Campi Flegrei: 250 Millionen Euro zum Schutz von Neapel

Regierung gibt 250 Millionen Euro für Infrastrukturprojekte zum Schutz vor einem Vulkanausbruch bei Neapel frei

Die italienische Regierung stellt dem Großraum Neapel, einschließlich Pozzuoli, 250 Millionen Euro für Infrastrukturprojekte zur Verfügung, um den Schutz vor einem möglichen Vulkanausbruch der Campi Flegrei zu verbessern. Diese Mittel sollen in Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit von Infrastrukturen wie Schulen, Krankenhäusern sowie der Wasser- und Energieversorgung fließen und auch den Ausbau des Hafens von Pozzuoli umfassen. Ziel ist es, die Bevölkerung besser vor Erdbeben und Vulkanausbrüchen zu schützen und mögliche Evakuierungsmaßnahmen unterstützen.

Obwohl 250 Millionen Euro zunächst nach einer großen Summe klingen, ist das angesichts des Gefahrenpotenzials der Region eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein in Neapel und Pozzuoli leben rund eine Million Menschen, in der gesamten Metropolregion etwa 4,4 Millionen. Schon bei einer Eruption mit einer Stärke von VEI 6, vergleichbar mit dem Ausbruch des Mount St. Helens 1980, würde der Ascheniederschlag massive Probleme verursachen und eine Evakuierung der gesamten Region notwendig machen.

Die Campi Flegrei liegen in einem dicht besiedelten Becken, das kaum natürlichen Schutz vor pyroklastischen Strömen und Laharen bietet. Ascheablagerungen auf den umgebenden Hügeln könnten die Bildung von Laharen sogar begünstigen. Hinzu kommt der nahegelegene Vesuv, auf dem sich ebenfalls Asche ablagern könnte, die in Form von Laharen ungehindert durch das Ballungsgebiet strömen könnten, falls es zu einem Ausbruch kommt. Zum Schutz wären massive Sperranlagen erforderlich, die die zur Verfügung gestellten Mittel bei Weitem übersteigen würden und das Landschaftsbild nachhaltig beeinträchtigen würden.




Wie wahrscheinlich ist jedoch ein solch großer oder sogar noch stärkerer Ausbruch, möglicherweise sogar ein Supervulkanausbruch mit VEI 7 oder 8? In den letzten 40.000 Jahren gab es zwei besonders starke Ausbrüche der Campi Flegrei, die man als Supervulkanausbrüche bezeichnen kann. Die derzeitige Hebungsphase des Calderabodens nährt die Sorge, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten könnte. Weder die Stärke noch der Zeitpunkt eines möglichen Ausbruchs lassen sich jedoch vorhersagen. Man geht aber davon aus, dass es vor einem Vulkanausbruch noch stärkere Warnzeichen gibt, als es bereits jetzt der Fall ist und dass mehrere Tage Zeit bleiben, die Bevölkerung zu evakuieren. Das Beispiel Chaiten zeigt allerdings, dass sich der finale Magmaaufstieg vor einer großen Eruption innerhalb von Stunden vollziehen kann. Es zeigt auch, wie schnell z.B. Fluchtwege abgeschnitten werden können: Innerhalb kürzester Zeit waren der Hafen und die Bucht von Chaiten verschüttet gewesen.

Sollte die Bodenhebung tatsächlich durch Magma verursacht werden, hat sich bereits eine große Menge Schmelze angesammelt, was auf einen signifikanten Ausbruch hindeuten würde. Bisher gingen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass die Hebung durch aufsteigendes Tiefenwasser verursacht wird. Die Tatsache, dass nun finanzielle Mittel bereitgestellt werden, lässt jedoch darauf schließen, dass die Unsicherheiten wachsen. Letztlich sind 250 Millionen Euro jedoch eher Symbolpolitik. Vielleicht wird damit die eine oder andere Schule renoviert, sodass die Schüler in einem schöneren Umfeld und mit schnellem Internet lernen können – vorausgesetzt, die Mafia greift sich nicht einen Großteil der Fördergelder ab.

Was macht der Vulkan Campi Flegrei?

Im gestern veröffentlichten Wochenbericht heißt es, dass es in der letzten Woche 33 schwache Erdbeben gegeben hat. Damit liegt die Seismizität im Bereich des langjährigen Durchschnitts. Die Bodenhebungsrate liegt weiter bei 1 Zentimeter pro Monat. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole betrug letzte Woche 96 Grad und der Gasausstoß ist unverändert hoch. Auch in den letzten Tagen gab es weitere schwache Erdbeben. Die Aktivität ist nicht ganz so hoch wie es bis zum Sommer der Fall war, von Entspannung kann aber keine Rede sein, denn im Untergrund steigen weiterhin magmatische Fluide auf und sammeln sich dort an.

Campi Flegrei mit anhaltender Seismizität am 29. Oktober

Erneut mehr als 20 Beben innerhalb von 48 Stunden unter den Campi Flegrei – Fumarolentemperatur wieder bei 96 Grad

Seit dem 27. Oktober manifestierten sich unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei erneut mehr als 20 schwache Erdbeben. Die stärkste Erschütterung brachte es auf eine Magnitude von 1,3 und hatte ein Hypozentrum in 2,2 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag offshore im Südosten der Caldera. Die meisten anderen Beben ereigneten sich ebenfalls in diesem Areal. Da die Beben in geringen Tiefen stattfanden und überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten, liegt die Vermutung nahe, dass sie mit Fluidbewegungen innerhalb des Hydrothermalsystems zusammenhingen. Vermutlich strömten die Fluide entlang von Rissen und sorgten dort für Vibrationen.

Auch von diesem Vulkan gibt es ein neues INGV-Bulletin für die letzte Woche. Es wurden 33 Erschütterungen festgestellt. Die höchste Magnitude lag bei Md 1,9. Der Erdbebenherd befand sich in 2,5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag zwischen der Solfatara und dem Agnano-Krater.

Bei den Bodenverformungen wurde seit Anfang August eine Verringerung der Hubgeschwindigkeit beobachtet, mit einem Durchschnittswert von etwa 10 pro Monat, gemessen an der RITE GNSS-Station. Zuvor lag der Wert bei 20 mm pro Monat. In diesem Jahr hob sich der Boden um 165 mm. Betrachtet man die Grafik zu den unkorrigierten Messwerten genauer, scheint sich eine leichte Beschleunigung Hebegeschwindigkeit abzuzeichnen.

Geochemische Parameter blieben weitgehend stabil ohne signifikante Schwankungen im Vergleich zu den bisherigen Trends. In der Fumarole von Pisciarelli wurde eine Kondensationstemperatur der freigesetzten Flüssigkeit von durchschnittlich etwa 96°C gemessen.

Es sind keine kurzfristigen signifikanten Entwicklungen der vulkanischen Aktivität zu erwarten. Abweichungen in den überwachten Parametern, die auf eine Änderung der vulkanischen Aktivität hinweisen könnten, werden bei Eintreten untersucht und vom INGV umgehend mitgeteilt.

In der Boulevard-Presse geistern wieder Artikel umher, in denen es heißt, dass die Campi Flegrei zur Druckentlastung angebohrt werden sollen und dass ein Vulkanologe Alarm schlägt, weil er weitreichende Folgen bis hin zu einem Vulkanausbruch fürchtet. Das ist absoluter Unsinn! Es gibt den Vorschlag eines amerikanischen Bohrspezialisten, solche Bohrungen abzuteufen. Er wurde aber schon vor Jahren eingebracht, diskutiert und abgelehnt. Im Rahmen der Katastrophenschutzübung Anfang des Monats erneuerte der Spezialist seinen Vorschlag. Das war es!

Campi Flegrei: Mehr als 20 Erdbeben

Erhöhte Seismizität in der Campi Flegrei – Mehr als 20 Beben innerhalb von 36 Stunden

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei ist weiterhin Schauplatz erhöhter seismischer Aktivität, die sich in den 36 Stunden steigerte. In diesem Zeitraum ereigneten sich mehr als 20 schwache Erschütterungen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9 und ein Hypozentrum in 2200 Metern Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter dem Westrand der Solfatara. Die meisten anderen Beben waren deutlich schwächer, lagen aber auch größtenteils im Umfeld des bekannten Kraters, der laut einigen Autoren eigentlich ein Trockenmaar sei soll.

Ein Maar ist eigentlich ein spezieller Typ von Krater, der durch eine phreatomagmatische Explosion entsteht. Wenn aufsteigendes Magma auf Grundwasser trifft, kommt es zu einer heftigen Dampfexplosion, die eine breite, flache Senke in die Erde reißt. Das ausgestoßene Material lagert sich in einem Ringwall ab, während der Krater nicht in einem klassischen Vulkan abgesenkt ist. Zwar treffen einige dieser Kennzeichen auf die Solfatara zu, dennoch habe ich meine Probleme damit, sie als klassisches Maar anzusehen, da zwar der aktuelle Krater monogenetisch entstanden ist, aber an dieser Stelle bereits zuvor vulkanische Aktivität gab, die sich auch bis heute fortsetzt.

Beobachtungen in der letzten Woche

Die aktuellen Erdbeben stehen mit der Bradyseismos-Phase zusammen, die bereits 2005 begann und sich durch Erdbeben auszeichnet, die mit einer Bodenhebung im Zusammenhang stehen. In diesem Jahr hob sich der Boden bereits um 160 mm. Dem aktuellen Wochenbericht vom INGV ist zu entnehmen, dass die Hebegeschwindigkeit weiter bei 10 mm pro Monat liegt. Im Beobachtungszeitraum 14.10. – 20.10.24 wurden 18 Erdbeben detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,8. Die Gastemperatur der Fumarole von Pisciarelli lag bei 95 Grad und damit um einen Grad niedriger als in den letzten Wochen. Der Gasausstoß blieb hoch und folgt dem mehrjährigen Trend der Druckbeaufschlagung des Systems.

Campi Flegrei: Professor schlägt Entlastungsbohrungen vor

Fumarolentemeratur bei Pisciarelli gestiegen – Professor schlägt Bohrungen zur Druckentlastung vor

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei steht aktuell wieder verstärkt im Fokus der Berichterstattung, sowohl auf Vnet als auch in der Lokalpresse von Pozzuoli und Neapel. Grund dafür ist der Bradyseismus, der sich durch eine anhaltende Bodenhebung von 10 mm pro Monat bemerkbar macht, wie der jüngste INGV-Wochenbericht bestätigt. So hob sich der Boden in diesem Jahr bereits um 16 Zentimeter. Im Bericht für den Zeitraum 7. bis 13. Oktober wird zudem hervorgehoben, dass der Vulkan weiterhin vermehrt Kohlendioxid ausstößt, wobei die Werte fast die Höchststände von Ende 2022 erreichen. Auch die Temperatur der Fumarolen bei Pisciarelli ist um ein Grad auf 96 °C gestiegen. Die Erdbebenaktivität hat im Vergleich zur Vorwoche zugenommen: Es wurden 30 Erschütterungen verzeichnet, die stärkste davon mit einer Magnitude von 2,6. Zwar liegt die Erdbebentätigkeit noch deutlich unter den Höchstständen, doch wächst die Besorgnis über eine erneut zunehmende Aktivität.

Die Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024 wurde inzwischen abgeschlossen, und die Behörden werten zusammen mit dem Katastrophenschutz die gesammelten Erfahrungen aus. Im Vorfeld der Übung gab es Kritik vom Vulkanologen Dr. Mastrolorenzo, der anmerkte, dass die Ausgangsbedingungen der Simulation zu optimistisch seien und dass Vulkanausbrüche nicht so präzise vorhergesagt werden könnten, wie es in der Übung suggeriert wurde.

Ein weiterer Wissenschaftler, der die Übung beobachtete, erneuerte seinen Vorschlag, eine Serie von Bohrungen bis in 3 Kilometer Tiefe durchzuführen, ähnlich wie bei Geothermiekraftwerken. Robert J. Bodnar, Professor an der Geowissenschaftsabteilung des Virginia Polytechnic Institute, vertritt die Ansicht, dass solche Bohrungen das Hydrothermalsystem entlasten und dadurch die Bodenhebung sowie die Erdbebenaktivität verringert werden könnten. Dies setzt jedoch voraus, dass der Bradyseismus durch das Hydrothermalsystem und nicht durch aufsteigendes Magma verursacht wird. Neuere Studien zeigen, dass zumindest ein Teil des Bradyseismus durch Magmaakkumulation in 4-5 Kilometern Tiefe bedingt ist. Kritiker des Vorschlags warnen vor unvorhersehbaren Umweltauswirkungen für den Golf von Pozzuoli, da die geförderten Fluide giftige Stoffe enthalten könnten und die Entsorgung des Schlammwassers ungeklärt sei. Bodnar argumentiert hingegen, dass die Fluide auch wertvolle Rohstoffe wie Lithium enthalten könnten. Für die Umsetzung des Projekts seien mindestens 10 Bohrungen nötig, einige davon auch offshore. Diese Idee wurde bereits vor Jahren diskutiert und offenbar abgelehnt.

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 2,6 am 13.10.24

Erschütterungen unter der Caldera Campi Flegrei setzen sich fort – Beben Mb 2,6

Datum 13.10.24 | Zeit: 06:07:53 UTC | 40.8345 14.1478 | Tiefe: 2,4 km | Mb 2,6

Wie erwartet setzt sich die Erdbebentätigkeit unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei weiter fort und scheint sich wieder zu verstärken, nachdem sie im September vergleichsweise gering war. Im letzten Monat gab es überwiegend Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, wobei keine der Erschütterungen eine Magnitude größer 2 hatte, was sich in den letzten Tagen änderte: Heute Morgen um 06:07:53 UTC (08:07:53 Uhr Lokalzeit) manifestierte sich ein Beben der Magnitude 2,6 nordöstlich der Solfatara im Stadtteil Pisciarelli. Das Epizentrum lag nach der Ringstraße und in relativer Nähe zur Fumarole von Pisciarelli. Die Tiefe des Hypozentrums wurde in 2,4 Kilometer Tiefe lokalisiert und somit im Grenzbereich zwischen dem stabilen Gesteinsdeckel, der den Magmenkörper gegen die Sedimente abdichtet, in denen sich das Hydrothermalsystem des Vulkans befindet. Aller Wahrscheinlichkeit nach stand das Beben mit Rissbilddung im Gestein im Zusammenhang. Erst gestern hatte es ein Beben Mb 2,5 im Golf von Pozzuoli gegeben. Genauso wie dieses Beben, war auch der Erdstoß heute im Bereich von Pozzuoli zu spüren gewesen.




Erfolgreiche Umsetzung der Evakuierungsübung im Rahmen von „EXE Flegrei 2024“

Die Beben stimmten Zivilschutz und Bürger auf das Finale der mehrtägigen Katastrophenvorsorgeübung EXE Flegrei 2024 ein, die gestern ihren Höhenpunkt erfuhr. Es wurde der Ernstfall eines Vulkanausbruchs in den Campi Flegrei geprobt, der Evakuierungen nötig machte. Nachdem die Übung morgens erst etwas schleppend angelaufen war, nahmen letztendlich über 1500 Bürger der Roten Gefahrenzone der Phlegräischen Felder teil. Ungefähr 1000 Probanden wurden mit 47 Bussen zu bereitstehenden Zügen transportiert. Drei der Züge setzten sich tatsächlich in Bewegung und probten die Fahrt zu relativ weit entfernten Orten in Kampanien. Der Rest der Teilnehmenden blieb in den Wartezonen ihrer jeweiligen Gemeinden, wo sie Informationen über das Vulkanrisiko und den Evakuierungsplan erhielten. Die Beteiligung war deutlich höher als bei der letzten Übung im Jahr 2019, als man in Pozzuoli einen Vulkanausbruch simulierte. Die Übung im Juni 2024 diente der Erprobung der Reaktionen auf Erdbebengefahren.

An der Übung waren mehr als 700 Zivilschutzkräfte sowie über 60 verschiedene Einrichtungen und Behörden beteiligt. Die Koordination dieser komplexen Übung lag beim Departement für Zivilschutz und der Region Kampanien, in Zusammenarbeit mit den Gemeinden der Roten Zone Campi Flegrei, den Präfekturen Neapel und Caserta sowie den operativen Einrichtungen und Kompetenzzentren des Departements. Auch andere Regionen und zwei autonome Provinzen mit ihren betroffenen Gemeinden waren beteiligt.

Campi Flegrei: Höhepunkt der Katastrophenschutzübung

Katastrophenschutzübung mit Teilnahme der Bürger – Erdbeben Mb 2,5 erschütterte Campi Flegrei

Pünktlich zum Höhepunkt der dreitägigen Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024 gab es in der Caldera Campi Flegrei einen Erdstoß der Magnitude 2,5, der sich in einer Tiefe von 2900 Metern ereignete. Das Epizentrum lag offshore, im Süden des Golfs von Pozzuoli. Auch dieses Beben konnte von den Anwohnern der Caldera gespürt werden, was der geringen Tiefe des Erdbebenherdes und der beckenartigen Struktur der Caldera geschuldet ist. Diese verstärkt die oberflächennahen Erdbebenwellen, so dass man auch Erschütterungen wahrnehmen kann, die eigentlich unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze M 3,0 liegen. Das Beben lag ein wenig abseits der sonst üblichen Cluster. Ein Schwarm blieb bis jetzt aus. Bereits gestern hatte es einen Erdstoß M 2,3 gegeben, dessen Hypozentrum in 2400 m Tiefe lag. Dieses Beben manifestierte sich unter Land, zwischen der Solfatara und dem Monte Nuovo. Gestern gab es insgesamt 8 Erschütterungen. Während die Anzahl der Beben vergleichsweise gering war, wurden die Magnituden größer. Nicht ausgeschlossen, dass wir dort bald wieder Erdbeben sehen werden, die Magnituden über 3 haben.

EXE FLEGREI 2024 probt Evakuierung aufgrund von Vulkangefahren

Dass die Behörden vor Ort das Thema ernst nehmen, zeigt die aktuelle Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024. Sie ist bereits seit dem 9. Oktober im Gange. Während man sich bei der letzten Übung im Frühsommer auf die Simulation von Erdbebengefahren konzentrierte, liegt der Fokus der aktuellen Übung auf Vulkangefahren.

Gestern wurde das Cell-Broadcast-System getestet, und alle Smartphonebesitzer sollten eine Warnmeldung auf ihren Geräten erhalten haben, sobald sich ihre Systeme im Mobilfunknetz der Gefahrenregion eingeloggt haben. Offenbar hat es auch funktioniert, denn Vnet-Leser Thomas, der sich gerade im Großraum Neapel befindet, schickte mir einen Screenshot der Meldung. Auf Island funktioniert das System schon seit Jahren, während man es in Deutschland gerade erprobt.

Mit der Warnung wurde die Bevölkerung eingeladen, sich heute an den ausgewiesenen Evakuierungspunkten in der Roten Gefahrenzone einzufinden, um die Evakuierung in Sicherheitsgebiete zu proben. Tatsächlich sollen vom Bahnhof Neapel auch drei Züge zu den weiter entfernten Orten starten, an die die Evakuierten im Notfall gebracht werden sollen. Bis zu 1200 Teilnehmer werden erwartet, doch bis jetzt scheint die Resonanz moderat zu sein, wie Fotos der Evakuierungspunkte zeigen. Busse stehen zum Transport bereit und man hat Zelte und Pavillons aufgestellt. Die Übungsleiter sind vor Ort, doch noch haben sich nur einige teilnehmende Bürger eingefunden. Das Foto machte übrigens Anna Peluso, die auf FB eine Gruppe zur Roten Zone leitet.

Der Evakuierungsplan für den Notfall sieht vor, dass der Bevölkerung der roten Zone im Alarmfall 72 Stunden Zeit bleibt, um die geordnete Flucht anzutreten. Die ersten 12 Stunden sind zur Vorbereitung auf Verkehrsmaßnahmen vorgesehen, gefolgt von 48 Stunden für die geordnete Evakuierung der Bevölkerung, und die letzten 12 Stunden dienen als Puffer für kritische Probleme und den Abzug der Katastrophenhelfer.

Campi Flegrei: 26 Erdbeben seit dem 5. Oktober

Weitere Erdbeben unter der Caldera Campi Flegrei – 26 Erdbeben in 3 Tagen

Die Erdbebenaktivität zog heute weiter an und bis um 17:30 Uhr ereigneten sich 14 Erschütterungen. Genau so viele wie in der gesamten letzten Woche detektiert wurden. Seitdem am 5. Oktober die Seismizität wieder anzog, wurden 26 Erschütterungen festgestellt. Viele der Beben konzentrieren sich in einem Bereich nordwestlich der Solfatara. Das stärkste Beben heute brachte es auf eine Magnitude von 1,7 und hatte ein Hypozentrum in 2,6 Kilometer Tiefe, ähnlich dem Beben M 2,4 von gestern. Diese Beben entstehen wahrscheinlich durch Gesteinsbruch, während die flacher liegenden Beben mit Magnitude im Bereich der Mikroseismizität aller Wahrscheinlichkeit nach durch Fluidbewegungen verursacht werden und damit ähnlich wie Tremor entstehen.

Auch wenn die Erdbebentätigkeit langsam wieder zunimmt, sind wir noch ein Stück von der intensiven Seismizität entfernt, die wir während Hochphasen beobachten konnten. Grund zur Panik besteht nicht.

Bericht für den September veröffenrtlicht

Heute wurde auch der neue Bericht vom INGV für den September veröffentlicht. Im Monatsverlauf ereigneten sich 149 Erdbeben geringer Magnituden. Es gab keine signifikanten Änderungen im Verhalten des Vulkans: der langjährigen Trend zur Druckbeaufschlagung des Systems setzte sich fort. Der Kohlendioxid-Ausstoß blieb hoch und lag durchschnittlich bei 5000 Tonnen am Tag, was dem Ausstoß aktiver Vulkane entspricht. Es gab einige  Schwankungen in der Fumarolentemperatur bei Pisciarelli, die von starken Niederschlägen herrührten. Zuletzt stabilisierte sich die Temperatur wieder bei 95 Grad. Die Gastemperatur wird in 5 m Entfernung zur Fumarole gemessen.

Die Bodenhebung setzt sich wie gehabt mit einer Geschwindigkeit von 10 mm pro Monat fort. Schaut man sich die Rohdaten zur Messung an der Station RITE genauer an, erkennt man, dass es in der letzten Septemberwoche eine leichte Versteilung des Grafen zu geben scheint. Möglich, dass die Hebung wieder leicht anzieht. Wenn in 2 Wochen die korrigierten Daten kommen, wissen wir mehr. In diesem Jahr hob sich der Boden bereits um 15,5 Zentimeter. Seit November 2005 wurden etwa 133,5 cm Bodenhebung registriert.

Betrachtet man das Verhalten des Vulkans, so stellt man fest, dass es immer wieder zu Schüben mit beschleunigter Bodenhebung kam, die sich natürlich auch in einer signifikant gesteigerten Erdbebentätigkeit widerspiegeln. Die Pausenintervalle wurden immer kürzer und die Erdbeben in den Hochphasen stärker. Sollte sich dieses Muster fortsetzen, dann steuern wir bereits langsam wieder auf eine der Phasen mit erhöhter Aktivität zu.

Campi Flegrei mit kleinem Erdbebenschwarm am 5. Oktober

Kleiner Erdbebenschwarm erschüttert Calderavulkan Campi Flegrei – Stärkstes Beben Mb 2,4

Datum 05.10.24 | Zeit: 04:00:01 UTC | 40.8355 ; 14.1288 | Tiefe: 2,6 km | Mb 2,4

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde heute Morgen um 6:00 Uhr Ortszeit von einem Erdbeben der Magnitude 2,4 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 2600 m Tiefe, in der Grenzregion zwischen den porösen Gesteinen, in denen das Hydrothermalsystem eingebettet ist, und der massiven Deckschicht, die die Caldera nach oben hin abdichtet. Die Magnitude des Bebens deutet darauf hin, dass es zu einer Rissbildung im Gestein gekommen sein könnte. Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara, nahe der Ringstraße, lokalisiert. Im Anschluss folgten sieben weitere Beben geringerer Magnituden, wobei das zweit- und drittstärkste Beben Magnituden von 1,7 und 1,5 erreichten. Die drei stärksten Beben wurden von den Anwohnern in der näheren Umgebung der Epizentren wahrgenommen, und das stärkste Beben war sogar noch in Neapel spürbar, obwohl die Wahrnehmbarkeitsgrenze für Erdbeben normalerweise bei einer Magnitude von 3,0 liegt. Da die Erdbebenherde jedoch sehr flach lagen, sind in Pozzuoli und Neapel oft auch schwächere Erdstöße spürbar.

Die Erdbeben entfachen erneut Diskussionen um die Sicherheit der Bürger, die in der Roten Gefahrenzone der Campi Flegrei leben. Da die Seismizität und die Bodenhebung seit Anfang August nachgelassen haben, rückte das Thema etwas aus dem Blick der Öffentlichkeit. Vorgestern fand im Vorfeld der Katastrophenschutzübung „EXE Flegrei 2024“ ein Treffen zwischen Wissenschaftlern, Behördenvertretern und den Bürgern der Roten Zone statt. Bei diesem Treffen betonte Mauro Di Vito, Direktor des INGV-Vesuv-Observatoriums, dass der Vulkan Campi Flegrei weiterhin in einer langanhaltenden Phase der Unruhe sei. Seit 2012 steht der Vulkan auf gelbem Alarmniveau, bedingt durch seismische Aktivität, Bodenverformungen, starke geothermische Aktivität und intensive Entgasung. Trotz des Rückgangs der Bodenhebungen auf 10 mm pro Monat und der Verringerung der Erdbebenaktivität in letzter Zeit sei dies kein Hinweis auf das Ende der vulkanischen Dynamik.

Während des Treffens wurden die geplanten Maßnahmen und Teilnahmebedingungen der bevorstehenden Evakuierungsübung, die zwischen dem 9. und 12. Oktober durchgeführt wird, vorgestellt. Neben Di Vito erläuterten auch Vertreter des Katastrophenschutzes die möglichen Risiken und den Ablauf der Übungen. Die Bürger hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich über Schutzmaßnahmen gegen vulkanische Gefahren zu informieren.

Die Campi Flegrei, ein aktiver Supervulkan in der Nähe von Neapel, sind durch intensive hydrothermale und seismische Aktivitäten gekennzeichnet, die kontinuierlich überwacht werden. In den letzten Jahren stellten Wissenschaftler eine zunehmende Häufigkeit von Erdbebenschwärmen und Bodenhebungen fest, was auf eine steigende magmatische Aktivität hinweist. Die Region bleibt unter ständiger Beobachtung, da zukünftige Eruptionen potenziell verheerende Auswirkungen auf die umliegenden Gebiete haben könnten.

Campi Flegrei: Bodenhebung am 02.10.24

Bodenhebung im Bereich der Campi Flegrei liegt bei 10 mm im Monat – Gastemperatur bei Pisciarelli hoch

Gestern war Berichtstag beim INGV, und neben den Vulkanen Ätna, Stromboli und Vulcano wurde auch ein neues Wochenbulletin zu den Campi Flegrei veröffentlicht. In den letzten Wochen war es um die süditalienische Caldera etwas ruhiger geworden, und die seismische Aktivität hat deutlich nachgelassen. Im Berichtszeitraum vom 23. bis 29. September 2024 wurden 14 Erdbeben registriert, wobei das stärkste eine Magnitude von 1,6 erreichte. Seit Anfang August hat sich auch die Bodendeformation verlangsamt, von 20 mm pro Monat auf 10 mm pro Monat. Anfangs deutete alles darauf hin, dass die Hebungsrate weiter abnehmen würde, doch jüngste Messungen zeigten wieder einen Anstieg, sodass die Geschwindigkeit der Bodendeformation vorerst auf dem oben genannten Niveau bleibt. Interessanterweise hat sich, obwohl die Seismizität und die Hebungsrate abgenommen haben, die Gastemperatur an der Pisciarelli-Fumarole um 1 Grad erhöht. Sie lag im Durchschnitt bei 95 Grad, gemessen in 5 Metern Entfernung vom Fumarolenmund. Der Gasausstoß bleibt hoch, insbesondere bei den Kohlendioxid-Emissionen. Die Vulkanologen betonen, dass der mehrjährige Trend des Druckaufbaus im Untergrund der Caldera anhält.

Wissenschaftliche Prognosen zur weiteren Entwicklung der Situation lassen sich nicht zuverlässig treffen. Es besteht kein Grund zur allgemeinen Entwarnung, aber auch kein Anlass zur Panik. Mein Instinkt sagt mir, dass wir momentan nur eine kurze Phase verringerter seismischer Aktivität erleben und dass es mittelfristig zu weiteren Erdbebenschwärmen und einer verstärkten Bodenhebung kommen könnte.

Evakuierungsübung des Katastrophenschutzes am 12. Oktober

Wie ernst die italienischen Behörden die Situation in den Phlegräischen Feldern weiterhin nehmen, zeigt die Tatsache, dass die seit dem Frühjahr geplante Katastrophenschutzübung „EXE FLEGREI 2024“ nun vom 9. bis 12. Oktober durchgeführt wird. Im Gegensatz zur Übung am 24. und 25. Juni, bei der Notfallmaßnahmen für ein starkes Erdbeben geprobt wurden, steht diesmal die vulkanische Gefahr im Mittelpunkt der Katastrophenschutzübung. Während an den ersten Übungstagen interne Abläufe der Behörden geprobt werden, sind am 12. Oktober die Bürger der Roten Zone in Pozzuoli und den umliegenden Gemeinden zur Teilnahme aufgerufen. In 14 ausgewiesenen Wartebereichen sollen sich die Bürger zur Evakuierungsübung einfinden.

Zusammenfassung:

  • 14 Erdbeben zwischen dem 23. bis 29. September 2024
  • Stärkstes Beben M 1,6
  • Pisciarelli Gastemperaturen bei 95 Grad
  • Druckbeaufschlagung des Systems hält an
  • Katastrophenschutzübung mit Bezug zu Vulkangefahren am 12. Oktober