Erdbeben-News am 08.05.23: Pazifik

South Pacific Rise: Erdbeben Mw 5,8

Datum 08.05.23 | Zeit: 06:02:16 UTC | 55.93 S ; 121.75 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Das stärkste Erdbeben der letzten Tage manifestierte sich am Südlichen Pazifikrücken nahe der Antarktis. Es hatte eine Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3195 km westlich von Puerto Natales in Chile verortet. Alleine diese Verortung zeigt, dass sich das Beben mitten unter dem Ozean abspielte.

Beim Südlichen Pazifikrücken handelt es sich um einen untermeerischen Gebirgszug, der sich über eine Länge von mehr als 4.000 Kilometern erstreckt und zunächst grob in Nord-Süd-Richtung verläuft und dann in Richtung Nordost/Südwest abknickt. Es handelt sich um einen divergenten Ozeanischen Rücken, der die Grenze zwischen den tektonischen Platten des Pazifischen Ozeans und der Antarktis bildet. Entlang des Rückens entfernen sich die tektonischen Platten voneinander. Die jährliche Rate beträgt zwischen 5,4 und 7,6 cm. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die durch die Spreizung entstehende Lück zwischen den Platten mit Lava aufgefüllt wird. Als Motor hinter diesen divergenten Plattenbewegungen galt früher aufsteigendes Magma, das in der Mitte zwischen zwei gegensätzlich rotierenden Konvektionsströmen aufsteigt. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass die Subduktion an den konvergenten Plattengrenzen am Rand der Ozeanplatte diese nach unten zieht und es somit an der Naht in der Mitte der Ozeane zu der Divergenz kommt. Das Magma dort würde also in erster Linie infolge von Druckentlastung aufsteigen.

Der Rücken wird durch eine Reihe Ost-West streichender Transformstörungen segmentiert und versetzt. Diese Transformstörungen ziehen sich vom Fidschi-Graben aus durch den ganzen Südpazifik in Richtung des südafrikanischen Drake Passage zwischen der Antarktis und Südafrika. Der aktuelle Erdstoß ereignete sich genaugenommen an einer Kreuzung zwischen einer dieser großen Transformstörungen mit einem Segment des Südlichen Pazifikrückens.


Erdbeben M 3,4 unter der Solfatara

Datum 08.05.23 | Zeit: 02:28:34 UTC | 40.83 N ; 14.14 E | Tiefe: 2,7 km | ML 3.4

Bereits gestern berichtete ich über die erhöhte Erdbebenaktivität unter dem süditalienischen Caldera-Vulkan Campi Flegrei. Nachts ereignete sich dann das stärkste Erdbeben der letzten Wochen. Es hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 2,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag auf dem Nordrand des Solfatara-Kraters. Trotz der nachtschlafenden Zeit des Bebens, liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge aus Neapel beschreibt das Beben als relativ stark.


Erdbeben ML 3,2 bei den Liparische Inseln

Datum 08.05.23 | Zeit: 03:39:19UTC | 38.49 N ; 13.98 E | Tiefe: 45 km | ML 3.2

Westlich des sizilianischen Archipels der Liparischen Inseln bebte es mit einer Magnitude von 3,2. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 45 km und damit bereits in der Asthenosphäre. In den letzten Wochen ist die Seismizität der Vulkaninseln leicht überdurchschnittlich. Es kommt vor allem zu tiefen Erdbeben im Osten des Tyrrhenischen Meeres.

Campi Flegrei mit Schwarmbeben- News vom 07.05.23

Ein weiterer Erdbebenschwarm erschüttert den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 06.05.23 | Zeit: 05:42:04 UTC | 40.821; 14.133 | Tiefe: 1,7 km | ML 1,6

Gestern kam es zu einem weiteren Erdbebenschwarm des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei, der den größten Teil des Golfs von Pozzuoli einnimmt. Der Schwarm bestand aus ca. 30 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,6 und einen Erdbebenherd von 1,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag nahe der Küste südwestlich der Solfatara. Die Mehrzahl der Beben hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Das INGV veröffentlichte dieser Tage das neue Bulletin zum Monat April. Vnet-Leser Niklas machte mich darauf aufmerksam, dass es in diesem Monat einen neuen Erdbebenrekord gegeben hatte: es wurden 675 Erschütterungen detektiert. Seit dem Beginn der aktuellen Bodenhebungsphase im Jahr 2005 hatte es in keinem Monat mehr Beben gegeben. Dabei wurde bereits im März ein neuer Rekord aufgestellt. Damals wurden 592 Beben detektiert. Wie es aussieht, ist immer noch Luft nach oben, was die Steigerung der Seismizität betrifft. Während der Hebungsphase in den 1980iger-Jahren lag der Monatsrekord bei mehr als 1200 Erschütterungen. Damals wurde zahlreiche Gebäude in der Altstadt von Pozzuoli beschädigt und mussten aufwendig renoviert werden.

Die allermeisten Beben manifestierten sich in Tiefen oberhalb von 5 km und konzentrieren sich dabei in einer Zone zwischen 3 und 1 km Tiefe. Sie sind also in dieser Zone stark an das Hydrothermalsystem des Vulkans gebunden. Schaut man sich Karte und Tiefenlage der Beben an, erkennt man, dass es zwischen 5 und 3 km Tiefe einen Kanal geben könnte aus dem magmatische Fluide vom Dach des Magmenkörpers aus aufsteigen. Er liegt direkt im Golf.

Nicht nur die Seismizität war im April hoch, sondern auch die Bodenhebung. Sie lag im April bei 15 mm. Seit 2005 hob sich der Boden an der Messstation RITE um 108 cm.

Zusammenfassung:

  • Der Calderavulkan Campi Flegrei wurde von einem weiteren Erdbebenschwarm erschüttert.
  • Er bestand aus 30 Erdbeben, mit der stärksten Magnitude von 1,6.
  • Im April wurde ein neuer Bebenrekord aufstellt: es waren 675 Erdbeben.
  • Bodenhebung lag im April bei bei 1,5 cm.

Erdbeben in Vulkanregionen am 26.04.23

Schwarmbeben auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Mehrere Monate war die Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten von Island vergleichsweise gering, doch das änderte sich gestern mit einem Schwarmbeben, das sich ca 4 km nördlich von Grindavik ereignete. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 104 schwache Erschütterungen unter Reykjanes, die meisten davon im besagten Areal bei Grindvik. Die Beben hatten überwiegend geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und streuende Hypozentren in Tiefen zwischen 2 und 8 km. Sie manifestierten sich in etwa in dem Bereich des Areals Thorbjörn/Svartsengi, in dem im letzten Frühjahr ebenfalls Beben nach einer Pause einsetzten und sich ein Magmatischer Gang bildete, der später das Magma weiter in Richtung Fagradalsfjall leitete. Die aktuelle Bebenserie könnte wieder mit Fluidbewegungen in Verbindung stehen, wobei es mir noch nicht nach einem massiven Magmenaufstieg aussieht. Als Ursache kommen aber ebendso gut Setzungen im alte Gang infrage, oder aber rein tektonische Ursachen. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob sich hier wieder Magmen akkumulieren. Isländische Geowissenschaftler postulierten in den letzten beiden Jahren ja, dass wie eine langfristig wirkende Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel zu erwarten haben und dass weitere Vulkanausbrüche folgen werden.

Erdbeben gab es aber nicht nur im Bereich von Reykjanes, sondern auch in anderen vulkanisch aktiven Zonen der Insel. So gab es einige Beben unter dem subglazialen Calderavulkan Katla und im Bereich des Grimsvötn unter dem Vatnajölkull. Erwähnenswert ist eine Zunahme der Seismizität auch im Bereich von Askja und Herdubreid. Im Areal des Vatnajökulls wurden 31 Erschütterungen festgestellt. Unter ganz Island waren es 175 Beben. einige manifestierten sich auch entlang der Tjörnes-Fracture-Zone. Zusammenfassen lässt sich sagen, dass die Beben zeigen, dass Island tektonisch sehr aktiv ist. Ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch lässt sich an Hand der Seismizität nicht ableiten. Mittelfristig betrachtet könnte es aber durchaus wieder eine Eruption auf Island geben. Alle hier genannten Vulkane kommen als nächsten Schauplatz des Geschehens infrage.


Campi Flegrei mit erhöhter Seismizität

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bleibt die Seismizität recht hoch. In den letzten Tagen kam es zu zahlreichen Erdbeben, mit einem Höhepunkt der Seismizität am Wochenende. Im letzten Wochenbulletin vom INGV heißt es, dass es in der Vorwoche 67 Erdbeben gegeben hat. Die Bodenhebung bleibt mit 15 mm im Monat ebenfalls hoch. Die Gastemperaturen an der Pisciarlli-Fumarole lagen im Durchschnitt bei 96 Grad.


Kilauea: Seismizität über Hintergrund-Niveau

Das HVO brachte eine kurze Meldung heraus, nach der die Seismizität unter dem Kilauea leicht erhöht ist und über dem Hintergrundniveau liegt. Gestern wurden gut 115 Erschütterungen festgestellt. Sehr wahrscheinlich sind auch hier Fluidbewegungen für die Beben verantwortlich.

Das stärkste Erdbeben manifestierte sich heute auf Hawaii aber nicht unter dem Kilauea, sondern im Osten des Vulkans Mauna Loa. Es hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum das in 1 km oberhalb des Meeresspiegels lag und sich somit mitten im Vulkan befandet. Die Bodenhebung in ungewöhnlich stark, wird bis jetzt vom HVO aber nicht thematisiert. Dort ist noch von geringer Inflation die Rede.

Erdbeben-Update 18.04.23: Campi Flegrei

Intensivierung des Schwarmbebens unter der Campi Flegrei

Datum 18.04.23 | Zeit: 00:00:03 UTC | 40.801 ; 14.112 | Tiefe: 4,7 km | ML 2,0

Seit gestern hat die Anzahl der Erdbeben unter dem italienischen Calderavulkan wieder zugenommen. Es wurden 22 Einzelbeben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 4700 m Tiefe. Das Epizentrum befindet sich offshore im Golf von Pozzuoli, wo es auch weitere Beben gab. Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man die Bildung von 3 Clustern. Nach wie vor finden die meisten Beben im Bereich des Solfatarakraters statt. Ein zweiter Cluster bildete sich nahe der Südostküste von Pozzuoli. Nun ein dritter Haufen mitten im Golf. Auffällig ist auch, dass gerade die Erdbeben mit Magnituden größer als 1,5 in größeren Tiefen ereignen als die Mikrobeben. Es ist gut möglich, dass diese Beben tektonischen Ursprungs sind und sich an Störungszonen ereignen, aber durch Spannungsaufbau infolge von Magmeninflation entstehen, während die Mikroseismizität direkt durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem ausgelöst wird.

Heute erschien das neue Wochenbulletin des INGVs Neapel zur Aktivität des Calderavulkans. Demnach gab es in der Wochen vom 10. bis zum 16. April 66 Erdbeben. Das Stärkste hat eine Magnitude von 2,9. Die Hebungsrate beträgt seit Jahresanfang ca. 15 mm im Monat. Seit letztem Januar hob sich der Boden an der Messstation RITE um 17,5 cm. Seit Januar 2011 summiert sich die Bodenhebung auf 101,5 cm. Es gibt keine wesentlichen Veränderungen in der Geochemie der ausgestoßenen Gase. Der Kohlendioxid-Gasflux bleibt erhöht. Die Gastemperaturen an der Pisciarelli-Fumarole liegen weiterhin bei 96 Grad.

Trotz Erdbeben, Bodenhebung und Gasausstoß scheint ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorzustehen, dennoch ist die Besorgnis bei Teilen der Bevölkerung groß, denn die Stadt Pozzuoli liegt mitten in der Caldera. Hier würde sich schon ein normaler Ausbruch fatal auswirken, zumal der Vulkan dazu neigt Explosionen zu erzeugen. Große Ausbrüche würden die Nachbarstadt Neapel gefährden.


Weitere Kurzmeldungen:

Fidschi Inseln: Erdbeben Mw 6,6

Datum 18.04.23 | Zeit:04:31:42 UTC | 22.37 S ; 179.42 E | Tiefe:  564 km | Mw 6,6

Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden ereignete sich südlich der Fidschi-Inseln und hatte eine Moment-Magnitude von 6.6. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 564 km angegeben. Somit handelt es sich um eine Mantelbeben. Das Epizentrum befand sich 481 km süd-südöstlich von Suva.


Yellowstone mit Schwarmbeben

Seit gut 2 Tagen gibt es einen Erdbebenschwarm im Yellowstone Nationalpark. Er manifestiert sich unter den Shoshone-Lake und besteht aus gut 60 Einzelbeben. Es ist einer der stärksten Schwärme der letzten Monate. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3.0 und ein Hypozentrum in 16 km Tiefe.


Island mit Erdbeben M 4,2

Vor der Nordküste von Island manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Es hatte einen Erdbebenherd in km Tiefe und wurde 34.8 km westlich von Grímsey verortet. Es ist mit den Störungen der TFZ assoziiert. Es kam zu zahlreichen schwächeren Beben.

Erdbeben-News am 16.04.23: Campi Flegrei

Erdbeben Md 2,8 unter der Caldera Campi Flegrei

Datum 15.04.23 | Zeit:  05:54:37 UTC | 40.816 ; 14.158 | Tiefe: 2,4 km | Md 2,8

Unter dem Phlegräischen Feldern gab es gestern ein Erdbeben der Magnituden 2,8, dessen Vibrationen von den Anwohnern der Caldera wahrgenommen wurden. Schuld daran dürfte der flach gelegene Erdbebenherd gewesen sein, der sich in nur 2,4 km Tiefe befand. Das EMSC verortete das Epizentrum 10 km west-südwestlich von Neapel. Die Lokalisierung geht anhand der Detailkarte des INGVs genauer: Demnach befand sich der Epizentralpunkt kurz vor der Küste südlich der Altstadt von Pozzuoli, noch genauer, vor der Via Pozzuoli. Das Beben war Teil des Schwarms, der die Caldera seit Jahren erschütterte. Seit vorgestern registrierten die Seismometer 24 Erschütterungen, von denen die eingangs beschriebene die stärkste war. Die Beben konzentrierten sich diesmal nicht nur auf den Bereich der Solfatara, sondern streuten ein wenig in der Bucht von Pozzuoli.

Wie nach jedem spürbaren Erdbeben wächst die Besorgnis, dass es bald zu einer Eruption des Calderavulkans kommen wird, doch ob- und wenn wann die Erdbeben in einer Eruption gipfeln werden ist völlig offen. Die Erdbeben sind auch nur das Symptom des eigentlichen Problems, dass durch die Bodenhebung infolge der Inflation magmatischer Fluide zu Stande kommt.

Im letzten Wochenbericht hieß es, dass im Beobachtungszeitraum 3.-9- April 2023 die Bodenhebung weiterhin bei ca. 15 Millimetern im Monat lag. Seit 2011 beträgt die Hebung an der Messstation RITE 101 cm. Auffällig ist, dass die durchschnittliche Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole bei 96 Grad lag und damit deutlich höher war, als in den letzten Monaten. Dieser Effekt könnte allerdings dem Umstand geschuldet sein, dass man beim INGV Napoli die Gastemperaturen in 5 m Entfernung zum Gasaustritt misst und sich die normale Lufttemperatur auf die Messungen auswirken dürfte. In der letzten Woche wurden insgesamt 37 Erdbeben detektiert.

Apropos Italien: Nordwestlich der Liparischen Inseln gab es heute ein Erdbeben Ml 2,9 mit einem Hypozentrum in 9 km Tiefe. Auch im Bereich von Vulcano gab es in den letzten Tagen wieder mehrere schwache Erdstöße.

Erdbeben-News 11.04.23: Bali

Bali: Erdbeben Mb 5,1

Datum 10.04.23 | Zeit: 00:37:30 UTC | 9.61 S ; 115.18 E | Tiefe: 60 km | Mb 5.1

Südlich der indonesischen Insel Bali gab es seit gestern drei moderate bis starke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung brachte es auch Mb 5,1 und hatte ein Hypozentrum in 60 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 99 km südlich von Kuta verortet. In den letzten Wochen gibt es wieder häufiger Erdbeben in der Region um Bali und Lombok. Während die Beben nördlich der Inseln mit dem Flores-Thrust in Verbindung stehen, finden die Beben südlich der Inseln ihren Ursprung in der Subduktion am Sund-Graben, an dem die Indoaustralische Platte unter die Eurasische Platte abtaucht und partiell geschmolzen wird. Diese Schmelze tritt an den Vulkanen der Region aus.

Auf Bali ist vor allem der Gunung Agung, der durch seine Eruption im Jahr 2017 für Aufregung sorgte. Auf Lombok ließ die Schmelze den Gunung Rinjani wachsen. Er wäre eigentlich mal wieder mit einer Eruption dran. Am Rinjani werden täglich mehrere tektonisch bedingte Erdbeben registriert, allerdings kommt es auch täglich zu einigen Erdbeben vulkanotektonischen Ursprungs und sogar zu Erschütterungen mit niedrigen Frequenzen. Sie deuten auf Fluidbewegungen unter dem Vulkan hin. Längerfristig betrachtet könnte sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten. Eine unmittelbar bevorstehende Eruption kann ich aus den geophysikalischen Parametern aber nicht ableiten. Der Alarmstatus steht auf „gelb“. Der Vulkan ist moderat unruhig und könnte sich mittelfristig auf einen Vulkanausbruch vorbereiten.

Am Gunung Agung gibt es nur vereinzelte vulkanisch-bedingte Erdbeben. Hier ist eine neue Eruption in nächster Zeit unwahrscheinlich. Der Alarmstatus steht auf „grün“. Das bedeutet nicht, dass alles o.k. ist, sondern dass es eine leichte Unruhe am Vulkan gibt.


Erdbeben M 2,7 unter der Campi Flegrei

Gestern manifestierte sich unter der süditalienischen Caldera ein Erdbeben Md 2,7. Der Erdbebenherd befand sich in 2700 m Tiefe. Das Epizentrum lag auf dem nördlichen Kraterrand der Solfatara. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Caldera wahrgenommen. Videoaufnahmen von Überwachungskameras zeigen Zimmerpflanzen, deren Blätter in Schwingung geraten waren. Normalerweise sind Erdbeben erst ab einer Magnitude von 3 zu spüren. Da das Hypozentrum flach lag, war es zu spüren gewesen, obwohl es unter der Schwelle der normalen Wahrnehmbarkeit lag. Das Beben war Teil eines Schwarms aus 28 Einzelbeben. Die Caldera ist seismisch sehr aktiv. Bereits im letzten Monat wurde ein neuer Rekord mit 620 Erschütterungen registriert.


Schwarmbeben am Herdubreid

Seit einigen Tagen ist die seismische Aktivität im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid erhöht. Innerhalb von 24 Stunden registrierte IMO gut 90 Erschütterungen, die sich überwiegend südlich des Herdubreids und damit nördlich der Askja-Caldera ereigneten. Die Beben sind von besonderem Interesse, weil der Herdubreid zum Askja-System gehört und die Beben von einer Magmenintrusion ausgelöst werden könnten, die von Askja ausgeht und in Form eines Magmatischen Gangs in Richtung Herdubreid migriert. In der Askja-Caldera kommt es zu Bodenhebungen infolge einer Magmenintursion. Dort hob sich der Boden an der Messstation OLAC inzwischen um fast 53 cm. Im Februar war es zu einer ungewöhnlichen Eisschmelze gekommen, die durch heiße Fluide ausgelöst worden sein soll. Allem Anschein nach bereitet sich der Vulkan auf eine Eruption vor, doch ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, ist weiter ungewiss.

Campi Flegrei: News am 09.04.23

Mehr als 600 Erdbeben unter der Caldera Campi Flegrei

Im Monat März ereigneten sich mehr als 600 schwache Erdbeben unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Diese Rekordmeldung der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann, geht aus dem Monatsbulletin des INGV-Neapel hervor. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,8 und manifestierte sich am 13. März. Darüber hinaus ereigneten sich 3 Schwarmbeben, die wie folgt beschrieben werden:

● Das Erste, ab 03:26 UTC am 02/03/2023 bestehend aus 12 Erdbeben mit -0,3≤Md≤1,5 (±0,3)
die in der Gegend von Pozzuoli auftraten.
● Das Zweite, um 05:24 UTC am 24/03/2023, bestehend aus 38 Erdbeben mit -0,5≤Md≤2,6
(±0,3), die in der Region Solfatara-Pisciarelli auftraten.
● Das Dritte, ab 13:05 UTC am 31.03.2023, bestehend aus 14 Erdbeben mit -1,1≤Md≤1,8 (±0,3)
ereignete sich im Solfatara-Gebiet.

Von den insgesamt 612 registrierten Erschütterungen waren die meisten zu schwach, um sie genau zu lokalisieren. Es handelte sich also um sehr schwache Mikrobeben mit zum Teil negativen Magnitudenwerten. Bei 238 Erschütterungen gelang die Lokalisierung von Epi- und Hypozentrum. Das sind die Beben, die auf der Shakemap des INGV eingezeichnet werden und über die vnet für gewöhnlich berichtet. Neben der reinen Anzahl der Beben erreichte auch die kumulierte Energie einen neuen Höchstwert. Er lag bei fast 1,2 GJ.

Die Epizentren der meisten Beben konzentrierten sich auf den zentralen Bereich der Campi Flegrei in dessen Mitte sich die Solfatara befindet. Die meisten Beben lagen in Tiefen von einigen Hundert Metern bis zu 4 km. Damit spielte sich das Beben-Geschehen zum größten Teil in der hydrothermalen Zone ab. Dennoch spricht die Aktivität dafür, dass der Magmenkörper, der in mehr als 5 km Tiefe sitzt, auflädt und das Hydrothermalsystem befeuert. Dafür spricht auch die anhaltend hohe Inflation von ca. 15 mm pro Monat.

Die restlichen geophysikalischen und geochemischen Parameter bewegten sich auf erhöhtem Niveau. Besonders auffällig ist der weiter steigende Anteil an magmatischem Kohlendioxid in den fluiden des Hydrothermalsystems. Der geschätzte CO2-Fluss aus dem Boden für das gesamte Solfatara-Gebiet beträgt etwa 3000 Tonnen am Tag. Das ist mehr, als zuletzt vom Lavasee des Vulkans Kilauea emittiert wurde.

Erdbeben-News 24.03.23: Schwarmbeben

Heute gibt es gleich 2 Schwarmbeben in vulkanisch aktiven Regionen. Sie finden sich in Süditalien und auf Island. Konkret ist die Rede von einem Schwarm in der italienischen Caldera Campi Flegrei und auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Reykjanes: Schwarmbeben bei Bláfjallaskáli

Der seismische Schwarm bei Bláfjallaskáli setzte am Mittwochabend ein, als erste Erschütterungen registriert wurden. Im Laufe der Nacht steigerte sich die Erdbebentätigkeit und bis heute Nachmittag wurden im Bereich der Reykjanes-Halbinsel 151 Erdbeben registriert. In der Region Bláfjallaskáli gab es zwar die meisten Beben, doch einige manifestierten sich auch in anderen Lokationen der Halbinsel. Laut IMO hatten 22 Beben Magnituden im 2er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Md 2,8 und hatte ein Hypozentrum in 5,8 km Tiefe. Die Erdbeben sind wahrscheinlich tektonischer Natur. Es ist nicht auszuschließen, dass die Beben zumindest indirekt mit Magmenaufstieg assoziiert sind. Doch bevor man hier über einen bevorstehenden Vulkanausbruch spekulieren kann, müsste die Aktivität wochenlang anhalten und noch stärker werden.

Bláfjallaskáli ist ein Wintersportgebiet am BláfjöllVulkansystem, dass sich in einem der 5 großen Spaltensysteme von Reykjanes befindet. Hierbei handelt es sich um das Brennisteinsfjöll- System. Zum Bláfjöll-Vulkansystem gehört auch die Lavahöhle, die als begehbare Magmakammer des Vulkans Thrihnukagigur beworben wird. Die Beben dürften den Betreiber des Betriebs nicht erfreuen.

Auch an anderen Stellen auf Island kam es zu weiteren Erdbeben. Hervorheben möchte ich einige Erschütterungen, die sich unter dem Gletschervulkan Katla ereigneten. Hier gab es in den letzten 2 Tagen 17 schwache Beben. Eine Handvoll Erdbeben gab es auch im Bereich des Askja-Herdubreid-Systems. Doch hier ist eher ein Rückgang der seismischen Aktivität festzustellen als eine Aktivitätssteigerung.


Campi Flegrei mit Schwarmbeben

Unter der süditalienischen Caldera gab (und gibt) es ein Schwarmbeben, das heute 24 Einzelerschütterungen erzeugte. Das stärkste Beben brachte es auf eine Magnitude von 2,6. Es hatte ein Hypozentrum in 2,4 km Tiefe und ein Epizentrum, das ein wenig östlich des Kraterandes der Solfatara lag. Die Bodenhebung hält unvermindert an.

Im letzten Bulletin hieß es, dass sich der Boden seit 2011 bis jetzt um 1 Meter hob. Die restlichen geophysikalischen Parameter lagen im Bereich dessen, was man mittlerweile gewöhnt ist.

Zusammenfassung:

  • Im isländischen Vulkangebiet von Bláfjöll kommt es zu einem Schwarmbeben.
  • Bis jetzt wurden gut 150 Beben in dem Areal registriert.
  • Einen Erdbebenschwarm gibt es auch unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei.
  • Hier wurden 24 Beben festgestellt.

Caldera Campi Flegrei am 15.03.23

Campi Flegrei: Erdbeben, Bodenhebung und neue Erkenntnisse zum Kohlendioxid

Unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei gab es weitere Erdbeben. Die stärkste Erschütterung der letzten Wochen ereignete sich am Montag und hatte eine Magnitude von 2,8. Das Hypozentrum befand sich in 2,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag einige Hundert Meter nördlich der Solfatara und südlich des Kraters Astroni. Seitdem gab es 11 schwächere Erschütterungen.

Im Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 6.-12. März 2023 heißt es, dass 29 Erdbeben registriert wurden. Das Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 2,2. Die Bodenhebung bliebt bei 15 mm im Monat und beträgt seit 2005 mehr als 105 cm. Betrachtet man die Bodenhebung seit 2011, dann kommt man auf einen Wert von 95 cm. Die Gastemperaturen der Pisciarell-Hauptfumarole schwankten zwischen 79 und 95 Grad und hatten einen Durchschnittswert von 82 Grad. Die großen Schwankungen beruhen wahrscheinlich auf meteorologischen Effekten, denn es wird in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen.

Neue Studie enthüllt Herkunft des Kohlendioxids

Es wurde eine neue INGV-Studie veröffentlicht, die den steigenden Kohlendioxid-Ausstoß der letzten Jahre zum Untersuchungsgegenstand hatte. Seit dem Jahr 2005 stieg der Kohlendioxid-Ausstoß kontinuierlich an. Damit ging eine Erhöhung der Fumarolentemperaturen einher. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass zwischen 20% und 40% des ausgestoßenen Kohlendioxids von nicht magmatischen Quellen stammt. Laut Aussage der INGV-Forscherin Lucia Pappalardo stößt der Calderavulkan aktuell täglich zwischen 3000-5000 Tonnen Kohlendioxid pro Tag aus. Das meiste Gas entweicht dabei den Fumarolen im Bereich der Solfatara. Der Gasausstoß liegt in dem Bereich, wie er für eruptierende Vulkane typisch ist. So entwichen dem Kilauea-Lavasee zuletzt gut 2800 Tonnen Kohlendioxid am Tag. Das geruchslose Gas ist nach Wasser die zweitflüchtigste Substanz im Magma, doch besonders in großen Calderen mit einem ausgeprägten Hydrothermalsystem kann das Kohlendioxid auch aus anderen Quellen als dem Magma stammen. Um ein möglichst genaues Bild der Prozesse im Untergrund zu erhalten, ist es wichtig zu verstehen, woher das Kohlendioxid stammt.

Der INGV-Forscher Gianmarco Buon erklärte, dass bis zu 40 Prozent des emittierten Kohlendioxids aus der Auflösung von hydrothermalem Kalzit in den Gesteinen des Untergrunds stammen, während der Rest aus tiefen magmatischen Quellen kommt. Saure hydrothermale Lösungen lösen chemische Reaktionen im umgebenden Kalkgestein aus. Somit steigt deutlich weniger Kohlendioxid direkt aus dem Magmenkörper des Vulkans auf, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Dennoch ist der Wert des emittierten magmatischen Kohlendioxids immer noch hoch. (Quelle: Geology: “Discriminating carbon dioxide sources during volcanic unrest: The case of Campi Flegrei caldera“ und Pressemeldung INGV)