Campi Flegrei: Beben intensivierten sich nach Abschwächung

Campi Flegrei (Solfatara) aus der Vogelperspektive. © Marc Szeglat

Erdbebenaktivität der Campi Flegrei nach kurzer Abschwächung wieder hoch – Weitere spürbare Beben

Datum 19.02.25 | Zeit: 14:55:11 UTC | Koordinaten: 40.8282 ; 14.1420 | Tiefe: 2,4 km | Mb 3,1

Die Nerven in Pozzuoli liegen zusehends blank und die Leute werden von Tag zu Tag nervöser. Das liegt nicht nur an den Beben selbst, sondern auch an der offensichtlichen Ratlosigkeit von Behörden und Forschern, die nicht wissen, was sie tun sollen. Hohe Regierungsbeamte, darunter Vertreter des Zivilschutzes und sogar der zuständige Minister Nello Musumeci, reden in Zeitungs- und Fernsehinterviews um den heißen Brei herum und sprechen von einem „außerordentlich komplexen Phänomen“, allerdings ohne Führungsqualitäten zu beweisen. So bleibt die Bevölkerung ratlos zurück und fragt sich, was sie machen soll: Viele Anwohner der erdbebengeplagten Region haben ihre Heimat aber inzwischen verlassen, aus Angst vor einem starken Erdbeben oder sogar Vulkanausbruch.




Heute Nacht und am Nachmittag gab es weitere Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich, die im Umfeld der Caldera deutlich wahrnehmbar waren. Vor den Dreierbeben ging die Aktivität etwas zurück, nur um sich danach mit großer Intensität fortzusetzen. Tatsächlich dürfte es sich mittlerweile um das stärkste Schwarmbeben der Hebungsphase handeln, zumindest was die reine Anzahl der Beben anbelangt.

Gestern Abend gab es eine Bürgerversammlung, bei der sich Vertreter des Zivilschutzes den Fragen besorgter Bürger stellten. Die Luft vibrierte wohl nicht nur infolge der Erschütterungen, sondern auch vor Spannung zwischen Bürgern und Beamten. Auf die Frage, was bei einem Beben der Magnitude 5 passieren werde, erklärte Fabio Ciciliano, Leiter des Zivilschutzes, dass ein Erdbeben der Stärke 5 zum Einsturz von Gebäuden und zu Todesopfern führen könne. Dennoch betonte er, dass es derzeit keinen Grund gebe, die Alarmstufe von Gelb auf Orange zu erhöhen. Die Erdbeben seien Teil der geologischen Natur der Region, mit der man in den Campi Flegrei seit Jahrtausenden leben müsse. Er fügte hinzu, dass diejenigen, die Erdbeben nicht spüren wollen, das Gebiet verlassen sollten.

Mich persönlich flasht diese Antwort ziemlich und zeigt, dass man in hoher Position nicht willens und fähig ist, Verantwortung zu übernehmen und die Prozesse hinter den Erdbeben nicht verstanden hat. Offenbar hofft man darauf, dass nichts Schlimmeres passiert als das, was wir bereits kennen, was natürlich gut sein kann. Doch ein Minister des Zivilschutzes, der auf das Prinzip Hoffnung setzt und handlungsunfähig ist, ist meiner Meinung nach völlig fehl am Platz!

Die Frage stellt sich nun, welche Vorzeichen einer sich möglicherweise anbahnenden Katastrophe man noch braucht, bevor wenigstens erste Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung eingeleitet werden. Zwischen jetzt und einem 5er-Erdbeben oder einer phreatischen Eruption wird es nicht unbedingt eine weitere Aktivitätssteigerung geben. Also entweder reagiert man -auch auf die Gefahr eines Fehlalarms hin-, oder man kann diesen ganzen Katastrophenschutzzauber ad acta legen und sich die Gelder sparen.

Santorin: Schwarmbeben verursacht Fluchtbewegung

Schwarmbeben bei Santorin im vollen Gang – Panik löst Flucht aus

Datum 03.02.25 | Zeit: 12:17:42 UTC | Koordinaten: 36.648 ; 25.654 | Tiefe: 13 km | Mb 5,1

Das Schwarmbeben nordöstlich von Santorin geht unvermindert weiter. Es wurden inzwischen Hunderte Erdbeben mit Magnituden zwischen 2 und 5,1 registriert, wobei das letztgenannte Beben erst vor wenigen Minuten registriert wurde. Die Beben konzentrieren sich vor der Küste der Vulkaninsel und unweit des submarinen Vulkans Kolumbos. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 5 und 17 Kilometern. Der Ursprung der Beben ist weiterhin ungeklärt. Sie können infolge einer magmatischen Gangintrusion entstehen, die vom Kolumbos ausgeht, oder durch Magmenaufstieg verursacht werden. Da der Vulkan am Südwestende eines Rifts mit mehreren signifikanten Störungen liegt, sind auch tektonisch bedingte Erdbeben denkbar. Die Beben liegen allerdings nicht genau auf einer Störungszone (schwarze Linien in der Shakemap), sondern dazwischen. Es lässt sich auch nicht ausschließen, dass unterirdische Magmabewegungen die Störungen aktivieren oder dass es vergleichbar mit Awash und Island ein verstärktes Rifting gibt, bei dem eine Magmenintrusion eine Rolle spielt.




Zusammenfassend lassen sich nach aktuellem Kenntnisstand 4 Szenarien aufstellen:

  • Die Beben sind magmatischen Ursprungs und stehen mit Magmenaufstieg und/oder Gangintrusion in Verbindung
  • Aufsteigendes Magma (magmatische Fluide) löst tektonische Erdbeben aus, indem es Spannungen erzeugt und Störungszonen aktiviert
  • Die Seismizität ist rein tektonischen Ursprungs und spielt sich an Störungszonen ab ohne Einfluss von Fluiden
  • Es kommt zu einer Rifting-Episode mit Magmaeinfluss

Ich habe die Szenarien in der Reihenfolge -nach meiner Einschätzung- abnehmender Wahrscheinlichkeiten angeordnet. Bei den tektonisch geprägten Szenarien könnte ein Starkbeben die Folge sein. Sollte es einen größeren magmatischen Einfluss geben, könnte es zu einem submarinen Vulkanausbruch kommen. In der Folge beider Möglichkeiten ist die Entstehung eines Tsunamis nicht ausgeschlossen.

Für die Bewohner der Inselwelt um Santorin könnten schwerwiegende Konsequenzen entstehen. Entsprechend besorgt ist man dort. Besonders auf Santorin geraten viele Menschen in Panik. Viele übernachteten in ihren Autos oder im Freien, weil sie ein starkes Erdbeben fürchteten. In Medienberichten heißt es, dass viele Menschen die Insel verlassen möchten und sich vor den Ticketverkaufsstellen der Fährgesellschaften lange Schlangen bildeten. Auch die Flüge sind nahezu ausgebucht.

Die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens

Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens? Es ist zwar richtig, dass es Erdbebenschwärme vor einem Starkbeben geben kann, doch meistens treten sie nach einem Starkbeben in Form von Nachbeben auf. Ich halte die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens mit Magnituden größer 7 für vergleichsweise gering, obwohl es nicht ausgeschlossen ist, dass sich so ein Beben ereignen könnte.

Ein Vulkanausbruch, der sich an der Wasseroberfläche auswirkt, ist zwar möglich, aber nach aktuellem Stand der Dinge nicht sehr wahrscheinlich. Der Kraterboden von Kolumbos liegt in 500 m Tiefe, außerdem bebt es weniger im Kraterbereich des Vulkans, sondern an seiner nordöstlichen Basis, wo das Wasser noch deutlich tiefer ist. Sollte es hier zu einer Eruption kommen, ist zunächst mit Wasserverfärbungen und Entgasungen, schwimmende Bimssteine und toten Fischen zu rechnen. Damit surtseyanischen Eruptionen entstehen, müsste der Vulkan erst noch wachsen.

Dennoch sollte man auf Santorin und den umgebenden Inseln eine gewisse Vorsicht walten lassen und besonders gefährdete Gebiete meiden: In der Nähe von Klippen drohen Steinschläge und bereits mittelstarke Erdbeben könnten zu Gebäudeschäden führen. Den Anweisungen der örtlichen Behörden ist Folge zu leisten und man sollte sich vor Ort bei offiziellen Stellen informieren.

Weiterführender Link: Video Santorin: Impressionen der Insel

Italien: Mehrere Erdbeben bei Siena in der Toskana

Siena
Blick über die Dächer von Siena. Der Dom dominiert das Bild. © Marc Szeglat

Italienische Toskana von Erdbebenserie bei Siena heimgesucht – Schulen bleiben geschlossen

Datum 02.02.25 | Zeit: 18:11:53 UTC | Koordinaten: 43.269 ; 11.388 | Tiefe: 3,5 km | Mb 3,2

In der italienischen Toskana gab es eine Erdbebenserie, die bei den Behörden und der Bevölkerung für große Unruhe sorgte. Obgleich die Magnituden der Beben nicht sehr hoch waren, fürchtete man, dass es Vorbeben zu stärkeren Ereignissen sein könnten. Daher bleiben Schulen und öffentliche Einrichtungen wie Museen heute in der Region geschlossen.

Insgesamt wurden neun Beben mit Magnituden zwischen 2 und 3,2 registriert. Von letztgenannter Magnitude gab es gleich zwei Erschütterungen, die in der Nähe des Epizentrums wahrgenommen wurden. Das Epizentrum wurde 7 km südöstlich von Siena verortet. Der Erdbebenherd lag in nur 3500 m Tiefe. Florenz liegt ca. 60 Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt.

Siena befindet sich im Hinterland des Apennin-Gebirges, dessen Orogenese mit der Plattenkollision von Afrika und Europa entlang des Adriatischen Sporns im Zusammenhang entsteht. Doch auch wenn die Plattenkollision übergeordnet eine Rolle bei der Erdbebenentstehung in Italien spielt, gibt es regionale Einflüsse, die letztendlich auch Erdbeben abseits dieser Kollisionszone auslösen können. Bei Siena kommt es zu einer Divergenz infolge eines langsamen Riftingprozesses, der zur Absenkung des Siena-Radicofani-Beckens führte. Das langgestreckte Becken verläuft in NNW-SSO-Richtung und besteht aus zwei Hauptsektoren: dem nördlichen Siena-Becken und dem südlichen Radicofani-Becken.

Der östliche Beckenrand wird durch zwei Abschiebungen begrenzt. Im nördlichen Teil wird diese Struktur als „Rapolano-Verwerfung“ und im südlichen Teil als „Cetona-Verwerfung“ bezeichnet. Die aktuellen Beben manifestierten sich im südlichen Teil des Beckens und stehen daher wahrscheinlich mit der letztgenannten Verwerfung in Verbindung. In der Gegend gibt es auch heiße Quellen, die von magmatischer Aktivität im Untergrund zeugen, genauso wie das alte Vulkansystem von Radicofani.

Siena wurde in seiner Geschichte mehrmals von starken Erdbeben getroffen. Eines der folgenreichsten manifestierte sich am 26. Mai 1798. Dieses Beben richtete u.a. große Zerstörungen an der Basilika an.

Santorin: Massiver Erdbebenschwarm bei Kolumbos

Massiver Erdbebenschwarm erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos nordöstlich von Santorin

Der Unterwasservulkan Kolumbos wird von einem massiven Erdbebenschwarm gerockt, wie ich ihn an diesem Vulkan noch nicht gesehen habe. Beeindruckend ist nicht nur die große Anzahl an Erdbeben, sondern auch deren Magnitude: Die meisten Erschütterungen spielen sich gerade im Dreierbereich ab, wobei es auch mehrere Magnituden im Viererbereich gab. Der stärkste Erdstoß manifestierte sich heute Mittag um 12:55 UTC und brachte es auf M 4,8. Seit letzter Woche steigert sich die Seismizität kontinuierlich und es werden enorme Mengen Energie freigesetzt. Was in den Erdbebenlisten fehlt, sind schwache Beben mit Magnituden kleiner als 2.

Schaut man sich das Seismogramm einer Messstation auf Santorin an, dann erkennt man ein tremorähnliches Signal, so schnell kommen die Erdbeben hintereinander. Die Grafik wurde mir übrigens von Vnet-Leser Peter K. zugeschickt.

Sollte es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handeln, dann findet wohl gerade die Bildung eines magmatischen Gangs statt oder aber Magmenaufstieg und es könnte in letzter Instanz auf einen Unterwasservulkanausbruch hinauslaufen. Ober er in Kürze oder erst in Tagen oder Wochen stattfinden wird, lässt sich bis jetzt nicht sagen. Die Caldera von Santorin ist von der Aktivität augenblicklich nicht betroffen. Hier rechne ich nicht mit einer unmittelbar bevorstehenden Eruption.

Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass der Schwarm tektonischer Natur ist, denn Kolumbos liegt auf einer markanten Störungszone, von der schon verheerende Erdbeben ausgegangen sind, bei denen mindestens ein Tsunami entstand. In diesem Fall bleibt zu hoffen, dass das Schwarmbeben angestaute Spannungen komplett abbaut, ohne dass es zu einem Starkbeben kommt. Wie ich bereits gestern in meinem Update zu Santorin schrieb, wird der Ursprung der Beben kontrovers diskutiert.

Tsunami könnte drohen

Für Beobachter aus der Ferne jedenfalls eine spannende Situation, für die Bewohner und Besucher der ägäischen Inselwelt eine besorgniserregende Entwicklung, die selbst im Falle eines Unterwasserausbruchs in einem Tsunami gipfeln könnte. Von so einer riesigen Hafenwelle, die erst ihre ganze Macht entfaltet, wenn sie auf flache Küstengewässer trifft, geht nicht nur eine Bedrohung für die umliegenden Inseln aus, sondern auch für die Küsten des östlichen Mittelmeeres. Ohne Panik schüren zu wollen, sollte man eine Fluchttasche griffbereit halten und sich einprägen, wie man in kürzester Zeit höher gelegenes Gelände erreicht. Im Falle eines Starkbebens sollte man auch die Bausubstanz seines Aufenthaltsortes im Auge behalten und hier ebenfalls nach Schutz- und Fluchtmöglichkeiten Ausschau halten. Im Falle eines Erdbebens bleiben nur Sekunden, um Deckung zu suchen. Ein Tsunami erreicht umliegende Küsten in Minutenschnelle.

Indonesien: Erdbeben Mw 5,6 trifft Sulawesi

Zahlreiche Erdbeben mit Magnituden im 5er-Bereich

Datum 28.01.25 | Zeit: 14:53:34 UTC | Koordinaten: 0.479 ; 121.200 | Tiefe: 91 km | Mw 5,6

Heute scheint irgendwie Erdbebentag zu sein, denn das GFZ registrierte bis jetzt 7 Erdbeben mit Magnituden im Fünferbereich und eine größere Anzahl an Erschütterungen eine Magnitude darunter. Die meisten Beben reihen sich entlang des pazifischen Feuerrings auf, der den Verlauf der Plattengrenze des Pazifiks markiert. Zwei der stärkeren Beben ereigneten sich allerdings im Bereich der Osterinsel, wo es einen Doppelwumms (danke Olaf) mit den Magnituden 5,7 und 5,2 gab. Das stärkste Beben ereignete sich heute allerdings bei den zu Neuseeland gehörenden Kermadec-Inseln und brachte es auf Mw 5,8. Auch hier gab es einen Doppelwumms, denn ein zweites Beben hatte hier eine Magnitude von 5,3. Im Süden der neuseeländischen Nordinsel (ach wie schön) bebte es mit einer Magnitude von 5,2. Viele der Beben liegen in Regionen mit aktivem Vulkanismus und es könnte immer sein, dass sich Erdbeben der beschriebenen Größenordnung auf die Aktivität des Vulkans auswirken, wobei sicher am Interessantesten ist, wenn Ausbrüche getriggert statt abgewürgt werden.

Erdbeben der Magnitude 5,6 erschüttert Nord-Sulawesi – Mehrere Vulkane in der Nähe

Im Bereich des Bebens aus dem Titel zu diesem Artikel liegen auch mehrere aktive Vulkane. Das Beben im Norden der indonesischen Insel Sulawesi ist das jüngste der hier aufgeführten Erschütterungen und wurde anfänglich vom Erdbebendienst Indonesiens mit einer Lokal-Magnitude (Richter-Skala) von 6,1 eingestuft, weshalb ich überhaupt anfing, diesen Artikel zu schreiben. Die Momentmagnituden fallen für gewöhnlich etwas niedriger aus als die Lokalmagnituden, und bis diese Werte zur Verfügung stehen, vergeht immer ein wenig Zeit.

Theoretisch war der Erdstoß stark genug, um Schäden zu verursachen, doch Meldungen hierzu liegen noch nicht vor. Da sich das Hypozentrum in 91 Kilometern Tiefe befand, wirkte sich das Beben auch an der Oberfläche nicht besonders stark aus. Dennoch war es in einem großen Umkreis zu spüren gewesen und dürfte bei dem einen oder anderen Inselbewohner einen Schreckmoment verursacht haben.

Das tektonische Setting von Sulawesi ist komplex, da es mehrere bedeutende Störungszonen gibt. Eine, an der sich in der Vergangenheit starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen ereignet haben, ist die Palu-Koro-Fault. Hierbei handelt es sich um eine Blattverschiebung, die aber ein Stück westlich des aktuellen Epizentrums verläuft. Wahrscheinlich stand das Erdbeben mit der Subduktionszone nördlich von Sulawesi in Verbindung und ereignete sich an einem Stück subduzierter Erdkruste, das bis in den oberen Erdmantel abgetaucht ist.

Im Norden von Sulawesi, bzw. nördlich der Insel, liegen die Vulkane Karangetang, Lokon, Ruang und Soputan, die aber bis jetzt keine erkennbaren Reaktionen auf den Erdstoß zeigen. Der Soputan war in der letzten Woche allerdings etwas unruhig und generierte eine Reihe vulkanotektonischer Erdbeben.

Taiwan: Erdbeben Mw 6,0 am 20.01.24

Starkes Erdbeben erschüttert Süden von Taiwan – 15 Personen verletzt

Datum 20.01.25 | Zeit: 16:17:26 UTC | Koordinaten:  23.230 ; 120.570 | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Der Süden von Taiwan wurde gestern Nachmittag um 16:17:25 Uhr UTC (12:17:25 Uhr am 21. Januar Ortszeit) von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in gut 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 16 Kilometer nördlich von Yujing verortet. In dem Ort leben ca. 16.500 Menschen. Die nächstgrößere Stadt ist Tainan mit gut 771.000 Einwohnern. 15 Personen erlitten Verletzungen, da die Erschütterungen Schäden anrichteten. Unter ihnen waren sechs Menschen, darunter ein Kind, die aus einem eingestürzten Gebäude im Stadtbezirk Nanxi in Tainan gerettet wurden. Zudem wurde eine Brücke auf einer Provinzstraße beschädigt und es kam zu kleineren Beschädigungen an mehreren Gebäuden. Todesopfer wurden bislang nicht gemeldet.

Neben den beschriebenen Beschädigungen fielen zahlreiche Gegenstände um, und in Supermärkten stürzten Waren aus den Regalen zu Boden. Dem EMSC liegen auch zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Sie stammten aus einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern Entfernung zum Epizentrum. Einige Bebenzeugen befanden sich sogar auf dem chinesischen Festland.

Taiwan liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, einer Zone mit intensiver seismischer und vulkanischer Aktivität, die den Pazifik umspannt und für die meisten Erdbeben weltweit verantwortlich ist.

Komplexe Tektonik in Taiwan bedingt hohe Seismizität

Die Tektonik Taiwans ist komplex, da an der Westküste zwei große Störungszonen aufeinandertreffen und eine sogenannte Triplejunction bilden. Bei diesen Störungszonen handelt es sich um die aus östlicher Richtung kommende Ryukyu-Subduktionszone, die auf die nord-südlich verlaufende Manila-Subduktionszone trifft, welche aus dem Okinawa-Graben hervorgeht. Zwar ist es auf den tektonischen Karten so dargestellt, dass es zu keinem direkten Kontakt der beiden senkrecht aufeinander stehenden Störungszonen kommt, doch de facto ziehen durch Taiwan zwei weitere große Störungen, die parallel zur Manila-Subduktionszone verlaufen und sich entlang der Westküste der Insel erstrecken. Dabei handelt es sich um die Störungen von Chukou und Lishan. Das Epizentrum lag im Bereich der erstgenannten Störung.

Dem Hauptbeben folgten bislang 9 Nachbeben. Sie hatten überwiegend Magnituden im Viererbereich. Ein Beben brachte es auf Mb 5,1. zudem gab es ein Vorbeben. Weitere Erschütterungen könnten folgen.

Erst im vergangenen April erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,4 die östliche Bergregion von Hualien. Damals kamen mindestens 13 Menschen ums Leben, und über 1.000 wurden verletzt. Dieses Beben war das stärkste in Taiwan seit 25 Jahren und wurde von Hunderten Nachbeben begleitet.

Äthiopien: Vulkane und Erdbeben

Äthiopien – Land der geografischen Extreme

Äthiopien ist ein Staat im Osten Afrikas und ein Ort der geografischen und geologischen Extreme. Ein Großteil des Landes wird vom Hochland von Abessinien eingenommen, das von tiefen Schluchten, massiven Gebirgszügen und erloschenen Vulkanen geprägt ist. Hier liegt auch der Ras Daschän, der mit einer Höhe von 4.550 Metern der vierthöchste Berg Afrikas ist. Das Hochland bildet einen starken Kontrast zum Afar-Dreieck mit der Danakil-Senke. Dort befindet sich nicht nur eine der heißesten und trockensten Wüsten unseres Planeten, sondern auch einer der tiefsten Landpunkte der Erde: 155 Meter unter dem Meeresspiegel.

Im Norden des Afar-Dreiecks – bereits auf dem Hoheitsgebiet von Dschibuti und Eritrea – mündet der Ostafrikanische Grabenbruch ins Rote Meer. Zuvor durchzieht er Äthiopien in Nord-Süd-Richtung und teilt das Land in zwei tektonische Domänen: Der Westteil liegt auf der Afrikanischen Platte, während der Ostteil auf der Somalischen Platte liegt. Dabei handelt es sich um eine divergente Störungszone, entlang der sich die Platten voneinander entfernen. Ein bekanntes Beispiel für eine solche divergente Plattengrenze ist der Mittelatlantische Rücken zwischen Europa und Nordamerika.

Erdbeben in Äthiopien

Entlang divergenter Störungszonen kommt es zwar auch zu Erdbeben, diese sind jedoch weitaus weniger häufig und meist weniger stark als jene entlang von Subduktionszonen oder Transformstörungen. In Äthiopien treten daher vor allem mittelstarke Erdbeben mit Magnituden unter 5,5 auf, die sich hauptsächlich im Bereich des Afar-Dreiecks konzentrieren.

Dennoch gab es entlang des äthiopischen Riftvalleys auch stärkere Erdbeben. So ereignete sich im Jahr 1961 eine Erdbebenserie im Süden des Afar-Dreiecks, bei der die stärksten Beben Magnituden von 6,1 und 6,0 erreichten. Acht Jahre später führte eine weitere Erdbebensequenz im Zentrum des Afar-Dreiecks zur Zerstörung des Dorfes Serdo. Auch hier wurden Magnituden um 6 gemessen. Ein weiterer signifikanter Erdbebenschwarm ereignete sich 1989 bei Dobi: Ein Erdbeben der Magnitude 6,2 wurde innerhalb von zwei Tagen von 14 weiteren Ereignissen mit Magnituden über 5 begleitet, darunter zwei mit Magnituden von 6,1 und 6,3. Eine weitere bemerkenswerte Sequenz wurde 2005 beobachtet, als es zur Eruption des Vulkans Dabbahu kam.

Im September 2024 begann eine erneute Erdbebenserie, diesmal in der Nähe von Awassh im Süden des Afar-Dreiecks. Es wurde eine große Anzahl mittelstarker Erdbeben registriert, die Magnituden im Vierer- und Fünferbereich hatten. Außerdem gab es 2 Phasen mit Bodenhebungen, die auf Magmenintrusion hindeuteten. Ein Vulkanausbruch blieb bis Anfang Januar 2025 aus, obwohl die Erdbeben weitergingen und gehen.

Vulkane und Vulkanismus in Äthiopien

Das Global Volcanism Program (GVP) listet mehr als 60 Vulkane in Äthiopien, die während des Quartärs aktiv waren. Während es auch im Hochland einige Vulkane gibt, befinden sich die meisten im Afar-Dreieck und in der Danakil-Depression, wo sich auch die meisten Erdbeben ereignen. Der Vulkanismus in diesem Gebiet steht in Zusammenhang mit der Spreizung des Ostafrikanischen Grabenbruchs und ähnelt dem Vulkanismus an mittelozeanischen Rücken. Es entstehen Vulkanketten, die sowohl dem grob Nord-Süd-orientierten Riftvalley folgen als auch senkrecht dazu verlaufen und parallel zur Bruchzone entlang der Küste des Roten Meeres liegen.

Im Gegensatz zu mittelozeanischen Rücken trennen sich am Afar-Dreieck jedoch kontinental geprägte Platten voneinander. Dabei wird die Erdkruste ausgedünnt und nimmt zunehmend den Charakter ozeanischer Kruste an. Die Schmelzbildung wird durch Druckentlastung in der ausdünnenden Kruste ausgelöst. Zusätzlich wird vermutet, dass unter dem Ostafrikanischen Grabenbruch ein Mantelplume liegt, der weitere Schmelze aufsteigen lässt.

Ein Vergleich mit Island drängt sich auf: Der Vulkanismus der Nordatlantikinsel liegt sowohl auf einer divergenten Plattengrenze als auch über einem Mantelplume. Ähnlich wie in Island fördert der derzeit aktivste Vulkan des Afar-Dreiecks, der Schildvulkan Erta Alé, basaltische Lava, deren chemische Zusammensetzung der von tholeiitischen MORB-Schmelzen (Mid-Ocean-Ridge-Basalt) ähnelt. Zwar wurde an Vulkanen in der Nähe des Erta Alé auch rhyolithische Lava gefunden, diese scheint jedoch durch fraktionierte Kristallisation in Magma-Reservoiren in der Erdkruste entstanden zu sein.

Aktive Vulkane der letzten 100 Jahre

In den letzten 100 Jahren waren mehrere Vulkane in Äthiopien aktiv. Die wichtigsten sind:

  1. Erta Ale
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 613 m
    • Aktivität: Fast kontinuierlich seit mindestens 1906. Der Vulkan ist bekannt für seinen permanenten Lavasee, der jedoch zeitweise auch verschwindet.
  2. Dabbahu (Boina)
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 1440 m
    • Aktivität: Zuletzt 2005. Eine Eruption und Spaltenerweiterung führten zu einer massiven tektonischen Bewegung.
  3. Aluto
    • Typ: Vulkanisches Hochland (Caldera-Vulkan)
    • Aktivität: Heißes hydrothermales Gebiet, das geothermisch genutzt wird. Es gab Hinweise auf kleinere Eruptionen im 20. Jahrhundert.
  4. Fentale
    • Typ: Stratovulkan mit Gipfelcaldera
    • Aktivität: Historisch aktive Eruptionen, zuletzt kleinere explosive Aktivitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
  5. Ayelu
    • Typ: Schildvulkan
    • Aktivität: Hydrothermale Aktivität und kleine vulkanische Ereignisse.
  6. Manda Hararo
    • Typ: Rift-Vulkan
    • Aktivität: Besonders aktiv 2007–2010. Spalteneruptionen und Lavaflüsse.

In dieser Liste nicht enthalten ist der Dallol. Hierbei handelt es sich weniger um einen Vulkan, der auch als solches erkennbar ist, sondern um eine außergewöhnliche geothermalen Manifestation magmatischen Ursprungs, die offenbar einen Salzstock durchschlagen hat. Das Zusammenspiel aus Erdwärme, hydrothermalen Tiefenwässern und Salz schuf ein Hydrothermalsystem, in dem es gelegentlich zu phreatischen, evtl. auch phreatomagmatische Explosionen kam, ohne dass größere Mengen Lava gefördert worden wären.

Philippinen: Mehrere mittelstarke Erdbeben

Schwarmbeben mit Erschütterungen im Fünferbereich vor Philippinen

Vor der Nordwestküste der philippinischen Insel Luzon manifestierte sich ein Erdbebenschwarm, dessen Erschütterungen für ein Schwarmbeben ungewöhnlich stark waren. Laut EMSC wurden drei Erdbeben mit einer Magnitude von 5,1 registriert. Das GFZ differenziert genauer und ordnet den Beben Magnituden von 5,3, 5,2 und 5,1 zu. Darüber hinaus gab es mehrere Beben im Magnitudenbereich von 4 und 3. Während die Hypozentren der schwächeren Beben in der Tiefe variierten, wurden die Hypozentren der drei stärksten Beben auf eine Tiefe von 10 Kilometern fixiert.

Die tektonische Situation der Philippinen ist komplex und begünstigt auch den Vulkanismus der Region, die Teil des zirkumpazifischen Feuerrings ist. Hier interagieren mehrere Erdkrustenplatten. Entlang der überwiegend konvergenten Plattengrenzen dominiert die Subduktion, bei der eine Platte unter die andere abtaucht und in den Erdmantel eingesogen wird.

Das philippinische Archipel liegt an der Schnittstelle zwischen der Philippinischen Platte und der Eurasischen Platte, während die Pazifische Platte im Osten zusätzlich Einfluss auf das tektonische Geschehen nimmt. Die bedeutendsten Störungszonen sind:

  1. Philippinengraben (Philippine Trench): Ein bedeutender Tiefseegraben im Osten, wo die Pazifische Platte unter die Philippinische Platte subduziert wird.
  2. Philippinische Verwerfungszone: Eine der längsten tektonischen Störungen des Landes, die sich durch die gesamte Länge des Archipels zieht. Diese Transversalstörung verläuft parallel zum Philippinengraben, jedoch mitten durch die Inselkette.
  3. Manila-Graben (Manila Trench): Hier taucht die Südchinesische Platte unter die Philippinische Platte ab, was regelmäßig Erdbeben und vulkanische Aktivität hervorruft.

Der Erdbebenschwarm ereignete sich am Manila-Graben westlich von Luzon. Der Manilagraben, auch als Manila Trench bekannt, ist bis zu 5600 Meter tief und verläuft entlang der Inseln Luzon und Mindoro. Weiter südlich gibt es zwei weitere Tiefseegräben, die als unterbrochene Verlängerungen des Manilagrabens betrachtet werden können.

Auf Luzon gibt es einige bedeutende Vulkane wie die Taal-Caldera und den Pinatubo, der 1991 in einer der größten Eruptionen des 20. Jahrhunderts ausbrach. Nördlich von Luzon und nahe dem Epizentrum der jüngsten Erdbeben beginnt der Luzon-Vulkanbogen. Dieser umfasst mehrere Inselvulkane, die sich bis vor die Küste Taiwans erstrecken. Ein bekannter Inselvulkan in diesem Bereich ist der Mount Babuyan.

Island: Weitere Erdbeben unter Hofsjökull

Erdbeben erschüttern Hofsjökull und andere Regionen auf Island

Auch ohne aktuellen Vulkanausbruch bleibt Island aus geowissenschaftlicher Sicht interessant, denn es gibt weiterhin eine rege Erdbebentätigkeit unter der Insel, die vielerorts von Bodenhebungen ausgelöst wird. Das seismische Netzwerk von IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 121 Erschütterungen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und manifestierte sich unter dem Nordwestrand des Gletschers Hofsjökull. Ein Beben unter dem Zentrum der Caldera brachte es auf M 2,3.  Zudem gab es drei schwächere Erschütterungen. Die Erdbebenherde lagen in geringen Tiefen zwischen 2 und 3 Kilometern.

In den letzten Monaten ist eine deutliche Steigerung der Seismizität unter Hofsjökull zu beobachten. In diesem Jahr gab es mehr als 100 Beben. Alleine im Dezember ereigneten sich mehr Beben als vor 2020 in einem ganzen Jahr, als meistens weniger als 10 Erschütterungen pro Jahr festgestellt worden waren. Seit 2020 nimmt die Erdbebentätigkeit zu und hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt. Isländische Geowissenschaftler vermuten, dass die Hofsjökull-Caldera langsam zum Leben erwachen könnte. Wie lange dieser Aufwachprozess dauert, ist unklar: Seit der Besiedlung Islands war der Vulkan inaktiv und in den letzten 10.000 Jahren soll es 5 Eruptionen gegeben haben. Der Calderavulkan unter dem Eis wurde erst 1970 nachgewiesen.

Zahlreiche Beben gab es auch unter dem benachbarten Gletscher Vatnajökull, unter dem sich u.a. die Vulkane Bardarbunga, Hamarinn und Grimsvötn verbergen. An allen drei Calderavulkanen gab es Erschütterungen der Erde. Am Grimsvötn registrieren die GPS-Sensoren wieder eine schnell verlaufene Bodenhebung, die sich seit Anfang November auf 10 Zentimeter summierte. Doch noch ist unklar, ob es sich um Fehlmessungen handelt, so wie wir sie hier schon öfters sahen. Statements der isländischen Vulkanologen gibt es hierzu aktuell nicht.

Natürlich gibt es auch weiterhin Erdbeben im Bereich der Reykjaneshalbinsel, wo sich in den vergangenen 2 Tagen 52 Beben ereigneten. Auffällig ist ein Schwarm bei Krysúvik, der allerdings nicht mit einer Bodenhebung einhergeht. Weitere Beben gab es auch bei Bláfjallaskáli und Raufarhólshellir. Auffällig ist die Bebentätigkeit unter dem Fagradalsfjall, während die Bebentätigkeit im Bereich von Sundhnúkur gering bleibt. Dafür hebt sich hier der Boden konstant an.

Bodenhebung verlagert sich westwärts

Seit Anfang Dezember kam es an der Messstation SENG zu einer Hebung von gut 6 Zentimetern. An der Messstation SKSH sind es sogar 9 Zentimeter. Diese Messstation liegt westlich von Svartsengi in Richtung Eldvörp. Es scheint sich der Trend einer Westwärtsverlagerung der Inflation zu bestätigen, den man schon recht früh in der Hebungsphase seit Ende der letzten Eruption beobachten konnte. Ob sich dadurch auch das Zentrum der nächsten Eruption verlagern wird, ist noch ungewiss.