkei, denn auch entlang der Ostanatolischen Verwerfung gibt es überdurchschnittlich viele Erdbeben. Natürlich liegt ein Spot im Erdbebengebiet im Süden des Landes, wo es im Frühjahr zu den folgenschweren Ereignissen kam, über die viel berichtet wurde. Aber auch weiter östlich in Zentralanatolien gibt es viele Erdbeben.
Betrachtet man einen noch größeren Kartenausschnitt, stellt man fest, dass auch Griechenland von vielen schwachen Erschütterungen heimgesucht wird. Die meisten Beben manifestieren sich entlang des Hellenischen Bogens und machen auch vor der kontinentalen Naht zwischen Afrika und Europa entlang des Apennin nicht halt. Für mich sieht es so aus, als würde das gesamte plattentektonische Lineament entlang des Anatolischen Blocks und weiter zur kontinentalen Naht zwischen Afrika und Europa unter enormen Spannungen stehen, die sich wahrscheinlich eher früher als später in einem starken Erdbeben entladen werden. Ein Spot, an dem man schon seit langem mit einem Starkbeben rechnet, ist der Westen der Nordanatolischen Verwerfung. Aber auch im Bereich der Ägäis oder bei Sizilien könnte es ein starkes Erdbeben geben, denn auch hier besteht eine latente Erdbebengefahr.
Nach wie vor gibt es zahlreiche Erdbeben in europäischen Vulkanregionen. Das Wichtigste fasse ich heute in einem Artikel zusammen. In Italien sind es die Vulkane Ätna, Campi-Flegrei mit der Solfatara und die Vulkaninsel Vulcano, die seismisch aktiv sind. Auf Island bebt es weiterhin auf der Reykjanes-Halbinsel. Außerdem gab es im Golf von Djibouti und in Eritrea Erdstöße in der Nähe aktiver Vulkane, aber der Reihe nach:
Ätna mit erhöhter Seismizität
Am Ätna auf Sizilien gibt es vermehrt einzelne Beben, die sich in unterschiedlichen Tiefen im Osten und Süden des Vulkans ereignen. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,2 und manifestierte sich 1,6 km südöstlich von Adrano. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei den meisten ebben um tektonische-bedingte Erschütterungen, die aber durch aufsteigendes Magma getriggert werden könnten. Gestern wurde auch wieder ein Dampfring fotografiert und von den Schloten in der Bocca Nuova geht Rotglut aus. Meiner Meinung nach hat der Ätna nun lange genug pausiert und hatte genug Zeit zum Aufladen, sodass bald mal wieder ein paar schöne Eruptionen fällig werden. Davor fürchtet man sich derzeit auch in Süditalien, wo die Campi Flegrei weiterhin Sorgen bereitet.
Die süditalienische Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und wird auch heute von zahlreichen Erdbeben durchgeschüttelt. Das INGV registrierte bis heute Nachmittag 48 schwache Erschütterungen, deren Magnituden überwiegend im Bereich der Mikroseismizität lagen und flache Hypozentren hatten. Das sind fast soviel, wie man sonst in einer Woche feststellt. Auffällig ist, dass die Beben in einem immer weiteren Umkreis streuen und nun auch in der Bucht von Neapel stattfinden. Ein Indiz für die großen Spannungen des sich aufwölbenden Untergrunds. Da stellt sich einem die Frage, ob die Bodenhebung immer noch nur von Fluiden (Gas und Wasser) verursacht werden?
Vor der Westküste von Vulcano ereigneten sich drei schwache Erschütterungen mit geringen Magnituden. Interessanterweise hat die Seismizität dort wieder zugenommen, nachdem man einen recht ruhigen Sommer durchlebte. Trotzdem scheint der Katastrophenschutz und die Kommunalverwaltung die Lage entspannt zu sehen, denn heute wurde in unserer FB-Gruppe die Nachricht verbreitet, dass die Absperrungen am Strand von Porto di Levante im Bereich des Schlammbads wieder aufgehoben wurden und man das Areal wieder betreten darf. Ob das Baden wieder erlaubt ist, ist mir noch nicht bekannt. Der Aufstieg zur Fossa wurde bereits im Frühsommer wieder freigegeben.
Erdbeben unter Reykjanes
Auch das Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel ist weiter aktiv. IMO registrierte in den letzten 2 Tagen gut 230 Erdbeben, wobei der Wert heute Morgen noch bei 280 lag, bevor die Messungen aus der Timeline gewandert sind. Aktuell gibt es die meisten Erschütterungen vor der Südwestspitze der Halbinsel, wo es bei Reykjanestá bebt. Die Region bei Grindavik und dem Thorbjörn-Vulkan wird ebenfalls weiter gerockt. Drei grüne Sternchen markieren Erschütterungen mit Magnituden ab 3.
Erdbeben Djibouti-Äthiopien
Im Grenzgebiet Djibouti-Äthiopien gab es heute Morgen 2 moderate Erschütterungen mit den Magnituden 4,8 und 4,7. die Hypozentren in ca. 10 km Tiefe hatten. Die Epizentren lagen an der Küste des Golfs von Djibouti, wo es mehrere kleine Vulkaninseln gibt. Auch die Vulkane der Erta-Alé-Range, die genaugenommen einen Mittelozeanischen Rücken markieren, liegen nicht fern. Der Erta Alé hatte Anfang der Woche ja eine ganz gute Performance hingelegt, nachdem es in der Region in den letzten Monaten häufiger bebte. Vielleicht kommt da ja bald noch mehr.
Was ich Euch noch schuldig geblieben bin, ist die Zusammenfassung des Wochenberichts von Vulcano. Die hänge ich hinten an, weil ich das Wichtigste zuerst erzählen wollte. Viel geändert hat sich an den geophysikalischen Parametern nicht, außer dass man bereits in der letzten Woche einige schwache Erdbeben detektierte. Die Temperaturen der Fumarolen am Kraterrand waren stabil und lagen zwischen 334 und 343 °C. Es wird weiterhin eine leicht bis mäßig erhöhte Kohlendioxid-Konzentration am Fuß des Kraterbereichs festgestellt. Der wöchentliche Durchschnitt lag bei 5370 g/m2/Tag. Die Wassertemperaturen in Bohrlöchern am Campingplatz sind weiterhin erhöht. Auch wenn die Sperrungen weitestgehend aufgehoben wurden, kann es immer noch zu plötzlichen Änderungen im Gasausstoß kommen und auch phreatische Eruptionen sind nicht völlig ausgeschlossen.