Schwarmbeben Campi Flegrei am 23.09.23

Erdbeben M 3,0 erschüttert Solfatara in der Campi Flegrei

Datum 22.09.23 | Zeit: 09:02:00 UTC | Lokation: 40.829 ; 14.1422 | Tiefe: 1,4 km | Mb 3,0

Gestern morgen manifestierte sich unter der Süditalienischen Campi Flegrei ein Schwarmbeben der Magnitude 3,0. Das Hypozentrum lag in der geringen Tiefe von nur 1,4 km. Das Hypozentrum befand sich auf dem Nordostrand des Solfatara-Kraters und lag in der Nähe der Pisciarelli-Furmarole. Das Erdbeben konnte im Gebiet von Pozzuoli gespürt werden und sorgte für weitere Beunruhigung. Heute Nacht gab es ein weiteres Erdbeben der Magnitude 2,1. Dieses Beben manifestierte sich unter der Altstadt von Pozzuoli und hatte eine Herdtiefe von 2,2 km. Beide Erschütterungen lagen noch oberhalb der Gesteinsschicht, die als Barriere zwischen dem Magmenkörper und dem Hydrothermalsystem angesehen wird. Die Beben waren Teil eines größeren Schwarms, der aus mehr als 70 schwachen Erschütterungen bestand, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten.

Im letzten Wochenbericht des INGV wurden keine größeren Abweichungen der geophysikalischen Parameter festgestellt, wobei natürlich gilt, dass sich jenseits der Normalität liegen. Die Bodenhebung bleibt bei 15 mm im Monat. Seit 2011 kamen so 108,5 cm zusammen. Seit Januar 2022 hob sich der Boden im Bereich der Messstation RITE um 22,5 cm. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Furmaole lag im durchschnitt bei 95 Grad, gemessen in 5 m Abstand zum Gasaustritt. Natürlich wäre es interessant zu wissen, wie heiß das Gas an der Austrittsmündung ist, um den Wert mit Messungen anderer Vulkane zu vergleichen. Erinnert mich daran, ein Thermometer mitzunehmen, wenn ich mal dorthin fahren sollte.

In den Medien berichtet man zunehmend über die Campi Flegrei. So wurde in einem Zeitungsartikel, der ursprünglich letzte Woche in italienischen Medien erschien und jetzt auch in Deutschland aufgegriffen wurde, dass INGV-Wissenschaftler Giuseppe Mastrolorenzo mehr Geld für den Katastrophenschutz der Region fordert. Er rechnet mit einer Eruption, die mindestens 10 Mal so stark werden könnte, wie die Vesuv-Eruption im Jahre 79 n. Chr. die Pompeji vernichtete. Er meint, dass radiale Fluchtwege angelegt werden müssten, damit die Anwohner der Caldera auch noch flüchten könnte, wenn der Vulkanausbruch bereits begonnen hätte. Na dann… .

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 21.09.23

Neues Schwarmbeben unter Campi Flegrei in Süditalien

In den letzten Tagen bewegte sich die Seismizität unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei auf durchschnittlichem Niveau, wobei man bedenken muss, dass an anderen Vulkanen dieses Durchschnittsniveau bereits Grund zur Sorge liefern würde. Seit vorgestern steigerte sich die Erdbebentätigkeit und kumulierte sich gestern in einem weiteren Schwarmbeben. Das INGV registrierte mehr als 90 schwache Erschütterungen. Die Magnituden lagen überwiegend im Bereich der Mikroseismizität und die Hypozentren lagen oberflächennah. Die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem des Vulkans ab und es gab kein Erdbeben, das mit Sprödbruch des Gesteinsdeckels im Zusammenhang stand. Dennoch wird nicht nur die Bevölkerung im Einzugsbereich der Caldera zunehmend nervös, sondern auch die Menschen im übrigen Europa.

Diese Nervosität wurde von einer Reihe von Artikeln angefeuert, in denen Wissenschaftler zitiert wurden, die eine wachsende Ausbruchsgefahr des Vulkans sehen. Dabei stützen sich die Wissenschaftler auf eine Studie aus dem Frühsommer, in der man eine Zunahme stärkerer Erdbeben im Bereich des Deckgesteins sah, das die Magmakammer gegen die Oberfläche abschirmt. Nun steigerte sich das dazu, dass das Deckgestein kurz vor dem Versagen steht, wofür aber meines Wissens nach wissenschaftliche Beweise fehlen. In den Artikeln wird teilweise auch der letzte Ausbruch des Monte Nuovo im Jahr 1538 als großer Vulkanausbruch bezeichnet. Dabei handelte es sich aber um einen normalen Ausbruch, dessen Auswirkungen sich auf das Umfeld der Caldera beschränkten und weder das Klima veränderte, noch Asche nach Mitteleuropa transportierte. Dieser große Ausbruch ereignete sich vor ca. 39.000 Jahren und es ist bis jetzt absolut unklar, ob sich auf absehbarer Zeit solch ein „Supervulkanausbruch“ zusammenbrauten wird.

Was aktuell in der Campi Flegrei passiert, muss man noch als Bradyseismos bezeichnen. Ein Phänomen, das bereits schon zu Zeiten der Römer dokumentiert wurde. Sehr wahrscheinlich steht dieses Phänomen mit Magmen-Akkumulation in der Tiefe im Zusammenhang. Das Magma heizt das Hydrothermalsystem auf und dieses ist für den größten Teil der Bodenhebungen und für die meisten der Erdbeben verantwortlich. Es lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass die aktuelle Hebungsphase in einem Vulkanausbruch gipfeln wird. Am wahrscheinlichsten ist dann eine Eruption wie jene 1538 am Monte Nuovo. Für die Bewohner der Caldera sicherlich eine Katastrophe, die uns in Mitteleuropa bestenfalls tangieren, aber nicht umbringen wird. Selbst ein „Supervulkanausbruch“ bedeutet nicht zwangsläufig das Ende der Menschheit, auch wenn er sich in auf ein großes Gebiet auswirken könnte und das Klima beeinflussen würde. Mit Einschränkungen hätten wir zwar zu kämpfen aber Todesängste braucht man deshalb nicht durchleben.

Erdbeben erschüttern Campi Flegrei – News vom 08.09.23

Erdbeben Mb 3,8 nahe Solfatara löst Schwarmbeben aus

Datum 07.09.23 | Zeit: 17:45:28 UTC | 40.83 ; 14.147 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,8

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei, die bei uns besser unter dem Namen Phlegräische Felder bekannt ist, wurde von einem Erdbeben der Magnitude 3,8 erschüttert. Der Erdbebenherd lag in 2,5 km Tiefe. Das Beben lag nahe dem nordöstlichen Kraterrand der Solfatara, nahe beim Thermalgebiet von Piscarelli, und löste einen Erdbebenschwarm mit 30 Nachbeben aus. Diese hatten überwiegend geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität.

Das Hauptbeben war in Pozzuoli und Teilen von Neapel zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus 16 km Entfernung zum Epizentrum vor. Menschen, die näher wohnten, empfanden den Erdstoß als stark und zeigten sich erschrocken. Berichte über Schäden gibt es aber nicht.

Auffällig ist, dass in den letzten Monaten die Häufigkeit moderater Erdbeben mit Magnituden ab 3 zugenommen hat. Die Hypozentren dieser Beben liegen im Grenzbereich zwischen der stabilen Gesteinsschicht, die den Magmenkörper zur Oberfläche hin deckelt, und den darüber liegenden poröseren Sedimentschichten, in denen die Fluide des Hydrothermalsystems zirkulieren.

Im Bericht der letzten Woche fassten die Vulkanologen des INGV Neapels die Messergebnisse zu den geophysikalischen Parametern zusammen und stellten keine ungewöhnlichen Veränderungen fest. Es wurden 28 Erdbeben detektiert. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,0. Die Rate der Bodenhebung lag weiterhin bei ca. 15 mm im Monat, wobei man in der Messreihe schon einige Werte sieht, die auf eine Erhöhung der Hebungsrate hindeuten, doch bevor man das genau sagen kann, sind Messungen über mehrere Wochen nötig. Seit 2011 beträgt die Bodenhebung an der Messstation RITE 107,5 cm. Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli lag weiterhin bei 95 Grad. Zwar lässt sich kein unmittelbar bevorstehender magmatischer Vulkanausbruch prognostizieren, aber es besteht ein Risiko, dass es zu phreatischen Explosionen im Gebiet der Solfatara/ Pisciarelli kommen könnte. Daher bleibt der Zugang zum Krater gesperrt. Das Thermalgebiet von Pisciarelli liegt aber am Rand eines Gewerbegebietes und eines weiterhin zugänglichen Sportplatzes. Im Falle einer Dampfexplosion könnten Gesteinstrümmer bis dorthin fliegen.

Starke Erdbebentätigkeit Campi Flegrei am 21.08.23

Weiteres Schwarmbeben unter süditalienischem Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 21.08.23 | Zeit: 02:48:59 UTC | 40.838 ; 14.120 | Tiefe: 2,3 km | Md 2,5

Der Boden unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei, die bei uns als Phlegräische Felder bekannt ist, kommt nicht zur Ruhe: Heute intensivierte sich die Erdbebentätigkeit erneut und bislang wurden mehr als 50 schwache Erdstöße registriert. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 2,5 und lag in einer Tiefe von 2,3 km. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara ausgemacht. Ich vermute stark, dass die Intensivierung der Seismizität in den letzten Tagen mit einer Zunahme der Inflation einhergeht. Es würde mich nicht wundern, wenn wir in den nächsten Tagen entsprechende Meldungen vom INGV bekommen würden, dass sich die Bodenhebung verstärkt hat. Bislang lag sie bei 15 mm im Monat. Ein Wert von 18 bis 20 mm halte ich für realistisch. Aber wohlgemerkt, das ist Spekulation meinerseits und nicht wissenschaftlich belegter Fakt!

Während das Beben Md 2,5 wieder von den Anwohnern der Gegend gespürt werden konnte, waren die anderen Beben zu schwach dazu. Die meisten Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und lagen flacher als 2 km. Somit spielte sich die seismische Aktivität im Bereich des Hydrothermalsystems ab. Auffallend ist, dass es zunehmend eine größere Anzahl Mikrobeben gibt, die über einen größeren Bereich streuen und bis in den benachbarten Golf von Neapel reichen. Ein Muster, das auf erhöhte Inflation hindeutet.

Klar ist aber auch, dass es einen Grund für die gesteigerte Aktivität geben muss. Dieser liegt wahrscheinlich im Aufstieg magmatischer Fluide (Tiefenwässer, Gas) begründet, die von einem Magmenkörper aufsteigen. Wissenschaftlich belegt ist ein Magmenkörper in 8.9 km Tiefe, wobei es einige Indizien gibt, dass sich ein kleiner Magmenkörper in 4-5 km Tiefe befindet. Sofern er vorhanden ist, stößt er direkt an die sperrende Gesteinsschicht und könnte erhöhten Druck auf diese ausüben. Stellt sich die Frage, wie lange die Gesteinsschicht noch standhalten kann. Unklar ist es, wie groß eine mögliche Eruption werden wird. Eine phreatische Eruption in den nächsten Wochen würde mich nicht verwundern, auch wenn sich eine solche nicht vorhersagen lässt.

Campi Flegrei Schwarmbeben-Update am 19.08.23

Seismizität unter der Campi Flegrei normalisierte sich

Einem Tag nach dem starken Schwarmbeben aus 120 Erschütterungen, die sich unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei manifestierten, hat sich die seismische Aktivität wieder normalisiert. Ein erwähnenswertes Erdbeben gab es heute Nacht noch: Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde mitten im Golf von Pozzuoli ausgemacht. Die meisten Beben des Schwarms manifestierten sich allerdings in und um die Solfatara herum. Der Schwarm beunruhigte die Bewohner der Caldera, wurden doch die meisten Erschütterungen der 6 Erdbeben mit Magnituden ab 2 gestern gespürt. Das lag u.a. an den geringen Tiefen der Hypozentren. Die sozialen Medien sind voll von Berichten über das Ereignis und so mussten sich natürlich auch die Wissenschaftler des INGV zu den Vorgängen äußern. Es wurde sogar ein Statement des Direktors des Observatoriums Neapel veröffentlicht. Dort heißt es, dass der Vulkan engmaschig überwacht wird und es im Vergleich zur letzten Woche aktuell keine signifikanten Veränderungen der geophysikalischen Parameter gibt, mal von den Erdbeben abgesehen. Die Bodenhebung betrug zuletzt 15 mm im Monat.

Auf einer Wissenschaftswebsite bei FB wurde ein Artikel veröffentlicht, der offensichtlich beruhigen soll. In dem Artikel heißt es in der Google-Übersetzung wörtlich: „Diese Migration führt zu einem Druckaufbau im hydrothermischen System des Vulkans und in der Folge zu einer Anhebung des Bodens (und damit auch zu Erdbeben). Was sagt uns das alles? Dass im oberflächlichen System des Vulkans derzeit kein Magma vorhanden ist. Wenn kein Magma vorhanden ist, kann es daher auch nicht zu einer magmatischen Eruption kommen.“ Der Kern der Aussage, dass die oberflächennahe Seismizität und Bodenhebung der Aktivität im Hydrothermalsystem geschuldet ist, ist zwar richtig, aber die Forschung zeigt, dass es unterhalb von 5 km Tiefe einen teilweise kristallisierten Magmenkörper gibt. Darunter sitzt ein weiterer Magmenkörper, der einen Schmelzanteil besitzt, der wahrscheinlich ausreicht, um zu eruptieren. Eine sehr stabile Gesteinsschicht hindert das Magma an einem weiteren Aufstieg. Eine Studie besagt, dass es bereits vulkanotektonische Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch durch Magmenaufstieg hindeuten.

Kurzfristig rechne ich zwar auch nicht mit einer Eruption, aber was mittelfristig passiert, ist noch völlig offen. Langfristig betrachtet ist eine Eruption in der Campi Flegrei sogar höchst wahrscheinlich, wobei langfristig in geologischen Zeiträumen gerechnet ist. Unklar ist, welche Größenordnung die Eruption haben wird. Unter langfristigen Aspekten des Katastrophenschutzes ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich über eine dauerhafte Umsiedlung der Bewohner des Calderavulkans Gedanken zu machen. Selbst bei einem moderaten Vulkanausbruch würden Tausende in der unmittelbaren Gefahrenzone der Eruption leben und möglicherweise ihr Hab und Gut verlieren.

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 18.08.23

Starkes Schwarmbeben erschüttert italienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 18.08.23 | Zeit: 04:18:05 UTC | 40.8320, 14.1420 | Tiefe: 2,0 km | Mb 3,3

Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei steigerte sich die Erdbebentätigkeit weiter, sodass ich heute über einen der stärksten Erdbebenschwärme seit Beginn der aktuellen Hebungsphase im Jahr 2005 berichten kann. Allein heute haben sich bereits 117 Erdbeben ereignet. Viele der Beben ereigneten sich im Bereich der Solfatara. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen von weniger als 2 km, wobei einige Erschütterungen bis in 4 km Tiefe reichen. Sechs Erschütterungen hatten Magnituden von mindestens 2,0. Der stärkste Erdstoß erreichte Magnitude 3,3 und konnte im Großraum Pozzuoli/Neapel wahrgenommen werden. Es gibt ein Video einer Überwachungskamera, das einen Balkon zeigt, auf dem das Mobiliar samt Geschirr wackelte. Entsprechend besorgt reagieren die Bewohner der Region, die sich natürlich fragen, ob sich im Untergrund ein Vulkanausbruch zusammenbrauen könnte. Tatsächlich gab es mehrere Beben mit niedrigen Frequenzen, die auf Fluidbewegungen im Untergrund hindeuten. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich, da die Erdbeben im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem der Caldera stehen. Dieses wird von Energie angetrieben, die dem System von einem Magmenkörper in mehr als 5 km Tiefe zugeführt wird. Bislang wurde die Deckschicht aus massiven Gesteinen nicht durchbrochen, doch Studien jüngeren Datums zeigten, dass es Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch hindeuten.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass es besonders im Bereich der Solfatara zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Ein Grund für die Sperrung des Areals, die seit 2017 andauert. Damals kamen mehrere Mitglieder einer Familie ums Leben, nachdem der Sohn im Boden eingebrochen war, der von einer Fumarole aufgeweicht worden war. Vater und Mutter starben beim Rettungsversuch des Jungen. Nur die Tochter überlebte die Tragödie.

Während sich phreatische Eruptionen ohne weitere Vorwarnungen ereignen könnten, würden vor einem magmatischen Vulkanausbruch weitere massiven Schwarmbeben und eine signifikante Zunahme der Bodenhebung infolge von Inflation erwartet. Tatsächlich beobachten wir in den letzten Tagen eine Zunahme dieser Anzeichen, wobei wir meiner Meinung nach noch ein gutes Stück von der Intensität entfernt sind, die diese Vorzeichen vor einem unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch annehmen müssten.

Campi Flegrei am 16.08.23

Schwarmbeben unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei

Datum 17.08.23 | Zeit: 03:59:57 UTC | 40.820 ; 14.143 | Tiefe: 0,6 km | Mb 2,4

Update 17.08.23: Heute Nacht kam es zu einem Erdstoß Mb 2,4 in nur 0,6 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich südlich der Solfatara.

Originalmeldung: In den letzten Tagen ereigneten sich vermehrt Erdbeben im Bereich des Calderavulkans Campi Flegrei in Süditalien. Insgesamt wurden über 50 schwache Erschütterungen verzeichnet. Die drei stärksten Beben hatten eine Magnitude von 1,8 und traten in Tiefen von knapp unter 3 km auf. Diese Erdbeben waren über eine größere Fläche gestreut, wobei das Zentrum bei der Solfatara lag, einem vulkanischen Bereich, wo die schwächeren Beben konzentriert auftraten.

Nach einer relativ ruhigen Phase in den vergangenen zwei Monaten hat die seismische Aktivität um die Campi Flegrei seit Anfang dieses Monats wieder zugenommen. Dies wird auch im aktuellen Wochenbericht der Vulkanologen des INGV (Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia) bestätigt, der den Zeitraum vom 7. bis 13. August 2023 abdeckt.

Das seismische Netzwerk des INGV verzeichnete insgesamt 78 Erdbeben im Gebiet der Campi Flegrei. Die stärkste Erschütterung erreichte eine Magnitude von 2,0±0,3. Die Bodenhebung, die zwischen Mai und Juli nur etwa 10 mm pro Monat betrug, hat sich wieder erhöht. Die vorläufigen Messungen zeigen eine Hebung von etwa 15 mm pro Monat. An der RITE-GNSS-Station wurde seit Januar 2022 eine Bodenhebung von etwa 22,5 cm gemessen. Die Bodenhebung in den Campi Flegrei wird intensiv überwacht, da sie auf eine mögliche Magmaansammlung unter der Oberfläche hinweisen kann. Wenn sich Magma im Untergrund ansammelt, kann es den Druck auf die darüber liegende Erdkruste erhöhen und somit zu einer Anhebung des Bodens führen. Dieser Prozess wird oft als „Inflation“ bezeichnet. In den letzten Monaten wuchs die mediale Besorgnis, dass der Druck bald ein kritisches Niveau erreichen könnte und es zu einem Vulkanausbruch kommt. Die Vulkanologen bleiben aber noch relativ gelassen.

Es wurden keine signifikanten Veränderungen in den überwachten geochemischen Parametern festgestellt.

Die Durchschnittstemperatur des Gases in der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug 95°C. Der Temperatursensor wurde etwa 5 Meter von der Öffnung der Fumarole entfernt in einer Gaswolke installiert. Im Becken von Pisciarelli fehlt weiterhin Flüssigkeit, da das Gas zu heiß ist, um Feuchtigkeit kondensieren zu lassen. Zudem gab es keinen Niederschlag. Die Pisciarelli-Fumarole befindet sich nicht in der Solfatara, sondern auf deren Kraterrand.

Campi-Flegrei mit News am 12.08.23

Seismizität unter der Caldera Campi Flegrei zieht wieder an

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei, der bei uns in Deutschland besser unter dem Namen Phlegräische Felder bekannt ist, steht in den letzten Wochen häufig in diversen Websites in den Schlagzeilen, weil man a) herausgefunden hat, dass es Erdbeben gibt, die darauf hindeuten, dass Magma die Gesteinsschicht durchdringen könnte, die allgemein als Deckschicht gilt und einen Magmenaufstieg bis an die Oberfläche bisher verhinderte, und b) weil ein Wissenschaftler meinte, dass ein Vulkanausbruch nicht unvermeidbar sei. Unterm Strich betrachtet, bleibt eine Situationsabschätzung schwierig und Prognosen zu einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch lassen sich erst dann treffen, wenn sich das aktuelle Verhalten signifikant ändert, wobei es da auch wieder eine neue Meinung zu gibt, die sagt, dass ein Ausbruch auch ohne solche Änderungen stattfinden könnte.

Der aktuelle Status wurde in den jüngsten Wochen- und Monatsberichten des INGV wiedergegeben, die am Dienstag erschienen. Demnach war die Seismizität im Juli unterdurchschnittlich und bereits im Mai reduzierte sich die Hebungsrate von 15 mm im Monat auf 10 mm. Inzwischen nahm die Bodenhebung wieder zu, der genaue Wert steht noch aus, dennoch geht man von einer Bodenhebung von 22 cm seit Januar 2022 aus. Parallel zur Inflation nahem in den letzten Tagen auch die Seismizität wieder zu: seit dem 10. August manifestierten sich 34 Erschütterungen. Die Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 2,0 und hatte ein Hypozentrum in 2,7 Tiefe. Das Epizentrum lag im Westen der Caldera. Ansonsten hatten die meisten Erschütterungen Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die geochemischen Parameter zeigten auf Wochensicht keine großartigen Veränderungen. Im Juli fielen 2 Messungen in Bezug auf die Kohlendioxid-Konzentration aus dem Rahmen und deuteten auf einen leichten Anstieg des magmatischen Gases hin. Die Fumarolen-Temperatur bei Pisciarelli blieb bei durchschnittlichen 95 Grad.

Alles in allem hält der Trend der letzten Jahre an. Es bleibt unvorhersagbar, ob- und wann es zu einem Ausbruch des Calderavulkans kommen wird, wobei ich es für wahrscheinlich halte, dass es irgendwann wieder zu einer Eruption kommen wird. Die Frage ist nur, ob sie sich in einem Jahr, in 10 oder in 10.000 Jahren ereignen wird?

Campi-Flegrei-Neue Studie sieht Ausbruchsrisiko

Neue Studie attestiert dem süditalienischen Caldera-Vulkan Campi Flegrei ein erhöhtes Ausbruchsrisiko

Seit einigen Tagen geistert eine neue Studie italienischer Forscher durchs Netz, die den Calderavulkan Campi Flegrei unter die Lupe nahm. Mit Hilfe der natürlich auftretenden Erdbeben wurde das Verhalten der Gesteinsschichten untersucht, die bislang eine undurchdringliche Barriere für das Magma bildeten.

Der Vulkan bildet eine 15×12 Kilometer durchmessende Caldera, die einen großen Teil des Golfs von Pozzuoli einnimmt und sich auch an Land ausbreitet. Während der eigentliche Calderarand nur für Experten sichtbar ist, verdeutlichen mehrere Schlackenkegel und Kraterseen auch dem Laien, dass man sich in einem Vulkangebiet aufhält. Auf Deutsch wird das Areal Phlegräische Felder genannt, was verdeutlich, dass sich die Namensgeber zwar des vulkanischen Charakters des Gebiets bewusst waren, aber nicht unbedingt, dass man sich im Inneren einen großen Vulkans befindet. In direktem Umkreis des Vulkans leben mehr als 360.000 Menschen; viele von ihnen leben mitten im Vulkan. Vor gut 38.000 Jahre brach er in einer gigantischen Eruption aus, die heute sehr wahrscheinlich jeden der Anwohner töten würde und auch über die Todeszone hinaus das Leben in weiten Teilen Europas massiv beeinflussen würde. Seitdem gab es mehrere normalgroße Vulkanausbrüche. Der letzte ereignete sich 1538. Damals entstand der Schlackenkegel Monte Nuovo. Der bekanntere Solfatara-Krater eruptierte im Jahr 1158. Heute finden sich in seinem Gebiet die beeindruckendsten postvulkanischen Erscheinungen.

Die Campi-Flegrei ist überdies für ein Phänomen bekannt, das Bradyseismos genannt wird: es kommt zu mehrjährigen Phasen, während derer sich der Boden um mehrere hebt und anschließend wieder langsam absinkt. Die Bodendeformationen gehen einher mit einer starken Seismizität. Es kommt zu Tausenden schwachen Erdbeben, die meistens im Bereich der Mikroseismizität liegen, aber auch die Wahrnehmbarkeitsschwelle überschreiten können und Magnituden im 3er-Bereich haben. Die Bodenhebungen werden von magmatischen Fluiden (Gas und Wasser) verursacht, die sich im Untergrund ansammeln und teilweise an der Oberfläche austreten. Um sich in den oberflächennahen Gesteinsschichten ansammeln zu können oder an der Oberfläche zu entweichen, müssen die Fluide fast undurchdringliche Sedimentschichten durchqueren. Die stabilste dieser Schichten liegt in 2,5 km Tiefe. Die Schichten dichten die Caldera nach oben ab, so dass Magma nicht aufsteigen kann, sondern sich in ca. 8 km Tiefe unter den Sedimentschichten ansammelt. Dadurch steigt der Druck im Magmenkörper und die Gesteinsschichten geraten unter Spannungen. Auf diese Spannungen kann Gestein auf zwei Arten reagieren: durch Verformung und Bruch. Meistens verhält es sich so, dass auch das härteste Gestein eine gewisse Elastizität besitzt und sich unter Spannungen erst einmal verformt. Diese Verformung kann sich an der Erdoberfläche in einer Anhebung des Bodens manifestieren, besonders, wenn ein großes Areal betroffen ist, dass under Spannungen gerät. Gesteine, auch mehrere Kilometer mächtige Gesteinsschichten, sind bis zu einem gewissen Punkt verformbar, aber sobald ein Schwellenwert überschritten ist, kommt es zum Bruch des Gesteins. Als erstes brechen Zonen, die bereits geschwächt sind und wo die Spannung am stärksten einwirkt. Es bilden sich Risse, die nicht nur für Gas und Wasser durchlässig sind, sondern auch für Magma.

Die besagte Studie untersuchte nun die Spannungsverhältnisse der Campi Flegrei und kam zu dem Schluss, dass die Deckelschichten der Caldera bis zum Sommer 2020 auf steigende Spannungen verformbar -der Fachmann spricht von duktil- reagierten. Seitdem kommt es vermehrt zum Bruch der Gesteine, was sich in stärkeren Erdbeben in Tiefen unterhalb von 2 km äußert. Es bilden sich Frakturen, durch die Magma aufsteigen könnte. Allerdings sind die Risse noch zu fein, als dass kurzfristig mit einer Eruption zu rechnen ist. Die Forscher stellten drei Szenarien auf, was ihrer Meinung nach passieren könne:

a) Es entsteht ein neues Gleichgewicht der Spannungen im Untergrund infolge eines erhöhten Fluidstrom in der Kruste und der Boden senkt sich wieder ab.

b) Der Strom magmatischer Fluide fluktuiert in der Kruste und es bilden sich Risse, die durch Mineralisation aus den Fluiden wieder verschlossen werden. Es kommt zu einer Abfolge langsamer Hebungs- und Absenkungsphasen. Als Beispiel für dieses Szenario werden die Vorgänge der Yellowstone-Caldera herangezogen, doch Meiner Meinung nach treffen sie ja genau auch auf die Ereignisse der Campi-Flegrei zu, denn wir befinden uns in der 4. Hebungsphase seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Zwischen den Hebungsphasen gab es bis jetzt 3 Phasen der Bodenabsenkung.

c) Die Hebung hält an und die Deckelschichten brechen vollständig- eine unmittelbare Folge wären phreatische Eruptionen, wenn die akkumulierten Fluide durchbrechen. Dieses Szenario könnte dann auch in einem magmatischen Vulkanausbruch gipfeln. Das Kluftsystem bei Sofatara-Pisciarelli ist ein bevorzugter Ort für einen Bruch, so die Forscher.

Im Endeffekt bestätigt diese Studie was man bereits ahnte: der Vulkan könnte langfristig betrachtet wieder ausbrechen. Wie groß eine Eruption werden wird ist noch nicht abzuschätzen. Genausogut kann es aber noch Jahrzehnte, oder Jahrhunderte mit dem Bradyseismos weitergehen, ohne dass es zu einem Vulkanausbruch kommt. Aufgrund der beobachteten Rissbildungen scheint das Ausbruchsrisiko höher zu sein, als es von vielen Fachleuten bislang angenommen wurde.

Zusammenfassung:

  • Zunahme von Erdbeben in Tiefen unterhalb von 2,5 km deuten auf Rissbildungen im Gesteinsdecke hin.
  • Die Risse könnten sich zu größeren Brüchen erweitern.
  • Durch die Brüche könnte Magma aufsteigen.
  • Es könnte zum Vulkanausbruch kommen.

(Quelle der Studie: nature.com)

Wissen macht rumms!

Was ist der Unterschied zwischen duktil und spröde?

Der Geologe unterscheidet zwischen sprödem und duktilem Verhalten von Gesteinen. Der Begriff „duktil“ bezieht sich auf die Fähigkeit eines Gesteins, sich unter Druck oder Zug zu verformen, ohne zu brechen. Es bezeichnet die plastische Verformbarkeit eines Gesteins oder Minerals. Wenn ein belastetes Gestein nicht weiter verformbar ist verhält es sich spröde und es kommt zum Bruch. Verschiedene Gesteinsarten unterscheiden sich in ihrer Verformbarkeit und brechen bei unterschiedlichen Druck- und Zugbedingungen.