Island: Alarmstatus am Bárðarbunga erhöht

Mehr als 140 Erdbeben am Bárðarbunga führten zur Erhöhung der Alarmstufe

Der Erdbebenschwarm, der heute Morgen am Bárðarbunga auf Island begann, kann inzwischen als beendet angesehen werden. Es wurden über 140 Einzelbeben detektiert. Das stärkste hatte laut einer Spezialistenbeurteilung von IMO eine Magnitude von 5,1 und manifestierte sich in einer Tiefe von 6,4 Kilometern. In den Erdbebentabellen ist es mit M 4,9 gelistet. 17 weitere Beben hatten eine Magnitude von 3 oder höher. Die Aktivität war bis 9:00 UTC besonders ausgeprägt, ließ danach jedoch etwas nach. Laut IMO war es der stärkste Erdbebenschwarm seit dem Ende der Eruption in 2014-15.

Das Schwarmbeben spielte sich am nördlichen Calderarand ab und wurde sehr wahrscheinlich von einer Magmenintrusion verursacht.




Der isländische Wetterdienst (IMO) hat daraufhin den Flugfarbcode für die Bárðarbunga-Caldera vorsorglich auf „Gelb“ erhöht und warnt damit vor einem sich möglicherweise zusammenbrauenden Vulkanausbruch. Mögliche Entwicklungen umfassen Magma-Intrusionen, Ausbrüche innerhalb oder außerhalb der Caldera sowie gefährliche Gletscherläufe (Jökulhlaup) mit großem Zerstörungspotenzial, falls ein Ausbruch unter dem Gletscher stattfindet. Alternativ könnten Lavaflüsse bei einem Ausbruch außerhalb des Gletschers auftreten.

Bárðarbunga, ein großer und teils von einem Gletscher bedeckter Vulkan, zeigt seit 2015 Anzeichen erhöhter Magmaansammlung und Inflation. Die jüngsten Ereignisse sind die bedeutendsten seit dem Ausbruch in Holuhraun 2014–2015. Allein 2024 wurden vier Beben mit einer Stärke von 5 oder höher verzeichnet. Geodätische Daten belegen eine anhaltende Deformation des Vulkangebiets.

Die Situation wird weiter genau überwacht, da Bárðarbunga aufgrund seiner Größe und Komplexität ein hohes Gefahrenpotenzial birgt. Genaue Vorhersagen zum Verhalten des Vulkans sind nicht möglich. Ich selbst halte einen Ausbruch aus der aktuellen Situation heraus für wenig wahrscheinlich, obgleich nicht völlig

Anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi

Mit steigender Wahrscheinlichkeit wird es in den nächsten Wochen dafür wieder zu einem Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet kommen. Nachdem einige GPS-Messungen zur Bodenhebung ausgefallen waren, werden jetzt wieder Daten übermittelt und die Hebung scheint unvermindert anzuhalten. An der Messstation SENG hat sich der Boden seit dem Ende der letzten Eruption um ca. 15 cm gehoben. Es fehlen 7 cm zur Parität mit der Hebung vor dem letzten Ausbruch. Wenn die Hebung in diesem Tempo weitergeht, sollten innerhalb von 3–4 Wochen 7 cm Hebung zu schaffen sein. Spätestens ab dann steigt das Ausbruchsrisiko signifikant, wobei zu berücksichtigen gilt, dass der letzte Ausbruch vor Erreichen der Parität der Hebung eintrat.

Island: Schwarmbeben und Gletscherlauf am Vatnajökull

Schwarmbeben am Bardarbunga und Gletscherlauf am Grimsvötn auf Island

Datum 14.01.25 | Zeit: 06:29:19 UTC | Koordinaten: 64.664 ; -17.476 | Tiefe: 4,9 km | Mb 4,8

Auf Island spielen sich heute Morgen unerwartete Ereignisse im Bereich des Gletschers Vatnajökull ab: Um 06:08 UTC setzte ein Erdbebenschwarm im Norden der Bárðarbunga-Caldera ein, der bis jetzt anhält und aus mehr als 80 Einzelbeben besteht. Fünf dieser Erschütterungen hatten Magnituden über 3 und wären somit theoretisch spürbar gewesen – allerdings befand sich niemand in der Region, der als Zeuge infrage käme. Das stärkste Einzelbeben erreichte eine Magnitude von 4,8 bei einer Herdtiefe von 4900 Metern. Das Epizentrum wurde 3.600 Meter nördlich des Zentrums der Caldera von Bárðarbunga lokalisiert. Diesem Beben wurde zunächst eine Magnitude im Dreierbereich zugeordnet und anschließend hochgestuft. Daher gehe ich davon aus, dass es von einem Seismologen gegengeprüft wurde der die Magnitude bestätigte. Somit wäre es bereits das zweite ungewöhnliche Erdbeben am Bárðarbunga in diesem Jahr.




Die Tiefen der Erdbeben variierten zwischen knapp 9.000 und 800 Metern unter dem Meeresspiegel.

Sehr wahrscheinlich wird der Erdbebenschwarm durch Fluidbewegungen im Magmaspeichersystem verursacht, das infolge einer zunehmenden Magmenakkumulation unter Druck gerät. Dies erzeugt Spannungen entlang der Störungen im Bereich des Calderadachs. Obwohl der Bárðarbunga-Vulkan langsam auflädt, bleibt ungewiss, wann der nächste Ausbruch stattfinden wird. Die letzte Eruption ereignete sich im Jahr 2014. Damals entleerte sich der Magmenkörper so stark, dass das Calderadach um mehr als 100 Meter absank. Man ging damals davon aus, dass es Jahrhunderte dauern würde, bis der Vulkan wieder ausbruchsbereit ist. Inzwischen ist man sich dessen nicht mehr so sicher.

Unter dem Vatnajökull befinden sich noch weitere Zentralvulkane. Einer davon ist Grímsvötn, wo heute ebenfalls einige Erdbeben registriert wurden. Diese traten in der Nähe von Grímsfjall auf, einem Teil des Grímsvötn-Vulkansystems. Laut einer kurzen Mitteilung des IMO (Icelandic Meteorological Office) manifestiert sich derzeit ein kleiner Gletscherlauf. Dabei fließt Schmelzwasser aus einer Eiskaverne in der Nähe des Vulkans ab. Es besteht die Gefahr, dass die Druckentlastung durch das abfließende Wasser das Magmaspeichersystem von Grímsvötn destabilisieren und einen Vulkanausbruch auslösen könnte. Obwohl bei früheren Ausbrüchen solche Korrelationen beobachtet wurden, tritt dies nicht allzu häufig auf, so dass die Gefahr durch den Gletscherlauf eher subtil ist. Größere Gletscherläufe können aber eine Gefahr für Autofahrer auf der Ringstraße darstellen, falls die Wasserfluten diese Überfluten sollten.

Island: Erdbeben Mb 4,1 am Bardarbunga

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Gletschervulkan Bardarbunga

Datum 08.01.25 | Zeit: 03:33:53 UTC | Koordinaten: 64.677 ; -17.471 | Tiefe: 0,1 km | Mb 5,1

Unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga manifestierte sich heute Nacht um 3:33 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Das Epizentrum wurde im Norden der großen Caldera festgestellt. IMO berichtet von leichten Nachbeben, die allerdings nicht auf der Shakemap zu sehen sind. Vielmehr markiert der Erdstoß das (vorläufige) Ende eines Schwarms, der sich aus über 30 Beben zusammensetzt.

Das letzte mittelstarke Erdbeben gab es am Bardarbunga am 8. Dezember 2024. Es hatte eine Magnitude von 5,1 und setzte somit das 32-Fache an Energie frei, wie das aktuelle Erdbeben. Die Amplitude des Signals auf dem Seismogramm war 10 Mal so groß.

Die GNNS-Messungen an den Messstationen um Bardarbunga und Grimsfjall zeigen eine Bodenhebung von 5–7 Zentimetern seit Oktober 2024 an. Allerdings haben sich diese Messungen nicht als sonderlich zuverlässig erwiesen und könnten Störeinflüssen unterliegen.

Der Calderavulkan liegt unter dem größten Gletscher Europas  und befindet sich nach der großen Eruption 2014 in einem Wiederaufladungsprozess. Wobei es bis jetzt nicht vorhersagbar ist, wann der Bardarbunga wieder zu einer Eruption bereit sein wird. Es könnten Jahre, aber auch Jahrzehnte vergehen. Manchmal entwickelt sich an einem Vulkan aber auch alles viel schneller (oder langsamer) als angenommen.

Natürlich gibt es auch in anderen Regionen Islands Erdbeben. Unter der gesamten Insel ereigneten sich in den letzten 48 Stunden 122 Erschütterungen. Ein Bebenspot liegt dabei weiterhin im Bereich des Grjotarvatn, wo sich in dem bekannten Zeitraum 27 Beben zutrugen. Das stärkste brachte es heute Morgen auf Mb 2,9. Hier gibt es einen deutlichen Trend einer zunehmenden Seismizität, die sehr wahrscheinlich mit einer Magmenakkumulation in größerer Tiefe zusammenhängt.

Im Bereich der benachbarten Reykjaneshalbinsel waren es 39 Beben innerhalb von 2 Tagen. Die meisten Erschütterungen kumulierten sich wieder im Krysuvik-System und am Fagradalsfjall. An der GNNS-Messstation KRIV (Krysuvik) drehte der bis dato Subsidenz anzeigende Trend auf einen leichten Uplift. Wenigstens wenn man den Messungen der Uni Reykjavik Glauben schenkt, denn auf der Seite von IMO wird weiterhin eine Bodensenkung angezeigt. An den wenigen Messstationen am Fagradalsfjall ist kein deutlicher Trend erkennbar und es gibt trotz der Erdbeben wohl keine signifikante Bodendeformation.

Island: Erdbeben M 3,2 am Grjótárvant

Erdbeben M 3,2 am Grjótárvatn war weithin spürbar – stärkste Erdbeben in der Region

Auf Island ereignete sich gestern Abend um 22:50 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Es erschütterte die Region Grjótárvatn auf der Halbinsel Snæfellsnes, wo es seit einigen Monaten vermehrt zu Erdbeben kommt. Das Epizentrum wurde 26,5 km nördlich von Borgarnes verortet. Mit einer Herdtiefe von 18 Kilometern lag das Beben verhältnismäßig tief. Mehrere Nachbeben folgten, wobei das stärkste eine Magnitude von 2,6 erreichte.

Das Beben war in den umliegenden Gebieten, darunter Lundarreykjadalur und Akranes, deutlich spürbar. Laut dem Isländischen Wetteramt (IMO) handelt es sich vermutlich um das stärkste jemals in der Nähe von Grjótárvatn gemessene Erdbeben. Das bisher stärkste Beben der Gegend wurde am 7. Oktober 2021 registriert und hatte eine Magnitude von 3,0.

Das jüngste Erdbeben könnte durch lokale Spannungsentladungen aufgrund tektonischer Verschiebungen oder magmatischer Prozesse verursacht worden sein. Dies ist typisch für geothermale und vulkanisch aktive Regionen in Island, wo die tektonische Dehnung durch die Divergenz der Eurasischen und Nordamerikanischen Platte die Erdkruste ständig unter Druck setzt. Die Häufung von Nachbeben könnte ein Hinweis auf eine anhaltende Anpassung der Spannungsverhältnisse in der Umgebung sein.

Die Halbinsel Snæfellsnes liegt entlang einer komplexen tektonischen Zone, die sowohl von der Mittelozeanischen Rückenaktivität des Nordatlantiks als auch von lokalen Transformstörungen geprägt ist. Der Vulkanismus in der Region zeigt sich durch Spaltenvulkane und Zentralvulkane wie den Snæfellsjökull. Die Gegend um Grjótárvatn ist mit dem Vulkansystem Ljósufjöll verknüpft. Isländische Wissenschaftler deuten die Zunahme der Seismizität als ein mögliches langsames Erwachen des Vulkans.

Doch nicht nur am Grjótárvatn bebt es: Die Bebentätigkeit auf ganz Island ist ebenfalls relativ hoch. In den letzten 48 Stunden registrierte das IMO 160 Erschütterungen. Im Bereich des Vatnajökulls ereigneten sich 43 Beben, viele davon waren mit dem subglazialen Vulkan Bárðarbunga assoziiert, aber auch am Grímsfjall/Grímsvötn gab es Erschütterungen. Das stärkste Beben unter dem Vatnajökull manifestierte sich gerade unter Hamarinn und hatte eine Magnitude von 3,2.

Auf Reykjanes setzte sich die seismische Tätigkeit insbesondere unter dem Fagradalsfjall fort. Doch auch vor der Küste bei Reykjanestá sowie im Krýsuvík-System und am Bláfjallaskáli bebte es. Zwar muss nicht jede Bebentätigkeit auf Island mit Magmenaufstieg assoziiert sein, doch in einigen Fällen ist dies wahrscheinlich. Besonders die Beben am Fagradalsfjall, Bárðarbunga und Grjótárvatn erscheinen mir diesbezüglich besonders verdächtig.

Die Beben vor der Nordlüste von Island hängen mit der Tjörnes-Fracture-Zone zusammen und sind wahrscheinlich tektonischen Ursprungs.

Island: Bardarbunga lädt auf

Erdbeben und Bodenhebung am Bardarbunga deuten auf Magmenaufstieg hin

Zwei Tage nach dem vergleichsweise starken Erdbeben der Stärke 5,1, das sich unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga auf Island ereignete, äußerten sich Experten in der isländischen Zeitung MBL. Benedikt Gunnar Ófeigsson, Deformationsspezialist beim IMO, und der inzwischen emeritierte Geophysik-Professor Páll Einarsson kommentierten unabhängig voneinander die Ereignisse am Vulkan unter dem Gletscher Vatnajökull. Beide sind der Meinung, dass die seismische Aktivität in diesem Jahr mindestens genauso hoch ist wie unmittelbar nach der Holuhraun-Eruption im Jahr 2014.

Sie gehen davon aus, dass die Erdbeben – in diesem Jahr wurden vier Erschütterungen mit Magnituden im Bereich um 5 registriert – durch aufsteigendes Magma verursacht werden. Die Schmelze sammelt sich in einem flach liegenden Magmenkörper unter der Caldera und übt von unten Druck auf das Calderadach aus. Dieses Dach wird von einem ringförmigen Störungssystem umgeben, das durch den Druck von unten unter Spannungen gerät und diese Spannungen durch Erdbeben abbaut. Bei stärkeren Erdbeben kann es zu Gesteinsbrüchen in diesen Störungen kommen, und es ist nachgewiesen, dass es dabei zu einem vertikalen Versatz des Calderadaches im Bereich der Epizentren kommen kann.

Die tektonischen Prozesse der Caldera wurden bereits in Studien untersucht. Eine dieser Studien, die mir von Mike Schüler aus unserer Facebook-Gruppe empfohlen wurde, fokussierte sich auf mehrere stärkere Erdbebenphasen vor und nach der Eruption, insbesondere auf Vorgänge im südlichen Bereich der Calderaringstörung. Das wesentliche Ergebnis der Studie zeigt, dass sich die Bewegungsrichtungen während und nach der Eruption umgekehrt haben: Während der Eruption kam es zu einer Abwärtsbewegung, danach zu einer Aufwärtsbewegung. Diese Umkehrung wurde durch InSAR- und GPS-Messungen bestätigt und deutet darauf hin, dass sich die Caldera nach der Eruption infolge des Magmenaufstiegs wieder aufbläht. Die Ähnlichkeit der Bruchzonen und ihrer Ausrichtungen in beiden Phasen legt nahe, dass dieselbe Verwerfung am Calderarand erneut aktiv ist. Die Studie wurde im Oktober 2022 veröffentlicht.

Aus den aktuellen Äußerungen der beiden Experten lässt sich schließen, dass die Aktivität inzwischen zugenommen hat und sich die Hebung der Caldera beschleunigt. Direkt nach der Eruption wurde angenommen, dass es möglicherweise Jahrhunderte dauern würde, bis Bardarbunga wieder für eine Eruption bereit ist. Diese Einschätzung scheint mittlerweile überholt, und es wird angedeutet, dass eine neue Eruption viel früher als bisher angenommen erfolgen könnte. (Studie: https://doi.org/10.1029/2021GL097613)

Island: Starkes Erdbeben Mb 5,1 unter Bardarbunga

Starkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert Calderavulkan Bardarbunga – Zahlreiche Erdbeben gingen voran

Datum 08.12.24 | Zeit: 01:49:45 UTC | Koordinaten: 64.521 ; -17.569 | Tiefe: 3,9 km | Mb 5,1

Heute Nacht bebte es um 01:49:45 Uhr UTC unter dem isländischen Calderavulkan Bardarbunga mit einer Magnitude von 5,1. Das Epizentrum wurde 4,1 km ost-südöstlich des Calderazentrums verortet. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des IMO in 3,9 Kilometern Tiefe. Es war das zweite starke Erdbeben unter der Caldera in diesem Jahr. Am 21. April gab es sogar ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,4.

Dem aktuellen Erdbeben gingen einige Tage erhöhter seismischer Aktivität voraus, die sich besonders gestern im Tagesverlauf steigerte. Obwohl der Erdstoß vergleichsweise stark war, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen, was der Abgeschiedenheit der Region geschuldet sein dürfte.

Tatsächlich hielt ich mich 2014 wenige Tage vor der Eruption nur 50 Kilometer vom Bardarbunga entfernt auf und konnte auch keines der stärkeren Erdbeben dort spüren.




Laut IMO sind solche Erschütterungen unter dem Vulkan nicht unüblich, allerdings auch nicht alltäglich. Sie weisen darauf hin, dass sich unter dem Vulkan etwas tut. Was genau der Auslöser des Bebens war, bleibt jedoch spekulativ. Bereits während der großen Eruption im Jahr 2014 sackte das Dach der Caldera um mehr als 100 Meter ab. Erdbeben könnten also weiterhin eine Erscheinung dieser Subsidenz sein. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass direkt nach der Eruption eine erneute Magmenakkumulation einsetzte, ähnlich wie im Fall von Svartsengi. In diesem Fall könnten starke Beben auch mit Magmenaufstieg zusammenhängen, indem aufsteigendes Magma Druck auf das Calderadach ausübt und Erdbeben entlang von Störungszonen in diesem Gesteinsdeckel auslöst. Last but not least kommen rein tektonische Prozesse infrage, denn wie die meisten großen Zentralvulkane Islands liegt auch die Bárðarbunga-Caldera im Bereich des Störungsgürtels, der mit dem mittelatlantischen Rücken in Zusammenhang steht, der sich in zwei Armen geteilt quer durch Island zieht.

Die Bardarbunga-Caldera liegt unter dem großen Eisschild des Vatnajökull. Der Gletscher ist der mächtigste in Europa und bedeckt mehrere große Calderavulkane. Dass sich gerade hier so viele Vulkane befinden, liegt nicht nur an der großen divergenten Störungszone, sondern auch am Island-Mantelplume, dessen Zentrum unter dem Vatnajökull vermutet wird. Dass ausgerechnet unter dem größten Gletscher Europas vermutlich der größte Mantelplume liegt, der Schmelze aus dem Erdmantel zur Oberfläche transportiert, mutet ein wenig skurril an: Zwei gegensätzliche Superlative aus Feuer und Eis treffen hier aufeinander. Na, wenn das mal kein Stoff für Mythen und Legenden ist.

Island: Erdbeben unter dem Vatnajökull

Mehrere Erdbeben im Bereich vom Vatnajökull – Auch Askja betroffen

Datum 27.11.24 | Zeit: 03:16:05 UTC | Koordinaten: 64.664; -17.444 | Tiefe: 1,9 km | Mb 3,6

Während alle Augen auf die Geschehnisse auf der Reykjanes-Halbinsel gerichtet sind, geht die Erdbebenaktivität im Bereich des Vatnajökulls weiter: In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 42 Erschütterungen im Areal des größten europäischen Gletschers. Viele der Beben manifestierten sich im Bereich von Bardarbunga. Dort gab es gestern – wie bereits kurz erwähnt – ein Erdbeben der Magnitude 3,6, mit einem Hypozentrum in 1,9 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,8 km ost-nordöstlich des Zentrums der Bárðarbunga-Caldera verortet. Heute gab es dort einen Erdstoß Mb 2,4. Auch im Bereich von Grimsvötn bebte es. Die Bodendeformation dort, über die ich im letzten Monat berichtete, hat sich wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Anders sieht es mit der Bodenhebung an der Askja aus, die zwar in ihrer Geschwindigkeit deutlich nachgelassen hat, aber immer noch zugegen ist. Erdbeben gibt es dort auch, wobei sich die Mehrzahl der Erschütterungen in der Nähe des Tafelvulkans Herðubreið abspielte.

In diesem Kontext erschien Mitte Oktober bei Reuters ein interessanter Artikel, der die seismische Aktivität der Askja zum zentralen Thema hatte, die durch Bodenhebung infolge der Magmenakkumulation unter dem Vulkan zustande kommt. IMO-Forscher gehen davon aus, dass sich unter dem Vulkan gut 43 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Das Magma soll bis auf 3 Kilometer unter der Oberfläche vorgedrungen sein. Dennoch kann kein Forscher den Zeitpunkt einer möglichen Eruption festlegen. Tatsächlich lässt sich bis jetzt nicht sagen, ob und wann es zu einer Eruption kommen wird.

In diesem Kontext wurde diskutiert, ob das beschleunigte Abschmelzen der isländischen Gletscher zu einer verstärkten eruptiven Tätigkeit führen könnte. Während des Rückgangs der Gletscher und Eiskappen am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 15.000 bis 10.000 Jahren stieg die vulkanische Aktivität dramatisch an, mit Eruptionsraten, die 30- bis 50-mal höher waren als zuvor. Lavaströme formten die Insel um und Asche regnete auf die Umgebung. Heute schmelzen Islands Gletscher erneut rapide aufgrund des Klimawandels. Mit einem Verlust von 16 % des Gletschervolumens in den letzten 130 Jahren und weiteren prognostizierten Rückgängen bis zum Jahrhundertende könnten ähnliche vulkanische Reaktionen ausgelöst werden, denn bis heute sind viele der isländischen Zentralvulkane von Gletschern bedeckt, die unter einem massiven Masseverlust leiden. Die Theorie hinter diesen Befürchtungen ist, dass die Auflast des Gletschergewichts Magma im Untergrund hindert, final aufzusteigen und zu entgasen, was letztendlich Eruptionen verhindert. Schmilzt das Eis, kommt es zu einer Druckentlastung, wodurch das im Magma gelöste Gas schlagartig entweichen kann, mit dem Resultat, dass es zu einem Vulkanausbruch kommt. So könnte der Klimawandel zu einem Anstieg der eruptiven Tätigkeit führen. So könnte der Klimawandel zu einer erhöhten Vulkanaktivität führen. Leute, lasst uns die Gletscher schneller schmelzen!

Die aktuelle Eruptionsphase auf der weitestgehend eisfreien Reykjaneshalbinsel sollte hiervon allerdings unabhängig sein.

Island: Erdbeben Mb 3,5 unter Bardarbunga

Subglazialer Vulkan Baradarbunga wurde von Erdbeben Mb 3,5 erschüttert

Nachdem ich gestern Morgen die Meldung über ein Erdbeben der Magnitude 3,8 östlich der Askja korrigieren musste, da es sich um eine Fehlmeldung des automatischen Systems handelte, ereignete sich am späten Nachmittag tatsächlich ein Erdbeben der Magnitude 3,5 in Island. Dieses trat im Bereich der subglazialen Caldera Bardarbunga auf, mit einem Hypozentrum in 2,6 Kilometern Tiefe. Laut Mitteilung des IMO (Icelandic Meteorological Office) gab es zuvor bereits mehrere Beben im Bereich der Magnitude 2. Anzeichen für eine Eruption unter dem Vatnajökull wurden jedoch nicht festgestellt.

Die Bárðarbunga-Caldera war nicht der einzige vulkanische Einbruchskessel mit seismischer Aktivität: Unter der Katla, die vom Mýrdalsjökull-Gletscher bedeckt ist, wurden bereits am Freitag ebenfalls einige Erdbeben registriert.




Aktuell nimmt die Seismizität unter Reykjanes wieder leicht zu. Innerhalb von 48 Stunden wurden 41 Erdbeben registriert, vor allem in der Krýsuvík-Region und am Fagradalsfjall. Vereinzelte Beben treten auch wieder entlang der Sundhnúkur-Spalte auf. Dort stockt die Bodenhebung aktuell und zeigt sogar eine leicht rückläufige Tendenz. Ob dies auf Messungenauigkeiten zurückzuführen ist oder darauf, dass der Magmenaufstieg tatsächlich ins Stocken geraten ist, werden die Messungen der nächsten Tage zeigen. Vor den letzten Eruptionen war häufig zu beobachten, dass die Hebegeschwindigkeit abnahm, da der Gegendruck in flacher liegenden Magmenkörpern wuchs und weniger Magma aus der Tiefe aufsteigen konnte.

Die Bodenhebung nähert sich erneut einem Niveau, ab dem die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs steigt. Obwohl das IMO zuletzt mitteilte, dass man in diesem Monat nicht mehr mit einer Eruption rechnet, gibt es weiterhin Bedenken. Der nächste Ausbruch, der möglicherweise im Dezember oder Januar bevorsteht, könnte bis zu 30 % stärker ausfallen als der vorherige. Dies liegt daran, dass die Menge an Magma im System stetig zunimmt und der Schwellenwert der Magmenakkumulation vor einem Ausbruch stetig höher ist als bei den vorhergehenden Eruptionen.

Island: Erdbeben Mb 4,5 unter Bardarbunga

Isländischer Calderavulkan von stärkerem Erdbeben erschüttert – Kein Tremor registriert

Datum 06.10.24 | Zeit: 17:56:24 UTC | 64.671 ; -17.461  | Tiefe: 1,8 km | Mb 4,5

Unter dem subglazialen Calderavulkan Bardarbunga gab es gestern Abend weitere Erdbeben. Ersten Meldungen zufolge hatte der stärkste Erdstoß eine Magnitude von 5,0, doch dann begann eine Korrekturorgie, bei der das Beben zunächst auf M 3,9 herabgestuft wurde, um dann auf M 4,7 wieder hochgestuft zu werden. Eine letzte Korrektur kam dann zu dem Schluss, dass es eine Magnitude von 4,5 hatte und einen Erdbebenherd in 1,8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,7 Kilometer nordöstlich des Calderamittelpunktes bestimmt.

Durch die häufigen Korrekturen zeigen einige Erdbebendienste noch andere Werte an. Der letzte Wert, den ich hier weitergebe, stammt vom zuständigen Observatorium IMO. Damit war es in diesem Jahr das drittstärkste Beben am Bardarbunga. Ein großer Schwarm blieb aus, dennoch gab es einige schwächere Nachbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,7.

In den letzten Tagen gab es eine Serie von Erdbeben mit Magnituden über 3 unter den gletscherbedeckten Calderavulkan. Forscher gehen davon aus, dass die gesteigerte Erdbebenaktivität mit Magmenakkumulation unter dem Vulkan zusammenhängen könnte. Tatsächlich messen einige GPS-Stationen am Rand des Gletschers und westlich der Caldera eine Bodenhebung von 5 Zentimetern seit Mai dieses Jahres. Die Bodenhebung beschleunigte sich in diesem Zeitraum etwas, und auch zuvor gab es eine langsame Inflation. Schaut man sich die GPS-Verlaufskurven genauer an, erkennt man einen kleinen Rücksetzer in den letzten Tagen und es gibt Meldungen, dass sich im Eis über der Caldera zwei Absenkungen gebildet haben bzw. größer geworden sind, als sie zuvor waren. Solche Depressionen auf dem Eis entstehen häufig infolge einer gesteigerten geothermischen Aktivität unter dem Eis, welche selbiges schmelzen lässt. Meistens sind es heiße Gase, die aus subglazialen Fumarolen austreten, gelegentlich aber auch ein kleiner effusiver Vulkanausbruch, der das Eis schmilzt. Da kein Tremor registriert wurde, ist eine Eruption aber unwahrscheinlich.