Campi Flegrei wurde von Erdbeben ML 3,7 erschüttert

Erneutes spürbares Erdbeben im Calderavulkan Campi Flegrei – Magnitude 3,7 in 2,4 km Tiefe

Datum 30.08.24 | Zeit: 19:23:15 UTC | 40.831 ; 14.148 | Tiefe: 40 km | ML 3,7

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde gestern Abend um 19:23:15 UTC (21:23:15 Uhr Lokalzeit) von einem Erdbeben der Lokalmagnitude M 3,7 erschüttert. Das Beben kann man als schwach bis mittelstark einstufen. Da Erdbeben mit Magnituden ab 3 (und teilweise auch darunter) von den Anwohnern der Caldera deutlich wahrgenommen werden können, werden solche Beben oft als stark bezeichnet. Im Vergleich zu den unzähligen schwachen und nicht wahrnehmbaren Erschütterungen, die sich seit Beginn der bradyseismischen Phase im Jahr 2005 ereignet haben, mag ein solches Beben auch relativ stark erscheinen. Größere Schäden verursachen Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich allerdings nicht, obgleich es in vorbelasteten Gebäuden zu Rissbildungen kommen kann.

Praktisch jedes Haus in der Gegend kann als vorbelastet betrachtet werden, wobei das größte Problem nicht die Erdbeben selbst darstellen, sondern das langjährige Auf und Ab des Bodens. Die Erdbeben sind in erster Linie Ausdruck der Bodendeformationen, die durch magmatische Fluide verursacht werden, die sich zyklisch im Untergrund über Jahre ansammeln und wieder abfließen. Als Motor dieser Fluiddynamik wird ein Magmenkörper in größerer Tiefe von mehr als 8 Kilometern vermutet. Neuere wissenschaftliche Studien kamen zu dem Schluss, dass sich auch in 4-5 Kilometern Tiefe Magma angesammelt haben könnte. Die Schmelze, die der Vulkan früher förderte, war sehr zähflüssig und neigte dazu, starke Explosionen zu erzeugen. Ansonsten kennen wir das Prinzip der mehrstöckigen Magmenreservoire von der isländischen Reykjanes-Halbinsel, wo ein gewaltiger Magmenkörper in mehr als 8 Kilometern Tiefe ein kleineres Reservoir mit Magma versorgt, von dem aktuell die Eruption der Sundhnúkur-Spalte ausgeht.

Das Erdbeben in Italien manifestierte sich wenige Hundert Meter nordwestlich des Solfatara-Kraters unter dem Ortsteil Pisciarelli, der wegen seiner Hochdruckfumarole mit einem Fangobecken berüchtigt ist. Das Thermalgebiet liegt am Fuß der Solfatara und liefert Grund zur Besorgnis: hier könnte es ohne weitere Vorwarnungen zu phreatischen Eruptionen kommen. Zugleich stellt das Gebiet ein Fenster ins Erdinnere dar, da die Fumarole heiße Gase und Tiefenwässer fördert, deren Analysen den Forschern Rückschlüsse auf die Prozesse im Erdinneren liefern.

Drittes spürbares Erdbeben in diesem Bereich der Caldera Campi Flegrei in 3 Monaten

Im Juni und Juli gab es in demselben Gebiet, in dem das Erdbeben gestern stattfand, zwei weitere Erdbeben der Magnituden 3,7 und 3,6. Auch die Erdbebenherde lagen in vergleichbaren Tiefen, was darauf hindeutet, dass sich die Erschütterungen im Grenzgebiet zwischen dem Hydrothermalsystem und der Deckschicht abspielten, die das Magma in 4-5 Kilometern Tiefe am weiteren Aufstieg hindert. Ich vermute, dass in diesem Areal einer der Hauptaufstiegswege des Gases verläuft, das an der Fumarole austritt.

Das Erdbeben in Italien war nicht das Einzige, sondern seit gestern wurden insgesamt 21 Beben festgestellt. Ob damit die Reduzierung der Geschwindigkeit der Bodenhebung, die in den letzten 2 Wochen gemessen wurde, wieder hinfällig ist, wird sich bei neuen Messungen in den nächsten Tagen zeigen.

Campi Flegrei: Temporärer Aktivitätsrückgang deutet sich an

Vergleichsweise geringe Seismizität in der Campi Flegrei – Temporärer Aktivitätsrückgang deutet sich an

In den letzten Tagen ist es vergleichsweise still um den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei geworden und es hat den Anschein, als wäre die Aktivitätshochphase der letzten Monate erst einmal vorbei. Das heißt nicht, dass die aktuelle Hebungsphase des Bradyseismos zu Ende ist, sondern dass sich die Hebungsrate abschwächt und wieder auf das Niveau zurückkehrt, das wir über lange Zeiträume hinweg gesehen haben. Grund zu dieser Annahme liefert ein Blick auf die aktuellen Daten zur Geophysik des Vulkans, die gestern im INGV-Wochenbulletin veröffentlicht wurden.

Im Beobachtungszeitraum vom 19. bis 25. August registrierte das seismische Netzwerk 34 schwache Erdbeben in den Phlegräischen Feldern. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die Bodenhebung wird noch mit 2 cm pro Monat angegeben, aber die Vulkanologen gestatteten sich die Bemerkung, dass in den letzten 10 Tagen ein Rückgang der Hebungsgeschwindigkeit registriert wurde. Der genaue Wert kann erst in ca. 14 Tagen ermittelt werden, wenn alle Korrekturdaten vorliegen. Schaut man sich die Rohdaten der Messwerte an, dann sieht es nach einem stärkeren Rückgang der Hebungsgeschwindigkeit aus und ich vermute, dass sie sich um mindestens die Hälfte reduzierte. Es gibt aber keine signifikanten Änderungen in der Geochemie und auch die Fumarolentemperaturen blieben unverändert: An der Pisciarelli-Hauptfumarole, wo der Temperatursensor in 5 m Entfernung zum Gasaustritt installiert ist, betrug die Durchschnittstemperatur 94 Grad Celsius. Die mehrjährigen Trends zur Druckbeaufschlagung gehen weiter.

Grund für eine generelle Entwarnung gibt es nicht und die Reduzierung der Hebungsgeschwindigkeit stellt nur eine Momentaufnahme dar. Seit Beginn der Phase im Jahr 2005 hob sich der Boden um bis zu 132 Zentimeter an. Betrachtet man den Langzeitgrafen, dann erkennt man, dass der Kurvenverlauf immer steiler wurde, es zwischendurch aber immer wieder kurze Perioden mit einer Verlangsamung der Hebung gab. Diese endeten für gewöhnlich mit stärkeren Erdbeben und einer erneuten Beschleunigung der Bodenhebung.

Alles in Allem lässt sich sagen, dass die letzten zwei Wochen vergleichsweise ruhig in der Caldera verliefen und dass sich die Bodendeformation vorläufig etwas entschleunigen zu scheint. Eine Entwarnung kann aber nicht gegeben werden, denn die Aktivität kann jederzeit wieder anziehen.

Zusammenfassung:

  • Innerhalb einer Woche gab es 34 Erdbeben
  • Höchste Magnitude lag bei 2,0
  • Messdaten deuten Verringerung der Bodenhebungsgeschwindigkeit an
  • Entwarnung kann nicht gegeben werden

Campi Flegrei mit Schwarmbeben Mitte August

Weiteres Schwarmbeben rockte süditalienische Caldera Campi Flegrei – Bodenhebung bleibt konstant hoch

Nachdem es einige Tage lang keine besondere Bebenaktivität von den Phlegräischen Feldern zu melden gab, sieht das heute anders aus, denn gestern ereignete sich ein weiterer Schwarm mit Beben, die sich im Hydrothermalsystem der Caldera manifestierten. Der Schwarm bestand aus mehr als 20 Erschütterungen mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Einzelbeben brache es auf eine Magnitude von 1,4 und hatte ein Hypozentrum in 2,7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara verortet und lag einige Hundert Meter außerhalb des Kraters. Bereits am 11. und 12. August war die Erdbebenaktivität überdurchschnittlich hoch. Das heißt allerdings nicht, dass es an anderen Tagen keine Erdbeben gegeben hätte, doch deren Anzahl liegt dann meistens im einstelligen Bereich und entspricht dem, was man in der aktuellen Hebungsphase -die bereits seit 2005 andauert- als normal betrachtet.

Mit der erneuten Zunahme der Schwarmbebenaktivität steigt auch wieder das Risiko für stärkere Erschütterungen mit Magnituden im Viererbereich oder sogar darüber.

Auf Wochensicht gab es in der Caldera zwischen dem 5. und 11. August 70 Erdbeben mit geringer Magnitude. Das Stärkste brachte es gerade einmal auf M 1,5. Die Bodenhebung blieb konstant und lag an der Messstation RITE bei 20 mm im Monat. Seit Anfang des Jahres kamen 135 mm Bodenhebung zusammen. Die geochemischen Parameter zeigten im Beobachtungszeitraum keine größeren Schwankungen. Der allgemeine Trend der Druckbeaufschlagung des Systems setzt sich fort. Einzig die Gastemperatur der Hauptfumarole bei Pisciarelli reduzierte sich um 1 Grad auf durchschnittliche 94 Grad Celsius.

In den Sozialen Medien wurden in den letzten Tagen Fotos vom kleinen Bootshafen in Pozzuoli geteilt, der in Ufernähe mehr und mehr trockenfällt, was der anhaltenden Bodenhebung geschuldet ist. Sie hebt den Boden auch in Küstennähe immer weiter an, so dass er über die Wasserlinie gerät. Tatsächlich erobern immer mehr Grünpflanzen den Randbereich entlang der Kaimauer, der früher unter Wasser lag. Ein Indiz dafür, dass der Boden nicht nur bei Ebbe oberhalb des Meeresspiegels liegt.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 10.08.24

Erneutes Schwarmbeben in den Campi Flegrei – Bodenhebung konstant

In den letzten Tagen war es relativ still um den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei, da die Erdbebenaktivität zwar erhöht war, jedoch keine besonders starken Erdbeben oder Schwärme auftraten. Dennoch gab und gibt es für die Bevölkerung der Region um Pozzuoli keinen Grund zum Aufatmen, denn die Prozesse, die hinter der erhöhten Aktivität stecken, gehen unvermindert weiter und lösten gestern Abend doch einen weiteren Erdbebenschwarm aus.

Der Erdbebenschwarm erreichte seinen Höhepunkt um 19:13 UTC, als es das stärkste Erdbeben der Serie gab. Es hatte eine Magnitude von 1,5 und ein Hypozentrum in 1,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag im Süden des Solfatara-Kraters. Südlich davon und im Allgemeinen um die Solfatara manifestierten sich auch viele der 27 anderen Erdbeben, die seit gestern registriert wurden. Sie hatten allesamt Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und spielten sich im Hydrothermalsystem der Caldera ab. Trotzdem veröffentlichte die Kommune Pozzuoli ein Statement zum Geschehen und wies die Bevölkerung darauf hin, wo eventuell Schäden gemeldet werden können. Vielleicht rechnete man mit stärkeren Ereignissen.

Dass solche stärkeren Erdbeben in den Campi Flegrei jederzeit auftreten können, haben die letzten Monate bewiesen, in denen es mehrere Erschütterungen im Viererbereich gab, die leichte Schäden an der Infrastruktur auslösten.

Das INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 29.07. bis 04.08.2024 bestätigte, dass es in dieser Woche 40 schwache Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,2. Das Interessanteste ist jedoch, dass die Bodenhebung weiterhin bei 2 Zentimetern pro Monat liegt und somit auf einem konstant hohen Niveau bleibt. Es steigen also ununterbrochen magmatische Fluide aus größerer Tiefe auf, heben den Boden an und sorgen für einen Spannungsaufbau, der sich mittelfristig in weiteren Erdbebenserien abbauen wird. Man muss sich auf moderate bis starke Erdbeben einstellen, denn es sind auch durchaus Beben möglich, die oberhalb des Viererbereichs angesiedelt sind.

Im Juli gab es insgesamt 668 Erdbeben. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,0. Seit November 2005 summierte sich die Bodenhebung auf 131 Zentimeter. Der durchschnittliche Kohlendioxidausstoß lag im Juni und Juli bei 5000 Tonnen pro Tag, was ein bemerkenswerter Wert ist. Die Gastemperatur an der Pisciarelli-Hauptfumarole lag bei unveränderten 95 Grad. Die Werte zeigen, dass die Situation angespannt bleibt. Bisher lässt sich nicht abschätzen, ob und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Campi Flegrei: Erdbeben M 4,0 am 26. Juli 2024

Mittelstarkes Erdbeben M 4,0 versetzt Bewohner der Campi Flegrei erneut in Angst

Heute Mittag ereignete sich im Südwesten der italienischen Caldera Campi Flegrei ein Erdbeben der Magnitude 4,0. Das Epizentrum lag offshore im Golf von Pozzuoli und vor der Küste von Bacoli. Das Hypozentrum wurde vom INGV in 4 Kilometern Tiefe verortet.

Das Beben erschütterte die Region um 13:46:21 Uhr Lokalzeit und konnte von den Anwohnern deutlich wahrgenommen werden. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem 20 Kilometer durchmessenden Umkreis um das Epizentrum vor. Laut Medienberichten reagierten zahlreiche Bewohner verschreckt und flüchteten aus Angst vor einem stärkeren Erdbeben auf die Straßen. Erdbeben der Magnitude 4 erzeugen bereits einen deutlich spürbaren Ruck, besonders, wenn das Hypozentrum flach liegt, wie es aktuell der Fall gewesen ist. Daher werden solche Erschütterungen oft als stark beschrieben, obwohl sie nach der offiziell gültigen Einordnung eher als mittelstark gelten. Erdbeben dieser Magnitude können leichte Gebäudeschäden wie Risse verursachen. Da die Gebäude in Pozzuoli vielfach vorgeschädigt sind, können auch Fassadenteile abfallen und die Bausubstanz weiter geschwächt werden.

Unbestätigten Angaben aus Sozialen Medien zufolge soll es an der Küste auch zu einem Felssturz gekommen sein.

Das Erdbeben ereignete sich an einer bekannten Bruchzone im Golf, an der es in den letzten Monaten bereits häufiger gebebt hat. Stärke und Tiefe der Erschütterung deuten auf einen Sprödbruch von Gesteinen hin, der sich sehr wahrscheinlich infolge der Bodenhebung ereignete. Als Auslöser der Bodenhebung kommt eine Magma-Ansammlung in 4-5 Kilometern Tiefe in Frage. Es handelte sich nicht um eine Erscheinung, die sich auf das Hydrothermalsystem beschränkte.

Natürlich kam das Beben nicht alleine. Laut EMSC gab es an der gleichen Störung einen weiteren Erdstoß der Magnitude 2,4. Ein Erdbebenschwarm entstand allerdings nicht.

Das INGV veröffentlichte auch einen neuen Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 15. bis 21. Juli 2024. Dort ist zu lesen, dass es in dieser Woche 70 Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,6 und manifestierte sich im Bereich von Pisciarelli im Nordosten der Solfatara. Die Fumarolentemperaturen lagen bei 95 Grad. Die Bodenhebung betrug weiterhin 20 mm im Monat.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 7. Juli

Neues Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – Studie entdeckt neue Bruchzone

Es herrschen weiterhin unruhige Zeiten in den süditalienischen Campi Flegrei: Gestern wurde der Calderavulkan von einem weiteren Schwarmbeben erschüttert. Es bestand aus über 30 Einzelbeben geringer Magnituden. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,0 und lag an der Küste südöstlich der Solfatara. Mehrere Beben gab es auch wieder im Golf von Pozzuoli, genauer, vor der Küste von Bagnoli. Dort gab es zuletzt einige Beben mit Magnituden größer 2.

In den letzten Tagen wurde auch eine weitere Studie zum Bradyseismos veröffentlicht, die eben in dieser Zone eine bisher unidentifizierte Verwerfung lokalisierte. Sie wird La Pietra genannt und zeichnete sich für das Erdbeben Mb 4,2 vom 27. September 2023 verantwortlich. Aufgrund der Ausdehnung der identifizierten seismologischen Strukturen schätzten die Autoren der Studie, dass unter ähnlichen Spannungsbedingungen ein Erdbeben mit einer maximalen Magnitude von etwa 5 auftreten könnte.

Die Studie wurde unter der Leitung von Professor Zollo durchgeführt. Die Wissenschaftler entwickelten eine neue Technik, um die Seismizität der letzten zehn Jahre zu kartieren. Diese Technik kombiniert seismologische Daten, geophysikalische Parameter und geologische Informationen des Untersuchungsgebiets, wodurch hochpräzise Erdbebenpositionen ermittelt und aktivierte Störungszonen der inneren Caldera aufgedeckt werden konnten.

Die Methode ermöglichte es, den genauen Ursprungsort von etwa 9000 Erdbeben zu bestimmen und ist deutlich genauer als herkömmliche Methoden. Dank dieser hohen Auflösung konnten verschiedene Bruchzonen während der aktuellen seismischen Krise identifiziert werden. Großmaßstäblich zeigt sich eine fast elliptische Verteilung der Seismizität, während auf kleineren Skalen komplexere und variablere seismische Brüche sichtbar wurden.

Die präzise Lokalisierung der Erdbeben während der aktuellen bradyseismischen Krise ergab eine maximale Tiefe der Epizentren von etwa 3-4 km. Größere Erdbeben ereigneten sich in der Regel in größeren Tiefen. Die räumliche Verteilung der Seismizität stimmte gut mit bekannten Oberflächenverwerfungen überein, die im Laufe der tausendjährigen Geschichte des Vulkans aktiviert wurden.

Campi Flegrei: Caldera kommt auch im Juli nicht zur Ruhe

Neue Erdbebenserie erschüttert die Campi Flegrei Anfang Juli – Bodenhebung geht weiter

Der süditalienische Calderavulkan wurde heute Nachmittag wieder von mehreren Erdbeben erschüttert: Die vier stärksten Beben hatten Magnituden zwischen 2,9 und 2,5. Die Erdbebenherde streuten zwischen 3,2 und 2,2 Kilometern. Die Epizentren lagen vor der Ostküste des Golfs von Pozzuoli, in einer Gegend, in der es bis jetzt nicht ganz so viele Erdbeben gegeben hat. Obwohl die Magnituden der Beben kleiner als 3 waren und somit unter der eigentlichen Wahrnehmungsschwelle lagen, wurden sie von den Anwohnern der Caldera gespürt. Dieser Umstand dürfte den geringen Tiefen der Hypozenten geschuldet gewesen sein. Insgesamt hat es seit Gestern 34 Erschütterungen gegeben. Die Beben lagen im unteren Bereich des Hydrothermalsystems und könnten von ihren Magnituden her bereits von Rissbildung bzw. Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen zeugen und wurden nicht nur von sich bewegenden Fluiden in lockeren Ablagerungen ausgelöst.

In der Vorwoche wies die Caldera eine normale Seismizität auf, ohne dass es irgendwelche Highlights gegeben hätte. Zwischen dem 24. und 30. Juni wurden 69 Erschütterungen registriert. Die Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die meisten Beben manifestierten sich im Bereich der Solfatara.

Grundsätzlich stehen die Erdbeben mit dem Aufstieg magmatischer Fluide im Zusammenhang, die aus größerer Tiefe aufsteigen und sich im Hydrothermalsystem sammeln. Ein Teil der Gase und Flüssigkeiten tritt an der Oberfläche aus. Der Rest verbleibt im Untergrund und verursacht die anhaltende Bodenhebung. Laut des jüngsten INGV-Bulletins lag sie auch in der letzten Woche bei 2 Zentimetern pro Monat. Nahezu unverändert zeigten sich auch die anderen geophysikalischen und chemischen Parameter. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 95 Grad.

Übrigens, wo wir schon bei den Vulkanen Süditaliens sind: Unter dem Gipfel des Strombolis ereignete sich am 30. Juni ein weiterer schwacher Erdstoß.

Campi Flegrei: Notfallübung verlief entäuschend

Notfallübung zu einem simulierten Erdbeben in der Campi Flegrei stieß auf wenig Interesse bei der Bevölkerung

Die Erde bebt, Häuser und Straßen werden beschädigt und giftige Vulkangase treten aus. Menschen rennen in Panik auf die Straßen und versuchen, aus einstürzenden Altbauten zu flüchten. Dabei stürzen Fassadenteile und Dachziegel auf die Straßen. Flüchtende werden am Kopf getroffen und rennen blutüberströmt durch die engen Gassen der Stadt Richtung Meer, wo in Windeseile Notunterkünfte und Evakuierungszentren eingerichtet werden. Durch geborstene Gasleitungen strömt Gas und es kommt zu Explosionen, Glassplitter fliegen umher und verletzen zahlreiche Personen.

So ähnlich könnte es sich abspielen, sollte sich in Pozzuoli und umliegenden Gemeinden im Einzugsbereich des Calderavulkans Campi Flegrei ein stärkeres Erdbeben ereignen. Das bisher stärkste Erdbeben der aktuellen Bodenhebungsphase in den Phlegräischen Feldern manifestierte sich im Mai und hatte eine Magnitude von 4,4. Erdbeben dieser Stärke verursachen meistens nur geringe Schäden. Anders sieht es bei Erschütterungen mit Magnituden im Fünferbereich aus, die durch vulkanische Prozesse durchaus ausgelöst werden können. Daher luden Kommunalverwaltung und Zivilschutz zu einer Notfallübung ein, die am Dienstag und Mittwoch dieser Woche durchgeführt wurde. Tagelang wurde in den Medien und vor Ort dafür geworben, und es lagen Listen aus, in denen sich bis zu 250 Bürger registrieren konnten, die an der Übung teilnehmen wollten. Einige Anwohner wurden von den Behörden direkt zur Teilnahme eingeladen.

Die Übung startete dann am Dienstag bei schönstem Wetter. Zuerst übte man die internen Abläufe bei den Behörden und Verwaltungen, die im Notfall in Kraft treten. Später sollten dann die Bürger in die Übung einbezogen werden. Doch leider lag man lieber am Strand, als sich in einem stickigen Zelt versorgen zu lassen oder mit einem Bus aus dem simulierten Erdbebengebiet evakuiert zu werden. Je nach Quelle ist von 30 bis 60 Freiwilligen die Rede, die der Aufforderung zur Übungsteilnahme folgten. Informationszelte an der Küstenpromenade registrierten lediglich vier Besucher. In den Medien wurde die Übung als Reinfall bezeichnet. Auch Fabrizio Curcio, der Leiter des Zivilschutzes, zeigte sich enttäuscht und machte mangelnde Aufklärungsarbeit für das geringe Interesse an der Übung verantwortlich. In Pozzuoli leben 81.000 Einwohner in der direkten Gefahrenzone, und da ist es tatsächlich deprimierend, wenn nicht einmal ein Promille der Bevölkerung an den Übungen teilnahm. Vielleicht lag das geringe Interesse aber auch an dem geprobten Szenario, denn schließlich lebt man in einem Vulkangebiet und fürchtet sich weniger vor Erdbeben als vor einer Eruption und hier gilt es zu evakuieren, bevor die Katastrophe beginnt. Ein Vulkanausbruch soll in der nächsten Übung simuliert werden, die für Oktober dieses Jahres geplant ist.

Campi Flegrei: Wasser weicht weiter zurück

Neuer Erdbebenschwarm erschüttert Phlegräische Felder – Wasser weicht bei Ebbe immer weiter zurück

Der Boden in den Campi Flegrei kommt nach wie vor nicht zur Ruhe: Heute Nacht begann um 4:08 Uhr eine neue Erdbebensequenz, die bis zur Stunde anhält, aber langsam abzuflauen beginnt. Bis jetzt registrierte das seismische Netzwerk des INGV 31 Erschütterungen im Bereich der italienischen Caldera, bei der es sich um den mächtigsten Vulkan des Festlandeuropas handelt. Die überwiegende Zahl der Erdbeben war von geringen Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die stärkste Erschütterung manifestierte sich um 6:15 Uhr und hatte eine Magnitude von 2. Das Hypozentrum befand sich in 2,5 Kilometern Tiefe unter dem Westrand der Solfatara.

Das INGV brachte umgehend eine Sondermeldung heraus und teilte der Bevölkerung die Notfallnummern von Polizei und Zivilschutz mit, um evtl. Schäden melden zu können. Doch solche sind bei den geringen Magnituden der Beben derzeit nicht zu erwarten. Dennoch löst jeder neue Erdbebenschwarm bei den Bewohnern des Calderavulkans wachsende Besorgnis aus. Sie wird nicht nur von den Erdbeben angefeuert, sondern insbesondere von der Bodenhebung, die besonders im Hafen von Pozzuoli immer deutlicher sichtbar wird, da das Wasser bei Ebbe immer weiter zurückzuweichen scheint und das Hafenbecken zusehends trocken fällt und der Meeresgrund zutage tritt. Natürlich schwanken auch die Gezeitenkräfte und es gibt unterschiedliche Tiden und bestimmte Wetterlagen mit ablandigen Wind können den Wasserstand beeinflussen, dennoch ist ein Trend zu beobachten, dass das Wasser immer weiter zurückweicht. Die Bodenhebung beläuft sich inzwischen auf 128 Zentimeter seit 2005. Pro Monat kommen ca. 2 Zentimeter hinzu.

Trotz des anhaltenden Bradyseismos und Anzeichen dafür, dass sich im Untergrund der Caldera nicht nur magmatische Fluide akkumulieren, sondern auch Gesteinsschmelze, ist es nicht sicher, dass es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, und es ist sogar sehr unwahrscheinlich, dass sich auf absehbarer Zeit eine Supervulkaneruption ereignen wird. Doch ein normal großer Vulkanausbruch würde in dem dicht besiedelten Gebiet eine Katastrophe auslösen.

Sollte es widererwartend doch einmal zu einer sogenannten Supervulkaneruption der Phlegräischen Felder kommen, könnte sich diese bis nach Deutschland auswirken. In Abhängigkeit von der Windrichtung muss mit erheblichen Ascheniederschlägen gerechnet werden und es könnte zu einer lang anhaltenden Verminderung der Sonneneinstrahlung kommen. Gerade in Zeiten der zunehmenden Solarstromproduktion wäre das ein Problem, auf das man nicht vorbereitet ist. Die Asche würde vermutlich auch die Windgeneratoren lahm legen. Vielleicht sollte man doch ein paar Gaskraftwerke mehr vorhalten, was natürlich die Strompreise treiben würde. Diese Überlegungen zeigen, wie fragil unsere Zivilisation ist und wie sehr sich der Mensch darauf verlässt, dass alles seine gewohnten Bahnen geht.