Äthiopien: Beschleunigung der Bodendeformation

Weitere Erdbeben und signifikant Beschleunigung der Bodendeformation im Awash-Gebiet in Äthiopien

In Äthiopien, genauer in der Awash-Region des beginnenden Afar-Dreiecks, gab es seit gestern acht Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,5 und 4,8. Gegenüber der heißen Phase des Erdbebenschwarms ist die Seismizität deutlich zurückgegangen, dennoch ist sie ungewöhnlich hoch und könnte sich wieder verstärken.

Unser FB-Gruppenadministrator Mike Schüler war wieder fleißig im Netz unterwegs und hat auf der Social-Media-Plattform „X“ Das oben eingebettete Interferogramm ausgegraben. Es wurde vom Nutzer Gianfranco Argandoña Cornejo aus Peru in Umlauf gebracht. Weitere Informationen zur Herkunft der Grafik sind mir bislang nicht bekannt. Die zugrundeliegenden Satellitendaten sollen zwischen dem 29.12.24 und dem 10.01.25 akquiriert worden sein. Die Visualisierung der Radar-Abstandsdaten zwischen Satellit und dem Erdboden zeigt im Zeitverlauf deutliche Änderungen, die im Zusammenhang mit starken Bodendeformationen stehen. Es gibt sowohl Auf- und Abschiebungen als auch einen vertikalen Bodenversatz, was auf starkes Rifting hindeutet.  Zwischen einem Farbdurchlauf der konzentrischen Kreise liegt eine Höhenänderung von 28 mm. Gianfranco sieht eine maximale Bodenhebung von ca. 1,3 m, die sich im nördlichen Bereich des Bildausschnittes im Gebiet des Dofen-Vulkans summieren. Im Süden hingegen deutet die Umkehr der Farbfolge auf eine Bodensenkung hin. Die Längsterstreckung des betroffenen Gebietes liegt bei ca. 30 Kilometern.

Zur Veranschaulichung des Phänomens werden gerne die Vorgänge auf der isländischen Reykjaneshalbinsel am 10. November 2023 herangezogen, als es zu einer Riftingepisode mit Magmenintrusion kam, die ihre Finger bis in den Ort Grindavik ausstreckte und dort für große Schäden an der Infrastruktur sorgte. Dort gab es auch ein starkes Schwarmbeben mit ähnlichen Maximalmagnituden. Der große Unterschied in den beiden Lokationen liegt allerdings in der Dauer der Episode. Während sie auf Island innerhalb weniger Stunden vorbei war, dauert es hier bereits mehrere Wochen.

Wie es weitergeht, ist völlig ungewiss. Es kann ähnlich wie auf Island zu einem Vulkanausbruch kommen, muss es aber nicht. Doch die hydrothermalen (phreatischen) Eruptionen und die Bildung neuer Schlammsprudel zeigen, dass die Erdwärme so groß ist, dass Wasser im Boden verdampft und die Heißwasser-Phänomene verursacht. Die Schmelze wird sich in wenigen Kilometern Tiefe befinden und steht an manchen Stellen vielleicht sogar kurz unter der Oberfläche.

Äthiopien: Vulkane und Erdbeben

Äthiopien – Land der geografischen Extreme

Äthiopien ist ein Staat im Osten Afrikas und ein Ort der geografischen und geologischen Extreme. Ein Großteil des Landes wird vom Hochland von Abessinien eingenommen, das von tiefen Schluchten, massiven Gebirgszügen und erloschenen Vulkanen geprägt ist. Hier liegt auch der Ras Daschän, der mit einer Höhe von 4.550 Metern der vierthöchste Berg Afrikas ist. Das Hochland bildet einen starken Kontrast zum Afar-Dreieck mit der Danakil-Senke. Dort befindet sich nicht nur eine der heißesten und trockensten Wüsten unseres Planeten, sondern auch einer der tiefsten Landpunkte der Erde: 155 Meter unter dem Meeresspiegel.

Im Norden des Afar-Dreiecks – bereits auf dem Hoheitsgebiet von Dschibuti und Eritrea – mündet der Ostafrikanische Grabenbruch ins Rote Meer. Zuvor durchzieht er Äthiopien in Nord-Süd-Richtung und teilt das Land in zwei tektonische Domänen: Der Westteil liegt auf der Afrikanischen Platte, während der Ostteil auf der Somalischen Platte liegt. Dabei handelt es sich um eine divergente Störungszone, entlang der sich die Platten voneinander entfernen. Ein bekanntes Beispiel für eine solche divergente Plattengrenze ist der Mittelatlantische Rücken zwischen Europa und Nordamerika.

Erdbeben in Äthiopien

Entlang divergenter Störungszonen kommt es zwar auch zu Erdbeben, diese sind jedoch weitaus weniger häufig und meist weniger stark als jene entlang von Subduktionszonen oder Transformstörungen. In Äthiopien treten daher vor allem mittelstarke Erdbeben mit Magnituden unter 5,5 auf, die sich hauptsächlich im Bereich des Afar-Dreiecks konzentrieren.

Dennoch gab es entlang des äthiopischen Riftvalleys auch stärkere Erdbeben. So ereignete sich im Jahr 1961 eine Erdbebenserie im Süden des Afar-Dreiecks, bei der die stärksten Beben Magnituden von 6,1 und 6,0 erreichten. Acht Jahre später führte eine weitere Erdbebensequenz im Zentrum des Afar-Dreiecks zur Zerstörung des Dorfes Serdo. Auch hier wurden Magnituden um 6 gemessen. Ein weiterer signifikanter Erdbebenschwarm ereignete sich 1989 bei Dobi: Ein Erdbeben der Magnitude 6,2 wurde innerhalb von zwei Tagen von 14 weiteren Ereignissen mit Magnituden über 5 begleitet, darunter zwei mit Magnituden von 6,1 und 6,3. Eine weitere bemerkenswerte Sequenz wurde 2005 beobachtet, als es zur Eruption des Vulkans Dabbahu kam.

Im September 2024 begann eine erneute Erdbebenserie, diesmal in der Nähe von Awassh im Süden des Afar-Dreiecks. Es wurde eine große Anzahl mittelstarker Erdbeben registriert, die Magnituden im Vierer- und Fünferbereich hatten. Außerdem gab es 2 Phasen mit Bodenhebungen, die auf Magmenintrusion hindeuteten. Ein Vulkanausbruch blieb bis Anfang Januar 2025 aus, obwohl die Erdbeben weitergingen und gehen.

Vulkane und Vulkanismus in Äthiopien

Das Global Volcanism Program (GVP) listet mehr als 60 Vulkane in Äthiopien, die während des Quartärs aktiv waren. Während es auch im Hochland einige Vulkane gibt, befinden sich die meisten im Afar-Dreieck und in der Danakil-Depression, wo sich auch die meisten Erdbeben ereignen. Der Vulkanismus in diesem Gebiet steht in Zusammenhang mit der Spreizung des Ostafrikanischen Grabenbruchs und ähnelt dem Vulkanismus an mittelozeanischen Rücken. Es entstehen Vulkanketten, die sowohl dem grob Nord-Süd-orientierten Riftvalley folgen als auch senkrecht dazu verlaufen und parallel zur Bruchzone entlang der Küste des Roten Meeres liegen.

Im Gegensatz zu mittelozeanischen Rücken trennen sich am Afar-Dreieck jedoch kontinental geprägte Platten voneinander. Dabei wird die Erdkruste ausgedünnt und nimmt zunehmend den Charakter ozeanischer Kruste an. Die Schmelzbildung wird durch Druckentlastung in der ausdünnenden Kruste ausgelöst. Zusätzlich wird vermutet, dass unter dem Ostafrikanischen Grabenbruch ein Mantelplume liegt, der weitere Schmelze aufsteigen lässt.

Ein Vergleich mit Island drängt sich auf: Der Vulkanismus der Nordatlantikinsel liegt sowohl auf einer divergenten Plattengrenze als auch über einem Mantelplume. Ähnlich wie in Island fördert der derzeit aktivste Vulkan des Afar-Dreiecks, der Schildvulkan Erta Alé, basaltische Lava, deren chemische Zusammensetzung der von tholeiitischen MORB-Schmelzen (Mid-Ocean-Ridge-Basalt) ähnelt. Zwar wurde an Vulkanen in der Nähe des Erta Alé auch rhyolithische Lava gefunden, diese scheint jedoch durch fraktionierte Kristallisation in Magma-Reservoiren in der Erdkruste entstanden zu sein.

Aktive Vulkane der letzten 100 Jahre

In den letzten 100 Jahren waren mehrere Vulkane in Äthiopien aktiv. Die wichtigsten sind:

  1. Erta Ale
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 613 m
    • Aktivität: Fast kontinuierlich seit mindestens 1906. Der Vulkan ist bekannt für seinen permanenten Lavasee, der jedoch zeitweise auch verschwindet.
  2. Dabbahu (Boina)
    • Typ: Schildvulkan
    • Höhe: ca. 1440 m
    • Aktivität: Zuletzt 2005. Eine Eruption und Spaltenerweiterung führten zu einer massiven tektonischen Bewegung.
  3. Aluto
    • Typ: Vulkanisches Hochland (Caldera-Vulkan)
    • Aktivität: Heißes hydrothermales Gebiet, das geothermisch genutzt wird. Es gab Hinweise auf kleinere Eruptionen im 20. Jahrhundert.
  4. Fentale
    • Typ: Stratovulkan mit Gipfelcaldera
    • Aktivität: Historisch aktive Eruptionen, zuletzt kleinere explosive Aktivitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
  5. Ayelu
    • Typ: Schildvulkan
    • Aktivität: Hydrothermale Aktivität und kleine vulkanische Ereignisse.
  6. Manda Hararo
    • Typ: Rift-Vulkan
    • Aktivität: Besonders aktiv 2007–2010. Spalteneruptionen und Lavaflüsse.

In dieser Liste nicht enthalten ist der Dallol. Hierbei handelt es sich weniger um einen Vulkan, der auch als solches erkennbar ist, sondern um eine außergewöhnliche geothermalen Manifestation magmatischen Ursprungs, die offenbar einen Salzstock durchschlagen hat. Das Zusammenspiel aus Erdwärme, hydrothermalen Tiefenwässern und Salz schuf ein Hydrothermalsystem, in dem es gelegentlich zu phreatischen, evtl. auch phreatomagmatische Explosionen kam, ohne dass größere Mengen Lava gefördert worden wären.

Äthiopien: Neue Videos zum Schlammvulkan

Eine ruhige Nacht in der äthiopischen Awash-Region  – Letzte Erdbebenmessung gestern Abend

Heute Nacht war es im äthiopischen Erdbebengebiet in der Awash-Region seismisch betrachtet ruhiger als in den Nächten und Tagen zuvor: Das letzte mittelstarke Erdbeben ereignete sich gestern Abend um 20:05:45 UTC und hatte eine Magnitude von 5,0. Nachts blieb es ruhig, und es besteht die Möglichkeit, dass der Erdbebenschwarm erst einmal abklingt. Etwas zu spät, denn inzwischen haben viele Bewohner die Region verlassen und befinden sich auf der Flucht. Die Zurückgebliebenen klagen über eine schlechte Versorgungslage und fehlende Transportmöglichkeiten.

Während es in der Afar-Region des ostafrikanischen Grabenbruchs aus seismischer Sicht ruhig blieb, ereigneten sich an anderer Stelle, tausende Kilometer weiter südlich, zwei Erdbeben der Magnituden M 4,5 und M 4,4. Das erste Beben lag im Westarm des Rifts in der DRK. Das zweite Beben wurde in Zimbabwe lokalisiert. Dieses Beben lag abseits der eigentlichen Riftlinie. Ob es einen Zusammenhang mit den Ereignissen in Äthiopien gibt, ist spekulativ. Möglich, dass das gesamte Rift vor einer Zerreißprobe steht, doch genauso gut kann es Zufall sein.

Update 14:30 Uhr: Mittags gab es im Nordosten der Awash-Region ein Beben M 4,5.

Neue Bilder und Videos zur hydrothermalen Aktivität bei Awash

Es sind weitere Videos der hydrothermalen Aktivität nahe des Dofen-Vulkans im Internet geteilt worden. Ein Video stellt den räumlichen Zusammenhang zwischen zwei hydrothermalen Ereignissen dar, die ich am Donnerstag noch für ein und dasselbe Ereignis nur im unterschiedlichen Zeitverlauf gehalten habe. Die Rede ist von der phreatischen Eruption und der gleichzeitigen Schlammeruption eines Mudvolcanoes bzw. von Schlammquellen. Die phreatische Eruption ereignete sich in einigen hundert Metern Entfernung zum Schlammvulkan, wobei noch nicht ganz klar ist, ob beide Phänomene neu sind oder ob es hier schon zuvor hydrothermale Aktivität gab. Schaut man sich den trockenen Sandboden der Umgebung an, erscheint erstere Möglichkeit wahrscheinlich. Es sieht so aus, als wären die Phänomene in einem trockenen Flussbett aufgetreten. Seit der Initialphase brodelt hier der Schlamm, so dass sich auch auf Dauer ei neues Thermalgebiet ergeben könnte. Das beschriebene Video wurde als Reel in unserer FB-Gruppe geteilt und lässt sich hier leider nicht einbetten. Ich habe aber Screenshots (oben) aus einem Kameraschwenk nebeneinander gestellt. Unten ein anderes Video des Schlammvulkans: (wurde entfernt)

Äthiopien: Erste Preprint-Studie zur Magmaintrusion

Erste Preprint-Studie bestätigt offiziell Magmaintrusion im September-Oktober 2024

Während es zu den aktuellen Vorgängen kaum Äußerungen von Geowissenschaftlern offizieller Stellen gibt, die bestätigen würden, dass die Aktivität im Zusammenhang mit einer Magmaintrusion steht, wurde diese nun in einer Preprint-Studie für das erste Ereignis in der Region bestätigt. Dieses erste Ereignis fand im September-Oktober 2024 statt. Aufgrund des inoffiziellen Charakters der damals veröffentlichten Interferogramme war ich skeptisch, ob es sich tatsächlich um eine Intrusion gehandelt hatte, und schloss andere Ursachen der Bodenverformung nicht aus. Diese Skepsis war unbegründet: Ein internationales Forscherteam unter Federführung von D. Keir (Universität Southampton) veröffentlichte die Studie „The 2024 Fentale Diking Episode in a Slow Extending Continental Rift“ und kommt zu dem Schluss, dass damals ein magmatischer Gang intrudierte, der mit zwei Störungszonen interagierte.

InSAR-Modelle zeigen Bodenverformungen, die durch eine 11 km lange und bis zu 2 m breite Gangintrusion nördlich des Fentale-Vulkans entlang des äthiopischen Grabens verursacht wurden. Der Gang reicht bis etwa 3 km unter die Oberfläche heran und intrudierte ein Magmavolumen von ca. 0,08 Kubikkilometern. Zwei Normalverwerfungen parallel zum Magmatischen Gang verursachten einen Bodenversatz von 39 Zentimetern und 14 Zentimetern. Entlang den Verwerfungen gab es Erdbeben mit Maximalmagnituden von Mw 5,4 (östliche Störung) und Mw 4,9 an der westlichen Störung. Die Autoren schrieben auch, dass die öffentlich zugänglichen Lokalisierungen der Erdbeben nicht immer korrekt waren. Für ihre Studie wurden noch Daten von weiter entfernten Seismometern verwendet und erhielt durch Datenkorrelation genauere Angaben. Ich vermute, ein Grund für die wenigen Messstationen in der Region könnte am Vandalismus liegen: Alles von Wert, das nicht ständig bewacht wird, wird demontiert und bekommt Beine.

Erste Unruhen mit tektonisch bedingten Bodenhebungen von bis zu 6 Zentimetern gab es bereits seit 2021. In der Region treten etwa alle 200 Jahre Phasen mit Intrusionen auf. Die Vermutung liegt nahe, dass die aktuellen Bodendeformationen ebenfalls mit Magmaintrusion in Verbindung stehen. Die Forscher schreiben weiterhin, dass der Einfluss des Magmas auf die Prozesse des Riftings noch nicht ganz verstanden ist. In diesem Bereich des Ostafrikanischen Grabenbruchs liegt die jährliche Divergenzrate bei weniger als 5 mm. In Perioden mit Magmaintrusionen scheint sich der Prozess dann deutlich zu beschleunigen. (Quelle: AGU)

Äthiopien: Starkes Erdbeben Mw 5,8 bei Awash

Awash-Region in Äthiopien von stärkstem Beben der Serie getroffen – Menschen auf der Flucht

Datum 04.01.25 | Zeit: 00:52:21 UTC | Koordinaten:  9.508 ; 40.181 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Die äthiopische Awash-Region wurde heute Nacht um 00:52:21 UTC (03:52:21 Uhr Lokalzeit) von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert. Es war nicht nur das bislang stärkste Beben der Serie, die im Oktober begann, sondern auch der stärkste Erdstoß, der das Afar-Dreieck seit 64 Jahren erschütterte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 57 km süd-südöstlich von Abomsa verortet. In dem Ort leben gut 15.200 Menschen. Gespürt wurden die Erschütterungen aber von deutlich mehr Menschen, denn sie waren bis in die 160 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegende Millionenmetropole Addis Abeba und sogar darüber hinaus zu spüren gewesen. Wahrnehmungsmeldungen aus der äthiopischen Hauptstadt beschreiben, dass die Erschütterungen zwischen 5 und 10 Sekunden gedauert hätten und Mobiliar zu wackeln begann. Menschen schreckten aus dem Schlaf auf. Es wurde einheitlich stärker wahrgenommen als die anderen Beben in den letzten Wochen. Tatsächlich konnte man das Beben noch in einer Entfernung von 650 Kilometern wahrnehmen. Das legt die Vermutung nahe, dass es in den Dörfern näher am Epizentrum weitere Schäden gegeben hat.

Obwohl es noch keine geordnete Evakuierung aus dem Erdbebengebiet im Ostafrikanischen Grabenbruch gibt, hat bereits eine Fluchtbewegung eingesetzt. Eines der am schlimmsten betroffenen Dörfer bei Kesem wurde wohl schon größtenteils verlassen. Hier kollabierten mehrere Häuser/Hütten ganz und zahlreiche Gebäude wurden beschädigt.

Das Erdbeben Mw 5,8 war nicht der einzige starke Erdstoß gestern. Insgesamt ereigneten sich 13 Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,3 und 5,8. Ein Beben lag ebenfalls im Fünferbereich und brachte es auf Mw 5,5.

Die beiden starken Erschütterungen lagen im nördlichen Bereich der Strecke mit den starken Bodendeformationen: Während das schwächere Beben etwas weiter südöstlich vom Dofen-Vulkan lag, befand sich das stärkere direkt südlich des Vulkans und damit wahrscheinlich nahe des Gebiets, in dem es gestern zu der phreatischen Eruption kam. Es war der zweite phreatische Ausbruch seit Oktober, wobei sich die erste Eruption näher am Vulkan Fentale im Süden der Erdbebenregion ereignete. Während es dort bereits einige heiße Quellen gab, ereignete sich die Eruption gestern allem Anschein nach in einem Gebiet ohne vorherige postvulkanische Erscheinungen. Im Laufe des Tages tauchte in den sozialen Medien ein weiteres Video des Ereignisses auf, das etwas später als das gestern geteilte Video aufgenommen wurde. Es zeigt, dass sich an der Stelle der phreatischen Eruption quasi ein Schlammvulkan gebildet hat.

Ich habe Euch bereits weitere Informationen zu Erdbeben und Vulkanismus in Äthiopien zusammengeschrieben, aber sie werden erst veröffentlicht, wenn ich Ende nächster Woche in Guatemala unterwegs sein werde. Vorausgesetzt, ich switche nicht noch auf Äthiopien um. Aber normalerweise müsste der Ausbruch dort erst losgehen, wenn ich in Guatemala angekommen bin. Vorausgesetzt natürlich, es kommt überhaupt zu einer Eruption, denn offizielle Stellen sprechen noch von rein tektonischen Prozessen als treibende Kraft hinter den Erdbeben.

Update 11:00 Uhr: Die Magnitude des Bebens wurde beim GFZ auf Mw 5,7 korrigiert.

Äthiopien: Phreatische Eruption nahe Vulkan Dofen

Virales Video zeigt phreatische Eruption nahe des Vulkans Dofen im äthiopischen Erdbebengebiet

In Äthiopien kam es offenbar zu einer weiteren phreatischen Eruption im Awash-Gebiet, das in den letzten Tagen von einer ungewöhnlich starken Erdbebenserie erschüttert wurde. Ein Handyvideo zeigt, wie aus einer mit dichtem Buschwerk bewachsenen Ebene vor einem Vulkan ein Wasser-Dampf-Strahl in die Höhe schießt, der auch Schlamm und Sedimentbrocken sowie größere Steine in die Luft schleudert. Das Material sieht ziemlich dunkel aus und es ist nicht auszuschließen, dass es sich um vulkanisches Gestein handelt. Allerdings zweifle ich daran, dass es frisch aufgestiegene Lava ist. Es wird eher bereits abgelagertes Gestein sein.

Wie die Zeitung Addis Standard berichtet, die das Video aus einer Quelle bezog, bei der es sich um die ortsansässige Reiseführerin Fana handeln kann, wurde die Fontäne im Dulecha-Distrikt nahe des Vulkans Dofen dokumentiert. Ich gehe davon aus, dass der Berg im Hintergrund des Videos dieser Vulkan ist. Allerdings ist es mir bis jetzt nicht gelungen, das Video zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen. Von daher ist die Meldung mit einer gewissen Unsicherheit zu betrachten, denn es gab bereits im Oktober eine phreatische Eruption und es ist nicht völlig auszuschließen, dass erst jetzt ein weiteres Video dieses Ereignisses aufgetaucht ist. Genauere Beschreibungen des Geschehens liegen nicht vor und es ist unklar, ob es in diesem Gebiet früher bereits hydrothermale Quellen gab oder ob die phreatische Eruption an einer bislang unauffälligen Stelle entstand, was ein äußerst seltenes Ereignis wäre. Sollte es in der Gegend zwischen den Vulkanen Fentale und Dofen, die intensiv landwirtschaftlich genutzt wird, zu einem Vulkanausbruch kommen, würde praktisch ein neuer Vulkan entstehen.

Phreatische Eruptionen entstehen, wenn Erdwärme, die von Magma im Untergrund ausgeht, Grundwasser so stark erhitzt, dass es verdampft. Dadurch baut sich im Untergrund ein hoher Druck auf, der letztendlich zu einer explosiven Dampferuption führen kann. Es kommt nicht zu direktem Kontakt zwischen Magma und dem Grundwasser. Geschieht das doch, dann spricht man von phreatomagmatischen Eruptionen.

In den letzten 24 Stunden gab es 10 weitere Erdbeben in der Awash-Region. Das stärkste hatte eine Magnitude von 5,0. In den letzten Stunden hat die Häufigkeit der Ebben ein wenig nachgelassen.

Äthiopien: Massive Bodenhebung detektiert

Erdbeben und Bodenhebung in äthiopischer Awash Region bereitet Sorgen – Gebäudeschäden und Fluchtbewegungen

Datum 02.01.25 | Zeit: 07:41:31 UTC | Koordinaten:  9.325 ; 40.070 | Tiefe: 10 km | Mw 5,1

In Äthiopien halten die Erdbeben in der Awash-Region weiter an. Heute Morgen wurde ein Erdstoß der Stärke Mw 5,1 registriert, dessen Epizentrum 39 km nord-nordwestlich von Āwash lokalisiert wurde. Die Herdtiefe wurde erneut auf 10 Kilometer fixiert, was auf eine ungenaue Bestimmung hinweist. Es wird jedoch angenommen, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben handelt.

Dieses Beben ist Teil einer ganzen Reihe von Erdstößen, die in relativ kurzen Abständen auftreten. Zwischen den mittelstarken Erschütterungen liegen oft nur wenige Stunden. Die marode Bausubstanz in der Region wird durch die kontinuierlichen Erschütterungen zunehmend geschwächt, und Berichten zufolge sind mittlerweile 30 Gebäude unbewohnbar geworden. Medienberichten zufolge fliehen tausende Menschen aus der Region, doch eine geordnete Evakuierung der betroffenen Gebiete gibt es bisher nicht. Ebenso fehlt es an strukturiertem Eingreifen der Behörden oder einer professionellen Dokumentation des Geschehens. Bei der Region handelt es sich um ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Bei Kessem gibt es eine Zuckerfabrik und ein Staudamm. Ob dieser bereits geschwächt ist wurde nicht kommuniziert.

InSAR-Aufnahmen bestätigen starke Bodendeformationen

In den sozialen Medien kursieren Bilder von Rissen in Straßen und im umliegenden Boden, teils mit einem vertikalen Versatz von mehreren Zentimetern. Es wird vermutet, dass die Erdbeben mit einer Bodenhebung infolge einer magmatischen Intrusion zusammenhängen könnten. Diese Hypothese wird durch ein Interferogramm auf Basis von InSAR-Daten untermauert, das von einer spezialisierten Einrichtung erstellt und von Rechercheur Mike Schüler entdeckt wurde. Das Interferogramm zeigt über eine gut 50 Kilometer lange Strecke eine Zone mit Bodendeformationen, die parallel zum Verlauf des Ostafrikanischen Grabenbruchs verläuft. Sie beginnt am Basaka-See, streift den Vulkan Fentale und endet kurz vor dem Schildvulkan Dofen.

Die konzentrischen Farbringe im Interferogramm weisen auf eine Bodendeformation von 28 mm pro Farbdurchgang hin. Insgesamt sind mehr als 30 Zentimeter Deformation zustande gekommen. Entscheidend ist, ob die Farbringe von Blau über Gelb nach Rot verlaufen oder umgekehrt, da dies Auskunft darüber gibt, ob es sich um eine Bodenhebung oder ein Absinken handelt. Die bisherigen Indizien deuten auf eine Bodenhebung hin. Das komplexe Muster der Bodendeformation, das teilweise einem Schmetterlingsmuster ähnelt, könnte durch die Intrusion eines magmatischen Gangs verursacht worden sein. An einigen Stellen wurden isolierte Ringmuster beobachtet, die auf räumlich begrenzte Bodenhebungen durch die Bildung eines Magmenkörpers hinweisen. Obwohl nicht jede magmatische Intrusion in einer Eruption endet, könnte ein erhöhtes Risiko für einen Vulkanausbruch bestehen.

In den äthiopischen Medien wird bislang jedoch nicht von einem potenziell bevorstehenden Vulkanausbruch gesprochen. Stattdessen wird die Aktivität als tektonischer Natur beschrieben, die mit divergenten Bewegungen entlang des Rift-Valleys in Zusammenhang steht. Doch dann würde man aufgrund der Dehnung der Erdkruste eher auf eine Setzung des Bodens als auf eine Anhebung stoßen.

Äthiopien: 28 Erdbeben in 3 Tagen

Starke Erdbebenserie in Äthiopien geht weiter – 28 Beben seit 30. Dezember

Die starke Erdbebenserie bei Awash in Äthiopien geht weiter: Seit dem 20. Dezember wurden 28 Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,3 und 5,1 registriert. Die Hypozentren der meisten Beben wurden mit 10 Kilometern Tiefe angegeben, wobei es sich um fixierte Tiefen handelt, da die genauen Werte nicht ermittelt werden konnten. Einige wenige Beben haben andere Tiefenangaben. Sie schwanken zwischen 4 km und 53 km. Die Epizentren streuten auch über ein größeres Areal um die Stadt Awash, dort, wo sich das Ostafrikanische Riftvalley zum Afar-Dreieck weitet. In der Region liegen die Vulkane Fentale und Dofan, doch direkt unter den Vulkanen gibt es praktisch keine Beben.

Die Erdbebenserie begann im September 2024. Ihre Intensität fluktuiert und war zwischen Mitte November und Dezember recht schwach, nahm insbesondere in der letzten Woche aber wieder deutlich zu. Die Beben verursachten bis jetzt einige Schäden an der Infrastruktur. Meistens wurde von Rissen in Straßen und Gebäuden berichtet, es stürzten aber auch einige Mauern ein. Die Bevölkerung ist beunruhigt, zumal es nur wenig Feedback von Wissenschaftlern und Behörden gibt. Man fühlt sich alleingelassen.

Es gab Spekulationen über eine Magmenintrusion in den Untergrund, die im Oktober durch eine (von inoffizieller Seite erstellte) InSAR-Grafik genährt wurde, die eine vermeintliche Bodenhebung im Bereich des Flusses Awash zeigte. Nun nahm ein Geoforscher der Universität Addis Abeba Stellung zu den Vorfällen: Dr. Elias Lewi, Direktor für Geophysik und Weltraumwissenschaften an der Universität Addis Abeba, erklärte in einem Interview mit der Zeitung „Addis Standard“, dass die Erdbeben vermutlich durch tektonische Prozesse innerhalb von basaltischen Gesteinsformationen hervorgerufen werden und voraussichtlich noch eine Weile anhalten werden.

Riftvalley und Afar-Dreieck stellen divergente Plattengrenzen dar, in denen durch tektonische Prozesse eine Extension der Erdkruste verursacht wird. Dieses Phänomen schafft Schwächezonen, durch die Magma aufsteigen kann. Langfristig gesehen können also auch tektonische Prozesse zu Eruptionen in dieser Gegend führen.

Äthiopien: Erdbebenserie bei Awash intensivierte sich

Erdbebenserie in Äthiopien verstärkte sich – 17 Erschütterungen seit gestern

Datum 30.12.24 | Zeit: 22:20:41 UTC | Koordinaten: 9.290 ; 40.055 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Die Erdbebenserie in der äthiopischen Awash-Region hat sich weiter intensiviert: Seit gestern wurden vom EMSC 17 Erdbeben mit Magnitude größer als 4 festgestellt. Das Stärkste brachte es auf Mb 5,1. Das Hypozentrum wurde wieder in 10 Kilometern Tiefe fixiert, vermutlich, weil mangels eines vernünftigen seismischen Netzwerks keine genaue Bestimmung der Herdtiefe möglich ist. Aus gleichem Grund können auch nur Erdbeben ab M 4,0 registriert werden. Das Epizentrum wurde 46 km nördlich von Metahāra verortet. Der Vulkan Fentale liegt ca. 37 Kilometer südlich des Epizentrums. Das Beben befand sich aber in der Nähe der Region, in der im Oktober Bodenhebung detektiert wurde. Die Epizentren der meisten anderen Erschütterungen liegen zwar in dem gleichen Areal, doch es gibt auch Beben, die gut 30 Kilometer südlich des Vulkans detektiert wurden, wobei man sich fragen darf, wie genau die Lokalisierungen sind.

In den sozialen Medien berichtet eine Reisegruppe um den Reiseleiter und Geographen Enku Muluegta über die Erdbebentätigkeit. Demnach konzentrieren sich die Beben auf einem Bereich unterhalb eines neu entstandenen Geothermalgebietes, das in der Keseme genannten Region liegt. Das Gebiet liegt wohl in der Nähe des bis jetzt nicht in Erscheinung getretenen Schildvulkans Dofan, der sich am Rand der Awash-Ebene erhebt. Es schaut also danach aus, als würden die Erdbeben weniger mit dem Fentale in Verbindung stehen, sondern mehr mit dem Dofan, vorausgesetzt, sie sind nicht rein tektonischer Natur.

Neben den messbaren Beben gibt es noch eine nicht weiter genannte Anzahl schwächerer, aber dennoch fühlbarer Erdstöße. Die stärkeren Beben führen zu deutlichen Wacklern, die auch auf Videoaufnahmen dokumentiert wurden. Sie verursachten auch infrastrukturelle Schäden. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Risse in Straßen und Gebäuden. Zu Beginn der Erdbebenserie wurde berichtet, dass es größere Spaltenbildungen im Boden gab. Außerdem kam es zu einer phreatischen Eruption im oben beschriebenen Thermalgebiet. Die stärkeren Beben sind sogar in der Hauptstadt Addis Abeba zu spüren.