Äthiopien: Vulkane und Erdbeben

Äthiopien – Land der geografischen Extreme

Äthiopien ist ein Staat im Osten Afrikas und ein Ort der geografischen und geologischen Extreme. Ein Großteil des Landes wird vom Hochland von Abessinien eingenommen, das von tiefen Schluchten, massiven Gebirgszügen und erloschenen Vulkanen geprägt ist. Hier liegt auch der Ras Daschän, der mit einer Höhe von 4.550 Metern der vierthöchste Berg Afrikas ist. Das Hochland bildet einen starken Kontrast zum Afar-Dreieck mit der Danakil-Senke. Dort befindet sich nicht nur eine der heißesten und trockensten Wüsten unseres Planeten, sondern auch einer der tiefsten Landpunkte der Erde: 155 Meter unter dem Meeresspiegel.

Im Norden des Afar-Dreiecks – bereits auf dem Hoheitsgebiet von Dschibuti und Eritrea – mündet der Ostafrikanische Grabenbruch ins Rote Meer. Zuvor durchzieht er Äthiopien in Nord-Süd-Richtung und teilt das Land in zwei tektonische Domänen: Der Westteil liegt auf der Afrikanischen Platte, während der Ostteil auf der Somalischen Platte liegt. Dabei handelt es sich um eine divergente Störungszone, entlang der sich die Platten voneinander entfernen. Ein bekanntes Beispiel für eine solche divergente Plattengrenze ist der Mittelatlantische Rücken zwischen Europa und Nordamerika.

Erdbeben in Äthiopien

Entlang divergenter Störungszonen kommt es zwar auch zu Erdbeben, diese sind jedoch weitaus weniger häufig und meist weniger stark als jene entlang von Subduktionszonen oder Transformstörungen. In Äthiopien treten daher vor allem mittelstarke Erdbeben mit Magnituden unter 5,5 auf, die sich hauptsächlich im Bereich des Afar-Dreiecks konzentrieren.

Dennoch gab es entlang des äthiopischen Riftvalleys auch stärkere Erdbeben. So ereignete sich im Jahr 1961 eine Erdbebenserie im Süden des Afar-Dreiecks, bei der die stärksten Beben Magnituden von 6,1 und 6,0 erreichten. Acht Jahre später führte eine weitere Erdbebensequenz im Zentrum des Afar-Dreiecks zur Zerstörung des Dorfes Serdo. Auch hier wurden Magnituden um 6 gemessen. Ein weiterer signifikanter Erdbebenschwarm ereignete sich 1989 bei Dobi: Ein Erdbeben der Magnitude 6,2 wurde innerhalb von zwei Tagen von 14 weiteren Ereignissen mit Magnituden über 5 begleitet, darunter zwei mit Magnituden von 6,1 und 6,3. Eine weitere bemerkenswerte Sequenz wurde 2005 beobachtet, als es zur Eruption des Vulkans Dabbahu kam.

Im September 2024 begann eine erneute Erdbebenserie, diesmal in der Nähe von Awassh im Süden des Afar-Dreiecks. Es wurde eine große Anzahl mittelstarker Erdbeben registriert, die Magnituden im Vierer- und Fünferbereich hatten. Außerdem gab es 2 Phasen mit Bodenhebungen, die auf Magmenintrusion hindeuteten. Ein Vulkanausbruch blieb bis Anfang Januar 2025 aus, obwohl die Erdbeben weitergingen und gehen.

Vulkane und Vulkanismus in Äthiopien

Das Global Volcanism Program (GVP) listet mehr als 60 Vulkane in Äthiopien, die während des Quartärs aktiv waren. Während es auch im Hochland einige Vulkane gibt, befinden sich die meisten im Afar-Dreieck und in der Danakil-Depression, wo sich auch die meisten Erdbeben ereignen. Der Vulkanismus in diesem Gebiet steht in Zusammenhang mit der Spreizung des Ostafrikanischen Grabenbruchs und ähnelt dem Vulkanismus an mittelozeanischen Rücken. Es entstehen Vulkanketten, die sowohl dem grob Nord-Süd-orientierten Riftvalley folgen als auch senkrecht dazu verlaufen und parallel zur Bruchzone entlang der Küste des Roten Meeres liegen.

Im Gegensatz zu mittelozeanischen Rücken trennen sich am Afar-Dreieck jedoch kontinental geprägte Platten voneinander. Dabei wird die Erdkruste ausgedünnt und nimmt zunehmend den Charakter ozeanischer Kruste an. Die Schmelzbildung wird durch Druckentlastung in der ausdünnenden Kruste ausgelöst. Zusätzlich wird vermutet, dass unter dem Ostafrikanischen Grabenbruch ein Mantelplume liegt, der weitere Schmelze aufsteigen lässt.

Ein Vergleich mit Island drängt sich auf: Der Vulkanismus der Nordatlantikinsel liegt sowohl auf einer divergenten Plattengrenze als auch über einem Mantelplume. Ähnlich wie in Island fördert der derzeit aktivste Vulkan des Afar-Dreiecks, der Schildvulkan Erta Alé, basaltische Lava, deren chemische Zusammensetzung der von tholeiitischen MORB-Schmelzen (Mid-Ocean-Ridge-Basalt) ähnelt. Zwar wurde an Vulkanen in der Nähe des Erta Alé auch rhyolithische Lava gefunden, diese scheint jedoch durch fraktionierte Kristallisation in Magma-Reservoiren in der Erdkruste entstanden zu sein.

Aktive Vulkane der letzten 100 Jahre

In den letzten 100 Jahren waren mehrere Vulkane in Äthiopien aktiv. Die wichtigsten sind:

  1. Erta Ale
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 613 m
    • Aktivität: Fast kontinuierlich seit mindestens 1906. Der Vulkan ist bekannt für seinen permanenten Lavasee, der jedoch zeitweise auch verschwindet.
  2. Dabbahu (Boina)
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 1440 m
    • Aktivität: Zuletzt 2005. Eine Eruption und Spaltenerweiterung führten zu einer massiven tektonischen Bewegung.
  3. Aluto
    • Typ: Vulkanisches Hochland (Caldera-Vulkan)
    • Aktivität: Heißes hydrothermales Gebiet, das geothermisch genutzt wird. Es gab Hinweise auf kleinere Eruptionen im 20. Jahrhundert.
  4. Fentale
    • Typ: Stratovulkan mit Gipfelcaldera
    • Aktivität: Historisch aktive Eruptionen, zuletzt kleinere explosive Aktivitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
  5. Ayelu
    • Typ: Schildvulkan
    • Aktivität: Hydrothermale Aktivität und kleine vulkanische Ereignisse.
  6. Manda Hararo
    • Typ: Rift-Vulkan
    • Aktivität: Besonders aktiv 2007–2010. Spalteneruptionen und Lavaflüsse.

In dieser Liste nicht enthalten ist der Dallol. Hierbei handelt es sich weniger um einen Vulkan, der auch als solches erkennbar ist, sondern um eine außergewöhnliche geothermalen Manifestation magmatischen Ursprungs, die offenbar einen Salzstock durchschlagen hat. Das Zusammenspiel aus Erdwärme, hydrothermalen Tiefenwässern und Salz schuf ein Hydrothermalsystem, in dem es gelegentlich zu phreatischen, evtl. auch phreatomagmatische Explosionen kam, ohne dass größere Mengen Lava gefördert worden wären.

Erta Alé eruptiert Lavaströme im Dezember

Anhaltende effusive Eruptionen am Erta Alé – Krater sind aufgefüllt

Am äthiopischen Vulkan Erta Alé hält die Lavastromtätigkeit aus mehreren Hornitos an. Die Lavaströme fließen zwar nicht immer, aber dafür immer öfter. In der Danakil ist Reisesaison und entsprechend häufig kommen Augenzeugenberichte herein. Der jüngste Ausbruch ereignete sich am 17. Dezember.

Der Erta Alé ist ein 613 m hoher Schildvulkan in der äthiopischen Danakil-Depression des Afar-Dreiecks. Das Besondere an seiner Lage ist, dass seine Basis unterhalb des Meeresspiegelniveaus liegt. Zudem handelt es sich hier um einen der heißesten und trockensten Orte der Welt, selbst in Zeiten, in denen keine Lava fließt. Das macht eine Besteigung des Vulkans nicht gerade angenehm. Dennoch sind aktuell vergleichsweise viele Reisegruppen dort unterwegs. Vielleicht auch, weil ein gewisser Nachholbedarf besteht: Zuerst vereitelten die Corona-Restriktionen das Reisen, dann war es der Rebellenaufstand. Nun scheint sich die politische Situation der Region etwas stabilisiert zu haben, so dass wieder ein höheres Touristenaufkommen besteht.

Der jüngste Augenzeugenbericht stammt vom 20. Dezember und kommt von einem polnischen Vulkanfotografen, Tomasz Lepich. Er fand eine Reihe Hornitos vor, die glühende Förderschlote und etwas Lavaspattering präsentierten. Der Fotograf meinte, dass die beiden Gipfelkrater endgültig Geschichte seien und sich an deren Stelle ein endlos erscheinendes Lavafeld erstrecke. Offenbar hat sich auch der Nordkrater inzwischen verfüllt.

Die letzten Lavaströme verpasste der Fotograf nur knapp, denn diese waren am 16. und 17. Dezember aktiv und wurden von einer anderen Reisegruppe dokumentiert. Auch die Satellitenfernerkundung lieferte Daten zu den Vorgängen am Erta Alé: Auf einem Copernicus-Satellitenbild sieht man die Wärmesignatur eines Lavastroms, der fast die gesamte Caldera in ihrer Breite querte. Der Lavastrom emittierte eine moderate Wärmestrahlung von 42 MW, was man bei MIROVA einsehen kann.

Das Diagramm zur Wärmestrahlung zeigt in der Jahresübersicht sehr schön, in welchem Rhythmus die Lavaüberläufe aus den Hornitos kommen. Eine größere Lücke gab es offenbar im Herbst. Hier könnte es aber auch ab und an zur Wolkenbildung gekommen sein, sodass eventuell nicht jede Eruption erfasst wurde.

Erta Alé mit Lavaüberlauf Ende Oktober

Erta Alé in der Danakil erzeugte neuen Lavaüberlauf – Expedition dokumentierte den Vulkanausbruch

In der äthiopischen Wüste Danakil erzeugte der Schildvulkan Erta Alé einen neuen Lavaüberlauf aus einem der Hornitos, die sich auf dem ehemaligen Pitkrater bildeten, in dem bis zum Jahr 2017 ein Lavasee brodelte. Der Krater ist inzwischen mit erkalteter Lava aufgefüllt und bildet eine leichte Erhebung im Calderaboden. Auf Förderschloten entstanden mehrere Hornitos, die für Lavaspattering bekannt sind. Alle paar Wochen bricht die Flanke eines Hornitos auf und entlässt Lavaströme, die über den Calderaboden fließen. Beim aktuellen Ausbruch soll sich die Lava in einer Senke gesammelt haben und dort einen sekundären Lavasee gebildet haben. Solche Lavaseen ohne eigene Zirkulation sind kurzlebig und werden auch als temporär bezeichnet.

Der Vulkanausbruch wurde von einer Reisegruppe von Volcano Discovery dokumentiert, die das Glück hatte, zum richtigen Zeitpunkt vor Ort zu sein. Schaut man sich die Thermalaufnahmen der Sentinel-Satelliten auf Copernicus an, die ca. einmal die Woche aktualisiert werden, dann sieht man, dass es im Oktober eher wenig Aktivität am Erta Alé gab. Auf den Aufnahmen sind nur die Hotspots der Förderschlote zu erkennen, an denen entweder Lavaspattering stattfand oder nur heiße Gase ausströmten. Nichtsdestotrotz könnte es natürlich an einigen Tagen auch Lavaströme gegeben haben, die unbemerkt von der Weltöffentlichkeit eruptiert wurden.

Der Erta Alé liegt nur wenige Hundert Kilometer vom Fentale entfernt, in dessen Gebiet sich in den letzten Wochen zahlreiche Erdbeben manifestierten, von denen nur die Stärksten mit Magnituden über 4 von den weit entfernt installierten Geophonen aufgefangen wurden. Tektonisch betrachtet liegen Fentale und Erta Alé auf den gleichen übergeordneten Störungszonen, die mit der Öffnung der Danakilsenke am auslaufenden Ostafrikansichen Riftvalley in Verbindung stehen. Es gibt die Hypothese, dass die Erdbeben am Fentale durch eine Magmaintrusion verursacht werden. Nicht auszuschließen ist, dass tektonische Prozesse eine Divergenz verursachen und Magma in die entstehenden Risse eines Rifts eingedrungen ist. Starke Erdbeben in der Fentale Region könnten sich auch auf den Erta Alé auswirken.

Äthiopien: Weiteres Erdbeben nahe Vulkan Fentale

Erdbeben Mb 5,0 nahe des äthiopischen Vulkans Fentale – Neue InSAR-Aufnahme verfügbar

Datum 26.10.24 | Zeit: 12:22:01 UTC | Koordinaten: 9.040 ; 39.860 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Am südlichen Ende des äthiopischen Afar-Dreiecks ereignete sich gestern um 12:22:01 UTC ein weiteres mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe, und das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km nord-nordwestlich von Metahāra in der Region Awash lokalisiert. Das Beben war erneut in einem großen Umkreis spürbar, jedoch löste es nicht die gleiche Besorgnis aus wie die stärkeren Erschütterungen zu Beginn der Erdbebenserie, die Anfang September begann und für Beunruhigung sorgt. In den sozialen Medien kursieren Bilder von Erdspalten, und es wurden Schäden an alten, maroden Gebäuden gemeldet. Augenzeugen berichten von zahlreichen spürbaren Erdstößen, die jedoch von internationalen Erdbebendiensten nicht erfasst werden, da in der Region keine Instrumente vorhanden sind, um schwächere Beben zu detektieren. Diese Berichte lassen sich nicht unabhängig überprüfen, da kaum westliche Journalisten vor Ort sind und wissenschaftliche Stellungnahmen fehlen.

Die Website Erdbebennews hatte bereits vor zwei Wochen eine selbst gerenderte InSAR-Aufnahme veröffentlicht, die eine Bodendeformation nördlich des Vulkans Fentale zeigt. Letzte Woche folgte ein weiteres Interferogramm, das von NERC-COMET auf X (ehemals Twitter) veröffentlicht wurde. Es besteht aus drei Bildern, die Daten zwischen Mitte September und Mitte Oktober umfassen. Auch hier erkennt man eine Anhebung der Erdoberfläche, deren Muster auf die Intrusion eines magmatischen Gangs hindeuten könnte. Auf der dritten Aufnahme ist jedoch zu sehen, dass die Hebung nachgelassen hat. Wie ich bereits zuvor erwähnte, sollten diese Daten mit Vorsicht betrachtet werden, da es in diesem Gebiet im Oktober Warnungen vor möglichen Überschwemmungen gab. So könnte ein Hochwasser führendes Gewässer die Geo-Daten verfälscht haben. Sollte die Hebung nicht durch einen magmatischen Gang verursacht worden sein, könnten die Erdbeben tektonischen Ursprungs sein, da sich hier der Ostafrikanische Grabenbruch befindet.

Vulkan Fentale – Steckbrief

Äthiopischer Vulkan Fentale in der Awash-Region

Fentale (auch Fantale genannt) ist ein langgestreckter Stratovulkan am nördlichen Ende des Äthiopischen Hauptgrabens, der Teil des ostafrikanischen Rift Valley ist. Der Vulkan befindet sich an der südwestlichen Grenze der Danakil-Depression, einer tiefen geologischen Senke, die von extremer Hitze und vulkanischer Aktivität geprägt ist. Hier erhebt sich der Fentale gut 1200 m hoch, ausgehend von einer Hochebene auf 1000 m Höhe. Somit liegt der höchste Gipfel des Fentale auf gut 2100 Höhenmeter.

Fentale besteht hauptsächlich aus rhyolitischen Obsidianlavaströmen, begleitet von kleineren Tuffsteinvorkommen. Besonders markant ist die 2,5 x 4,5 km große elliptische Gipfelcaldera, Bei ihrer Entstehung entstanden verschweißte Pantellerit-Ablagerungen, die durch pyrokalstische Ströme gebildet wurden. Diese Caldera hat bis zu 500 m steil abfallende Wände und erstreckt sich in einer Westnordwest-Ostsüdost-Richtung, die senkrecht zum Äthiopischen Graben verläuft. Die nach der Caldera entstandenen Schlote orientieren sich entlang derselben Achse. Im Inneren der Caldera befinden sich Lavaströme aus Trachyt und Obsidian. Auf den Vulkanflanken gibt es frisch aussehende Lavaströme.

Über die Eruptionsgeschichte des Fentale ist nicht sehr viel bekannt. Die Gegend ist bis jetzt auch nur selten Gegenstand von Forschungsarbeiten gewesen.

Überliefert ist ein bedeutender Ausbruch im 13. Jahrhundert, der eine abessinische Stadt und eine Kirche zerstörte, die südlich des Vulkans liegen. Im Jahr 1820 n. Chr. brach Fentale erneut aus und es flossen basaltische Lavaströme aus einem 4 km langen Spalt an der Südflanke, wobei Lava auch den Boden der Caldera bedeckte.

In der jüngeren Vergangenheit gab es nahe dem Vulkan mehrere Schwarmbeben. Sie wurden in den Jahren 1981, 1989, 2001-02 und 2015 detektiert. Im September 2024 begann erneut eine Phase mit Schwarmbeben. Dabei traten mehrere Beben mit Magnituden im oberen Viererbereich auf, die bis in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba zu spüren gewesen waren. Es entstanden geringer Sachschaden und Frakturen im Boden. Anfang Oktober kam es zu einer phreatischen Eruption in einem Thermalgebiet der Awash-Region. InSAR-Aufnahmen zeigten eine Bodendeformation in einem Gebiet nördlich des Fentale, die möglicherweise von einer Magmenintrusion verursacht wurde. Allerdings könnten auch andere Ereignisse wie Überflutungen die Geodaten beeinflusst haben, denn zu der Zeit gab es Flutwarnungen für die Region.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Erdbebenschwarms aus dem Jahr 2015 kamen zu dem Schluss, dass die Seismizität mit der Bildung eines magmatischen Gangs einherging, der durch das Eindringen rhyolithischer Schmelze zustande kam. Rhyolith ist eigentlich kein typisches Magma für die beginnende Afar-Senke, die von Basaltmagma dominiert wird. Eigentlich kann es sich hier nur um eine weit differenzierte Restschmelze aus Magmenkörpern früherer Eruptionen gehandelt haben.

Die vulkanische Aktivität ist eng mit den tektonischen Prozessen der Region verbunden, da der Vulkan an einem Hotspot im Bereich der kontinentalen Riftzone liegt. Hier weitet sich die Erdkruste kontinuierlich auf, was nicht nur den Fentale-Vulkan, sondern auch die vulkanische Aktivität in der gesamten Danakil-Depression beeinflusst.

Äthiopien: Erdbeben Mw 5,3 nahe Vulkan

Ein weiteres mittelstarkes Erdbeben rockt äthiopisches Vulkangebiet Fentale

Datum 06.10.24 | Zeit: 17:10:04 UTC | 9.207 ; 40.317 | Tiefe: 12 km | Mw  5,3

Die Region um Awash wurde gestern erneut von einem Erdbeben der Magnitude 5,3 erschüttert. Dieser Wert stammt vom GFZ. Das EMSC kommt auf eine Magnitude von 4,9. Die Tiefe des Hypozentrums wurde in 12 Kilometern Tiefe verortet. Das Epizentrum befand sich 30 km nord-nordöstlich von Āwash und gut 150 Kilometer von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt, wo der Erdstoß deutlich gespürt werden konnte, wie einer meiner Kontakte auf FB berichtete.

Seit dem 27. September hat es in der Gegend 4 weitere Erdbeben mit Magnituden im Viererbereich gegeben. In den sozialen Medien gibt es einen Bericht über einen intensiven Erdbebenschwarm und die Bildung von Bodenrissen in der Nähe des Vulkans Fentale, über die ich bereits Ende des Monats schrieb. Neue Erkenntnisse liegen mir nicht vor, aber offenbar hält die Erdbebenserie messbarer Beben weiter an. Die Quelle hinter den Beben bleibt unklar. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um tektonische Erdbeben an der Südspitze des Afar-Dreiecks, wo sich das Ostafrikanische Riftvalley zur Danakil-Depression erweitert. Entlang der divergenten Störung kann es jederzeit zu Erdbeben kommen, allerdings ist auch Magmenaufstieg eine mögliche Ursache für Erdbeben in der Region. Da eine systematische Überwachung fehlt, wird man wohl erst nach dem Einsetzen einer Eruption wissen, ob hinter den Erdbeben ein Magmenaufstieg steht. Es sei denn, es tauchen InSAR-Aufnahmen der Gegend auf, mit deren Hilfe man einer evtl. Bodenhebung auf die Spur kommen könnte.

In der Danakil-Depression und in relativer Nähe zum Epizentrum liegt der Schildvulkan Erta Alé, der in diesem Jahr häufiger für Schlagzeilen sorgte, weil in seiner Caldera Hornitos aktiv waren und Lavaströme generiert wurden. Auf einem aktuellen Sentinelfoto erkennt man aber nur zwei kleine thermische Signaturen, die wahrscheinlich von heißen Gasen verursacht werden, die den Hornitos entströmen. Offenbar triggerten die Erdbeben keine Eruption, sondern sie könnten sie sogar abgeschwächt haben.

Erta Alé mit Lavastrom am 24.April

Vulkan Erta Alé in Äthiopien stößt Lavastrom aus – Touristen filmen vom Kraterrand aus

Seit 2 Tagen detektiert MIROVA eine thermische Anomalie, die am 22. April begann und auch am Folgetag anhielt. Zu Spitzenzeiten wurde eine Wärmestrahlung mit 340 MW Leistung nachgewiesen. Die Anomalie stammt von einem Lavastrom, der aus einem Hornito sprudelt, der sich an der Stelle des früheren Pitkraters gebildet hat. Heute scheint der Lavastrom nachzulassen, denn es wird nur noch eine Wärmestrahlung mit 95 MW gemessen.

Tatsächlich gibt es auch handfeste Beweise für die Lavastromtätigkeit, denn gestern befand sich eine kleine Reisegruppe vor Ort, die vom äthiopischen Reiseführer Solayke Anwar geleitet wurde, der Aufnahmen auf seiner FB-Seite teilte. Zu sehen ist, wie er mit zwei jungen Touristinnen vor der Lava posiert, die offenbar den Calderarand erreicht hat. Auf den Bildern sieht es so aus, als würden nur noch einige Meter fehlen, bis die Lavaströme über den Calderarand hinwegfließen. Der Hornito hat in den letzten Monaten ein dickes Lavafeld geschaffen, das diesen Teil der Caldera immer weiter auffüllt.

Viele Dekaden lang brodelte in dem nun verfüllten Pitkrater ein Lavasee, bevor er im Rahmen einer starken Flankeneruption im Jahr 2017 ablief. Seitdem gab es mehrere Anläufe, einen neuen Lavasee zu bilden, doch der Vulkan schaffte es nicht. Stattdessen bildeten sich Hornitos auf dem Deckel über dem früheren Lavasee. Seit dem letzten Jahr kommt es immer wieder zu Episoden wie der aktuellen, bei denen Lavaströme durch den Nordwestteil der Caldera fließen. Diese misst 1800 x 800 Meter und nimmt die Gipfelregion des flachen Schildvulkans ein, der nur 613 m hoch ist.

Heißes Pflaster Danakil

Der Erta Alé liegt in der Wüste Danakil im Afar-Dreieck. Die Region ist nicht nur aus meteorologischer und geologischer Sicht ein heißes Pflaster, sondern auch politisch. Hier treiben seit Jahrzehnten freiheitskämpfende Rebellen und Terroristen ihr Unwesen, wobei der Übergang zwischen den beiden Gruppierungen fließend ist und vom Standpunkt des jeweiligen Betrachters abhängt. Man könnte auch sagen: Was dem einen ein Freiheitskämpfer, ist dem anderen ein Terrorist. Für mich persönlich liegt die Grenze da, wo Freiheitskämpfer anfangen, bei ihren Streitereien Zivilpersonen zu bedrohen oder sogar zu töten. Das trifft auf Äthiopien und Eritrea genauso zu wie auf andere Konflikte, von denen auf der Welt gerade ja mehr als genug wüten.

Erta Alé mit 4 thermischen Anomalien

Thermische Anomalien am Erta Alé in der Danakil. © NASA

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Vier kleine thermische Anomalien am Erta Alé – NASA rendert neues Thermalbild

Der Vulkan Erta Alé liegt in der äthiopischen Wüste Danakil und ist seit mindestens 1967 daueraktiv. Mindestens, weil es Berichte aus dem Jahr 1906 gab, die bereits einen Lavasee beschrieben. Da aus der Zeit dazwischen keine Dokumente vorliegen, ist es ungewiss, ob der Vulkan die ganzen Jahre über aktiv war. Nun veröffentlichte die NASA ein neu gerendertes Satellitenbild, das am 27. November vom Landsat 8 Satelliten aufgenommen wurde. Im Infrarotspektrum zeigt es winzige thermische Anomalien. Sie stammten nicht von einem Lavasee, sondern von einem Hornito und einem kleinen Lavastrom. Der Hornito liegt im Süden des alten Pitkraters, der Lavastrom nördlich davon. In früheren Jahren verhielt es sich so, dass es in ruhigeren Zeiten im Pitkrater einen gedeckelten Lavasee gab, auf dessen Erstarrungskruste sich Hornitos bildete. Ob es sich heute auch so verhält, ist ungewiss. Eventuell liegt unter dem Hornito ein kleiner Lavateich. Auf einem jüngeren Bild ist noch eine schwache Wärmesignatur im Nordkrater auszumachen. Hier muss es in den vergangenen Tagen wieder zu einem Lavaüberlauf gekommen sein. MIROVA detektiert aktuell eine moderate Wärmstrahlung mit 11 MW Leistung. Der Vulkan ist also weiterhin aktiv.

In der Danakil-Senke des Afar-Dreiecks in Ostafrika ziehen sich drei tektonische Platten auseinander, wodurch Magma an die Oberfläche aufsteigt und mehrere aktive Vulkane speist. Erta Ale liegt in dieser Riftzone und ist Äthiopiens aktivster Vulkan.

Der Erta Ale Vulkan, bekannt als „rauchender Berg“ und „Tor zur Hölle“ in der Afar-Sprache, zeigt einen brodelnden Lavasee im Gipfelkrater, der seit mindestens 1967 und möglicherweise seit 1906 aktiv ist. Das jüngste Bild, aufgenommen am 27. November 2023 vom OLI auf Landsat 8, zeigt ein Infrarotsignal, das durch die Hitze geschmolzenen Gesteins erzeugt wird.

Satelliten haben seit Mitte September 2023 thermische Anomalien im Gipfelkrater festgestellt. Laut Berichten des Global Volcanism Program deuten diese Anomalien auf Ausbrüche von Spritzkegeln und kleinen Lavaströmen im Krater hin. Aufgrund der Abgeschiedenheit des Gebiets sind Satellitenbeobachtungen eine wichtige Informationsquelle für die Vulkanforschung des Erta Ale.

Obwohl der Gipfel regelmäßig aktiv ist, zeigen auch andere Bereiche des Vulkans Lavaströme. Zwischen Januar 2017 und März 2020 entstand eine beträchtliche Menge basaltischer Lava bei Spaltenausbrüchen in der südöstlichen Caldera, die sich über etwa 30 Quadratkilometer erstreckte und auf dem Bild in Richtung Nordosten und Südwesten sichtbar ist.

Vulkan Erta Alé mit Ausbruch am 08.07.23

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Lavaüberlauf im Nordkrater des Erta Alé

Der Vulkan in der äthiopischen Wüste Danakil erzeugte einen erneuten Lavaausbruch im Nordkrater. Auf dem aktuellen Thermalbild des Sentinel-Programms erkennt man eine ausgeprägte Wärmeanomalie, die praktisch den gesamten Boden des Südkraters bedeckt. sehr wahrscheinlich ströme Lava aus einem Hornito oder Spalt im Süden des Krater und überflutete den Boden. Im normalerweise aktiverem Südkrater erkennt man ebenfalls eine thermische Anomalie, die gegenüber Dienstag allerdings schwächer geworden ist. Auch hier gab es Anfang der Woche einen Lavaüberlauf aus einem Hornito. Das Magma steht also hoch im Fördersystem des Vulkans, trotzdem konnte sich in den letzten Monaten kein größerer Lavasee etablieren.

Über Jahrzehnte brodelte im Südkrater einer der bekanntesten Lavaseen der Welt, bis er im Jahr 2017 durch einen Riss ablief. Die Eruption dauerte mehrere Monate und schuf ein großes Lavafeld im Norden des flachen Schildvulkan, dessen Basis in der Wüste unter dem Meeresspiegelniveau liegt. Seitdem versuchte der Erta Alé öfters einen neuen Lavasee zu etablieren, schaffte es aber nur kurzweiligen Events zu kreieren, ohne dass es dabei zur stabilen Bildung eines größeren Lavasees gekommen wäre. Allerdings scheint unter der Erstarrungskruste des Kraterbodens Lava zu brodeln bzw. Es gibt ein flach liegendes Magmareservoir mit Schmelze, die auf ihre Eruption wartet.

Erta Alé ist nicht der einzige Vulkan der Region, denn er reiht sich in einer Kette vergleichbarer Schildvulkane ein, die sich auf Rissen im Boden des Afar-Dreiecks bildeten. Tatsächlich handelt es sich bei der Depression der Danakil-Wüste um einen Proto-Ozean. Bei meinem ersten Aufenthalt dort, das war im Jahr 2002, fand ich in der Nähe des Vulkans Dallol Korallen die davon zeugten, dass die Gegend mindestens einmal Teil des Roten Meeres war. Auch die mächtigen Salzablagerungen und Salzseen zeugen von diesem Ereignis.