Unter einem Erdbeben versteht man eine Erschütterung der festen Erdkruste die sich Wellenförmig ausbreitet. Ein Erdbeben erzeugt unterschiedliche Wellenarten. Die bedeutendsten sind Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen). Starke Erdbeben können große Zerstörungen anrichten und Naturkatastrophen auslösen.
Starkes Erdbeben Mw 6,7 erschüttert den Südosten Indonesiens – es bestand keine Tsunamigefahr
Datum: 14.07.2025 | Zeit: 05:49:58 UTC | Koordinaten: -6.198 ; 131.144 | Tiefe: 80 km | Mw 6,7
Ambon, 14.07.2025 – Die indonesische Region Tanimbar, die im Südosten des Archipels liegt, wurde heute von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,7 erschüttert. Das Epizentrum lag offshore und wurde 189 km westlich von Tual verortet, einem Ort, in dem fast 40.000 Menschen leben. Das Hypozentrum befand sich in 80 Kilometern Tiefe, weswegen sich die Auswirkungen an der Erdoberfläche in Grenzen hielten. Tsunamigefahr bestand nicht.
Die betroffene Region der Tanimbar-Inselgruppe besteht aus ca. 30 Inseln in der Bandasee zwischen Timor und Neuguinea. Im Jahr 2023 kam es in der Region zu einem starken Erdbeben Mw 7,6 in dessen Folge es zu moderaten Schäden kam. Aktuell wurden bislang aber keine Schäden gemeldet. Den Erdbebendiensten liegen aber Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von mehr als 1000 Kilometern vor: Der Erdstoß wurde selbst in Kununurra an der Nordküste Australiens gespürt.
Tektonisch betrachtet stand der Erdstoß mit der Subduktion entlang des Timor-Tanimbar-Grabens im Zusammenhang. Hier taucht die Australische Platte unter die Bandasee-Platte ab und wird im Erdmantel, wobei besonders am abtauchenden Plattenteil Spannungen entstehen können, die sich auch in größerer Tiefe noch in Erdbeben entladen. Unklar ist, ob der erwähnte Graben direkt an dem Erdbeben beteiligt war, denn in der Nähe des Epizentrums gibt es noch die Plattengrenze zur Timor-Mikroplatte, die der Platte Australiens vorgelagert ist und mit der Bandasee-Platte kollidiert.
Die Tanimbar-Inseln gehören zu einem nicht-vulkanischen Inselbogen im äußeren Gebiet der Subduktionszone. Obwohl es in unmittelbarer Nähe des Epizentrums keine aktiven Vulkane gibt, könnte sich das Beben dennoch auf weiter entfernte Vulkane Indonesiens auswirken. Der Wirkungskreis eines Erdbebens mit einer Magnitude größer 6 beträgt gut 1000 Kilometer. Der Erdstoß könnte sich ein Jahr lang auf die Aktivität der Vulkane auswirken.
Erdbeben Mb 5,2 erschüttert spanische Mittelmeerküste bei Almeria – Angst vor noch stärkerem Erdbeben
Datum: 14.07.2025 | Zeit: 05:13:28 UTC | Koordinaten: 36.616 ; -1.911 | Tiefe: 10 km | Mb 5,2
Almeria, 14.07.2025 – Heute Morgen um 07:13:28 Uhr MESZ bebte die Erde im Mittelmeer auf der Höhe von Almería am gleichnamigen Küstenabschnitt zwischen Alicante und Málaga in Andalusien. Das Erdbeben hatte ein Epizentrum, das 24 Kilometer ost-südöstlich von San José lag. In dem Dorf leben nur etwa 1000 Menschen. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe lokalisiert, was bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Beben handelt – die genaue Tiefe ist jedoch noch nicht abschließend ermittelt.
Die oben genannten Daten stammen vom EMSC. Das spanische IGN kommt auf abweichende Werte: Demnach hatte das Beben eine Magnitude von 5,4 und eine Herdtiefe von nur 3 Kilometern. Es gab mehrere Nachbeben.
Zahlreiche Menschen wurden von dem mittelstarken bis starken Erdstoß aus dem Schlaf gerissen. Wer bereits wach war, hörte zunächst ein tiefes Grollen, als sich die ersten Erdbebenwellen näherten, um kurz darauf so heftig durchgeschüttelt zu werden, dass es den einen oder anderen von den Beinen riss. Fenster klirrten, Giebel ächzten, und das Geschirr tanzte in den Regalen. Möglicherweise bildeten sich auch Risse in Gebäuden und Straßen, doch Berichte über Schäden liegen bislang nicht vor.
Der Erdstoß wurde in mehr als 50 Städten in einem Umkreis von über 400 Kilometern um das Epizentrum deutlich wahrgenommen und traf auch die Costa del Sol, die bei Touristen sehr beliebt ist. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Die Bebenzeugen beschrieben den Erdstoß überwiegend als ungewöhnlich stark. Er dauerte bis zu 10 Sekunden und rüttelte die Gebäude in der Nähe des Epizentrums heftig durch. Auch in Marokko, an der gegenüberliegenden Küste des Mittelmeeres, war das Beben spürbar.
Tektonische Einordnung des Erdbebens
Es war ein rein tektonisches Beben, das sich wahrscheinlich am Carboneras-Störungssystem ereignete. Dabei handelt es sich um eine linksseitige Transformstörung, die zur Betischen Scherzone gehört und in Richtung Nordost–Südwest verläuft. Im Nordosten kommt sie vom Festland und mündet in der Mitte des Mittelmeeres in die größere Störung des Alborán-Rückens. Auf der EMSC-Shakemap ist das Epizentrum zwischen diesen beiden Störungssystemen eingetragen, liegt aber näher an der erstgenannten Störung.
Das Carboneras-Störungssystem war auch im Jahr 1522 für ein verheerendes Erdbeben mit einer geschätzten Magnitude von 6,8 bis 7,0 verantwortlich, das die Stadt Almería in Schutt und Asche legte und viele weitere Ortschaften der Region schwer in Mitleidenschaft zog. Damals fanden über 1000 Menschen den Tod. Sollte sich ein solches Beben heute wiederholen, wäre vermutlich mit deutlich höheren Opferzahlen zu rechnen. Entsprechend groß ist die Sorge, dass es sich bei dem aktuellen Erdstoß um ein Vorbeben eines noch stärkeren Bebens handeln könnte.
Erdbeben der Magnitude Md 4,6 im Westen der Campi Flegrei – stärkstes Beben bei Bacoli
-Der Artikel erhielt um 17 Uhr ein größeres Update-
Datum: 30.06.2025 | Zeit: 10:47:11 UTC | Koordinaten: -60.958 ; -38.947 | Tiefe: 4,9 km | Md 4,6
Pozzuoli, 30.06.2025 – Die süditalienischen Campi Flegrei (Phlegräischen Felder) wurden heute Mittag um 12:47:11 Uhr (MESZ) von einem vergleichsweise starken Erdbeben der Magnitude 4,6 erschüttert. Das Epizentrum lag vor der Küste von Bacoli im Westen der Caldera. Die Herdtiefe wurde in 4,9 Kilometern Tiefe festgestellt. Die Daten stammen vom INGV und sind erst wenige Minuten alt. Daher könnten sie noch korrigiert werden.
Es folgten mehrere Nachbeben, darunter eines mit einer Magnitude 2,2, das 4 Minuten nach dem Hauptbeben auftrat. Das EMSC meldete bislang nur diesen Erdstoß.
Bei dem Beben handelt es sich zusammen mit dem gleichstarken Erdstoß vom 13. März um das stärkste Beben, das je in der Caldera gemessen wurde. Erstmals trat so ein starker Erdstoß vor der Küste von Baccoli auf. Ob es dort Schäden gab, ist noch unklar. Die Kommune Pozzuoli gab Entwarnung und meinte, es wären einer ersten Sichtung zufolge keine Schäden aufgetreten. Dennoch gab das Bürgermeisteramt ein Statement zu den Erschütterungen heraus und veröffentlichte erneut Kontaktdaten, unter denen Bürger Schäden melden können. Menschen verließen fluchtartig die Gebäude – Schulen wurden evakuiert
Das Erdbeben kam für viele Abiturienten zu einer Unzeit, denn an einigen Gymnasien des Großraums Neapel wurden die mündlichen Abiturprüfungen absolviert. Da die Schulen im Fall spürbarer Erdbeben kurzfristig evakuiert werden, mussten alle Schüler die Gebäude verlassen, was die Prüfungen unterbrach.
Ersten Medienberichten zufolge kam es auch jenseits der Schulen und öffentlichen Gebäude zu Fluchtbewegungen, als Tausende besorgter Bürger nach dem starken Erdstoß die Gebäude verließen und auf Straßen und Plätzen flüchteten.
Nahe des Capo Miseno ganz im Südwesten der Caldera kam es zu Steinschlägen an der Steilküste der kleinen Insel Pennata, die eine Bucht begrenzt, die einen natürlichen Hafen bildet. Dort sind die Kampanischen Ignimbrite aufgeschlossen, die während der calderabildenden Eruption von vor 39.000 Jahren entstanden. Aufnahmen zeigen, wie auf breiter Front entlang der Klippen Gesteinsstaub aufgewirbelt wurde. Angesichts der Bilder kann ich mir schwer vorstellen, dass es in dem Gebiet zwischen Bacoli und Miseno nicht zu leichten Gebäudeschäden gekommen sein soll.
Bei Miseno handelt es sich um einen durchaus geschichtsträchtigen Ort: Von hier aus beobachtete der Gelehrte Plinius der Jüngere im Jahre 79 n.Chr. den katastrophalen Ausbruch des Vesuvs. Seine Beschreibungen der Eruption prägten später den Begriff „plinianische Eruption“. soll.
Inzwischen wird das Beben auch beim EMSC angezeigt. Die Lage des Epizentrums wurde vom INGV aber etwas korrigiert: Demnach befand es sich weiter von der Küste entfernt, als zunächst angegeben, und wird nun in jenem Bereich des Golfs von Pozzuoli angezeigt, in dem eine Störungszone verläuft, die bereits einige Erdbeben hervorgebracht hat. Die Tiefe des Hypozentrums spricht dafür, dass es sich um ein Beben handelt, das mit Rissbildung im Deckgestein der Caldera einhergegangen sein kann. Es unterscheidet sich auf jeden Fall von den zahlreichen schwachen Erdbeben innerhalb des Hydrothermalsystems.
Das Beben kam nicht sonderlich überraschend, denn in den letzten Tagen hatte nach einer Phase der relativen Ruhe die Seismizität wieder leicht angezogen. Doch solange die Bodenhebung anhält, wird es keine längerfristige Entspannung der Situation in den Campi Flegrei geben. Im Gegenteil: Die Spannungen im Untergrund werden durch die sich summierende Bodenhebung immer größer. Irgendwann wird auch der Punkt erreicht sein, ab dem das System nicht mehr plastisch reagiert. Dann kommt es zu immer stärkeren Erdbeben infolge von Gesteinsbruch nebst Rissbildung.
Starkes Erdbeben mit widersprüchlichen Angaben vor der Südküste der Philippinen
Datum: 27.06.2025 | Zeit: 23:07:10 UTC | Koordinaten: 5.277 ; 126.098 | Tiefe: 102 km | Mw 6,1
General Santos, 28.06.2025 – Gestern Abend um 23:07 UTC wurde der Süden der Philippinen von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert, das sich laut Angaben vom EMSC in einer Tiefe von 102 Kilometern vor Mindanao manifestierte. Das Epizentrum wurde 72 km östlich von Sarangani verortet. Es gab mehrere Nachbeben.
Der philippinische Zivilschutz hatte kurz nach der Erschütterung eine Warnung herausgegeben, nach der das Beben eine Magnitude von 6,9 in nur 10 Kilometern Tiefe erreicht hat. In diesem Fall wären katastrophale Auswirkungen des Bebens zu befürchten gewesen, die jedoch ausblieben. Dennoch war der Erdstoß in einem großen Umkreis von mehr als 400 Kilometern zu spüren gewesen. Ein Bebenzeuge beschrieb, dass es sehr stark wackelte und das Wasser aus seinem Glas schwappte.
Die tektonische Situation auf den Philippinen ist sehr komplex, denn hier interagieren mehrere Kontinentalplatten miteinander, was bedingt, dass es viele Störungszonen im Bereich des Archipels gibt. Eines der dominierenden Elemente ist der Philippinengraben, der von Nord nach Süd verläuft und sich vor der Westküste des Archipels befindet. Im Norden ist mit dem Luzon-Graben durch eine kurze Transformstörung verbunden. Östlich der Inselgruppe grenzt der ebenfalls grob in Nord-Süd-Richtung verlaufende Manilagraben das Archipel gegen die Eurasische Platte ab. An beiden Tiefseerinnen gibt es Subduktion, so dass der schmale Gürtel, auf dem die Inseln liegen, immer schmaler wird. In der Mitte zwischen diesen beiden Subduktionszonen verläuft der Philippine-Mobil-Faultbelt. Hierbei handelt es sich um eine breit gefächerte Störungszone, die ebenfalls der Längserstreckung der Inselgruppe folgt. Die linksseitigen Transformstörungen durchschneiden die meisten Hauptinseln des Archipels und enden im Süden in etwa dort, wo sich das aktuelle Erdbeben ereignete. Aufgrund der großen Tiefe ist es aber auch nicht ausgeschlossen, dass sich die Erschütterungen an einem Stück subduzierter Philippinenplatte ereigneten, das am Philippinengraben abtauchte und sich in großer Tiefe ruckartig entspannte.
Schaut man sich die weiter gefasste Shakemap des EMSC an, erkennt man, dass es auch südlich der Philippinen, im Norden von Indonesien zahlreiche mittelstarke Erdbeben bei Sulawesi und in der Molukkensee gab. Ein Indiz dafür, dass sich hier auch bald vulkanische Aktivität in der Region steigern wird.
Erdbebenserie erschüttert Japans Tokara-Inseln – fast 500 Beben binnen weniger Tage
Kagoshima, 27.06.2025 – Die zum japanischen Ryūkyū-Archipel gehörende Tokara-Inselgruppe wird seit fast einer Woche von einer starken Erdbebenserie erschüttert, über deren Anfang ich bereits am 22. Juni berichtete. Zu diesem Zeitpunkt hatte das stärkste Einzelbeben eine Magnitude von 5,1. Am 24. Juni folgte ein Beben Mb 5,3 und heute ereignete sich ein Beben Mb 4,9. Doch wie das JMA mitteilte, wurden neben der Reihe mittelstarker Erdbeben auch zahlreiche schwache Erschütterungen registriert, so dass bis jetzt fast 500 Beben gezählt wurden, wobei Mikrobeben keine Berücksichtigung in der Statistik finden. Die Forscher warnen nun, dass das Schwarmbeben Vorzeichen eines starken Bebens sein könnte.
Die Erdbeben konzentrieren sich vor allem auf das Seegebiet zwischen den Insel Kodakarajima und Akusekijima, wobei die meisten Erschütterungen näher an erstgenannter Insel liegen. Das bislang stärkste Beben manifestierte sich am Sonntag allerdings in der Nähe von Akusekijima, wo 59 Menschen leben. Der Inselvulkan gilt als erloschen. Anders sieht es mit dem Suwanose-jima aus: Der zweitgrößte Inselvulkan der Tokara-Inselgruppe ist aktiv und in Eruption begriffen. Seine Aktivität könnte von den Erdbeben beeinflusst werden, wobei es nicht nur sein kann, dass Ausbrüche verstärkt werden, sondern auch, dass sie verhindert werden.
Die Tokara-Inseln bilden eine kleine Inselkette zwischen der Südspitze der japanischen Hauptinsel Kyūshū und dem Okinawa-Archipel. Sie gehören verwaltungstechnisch zur Präfektur Kagoshima und bestehen aus zwölf Inseln, von denen nur sieben dauerhaft bewohnt sind. Die Gesamtbevölkerung liegt bei ca. 600 Personen.
Tektonisch betrachtet liegt das Gebiet entlang des Ryūkyū-Grabens, einer Subduktionszone, an der die Philippinen-Platte unter die Yangtze-Platte abtaucht, die Eurasien vorgelagert ist. Die Subduktion ist sowohl für die hohe Seismizität der Region am Pazifischen Feuergürtel verantwortlich als auch für den Vulkanismus. Der Archipel ist Teil der sogenannten Nansei-Inseln, die sich wie eine Perlenkette zwischen Kyushu und Taiwan erstrecken und vulkanischen Ursprungs sind.
Das JMA verweist auf frühere Bebenserien ähnlichen Ausmaßes: Im September 2023 wurden binnen 15 Tagen 346 Beben registriert, im Dezember 2021 waren es 308 innerhalb von 26 Tagen. In beiden Fällen blieb es bei vergleichsweise schwachen Erschütterungen, größere Schäden blieben aus.
Spekulationen über Katastrophen-Prophezeiungen sorgen für Unruhe
Für zusätzliche Unruhe in der Bevölkerung der Region sorgt ein japanischer Manga-Zeichner, der in seinen Comics angeblich das große Erdbeben von 2011 vorhergesagt hatte. In sozialen Netzwerken kursiert nun die Behauptung, er habe auch für Anfang Juli 2025 eine schweres Naturkatastrophe in Japan angekündigt. Neben den Erdbeben sorgt man sich auch um die Aktivität des wiedererwachten Vulkans Kirishima, der auch in den letzten 24 Stunden Ascheemissionen erzeugte.
Seismologen widersprechen entschieden und weisen darauf hin, dass es keinerlei wissenschaftliche Grundlage für die exakte Vorhersage von Erdbeben gibt. Auch ein direkter Zusammenhang zwischen den aktuellen seismischen Aktivitäten und der behaupteten Prophezeiung sei nicht belegbar.
Erdbeben in Zeiten des Krieges: Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert den Norden Irans
Datum: 20.06.2025 | Zeit: 17:49:16 UTC | Koordinaten: 35.441 ; 53.032 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1
Teheran, 21.06.2025 – Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,1 erschütterte gestern Nachmittag um 17:49:16 Uhr UTC den Iran. Das Epizentrum lag im Norden des Landes, südlich des Kaspischen Meers und ca. 180 Kilometer östlich der Landeshauptstadt Teheran. Der Epizentralpunkt, also jener Punkt, der an der Erdoberfläche oberhalb des Erdbebenherds liegt, wurde 36 km südwestlich von Semnan verortet. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 10 Kilometern.
Das Beben traf den Iran in Kriegszeiten, in denen das Internet stark gedrosselt ist, wodurch der Informationsfluss stark verlangsamt wurde. Dem EMSC liegt eine einzige Erdbebenmeldung ohne weiteren Text vor. Andere Erdbebendienste erhielten Wahrnehmungsmeldungen aus einem 250 Kilometer Umkreis. Berichte über etwaige Schäden liegen nicht vor, wobei Erdbeben dieser Magnitude Schäden verursachen können.
Natürlich fragt man sich, ob das Erdbeben im Zusammenhang mit den Kriegshandlungen stehen könnte. Obwohl starke Explosionen seismische Erschütterungen verursachen können, liegt die Magnitude weit über dem, was man von konventionellen Sprengköpfen vermuten würde. Selbst die amerikanischen bunkerbrechenden Bomben GBU-57 werden nicht solch starke Erdbebensignale erzeugen. Zoomt man in das Satellitenbild beim EMSC hinein, erkennt man, dass die Gegend des Erdbebengebiets wüstenhaft ist und sich am Rand eines auslaufenden Elbrus-Gebirges befindet. Das Epizentrum liegt neben einem Flusslauf, unweit des ersten Grüns und landwirtschaftlicher Nutzflächen. Unweit des Epizentrums sind geometrische Muster unbekannten Ursprungs zu entdecken, aber keine größeren Industriekomplexe, so dass man hier nicht unbedingt eine Atomanlage vermuten würde, die Ziel von Angriffen hätte sein können.
Tektonisch betrachtet wird die Gegend südlich des Kaspischen Meeres – dem größten Binnensee der Erde – vom Alborz-Khazar-Störungssystem dominiert. Die Hauptstörungszone hat den Charakter einer linkssinnigen Transformstörung, die im Raum Teheran in eine Abschiebung übergeht. Eine der Störungen des Systems wird sich für das Erdbeben verantwortlich zeigen.
Vor der Küste von Chiapas: Erdbeben Mw 5,8 erschüttert Mexiko
Datum: 18.06.2025 | Zeit: 09:49:22 UTC | Koordinaten: 14.795 ; -94.011 | Tiefe: 26 km | Mw 5,8
Tapachula, 18.06.2025 – Vor der Küste des mexikanischen Bundesstaates Chiapas ereignete sich heute Vormittag um 09:49:22 UTC (03:49:22 Uhr Lokalzeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,8. Das Hypozentrum lag laut EMSC in 10 Kilometern Tiefe. Das GFZ gibt die Tiefe mit 26 Kilometern an, was wahrscheinlich stimmt, da hier eine manuelle Überprüfung der Daten erfolgte. Das Epizentrum wurde 121 km südlich von Manuel Ávila Camacho verortet.
Meldungen über Schäden liegen nicht vor, doch der Erdstoß war weithin spürbar. Außerdem folgten dem Hauptbeben zwei Nachbeben mit Magnituden im Viererbereich, die theoretisch auch im wahrnehmbaren Magnitudenbereich lagen.
Erdbeben in dieser Region des Nordpazifiks hängen im Allgemeinen mit der Subduktion entlang des Mittelamerika-Grabens zusammen. Hier taucht die ozeanische Cocos-Platte unter die Platten von Nordamerika und der Karibik ab, wodurch Spannungen in der Erdkruste entstehen, die sich in Erdbeben entladen. Zudem entstehen Schmelzen, die für den Vulkanismus Mittelamerikas verantwortlich sind und hinter dem Graben aufsteigen, wo ca. 150 Kilometer hinter der Plattengrenze Vulkanketten entstehen.
Die Situation in der aktuellen Erdbebenregion ist noch ein wenig spezieller, denn sie befindet sich in einem Zwickel südlich einer Tripeljunktion, wo die Grenzen aller drei oben erwähnten Platten aufeinandertreffen. Die Plattengrenze zwischen Nordamerika und der Karibik wird dabei durch das Motagua-Polochic-Störungssystem markiert, bei dem es sich um eine linksseitige Transformstörung handelt. Prinzipiell könnte auch sie das Erdbeben ausgelöst haben, doch aufgrund der Tiefe des Hypozentrums vermute ich, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter Kruste manifestierte. und somit dem Mittelamerikagraben zugerechnet werden muss.
Natürlich gibt es in Chiapas auch Vulkane. Der wohl bedeutendste Feuerberg des Bundesstaates ist der El Chichón. Er liegt im Zentrum von Chiapas und erzeugte 1982 eine plinianische Eruption mit katastrophalen Folgen. Deutlich näher am Epizentrum liegt hingegen der Volcán Tacaná, der mit einer Höhe von 4.093 Metern einer der höchsten Vulkane Mittelamerikas ist.
Starkes Erdbeben richtete in Kolumbien moderate Schäden an
Datum: 08.06.2025 | Zeit: 13:08:06 UTC | Koordinaten: 4.487; -73.147 | Tiefe: 9 km | Mw 6,3
Bogota, 08.06.2025 – In Kolumbien kam es heute Nachmittag um 13:08:06 UTC (08:08:06 Uhr Lokalzeit) zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Epizentrum wurde vom EMSC 23 km östlich von Medina verortet.
Die Hauptstadt Bogotá liegt ca. 100 Kilometer westlich des Epizentrums. Das Hypozentrum befand sich in nur 9 Kilometern Tiefe. Dementsprechend stark wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche aus: Er richtete moderate Schäden an, wobei es auch zum Einsturz einiger Gebäude in der Nähe des Epizentrums kam.
Bilder, die in den sozialen Medien kursieren, zeigen einige eingestürzte Häuser, herabgestürzte Fassadenteile und Risse in Straßen und Gebäuden. Anhand der Bilder lässt sich das Ausmaß der Schäden nur schwer abschätzen, doch ich würde sie zum jetzigen Zeitpunkt als moderat bezeichnen. Berichte über mögliche Todesopfer liegen nicht vor. Dafür soll es aber zu Panikreaktionen gekommen sein.
Tektonische Einordnung des Bebens in Kolumbien
Die tektonische Situation Kolumbiens ist komplex: Vor der Küste des lateinamerikanischen Staates treffen mehrere ozeanische Platten auf die Südamerikas, wodurch es zahlreiche Störungszonen gibt. Maßgeblich sind an dieser Kollision die Nazca-Platte und die Karibikplatte beteiligt, die auf den Teil Südamerikas treffen, der als North-Andes-Block bezeichnet wird. Dieser Block wird im Hinterland Kolumbiens, auf der Rückseite der Anden, von der East-Andean-Fault-Zone begrenzt. Bei dieser Störung handelt es sich zumindest streckenweise um eine rechtsinnige Blattverschiebung. An dieser Störung manifestierte sich der aktuelle Erdstoß. Es blieb auch nicht bei diesem einen Beben, sondern es folgten einige Nachbeben.
In Kolumbien gibt es 14 holozäne Vulkane, die als potenziell aktiv eingestuft werden können. In den letzten Jahren waren z.B. der Galeras, Nevado del Hui und der Nevado del Ruiz aktiv. Letztgenannter Feuerberg ist nur ca. 250 Kilometer vom Epizentrum entfernt und in Eruption begriffen. Das VAAC meldete heute Vulkanasche in 6100 m Höhe. Möglich, dass der Feuerberg durch das Erdbeben angeregt wird und demnächst stärker ausbrechen wird.
Datum: 23.04.2025 | Zeit: 09:49:11 UTC | Koordinaten: 40.833 ; 28.227 | Tiefe: 15 km | Mw 6,2
Ein starkes Erdbeben Mw 6,2 im Marmarameer nahe Istanbul – Anwohner reagieren in Panik
Heute Vormittag ereignete sich im Marmarameer nahe Istanbul in der Türkei ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,2. Der Erdbebenherd lag in 15 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 37 km südwestlich von Büyükçekmece lokalisiert. In der Stadt leben rund 163.000 Menschen. Die Metropole Istanbul liegt etwa 60 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Es kam zu zahlreichen Nachbeben, darunter eines mit einer Magnitude von 5,0.
Der Erdstoß trat um 09:49:11 UTC (11:49:11 MESZ, 12:49:11 Uhr Ortszeit) auf und wurde in einem Umkreis von mehr als 600 Kilometern wahrgenommen. Das Erdbeben war auch in den Nachbarländern Griechenland und Bulgarien zu spüren gewesen.
Beim EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein. Zeugen in der Nähe des Epizentrums beschrieben das Beben als sehr stark. Ein Augenzeuge schilderte seine Eindrücke besonders eindrücklich: Er schrieb, dass er sich an den Albtraum von 1999 erinnert fühlte. Neben dem Hauptbeben spürte er auch mehrere Nachbeben sowie ein Vorbeben. Er berichtete, dass er sich sofort auf ein Beben mit katastrophalen Folgen vorbereitete und eine Fluchttasche packte. Das Erdbeben an das sich der Bebenzeuge erinnert fühlt war das Izmit-Erdbeben von 1999. Es hatte eine Magnitude von 7,5 und forderte ca. 17500 Menschenleben.
Die Schilderung macht deutlich, wie stark die Menschen der Region um Istanbul auf Erdbeben reagieren: Sie sind äußerst sensibilisiert, da in der Gegend ein Starkbeben mit potenziell katastrophalen Folgen erwartet wird. Auch wenn diese aktuell ausblieben, reagierten viele Menschen in Panik. Medienberichten zufolge verletzte sich eine Person beim Sprung von einem Balkon. Einsatzkräfte kontrollierten sofort kritische Infrastruktur wie Autobahnen, Brücken, Gleisanlagen und Flughäfen, doch größere Schäden wurden nicht entdeckt. Auch Meldungen über eingestürzte Wohngebäude blieben aus. Dennoch muss in der Region, besonders in den Orten nahe des Epizentrums mit Gebäudeschäden gerechnet werden.
Ein Video, das in den sozialen Medien geteilt wurde, zeigt, wie mehrere größere vom Erdbeben ausgelöste Wellen gegen die Küsten liefen. Aufgrund des Charakters der betroffenen Verwerfung ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass bei einem Beben hier große Tsunamis ausgelöst werden, obgleich bei dem Beben von 1999 Wellen mit einer Höhe von 2,5 Metern entstanden.
Das Erdbeben steht im Zusammenhang mit der Nordanatolischen Verwerfung (NAF). Dabei handelt es sich um eine große Transformstörung im Norden der Türkei, die südlich von Istanbul verläuft und das Marmarameer quert. Die Störung teilt sich zuvor in zwei Arme: Ein Arm verläuft durch das nördliche Marmarameer, der zweite entlang der Südküste. Die aktuelle Bebensequenz ereignete sich am nördlichen Arm, unweit der Region, in der sich die Spur der Störung verliert. Die Nordanatolische Verwerfung weist große Ähnlichkeiten mit dem San-Andreas-Fault in Kalifornien auf. An beiden Störungen verschiebt sich die Erdkruste horizontal und nicht vertikal, wie es entlang von Tiefseegräben der Fall ist. Der Verschiebungssinn ist dextral (rechtseitig). Die NAF ist etwa 1500 Kilometer lang, das Pendant in den USA ist gut 200 Kilometer kürzer. An beiden Störungszonen wird in den nächsten Jahrzehnten ein Starkbeben erwartet.
Entlang der NAF verschiebt sich die anatolische Mikroplatte bzw. der anatolische Block relativ zur eurasischen Platte in Richtung Westen, während die eurasische Platte fast ortsfest ist und sich nur minimal nach Süden bewegt. Die Relativbewegung beträgt ca. 20 bis 25 mm im Jahr und entspricht in etwa der Geschwindigkeit, in der die Fingernägel wachsen.
Wie das GFZ in einer Pressemeldung mitteilt, manifestierte sich in der gleichen Region der Verwerfung bereits am 26. September 2019 ein ähnlich starkes Erdbeben der Magnitude 5,7. Das aktuelle Erdbeben erweitert die damalige Bruchzone, und zwar auch in Richtung Istanbul. Insgesamt ist auf dieser Verwerfung Energie für ein Erdbeben der Magnitude bis zu 7.4 gespeichert, erklärt Marco Bohnhoff vom GFZ. Die Befürchtungen der Anwohner, dass sich ein noch stärkeres Erdbeben ereignen könnte sind also nicht unberechtigt.
Momentan scheinen sich wieder die stärkeren Erdbeben zu häufen, denn gestern gab es bereits einen Erdstoß Mw 6,2 bei den Talaud-Inseln, die zwischen den Philippinen und Indonesien liegen. Auch das Inselreich Vanuatu wurde von einem Erdstoß Mw 6,1 heimgesucht. Wir hatten innerhalb von 24 Stunden gleich 3 Beben mit einer Magnitude über 6,0.
Update: In Istanbul ist ein leerstehendes Haus eingestürzt und ein Krankenhaus musste evakuiert werden. Mehr als 150 Personen erlitten Verletzungen. Die meisten Menschen verletzten sich offenbar selbstverschuldet, indem sie in Panik aus Fenstern sprangen um die wackelnden Gebäude schnell zu verlassen.