Vulkan Campi Flegrei mit Erdbeben – News vom 11.06.23

Erdbeben ML 3,6 erschüttert italienischen Caldera-Vulkan Campi Flegrei

Datum 11.06.23 | Zeit: 06:44:25 UTC | 40.831; 14.111 | Tiefe: 11 km | ML 3,6

Heute Morgen erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 3,6 den italienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Das Hypozentrum befand sich in 2600 m Tiefe. Das Epizentrum lag an der Küste östlich des Monte Nuovo und westlich des Solfatara-Kraters. Der Erdstoß ereignete sich um 06:44:25 UTC (08:44:25 Uhr Lokalzeit) und konnte von den Anwohnern deutlich wahrgenommen werden. Dem EMSC liegen entsprechende Meldungen vor. Demnach war der Erdstoß 4 bis 5 Sekunden zu spüren gewesen. Zusammen mit einem anderen Erdbeben M 3,6, dass sich im März letzten Jahres ereignet hatte, zählt der Erdstoß zu den stärksten der aktuellen Hebungsphase.

Die Erdbebentätigkeit ist seit einigen Wochen im Bereich der Campi Flegrei recht hoch. Es ist praktisch ein kontinuierliches Schwarmbeben in Gange, bei dem es täglich zu mehreren schwachen Erschütterungen kommt. Im INGV-Monatsbericht für den Mai heißt es, dass 661 Erschütterungen registriert wurden. Ein Wert, der nahe am Spitzenwert vom April liegt, als es zu 685 Beben kam. Die Werte dieses Jahr führen die Spitze der Histogramme der aktuellen Hebungsphase an und zeigen, dass die Seismizität deutlich zugenommen hat. Dennoch wurden bei der Hebungsphase in den 1980igern in Spitzenzeiten doppelt so viele Erdbeben registriert.

Die Bodenhebung blieb auch im Mai mit 15 mm pro Monat hoch. Dieser Wert wurde an der Messstation RITE gemessen. Betrachtet man die Messwerte genauer, dann erkennt man für die letzten Wochen im Mai eine leichte Subsidenz. Es sieht so aus, als würde die Bodenhebung in Phasen erfolgen, während deren sie stark zunimmt um dann einige Wochen zu stagnieren oder leicht abzunehmen. Im Wochenbericht für die erste Juniwoche sieht man, dass es aktuell wieder zu einer Hebungsphase kommt. Die Hebung wird vom INGV weiterhin mit 15 mm/Monat angegeben.

Die Gastemperaturen der Hauptfumarole von Pisciarelli liegen weiterhin bei durchschnittlich 96 Grad.

Die Vulkanologen kommen zu dem Schluss, dass sich der allgemeine Trend fortsetzt, der schon seit Monaten beschrieben wird und sehen keine besorgniserregenden Änderungen im Verhalten des Calderavulkans. Für die Anwohner der Region ist die Entwicklung natürlich besorgniserregend, umso mehr, wenn es zu spürbaren Erdbeben kommt, wie es heute der Fall war. Dann wird den Menschen bewusst, dass sie auf einem Pulverfass leben. Eine neuen Studie zufolge ist das Ausbruchsrisiko größer als von vielen Spezialisten angenommen.

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 25.05.23

Weiteres Schwarmbeben erschüttern die Campi Flegrei

Datum 25.05.23 | Zeit: 14:24:05 UTC | 40.8400 ; 14.1188 | Tiefe: 3,3 km | Md 1,9

Heute gab es wieder eine rege Erdbebentätigkeit unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Es manifestierten sich 22 schwache Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Das stärkste Neben hatte eine Magnitude von 1,9 und eine Herdtiefe von 3,3 km. Das Epizentrum lag am Ostfuß des Monte Nuovo und ausnahmsweise nicht in der Solfatara. Aber keine Sorge, unser liebster Krater der Phlegräischen Felder ist nicht etwa still geworden, denn die meisten anderen Beben ereigneten sich in seinem direkten Umfeld.

Am Dienstag erschien das wöchentliche Bulletin des INGV mit den Daten zum Beobachtungszeitraum 15. bis 21. Mai 2023. In dieser Woche wurden 49 Erschütterungen detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die Hebungsrate des Bodens blieb bei dem bekannten Wert von 15 mm im Monat. Er wird als relativ hoch eingestuft. Seit Januar 2011 hob sich der Boden an der Messstation RITE um 103,5 cm. Die Dampftemperaturen an der Hauptfumarole in Pisciarelli lag bei Durchschnittlich 96 Grad. Gemessen wird in 5 m Entfernung zum Dampfaustritt, was es schwierig macht den Wert mit Fumarolentemperaturen anderer Vulkans zu vergleichen.

In den sozialen Medien wurde eine Fotoserie geteilt, auf der man umgekippte Zäune im Solfatarakrater sieht. Das Gebiet des Campingplatzes sah hingegen aufgeräumt aus. Doch insgesamt schaut es mir nicht danach aus, als würde man den Zugang zum Krater zeitnahe wieder öffnen. Ich erwähne dass, weil vor einige Wochen entsprechende Meldungen durchs Netz geisterten, die ich hier aufgegriffen hatte. Auf jeden Fall scheint es mir verfrüht einen Urlaub dort zu planen. Schade eigentlich, denn seit dem Jahr 1900 war das Gebiet für Besucher offiziell zugänglich. Neben der erhöhten seismischen Aktivität in der Campi Flegrei, war ein Unfall mit 3facher Todesfolge der Grund für die Schließung des parkähnlichen Areals im Jahr 2017.

Erdbebenschwarm am Ätna

Da ich gerade über Erdbeben in Süditalien schreibe: am Ätna auf Sizilien gab es am 23. Mai ein vergleichbares Schwarmbeben wie heute an der Campi Flegrei. Somit setzte sich die erhöhte Seismizität, die wir vor der Eruption am Sonntag beobachten konnten fort. Die Beben manifestierten sich diesmal im westlichen Gipfelbereich, hatten schwache Magnituden und lagen nahe der Erdoberfläche. Ihre Herkunft ist unklar, könnte aber im Zusammenhang mit dem Lavastrom stehen, der zwei Tage zuvor in dem Areal noch aktiv war. Allerdings streuen die Beben über eine größere Fläche und folgen nicht exakt der Bahn des Lavastroms, wobei sich natürlich die Frage stellt, wie exakt sie lokalisiert wurden. Denkbar ist auch, dass sie menschengemacht waren.

Vulkane Italiens – News am 17.05.23

Die italienischen Feuerberge stehen hoch in der Gunst der Leserschaft auf Vnet, daher lest ihr hier heute ein kleines Update zu den Vulkanen Campi Flegrei, Stromboli und Vulcano, da zu diesen Vulkanen gestern neue Berichte des INGV erschienen.

Campi Flegrei mit anhaltender Inflation

Am süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bleibt die Bodenhebung infolge der Inflation magmatischer Fluide weiterhin hoch. An der Messstation RITE beträgt sie 15 mm im Monat. So hob sich der Boden seit Januar 2011 um 103 cm. Die Bodenhebung geht einher mit einer regen Seismizität. Im Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 8. bis 14. Mai 2023 wurden in der Region Campi Flegrei 51 Erdbeben festgestellt. Die meisten Beben akkumulieren sich in kleinen Schwärmen. So gab es am 15. Mai einen Schwarm, der aus 15 Beben bestand.

Die Vulkanologen des INGVs registrierten keine signifikanten Veränderungen bei den geochemischen Parametern. Der Ausstoß von magmatischen Kohlendioxid beliebt hoch und liegt bei ca. 3000 Tonnen am Tag. Das entspricht dem Wert von aktiven Vulkanen. Dieser Wert ist ein Referenzwert, der im letzten Jahr bei einer groß angelegten Messkampagne ermittelt wurde, bei der der Kohlendioxidausstoß an hunderten Messpunkten im gesamten Solfatara-Gebiet ermittelt wurde. Für die tägliche Überwachung misst man nur an einigen Stellen und geht davon aus, dass der Gesamtausstoß in etwa gleichbleibt, wenn sich an den Messpunkten nichts ändert.

Unverändert ist auch die Gastemperatur an der Pisciarelli-Fumarole geblieben. Sie beträgt etwa 96 Grad. Der Temperatursensor ist in 5 Meter Entfernung zum Gasaustritt fest installiert.

Die beschriebenen Phänomene Bodenhebung, Erdbeben und Gasausstoß stehen werden von einer gesteigerten Aktivität des Hydrothermalsystems verursacht, dass sich unter der Campi Flegrei in langen Zyklen auflädt und wieder entlädt, meistens ohne dass es zu einer Eruption kommt. Man geht davon aus, dass das Hydrothermalsystem von einem Magmenkörper befeuert wird, der sich in mehr als 5 km Tiefe befindet. Wenn hier von magmatischen Fluiden gesprochen wird, ist nicht zwangsläufig Magma gemeint, es sind in der Regel Gase und Tiefenwässer, die sich durch die Erdwärme ausdehnen und in flacherliegende Regionen aufsteigen.

Stromboli mit Explosionszunahme

Die Vulkanologen vom INGV Catania beobachteten in den letzten Wochen eine leichte Zunahme der explosiven Aktivität. Die stündliche Gesamthäufigkeit der Explosionen schwankte zwischen durchschnittlichen Werten (10 Ereignisse/h) und hohen Werten (17 Ereignisse/h). Die Intensität der Explosionen war vor allem im N-Kraterbereich gering und im CS-Kraterbereich mittelstark. Die geophysikalischen Parameter erwiesen sich als stabil. Es gab nur eine leichte Abnahme des Schwefeldioxidausstoßes. Anzeichen für einen außergewöhnlichen Magmenaufstieg gab es nicht. So können Neugierige die Eruptionen von Quota 400 aus (mit Führer) und von Quota 290 (ohne Führer) bewundern. Die Pizzeria am Punta Labronzza ist geöffnet. Der Aufstieg zum Krater bleibt gesperrt.

Vulcano mit leichter Entspannung der Lage

Letzte Woche konnte man auf der Shakemap des INGVs einige Erdbeben sehen, die sich vor allem im Westen des Liparischen Archipels zutrugen. Auch im Bereich von Vulcano gab es ein schwaches Erdbeben. Im Bulletin der Vulkanologen ist zu lesen, dass der Gasausstoß noch an vielen Messstellen erhöht ist. Die allgemeine Tendenz ist aber schwach rückläufig, mit Ausnahme der Messstation P4max, wo der Kohlendioxid-Ausstoß leicht stieg. Starke Regenfälle störten die Temperaturmessungen an den Fumarolen, doch in dem Bulletin heißt es, dass die Gastemperaturen am Krater noch hoch waren. Alles in Allem zeigen die Messwerte, dass es im Untergrund einen aktiven Magmenkörper gibt, er aber keine Anstalten macht final aufzusteigen.

Erdbeben-News am 08.05.23: Pazifik

South Pacific Rise: Erdbeben Mw 5,8

Datum 08.05.23 | Zeit: 06:02:16 UTC | 55.93 S ; 121.75 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Das stärkste Erdbeben der letzten Tage manifestierte sich am Südlichen Pazifikrücken nahe der Antarktis. Es hatte eine Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3195 km westlich von Puerto Natales in Chile verortet. Alleine diese Verortung zeigt, dass sich das Beben mitten unter dem Ozean abspielte.

Beim Südlichen Pazifikrücken handelt es sich um einen untermeerischen Gebirgszug, der sich über eine Länge von mehr als 4.000 Kilometern erstreckt und zunächst grob in Nord-Süd-Richtung verläuft und dann in Richtung Nordost/Südwest abknickt. Es handelt sich um einen divergenten Ozeanischen Rücken, der die Grenze zwischen den tektonischen Platten des Pazifischen Ozeans und der Antarktis bildet. Entlang des Rückens entfernen sich die tektonischen Platten voneinander. Die jährliche Rate beträgt zwischen 5,4 und 7,6 cm. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die durch die Spreizung entstehende Lück zwischen den Platten mit Lava aufgefüllt wird. Als Motor hinter diesen divergenten Plattenbewegungen galt früher aufsteigendes Magma, das in der Mitte zwischen zwei gegensätzlich rotierenden Konvektionsströmen aufsteigt. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass die Subduktion an den konvergenten Plattengrenzen am Rand der Ozeanplatte diese nach unten zieht und es somit an der Naht in der Mitte der Ozeane zu der Divergenz kommt. Das Magma dort würde also in erster Linie infolge von Druckentlastung aufsteigen.

Der Rücken wird durch eine Reihe Ost-West streichender Transformstörungen segmentiert und versetzt. Diese Transformstörungen ziehen sich vom Fidschi-Graben aus durch den ganzen Südpazifik in Richtung des südafrikanischen Drake Passage zwischen der Antarktis und Südafrika. Der aktuelle Erdstoß ereignete sich genaugenommen an einer Kreuzung zwischen einer dieser großen Transformstörungen mit einem Segment des Südlichen Pazifikrückens.


Erdbeben M 3,4 unter der Solfatara

Datum 08.05.23 | Zeit: 02:28:34 UTC | 40.83 N ; 14.14 E | Tiefe: 2,7 km | ML 3.4

Bereits gestern berichtete ich über die erhöhte Erdbebenaktivität unter dem süditalienischen Caldera-Vulkan Campi Flegrei. Nachts ereignete sich dann das stärkste Erdbeben der letzten Wochen. Es hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 2,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag auf dem Nordrand des Solfatara-Kraters. Trotz der nachtschlafenden Zeit des Bebens, liegen dem EMSC Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge aus Neapel beschreibt das Beben als relativ stark.


Erdbeben ML 3,2 bei den Liparische Inseln

Datum 08.05.23 | Zeit: 03:39:19UTC | 38.49 N ; 13.98 E | Tiefe: 45 km | ML 3.2

Westlich des sizilianischen Archipels der Liparischen Inseln bebte es mit einer Magnitude von 3,2. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 45 km und damit bereits in der Asthenosphäre. In den letzten Wochen ist die Seismizität der Vulkaninseln leicht überdurchschnittlich. Es kommt vor allem zu tiefen Erdbeben im Osten des Tyrrhenischen Meeres.

Campi Flegrei mit Schwarmbeben- News vom 07.05.23

Ein weiterer Erdbebenschwarm erschüttert den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 06.05.23 | Zeit: 05:42:04 UTC | 40.821; 14.133 | Tiefe: 1,7 km | ML 1,6

Gestern kam es zu einem weiteren Erdbebenschwarm des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei, der den größten Teil des Golfs von Pozzuoli einnimmt. Der Schwarm bestand aus ca. 30 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,6 und einen Erdbebenherd von 1,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag nahe der Küste südwestlich der Solfatara. Die Mehrzahl der Beben hatte Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Das INGV veröffentlichte dieser Tage das neue Bulletin zum Monat April. Vnet-Leser Niklas machte mich darauf aufmerksam, dass es in diesem Monat einen neuen Erdbebenrekord gegeben hatte: es wurden 675 Erschütterungen detektiert. Seit dem Beginn der aktuellen Bodenhebungsphase im Jahr 2005 hatte es in keinem Monat mehr Beben gegeben. Dabei wurde bereits im März ein neuer Rekord aufgestellt. Damals wurden 592 Beben detektiert. Wie es aussieht, ist immer noch Luft nach oben, was die Steigerung der Seismizität betrifft. Während der Hebungsphase in den 1980iger-Jahren lag der Monatsrekord bei mehr als 1200 Erschütterungen. Damals wurde zahlreiche Gebäude in der Altstadt von Pozzuoli beschädigt und mussten aufwendig renoviert werden.

Die allermeisten Beben manifestierten sich in Tiefen oberhalb von 5 km und konzentrieren sich dabei in einer Zone zwischen 3 und 1 km Tiefe. Sie sind also in dieser Zone stark an das Hydrothermalsystem des Vulkans gebunden. Schaut man sich Karte und Tiefenlage der Beben an, erkennt man, dass es zwischen 5 und 3 km Tiefe einen Kanal geben könnte aus dem magmatische Fluide vom Dach des Magmenkörpers aus aufsteigen. Er liegt direkt im Golf.

Nicht nur die Seismizität war im April hoch, sondern auch die Bodenhebung. Sie lag im April bei 15 mm. Seit 2005 hob sich der Boden an der Messstation RITE um 108 cm.

Zusammenfassung:

  • Der Calderavulkan Campi Flegrei wurde von einem weiteren Erdbebenschwarm erschüttert.
  • Er bestand aus 30 Erdbeben, mit der stärksten Magnitude von 1,6.
  • Im April wurde ein neuer Bebenrekord aufstellt: es waren 675 Erdbeben.
  • Bodenhebung lag im April bei bei 1,5 cm.

Erdbeben in Vulkanregionen am 26.04.23

Schwarmbeben auf isländischer Reykjanes-Halbinsel

Mehrere Monate war die Seismizität auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten von Island vergleichsweise gering, doch das änderte sich gestern mit einem Schwarmbeben, das sich ca 4 km nördlich von Grindavik ereignete. Innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 104 schwache Erschütterungen unter Reykjanes, die meisten davon im besagten Areal bei Grindvik. Die Beben hatten überwiegend geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und streuende Hypozentren in Tiefen zwischen 2 und 8 km. Sie manifestierten sich in etwa in dem Bereich des Areals Thorbjörn/Svartsengi, in dem im letzten Frühjahr ebenfalls Beben nach einer Pause einsetzten und sich ein Magmatischer Gang bildete, der später das Magma weiter in Richtung Fagradalsfjall leitete. Die aktuelle Bebenserie könnte wieder mit Fluidbewegungen in Verbindung stehen, wobei es mir noch nicht nach einem massiven Magmenaufstieg aussieht. Als Ursache kommen aber ebendso gut Setzungen im alte Gang infrage, oder aber rein tektonische Ursachen. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob sich hier wieder Magmen akkumulieren. Isländische Geowissenschaftler postulierten in den letzten beiden Jahren ja, dass wie eine langfristig wirkende Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel zu erwarten haben und dass weitere Vulkanausbrüche folgen werden.

Erdbeben gab es aber nicht nur im Bereich von Reykjanes, sondern auch in anderen vulkanisch aktiven Zonen der Insel. So gab es einige Beben unter dem subglazialen Calderavulkan Katla und im Bereich des Grimsvötn unter dem Vatnajölkull. Erwähnenswert ist eine Zunahme der Seismizität auch im Bereich von Askja und Herdubreid. Im Areal des Vatnajökulls wurden 31 Erschütterungen festgestellt. Unter ganz Island waren es 175 Beben. einige manifestierten sich auch entlang der Tjörnes-Fracture-Zone. Zusammenfassen lässt sich sagen, dass die Beben zeigen, dass Island tektonisch sehr aktiv ist. Ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch lässt sich an Hand der Seismizität nicht ableiten. Mittelfristig betrachtet könnte es aber durchaus wieder eine Eruption auf Island geben. Alle hier genannten Vulkane kommen als nächsten Schauplatz des Geschehens infrage.


Campi Flegrei mit erhöhter Seismizität

Unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bleibt die Seismizität recht hoch. In den letzten Tagen kam es zu zahlreichen Erdbeben, mit einem Höhepunkt der Seismizität am Wochenende. Im letzten Wochenbulletin vom INGV heißt es, dass es in der Vorwoche 67 Erdbeben gegeben hat. Die Bodenhebung bleibt mit 15 mm im Monat ebenfalls hoch. Die Gastemperaturen an der Pisciarlli-Fumarole lagen im Durchschnitt bei 96 Grad.


Kilauea: Seismizität über Hintergrund-Niveau

Das HVO brachte eine kurze Meldung heraus, nach der die Seismizität unter dem Kilauea leicht erhöht ist und über dem Hintergrundniveau liegt. Gestern wurden gut 115 Erschütterungen festgestellt. Sehr wahrscheinlich sind auch hier Fluidbewegungen für die Beben verantwortlich.

Das stärkste Erdbeben manifestierte sich heute auf Hawaii aber nicht unter dem Kilauea, sondern im Osten des Vulkans Mauna Loa. Es hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum das in 1 km oberhalb des Meeresspiegels lag und sich somit mitten im Vulkan befandet. Die Bodenhebung in ungewöhnlich stark, wird bis jetzt vom HVO aber nicht thematisiert. Dort ist noch von geringer Inflation die Rede.

Erdbeben-Update 18.04.23: Campi Flegrei

Intensivierung des Schwarmbebens unter der Campi Flegrei

Datum 18.04.23 | Zeit: 00:00:03 UTC | 40.801 ; 14.112 | Tiefe: 4,7 km | ML 2,0

Seit gestern hat die Anzahl der Erdbeben unter dem italienischen Calderavulkan wieder zugenommen. Es wurden 22 Einzelbeben registriert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 4700 m Tiefe. Das Epizentrum befindet sich offshore im Golf von Pozzuoli, wo es auch weitere Beben gab. Betrachtet man die Shakemap, dann sieht man die Bildung von 3 Clustern. Nach wie vor finden die meisten Beben im Bereich des Solfatarakraters statt. Ein zweiter Cluster bildete sich nahe der Südostküste von Pozzuoli. Nun ein dritter Haufen mitten im Golf. Auffällig ist auch, dass gerade die Erdbeben mit Magnituden größer als 1,5 in größeren Tiefen ereignen als die Mikrobeben. Es ist gut möglich, dass diese Beben tektonischen Ursprungs sind und sich an Störungszonen ereignen, aber durch Spannungsaufbau infolge von Magmeninflation entstehen, während die Mikroseismizität direkt durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem ausgelöst wird.

Heute erschien das neue Wochenbulletin des INGVs Neapel zur Aktivität des Calderavulkans. Demnach gab es in der Wochen vom 10. bis zum 16. April 66 Erdbeben. Das Stärkste hat eine Magnitude von 2,9. Die Hebungsrate beträgt seit Jahresanfang ca. 15 mm im Monat. Seit letztem Januar hob sich der Boden an der Messstation RITE um 17,5 cm. Seit Januar 2011 summiert sich die Bodenhebung auf 101,5 cm. Es gibt keine wesentlichen Veränderungen in der Geochemie der ausgestoßenen Gase. Der Kohlendioxid-Gasflux bleibt erhöht. Die Gastemperaturen an der Pisciarelli-Fumarole liegen weiterhin bei 96 Grad.

Trotz Erdbeben, Bodenhebung und Gasausstoß scheint ein Vulkanausbruch nicht unmittelbar bevorzustehen, dennoch ist die Besorgnis bei Teilen der Bevölkerung groß, denn die Stadt Pozzuoli liegt mitten in der Caldera. Hier würde sich schon ein normaler Ausbruch fatal auswirken, zumal der Vulkan dazu neigt Explosionen zu erzeugen. Große Ausbrüche würden die Nachbarstadt Neapel gefährden.


Weitere Kurzmeldungen:

Fidschi Inseln: Erdbeben Mw 6,6

Datum 18.04.23 | Zeit:04:31:42 UTC | 22.37 S ; 179.42 E | Tiefe:  564 km | Mw 6,6

Das stärkste Erdbeben der letzten 24 Stunden ereignete sich südlich der Fidschi-Inseln und hatte eine Moment-Magnitude von 6.6. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 564 km angegeben. Somit handelt es sich um eine Mantelbeben. Das Epizentrum befand sich 481 km süd-südöstlich von Suva.


Yellowstone mit Schwarmbeben

Seit gut 2 Tagen gibt es einen Erdbebenschwarm im Yellowstone Nationalpark. Er manifestiert sich unter den Shoshone-Lake und besteht aus gut 60 Einzelbeben. Es ist einer der stärksten Schwärme der letzten Monate. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 3.0 und ein Hypozentrum in 16 km Tiefe.


Island mit Erdbeben M 4,2

Vor der Nordküste von Island manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 4,2. Es hatte einen Erdbebenherd in km Tiefe und wurde 34.8 km westlich von Grímsey verortet. Es ist mit den Störungen der TFZ assoziiert. Es kam zu zahlreichen schwächeren Beben.

Erdbeben-News am 16.04.23: Campi Flegrei

Erdbeben Md 2,8 unter der Caldera Campi Flegrei

Datum 15.04.23 | Zeit:  05:54:37 UTC | 40.816 ; 14.158 | Tiefe: 2,4 km | Md 2,8

Unter dem Phlegräischen Feldern gab es gestern ein Erdbeben der Magnituden 2,8, dessen Vibrationen von den Anwohnern der Caldera wahrgenommen wurden. Schuld daran dürfte der flach gelegene Erdbebenherd gewesen sein, der sich in nur 2,4 km Tiefe befand. Das EMSC verortete das Epizentrum 10 km west-südwestlich von Neapel. Die Lokalisierung geht anhand der Detailkarte des INGVs genauer: Demnach befand sich der Epizentralpunkt kurz vor der Küste südlich der Altstadt von Pozzuoli, noch genauer, vor der Via Pozzuoli. Das Beben war Teil des Schwarms, der die Caldera seit Jahren erschütterte. Seit vorgestern registrierten die Seismometer 24 Erschütterungen, von denen die eingangs beschriebene die stärkste war. Die Beben konzentrierten sich diesmal nicht nur auf den Bereich der Solfatara, sondern streuten ein wenig in der Bucht von Pozzuoli.

Wie nach jedem spürbaren Erdbeben wächst die Besorgnis, dass es bald zu einer Eruption des Calderavulkans kommen wird, doch ob- und wenn wann die Erdbeben in einer Eruption gipfeln werden ist völlig offen. Die Erdbeben sind auch nur das Symptom des eigentlichen Problems, dass durch die Bodenhebung infolge der Inflation magmatischer Fluide zu Stande kommt.

Im letzten Wochenbericht hieß es, dass im Beobachtungszeitraum 3.-9- April 2023 die Bodenhebung weiterhin bei ca. 15 Millimetern im Monat lag. Seit 2011 beträgt die Hebung an der Messstation RITE 101 cm. Auffällig ist, dass die durchschnittliche Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole bei 96 Grad lag und damit deutlich höher war, als in den letzten Monaten. Dieser Effekt könnte allerdings dem Umstand geschuldet sein, dass man beim INGV Napoli die Gastemperaturen in 5 m Entfernung zum Gasaustritt misst und sich die normale Lufttemperatur auf die Messungen auswirken dürfte. In der letzten Woche wurden insgesamt 37 Erdbeben detektiert.

Apropos Italien: Nordwestlich der Liparischen Inseln gab es heute ein Erdbeben Ml 2,9 mit einem Hypozentrum in 9 km Tiefe. Auch im Bereich von Vulcano gab es in den letzten Tagen wieder mehrere schwache Erdstöße.

Erdbeben-News 11.04.23: Bali

Bali: Erdbeben Mb 5,1

Datum 10.04.23 | Zeit: 00:37:30 UTC | 9.61 S ; 115.18 E | Tiefe: 60 km | Mb 5.1

Südlich der indonesischen Insel Bali gab es seit gestern drei moderate bis starke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung brachte es auch Mb 5,1 und hatte ein Hypozentrum in 60 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 99 km südlich von Kuta verortet. In den letzten Wochen gibt es wieder häufiger Erdbeben in der Region um Bali und Lombok. Während die Beben nördlich der Inseln mit dem Flores-Thrust in Verbindung stehen, finden die Beben südlich der Inseln ihren Ursprung in der Subduktion am Sund-Graben, an dem die Indoaustralische Platte unter die Eurasische Platte abtaucht und partiell geschmolzen wird. Diese Schmelze tritt an den Vulkanen der Region aus.

Auf Bali ist vor allem der Gunung Agung, der durch seine Eruption im Jahr 2017 für Aufregung sorgte. Auf Lombok ließ die Schmelze den Gunung Rinjani wachsen. Er wäre eigentlich mal wieder mit einer Eruption dran. Am Rinjani werden täglich mehrere tektonisch bedingte Erdbeben registriert, allerdings kommt es auch täglich zu einigen Erdbeben vulkanotektonischen Ursprungs und sogar zu Erschütterungen mit niedrigen Frequenzen. Sie deuten auf Fluidbewegungen unter dem Vulkan hin. Längerfristig betrachtet könnte sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten. Eine unmittelbar bevorstehende Eruption kann ich aus den geophysikalischen Parametern aber nicht ableiten. Der Alarmstatus steht auf „gelb“. Der Vulkan ist moderat unruhig und könnte sich mittelfristig auf einen Vulkanausbruch vorbereiten.

Am Gunung Agung gibt es nur vereinzelte vulkanisch-bedingte Erdbeben. Hier ist eine neue Eruption in nächster Zeit unwahrscheinlich. Der Alarmstatus steht auf „grün“. Das bedeutet nicht, dass alles o.k. ist, sondern dass es eine leichte Unruhe am Vulkan gibt.


Erdbeben M 2,7 unter der Campi Flegrei

Gestern manifestierte sich unter der süditalienischen Caldera ein Erdbeben Md 2,7. Der Erdbebenherd befand sich in 2700 m Tiefe. Das Epizentrum lag auf dem nördlichen Kraterrand der Solfatara. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Caldera wahrgenommen. Videoaufnahmen von Überwachungskameras zeigen Zimmerpflanzen, deren Blätter in Schwingung geraten waren. Normalerweise sind Erdbeben erst ab einer Magnitude von 3 zu spüren. Da das Hypozentrum flach lag, war es zu spüren gewesen, obwohl es unter der Schwelle der normalen Wahrnehmbarkeit lag. Das Beben war Teil eines Schwarms aus 28 Einzelbeben. Die Caldera ist seismisch sehr aktiv. Bereits im letzten Monat wurde ein neuer Rekord mit 620 Erschütterungen registriert.


Schwarmbeben am Herdubreid

Seit einigen Tagen ist die seismische Aktivität im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid erhöht. Innerhalb von 24 Stunden registrierte IMO gut 90 Erschütterungen, die sich überwiegend südlich des Herdubreids und damit nördlich der Askja-Caldera ereigneten. Die Beben sind von besonderem Interesse, weil der Herdubreid zum Askja-System gehört und die Beben von einer Magmenintrusion ausgelöst werden könnten, die von Askja ausgeht und in Form eines Magmatischen Gangs in Richtung Herdubreid migriert. In der Askja-Caldera kommt es zu Bodenhebungen infolge einer Magmenintursion. Dort hob sich der Boden an der Messstation OLAC inzwischen um fast 53 cm. Im Februar war es zu einer ungewöhnlichen Eisschmelze gekommen, die durch heiße Fluide ausgelöst worden sein soll. Allem Anschein nach bereitet sich der Vulkan auf eine Eruption vor, doch ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, ist weiter ungewiss.