Hunger verursacht nicht nur die Heuschreckenplage, sondern auch der weltweite Lockdown, der im Rahmen der Corona-Pandemie in den meisten Staaten der Erde verhängt wurde. Zwar kommen die Nord- und Mitteleuropäischen Staaten bis jetzt einigermaßen gut durch die Krise, doch wirtschaftlich weniger gut aufgestellte Länder kämpfen mit weitaus stärkeren Bandagen gegen die Pandemie und drohen den Kampf dennoch zu verlieren. Dabei sind die direkten Folgen der Corona-Infektionen in vielen Ländern bisher weniger dramatisch, als die Folgen des Lockdowns. In Kenia fehlen nicht nur Pestizide im Kampf gegen die Heuschreckenplage, sondern auch soziale Absicherung von staatlicher Seite. Millionen Menschen leben von der Hand in den Mund und haben infolge des Lockdowns ihre Arbeit verloren. Anders als bei uns in Deutschland, gibt es für diese Menschen kein Kurzarbeitergeld, keine Staatshilfen für Selbständige und Arbeitgeber, ja nicht einmal Harz 4. Sie haben schlicht und ergreifend kein Geld mehr und damit auch nichts zu Essen. So kochen verzweifelte Mütter bereits Steinsuppen für ihre Kinder, damit sie das Gefühl haben, bald gibt es was zu Essen und über das kochende Wasser mit leerem Magen einschlafen. Slums in Nairobi werden abgeriegelt, die Bewohner eingesperrt. Auch hier geht Hunger um. An COVID-19 erkrankte Menschen gehen nicht in häusliche Quarantäne, sondern werden in Massenunterkünften eingesperrt. Wer Essen will, muss Geld haben um es zu bezahlen. Wer kann, der flieht aus solchen Quarantäne-Gefängnissen. Die offiziellen Zahlen aus Kenia: 649 Infizierte mit 30 Todesopfer. Natürlich ist von einer vielfach höheren Dunkelziffer als bei uns auszugehen, aber dennoch muss man sich die Frage stellen, ob es in der Schlussbilanz nicht mehr Todesopfer durch den Lockdown geben wird, als durch COVID-19. Durch Hunger sind vor allem die Jüngsten bedroht, jene Menschen, die die Zukunft eines jeden Landes darstellen und die seltener schwere Verläufe von COVID 19 durchmachen.
Die Spanische Grippe hatte 1918 in Kenia ca. 150.000 Menschen (4-6% der Gesamtbevölkerung) das Leben gekostet. Influenzaviren, die bei uns im Sommer normalerweise an Infektiosität verlieren, können sich also auch in warmen Klimazonen ausbreiten. In Bezug auf das Corona-Virus könnte es bedeuten, dass sich auch das Coronavirus im Sommer in den gemäßigten Zonen langsamer ausbreiten wird, obwohl es auch in äquatorialen Ländern vorkommt.
Generell sollte man sich fragen, ob überall die gleichen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus sinnvoll sind. Auf unterschiedliche Saaten und Kulturen kann man nicht einheitliche Maßnahmen anwenden, sondern sie müssen den Lebensbedingungen der Menschen angepasst sein. Oft machen wir den Fehler, unsere Wertvorstellungen und Lebensweisen auf ferne Länder zu projizieren. Dazu gehört auch die Einstellung zum Tod. Und eins ist gewiss: Corona-Impfungen wird es für diese Menschen auf Jahre nicht geben, denn zuerst wird sich die westliche Welt bedienen. So haben meiner Meinung nach Länder der 3. Welt gar keine andere Möglichkeit als auf Herden-Immunität zu setzen.