Äthiopien: Vulkane und Erdbeben

Äthiopien – Land der geografischen Extreme

Äthiopien ist ein Staat im Osten Afrikas und ein Ort der geografischen und geologischen Extreme. Ein Großteil des Landes wird vom Hochland von Abessinien eingenommen, das von tiefen Schluchten, massiven Gebirgszügen und erloschenen Vulkanen geprägt ist. Hier liegt auch der Ras Daschän, der mit einer Höhe von 4.550 Metern der vierthöchste Berg Afrikas ist. Das Hochland bildet einen starken Kontrast zum Afar-Dreieck mit der Danakil-Senke. Dort befindet sich nicht nur eine der heißesten und trockensten Wüsten unseres Planeten, sondern auch einer der tiefsten Landpunkte der Erde: 155 Meter unter dem Meeresspiegel.

Im Norden des Afar-Dreiecks – bereits auf dem Hoheitsgebiet von Dschibuti und Eritrea – mündet der Ostafrikanische Grabenbruch ins Rote Meer. Zuvor durchzieht er Äthiopien in Nord-Süd-Richtung und teilt das Land in zwei tektonische Domänen: Der Westteil liegt auf der Afrikanischen Platte, während der Ostteil auf der Somalischen Platte liegt. Dabei handelt es sich um eine divergente Störungszone, entlang der sich die Platten voneinander entfernen. Ein bekanntes Beispiel für eine solche divergente Plattengrenze ist der Mittelatlantische Rücken zwischen Europa und Nordamerika.

Erdbeben in Äthiopien

Entlang divergenter Störungszonen kommt es zwar auch zu Erdbeben, diese sind jedoch weitaus weniger häufig und meist weniger stark als jene entlang von Subduktionszonen oder Transformstörungen. In Äthiopien treten daher vor allem mittelstarke Erdbeben mit Magnituden unter 5,5 auf, die sich hauptsächlich im Bereich des Afar-Dreiecks konzentrieren.

Dennoch gab es entlang des äthiopischen Riftvalleys auch stärkere Erdbeben. So ereignete sich im Jahr 1961 eine Erdbebenserie im Süden des Afar-Dreiecks, bei der die stärksten Beben Magnituden von 6,1 und 6,0 erreichten. Acht Jahre später führte eine weitere Erdbebensequenz im Zentrum des Afar-Dreiecks zur Zerstörung des Dorfes Serdo. Auch hier wurden Magnituden um 6 gemessen. Ein weiterer signifikanter Erdbebenschwarm ereignete sich 1989 bei Dobi: Ein Erdbeben der Magnitude 6,2 wurde innerhalb von zwei Tagen von 14 weiteren Ereignissen mit Magnituden über 5 begleitet, darunter zwei mit Magnituden von 6,1 und 6,3. Eine weitere bemerkenswerte Sequenz wurde 2005 beobachtet, als es zur Eruption des Vulkans Dabbahu kam.

Im September 2024 begann eine erneute Erdbebenserie, diesmal in der Nähe von Awassh im Süden des Afar-Dreiecks. Es wurde eine große Anzahl mittelstarker Erdbeben registriert, die Magnituden im Vierer- und Fünferbereich hatten. Außerdem gab es 2 Phasen mit Bodenhebungen, die auf Magmenintrusion hindeuteten. Ein Vulkanausbruch blieb bis Anfang Januar 2025 aus, obwohl die Erdbeben weitergingen und gehen.

Vulkane und Vulkanismus in Äthiopien

Das Global Volcanism Program (GVP) listet mehr als 60 Vulkane in Äthiopien, die während des Quartärs aktiv waren. Während es auch im Hochland einige Vulkane gibt, befinden sich die meisten im Afar-Dreieck und in der Danakil-Depression, wo sich auch die meisten Erdbeben ereignen. Der Vulkanismus in diesem Gebiet steht in Zusammenhang mit der Spreizung des Ostafrikanischen Grabenbruchs und ähnelt dem Vulkanismus an mittelozeanischen Rücken. Es entstehen Vulkanketten, die sowohl dem grob Nord-Süd-orientierten Riftvalley folgen als auch senkrecht dazu verlaufen und parallel zur Bruchzone entlang der Küste des Roten Meeres liegen.

Im Gegensatz zu mittelozeanischen Rücken trennen sich am Afar-Dreieck jedoch kontinental geprägte Platten voneinander. Dabei wird die Erdkruste ausgedünnt und nimmt zunehmend den Charakter ozeanischer Kruste an. Die Schmelzbildung wird durch Druckentlastung in der ausdünnenden Kruste ausgelöst. Zusätzlich wird vermutet, dass unter dem Ostafrikanischen Grabenbruch ein Mantelplume liegt, der weitere Schmelze aufsteigen lässt.

Ein Vergleich mit Island drängt sich auf: Der Vulkanismus der Nordatlantikinsel liegt sowohl auf einer divergenten Plattengrenze als auch über einem Mantelplume. Ähnlich wie in Island fördert der derzeit aktivste Vulkan des Afar-Dreiecks, der Schildvulkan Erta Alé, basaltische Lava, deren chemische Zusammensetzung der von tholeiitischen MORB-Schmelzen (Mid-Ocean-Ridge-Basalt) ähnelt. Zwar wurde an Vulkanen in der Nähe des Erta Alé auch rhyolithische Lava gefunden, diese scheint jedoch durch fraktionierte Kristallisation in Magma-Reservoiren in der Erdkruste entstanden zu sein.

Aktive Vulkane der letzten 100 Jahre

In den letzten 100 Jahren waren mehrere Vulkane in Äthiopien aktiv. Die wichtigsten sind:

  1. Erta Ale
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 613 m
    • Aktivität: Fast kontinuierlich seit mindestens 1906. Der Vulkan ist bekannt für seinen permanenten Lavasee, der jedoch zeitweise auch verschwindet.
  2. Dabbahu (Boina)
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 1440 m
    • Aktivität: Zuletzt 2005. Eine Eruption und Spaltenerweiterung führten zu einer massiven tektonischen Bewegung.
  3. Aluto
    • Typ: Vulkanisches Hochland (Caldera-Vulkan)
    • Aktivität: Heißes hydrothermales Gebiet, das geothermisch genutzt wird. Es gab Hinweise auf kleinere Eruptionen im 20. Jahrhundert.
  4. Fentale
    • Typ: Stratovulkan mit Gipfelcaldera
    • Aktivität: Historisch aktive Eruptionen, zuletzt kleinere explosive Aktivitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
  5. Ayelu
    • Typ: Schildvulkan
    • Aktivität: Hydrothermale Aktivität und kleine vulkanische Ereignisse.
  6. Manda Hararo
    • Typ: Rift-Vulkan
    • Aktivität: Besonders aktiv 2007–2010. Spalteneruptionen und Lavaflüsse.

In dieser Liste nicht enthalten ist der Dallol. Hierbei handelt es sich weniger um einen Vulkan, der auch als solches erkennbar ist, sondern um eine außergewöhnliche geothermalen Manifestation magmatischen Ursprungs, die offenbar einen Salzstock durchschlagen hat. Das Zusammenspiel aus Erdwärme, hydrothermalen Tiefenwässern und Salz schuf ein Hydrothermalsystem, in dem es gelegentlich zu phreatischen, evtl. auch phreatomagmatische Explosionen kam, ohne dass größere Mengen Lava gefördert worden wären.

Philippinen: Mehrere mittelstarke Erdbeben

Schwarmbeben mit Erschütterungen im Fünferbereich vor Philippinen

Vor der Nordwestküste der philippinischen Insel Luzon manifestierte sich ein Erdbebenschwarm, dessen Erschütterungen für ein Schwarmbeben ungewöhnlich stark waren. Laut EMSC wurden drei Erdbeben mit einer Magnitude von 5,1 registriert. Das GFZ differenziert genauer und ordnet den Beben Magnituden von 5,3, 5,2 und 5,1 zu. Darüber hinaus gab es mehrere Beben im Magnitudenbereich von 4 und 3. Während die Hypozentren der schwächeren Beben in der Tiefe variierten, wurden die Hypozentren der drei stärksten Beben auf eine Tiefe von 10 Kilometern fixiert.

Die tektonische Situation der Philippinen ist komplex und begünstigt auch den Vulkanismus der Region, die Teil des zirkumpazifischen Feuerrings ist. Hier interagieren mehrere Erdkrustenplatten. Entlang der überwiegend konvergenten Plattengrenzen dominiert die Subduktion, bei der eine Platte unter die andere abtaucht und in den Erdmantel eingesogen wird.

Das philippinische Archipel liegt an der Schnittstelle zwischen der Philippinischen Platte und der Eurasischen Platte, während die Pazifische Platte im Osten zusätzlich Einfluss auf das tektonische Geschehen nimmt. Die bedeutendsten Störungszonen sind:

  1. Philippinengraben (Philippine Trench): Ein bedeutender Tiefseegraben im Osten, wo die Pazifische Platte unter die Philippinische Platte subduziert wird.
  2. Philippinische Verwerfungszone: Eine der längsten tektonischen Störungen des Landes, die sich durch die gesamte Länge des Archipels zieht. Diese Transversalstörung verläuft parallel zum Philippinengraben, jedoch mitten durch die Inselkette.
  3. Manila-Graben (Manila Trench): Hier taucht die Südchinesische Platte unter die Philippinische Platte ab, was regelmäßig Erdbeben und vulkanische Aktivität hervorruft.

Der Erdbebenschwarm ereignete sich am Manila-Graben westlich von Luzon. Der Manilagraben, auch als Manila Trench bekannt, ist bis zu 5600 Meter tief und verläuft entlang der Inseln Luzon und Mindoro. Weiter südlich gibt es zwei weitere Tiefseegräben, die als unterbrochene Verlängerungen des Manilagrabens betrachtet werden können.

Auf Luzon gibt es einige bedeutende Vulkane wie die Taal-Caldera und den Pinatubo, der 1991 in einer der größten Eruptionen des 20. Jahrhunderts ausbrach. Nördlich von Luzon und nahe dem Epizentrum der jüngsten Erdbeben beginnt der Luzon-Vulkanbogen. Dieser umfasst mehrere Inselvulkane, die sich bis vor die Küste Taiwans erstrecken. Ein bekannter Inselvulkan in diesem Bereich ist der Mount Babuyan.

Island: Weitere Erdbeben unter Hofsjökull

Erdbeben erschüttern Hofsjökull und andere Regionen auf Island

Auch ohne aktuellen Vulkanausbruch bleibt Island aus geowissenschaftlicher Sicht interessant, denn es gibt weiterhin eine rege Erdbebentätigkeit unter der Insel, die vielerorts von Bodenhebungen ausgelöst wird. Das seismische Netzwerk von IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 121 Erschütterungen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,8 und manifestierte sich unter dem Nordwestrand des Gletschers Hofsjökull. Ein Beben unter dem Zentrum der Caldera brachte es auf M 2,3.  Zudem gab es drei schwächere Erschütterungen. Die Erdbebenherde lagen in geringen Tiefen zwischen 2 und 3 Kilometern.

In den letzten Monaten ist eine deutliche Steigerung der Seismizität unter Hofsjökull zu beobachten. In diesem Jahr gab es mehr als 100 Beben. Alleine im Dezember ereigneten sich mehr Beben als vor 2020 in einem ganzen Jahr, als meistens weniger als 10 Erschütterungen pro Jahr festgestellt worden waren. Seit 2020 nimmt die Erdbebentätigkeit zu und hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt. Isländische Geowissenschaftler vermuten, dass die Hofsjökull-Caldera langsam zum Leben erwachen könnte. Wie lange dieser Aufwachprozess dauert, ist unklar: Seit der Besiedlung Islands war der Vulkan inaktiv und in den letzten 10.000 Jahren soll es 5 Eruptionen gegeben haben. Der Calderavulkan unter dem Eis wurde erst 1970 nachgewiesen.

Zahlreiche Beben gab es auch unter dem benachbarten Gletscher Vatnajökull, unter dem sich u.a. die Vulkane Bardarbunga, Hamarinn und Grimsvötn verbergen. An allen drei Calderavulkanen gab es Erschütterungen der Erde. Am Grimsvötn registrieren die GPS-Sensoren wieder eine schnell verlaufene Bodenhebung, die sich seit Anfang November auf 10 Zentimeter summierte. Doch noch ist unklar, ob es sich um Fehlmessungen handelt, so wie wir sie hier schon öfters sahen. Statements der isländischen Vulkanologen gibt es hierzu aktuell nicht.

Natürlich gibt es auch weiterhin Erdbeben im Bereich der Reykjaneshalbinsel, wo sich in den vergangenen 2 Tagen 52 Beben ereigneten. Auffällig ist ein Schwarm bei Krysúvik, der allerdings nicht mit einer Bodenhebung einhergeht. Weitere Beben gab es auch bei Bláfjallaskáli und Raufarhólshellir. Auffällig ist die Bebentätigkeit unter dem Fagradalsfjall, während die Bebentätigkeit im Bereich von Sundhnúkur gering bleibt. Dafür hebt sich hier der Boden konstant an.

Bodenhebung verlagert sich westwärts

Seit Anfang Dezember kam es an der Messstation SENG zu einer Hebung von gut 6 Zentimetern. An der Messstation SKSH sind es sogar 9 Zentimeter. Diese Messstation liegt westlich von Svartsengi in Richtung Eldvörp. Es scheint sich der Trend einer Westwärtsverlagerung der Inflation zu bestätigen, den man schon recht früh in der Hebungsphase seit Ende der letzten Eruption beobachten konnte. Ob sich dadurch auch das Zentrum der nächsten Eruption verlagern wird, ist noch ungewiss.

Vanuatu: Erdbeben Mw 7,4 richtete Schäden an

Starkes Erdbeben Mw 7,4 traf Vanuatu und richtete große Schäden in Hauptstadt Port Vila an

Datum 17.12.24 | Zeit: 01:47:24 UTC | Koordinaten: -17.666 ; 168.092 | Tiefe: 28 km | Mw 7,4

Ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,4 ereignete sich in der vergangenen Nacht um 01:47:24 UTC (12:47:24 Uhr Lokalzeit) kurz vor der Westküste der Insel Efate in Vanuatu. Das Epizentrum wurde 25 km westlich der Hauptstadt Port Vila lokalisiert, die Herdtiefe lag bei 28 Kilometern. Trotz der vergleichsweise großen Tiefe des Hypozentrums wurde ein Tsunami-Alarm ausgelöst, der inzwischen jedoch wieder aufgehoben wurde. Zuvor kam es zur Evakuierung von Küstengemeinden auf mehreren Inseln des Archipels. Da starke Nachbeben befürchtet werden, bleiben die Evakuierungsmaßnahmen zunächst bestehen. Außerdem gab es bereits mehrere mittelstarke Nachbeben.

Mindestens ein Todesopfer und zahlreiche Schwerverletzte – Triagezentrum eingerichtet 

Ersten Berichten zufolge kam es zu erheblichen Gebäudeschäden in der Hauptstadt, darunter auch an Regierungsgebäuden und Botschaften. Mehrere Erdrutsche verschütteten Straßen und blockierten einen Anleger am Hafen. Zudem fielen Strom- und Wasserversorgung aus. Auch die Telekomunikation ist gestört und die Website des Geologischen Dienstes von Vanuatu ist offline.

Mindestens ein Todesopfer wurde bis jetzt offiziell bestätigt, und die Zahl der Schwerverletzten übersteigt die Behandlungskapazitäten der örtlichen Klinik. Laut lokalen Medien wurde auf dem Parkplatz eines Krankenhauses ein Triagezentrum eingerichtet, in dem entschieden wird, welche Schwerverletzten die besten Überlebenschancen haben und vorrangig behandelt werden. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Todesopfer steigen wird. Bereits jetzt gibt es Meldungen, dass internationale Unterstützung zur Versorgung der Verletzten nötig sein wird.

Zeugen berichten, dass es der stärkste Erdstoß seit mehr als 20 Jahren war. Die starken Erschütterungen, die als hochfrequent beschrieben wurden, dauerten etwa 30 Sekunden an.

Tektonische Situation von Vanuatu

Das Erdbeben steht im Zusammenhang mit der Subduktion entlang des Vanuatu-Grabens, der im Westen des Archipels verläuft. Hier grenzt die Mikroplatte der Neuen Hebriden (auf deren Rand Vanuatu liegt und die mit der Pazifikplatte assoziiert ist) an die Australische Platte. Sie wird unter die Neue Herbridenplatte subduziert. Dieser tektonische Prozess verursacht nicht nur regelmäßig starke Erdbeben, sondern ist auch für den Vulkanismus entlang des Pazifischen Feuerrings verantwortlich.

In etwa 130 Kilometern Entfernung liegt der Inselvulkan Lopevi, 30 Kilometer weiter befindet sich Ambrym. Diese und weitere Vulkane des Archipels könnten durch den starken Erdstoß beeinflusst worden sein.

Update 9:00 Uhr: Weitere Augenzeugenberichte sprechen davon, dass unter mehreren Haustrümmern Menschen eingeschlossen sind. An den Straßenrändern liegen Leichen. Bei einem Erdrutsches entlang einer Straße wurde ein Buss erfasst und in die Tiefe gerissen. Auch hier gibt es Todesopfer. Zwei Brücken stürzten ein.

Griechenland: Mittelstarkes Erdbeben auf Chalkidiki

Erdbeben Mw 4,7 erschüttert griechische Halbinsel Chalkidiki – Beben weithin spürbar

Datum 13.12.24 | Zeit: 08:34:12 UTC | Koordinaten: 40.293 ; 24.134 | Tiefe: 10 km | Mw 4,7

Die Drei-Finger-Halbinsel Chalkidiki ist eine beliebte Ferienregion. Sie liegt südöstlich von Thessaloniki im Nordosten Griechenlands. Heute erlitt die Urlaubslaune dort allerdings einen Dämpfer, denn der nördliche Arm der Halbinsel wurde von einem mittelstarken Erdbeben der Momentmagnitude 4,7 heimgesucht. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe, während das Epizentrum 20 km ost-nordöstlich von Néa Róda lokalisiert wurde. Das größere Thessaloníki liegt 100 Kilometer entfernt. Es gab mehrere schwächere Erdbeben und natürlich auch unterschiedliche Angaben zur Erdbebenstärke. Nach Angaben lokaler Erdbebendienste brachte es das Beben auf ML 5,1.

Ob 4,7 oder 5,1, das Erdbeben war jedenfalls stark genug, dass es in einem Umkreis von fast 400 Kilometern deutlich gespürt werden konnte. Ein Bebenzeuge in ca. 40 Kilometern Entfernung beschrieb das Beben so: „Es kam grollend heran. Die Schränke vibrierten. Das ganze Haus bebte“.

Es gab nicht nur Nachbeben, sondern auch zwei Vorbeben der Magnituden 3,1 und 3,8. Sie konnten ebenfalls von Bewohnern der Halbinsel gespürt werden und schürten erste Sorgen vor stärkeren Erschütterungen.

Die tektonische Situation der Chalkidiki-Region ist komplex, denn hier verlaufen mehrere Störungszonen, die einerseits vom Serbo-Macedonian-Massiv aus Richtung Nordwesten kommen und im Thessaloniki–Rentina Fault System münden, andererseits aus östlicher Richtung kommend vor der Küste verlaufen und die Verlängerung der Nordanatolischen Verwerfung darstellen. Durch die vielfältigen Erdkrustenbewegungen entstanden auf und um Chalkidiki zahlreiche kurze Störungen. Das aktuelle Erdbeben stand mit einer dieser lokalen Störungen in Verbindung, die westlich des Berges Athos verläuft.

Die Region hat eine Geschichte verheerender Erdbeben. Im September 1932 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,1 den Nordosten von Chalkidiki und zerstörte die Stadt Ierissos. Die Katastrophe forderte 83 Todesopfer, verletzte über 300 Menschen und zerstörte allein in Ierissos 650 Häuser. Mehr als 2000 Häuser in den umliegenden Dörfern wurden entweder zerstört oder unbewohnbar gemacht. Aufgrund dieser Historie reagieren die Anwohner der Region empfindlich und besorgt auf spürbare Erdbeben.

Türkei: Mittelstarkes Erdbeben besorgt Bürger

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,5 war im weiten Umkreis spürbar – Meldungen besorgter Bürger

Datum 12.12.24 | Zeit: 11:34:52 UTC | Koordinaten: 40.429 ; 26.230 | Tiefe: 12 km | Mb 4,5

Heute Mittag manifestierte sich um 11:34:52 UTC (14:34:52 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude Mb 4,5. Das Hypozentrum wurde in 12 Kilometern Tiefe verortet. Das Epizentrum befand sich laut EMSC-Angaben 34 km nordwestlich von Çanakkale, kurz vor der Nordwestküste des Mittelmeeres und nahe der Grenze zu Griechenland. Obwohl es sich nur um ein mittelstarkes Erdbeben handelte, war es in einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern zu spüren gewesen. Dem EMSC gingen sogar Meldungen aus Bulgarien und Istanbul ein. Vermutlich dachten die Anwohner von Istanbul, dass sich ein Beben in ihrer Nähe ereignet hatte, denn die Stadt liegt an der Nordanatolischen Verwerfung und gleicht einem tektonischen Pulverfass, denn man wartet seit Jahren auf das „Big One“: ein Starkbeben mit großer Zerstörungskraft. Seismologen berechneten eine 70-prozentige Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben innerhalb der nächsten 30 Jahre mit der Magnitude 7 oder mehr. Dementsprechend nervös ist man am Bosporus.

Das aktuelle Beben ereignete sich am Nordarm der Nordanatolischen Verwerfung, die sich am Marmara-Meer in drei Arme teilt. Bei der Störung handelt es sich um eine rechtsversetzende Blattverschiebung, die dem San-Andreas-Fault in den USA gleicht, und sie bildet die Grenze zwischen der Anatolischen Platte und dem eurasischen Kontinent. Die Relativgeschwindigkeit der Platten entlang der Verwerfung beträgt etwa 20–25 mm pro Jahr. Da die Platten nicht widerstandslos aneinander vorbeigleiten, kommt es zu Blockaden und Spannungsaufbau entlang der Störung. Sie lösen sich in einem fast als explosiv zu beschreibenden Ereignis, das die Erdbebenwellen auslöst.

Die südliche Grenze der Anatolischen Platte ist nicht weniger gefährlich, denn hier manifestierte sich das verheerende Gaziantep-Erdbeben. Ein Erdbeben nahe Istanbul hätte wahrscheinlich ähnlich dramatische Folgen.

Gestern ereignete sich übrigens ein vergleichbares Erdbeben (Mb 4,5) südwestlich von Kreta. Betrachtet man die Shakemap genau, dann erkennt man auch wieder ein schwaches Beben nördlich der Vulkaninsel Santorin. Hier kam es in den letzten Tagen häufiger zu Erschütterungen.

USA: Erdbeben Mw 5,8 in Nevada

Mittelstarkes Erdbeben Mw 5,8 erschütterte Gegend um Yerington bei Silver Springs in Nevada

Datum 09.12.24 | Zeit: 23:08:33 UTC | Koordinaten: 39.165 ; -119.049 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Gut eine Woche nach dem starken Erdbeben der Magnitude 7,1 vor der Küste Nordkaliforniens wurde die USA erneut von einem Erdbeben erschüttert, das stärker als die alltäglichen Beben war. Diesmal erreichte es eine Magnitude von 5,8 und traf die Region um Yerington im Bundesstaat Nevada. Nach Angaben des EMSC lag das Epizentrum 32 km südöstlich von Silver Springs. Die nächstgelegene größere Stadt ist Reno, 77 km entfernt, mit einer Bevölkerung von rund 241.000 Menschen. Dort wurden viele von dem Beben überrascht, das sich um 15:08:33 Uhr Ortszeit ereignete. Während in Reno und noch weiter entfernten Orten das Beben lediglich spürbar war, sorgte es näher am Epizentrum für deutlich stärkere Erschütterungen. Leichte Schäden wie Risse in Mauern wurden gemeldet, und in zahlreichen Geschäften fiel Inventar aus den Regalen. Berichte über Verletzte oder Tote liegen jedoch nicht vor.

Wie man auf der Shakemap oben sieht, gab es eine große Anzahl schwächerer Nachbeben.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben im Zusammenhang mit einer Störung entlang der Walker Lane. Dabei handelt es sich um ein etwa 100 Kilometer breites Störungssystem, das in der Literatur oft als diffus bezeichnet wird, da es keine klar definierten seitlichen Begrenzungen aufweist und keine dominierende Hauptverwerfung besitzt. Stattdessen gibt es mehrere parallel zur Längserstreckung der Sierra Nevada verlaufende Normal- und Transversalverschiebungen. Diese Zone streicht in Richtung Südost-Nordwest und erstreckt sich von der Garlock-Verwerfung am Death Valley bis zur Honey Lake Valley-Region im Norden.

Wie der Geoforscher Ian Pierce von der University of Oxford in einer Studie zur Walker-Lane schrieb, werden etwa 20 Prozent der jährlichen rechtsseitigen Scherbewegung von 50 Millimetern zwischen der Pazifischen und der Nordamerikanischen Platte durch das Walker Lane-Verwerfungssystem aufgenommen. Die restlichen 80 Prozent verlaufen entlang des bekannteren San-Andreas-Verwerfungssystems. Die Walker Lane nimmt somit Energie auf, was stärkere Erdbeben in den Ballungsräumen entlang der Pazifikküste verhindern oder verzögern kann. Diese aufgenommene Energie führt jedoch dazu, dass sich entlang der Walker Lane Spannungen aufbauen, die schließlich in Erdbeben freigesetzt werden.

Im Kontext von Vulkanismus ist bemerkenswert, dass auch die Vulkane der Mono-Lake-Region und die angrenzende Long-Valley-Caldera am südwestlichen Randbereich der Walker-Lane-Zone liegen.

USA: Starkes Erdbeben vor der Küste am 30.10.24

Starkes Erdbeben Mw 6,0 vor der US-Küste bei Oregon – Kein Tsunamialarm ausgelöst

Datum 30.10.24 | Zeit: 20:15:19 UTC | Koordinaten: 43.544 ; -127.799 | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Vor der Küste des US-Bundesstaates Oregon manifestierte sich gestern Abend um UTC ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,0. Das Epizentrum wurde 278 km westlich von Bandon lokalisiert. Das Hypozentrum wurde auf 10 Kilometern Tiefe fixiert, was bedeutet, dass der Erdbebenherd nicht genau lokalisiert werden konnte, dass die Seismologen aber davon ausgehen, dass es ein Erdbeben in geringer Tiefe war. Gegen diese Annahme sprechen allerdings die wenigen Wahrnehmungsmeldungen, die bei den Erdbebendiensten eingegangen sind, denn obwohl das Epizentrum über 250 Kilometer vor der Küste lag, hätte es von den Anwohnern der Küstenregion stärker zu spüren gewesen sein müssen, als es offensichtlich der Fall war. Laut Angaben des USGS bestand keine Tsunamigefahr. Es wurde aber darauf hingewiesen, dass Erdbeben dieser Magnitude Schäden an der Infrastruktur auslösen können und man mit Nachbeben rechnen muss. Beides trat offenbar nicht ein.

Dennoch ist der Erdstoß von wissenschaftlichem Interesse, denn er manifestierte sich an der Mendocino-Transform-Fault, die wiederum die südliche Begrenzung der Juan-de-Fuca-Mikroplatte gegen den Pazifik darstellt. Die Mendocino-Transform-Fault bildet unmittelbar vor der Westküste der USA eine Triple-Junction (Dreierkreuzung), wo sie mit der Cascadia-Störungszone und der San-Andreas-Störung zusammentrifft. Alle drei Störungszonen haben für sich genommen sehr hohe Erdbebenpotenziale, und sowohl an der Cascadia-Störungszone im Norden als auch an der bekannten San Andreas-Störung im Süden fürchtet man, dass sich in den nächsten Jahrzehnten Starkbeben ereignen könnten, die Metropolen wie Los Angeles, San Francisco oder Seattle treffen könnten und das Potenzial haben, enorme Schäden und hohe Opferzahlen zu verursachen. Beben entlang der kleineren Mendocino-Transform-Fault sind zwar häufig, aber wirken sich an Land für gewöhnlich weniger schlimm aus. Dennoch ist es theoretisch denkbar, dass ein Starkbeben entsteht, das einen Tsunami auslöst, obwohl diese Gefahr an Blattverschiebungen nicht so groß ist wie an Subduktionszonen mit vertikalem Versatz.

Ätna: Erdbeben im Nordwesten

Kleiner Erdbebenschwarm im Nordwesten des Ätnas – Zusammenhang mit Magmenaufstieg möglich

Nachdem es in den letzten Wochen aus seismischer Sicht am Ätna ungewöhnlich ruhig war, zieht die Erdbebentätigkeit aktuell wieder etwas an. So ereignete sich am 6. September ein kleines Schwarmbeben im Nordwesten des Vulkans. Die Beben tauchten erst heute in den Erdbebentabellen des INGVs auf. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in fast 26 Kilometern Tiefe. Es ist charakteristisch für Erdbeben in der oberen Asthenosphäre die oft mit Magmenaufstieg in Verbindung stehen. Sie bilden sich, wenn Schmelze versucht, in die Erdkruste einzudringen. 7 weitere Erschütterungen ereigneten sich in ähnlicher Tiefe. Die Epizentren wurden 3,6 km westlich vom Monte Spagnolog verortet. In diesem Areal gab es bereits öfter vergleichbare Ereignisse. Bis die Schmelze in höhere Regionen des Ätnas aufgestiegen ist, werden wahrscheinlich mehrere Monate vergehen, und ich bin davon überzeugt, dass wir die Spur des Magmenkörpers anhand weiterer Erdbebenschwärme verfolgen können.

Einige Mikrobeben gab es in den vergangenen Tagen auch an anderen Stellen des Ätnas. Sie lagen überwiegend im Süden und Osten des Vulkans und waren von sehr geringen Magnituden. Insgesamt gab es in der ersten Septemberwoche 21 Erschütterungen, von denen 14 in der Shakemap angezeigt werden.

Der Tremor stürzte nach seinem kurzlebigen Vorstoß in den roten Bereich, den er Mitte der Woche gewagt hatte, wieder jäh ab und bewegt sich aktuell tief im grünen Bereich.

Sentinel-Satellitenaufnahmen lassen einige kleinere Wärmesignaturen im Randbereich des Zentralkraters erkennen. Hier scheint Schmelze nahe der Oberfläche zu stehen. Es gibt aber keine Meldungen über eruptive Tätigkeit.

Voragine und Neuer Südostkrater dösen vor sich her. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man keine wissenschaftliche Prognose treffen, ob es in absehbarer Zeit zu weiteren Paroxysmen kommen wird, oder ob diese Phase bereits wieder beendet ist.