Campi Flegrei: Nur wenige Anwohner wollen Kontrollen der Häuser

Wenige Anwohner der Campi Flegrei fragen Schadenskontrollen an – Angst vor Wohnungslosigkeit

Nach dem starken Schwarmbeben der vergangenen Woche ist es in den letzten Tagen aus seismischer Sicht etwas ruhiger in den Campi Flegrei, obgleich es weiterhin täglich mehrere Erdbeben gibt. Ihre Anzahl liegt in dem Bereich dessen, der typisch für den Normalzustand der Hebungsphase ist. Die Bodenhebung geht indes weiter und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich die Krise abschwächt.



Schäden am Haus

Grund für dieses Update ist jedoch ein Bericht italienischer Medien, nach dem der Zivilschutz nur wenige Anfragen an die Techniker des Katastrophenschutzes erhält, um Schwachstellenanalysen für private Wohngebäude durchzuführen. Der Bericht lässt zudem vermuten, dass auch nicht alle Gebäudeschäden den Behörden gemeldet werden. Bei jedem Schwarmbeben veröffentlicht die Kommune Pozzuoli entsprechende Kontaktdaten, unter denen Schäden gemeldet und Inspektionen beantragt werden können.

Die Gründe für die geringe Nachfrage nach Inspektionen liegen in der Sorge der Bürger, dass ihre Häuser und Wohnungen als nicht sicher deklariert werden und diese dann geräumt werden müssen. Außerdem meinten mehrere Hausbesitzer im Interview, dass sie Angst vor hohen Sanierungskosten hätten. Im Falle von Sicherungs- und Renovierungsarbeiten gibt es zwar staatliche Förderungen und Zuschüsse, doch bis Gelder fließen, vergehen Monate und Jahre, wenn versprochene Leistungen überhaupt gezahlt werden. Hausbesitzer und Wohnungseigentümer müssen in Vorkasse treten. In den meisten Fällen fehlt das Geld hierfür.

Wer seine Wohnung räumen muss und nicht bei Verwandten oder Freunden in der Nähe unterkommt, muss meistens in ein Hotel ziehen oder das Gebiet komplett verlassen, was für ortsgebundene Berufstätige kaum machbar ist. Es soll zwar auch hier staatliche Zuschüsse geben, doch diese decken nicht die vollen Kosten für einen dauerhaften Umzug oder für das Hotel.

Aus diesen Gründen bleiben viele Gebäudeschäden unentdeckt oder werden sogar verheimlicht. Das bedingt natürlich, dass der tatsächliche Zustand vieler Gebäude in Pozzuoli falsch eingeschätzt wird. Viele Menschen leben in unsicheren Gebäuden, die im Falle stärkerer Erdbeben einsturzgefährdet sein könnten.

Zuverlässige, wissenschaftliche Prognosen über den weiteren Verlauf der Krise in den Campi Flegrei können nicht getroffen werden. Die Szenarien reichen von einem Abklingen der Aktivität bis hin zu einer Verstärkung der Seismizität, und sogar ein Vulkanausbruch lässt sich letztendlich nicht ausschließen. Auch der Zeitrahmen, in dem das alles geschehen kann, ist völlig offen.

Generell muss man sich die Frage stellen, ob es überhaupt sinnvoll ist, vor dem Ende der Krise Gebäude aufwendig zu sanieren oder sogar Neubauten zuzulassen. Auf lange Sicht erscheint es mir ratsam, die Besiedlung der Caldera aufzugeben.

Campi Flegrei: Studie identifiziert 54000 Erdbeben mithilfe von KI

Neue Studie identifiziert 54.000 Erdbeben in den Campi Flegrei mithilfe von KI – Beben meistens tektonischen Ursprungs

Die seit 20 Jahren anhaltende und sich seit 2017 permanent steigernde Erdbebentätigkeit im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei inspiriert zahlreiche Forscher zu Studien. So wurde jetzt im Magazin „Science“ die Studie eines internationalen Forscherteams veröffentlicht, das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz in den seismischen Aufzeichnungen der letzten 3 Jahre 54.000 Erdbeben identifizieren konnte. Weit mehr als bisher bekannt waren. Die meisten Erdbeben sollen tektonischer Natur gewesen sein und nicht direkt mit dem Aufstieg von Magma zusammenhängen. Unterhalb von 4 Kilometern Tiefe wurde keine Erdbeben festgestellt.

Eine Ausnahme bilden laut der Studie, die von Forschern der Stanford University sowie der Universität Neapel Federico II und dem INGV durchgeführt wurde, hybride Erdbeben, die sich im Bereich des Mont Obliano manifestierten. Diese Erschütterungen würden direkt mit Fluidbewegungen zusammenhängen.

Ringförmig angeordnete Erdbeben

Mit Hilfe von KI-gestützten Verfahren wurde anhand der Erdbebenmuster ein ringförmiges Störungssystem um die Bodenhebungszone im Dach der Caldera identifiziert. An diesem Störungssystem ereignen sich laut der Forschergruppe die meisten tektonisch bedingten Erschütterungen. Solche ringförmigen Störungssysteme kennen wir auch von den Dachbereichen bzw. Füllungen anderer Calderen, u.a. vom Bardarbunga in Island.

Die Beben werden nach Meinung der Forscher also nicht direkt von aufsteigendem Magma verursacht. Hinweise auf eine Magmenmigration in Tiefen von weniger als 4 km wurden nicht gefunden.
Obwohl einige Forscher, Bürokraten und auch besorgte Bürger der Region diese Nachricht so interpretieren, als würde nun die Gefahr eines Vulkanausbruchs gebannt sein, gebe ich zu bedenken, dass die allermeisten Erdbeben in Vulkanregionen eben dadurch zustande kommen, dass sich magmatische Fluide entlang von Störungen und Schwächezonen bewegen und Druckerhöhungen diese zu Beben anregen. Was folgt, ist ein Erdbebensignal, das alle Merkmale eines tektonischen Erdbebens aufweist, letztendlich aber dennoch durch Druckanstieg im magmatischen Speicher- und Fördersystem des Vulkans ausgelöst wurde. Zudem hat bis jetzt auch keine andere Studie Magma in weniger als 4 km Tiefe nachweisen können. Tatsächlich würde Magma in so geringer Tiefe kurz vor der Eruption stehen.

Rein vulkanotektonische Erdbeben, bei denen aufsteigendes Magma Gestein bricht, manifestieren sich in geringen Tiefen nur dann, wenn das Magma final aufsteigt. Bei offenen Aufstiegswegen kommt es oft erst Stunden oder Minuten vor einer Eruption zu einer seismischen Krise vulkanotektonischen Ursprungs. Die neuen Erkenntnisse der Studie liefern keinen Grund zur Entwarnung, sondern sie sagen lediglich aus, dass ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorsteht. Mehr als 54.000 Erschütterungen innerhalb von 3 Jahren (2 Beben pro Stunde) sowie die Bodenhebung sind alarmierende Anzeichen dafür, dass es im Untergrund einen starken Druckaufbau gibt. (Quelle der Studie: https://www.science.org/doi/10.1126/science.adw9038)

Campi Flegrei: Meldung weiterer Erdbeben und Lageeinschätzung

Pisciarelli in den Campi Flegrei.

Ein weiterer spürbarer Erdstoß erschütterte Calderavulkan Campi Flegrei – Lageeinschätzung des INGV-Direktors

Gestern Nachmittag hielt der Erdbebenschwarm, der bereits Sonntagabend begonnen hatte, weiter an und erzeugte u.a. noch ein weiteres Erdbeben Md 3,3, das von den Bewohnern der Region deutlich gespürt werden konnte. Anders als die vorherigen Beben mit spürbaren Magnituden lag es nicht in unmittelbarer Küstennähe, sondern nordöstlich des Solfatarakraters in unmittelbarer Nähe zum Pisciarelli-Thermalgebiet mit seiner bekannten Fumarole.

Epizentren der Beben. © INGV

Bei dem noch stärkeren Erdbeben Md 4,0, das sich nachts ereignet hatte, kam es zu einem Felssturz an der Küstenstraße Via Napoli, woraufhin ein Haus evakuiert wurde, in dem 6 Familien wohnten. Weitere Häuser wurden auf eventuelle Strukturschäden untersucht.

Wie immer in Zeiten starker Schwarmbebentätigkeit herrscht eine große Aufregung in der Regio, die in den sozialen Medien getragen wird, und auch die Mainstreammedien laufen heiß. So veröffentlichte die Onlinezeitung Fanpage ein Interview mit INGV-Direktor Professor Giuseppe De Natale, der betonte, als Wissenschaftler zu sprechen und nicht als Direktor des Instituts. Er vertritt die Meinung, dass der aktuelle Erdbebenschwarm keine Veränderungen des Status der Campi Flegrei repräsentiert, sondern dass er mit der seit Jahren anhaltenden Druckerhöhung im Hydrothermalsystem der Campi Flegrei zusammenhängt. Erdbeben und Bodenhebung sind Symptome der kontinuierlichen Druckerhöhung. Der Druck des Systems sowie die Bodenhebung und die Stärke der Erdbeben erreichen heute die höchsten Werte seit der letzten Eruption im Jahr 1538. Die Bodenhebung liegt um gut einen halben Meter höher als bei der letzten Bradyseismos-Phase und ein Ende der Aktivität ist nicht in Sicht.

De Natale rechnet mit einer weiteren Zunahme der Erdbebenstärken und hält es für möglich, dass es bald Erdbeben mit M 5,0 geben wird, welche weitere Schäden an der Infrastruktur verursachen werden. Der Geophysik-Professor betont, dass man seit 2017 einen Anstieg der Seismizität prognostiziert hätte, allerdings könne man nach wie vor nicht vorhersagen, wann es zu stärkeren Erdbeben kommen wird.  Zu einem sich möglicherweise zusammenbrauenden Vulkanausbruch äußerte sich De Natale nicht.

Betrachtet man die Eruptionsgeschichte der Campi Flegrei, wird schnell klar, dass die kleineren Post-Caldera-Eruptionen zwar keinem bestimmten Muster folgen, dass es aber immer wieder zu Clusterereignissen kam. In Phasen mit erhöhter vulkanischer Aktivität, die mehrere Jahrhunderte und sogar Jahrtausende andauerten, kam es vergleichsweise häufig zu Eruptionen. Dennoch konnte zwischen diesen Eruptionen auch mal mehrere Jahrhunderte vergehen. Die letzten 3000 Jahre waren hingegen vergleichsweise ruhig, mit nur 2 dokumentierten Ausbrüchen: der phreatischen Eruption in der Solfatara von 1198 und der Entstehung des Monte Nuovo im Jahr 1538. Die langen Zeitabstände zwischen den früheren Eruptionen verdeutlichen meiner Meinung nach, dass der sogenannte Bradyseismos letztendlich nichts anderes ist als das Aufheizen des Vulkans und die Phasen können letztendlich in einer Eruption gipfeln. Früher oder später kommt es zum Desaster.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,0 südlich der Solfatara

Die Via Giacomo Matteotti läuft direkt auf den Monte Olibano im Hintergrund zu. Der Rand der Solfatara erhebt sich links davon. © Marc Szeglat

Ein mittelstarkes Erdbeben Md 4,0 erschütterte Campi Flegrei – Epizentrum am Südrand der Solfatara

Datum: 01.09.2025 | Zeit: 02:55:45 UTC | Koordinaten: 40.8230, 14.1372 | Tiefe: 2 km | Md 4,0

Der Erdbebenschwarm, der gestern um 14:09 Uhr anfing, hält auch heute weiter an und brachte ein weiteres, als mittelstark einzustufendes Erdbeben hervor, das mit einer Magnitude von 4,0 zu den Top 10 der stärksten Erdbeben der bradyseismodalen Krise zählt, die bereits im Jahr 2005 begann. Der Erdstoß Md 4,0 manifestierte sich in den frühen Morgenstunden um 04:55:45 Uhr MESZ (02:55:45 UTC) an der Via Solfatara zwischen der Luftwaffenakademie und dem Eingangsbereich zur Solfatara. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde zunächst mit 700 m angegeben, inzwischen aber auf 2000 m korrigiert. 

Erdbeben Md 4,0. © INGV

Das Schwarmbeben setzt sich aus fast 100 Einzelerschütterungen zusammen. Bereits gestern ereigneten sich (wie berichtet) zwei Erdbeben mit der Magnitude 3,3, die sich etwas weiter südlich entlang der Via Napoli an der Küste ereigneten. Das Erdbebengebiet umschließt den alten Lavadom Monte Olibano, auf dem die alte Luftwaffenakademie errichtet wurde und durch den ein Eisenbahntunnel führt. Der Monte Olibano entstand bei einem Ausbruch vor gut 4000 Jahren. Schweremessungen detektierten unter dem vulkanischen Hügel eine Anomalie, die möglicherweise von einem heißen Magmenkörper verursacht wird.

Aufgrund der anhaltenden Erdbebentätigkeit wurde der Zugverkehr auf mehreren Eisenbahnlinien vorübergehend eingestellt. Davon betroffen sind vor allem Strecken, die durch den Eisenbahntunnel des Monte Olibano führen. Der Tunnel wurde bereits öfters gesperrt und wurde durch die Erdbeben geschädigt. Zudem schickte die Kommune Pozzuoli Einsatzkräfte los, die die Infrastruktur der Region auf Schäden prüften. Es wurde eine Sitzung des Krisenstabes einberufen.

Obwohl bis jetzt nichts über größere Schäden bekannt wurde, reagieren die Anwohner des Calderavulkans besorgt. Viele der Erdbeben konnten deutlich gespürt werden und man wundert sich darüber, dass die Erdbebenherde der stärkeren Beben flacher liegen, als es bisher der Fall gewesen ist. Das schürt Sorgen vor aufsteigenden Fluiden und der Generierung phreatischer Explosionen. Sollte es zu solchen Dampfexplosionen kommen, finden sie wahrscheinlich im Bereich der Solfatara bzw. an ihrem Außenrand bei Pisciarelli statt. Doch zumindest theoretisch ist es nicht auszuschließen, dass es zu Explosionen an einem beliebigen Ort in den von Erdbeben und Bodenhebung heimgesuchten Arealen kommt.

Update: Wie jetzt bekannt wurde, kam es doch zu Schäden an einem Haus auf der Via Napoli nahe des Epizentrums. Zudem ereignete sich ein Felsabbruch an der Tuff-Klippe des Monte Olibano hinter dem Haus. Sechs Familien mussten evakuiert werden.

Campi Flegrei: Intensiver Erdbebenschwarm am 31. August

Blick auf Pozzuoli. © Marc Szeglat

Starkes Schwarmbeben trifft erneut Campi Flegrei – stärkste Einzelerschütterungen Md 3,3

Seit heute Nachmittag wird die süditalienische Caldera Campi Flegrei erneut von einem intensiven Erdbebenschwarm erschüttert, der bis jetzt aus fast 30 Einzelerschütterungen besteht. Die Beben setzten gegen 14:09 UTC ein. Die beiden stärksten Beben hatten eine Magnitude von 3,3 und eine Herdtiefe von nur 1800 m und 700 m. Für spürbare Erdbeben, die für gewöhnlich mit Gesteinsbruch einhergehen, ist das ungewöhnlich flach. Risse breiten sich immer weiter in Richtung Oberfläche aus.

Schwarmbeben. © INGV

Die Epizentren beider Beben lagen an der Küstenstraße Via Napoli, kurz vor dem Ortseingang von Pozzuoli. Hier gibt es nicht nur Fischrestaurants, sondern auch eine bröcklige Steilklippe, die auf stärkere Erdbeben mit Steinschlägen und Erdrutschen reagieren könnte. Die Beben manifestierten sich zudem unweit der Solfatara und dem Areal von Rione Terra, wo das Zentrum der Bodenhebung liegt. Die meisten der schwächeren Erschütterungen streuten um die beiden Epizentren der stärkeren Beben.

Die Kommune Pozzuoli reagierte prompt und gab eine Warnung vor dem Erdbebenschwarm heraus und forderte die Bevölkerung auf, Wohnungen und Häuser auf Schäden zu untersuchen und diese umgehend zu melden. Für gewöhnlich rücken auch immer Einsatzkräfte zu Inspektionen der Infrastruktur aus.

In den letzten Tagen gibt es eine deutliche Zunahme der Seismizität und die Gefahr ist hoch, dass sich in den nächsten Tagen noch stärkere Erdbeben ereignen werden: Die Seismizität nimmt phasenweise zu, wobei die Intervalle zwischen den stärkeren Erdbeben immer kürzer werden. In den ruhigeren Phasen werden immer sofort Stimmen laut, die meinen (oder hoffen), dass der Höhepunkt der Aktivität überschritten sei – ich glaube nicht, dass das so schnell eintritt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Hebungsprozess weitergehen wird, bis es zum Ausbruch kommt. Allerdings könnten noch Jahrzehnte vergehen, bis es schließlich so weit ist. 20 Jahre Hebungsphase sind bereits um. Die Hebungsphase vor der Monte-Nuovo-Eruption soll 70 Jahre gedauert haben, was allerdings nicht heißt, dass es diesmal genauso lang dauern muss.

Campi Flegrei: Erdbeben am Monte Nuovo

Monte Nuovo in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Erdbeben Md 3,0 am Fuße des Monte Nuovo in den Campi Flegrei – Anwohner vernahmen tiefes Grollen

Im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei kam es gestern Abend um 19:28 Uhr Ortszeit zu einem spürbaren Erdbeben der Magnitude Md 3,0. Das Hypozentrum befand sich in nur 1900 m Tiefe an der Küste, zu Füßen des Monte Nuovo. Bei diesem Schlackenkegel handelt es sich um die jüngste vulkanische Manifestation der Caldera. Er entstand bei einer Eruption im Jahr 1538.

Der Erdstoß konnte von den Anwohnern des Calderavulkans deutlich gespürt werden und veranlasste einige Menschen, Wahrnehmungsmeldungen beim EMSC zu schreiben. Sie beschreiben ein tiefes Grollen, das kurz bevor sie das Erdbeben spürten, zu hören gewesen war. Dieses tieffrequente Geräusch wird oft von Bebenzeugen beschrieben und wird von den als ersten eintreffenden Primärwellen eines Erdbebens ausgelöst. Bei schwächeren Erdbeben sind die Primärwellen kaum zu spüren, dennoch übertragen sie Schwingungen auf die Luft und sind daher zu hören.

Die Kommune Pozzuoli informierte die Bürger umgehend über den Erdstoß und veröffentlichte Telefonnummern, unter denen Bürger evtl. entstandene Schäden an ihren Häusern melden können.

Das Erdbeben löste diesmal keinen Schwarm aus, obgleich es seitdem 12 weitere schwache Erschütterungen gab, die aber abseits des Monte Nuovo lagen und sich um das Areal der Solfatara manifestierten.

Generell ist die Seismizität in den Campi Flegrei in den letzten Tagen hoch und es könnte wieder auf ein noch stärkeres Erdbeben mit einer Magnitude im Viererbereich hinauslaufen, das dann auch wieder Schäden mit sich bringen könnte. Zuletzt verkürzten sich die Intervalle, in denen stärkere Erdbeben auftreten, deutlich. Eine nachhaltige Entspannung der Krise ist nicht in Sicht.

Sollten Bodenhebung und Erdbebentätigkeit Vorzeichen einer sich anbahnenden Eruption sein, ist es am wahrscheinlichsten, dass sich ein Ausbruch zusammenbraut, wie jeder der 1538 den Monte Nuovo entstehen ließ. Auf uns in Deutschland würde sich so eine Eruption nicht weiter auswirken, außer dass es möglicherweise zu Einschränkungen im Flugverkehr nach Italien kommen könnte. Für die Bewohner der Caldera wäre es allerdings eine Katastrophe, insbesondere, da sich die Bodenhebung zumindest damals in den Wochen und Tagen vor dem Ausbruch signifikant beschleunigte. Die Infrastruktur von Pozzuoli würde solch starke Bodendeformationen kaum überstehen.

Campi Flegrei: Fluide migrieren Richtung Solfatara

Fluidmigration in den Campi Flegrei – Gastemperatur und Gasausstoß der Solfatara gestiegen

Bereits in meinem letzten Update zu den Campi Flegrei wies ich darauf hin, dass der Kohlendioxid-Ausstoß und die Gastemperaturen im Bereich der Solfatara gestiegen sind. Nun äußerte sich der INGV-Direktor Mauro de Vito gegenüber der Presse, dass sich der unterirdische Fluidstrom verändert und dass die Gase der Solfatara noch nie so heiß waren wie heute.

Bocca Grande der Solfatara

Auffällig ist, dass die Gastemperaturen im Bereich der Pisciarell-Fumarole, die an der äußeren Basis des Solfatara-Kraters liegt, in den letzten Wochen vergleichsweise niedrige Gastemperaturen zeigten und der Gasausstoß während des Sommers niedriger als zuvor war. Zwar stieg der Gasausstoß auch hier wieder leicht an, die Temperaturen zeigten sich mit 94 Grad stabil. Im Frühsommer wurden noch 96 Grad gemessen. Dafür steigerte sich der Gasausstoß der Solfatara signifikant und die Gastemperaturen erhöhten sich auf 165 Grad, wobei es schwierig ist, die Werte zwischen den beiden stärksten Fumarolen in der Solfatara und Pisciarelli zu vergleichen, weil die Temperatursensoren unterschiedlich weit von den Fumarolenmündern entfernt liegen.

Aus den Daten leitet Mauro de Vito ab, dass es eine Änderung des unterirdischen Fluidstroms gab und dass die Gase und Flüssigkeiten von der Pisciarelli-Fumarole im Osten der Solfatara in Richtung Bocca Grande im Solfatara-Krater wanderten. Dabei handelt es sich jedoch um oberflächennahe Prozesse im oberen Kilometer, die nicht das tiefere geothermische System der Caldera betreffen, in dem kein Energieverlust erkennbar ist. Meine Spekulation ist, dass es bei den stärkeren Erdbeben im Frühsommer zu einer Änderung des Fluidstroms kam, weil ein Aufstiegsweg unter Pisciarelli verschoben und teilweise blockiert wurde.

Besonders die hohen Gastemperaturen beunruhigen den INGV-Direktor, der meinte, dass die beschriebenen Phänomene keineswegs darauf hindeuten, dass sich die Situation entspannt. Im Gegenteil, die Phlegräischen Felder zeigen weiterhin eine hohe Aktivität mit leicht steigender Tendenz.

Auffällig ist zudem, dass im Jahr 2025 bisher mehr Erdbeben mit einer Magnitude über 3,0 registriert wurden als in den Jahren zuvor, einschließlich 2024. Trotz zeitweiser Schwankungen in der Erdbebentätigkeit und der Bodenverformung bleibt die Bodenhebungsrate mit etwa 15 Millimetern auf hohem Niveau, auch wenn zu Spitzenzeiten eine doppelt so schnelle Hebung stattfand.

Auf dem Bild oben, das ich im Mai machte, sieht man neben den dampfenden Fumarolen des Solfatara-Kraters ein weiteres Phänomen, das für Süditalien typisch ist: Einmal vom Menschenhand errichtetes bleibt so lange stehen, bis es von alleine zerfallen ist. Mir ist einfach schleierhaft, warum man zerfallene Holzzäune und Bänke nicht rückbaut, obwohl der Zugang zur Solfatara seit 7 Jahren gesperrt ist! Das lässt mich einfach nur kopfschüttelnd zurück.

Campi Flegrei: Neuer Erdbebenschwarm am 26. August

Weiteres Schwarmbeben erschütterte Campi Flegrei – 30 Erdbeben seit gestern

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und wurde von einem weiteren Schwarmbeben erschüttert. Seit gestern manifestierten sich 30 Beben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6 und wurde in 1500 m Tiefe unter dem Südostrand der Solfatara lokalisiert. Gestern gab es ein gleich starkes Erdbeben am Südrand der Solfatara. Die Magnituden der allermeisten Erdbeben lagen im Bereich der Mikroseismizität, wobei die Grenze zu dieser nicht eindeutig definiert ist und entweder bei M 1,0 oder M 1,5 liegt. Es handelt sich um typische Beben im Hydrothermalsystem des Vulkans, die durch Fluidbewegungen verursacht wurden. 

Die Beben bestätigen, dass der Druckaufbau im Hydrothermalsystem anhält. Die tieferen Erdbeben der letzten Wochen und Monate, die oftmals eine deutlich höhere Amplitude aufwiesen, belegen, dass es zu Rissbildungen im Deckgestein der Caldera kommt, die wiederum wahrscheinlich durch eine Magmenakkumulation in nur 4 Kilometern Tiefe verursacht wurden. Dafür spricht auch, dass in Phasen mit stärkeren Erdbeben der Kohlendioxidausstoß deutlich angestiegen ist. Dem aktuellen Wochenbericht des INGV ist zu entnehmen, dass der Kohlendioxidausstoß weiterhin sehr hoch ist, aber ein Stück weit unterhalb der Spitzenwerte vom Frühjahr angesiedelt ist. Grund zur Entwarnung ist das aber nicht: Magma steigt oft in Phasen auf und wenn aus der Tiefe eine neue Magmablase in geringeren Tiefen ankommt, steigen die Werte wieder und man muss mit stärkeren Erdbeben rechnen. Von diesen gab es in der Woche zwischen dem 18. und 24. August 2025 61 Stück. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,4.

Die Gastemperaturen sind weiterhin hoch: Während an der Pisciarelli-Fumarole Temperaturen von 94 Grad gemessen wurden, sind die Fumarolengase der Solfatara ca. 164 Grad heiß.

Die Hebegeschwindigkeit des Bodens lag auch in der vergangenen Woche weiterhin bei 15 mm im Monat, gemessen an der Station RITE. Eine grundlegende Änderung der angespannten Lage ist nicht in Sicht.

Campi Flegrei: Erdbebenaktivität weiterhin erhöht

Seismizität der Campi Flegrei bleibt hoch – Erdbeben Mb 2,4 südöstlich der Solfatara

Die Erdbebenaktivität unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei bleibt auch in der zweiten Augusthälfte hoch, allerdings ohne die Spitzenwerte des Frühjahrs zu erreichen. So gab es seit gestern 20 schwache Erschütterungen, von denen das stärkste Beben eine Magnitude von 2,4 erreichte. Es manifestierte sich in 2100 m Tiefe süd-südöstlich der Solfatara unweit des alten Lavadoms vom Monte Olibano. In dieser Gegend nahe der Küste konzentrierten sich in der letzten Zeit viele Erdbeben. Graviationsmessungen detektierten hier im tieferen Untergrund zudem eine Schwereanomalie und es besteht die Möglichkeit einer flach liegenden Magmaansammlung.

In Bezug auf die vor gut 2 Wochen erschienene Studie zu den VLP-Erdbeben, die direkt Bewegungen magmatischer Fluide in Spaltensystemen der Caldera nachgewiesen hat, wurde in einem MDR-Medienbericht der GFZ-Geophysiker Torsten Dahm zitiert, der meinte, dass die VLP-Erdbeben eine Übergangszone zwischen Magmenkörper und dem Hydrothermalsystem markieren. Der Forscher hält es für wahrscheinlich, dass es sich bei den Erdbeben auslösenden Fluiden um heißes Kohlendioxid handelt, das einem wachsenden Magmenreservoir in 4 Kilometern Tiefe entströmt, und sieht hierin ein Vorzeichen einer sich zusammenbrauenden Eruption, die nach jetzigem Stand die Dimension der Monte-Nuovo-Eruption von 1538 erreichen könnte – zwar nicht das Ende der Welt, aber dramatisch für die Bewohner der Caldera. Doch wann mit einer Eruption zu rechnen ist, bleibt weiterhin ungewiss. Bedenkt man, dass die aktuelle Bodenhebungsphase bereits seit 2 Jahrzehnten im Gang ist, in denen sich der Boden um gut 150 Zentimeter hob, könnte der finale Magmenaufstieg relativ kurzfristig einsetzen.

Apropos Bodenhebung: Diese hält wie die Erdbeben weiterhin an und betrug auch in der letzten Woche 15 mm. Schaut man sich die nicht korrigierten Rohdaten an, die im letzten INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 11. bis 17. August 2025 veröffentlicht wurden, erahnt man eine Zunahme der Hebegeschwindigkeit. In dieser Woche ereigneten sich 52 Erdbeben. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist weiter angestiegen und erreichte wieder die hohen Werte wie vor dem Emissionsrückgang, der sich Anfang des Sommers ereignete.

Eine weitere Nachricht sorgt bei den Bewohnern der Roten Zone der Campi Flegrei für Unmut: Das lokale Unternehmen Prysmian hat die Genehmigung einer Explorationsbohrung für die Geothermie-Nutzung im geringen Umfang erhalten. Demnach soll in den nächsten Wochen damit begonnen werden, eine Bohrung abzuteufen, um warmes Wasser des Hydrothermalsystems zu nutzen. Das Wasser darf dann in die örtliche Kanalisation abgeleitet werden.