Mexiko: Erdbeben Mw 5,6 erschüttert Baja California

Erdbeben in Baja California: Spreizungszone im Meeresboden des Guaymas-Beckens aktiv

Datum: 07.11.2025 | Zeit: 12:04:30 UTC | Koordinaten 27.962 ; -111.961 | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,6 hat am Freitagmorgen um 12:04:30 UTC den zentralen Golf von Kalifornien (Baja California) erschüttert. Das Epizentrum lag rund 105 Kilometer westlich von Heroica Guaymas auf dem mexikanischen Festland und etwa 75 Kilometer nordnordöstlich von Santa Rosalía auf der Halbinsel Baja California. Nach EMSC-Angaben manifestierte sich das Beben in rund zehn Kilometern Tiefe. Meldungen über Schäden oder Verletzte liegen nicht vor. Da das Epizentrum in einem unbewohnten Meeresgebiet lag, ist damit auch nicht zu rechnen.

Baja California. © EMSC/Leaflet

Der Golf von Kalifornien, auch als Sea of Cortez bekannt, ist eine der geologisch aktivsten Regionen Nordamerikas. Hier verläuft die Grenze zwischen der Nordamerikanischen Platte im Osten und der Pazifischen Platte im Westen. Entlang dieser Nahtlinie wird die Erdkruste gedehnt und zugleich seitlich verschoben. In diesem Gebiet gibt es einen Übergang von kontinentalem Grabenbruch zu einer ozeanischen Spreizungszone. Der Golf stellt gewissermaßen das nördliche Ende des Ostpazifischen Rückens dar, des langen Dehnungsrückens, der sich durch den gesamten Ostpazifik zieht.

Das Beben ereignete sich im Bereich des Guaymas-Beckens, einem Abschnitt des Golfs, in dem sich mehrere Transformstörungen und Spreizungszentren abwechseln. Diese Zonen entstehen durch die entgegengesetzten Plattenbewegungen: Die Pazifikplatte driftet nach Nordwesten und die Nordamerikanische Platte  bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 50 mm pro Jahr nach Südosten. Die Bewegung führt zu rechtssinnigen (dextral) Seitenverschiebungen entlang von Transformbrüchen. Wo die Kruste auseinandergezogen wird, steigt heißes Magma aus der Tiefe auf, wodurch sich untermeerische Spreizungsrücken bilden.

Im Guaymas-Becken gibt es neben der tektonisch bedingten Spreizung einen intensiven Sedimenteintrag und entsprechend mächtige Gesteinsschichten. Das aufsteigende Magma erhitzt die Sedimente, was zu einem ungewöhnlich heißen und reaktiven Untergrund führt. Dort finden sich zahlreiche Hydrothermalschlote, die schwefel- und metallreiche Fluide ausstoßen, was als ein Hinweis auf aktiven Vulkanismus unter dem Meeresboden interpretiert werden kann.

Oberirdisch ist die vulkanische Aktivität im Golf begrenzt, doch südlich des Epizentrums ragt die kleine Isla Tortuga aus dem Wasser. Hierbei handelt es sich um einen basaltischen Schildvulkan. Er erinnert daran, dass der Golf von Kalifornien nicht nur eine Zone des Risses, sondern auch eine Geburtsstätte neuen Ozeanbodens ist.

Nebenbei bemerkt gibt es hier noch andere Geburtsstätten: Die Baja California ist als Kinderstube von Grauwalen bekannt.

Kanlaon: Ascheeruption und Schwarmbeben am 05. Oktober

Kanlaon nach starken Erdbeben aktiver geworden – Ascheeruption und Schwarmbeben

Der philippinische Vulkan Kanlaon eruptierte heute Nacht gegen 00:40 UTC eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 3000 m aufstieg und nach Südwesten geweht wurde. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Tokio hervor. Außerdem gab es einen stärkeren Erdbebenschwarm, der sich aus 65 Einzelerschütterungen zusammensetzte.

Die Erdbeben lagen überwiegend unter der Nordwestflanke des Vulkans auf der Insel Negros. Einige Beben bildeten einen zweiten Cluster südlich des Gipfelkraters. Die Beben manifestierten sich vor der Eruption, da diese in der PHILVOLCS-Zusammenfassung der letzten 24 Stunden noch nicht erwähnt wird. Die Seismizität steht typischerweise mit dem Aufstieg von Magma bzw. magmatischen Fluiden in Verbindung und ist vulkanotektonischer Natur. Außerdem stellte man eine Schwefeldioxidemission von mehr als 1600 Tonnen am Tag fest. Dampfwolken erreichten eine Höhe von 900 m. Der Kanlaon gilt seit Monaten infolge von Magmaakkumulation als aufgebläht und bereit für einen stärkeren Vulkanausbruch.

Die Aktivitätssteigerung könnte mit dem starken Erdbeben Mw 6,9 vom 30. September im Zusammenhang stehen, das sich in ca. 130 Kilometer Entfernung zum Kanlaon zugetragen hatte. Das Erdbeben lag in der Camotes-See vor der Küste von Cebu und richtete in mehreren Gemeinden nicht nur starke Gebäudeschäden an, sondern forderte auch 72 Todesopfer. Ich hatte eigentlich mit einer schnelleren und stärkeren Reaktion des Kanlaon gerechnet, doch stattdessen gab es am nächsten Tag eine phreatomagmatische Eruption am Taal-Vulkan. Dieser hat sich wieder beruhigt und emittierte gestern gut 1900 Tonnen Schwefeldioxid.

Der Kanlaon indes scheint sich weiter aufzuladen, wovon der Erdbebenschwarm zeugt. Es muss mit einer stärkeren explosiven Eruption gerechnet werden. Der Aufstieg ist weiterhin gesperrt und es gilt eine Sperrzone mit einem Radius von 4 Kilometern um den Krater. PHILVOLCS warnt vor spontan auftretenden phreatischen und phreatomagmatischen Eruptionen, die auch pyroklastische Ströme hervorbringen könnten.

Seismologie: Erdbeben erzeugen extreme Hitze

Heiße Erkenntnisse: Wie Erdbeben Energie in Schmelze umwandeln können

Ein Team von Geophysikern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat erstmals den vollständigen Energiehaushalt von Erdbeben in Laborversuchen nachvollziehen können. Mit Hilfe von künstlich erzeugten Mikroerdbeben im Labor ist es gelungen, zu zeigen, was mit dem Großteil der bei einem Erdbeben freigesetzten Energie geschieht, denn nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz der Erdbebenenergie wird in die gefürchteten Erdbebenwellen umgewandelt, die katastrophale Folgen haben können. Die Experimente zeigen, dass ein Erdbeben weit mehr verursacht als nur ein spürbares Rütteln des Bodens: Der überwiegende Teil der freigesetzten Energie wird in Wärme umgesetzt.

Für ihre Studie simulierte das Team Erdbeben im Mikromaßstab, indem es synthetische Granitproben unter kontrollierten Druckbedingungen bis zum plötzlichen Versagen belastete. Die Messungen ergaben, dass rund 80 Prozent der Energie in Wärme übergehen, etwa zehn Prozent seismische Erschütterungen erzeugen und weniger als ein Prozent für die Zerkleinerung von Gestein aufgewendet wird. Diese Angaben sind gerundet, denn die Forscher gaben in ihrer Studie vergleichsweise große Schwankungsräume an.

Die Umwandlung der Energie in Wärme erzeugt dabei enorme Temperaturspitzen: Innerhalb von Mikrosekunden kann sich das Gestein auf bis zu 1.200 Grad Celsius erhitzen, bevor es ebenso schnell wieder abkühlt.

Diese extremen Bedingungen führen dazu, dass an den Gleitflächen der Gesteinsbruchzonen bzw. Störungen dünne Schmelzfilme entstehen – ein Phänomen, das auch in der Natur beobachtet wird. Geologen bezeichnen solche glasartigen Strukturen als Pseudotachylite. Sie bilden sich häufig entlang von Scherzonen, insbesondere in Subduktionszonen, wo sich Spannungen über lange Zeiträume aufbauen und schließlich ruckartig entladen. Solche Schmelzfilme können das weitere Verhalten einer Verwerfung beeinflussen, indem sie kurzfristig wie Schmiermittel wirken und das Abrutschen erleichtern. Das verursacht eine Art Rückkopplungseffekt, denn dadurch wird ein größerer Teil der Erdbebenenergie in seismische Wellen verwandelt, was größere Schadenswirkungen mit sich bringt.

Die neuen Erkenntnisse haben weitreichende Bedeutung für die Einschätzung seismischer Gefahren. Bislang ließ sich nur der Anteil der Erdbebenenergie messen, der in Form von Bodenerschütterungen an der Oberfläche ankommt. Wärmeproduktion und unterirdische Gesteinsbrüche blieben größtenteils verborgen. Das MIT-Team zeigt nun, dass der Wärmeeintrag nicht vernachlässigt werden darf und möglicherweise auch auf die langfristige Stabilität von Verwerfungen wirkt.

Darüber hinaus werfen die Ergebnisse spannende Fragen für die Magmenentstehung auf. Zwar ist die Energiemenge eines einzelnen Bebens zu gering, um große Schmelzvolumina zu erzeugen, doch wiederholte Erdbeben könnten möglicherweise lokal genug Wärme eintragen, um bereits teilweise aufgeschmolzenes Gestein weiter zu verflüssigen. Auf diese Weise könnte der Prozess indirekt die Migration von Magma begünstigen – insbesondere in geodynamisch aktiven Regionen, wie wir es aktuelle in Kamtschatka sehen.

Die Forschenden hoffen, dass ihre Laborversuche helfen, Erdbebenmodelle zu verbessern und das Risiko künftiger Ereignisse präziser abzuschätzen. Denn je besser bekannt ist, wohin die Energie eines Bebens fließt, desto genauer lässt sich auch seine zerstörerische Wirkung einschätzen. (Quellen: AGU, Pressemeldung MIT)

Campi Flegrei: Studie identifiziert 54000 Erdbeben mithilfe von KI

Neue Studie identifiziert 54.000 Erdbeben in den Campi Flegrei mithilfe von KI – Beben meistens tektonischen Ursprungs

Die seit 20 Jahren anhaltende und sich seit 2017 permanent steigernde Erdbebentätigkeit im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei inspiriert zahlreiche Forscher zu Studien. So wurde jetzt im Magazin „Science“ die Studie eines internationalen Forscherteams veröffentlicht, das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz in den seismischen Aufzeichnungen der letzten 3 Jahre 54.000 Erdbeben identifizieren konnte. Weit mehr als bisher bekannt waren. Die meisten Erdbeben sollen tektonischer Natur gewesen sein und nicht direkt mit dem Aufstieg von Magma zusammenhängen. Unterhalb von 4 Kilometern Tiefe wurde keine Erdbeben festgestellt.

Eine Ausnahme bilden laut der Studie, die von Forschern der Stanford University sowie der Universität Neapel Federico II und dem INGV durchgeführt wurde, hybride Erdbeben, die sich im Bereich des Mont Obliano manifestierten. Diese Erschütterungen würden direkt mit Fluidbewegungen zusammenhängen.

Ringförmig angeordnete Erdbeben

Mit Hilfe von KI-gestützten Verfahren wurde anhand der Erdbebenmuster ein ringförmiges Störungssystem um die Bodenhebungszone im Dach der Caldera identifiziert. An diesem Störungssystem ereignen sich laut der Forschergruppe die meisten tektonisch bedingten Erschütterungen. Solche ringförmigen Störungssysteme kennen wir auch von den Dachbereichen bzw. Füllungen anderer Calderen, u.a. vom Bardarbunga in Island.

Die Beben werden nach Meinung der Forscher also nicht direkt von aufsteigendem Magma verursacht. Hinweise auf eine Magmenmigration in Tiefen von weniger als 4 km wurden nicht gefunden.
Obwohl einige Forscher, Bürokraten und auch besorgte Bürger der Region diese Nachricht so interpretieren, als würde nun die Gefahr eines Vulkanausbruchs gebannt sein, gebe ich zu bedenken, dass die allermeisten Erdbeben in Vulkanregionen eben dadurch zustande kommen, dass sich magmatische Fluide entlang von Störungen und Schwächezonen bewegen und Druckerhöhungen diese zu Beben anregen. Was folgt, ist ein Erdbebensignal, das alle Merkmale eines tektonischen Erdbebens aufweist, letztendlich aber dennoch durch Druckanstieg im magmatischen Speicher- und Fördersystem des Vulkans ausgelöst wurde. Zudem hat bis jetzt auch keine andere Studie Magma in weniger als 4 km Tiefe nachweisen können. Tatsächlich würde Magma in so geringer Tiefe kurz vor der Eruption stehen.

Rein vulkanotektonische Erdbeben, bei denen aufsteigendes Magma Gestein bricht, manifestieren sich in geringen Tiefen nur dann, wenn das Magma final aufsteigt. Bei offenen Aufstiegswegen kommt es oft erst Stunden oder Minuten vor einer Eruption zu einer seismischen Krise vulkanotektonischen Ursprungs. Die neuen Erkenntnisse der Studie liefern keinen Grund zur Entwarnung, sondern sie sagen lediglich aus, dass ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorsteht. Mehr als 54.000 Erschütterungen innerhalb von 3 Jahren (2 Beben pro Stunde) sowie die Bodenhebung sind alarmierende Anzeichen dafür, dass es im Untergrund einen starken Druckaufbau gibt. (Quelle der Studie: https://www.science.org/doi/10.1126/science.adw9038)

Yellowstone: KI spürt Zehntausende unentdeckte Mikrobeben auf

Künstliche Intelligenz liefert neue Einblicke in eines der mächtigsten Vulkansysteme der Erde – Magmenkörper unter Yellowstone in nur 4 km Tiefe

Yellowstone ist Caldera und Nationalpark zugleich und weltberühmt für seine Geysire, heißen Quellen und weitläufigen Landschaften und geologisch betrachtet von höchster Bedeutung. Unter dem ältesten Nationalpark der USA verbirgt sich eine riesige Caldera, die von einem Supervulkanausbruch zeugt, der sich vor mehr als 640.000 Jahren ereignete. Doch der jüngste dieser Ausbrüche war nicht der erste und wahrscheinlich auch nicht der letzte: Statistisch gesehen ist eine weitere Supereruption überfällig, was zahlreiche Menschen besorgt und immer wieder Anlass zu Spekulationen bis hin zu sensationsheischenden Fakenews gibt. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass die Aktivität unter Yellowstone viel komplexer ist als bisher angenommen – und dass moderne Methoden wie maschinelles Lernen helfen, diese Prozesse besser zu verstehen.

Neue Studie mit Hilfe von KI generiert seismisches 3-D Modell und spürte Zehntausende übersehen Erdbeben auf

Ein Forschungsteam unter der Leitung des Ingenieurprofessors Bing Li analysierte in Zusammenarbeit mit dem United States Geological Survey und der Universidad Industrial de Santander in Kolumbien alte seismische Daten aus Yellowstone neu. Mithilfe von Deep-Learning-Algorithmen und einem dreidimensionalen Modell zur Ausbreitungsgeschwindigkeit von Erdbebenwellen entstand ein hochauflösender Erdbebenkatalog, der über 86.000 Ereignisse zwischen 2008 und 2022 dokumentiert – etwa zehnmal mehr als in bisherigen Auswertungen der Datensätze aufgefallen waren.

Mehr als die Hälfte dieser Erdbeben trat in sogenannten Schwärmen auf: Gruppen schwacher Beben, die sich in einem begrenzten Gebiet über Wochen oder Monate häufen, ohne dass ein dominierendes Hauptbeben erkennbar ist. Besonders auffällig: Diese Schwärme erscheinen oft nahe beieinander, sind aber durch längere Ruhephasen getrennt – ein bislang wenig verstandenes Muster.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass ein Zusammenspiel aus langsam wandernden hydrothermalen Fluiden und plötzlichen Flüssigkeitseinspritzungen die Ursache für viele dieser Schwärme sein könnte. Solche Einspritzungen entstehen vermutlich, wenn durch Druckaufbau in der Tiefe sogenannte Permeabilitätssiegel brechen und so den Weg für aufsteigende Fluide freigeben. Diese Vorgänge können entlang komplexer, unreifer Störungszonen stattfinden, die besonders tief unterhalb der Caldera auffällig häufig auftreten.

Langzeitdynamik der Erdbebenschwärme. © Bing Q Li

Magma in 3-4 Kilometern Tiefe

Innerhalb der Yellowstone-Caldera zeigten sich zudem vertikale Migrationsmuster: Erdbeben wanderten von der Tiefe in Richtung Oberfläche – ein typisches Zeichen fluidgetriebener Prozesse. Teilweise trat die Seismizität dabei in mehreren Tiefenabschnitten gleichzeitig auf, getrennt durch eine aseismische Zone. Diese Zone fällt mit einem vermuteten Magmareservoir in etwa 3–4 Kilometern Tiefe zusammen und deutet auf einen aktiven Austausch zwischen magmatischen und hydrothermalen Prozessen hin.

Die Region wird kontinuierlich überwacht, da sie eines der wenigen Gebiete ist, in denen sich magmatische, tektonische und hydrothermale Prozesse in engem Zusammenspiel beobachten lassen. Die aktuellen Studien zeigen, dass viele seismische Prozesse nicht eruptiven Ursprungs sind, sondern durch die Bewegung von Flüssigkeiten innerhalb des komplexen Störungssystems ausgelöst werden. Für die Vulkanforschung bedeutet das: Wer verstehen will, wie sich Vulkanausbrüche ankündigen oder wie Energie aus dem Erdinneren transportiert wird, muss tiefer graben – sowohl im Boden als auch in den Daten.

Fortschritt durch maschinelles Lernen

Bis vor wenigen Jahren wurden Erdbeben in Yellowstone manuell durch Expertenteams ausgewertet, was ein mühsamer und langwieriger Prozess war. Dank neuer Technologien wie maschinellem Lernen und neuronalen Netzwerken können nun große Mengen an seismischen Wellenformen schnell und präzise analysiert werden. Das ermöglicht nicht nur die Entdeckung bisher übersehener Ereignisse, deren Erdbebenwellen sich überlagert haben können, sondern auch ein besseres Verständnis für wiederkehrende Muster wie Erdbebenschwärme oder Flüssigkeitsbewegungen im Untergrund. (Quelle der Studie: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adv6484)

Kamtschatka: Starkbebenserie vor der Küste bei Petropavlovsk

Starkbebenserie Kamtschatka. © ESMC

Serie starker Erdbeben erschüttert Küstenregion von Kamtschatka bei Petropavlovsk – Stärkstes Beben Mw 7,3

Datum: 20.07.2025 | Zeit: 06:49:03 UTC | Koordinaten: 52.898 ; 160.638 | Tiefe: 20 km | Mw 7,3

-Tsunamigefahr-

Petropavlovsk-Kamchatsky, 20.07.2025Heute Morgen wurde die Ostküste der russischen Halbinsel Kamtschatka von einer Serie starker Erdbeben erschüttert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 7,3. Drei weitere Beben hatten Magnituden zwischen 6,7 und 6,0. Darüber hinaus gab es schwächere Nachbeben. Die Sequenz könnte noch nicht beendet sein.

Das stärkste Beben manifestierte sich um 06:49 Uhr UTC (08:49 MESZ; 16:49 Uhr Lokalzeit) in einer Tiefe von 20 Kilometern. Das Epizentrum lag 136 km östlich der Regionalhauptstadt Petropavlovsk-Kamchatsky. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden.

Beim GFZ wird die stärkste Magnitude mit Mw 7,4 angegeben, wobei eine manuelle Kontrolle der Daten noch aussteht. Die Tiefe wurde anfänglich mit 10 Kilometern angegeben, inzwischen aber ebenfalls auf 20 Kilometer gesetzt. Es werden fünf weitere Beben mit Magnituden im Sechserbereich angezeigt. Das stärkste dieser Beben mit einer Magnitude von 6,7. manifestierte sich 21 Minuten vor dem Beben Mw 7,4.

Erdbeben bzw. Seebeben mit Magnituden über 6,0 – insbesondere ab Mw 7,0 – können Tsunamis auslösen. Entscheidend hierfür ist unter anderem die Tiefe der Hypozentren. Das stärkste Beben mit Mw 7,4 lag jedoch zu tief, um einen größeren Tsunami zu erzeugen. Die Tiefen der meisten Erdbeben im Magnitudenbereich um 6 sind bislang noch nicht bestimmt und wurden vorläufig mit 10 Kilometern angesetzt. Eine Tsunamigefahr kann daher nicht ausgeschlossen werden.

Trotz der vergleichsweise großen Herdtiefen und der Entfernung der Epizentren von über 130 Kilometern zur Regionalhauptstadt könnten signifikante Schäden an der Infrastruktur aufgetreten sein. Kleinere Schäden sind wahrscheinlich.

Tektonisch betrachtet stehen die Erdbeben mit der Subduktion entlang des Kamtschatka-Kurilen-Grabens in Verbindung, der vor der Ostküste der Halbinsel verläuft. Hier taucht die Pazifikplatte unter die Ochotsk-Platte ab und wird im Erdmantel teilweise geschmolzen. Dabei entstehen nicht nur Spannungen, die zu den Erdbeben führen, sondern auch Gesteinsschmelze, die in Form von Lava an den Vulkanen Kamtschatkas eruptiert wird.

Die starke Erdbebensequenz könnte sich auf die Vulkane Kamtschatkas auswirken und deren Aktivität beeinflussen. Im Umland von Petropavlovsk-Kamchatsky liegen etwa die Feuerberge Koryaksky, Avachinsky und Kozelsky. Auch die Vulkane Mutnovsky und Gorely, Zupanovsky und Karymsky liegen in einem Umkreis von 120 Kilometern.

Update: Tsunamialarm gegeben – keine katastrophalen Schäden gemeldet

Gut 90 Minuten nach dem Erdbeben kristallisiert sich ein genaueres Bild der Lage heraus: Größere Schäden sind zumindest in Petropavlovsk-Kamchatsky ausgeblieben. In den sozialen Medien wurden Videos von wackelnden Möbeln und aus Regalen gefallenen Waren in Geschäften geteilt. In einigen Stadtteilen heulten Sirenen und Menschen flüchteten ins Freie. Das „Pacific Tsunami Warning Center“ in Honolulu gab Tsunamialarm für Hawaii heraus.

Alaska: Tsunamiwarnung nach Erdbeben Mw 7,3

Sehr starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7,3 erschütterte Küste von Alaska – Tsunamiwarnung ausgegeben

Datum: 16.07.2025 | Zeit: 20:37:39 UTC | Koordinaten: 54.741 ; -160.556 | Tiefe: 12 km | Mw 7,3

Anchorage, 17.07.2025Die Halbinsel des US-Bundesstaates Alaska wurde gestern Abend um 20:37:39 UTC (12:37:39 Ortszeit) von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,3 erschüttert. Das Epizentrum des in 12 Kilometern Tiefe gelegenen Erdstoßes wurde vor der Küste verortet und lag 66 km südlich vom Ort Sand Point, der ca. 1000 Einwohner zählt. Größere Schäden entstanden nicht, aber es wurde Tsunamialarm gegeben, der inzwischen aber wieder aufgehoben wurde.

Die Angst vor einer dieser riesigen Hafenwellen war groß und die Warnung wurde ernst genommen: Videos aus der Stadt Seward zeigen, wie sich die Anwohner im Freien versammelten und auf den Weg in ein höher gelegenes Areal machten, was aufgrund der steilen und dicht bewaldeten Hänge an der Küste Alaskas nicht einfach ist. Außerdem regnete es in Strömen, so dass ein Trek aus Regenjacken unterwegs war. Doch von Panik war keine Spur, die Menschen blieben gefasst und ruhig.

Laut einem CNN-Bericht wurde auch eine Basis der US-Küstenwache auf der großen Insel Kodiak vorsorglich evakuiert. Auch diese Maßnahme ist inzwischen aufgehoben.

Die Tsunami-Warnung, die zunächst auf mögliche größere Wellen hingewiesen hatte, wurde später auf eine weniger drastische Gefahrenmeldung reduziert. Diese forderte die Bevölkerung auf, Strände und Wasserwege zu meiden. Große Wellen blieben aus, aber es wurden ungewöhnliche Schwankungen des Meeresspiegels beobachtet.

Das Erdbeben war im gesamten Süden Alaskas sowie entlang der Halbinsel deutlich zu spüren. Selbst aus dem 950 Kilometer entfernten Anchorage liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Bereits zuvor hatte ein Beben der Stärke 5,2 die Region rund 65 Kilometer südöstlich von Atka Island erschüttert. Zudem gab es zahlreiche schwächere Nachbeben.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Pazifischen Platte unter der Platte Nordamerikas zusammen, die sich entlang des Aleuten-Grabens ereignet. Der 3200 Kilometer lange und bis zu 7822 m tiefe Graben ist das dominierende tektonische Element im Norden des Pazifiks. In Alaska und dem anschließenden Aleuten-Inselbogen gibt es zahlreiche aktive Vulkane. Einer der bekanntesten in direkter Nähe zum Erdbebengebiet ist der Pavlof. Er liegt nur 180 Kilometer von dem Epizentrum entfernt und könnte auf das Beben reagieren.

Alaskas Südküste liegt am geologisch hochaktiven Pazifischen Feuerring. Das stärkste je in Nordamerika gemessene Beben ereignete sich 1964 in dieser Region: Ein Beben der Stärke 9,2 zerstörte große Teile von Anchorage und löste einen verheerenden Tsunami aus, bei dem über 250 Menschen ums Leben kamen.

Indonesien: Starkes Erdbeben Mw 6,7 im Südosten

Starkes Erdbeben Mw 6,7 erschüttert den Südosten Indonesiens – es bestand keine Tsunamigefahr

Datum: 14.07.2025 | Zeit: 05:49:58 UTC | Koordinaten: -6.198 ; 131.144 | Tiefe: 80 km | Mw 6,7

Ambon, 14.07.2025Die indonesische Region Tanimbar, die im Südosten des Archipels liegt, wurde heute von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,7 erschüttert. Das Epizentrum lag offshore und wurde 189 km westlich von Tual verortet, einem Ort, in dem fast 40.000 Menschen leben. Das Hypozentrum befand sich in 80 Kilometern Tiefe, weswegen sich die Auswirkungen an der Erdoberfläche in Grenzen hielten. Tsunamigefahr bestand nicht.

Erdbeben Indonesien. © GFZ

Die betroffene Region der Tanimbar-Inselgruppe besteht aus ca. 30 Inseln in der Bandasee zwischen Timor und Neuguinea. Im Jahr 2023 kam es in der Region zu einem starken Erdbeben Mw 7,6 in dessen Folge es zu moderaten Schäden kam. Aktuell wurden bislang aber keine Schäden gemeldet. Den Erdbebendiensten liegen aber Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von mehr als 1000 Kilometern vor: Der Erdstoß wurde selbst in Kununurra an der Nordküste Australiens gespürt.

Tektonisch betrachtet stand der Erdstoß mit der Subduktion entlang des Timor-Tanimbar-Grabens im Zusammenhang. Hier taucht die Australische Platte unter die Bandasee-Platte ab und wird im Erdmantel, wobei besonders am abtauchenden Plattenteil Spannungen entstehen können, die sich auch in größerer Tiefe noch in Erdbeben entladen. Unklar ist, ob der erwähnte Graben direkt an dem Erdbeben beteiligt war, denn in der Nähe des Epizentrums gibt es noch die Plattengrenze zur Timor-Mikroplatte, die der Platte Australiens vorgelagert ist und mit der Bandasee-Platte kollidiert.

Die Tanimbar-Inseln gehören zu einem nicht-vulkanischen Inselbogen im äußeren Gebiet der Subduktionszone. Obwohl es in unmittelbarer Nähe des Epizentrums keine aktiven Vulkane gibt, könnte sich das Beben dennoch auf weiter entfernte Vulkane Indonesiens auswirken. Der Wirkungskreis eines Erdbebens mit einer Magnitude größer 6 beträgt gut 1000 Kilometer. Der Erdstoß könnte sich ein Jahr lang auf die Aktivität der Vulkane auswirken.

Spanien: Erdbeben M 5,2 erschüttert Urlaubsregion am Mittelmeer

Erdbeben Mb 5,2 erschüttert spanische Mittelmeerküste bei Almeria – Angst vor noch stärkerem Erdbeben

Datum: 14.07.2025 | Zeit: 05:13:28 UTC | Koordinaten: 36.616 ; -1.911 | Tiefe: 10 km | Mb 5,2

Almeria, 14.07.2025Heute Morgen um 07:13:28 Uhr MESZ bebte die Erde im Mittelmeer auf der Höhe von Almería am gleichnamigen Küstenabschnitt zwischen Alicante und Málaga in Andalusien. Das Erdbeben hatte ein Epizentrum, das 24 Kilometer ost-südöstlich von San José lag. In dem Dorf leben nur etwa 1000 Menschen. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe lokalisiert, was bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Beben handelt – die genaue Tiefe ist jedoch noch nicht abschließend ermittelt.

Erdbeben Spanien. © EMSC

Die oben genannten Daten stammen vom EMSC. Das spanische IGN kommt auf abweichende Werte: Demnach hatte das Beben eine Magnitude von 5,4 und eine Herdtiefe von nur 3 Kilometern. Es gab mehrere Nachbeben.

Zahlreiche Menschen wurden von dem mittelstarken bis starken Erdstoß aus dem Schlaf gerissen. Wer bereits wach war, hörte zunächst ein tiefes Grollen, als sich die ersten Erdbebenwellen näherten, um kurz darauf so heftig durchgeschüttelt zu werden, dass es den einen oder anderen von den Beinen riss. Fenster klirrten, Giebel ächzten, und das Geschirr tanzte in den Regalen. Möglicherweise bildeten sich auch Risse in Gebäuden und Straßen, doch Berichte über Schäden liegen bislang nicht vor.

Der Erdstoß wurde in mehr als 50 Städten in einem Umkreis von über 400 Kilometern um das Epizentrum deutlich wahrgenommen und traf auch die Costa del Sol, die bei Touristen sehr beliebt ist. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Die Bebenzeugen beschrieben den Erdstoß überwiegend als ungewöhnlich stark. Er dauerte bis zu 10 Sekunden und rüttelte die Gebäude in der Nähe des Epizentrums heftig durch. Auch in Marokko, an der gegenüberliegenden Küste des Mittelmeeres, war das Beben spürbar.

Tektonische Einordnung des Erdbebens

Es war ein rein tektonisches Beben, das sich wahrscheinlich am Carboneras-Störungssystem ereignete. Dabei handelt es sich um eine linksseitige Transformstörung, die zur Betischen Scherzone gehört und in Richtung Nordost–Südwest verläuft. Im Nordosten kommt sie vom Festland und mündet in der Mitte des Mittelmeeres in die größere Störung des Alborán-Rückens. Auf der EMSC-Shakemap ist das Epizentrum zwischen diesen beiden Störungssystemen eingetragen, liegt aber näher an der erstgenannten Störung.

Das Carboneras-Störungssystem war auch im Jahr 1522 für ein verheerendes Erdbeben mit einer geschätzten Magnitude von 6,8 bis 7,0 verantwortlich, das die Stadt Almería in Schutt und Asche legte und viele weitere Ortschaften der Region schwer in Mitleidenschaft zog. Damals fanden über 1000 Menschen den Tod. Sollte sich ein solches Beben heute wiederholen, wäre vermutlich mit deutlich höheren Opferzahlen zu rechnen. Entsprechend groß ist die Sorge, dass es sich bei dem aktuellen Erdstoß um ein Vorbeben eines noch stärkeren Bebens handeln könnte.