Bodenhebungen auf Island – News vom 16.08.23

Heute wurde von IMO bekanntgegeben, dass neue InSAR-Messungen an zwei Stellen auf Island Bodenhebungen anzeigten. Die Messergebnisse wurden gestern auf einer wissenschaftlichen Konferenz präsentiert und diskutiert. Die Bodenhebungen wurden in zwei großen Calderen festgestellt, von denen eine in den letzten Monaten immer wieder Thema war. Die Bodenhebung in der zweiten Caldera dürfte jedoch für viele überraschend sein. Deshalb beginne ich mit dieser.

In der Torfajökull-Caldera hebt sich der Boden

Bei dieser Caldera handelt es sich um die Torfajökull-Caldera, die jüngst Schauplatz eines Schwarmbebens war. Bereits während der Erdbeben wurde über ihre Ursache spekuliert. Jetzt wurde bestätigt, dass sie mit Bodenhebungen einhergingen. Die Hebung beträgt mehrere Zentimeter und ist sowohl in InSAR- als auch in GPS-Daten erkennbar. Die Bodenhebung begann offenbar bereits Mitte Juni. Die wahrscheinlichste Ursache für die Erdbeben und die Bodenhebung ist das Eindringen von Magma in den Untergrund der Caldera, die zuletzt im Jahr 1477 ausbrach.

Das Vulkansystem Torfajökull umfasst einen Zentralvulkan und einen Spaltenschwarm, der sich in nordöstlich-südwestlicher Richtung erstreckt und etwa 40 km lang und 30 km breit ist. Die Caldera im Zentralvulkan hat Ausmaße von 18×12 km. In ihr befindet sich das größte geothermische Gebiet Islands mit einer Fläche von ungefähr 150 Quadratkilometern. Die bekanntesten geothermischen Erscheinungen in der Torfajökull-Caldera sind in Landmannalaugar und bei Hraftinusker zu finden. Letzteres Thermalgebiet hat meine besondere Aufmerksamkeit erregt, denn hier sprudeln heiße Quellen nicht nur am Rand eines kleinen Gletschers, sondern auch darunter, was – zumindest bei meinem Besuch vor fast 20 Jahren – zu beeindruckenden Eishöhlen führte, in denen es mächtig dampfte.

In den kommenden Wochen werden die Forscher daran arbeiten, die Daten weiter zu analysieren und Modelle zu erstellen, um die Tiefe und das Ausmaß des neuen Magmakörpers zu bestimmen.

Möglicherweise phreatische Eruption in der Askja-Caldera

Der zweite Vulkan in einer Caldera, bei dem eine Bodenhebung festgestellt wurde, ist die Askja. Darüber habe ich gestern erst geschrieben, und die neuen Auswertungen der InSAR-Daten durch die IMO bestätigen eine kontinuierliche Bodenhebung. Neu ist die Information, dass es vor einigen Tagen offenbar zu einer kleinen phreatischen Eruption gekommen sein könnte. Diese ereignete sich östlich des Víti-Kraters, nahe dem Lavafeld Bátshraun. Die Berichterstatter schließen aber nicht aus, dass es sich bei der vermeidlichen Dampfwolke um eine Staubwolke gehandelt haben könnte, die von einem Erdrutsch oder Staubteufel aufgewirbelt wurde.

Askja mit Schwefelgeruch – News vom 15.08.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Pilot nahm Schwefelgeruch über der Askja wahr

Gestern berichtete ein Pilot, der mit einem Mýflug-Kleinflugzeug über die Askja flog, von einem starken Schwefelgeruch, der aus dem Vulkan ausströmte. Dies geht aus einem Artikel von ICELANDREVIEW hervor. Allerdings konnte diese Wahrnehmung nicht von Beobachtern bestätigt werden, die die Askja vom Land aus besuchten: Die Nationalpark-Rangerin Anna Þorsteinsdóttir hielt sich am Öskjuvatn auf und konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Dennoch alarmierte die Meldung des Piloten die isländischen Vulkanologen. Sie planen heute zur Askja aufzubrechen und genauere Untersuchungen durchzuführen. Dabei ist geplant, Gasmesssensoren zu installieren, die bisher an der Askja fehlen.

Bereits vor einigen Wochen wies der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson darauf hin, dass die Askja jederzeit und ohne lange Vorwarnung ausbrechen könnte. Damals sagte er voraus, dass die nächste Eruption auf Island dort stattfinden würde, doch schließlich trat sie am Fagradalsfjall auf. Dennoch stimme ich mit Þorvaldur Þórðarson überein und glaube, dass das Eruptionspotenzial dieses großen Zentralvulkans enorm ist: Seit gut 2 Jahren gibt es eine starke Bodenhebung, die zu einem Anstieg von mehr als 60 cm geführt hat. Außerdem ist die Seismizität leicht erhöht. Im Winter kam es zu einer unerwarteten Eisschmelze auf dem Calderasee. Als Grund hierfür wurde der Eintrag von Thermalwasser genannt. Letzte Woche stellten Vulkanologen fest, dass die Wassertemperatur im Krater Viti 27 Grad beträgt und damit neun Grad höher ist als im vergangenen Sommer. Sollte sich jetzt ein erhöhter Ausstoß von Schwefeldioxid bestätigen, wäre dies ein weiteres Indiz für Magmenaufstieg. Magma sammelt sich höchstwahrscheinlich bereits in einem flach gelegenen Magmenkörper an. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson erklärte gegenüber MBL: „Wenn die Temperatur im Viti so stark ansteigt, bedeutet das, dass Magma dort einströmt, gemessen an den Veränderungen des Geländes in der Caldera“.

Vulkan Askja am 18.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Inflation in der isländischen Askja-Caldera bleibt hoch

Obwohl im Augenblick alle Augen auf die Eruption am Fagradalsfjall gerichtet sind, bleibt es an einem weiteren isländischen Vulkan spannend! Gemeint ist die Askja, deren Caldera zum Teil vom See Öskjuvatn eingenommen wird. Die GPS-Stationen nordwestlich des Sees zeigen eine lineare Bodenhebung an. Die Messstation OLAC wies bis Anfang Juni mit 60 cm die stärkste Bodenhebung auf, allerdings gab es von dieser Station seitdem keine neuen Daten mehr. An der Station KASC beträgt die Bodenhebung inzwischen 42 cm. Die isländischen Vulkanologen gehen davon aus, dass die Bodenhebung von Magma hervorgerufen wird, das sich in ca. 3 km Tiefe ansammelt. Sollte dem so sein, könnte sich eine größere Eruption anbahnen, wobei bis jetzt unklar ist, ob sie effusiver oder explosiver Natur sein wird. Auch eine Mischform kommt infrage.

Die Bodenhebung wird von InSAR-Aufnahmen bestätigt. Die Farbringe liegen im Nordwesten der Caldera am engsten zusammen, entsprechend ist hier die Inflation am größten. Die Bodenhebung hat aber praktisch den gesamten Calderabereich erfasst. Die innere Öskjuvatn-Caldera entstand im Jahr 1875 bei einer plinianischen Eruption. Ein vergleichbarer Vulkanausbruch heutzutage würde sehr wahrscheinlich den Flugverkehr massiv beeinträchtigen.

Die Bodenhebung wird von einer moderaten Seismizität begleitet. Neben einzelnen Erdbeben, die praktisch täglich stattfinden, gibt es auch immer wieder Schwarmbeben. Vor dem Einsetzen einer Eruption würde ich eine seismische Krise erwarten.

Während des Winters machte die Caldera Schlagzeilen, weil es zu einer ungewöhnlichen Eisschmelze kam, die wohlmöglich durch Hydrothermie ausgelöst wurde.

Die Hebungsphase begann im September 2021, als ich das letzte Mal auf der Insel war. Sollte die Fagradalsfjall-Eruption anhalten, plane ich für August/September einen erneuten Besuch der Insel. Eigentlich wäre das ein toller Zeitpunkt für eine Eruption der Askja

Erdbeben auf Island – News vom 21.06.23

Erhöhte Seismizität auf isländische Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel befindet sich im Südwesten von Island und war Schauplatz der letzten beiden Vulkanausbrüche auf Island, die sich in den Jahren 2021 und 2022 ereigneten. Da sich laut Aussage von Vulkanologen weitere Ausbrüche ereignen könnten -die Halbinsel soll in eine neue Aktivitätsphase eingetreten sein, die mehrere Jahrzehnte anhalten könnte- Blicken wir natürlich mit gesteigertem Interesse auf die Erdbeben der Region. Die beiden Eruptionen haben sich Monate zuvor durch eine rege Erdbebenaktivität angekündigt gehabt. Tatsächlich beobachten wir seit einigen Wochen einen leichten Anstieg der Seismizität unter Reykjanes. In der vergangenen Woche wurden insgesamt 130 Erschütterungen festgestellt.

In den letzten Tagen manifestierten sich kleinere Schwarmbeben am Spaltensystem zwischen Fagradalsfjall und Keilir, ähnlich wie es sich einige Monate vor den letzten Eruptionen ereignete. Sollten die Beben durch Magmenbewegungen im Untergrund hervorgerufen werden und somit Vorzeichen einer erneuten Eruption sein, befinden wir uns in einem frühen Stadium des Magmenaufstiegs, der sich an der Erdoberfläche in einer leichten Bodenhebung manifestiert. So zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall eine Bodenhebung von maximal 20 mm. Die Hebungsphase begann im Mai, etwa zeitgleich mit der Zunahme der Seismizität. Der letzte Messwert stürzte jäh ab. Da das Phänomen an allen Messstationen auftrat, gehe ich von einem Systemfehler aus.

Die Erdbebentätigkeit ist in anderen Vulkanregionen Islands ebenfalls erhöht. Im Wochenbulletin des IMO heißt es, dass in der letzten Woche (Kalenderwoche 24) vom seismischen Netzwerk 660 Erdbeben registriert worden sind. Davon wurden etwa 600 Ereignisse manuell verarbeitet. Dies ist ein leichter Anstieg gegenüber der Vorwoche, in der es rund 550 Erdbeben gab. Das größte Erdbeben der Stärke M3.1 in dieser Woche ereignete sich im Vulkan Bárðarbunga. Am Geitlandsjökull-Gletscher wurde ein Erdbeben der Stärke 2,8 gemessen.

Bodenhebung an der Askja hält an

IMO betont, dass die Bodenhebung an der Askja linear verläuft und mittlerweile auf 60 Zentimeter angewachsen ist. Pro Woche ereignen sich in der Region zwischen 40 und 50 schwache Erdbeben. Das Dach eines Magmenkörpers soll sich in ca. 2,9 km Tiefe befinden. Ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird bleibt ungewiss.

Erdbeben auf Island – News am 24.04.23

Erdbeben Md 3,3 unter isländischen Vulkan Grimsvötn

Datum 23.04.23 | Zeit: 15:15:33 UTC | 64.43 ; -17.19 | Tiefe: 10 km | Md 3,3

Gestern Nachmittag ereignete sich eines der stärksten Erdbeben, das wir in diesem Jahr im Bereich des subglazialen Vulkans Grimsvötn/Grimsfjall sehen konnten. Es hatte eine Magnitude Md 3,3 und ein Hypozentrum in 1,7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,8 km nordöstlich von Grimsfjall festgestellt. Ein weiteres Beben brachte es auf Md 2,8.

Grimsfjall und Grimsvötn werden meistens in einem Atemzug genannt. Während es sich bei Grimsvötn um einen großen subglazialen Vulkan unter dem Vatnajökull handelt, ist Grimsfjall ein Thermalgebiet, dass zum Grimsvötn gehört. Grimsvötn ist bekannt für seine explosiven Ausbrüche, die oft mit Gletscherläufen einhergehen, bei denen schmelzendes Gletscherwasser durch die nahe gelegenen Flüsse strömt.

Der letzte große Ausbruch des Grímsvötn ereignete sich im Jahr 2011 und verursachte eine große Aschewolke, die den Flugverkehr in Europa beeinträchtigte. Statistisch gesehen ist ein neuer Vulkanausbruch überfällig und in den vergangenen Jahren gab man bereits öfters Alarm am Vulkan, doch ein neuer Ausbruch blieb bis jetzt aus. Momentan sieht es auch nicht danach aus, als ob sich hier kurzfristig ein Vulkanausbruch anbahnen würde: Die Bodenhebung, die noch vor einem Jahr festgestellt wurde, stagnierte und ist sogar wieder etwas rückläufig.

Neben dem erwähnten Erdbeben am Grimsvötn gab es gestern noch ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude über 3 unter dem Vatnajökull. Dieser Erdstoß manifestierte sich im Bereich des ebenfalls subglazialen Vulkans Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Es hatte einen Erdbebenherd in 4,6 km Tiefe und ein Epizentrum, das 5,3 km nordöstlich des Vulkans lag.

Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 26 Erdbeben. Einige davon trugen sich im Bereich des Systems Askja-Herdubreid zu. Hier hält die Bodenhebung in Folge von Inflation weiter an. Sie steigt mittlerweile weniger stark an der Messstation OLAC (aktuelle Bodenhebung 53 cm) sondern mehr im Bereich benachbarter Messstationen, wo sich der Boden um gut 32 cm hob.

Unter ganz Island fingen die Seismometer 124 Erdstöße auf, von denen sich einige auch unter der Katla-Caldera und auf der Reykjanes-Halbinsel ereigneten.

Vulkan Askja am 14. März 2023

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Calderasee der Askja wieder zugefroren

Der Öskjuvatn der Askja ist seit letzter Woche wieder komplett zugefroren. Das zeigen Satelliten-Aufnahmen. Die Eisdecke schloss sich um den 8. März wieder komplett. Bereits in den Tagen zuvor schrumpfte die eisfreie Fläche. Als Grund für das neue Zufrieren des Sees werden niedrigere Lufttemperaturen angegeben. Im Februar war das Eis auf dem See überraschenderweise geschmolzen, obwohl während der Wintermonate eine permanent geschlossene Eisdecke typisch ist. Das Eis schmolz, weil geothermale Lösungen in den See geflossen sind und möglicherweise noch fließen. Die Lösungen sollen magmatischen Ursprungs sein und im Zusammenhang mit der Magmenintrusion unter dem Vulkan stehen. Die Bodenhebung betrug an der Messstation OLAC maximal 52 Zentimeter. Dieser Wert wird aktuell etwas unterschritten. Offenbar findet momentan keine neue Intrusion statt oder evtl. aufsteigendes Magma quetscht sich durch einen Dyke in Richtung Herdubreid. Die Seismizität im Bereich des Tafelvulkans fluktuiert und ist oft leicht erhöht, liefert aber keine Anzeichen für einen massiven Magmenaufstieg, der kurzfristig zu einer Eruption führt. An der Askja sieht es ähnlich aus. Dort ist die Seismizität sogar geringer als am Herdubreid.

Die Seismizität unter Island war in der letzten Woche im Allgemeinen erhöht. Im Fokus standen dabei einige Beben mit Magnituden im 3-er-Bereich, die sich unter dem subglazialen Vulkan Katla ereigneten. Doch auch hier blieb die Bebentätigkeit weit hinter dem zurück, was man vor einem Vulkanausbruch erwarten würde.

Schwache Erdbeben gab und gibt es auch im Süden von Island. Hier ist besonders die Gegend um Selfoss betroffen. Auf der Reykjanes-Halbinsel ereignen sich aktuell vergleichsweise wenige Erdbeben. In den letzten 2 Tagen wurden dort nur 18 Erschütterungen registriert, wobei sich einige Erschütterungen am Ende des magmatischen Gangs ereigneten, der in den letzten 2 Jahren die Eruptionen am Fagradalsfjall speiste. Momentan sieht es aber nicht so aus, als würde sich die Eruptionsserie mittelfristig fortsetzen.

Alles in allem gibt es zwar eine gewisse Seismizität an einigen isländischen Vulkangebieten, aber keines sehe ich vor einem unmittelbaren Vulkanausbruch stehen. Die Chancen für einen Ausbruch innerhalb von Monaten stehen an Askja und Katla nicht ganz so schlecht. Am Fagradalsfjall ist es ziemlich ruhig, aber eine neue Magmenintrusion ist nötig, bevor wir dort weitere Eruptionen sehen werden.

Vulkan Askja am 05.03.23: Prognose

Wissenschaftler prognostiziert: Askja könnte kurzfristig ausbrechen

Der Askja-Vulkan auf Island sorgt weiter für Aufregung in den isländischen Medien. Der Öskuvatn ist seit einigen Tagen eisfrei und es wurde ein erhöhter geothermischer Wärmefluss als Ursache für die Eisschmelze nachgewiesen. Nun meldete sich der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson in einem Interview der Seite Icelandmonitor zu Wort und meinte, dass der Vulkan eindeutige Anzeichen des Erwachens zeigt. Er bereitet sich auf eine Eruption vor, die praktisch jeder Zeit starten könnte. Möglich sei es, dass der Vulkan morgen, übermorgen oder erst in ein paar Jahren ausbricht, doch Þorvaldur glaubt, dass die Eruption eher früh als spät startet. Grund für diese Vermutung findet der Geowissenschaftler darin, dass scheinbar nun auch Schnee und Eis außerhalb des Sees zu schmelzen beginnen: so zeigt ein Foto des alten Lavastroms Mývatningahraun eisfreie stellen. Þorvaldur Þórðarson sieht in dem Geschehen eine gute Chance für die Wissenschaft, denn zum ersten Mal in der Geschichte wird der Aufheizungsprozeß der Askja mit modernen Messinstrumenten beobachtet und dokumentiert. Der Aufheizungsprozeß begann bereits im Jahr 2012 und äußerte sich in erhöhter seismischer Aktivität. Aktuell gibt es eine Bodenhebung von bis zu 51 cm. Die Erdbebentätigkeit der letzten Tage war erhöht, aber nicht besorgniserregend. So würde es mich wundern, wenn Askja ohne einen deutlichen Anstieg der Seismizität ausbrechen würde. Daher rechne ich nicht mit einem Vulkanausbruch innerhalb weniger Tage oder Wochen. Sehr wahrscheinlich wird es noch Monate oder sogar Jahre dauern, bis wir eine Eruption der Askja sehen werden. Aber vielleicht ist das auch nur Wunschdenken, da ich mich gerade am anderen Ende Europas befinde. Übrigens gab es heute ein Erdbeben M 3,4 am Herdubreid. Es folgte ein kleiner Schwarm schwächerer Erschütterungen.

Vulkan Askja am 02.03.23: Wärmefluss

Geothermaler Wärmefluss in der Askja bestätigt

Zwei Wochen lang wurde über den Grund für die Eisschmelze im Öskjuvatn spekuliert, nun bestätigten Forscher die Hypothese, dass sich das Wasser des Calderasees der Askja aufgrund eines erhöhten geothermalen Wärmeflusses aufwärmt. Als alternative Möglichkeit wurde eine Umschichtung des Tiefenwassers aufgrund starker Winde vorgeschlagen. Dieses meteorologische Phänomen wurde nun widerlegt. Der Nachweis der erhöhten Erdwärme gelang während eines Hubschrauberfluges in der letzten Woche, als Forscher der Universität Island mit einer Wärmebildkamera über die Askja flogen. Dabei konnten sich am Südwestufer des Caldera-Sees eine Zone mit erhöhter Temperatur feststellen. Entlang des alten Lavafeldes Mývetningahraun trat 28 Grad warmes Wasser aus, das in den See strömte und diesen auf eine Durchschnittstemperatur von 2 Grad erwärmte. Inzwischen ist der gesamte See praktisch eisfrei. Es scheint nun klar zu sein, dass es einen erhöhten Wärmefluss aufgrund einer Magmen-Akkumulation unter dem Vulkan gibt. Der Untergrund im Westen der Caldera hob sich um bis zu 51 cm an. Das Lavafeld mit dem erhöhten Wärmefluss liegt unweit der Messstation OLAC, an der die größte Bodenhebung detektiert wurde. Genaugenommen muss man von magmatischen Fluiden sprechen, die die Bodenhebung verursachen, denn es ist auch nicht auszuschließen, dass die Bodenhebung durch Inflation anderer magmatische Fluide (Wasser, Gas) verursacht wurde, doch am wahrscheinlichsten ist es, dass direkt Schmelze hinter dem Phänomen steckt.

Seit gestern gab es weitere schwache Erdbeben im Bereich des Askja-Herdubreid-Systems, wobei sich die meisten Beben an der bekannten Lokation nahe des Tafelvulkans ereigneten. Vulkanologen gehen davon aus, dass die Beben dort ebenfalls im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion stehen. Interessant ist auch der Umstand, dass die letzte große Askja-Eruption im Jahr 1875 auch nicht direkt in der Caldera begann, sondern in der Sveinagjá-Schlucht. Hierbei handelt es sich um ein Rift, das unter dem Vatnajökull beginnt und sich in Richtung des heutigen Holuhraun-Lavafeldes ausbreitet. Von dort aus durchläuft es die Askja-Caldera und breitet sich weiter in nord-nordöstlicher Richtung aus. Herdubreid müsste auf der östlichen Schulter des Rifts liegen, wobei es Störungszonen geben wird, die parallel zum Rift verlaufen. Das Magma wird durch eine dieser Schwächezonen des Sveinagjá-Risssystems migrieren. So scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dass wir als erstes eine Eruption abseits der Askja-Caldera sehen werden, bevor sie sich in Richtung des Zentralvulkans verlagert. Im Jahr 1875 verhielt es sich auf jeden Fall so, dass nach anfänglichen effusiven Eruptionen in der Sveinagjá-Schlucht eine große explosive Eruption des Askja-Vulkans begann. Damals breitete sich die Asche bis nach Norwegen aus. Die Eruption führte zu einer Auswanderungswelle auf Island.

Was ich geschildert habe ist eines von mehreren Szenarien, was sich in den nächsten Monaten abspielen könnte. Es ist aber noch nicht sicher, ob es überhaupt zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Vulkan Askja am 01. März 2023: Eisschmelze

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Eisschmelze im Calderasee der Askja hält an

In der letzten Woche ist es um den isländischen Calderavulkan Askja wieder vergleichsweise still geworden, nicht nur hier auf vulkane.net, sondern auch in den isländischen Medien. Einen Bericht gab es, in dem es hieß, dass sich die Bewohner Ostislands auf eine Eruption einstellen sollen und sich insbesondere vorbereiten müssen, Vulkanasche zu beseitigen. Daraus wird ersichtlich, dass sich die Situation nicht entspannt hat. Das jüngste Sentinel-Satellitenbild vom 28. Februar enthüllt, dass die wahrscheinlich geothermal bedingte Eisschmelze am Öskjuvatn anhält und mittlerweile der größte Teil des Sees eisfrei ist. GPS-Daten bestätigen die Bodenhebung von mehr als 50 cm. Sie begann im September 2021. Allerdings deuten die letzten Daten an, dass die Inflation stagniert, wobei zu berücksichtigen ist, dass es in den letzten Tagen keine neuen Werte der relevanten Messstation OLAC gab. Wohlmöglich ist die Funkverbindung zur Station ausgefallen, was typisch für den Winter ist.

Die Seismizität ist nach wie vor zu gering, als dass sie auf einen finalen Magmenaufstieg hindeuten würde, auch wenn sie in den letzten 2 Wochen etwas zunahm. Einen deutlicheren Anstieg der Seismizität gab es im Bereich des Herdubreid-Tafelvulkans, der zum Askja System gehört. Es liegt im Bereich des möglichen, dass ein Teil der Schmelze, die sich unter der Askja akkumuliert, durch einen unterirdischen Gang in Richtung Herdubreid abfließt und sich 5 km südwestlich des Vulkans ansammelt. So ist es absolut unklar, wo es zu einer Eruption kommen wird, wenn es denn zu einer kommen wird, was zwar wahrscheinlich aber nicht sicher ist.

Die Situation erinnert mich ein wenig an die Bardarbunga-Holuhraun-Eruption in 2014: damals bildete sich ein Dyke, der Schmelze vom Zentralvulkan Bardarbunga in Richtung Norden abfließen ließ. Außerhalb des Eisschildes des Vatnajökulls und auf halben Weg zur Askja öffnete sich eine Eruptionsspalte und schuf das große Lavafeld abseits des Vulkans. Damals mutmaßte man bereits, dass es auch eine Verbindung zwischen Bardarbunga und Askja geben könnte, weil damals Schwarmbeben unter der Askja ausgelöst wurden.