Erdbeben M 4,2 unter Campi Flegrei am 27.09.23

Bislang stärkstes Erdbeben der Hebungsphase erschüttert Campi Flegrei in Süditalien

Datum 27.09.23 | Zeit: 01:35:35 UTC | Lokation: 40.8170; 14.1560 | Tiefe: 2,9 km | Md 4,2

Heute Nacht manifestierte sich unter der Campi Flegrei das wohl stärkste Erdbeben der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann und seit 2011 an Fahrt aufnimmt. Es hatte eine Magnitude von 4,2 und einen Erdbebenherd in 2,9 km Tiefe. Das Epizentrum lag an der Küste im Bereich der Via Napoli zwischen den Orten Pozzuoli und Bagnoli. Die Solfatara liegt ca. 1300 m nordwestlich des Epizentrums. Die Werte stammen vom INGV und könnten noch korrigiert werden. Der Erdstoß ereignete sich um 01:35:35 UTC (03:35:35 Uhr Lokalzeit) und dürfte so einige Anwohner aus dem Schlaf gerissen haben. Über Schäden liegen noch keine Meldungen vor, wenngleich sich trotz der moderaten Magnitude an einigen Häusern Risse gebildet haben könnten, da das Hypozentrum des Bebens flach lag.

Das Beben war Teil eines größeren Schwarmbebens, das seit einigen Tagen anhält. Die Intensität der Schwärme nimmt zu und auch die Stärke einzelner Beben mit Magnituden ab 3, die sich meistens in Tiefen von knapp 3 km ereignen. Sie liegen damit im Grenzbereich zwischen der massiven Gesteinsbarriere, die den Magmenkörper abschirmt und lockeren Gesteinen in denen sich das Hydrothermalsystem des Calderavulkans ansiedelte.

Wie das INGV gestern in seinem Bulletin mitteilte, gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Bodenhebung in den letzten Tagen beschleunigte. Bis die Daten ausgewertet sind, gilt die bisherige Hebungsrate von 15 mm pro Monat. So sind seit 2011 gut 109 cm Bodenhebung zusammengekommen.

Droht ein Vulkanausbruch in der Campi Flegrei?

Diese Frage kann man bis jetzt nicht eindeutig beantworten. Kurzfristig betrachtet droht erst einmal kein magmatischer Vulkanausbruch. Dampferuptionen sind möglich, aber wurden in historischen Zeiten selten bis gar nicht dokumentiert. Ich formuliere das so schwammig, weil man sich nicht sicher ist, ob Berichte aus historischen Zeiten stimmen. Im 12. Jahrhundert könnte es zu einem phreatischen Ausbruch gekommen sein. Mittelfristig könnte sich eine Eruption anbahnen. Langfristig betrachtet wird es sehr wahrscheinlich in der Campi Flegrei wieder zu einer Eruption kommen, wobei sich das Langfristig tatsächlich auf geologische Zeiträume bezieht. Es könnten Jahre, aber auch Jahrhunderte vergehen. Trotzdem würde ich mir in der Gegend kein Haus bauen, was ich vererben will, auch wenn es bis jetzt keine größeren Mengen Magma in Tiefen von weniger als 4-5 km gibt. Einige Autoren vermuten dort allerdings eine kleine Magmen-Ansammlung. Die Obergrenze eines größeren Magmenkörpers wird in 7 bis 9 km Tiefe postuliert. Von dort steigen Erdwärme und Fluide auf, die das flach liegende Hydrothermalsystem befeuern. Sollte Magma in flache Gesteinsschichten aufsteigen, von wo aus es eruptieren kann, würde man erst eine Serie von Erdbeben vermuten, die in Tiefen von 7 bis 9 km beginnen und sich dann langsam nach oben verlagern, also dem Weg der aufsteigenden Schmelze markieren. Doch wenn es soweit ist, könnte sich ein Vulkanausbruch innerhalb von Tagen entwickeln.

Campi Flegrei: Was geschah am Monte Nuovo?

Die Geschehnisse in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei rücken in letzter Zeit immer mehr in den Fokus des medialen Interesses und damit werden auch zunehmend Menschen verunsichert. Viele fragen sich, ob ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht und ob er wohlmöglich in einer Supervulkan-Eruption gipfeln wird, dessen Folgen sich bis nach Deutschland auswirken können. Tatsächlich ist die Campi Flegrei eine bemerkenswerte Caldera, die vor ca. 39.000 Jahren so einen starken Ausbruch erzeugte und seit 2011 wieder von zahlreichen Erdbeben und Bodenhebungen heimgesucht wird. Ob das Anzeichen eines sich zusammenbrauenden Vulkanausbruchs sind, oder ob es sich um Symptome des -immer noch nicht ganz verstandenen- Phänomens Bradyseismos handelt, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Aber selbst wenn die beobachteten Phänomene mit einem Aufheizen des Vulkans in Zusammenhang stehen, muss es trotz starker Bodenhebung nicht zwangsläufig zu einer Supervulkaneruption kommen. In den letzten Jahrtausenden gab es immer wieder normalgroße Vulkanausbrüche, bei denen in der Caldera neue Schlackenkegel entstanden. Zuletzt geschah das im Jahr 1538, als bei dem jüngsten Vulkanausbruch in der Campi Flegrei der Monte Nuovo geboren wurde. Eine Geburt, die unter starken Wehen stattfand, die weit stärker waren, als das, was derzeit in der Campi Flegrei geschieht.

Vorzeichen der Eruption

Die Auswertung historischer Dokumente schufen ein recht genaues Bild der Geschehnisse in den Jahren vor dem Ausbruch. Man muss bedenken, dass es damals noch keinerlei Messinstrumente gab, um die Erdbeben zu detektieren oder die Bodenhebungen qualitativ zu erfassen. So stützen sich die Beschreibungen auf das, was der Mensch mit seinen Sinnen wahrnehmen konnte. Bereits im Jahr 1470, also 70 Jahre vor dem Ausbruch, kam es zu einer Erdbebenkrise, die einige Jahre andauerte und zu Schäden an Gebäuden führte. In der Solfatara steigt der Gasausstoß und es kam zu einem Pflanzensterben. Der Boden begann sich zu heben, und zwar so stark, dass man 1503 und 1511 zwei Edikte erlassen musste, die das neu entstandene Land zu Staatseigentum erklärten. Zwei Jahre vor der Eruption nahmen die Erdbeben weiter zu. Die Solfatara wurde immer aktiver und steigerte ihre Gasemissionen weiter.

Zehn Tage vor der Eruption waren im Großraum Neapel zwischen 5 und 10 Erdstöße pro Tag spürbar. Zwischen dem Averno-See und dem Monte Barbaro hob sich der Boden so stark, dass eine Landbrücke entstand. Die Küstenlinie zog sich weit zurück, und zwar so schnell, dass Fische auf dem neuen Küstenboden liegen blieben und verendeten. Wenige Stunden vor der Eruption senkte sich der Boden im Bereich der künftigen Eruptionsstelle um bis zu 4 Metern ab und neue Quellen entstanden. Kurz vor der Eruption bildete sich in der Senke eine große Kuppel und der Boden riss auf.

Der Monte Nuovo Ausbruch

Der Ausbruch begann am 29. September 1538 gegen 19.30 Uhr Ortszeit. Während eines starken Erdbebens öffnete sich am Meeresboden ein großer Schlot und Lavafontänen schossen in die Höhe. Es bildete sich eine hoch aufsteigende Aschewolke, in der es Blitzte. Innerhalb weniger Stunden wurde so viel Material gefördert, dass sich ein großer Schlackenkegel bildete. Bimssteine und andere Tephra regneten in 8 km Entfernung nieder. In Neapel kam es zu starkem Ascheniederschlag. Am 6. Oktober hatten die Eruptionen nachgelassen und eine Schar Neugieriger näherte sich dem Krater. Es kam, wie es kommen musste: eine überraschende Explosion erfolgte und 24 Menschen starben im Hagel großer Tephrabrocken. Anwohner kamen nicht zu Schaden, allerdings war die Region damals weitaus weniger dicht besiedelt als heute.

Vergleich mit der heutigen Situation in der Campi Flegrei

Die meisten Vulkanologen meinen, dass sich im Falle einer neuen Eruption in der Campi Flegrei so ein Ausbruch ereignen wird, wie es 1538 am Monte Nuovo der Fall war. Die Vorzeichen der Eruption zeigten sich viele Jahre zuvor, wobei es schwer zu differenzieren ist, ob die frühen Ereignisse nicht dem Bradyseismos geschuldet waren und ob sich der Ausbruch in eine dieser Phasen hineinentwickelte. Aktuell sehen wir eine Zunahme der spürbaren Erdbeben. Trotzdem könnten wir uns noch Jahre von einem möglichen Ausbruch entfernt befinden. Aber da sich Vulkane nicht unbedingt immer gleich verhalten, könnte ein neuer Ausbruch auch viel früher einsetzen oder halt ganz ausbleiben. (Quelle der Eruptionsbeschreibung INGV)

Vulkane Italiens am 26.09.23

Campi Flegrei mit Erdbeben Mb 3,2

Datum 26.09.23 | Zeit: 07:10:29 UTC | Lokation: 40.8042 ; 14.1067 | Tiefe: 3 km | Mb 3,2

Die Erdbebentätigkeit unter der süditalienischen Caldera bleibt hoch und scheint sich in den letzten Tagen weiter gesteigert zu haben. Vielleicht ist die Caldera ein wenig verschnupft und reagiert so auf die anhaltenden Medienberichte, dass sich bald eine Eruption ereignen könnte. Die Magnituden der meisten Beben liegen im Bereich der Mikroseismizität. Von den Herdtiefen her sind die Beben im Hydrothermalsystem angesiedelt. Das stärkste Einzelbeben heute brachte es auf M 2,1 in 1,8 km Tiefe. Das Epizentrum lag in der Solfatara. Viele der Beben konzentrieren sich auf diesen jungen Krater in der Caldera, sie streuen aber auch zunehmend über ein größeres Areal, dass immer weiter unter Spannungen gerät, je größer die Bodenhebung wird.

Noch während ich die Zeilen oben schrieb, manifestierte sich ein Erdbeben m 3,2, das eine Herdtiefe von 3 km hatte. Das Epizentrum lag im Golf von Pozzuoli. Der Erdstoß konnte in der Gegen wahrgenommen werden und reiht sich ein in die weiter wachsende Liste beunruhigender Erdstöße. Beunruhigen deswegen, weil diese Erdbeben nicht nur im Hydrothermalsystem angesiedelt sind, sondern wahrscheinlich mit Rissbildung im Deckgestein des Magmenkörpers einhergehen.

Im wöchentlichen Bulletin des INGV heißt es, dass es in der letzten Woche insgesamt 191 Erdbeben gegeben hat. Sie verteilten sich auf 2 Erdbebenschwärme. Die maximale Bodenverformung betrug weiterhin 15 mm im Monat. Es gibt Hinweise, die auf eine Beschleunigung der Bodenhebung hindeuten, doch es dauert ca. 14 Tage bis man die neuen Werte bestätigen kann. Der an der RITE GNSS-Station aufgezeichnete Auftrieb beträgt ca. 25 cm ab Januar 2022. Es gab keine signifikanten Schwankungen der geochemischen Messwerte. An der Hauptfumarole von Pisciarelli wurde eine Temperatur-Durchschnittswert von ~95°C gemessen. Der Temperatursensor wurde in einer Dampffahne in 5 Metern Entfernung vom Mund der Fumarole installiert.


Weitere Meldungen von den italienischen Vulkanen

Ätna mit erhöhter Seismizität

Am Ätna auf Sizilien hat die Seismizität in den letzten Tagen leicht zugenommen. Erdbebenschwärme blieben zwar aus, dafür enthüllt ein Blick auf die Erdbebenkarte beim INGV, dass es mehrere Einzelbeben an unterschiedlichen Lokationen gegeben hat. Im Monatsverlauf gab es bislang 106 Erschütterungen, mehrere hatten Magnituden im 2er-Bereich. Der Tremor ist moderat und MIROVA detektiert sporadisch eine schwache Wärmestrahlung. Auf den Satellitenfotos sind im Infrarotbereich schwache thermische Anomalien zu sehen. Zwei markieren Schlote in der Bocca Nuova, eine strammt von einem Schlot im Neuen Südostkrater. In den letzten Tagen wurden nur noch wenige Dampfringe gesichtet. Der Vulkan heizt langsam weiter auf.

Stromboli mit größerer Explosion

Gestern berichtete ich von einer größeren Menge glühender Tephra, die man auf der Thermalcam des INGV beobachten konnte. Die Vulkanologen bestätigten, dass sich eine Eruption ereignet hatte, die größer als gewöhnlich war. Die Eruption ereignete sich um 08:28:40 UTC. Ein Teil der Tephra landete auf der Sciara del Fuoco und hinterließ dort auch eine Thermalsignatur. Einen lavaüberlauf hatte es wohl nicht gegeben. Weitere Details wurden nicht mitgeteilt.

Auf der normalen LiveCam konnte man gestern ein beeindruckendes Feuerwerk beobachten. Der Vulkan zeigte sich recht munter.

Vulcano mit Erdbeben

Lange Zeit sah es so aus, als würde sich Vulcano wieder schlafen legen, doch in diesem Monat zog die Seismizität wieder etwas an. Es ereigneten sich 14 schwache Erschütterungen. Die höchste Magnitude belief sich auf 1,5 und somit gerade oberhalb des Bereichs der Mikroseismizität. Die Beben kündigen jetzt nicht gleich einen Vulkanausbruch an, zeigen aber, dass sich noch magmatische Fluide im Untergrund bewegen.

Schwarmbeben Campi Flegrei am 23.09.23

Erdbeben M 3,0 erschüttert Solfatara in der Campi Flegrei

Datum 22.09.23 | Zeit: 09:02:00 UTC | Lokation: 40.829 ; 14.1422 | Tiefe: 1,4 km | Mb 3,0

Gestern morgen manifestierte sich unter der Süditalienischen Campi Flegrei ein Schwarmbeben der Magnitude 3,0. Das Hypozentrum lag in der geringen Tiefe von nur 1,4 km. Das Hypozentrum befand sich auf dem Nordostrand des Solfatara-Kraters und lag in der Nähe der Pisciarelli-Furmarole. Das Erdbeben konnte im Gebiet von Pozzuoli gespürt werden und sorgte für weitere Beunruhigung. Heute Nacht gab es ein weiteres Erdbeben der Magnitude 2,1. Dieses Beben manifestierte sich unter der Altstadt von Pozzuoli und hatte eine Herdtiefe von 2,2 km. Beide Erschütterungen lagen noch oberhalb der Gesteinsschicht, die als Barriere zwischen dem Magmenkörper und dem Hydrothermalsystem angesehen wird. Die Beben waren Teil eines größeren Schwarms, der aus mehr als 70 schwachen Erschütterungen bestand, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten.

Im letzten Wochenbericht des INGV wurden keine größeren Abweichungen der geophysikalischen Parameter festgestellt, wobei natürlich gilt, dass sich jenseits der Normalität liegen. Die Bodenhebung bleibt bei 15 mm im Monat. Seit 2011 kamen so 108,5 cm zusammen. Seit Januar 2022 hob sich der Boden im Bereich der Messstation RITE um 22,5 cm. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Furmaole lag im durchschnitt bei 95 Grad, gemessen in 5 m Abstand zum Gasaustritt. Natürlich wäre es interessant zu wissen, wie heiß das Gas an der Austrittsmündung ist, um den Wert mit Messungen anderer Vulkane zu vergleichen. Erinnert mich daran, ein Thermometer mitzunehmen, wenn ich mal dorthin fahren sollte.

In den Medien berichtet man zunehmend über die Campi Flegrei. So wurde in einem Zeitungsartikel, der ursprünglich letzte Woche in italienischen Medien erschien und jetzt auch in Deutschland aufgegriffen wurde, dass INGV-Wissenschaftler Giuseppe Mastrolorenzo mehr Geld für den Katastrophenschutz der Region fordert. Er rechnet mit einer Eruption, die mindestens 10 Mal so stark werden könnte, wie die Vesuv-Eruption im Jahre 79 n. Chr. die Pompeji vernichtete. Er meint, dass radiale Fluchtwege angelegt werden müssten, damit die Anwohner der Caldera auch noch flüchten könnte, wenn der Vulkanausbruch bereits begonnen hätte. Na dann… .

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 21.09.23

Neues Schwarmbeben unter Campi Flegrei in Süditalien

In den letzten Tagen bewegte sich die Seismizität unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei auf durchschnittlichem Niveau, wobei man bedenken muss, dass an anderen Vulkanen dieses Durchschnittsniveau bereits Grund zur Sorge liefern würde. Seit vorgestern steigerte sich die Erdbebentätigkeit und kumulierte sich gestern in einem weiteren Schwarmbeben. Das INGV registrierte mehr als 90 schwache Erschütterungen. Die Magnituden lagen überwiegend im Bereich der Mikroseismizität und die Hypozentren lagen oberflächennah. Die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem des Vulkans ab und es gab kein Erdbeben, das mit Sprödbruch des Gesteinsdeckels im Zusammenhang stand. Dennoch wird nicht nur die Bevölkerung im Einzugsbereich der Caldera zunehmend nervös, sondern auch die Menschen im übrigen Europa.

Diese Nervosität wurde von einer Reihe von Artikeln angefeuert, in denen Wissenschaftler zitiert wurden, die eine wachsende Ausbruchsgefahr des Vulkans sehen. Dabei stützen sich die Wissenschaftler auf eine Studie aus dem Frühsommer, in der man eine Zunahme stärkerer Erdbeben im Bereich des Deckgesteins sah, das die Magmakammer gegen die Oberfläche abschirmt. Nun steigerte sich das dazu, dass das Deckgestein kurz vor dem Versagen steht, wofür aber meines Wissens nach wissenschaftliche Beweise fehlen. In den Artikeln wird teilweise auch der letzte Ausbruch des Monte Nuovo im Jahr 1538 als großer Vulkanausbruch bezeichnet. Dabei handelte es sich aber um einen normalen Ausbruch, dessen Auswirkungen sich auf das Umfeld der Caldera beschränkten und weder das Klima veränderte, noch Asche nach Mitteleuropa transportierte. Dieser große Ausbruch ereignete sich vor ca. 39.000 Jahren und es ist bis jetzt absolut unklar, ob sich auf absehbarer Zeit solch ein „Supervulkanausbruch“ zusammenbrauten wird.

Was aktuell in der Campi Flegrei passiert, muss man noch als Bradyseismos bezeichnen. Ein Phänomen, das bereits schon zu Zeiten der Römer dokumentiert wurde. Sehr wahrscheinlich steht dieses Phänomen mit Magmen-Akkumulation in der Tiefe im Zusammenhang. Das Magma heizt das Hydrothermalsystem auf und dieses ist für den größten Teil der Bodenhebungen und für die meisten der Erdbeben verantwortlich. Es lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass die aktuelle Hebungsphase in einem Vulkanausbruch gipfeln wird. Am wahrscheinlichsten ist dann eine Eruption wie jene 1538 am Monte Nuovo. Für die Bewohner der Caldera sicherlich eine Katastrophe, die uns in Mitteleuropa bestenfalls tangieren, aber nicht umbringen wird. Selbst ein „Supervulkanausbruch“ bedeutet nicht zwangsläufig das Ende der Menschheit, auch wenn er sich in auf ein großes Gebiet auswirken könnte und das Klima beeinflussen würde. Mit Einschränkungen hätten wir zwar zu kämpfen aber Todesängste braucht man deshalb nicht durchleben.

Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – News vom 08.09.23

Erdbeben Mb 3,8 nahe Solfatara löst Schwarmbeben aus

Datum 07.09.23 | Zeit: 17:45:28 UTC | 40.83 ; 14.147 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,8

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei, die bei uns besser unter dem Namen Phlegräische Felder bekannt ist, wurde von einem Erdbeben der Magnitude 3,8 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 2,5 km Tiefe. Das Beben lag nahe dem nordöstlichen Kraterrand der Solfatara, nahe beim Thermalgebiet von Piscarelli, und löste einen Erdbebenschwarm mit 30 Nachbeben aus. Diese hatten überwiegend geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Das Hauptbeben war in Pozzuoli und Teilen von Neapel zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus 16 km Entfernung zum Epizentrum vor. Menschen, die näher wohnten, empfanden den Erdstoß als stark und zeigten sich erschrocken. Berichte über Schäden gibt es aber nicht.

Auffällig ist, dass in den letzten Monaten die Häufigkeit moderater Erdbeben mit Magnituden ab 3 zugenommen hat. Die Hypozentren dieser Beben liegen im Grenzbereich zwischen der stabilen Gesteinsschicht, die den Magmenkörper zur Oberfläche hin deckelt, und den darüber liegenden poröseren Sedimentschichten, in denen die Fluide des Hydrothermalsystems zirkulieren.

Im Bericht der letzten Woche fassten die Vulkanologen des INGV Neapels die Messergebnisse zu den geophysikalischen Parametern zusammen und stellten keine ungewöhnlichen Veränderungen fest. Es wurden 28 Erdbeben detektiert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,0. Die Rate der Bodenhebung lag weiterhin bei ca. 15 mm im Monat, wobei man in der Messreihe schon einige Werte sieht, die auf eine Erhöhung der Hebungsrate hindeuten, doch bevor man das genau sagen kann, sind Messungen über mehrere Wochen nötig. Seit 2011 beträgt die Bodenhebung an der Messstation RITE 107,5 cm. Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli lag weiterhin bei 95 Grad. Zwar lässt sich kein unmittelbar bevorstehender magmatischer Vulkanausbruch prognostizieren, aber es besteht ein Risiko, dass es zu phreatischen Explosionen im Gebiet der Solfatara/ Pisciarelli kommen könnte. Daher bleibt der Zugang zum Krater gesperrt. Das Thermalgebiet von Pisciarelli liegt aber am Rand eines Gewerbegebietes und eines weiterhin zugänglichen Sportplatzes. Im Falle einer Dampfexplosion könnten Gesteinstrümmer bis dorthin fliegen.

Starke Erdbebentätigkeit Campi Flegrei am 21.08.23

Weiteres Schwarmbeben unter süditalienischem Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 21.08.23 | Zeit: 02:48:59 UTC | 40.838 ; 14.120 | Tiefe: 2,3 km | Md 2,5

Der Boden unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei, die bei uns als Phlegräische Felder bekannt ist, kommt nicht zur Ruhe: Heute intensivierte sich die Erdbebentätigkeit erneut und bislang wurden mehr als 50 schwache Erdstöße registriert. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 2,5 und lag in einer Tiefe von 2,3 km. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara ausgemacht. Ich vermute stark, dass die Intensivierung der Seismizität in den letzten Tagen mit einer Zunahme der Inflation einhergeht. Es würde mich nicht wundern, wenn wir in den nächsten Tagen entsprechende Meldungen vom INGV bekommen würden, dass sich die Bodenhebung verstärkt hat. Bislang lag sie bei 15 mm im Monat. Ein Wert von 18 bis 20 mm halte ich für realistisch. Aber wohlgemerkt, das ist Spekulation meinerseits und nicht wissenschaftlich belegter Fakt!

Während das Beben Md 2,5 wieder von den Anwohnern der Gegend gespürt werden konnte, waren die anderen Beben zu schwach dazu. Die meisten Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und lagen flacher als 2 km. Somit spielte sich die seismische Aktivität im Bereich des Hydrothermalsystems ab. Auffallend ist, dass es zunehmend eine größere Anzahl Mikrobeben gibt, die über einen größeren Bereich streuen und bis in den benachbarten Golf von Neapel reichen. Ein Muster, das auf erhöhte Inflation hindeutet.

Klar ist aber auch, dass es einen Grund für die gesteigerte Aktivität geben muss. Dieser liegt wahrscheinlich im Aufstieg magmatischer Fluide (Tiefenwässer, Gas) begründet, die von einem Magmenkörper aufsteigen. Wissenschaftlich belegt ist ein Magmenkörper in 8.9 km Tiefe, wobei es einige Indizien gibt, dass sich ein kleiner Magmenkörper in 4-5 km Tiefe befindet. Sofern er vorhanden ist, stößt er direkt an die sperrende Gesteinsschicht und könnte erhöhten Druck auf diese ausüben. Stellt sich die Frage, wie lange die Gesteinsschicht noch standhalten kann. Unklar ist es, wie groß eine mögliche Eruption werden wird. Eine phreatische Eruption in den nächsten Wochen würde mich nicht verwundern, auch wenn sich eine solche nicht vorhersagen lässt.

Campi Flegrei Schwarmbeben-Update am 19.08.23

Seismizität unter der Campi Flegrei normalisierte sich

Einem Tag nach dem starken Schwarmbeben aus 120 Erschütterungen, die sich unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei manifestierten, hat sich die seismische Aktivität wieder normalisiert. Ein erwähnenswertes Erdbeben gab es heute Nacht noch: Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde mitten im Golf von Pozzuoli ausgemacht. Die meisten Beben des Schwarms manifestierten sich allerdings in und um die Solfatara herum. Der Schwarm beunruhigte die Bewohner der Caldera, wurden doch die meisten Erschütterungen der 6 Erdbeben mit Magnituden ab 2 gestern gespürt. Das lag u.a. an den geringen Tiefen der Hypozentren. Die sozialen Medien sind voll von Berichten über das Ereignis und so mussten sich natürlich auch die Wissenschaftler des INGV zu den Vorgängen äußern. Es wurde sogar ein Statement des Direktors des Observatoriums Neapel veröffentlicht. Dort heißt es, dass der Vulkan engmaschig überwacht wird und es im Vergleich zur letzten Woche aktuell keine signifikanten Veränderungen der geophysikalischen Parameter gibt, mal von den Erdbeben abgesehen. Die Bodenhebung betrug zuletzt 15 mm im Monat.

Auf einer Wissenschaftswebsite bei FB wurde ein Artikel veröffentlicht, der offensichtlich beruhigen soll. In dem Artikel heißt es in der Google-Übersetzung wörtlich: „Diese Migration führt zu einem Druckaufbau im hydrothermischen System des Vulkans und in der Folge zu einer Anhebung des Bodens (und damit auch zu Erdbeben). Was sagt uns das alles? Dass im oberflächlichen System des Vulkans derzeit kein Magma vorhanden ist. Wenn kein Magma vorhanden ist, kann es daher auch nicht zu einer magmatischen Eruption kommen.“ Der Kern der Aussage, dass die oberflächennahe Seismizität und Bodenhebung der Aktivität im Hydrothermalsystem geschuldet ist, ist zwar richtig, aber die Forschung zeigt, dass es unterhalb von 5 km Tiefe einen teilweise kristallisierten Magmenkörper gibt. Darunter sitzt ein weiterer Magmenkörper, der einen Schmelzanteil besitzt, der wahrscheinlich ausreicht, um zu eruptieren. Eine sehr stabile Gesteinsschicht hindert das Magma an einem weiteren Aufstieg. Eine Studie besagt, dass es bereits vulkanotektonische Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch durch Magmenaufstieg hindeuten.

Kurzfristig rechne ich zwar auch nicht mit einer Eruption, aber was mittelfristig passiert, ist noch völlig offen. Langfristig betrachtet ist eine Eruption in der Campi Flegrei sogar höchst wahrscheinlich, wobei langfristig in geologischen Zeiträumen gerechnet ist. Unklar ist, welche Größenordnung die Eruption haben wird. Unter langfristigen Aspekten des Katastrophenschutzes ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich über eine dauerhafte Umsiedlung der Bewohner des Calderavulkans Gedanken zu machen. Selbst bei einem moderaten Vulkanausbruch würden Tausende in der unmittelbaren Gefahrenzone der Eruption leben und möglicherweise ihr Hab und Gut verlieren.

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 18.08.23

Starkes Schwarmbeben erschüttert italienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 18.08.23 | Zeit: 04:18:05 UTC | 40.8320, 14.1420 | Tiefe: 2,0 km | Mb 3,3

Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei steigerte sich die Erdbebentätigkeit weiter, sodass ich heute über einen der stärksten Erdbebenschwärme seit Beginn der aktuellen Hebungsphase im Jahr 2005 berichten kann. Allein heute haben sich bereits 117 Erdbeben ereignet. Viele der Beben ereigneten sich im Bereich der Solfatara. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen von weniger als 2 km, wobei einige Erschütterungen bis in 4 km Tiefe reichen. Sechs Erschütterungen hatten Magnituden von mindestens 2,0. Der stärkste Erdstoß erreichte Magnitude 3,3 und konnte im Großraum Pozzuoli/Neapel wahrgenommen werden. Es gibt ein Video einer Überwachungskamera, das einen Balkon zeigt, auf dem das Mobiliar samt Geschirr wackelte. Entsprechend besorgt reagieren die Bewohner der Region, die sich natürlich fragen, ob sich im Untergrund ein Vulkanausbruch zusammenbrauen könnte. Tatsächlich gab es mehrere Beben mit niedrigen Frequenzen, die auf Fluidbewegungen im Untergrund hindeuten. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich, da die Erdbeben im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem der Caldera stehen. Dieses wird von Energie angetrieben, die dem System von einem Magmenkörper in mehr als 5 km Tiefe zugeführt wird. Bislang wurde die Deckschicht aus massiven Gesteinen nicht durchbrochen, doch Studien jüngeren Datums zeigten, dass es Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch hindeuten.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass es besonders im Bereich der Solfatara zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Ein Grund für die Sperrung des Areals, die seit 2017 andauert. Damals kamen mehrere Mitglieder einer Familie ums Leben, nachdem der Sohn im Boden eingebrochen war, der von einer Fumarole aufgeweicht worden war. Vater und Mutter starben beim Rettungsversuch des Jungen. Nur die Tochter überlebte die Tragödie.

Während sich phreatische Eruptionen ohne weitere Vorwarnungen ereignen könnten, würden vor einem magmatischen Vulkanausbruch weitere massiven Schwarmbeben und eine signifikante Zunahme der Bodenhebung infolge von Inflation erwartet. Tatsächlich beobachten wir in den letzten Tagen eine Zunahme dieser Anzeichen, wobei wir meiner Meinung nach noch ein gutes Stück von der Intensität entfernt sind, die diese Vorzeichen vor einem unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch annehmen müssten.