Äthiopien: Erdbebenserie geht weiter

Erdbebenserie im äthiopischen Afar-Dreieck hält an – Zwei Beben mit Mb 5,0

Datum 28.12.24 | Zeit: 07:43:14 UTC | Koordinaten:  9.180 ; 40.020 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

In Äthiopien kommt die Erde nicht zur Ruhe und es gab weitere Erdbeben im südlichen Afar-Dreieck, dort, wo sich am Awash das Riftvalley weitet und in die Depression der Danakil-Senke übergeht. Das jüngste Erdbeben mit einer Magnitude von 5,0 manifestierte sich heute Morgen um 07:43:14 UTC und hatte ein Epizentrum, das 33 km nördlich von Metahāra verortet wurde. Die Tiefe wurde wieder auf 10 Kilometer fixiert. Bereits gestern hatte es zwei weitere Erschütterungen der Magnituden 5,0 und 4,5 gegeben. Seit der Wiederaufnahme der Seismizität am 21. Dezember hat es 14 Beben mit Magnituden von 4,0 gegeben. Eines der Beben lag abseits des aktuellen Clusters und wurde auf der Verlängerung des Riftvalleys vor der eritreischen Küste im Roten Meer detektiert.

Der polnische Vulkanfotograf Thomas Lepich ist in der Awash-Gegend und am Mount Fentale unterwegs und postete Fotos von Straßenrissen, die durch die Erdbeben entstanden sind. Ob es aktuell wieder eine Bodenhebung gibt, wie sie im Oktober per InSAR festgestellt wurde, ist bis jetzt nicht geklärt.

Die Gegend wird nicht systematisch geophysikalisch überwacht. In einem Umkreis von 170 Kilometern soll es nur ein einziges Geophon geben. Daher werden nur stärkere Erdbeben mit einer Magnitude ab 4 registriert. Wir wissen definitiv nicht, wie viele schwächere Erdbeben es gibt. Andere Daten werden überhaupt nicht erhoben.

Die Erdbeben könnten mit einer Magmenintrusion in Verbindung stehen, aber auch rein tektonischer Natur sein, denn hier verläuft die divergente Naht zwischen dem afrikanischen Kontinent und der kleinen Somaliaplatte. Im Norden, wo das Rote Meer an die Gestade Afrikas mündet, befindet sich die Grenze zur Arabischen Platte. Eine Region, in der es Plattenbewegungen in unterschiedliche Richtungen gibt und wo ein neuer Ozean entstehen könnte.

Äthiopien: Mittelstarke Erdbeben beim Fentale

Weitere mittelstarke Erdbebenserie nahe Vulkan Fentale in Äthiopien – Stärkstes Beben Mb 4,9

Datum 23.12.24 | Zeit: 19:41:25 UTC | Koordinaten:  8.953 ; 40.116 | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

Die Awash-Gegend in Äthiopien wurde über Weihnachten von einer erneuten Erdbebenserie getroffen. Das EMSC registrierte 4 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 4,9 und 4,5. Das stärkste Beben ereignete sich am 23. Dezember. Das Epizentrum wurde 7 km südwestlich von Āwash verortet. Der Erdbebenherd wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert. Die drei anderen Beben manifestierten sich einen Tag später.  Nur eins dieser Beben lag in direkter Nachbarschaft, die beiden anderen wurden weiter südlich verortet. Alle vier Beben haben gemein, dass sie sich östlich des Vulkans Fentale ereigneten, von dem man bereits im Oktober annahm, er würde sich auf eine Eruption vorbereiten. Grund hierfür war eine starke Erdbebenserie in der Region, die von Bodenhebung begleitet wurde, die man nördlich des Vulkans via InSAR detektierte. Zudem gab es verstärkte geothermale Aktivität in einem nahe gelegenen Thermalgebiet.

Leider ist das seismische Netzwerk in der Region nicht sonderlich gut ausgebaut und daher kann die Verortung der Erdbeben ungenau sein. Tatsächlich streuen die Beben um den Vulkan und den Ort der Bodenhebung. Schwächere Erdbeben werden erst gar nicht registriert, von daher ist es unklar, inwiefern der Vulkan Fentale tatsächlich Zentrum der Ereignisse ist oder ob die Beben mit der Divergenz im Süden des Afar-Dreiecks im Zusammenhang stehen. In der Erdbebenregion weitet sich das Ostafrikanische Rift zum Afar-Dreieck, welches die Danakil-Depression einschließt. Dort befindet sich eine Vulkankette, deren bekanntester Vertreter der Vulkan Erta Alé ist. Hier gab es erst in der letzten Woche eine größere Eruption, bei der ein Lavastrom über den Calderaboden floss. Ob es am südlich gelegenen Fentale ebenfalls eine Eruption geben wird, lässt sich ohne weitere geophysikalische Daten nicht zuverlässig prognostizieren. Möglich wäre es, Genaueres lässt sich nicht sagen.

Erta Alé eruptiert Lavaströme im Dezember

Anhaltende effusive Eruptionen am Erta Alé – Krater sind aufgefüllt

Am äthiopischen Vulkan Erta Alé hält die Lavastromtätigkeit aus mehreren Hornitos an. Die Lavaströme fließen zwar nicht immer, aber dafür immer öfter. In der Danakil ist Reisesaison und entsprechend häufig kommen Augenzeugenberichte herein. Der jüngste Ausbruch ereignete sich am 17. Dezember.

Der Erta Alé ist ein 613 m hoher Schildvulkan in der äthiopischen Danakil-Depression des Afar-Dreiecks. Das Besondere an seiner Lage ist, dass seine Basis unterhalb des Meeresspiegelniveaus liegt. Zudem handelt es sich hier um einen der heißesten und trockensten Orte der Welt, selbst in Zeiten, in denen keine Lava fließt. Das macht eine Besteigung des Vulkans nicht gerade angenehm. Dennoch sind aktuell vergleichsweise viele Reisegruppen dort unterwegs. Vielleicht auch, weil ein gewisser Nachholbedarf besteht: Zuerst vereitelten die Corona-Restriktionen das Reisen, dann war es der Rebellenaufstand. Nun scheint sich die politische Situation der Region etwas stabilisiert zu haben, so dass wieder ein höheres Touristenaufkommen besteht.

Der jüngste Augenzeugenbericht stammt vom 20. Dezember und kommt von einem polnischen Vulkanfotografen, Tomasz Lepich. Er fand eine Reihe Hornitos vor, die glühende Förderschlote und etwas Lavaspattering präsentierten. Der Fotograf meinte, dass die beiden Gipfelkrater endgültig Geschichte seien und sich an deren Stelle ein endlos erscheinendes Lavafeld erstrecke. Offenbar hat sich auch der Nordkrater inzwischen verfüllt.

Die letzten Lavaströme verpasste der Fotograf nur knapp, denn diese waren am 16. und 17. Dezember aktiv und wurden von einer anderen Reisegruppe dokumentiert. Auch die Satellitenfernerkundung lieferte Daten zu den Vorgängen am Erta Alé: Auf einem Copernicus-Satellitenbild sieht man die Wärmesignatur eines Lavastroms, der fast die gesamte Caldera in ihrer Breite querte. Der Lavastrom emittierte eine moderate Wärmestrahlung von 42 MW, was man bei MIROVA einsehen kann.

Das Diagramm zur Wärmestrahlung zeigt in der Jahresübersicht sehr schön, in welchem Rhythmus die Lavaüberläufe aus den Hornitos kommen. Eine größere Lücke gab es offenbar im Herbst. Hier könnte es aber auch ab und an zur Wolkenbildung gekommen sein, sodass eventuell nicht jede Eruption erfasst wurde.

Erta Alé: Hohe Thermalstrahlung am 3. Dezember

Hohe Thermalstrahlung lässt Lavaüberlauf am Erta Alé vermuten

In den letzten Wochen war es relativ still um den Erta Alé in der äthiopischen Wüste Danakil geblieben: Der flache Schildvulkan zeigte zwar eine milde Aktivität im Bereich seiner Hornitos, doch größere Eruptionen blieben aus. Das scheint sich letzte Nacht geändert zu haben, denn seitdem registrierte MIROVA zweimal eine hohe Thermalstrahlung, die vom Erta Alé ausging. Zunächst wurde am Abend des 2. Dezembers eine Leistung von 891 MW gemessen, dann folgte heute eine weitere Messung, die auf eine Leistung der Wärmestrahlung von 796 MW kam. Geht man davon aus, dass sich die Tätigkeit des Vulkans nicht grundlegend geändert hat, kann man davon ausgehen, dass es zu einem Lavaüberlauf aus mindestens einem der Hornitos gekommen ist, die sich im Bereich des früheren Südkraters gebildet haben. Denkbar ist aber auch, dass im größeren Nordkrater Lavaströme unterwegs sind, so wie wir es vor zwei Jahren öfter sahen.

Erst gestern postete der äthiopische Vulkanologe und Reiseführer Enku Mulugeta bei Facebook ein Video, das schwache Aktivität an einem der Hornitos auf dem Deckel des Südkraters zeigt. Zu sehen ist eine seitliche Öffnung, aus der etwas Lava quillt. Hier könnte sich die Aktivität verstärkt haben.

Auf einem heute veröffentlichten Copernicus-Satellitenbild ist von der gesteigerten Aktivität jedoch noch nichts zu erkennen. Das Foto trägt das Datum von heute, wird aber wohl bereits gestern vor Eruptionsbeginn aufgezeichnet worden sein. Im Infrarotbereich ist eine pixelgroße thermische Anomalie sichtbar, wie sie für die von Enku beobachtete Aktivität typisch ist.

Gerade wurden Aufnahmen der Eruption gepostet, die meine oben getätigten Vermutungen bestätigen.

Interessant ist, dass in den letzten Monaten wieder regelmäßig Expeditionen zum Erta Alé unterwegs sind, offenbar ohne dass es zu Zwischenfällen mit Rebellen gekommen ist. Tatsächlich postete Enku Mulugeta, dass man darum bemüht ist, am Erta Alé einen Geopark einzurichten. Na, wenn das mal keine guten Neuigkeiten sind.

Erta Alé mit Lavaüberlauf Ende Oktober

Erta Alé in der Danakil erzeugte neuen Lavaüberlauf – Expedition dokumentierte den Vulkanausbruch

In der äthiopischen Wüste Danakil erzeugte der Schildvulkan Erta Alé einen neuen Lavaüberlauf aus einem der Hornitos, die sich auf dem ehemaligen Pitkrater bildeten, in dem bis zum Jahr 2017 ein Lavasee brodelte. Der Krater ist inzwischen mit erkalteter Lava aufgefüllt und bildet eine leichte Erhebung im Calderaboden. Auf Förderschloten entstanden mehrere Hornitos, die für Lavaspattering bekannt sind. Alle paar Wochen bricht die Flanke eines Hornitos auf und entlässt Lavaströme, die über den Calderaboden fließen. Beim aktuellen Ausbruch soll sich die Lava in einer Senke gesammelt haben und dort einen sekundären Lavasee gebildet haben. Solche Lavaseen ohne eigene Zirkulation sind kurzlebig und werden auch als temporär bezeichnet.

Der Vulkanausbruch wurde von einer Reisegruppe von Volcano Discovery dokumentiert, die das Glück hatte, zum richtigen Zeitpunkt vor Ort zu sein. Schaut man sich die Thermalaufnahmen der Sentinel-Satelliten auf Copernicus an, die ca. einmal die Woche aktualisiert werden, dann sieht man, dass es im Oktober eher wenig Aktivität am Erta Alé gab. Auf den Aufnahmen sind nur die Hotspots der Förderschlote zu erkennen, an denen entweder Lavaspattering stattfand oder nur heiße Gase ausströmten. Nichtsdestotrotz könnte es natürlich an einigen Tagen auch Lavaströme gegeben haben, die unbemerkt von der Weltöffentlichkeit eruptiert wurden.

Der Erta Alé liegt nur wenige Hundert Kilometer vom Fentale entfernt, in dessen Gebiet sich in den letzten Wochen zahlreiche Erdbeben manifestierten, von denen nur die Stärksten mit Magnituden über 4 von den weit entfernt installierten Geophonen aufgefangen wurden. Tektonisch betrachtet liegen Fentale und Erta Alé auf den gleichen übergeordneten Störungszonen, die mit der Öffnung der Danakilsenke am auslaufenden Ostafrikansichen Riftvalley in Verbindung stehen. Es gibt die Hypothese, dass die Erdbeben am Fentale durch eine Magmaintrusion verursacht werden. Nicht auszuschließen ist, dass tektonische Prozesse eine Divergenz verursachen und Magma in die entstehenden Risse eines Rifts eingedrungen ist. Starke Erdbeben in der Fentale Region könnten sich auch auf den Erta Alé auswirken.

Äthiopien: Weiteres Erdbeben nahe Vulkan Fentale

Erdbeben Mb 5,0 nahe des äthiopischen Vulkans Fentale – Neue InSAR-Aufnahme verfügbar

Datum 26.10.24 | Zeit: 12:22:01 UTC | Koordinaten: 9.040 ; 39.860 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Am südlichen Ende des äthiopischen Afar-Dreiecks ereignete sich gestern um 12:22:01 UTC ein weiteres mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe, und das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km nord-nordwestlich von Metahāra in der Region Awash lokalisiert. Das Beben war erneut in einem großen Umkreis spürbar, jedoch löste es nicht die gleiche Besorgnis aus wie die stärkeren Erschütterungen zu Beginn der Erdbebenserie, die Anfang September begann und für Beunruhigung sorgt. In den sozialen Medien kursieren Bilder von Erdspalten, und es wurden Schäden an alten, maroden Gebäuden gemeldet. Augenzeugen berichten von zahlreichen spürbaren Erdstößen, die jedoch von internationalen Erdbebendiensten nicht erfasst werden, da in der Region keine Instrumente vorhanden sind, um schwächere Beben zu detektieren. Diese Berichte lassen sich nicht unabhängig überprüfen, da kaum westliche Journalisten vor Ort sind und wissenschaftliche Stellungnahmen fehlen.

Die Website Erdbebennews hatte bereits vor zwei Wochen eine selbst gerenderte InSAR-Aufnahme veröffentlicht, die eine Bodendeformation nördlich des Vulkans Fentale zeigt. Letzte Woche folgte ein weiteres Interferogramm, das von NERC-COMET auf X (ehemals Twitter) veröffentlicht wurde. Es besteht aus drei Bildern, die Daten zwischen Mitte September und Mitte Oktober umfassen. Auch hier erkennt man eine Anhebung der Erdoberfläche, deren Muster auf die Intrusion eines magmatischen Gangs hindeuten könnte. Auf der dritten Aufnahme ist jedoch zu sehen, dass die Hebung nachgelassen hat. Wie ich bereits zuvor erwähnte, sollten diese Daten mit Vorsicht betrachtet werden, da es in diesem Gebiet im Oktober Warnungen vor möglichen Überschwemmungen gab. So könnte ein Hochwasser führendes Gewässer die Geo-Daten verfälscht haben. Sollte die Hebung nicht durch einen magmatischen Gang verursacht worden sein, könnten die Erdbeben tektonischen Ursprungs sein, da sich hier der Ostafrikanische Grabenbruch befindet.

Vulkan Fentale – Steckbrief

Äthiopischer Vulkan Fentale in der Awash-Region

Fentale (auch Fantale genannt) ist ein langgestreckter Stratovulkan am nördlichen Ende des Äthiopischen Hauptgrabens, der Teil des ostafrikanischen Rift Valley ist. Der Vulkan befindet sich an der südwestlichen Grenze der Danakil-Depression, einer tiefen geologischen Senke, die von extremer Hitze und vulkanischer Aktivität geprägt ist. Hier erhebt sich der Fentale gut 1200 m hoch, ausgehend von einer Hochebene auf 1000 m Höhe. Somit liegt der höchste Gipfel des Fentale auf gut 2100 Höhenmeter.

Fentale besteht hauptsächlich aus rhyolitischen Obsidianlavaströmen, begleitet von kleineren Tuffsteinvorkommen. Besonders markant ist die 2,5 x 4,5 km große elliptische Gipfelcaldera, Bei ihrer Entstehung entstanden verschweißte Pantellerit-Ablagerungen, die durch pyrokalstische Ströme gebildet wurden. Diese Caldera hat bis zu 500 m steil abfallende Wände und erstreckt sich in einer Westnordwest-Ostsüdost-Richtung, die senkrecht zum Äthiopischen Graben verläuft. Die nach der Caldera entstandenen Schlote orientieren sich entlang derselben Achse. Im Inneren der Caldera befinden sich Lavaströme aus Trachyt und Obsidian. Auf den Vulkanflanken gibt es frisch aussehende Lavaströme.

Über die Eruptionsgeschichte des Fentale ist nicht sehr viel bekannt. Die Gegend ist bis jetzt auch nur selten Gegenstand von Forschungsarbeiten gewesen.

Überliefert ist ein bedeutender Ausbruch im 13. Jahrhundert, der eine abessinische Stadt und eine Kirche zerstörte, die südlich des Vulkans liegen. Im Jahr 1820 n. Chr. brach Fentale erneut aus und es flossen basaltische Lavaströme aus einem 4 km langen Spalt an der Südflanke, wobei Lava auch den Boden der Caldera bedeckte.

In der jüngeren Vergangenheit gab es nahe dem Vulkan mehrere Schwarmbeben. Sie wurden in den Jahren 1981, 1989, 2001-02 und 2015 detektiert. Im September 2024 begann erneut eine Phase mit Schwarmbeben. Dabei traten mehrere Beben mit Magnituden im oberen Viererbereich auf, die bis in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba zu spüren gewesen waren. Es entstanden geringer Sachschaden und Frakturen im Boden. Anfang Oktober kam es zu einer phreatischen Eruption in einem Thermalgebiet der Awash-Region. InSAR-Aufnahmen zeigten eine Bodendeformation in einem Gebiet nördlich des Fentale, die möglicherweise von einer Magmenintrusion verursacht wurde. Allerdings könnten auch andere Ereignisse wie Überflutungen die Geodaten beeinflusst haben, denn zu der Zeit gab es Flutwarnungen für die Region.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Erdbebenschwarms aus dem Jahr 2015 kamen zu dem Schluss, dass die Seismizität mit der Bildung eines magmatischen Gangs einherging, der durch das Eindringen rhyolithischer Schmelze zustande kam. Rhyolith ist eigentlich kein typisches Magma für die beginnende Afar-Senke, die von Basaltmagma dominiert wird. Eigentlich kann es sich hier nur um eine weit differenzierte Restschmelze aus Magmenkörpern früherer Eruptionen gehandelt haben.

Die vulkanische Aktivität ist eng mit den tektonischen Prozessen der Region verbunden, da der Vulkan an einem Hotspot im Bereich der kontinentalen Riftzone liegt. Hier weitet sich die Erdkruste kontinuierlich auf, was nicht nur den Fentale-Vulkan, sondern auch die vulkanische Aktivität in der gesamten Danakil-Depression beeinflusst.

Äthiopien: Weiteres Erdbeben bei Awash am 16.10.24

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Vulkanregion nahe Awash in Äthiopien

Datum 16.10.24 | Zeit: 20:11:29 UTC | Koordinaten: 9.197 ; 40.190 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Gestern Abend um 20:11:29 UTC ereignete sich ein weiteres moderates Erdbeben in der äthiopischen Awash-Region, nahe dem Vulkan Fentale, das auch von Bewohnern der Hauptstadt Addis Abeba gespürt wurde. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,6 und eine Tiefe von etwa 10 Kilometern. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Erdbebenherd flacher lag, da präzise Lokalisierungen in dieser seismologisch schlecht überwachten Region schwierig sind. Aufgrund dieser mangelnden Überwachung bleiben viele schwächere Beben unentdeckt, obwohl die Bevölkerung seit fast vier Wochen von anhaltenden Erdstößen in Unruhe versetzt wird. Berichten aus sozialen Medien zufolge gab es zahlreiche schwächere Erdbeben, und es wurden zunehmend Schäden an der Infrastruktur gemeldet. Jüngst wurde bekannt, dass eine wichtige Bahnstrecke in der Region beschädigt wurde, wodurch sich die Gleise absenkten und teilweise Betonschwellen brachen. Zudem kollabierten einige Hauswände, und es wurden Risse und Spalten im Boden dokumentiert. In der vergangenen Woche kam es in einem Thermalgebiet zu einer phreatischen Eruption. Die dort lebenden Afar rufen die Weltgemeinschaft auf, Wissenschaftler zu entsenden, um die Phänomene zu untersuchen.

Nach dem letzten Erdbeben am 13. Oktober generierten die Kollegen von Erdbebennews ein Satellitenbild mit InSAR-Daten und stellten eine Bodendeformationen in der Region fest. Der Boden hob sich möglicherweise um bis zu 30 Zentimeter, und das Muster der Farbringe erinnert stark an jene, die man von Hawaii oder Island kennt, wo sie während der Intrusion magmatischer Gänge entstehen. Allerdings wurde die Bodendeformation im Bereich des Awash-Nationalparks detektiert und dort lieg der Awash Fluss mit seinen Wasserfällen. Es ist nicht auszuschließen, dass es hier andere Einflüsse als eine Magmaintrusion gegeben haben könnte, die sich in den Farbringen des InSAR-Bildes widerspiegeln.

Wie ich bereits in meinem letzten Update zu diesem Phänomen schrieb, gab es in der Vergangenheit starke Schwarmbeben, die mit der Bildung solcher Gänge in Zusammenhang standen. Das Besondere hier: Solche Gangbildungen treten normalerweise in Gebieten auf, in denen Basalt gefördert wird. Untersuchungen ergaben jedoch, dass in dieser Region rhyolithisches Magma intrudiert sein könnte. Das Afardreieck, das sich im nördlichen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys öffnet, ist eigentlich eine Region, in der vorwiegend Basalt erwartet wird. Der Fentale scheint hier eine Ausnahme zu bilden: Der Stratovulkan wird von einer 5 Kilometer durchmessenden Caldera dominiert, die vor gut 2000 Jahren entstand. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vulkanen der Region ist er nicht nur effusiv, sondern auch explosiv aktiv. Zudem ist die Region tektonisch sehr aktiv, da hier die divergente Grenze zwischen der Somalischen Mikroplatte und der Afrikanischen Platte verläuft. Normalerweise werden an divergenten Plattengrenzen basaltische Schmelzen gefördert, die weniger zu Explosionen neigen.

Äthiopien: Phreatische Eruption nach Erdbeben am Vulkan Fentale

Phreatische Eruption nach Erdbeben in Äthiopien- Bevorstehender Vulkanausbruch befürchtet

Datum 13.10.24 | Zeit: 04:37:50 UTC | 8.795 ; 40.048 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

In der äthiopischen Awash-Region kommt die Erde nicht zur Ruhe und die Erdbebenserie, die bereits vor über 2 Wochen begann, setzte sich fort: Gestern Morgen gab es ein weiteres Erdbeben der Magnitude 5,1, das weithin zu spüren gewesen war und sogar einmal mehr die Menschen in der Hauptstadtregion von Addis Abeba beunruhigte. Doch am schlimmsten wirkte sich der Erdstoß in Nähe des Epizentrums auf, das vom EMSC 19 km ostsüdöstlich von Metahāra verortet wurde. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 10 Kilometern angegeben, lag aber sehr wahrscheinlich flacher. Aufgrund unzureichenden Monitorings sind die Daten nicht zuverlässig, was sich auch in der Bestimmung der Magnitude widerspiegelt. Während das Beben beim GFZ mit M 5,1 angegeben ist, soll es laut Angaben des EMSC eine Magnitude von 4,6 gehabt haben.

Während weitere Angaben über etwaige Schäden an der spärlichen Infrastruktur der Gegend noch ausstehen, wurden inzwischen neue Fakten zu dem letzten stärkeren Erdstoß in der Region bekannt, der sich bereits am 7. Oktober zutrug und eine Magnitude von 5,3 hatte: Dieses Erdbeben verursachte Gebäudeschäden und ließ weitere Risse im Boden entstehen. Die spannendste Folgeerscheinung war aber eine phreatische Eruption, die sich nach dem Erdbeben in einer heißen Quelle manifestierte. Das scheint die Befürchtungen zu bestätigen, dass es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben infolge einer Magmenintrusion nahe dem Vulkan Fentale handelt.

Solche Erdbeben auslösende Magmenintrusionen gab es in der Gegend bereits öfters, z.B. im Jahr 2015. Mit Hilfe von InSAR-Aufnahme eruierten Wissenschaftler eine ausgeprägte Bodenhebung infolge einer Dykebildung. Spätere Untersuchungen, deren Ergebnisse in einer Studie im Jahr 2020 veröffentlicht wurden, zeigten, dass rhyolithische Schmelze in den Untergrund eingedrungen war. Zu einem Vulkanausbruch kam es damals allerdings nicht. Nichtsdestotrotz fürchten Anwohner der Gegend das nun sich Unheilvolles anbahnt und bitten Behörden und Wissenschaftler um Hilfe.