Erdbeben auf Island – News vom 21.06.23

Erhöhte Seismizität auf isländische Reykjanes-Halbinsel

Die Reykjanes-Halbinsel befindet sich im Südwesten von Island und war Schauplatz der letzten beiden Vulkanausbrüche auf Island, die sich in den Jahren 2021 und 2022 ereigneten. Da sich laut Aussage von Vulkanologen weitere Ausbrüche ereignen könnten -die Halbinsel soll in eine neue Aktivitätsphase eingetreten sein, die mehrere Jahrzehnte anhalten könnte- Blicken wir natürlich mit gesteigertem Interesse auf die Erdbeben der Region. Die beiden Eruptionen haben sich Monate zuvor durch eine rege Erdbebenaktivität angekündigt gehabt. Tatsächlich beobachten wir seit einigen Wochen einen leichten Anstieg der Seismizität unter Reykjanes. In der vergangenen Woche wurden insgesamt 130 Erschütterungen festgestellt.

In den letzten Tagen manifestierten sich kleinere Schwarmbeben am Spaltensystem zwischen Fagradalsfjall und Keilir, ähnlich wie es sich einige Monate vor den letzten Eruptionen ereignete. Sollten die Beben durch Magmenbewegungen im Untergrund hervorgerufen werden und somit Vorzeichen einer erneuten Eruption sein, befinden wir uns in einem frühen Stadium des Magmenaufstiegs, der sich an der Erdoberfläche in einer leichten Bodenhebung manifestiert. So zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall eine Bodenhebung von maximal 20 mm. Die Hebungsphase begann im Mai, etwa zeitgleich mit der Zunahme der Seismizität. Der letzte Messwert stürzte jäh ab. Da das Phänomen an allen Messstationen auftrat, gehe ich von einem Systemfehler aus.

Die Erdbebentätigkeit ist in anderen Vulkanregionen Islands ebenfalls erhöht. Im Wochenbulletin des IMO heißt es, dass in der letzten Woche (Kalenderwoche 24) vom seismischen Netzwerk 660 Erdbeben registriert worden sind. Davon wurden etwa 600 Ereignisse manuell verarbeitet. Dies ist ein leichter Anstieg gegenüber der Vorwoche, in der es rund 550 Erdbeben gab. Das größte Erdbeben der Stärke M3.1 in dieser Woche ereignete sich im Vulkan Bárðarbunga. Am Geitlandsjökull-Gletscher wurde ein Erdbeben der Stärke 2,8 gemessen.

Bodenhebung an der Askja hält an

IMO betont, dass die Bodenhebung an der Askja linear verläuft und mittlerweile auf 60 Zentimeter angewachsen ist. Pro Woche ereignen sich in der Region zwischen 40 und 50 schwache Erdbeben. Das Dach eines Magmenkörpers soll sich in ca. 2,9 km Tiefe befinden. Ob- und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird bleibt ungewiss.

Erdbeben auf Island – News am 24.04.23

Erdbeben Md 3,3 unter isländischen Vulkan Grimsvötn

Datum 23.04.23 | Zeit: 15:15:33 UTC | 64.43 ; -17.19 | Tiefe: 10 km | Md 3,3

Gestern Nachmittag ereignete sich eines der stärksten Erdbeben, das wir in diesem Jahr im Bereich des subglazialen Vulkans Grimsvötn/Grimsfjall sehen konnten. Es hatte eine Magnitude Md 3,3 und ein Hypozentrum in 1,7 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,8 km nordöstlich von Grimsfjall festgestellt. Ein weiteres Beben brachte es auf Md 2,8.

Grimsfjall und Grimsvötn werden meistens in einem Atemzug genannt. Während es sich bei Grimsvötn um einen großen subglazialen Vulkan unter dem Vatnajökull handelt, ist Grimsfjall ein Thermalgebiet, dass zum Grimsvötn gehört. Grimsvötn ist bekannt für seine explosiven Ausbrüche, die oft mit Gletscherläufen einhergehen, bei denen schmelzendes Gletscherwasser durch die nahe gelegenen Flüsse strömt.

Der letzte große Ausbruch des Grímsvötn ereignete sich im Jahr 2011 und verursachte eine große Aschewolke, die den Flugverkehr in Europa beeinträchtigte. Statistisch gesehen ist ein neuer Vulkanausbruch überfällig und in den vergangenen Jahren gab man bereits öfters Alarm am Vulkan, doch ein neuer Ausbruch blieb bis jetzt aus. Momentan sieht es auch nicht danach aus, als ob sich hier kurzfristig ein Vulkanausbruch anbahnen würde: Die Bodenhebung, die noch vor einem Jahr festgestellt wurde, stagnierte und ist sogar wieder etwas rückläufig.

Neben dem erwähnten Erdbeben am Grimsvötn gab es gestern noch ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude über 3 unter dem Vatnajökull. Dieser Erdstoß manifestierte sich im Bereich des ebenfalls subglazialen Vulkans Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Es hatte einen Erdbebenherd in 4,6 km Tiefe und ein Epizentrum, das 5,3 km nordöstlich des Vulkans lag.

Insgesamt registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 26 Erdbeben. Einige davon trugen sich im Bereich des Systems Askja-Herdubreid zu. Hier hält die Bodenhebung in Folge von Inflation weiter an. Sie steigt mittlerweile weniger stark an der Messstation OLAC (aktuelle Bodenhebung 53 cm) sondern mehr im Bereich benachbarter Messstationen, wo sich der Boden um gut 32 cm hob.

Unter ganz Island fingen die Seismometer 124 Erdstöße auf, von denen sich einige auch unter der Katla-Caldera und auf der Reykjanes-Halbinsel ereigneten.

Vulkan Askja am 14. März 2023

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Calderasee der Askja wieder zugefroren

Der Öskjuvatn der Askja ist seit letzter Woche wieder komplett zugefroren. Das zeigen Satelliten-Aufnahmen. Die Eisdecke schloss sich um den 8. März wieder komplett. Bereits in den Tagen zuvor schrumpfte die eisfreie Fläche. Als Grund für das neue Zufrieren des Sees werden niedrigere Lufttemperaturen angegeben. Im Februar war das Eis auf dem See überraschenderweise geschmolzen, obwohl während der Wintermonate eine permanent geschlossene Eisdecke typisch ist. Das Eis schmolz, weil geothermale Lösungen in den See geflossen sind und möglicherweise noch fließen. Die Lösungen sollen magmatischen Ursprungs sein und im Zusammenhang mit der Magmenintrusion unter dem Vulkan stehen. Die Bodenhebung betrug an der Messstation OLAC maximal 52 Zentimeter. Dieser Wert wird aktuell etwas unterschritten. Offenbar findet momentan keine neue Intrusion statt oder evtl. aufsteigendes Magma quetscht sich durch einen Dyke in Richtung Herdubreid. Die Seismizität im Bereich des Tafelvulkans fluktuiert und ist oft leicht erhöht, liefert aber keine Anzeichen für einen massiven Magmenaufstieg, der kurzfristig zu einer Eruption führt. An der Askja sieht es ähnlich aus. Dort ist die Seismizität sogar geringer als am Herdubreid.

Die Seismizität unter Island war in der letzten Woche im Allgemeinen erhöht. Im Fokus standen dabei einige Beben mit Magnituden im 3-er-Bereich, die sich unter dem subglazialen Vulkan Katla ereigneten. Doch auch hier blieb die Bebentätigkeit weit hinter dem zurück, was man vor einem Vulkanausbruch erwarten würde.

Schwache Erdbeben gab und gibt es auch im Süden von Island. Hier ist besonders die Gegend um Selfoss betroffen. Auf der Reykjanes-Halbinsel ereignen sich aktuell vergleichsweise wenige Erdbeben. In den letzten 2 Tagen wurden dort nur 18 Erschütterungen registriert, wobei sich einige Erschütterungen am Ende des magmatischen Gangs ereigneten, der in den letzten 2 Jahren die Eruptionen am Fagradalsfjall speiste. Momentan sieht es aber nicht so aus, als würde sich die Eruptionsserie mittelfristig fortsetzen.

Alles in allem gibt es zwar eine gewisse Seismizität an einigen isländischen Vulkangebieten, aber keines sehe ich vor einem unmittelbaren Vulkanausbruch stehen. Die Chancen für einen Ausbruch innerhalb von Monaten stehen an Askja und Katla nicht ganz so schlecht. Am Fagradalsfjall ist es ziemlich ruhig, aber eine neue Magmenintrusion ist nötig, bevor wir dort weitere Eruptionen sehen werden.

Vulkan Askja am 05.03.23: Prognose

Wissenschaftler prognostiziert: Askja könnte kurzfristig ausbrechen

Der Askja-Vulkan auf Island sorgt weiter für Aufregung in den isländischen Medien. Der Öskuvatn ist seit einigen Tagen eisfrei und es wurde ein erhöhter geothermischer Wärmefluss als Ursache für die Eisschmelze nachgewiesen. Nun meldete sich der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson in einem Interview der Seite Icelandmonitor zu Wort und meinte, dass der Vulkan eindeutige Anzeichen des Erwachens zeigt. Er bereitet sich auf eine Eruption vor, die praktisch jeder Zeit starten könnte. Möglich sei es, dass der Vulkan morgen, übermorgen oder erst in ein paar Jahren ausbricht, doch Þorvaldur glaubt, dass die Eruption eher früh als spät startet. Grund für diese Vermutung findet der Geowissenschaftler darin, dass scheinbar nun auch Schnee und Eis außerhalb des Sees zu schmelzen beginnen: so zeigt ein Foto des alten Lavastroms Mývatningahraun eisfreie stellen. Þorvaldur Þórðarson sieht in dem Geschehen eine gute Chance für die Wissenschaft, denn zum ersten Mal in der Geschichte wird der Aufheizungsprozeß der Askja mit modernen Messinstrumenten beobachtet und dokumentiert. Der Aufheizungsprozeß begann bereits im Jahr 2012 und äußerte sich in erhöhter seismischer Aktivität. Aktuell gibt es eine Bodenhebung von bis zu 51 cm. Die Erdbebentätigkeit der letzten Tage war erhöht, aber nicht besorgniserregend. So würde es mich wundern, wenn Askja ohne einen deutlichen Anstieg der Seismizität ausbrechen würde. Daher rechne ich nicht mit einem Vulkanausbruch innerhalb weniger Tage oder Wochen. Sehr wahrscheinlich wird es noch Monate oder sogar Jahre dauern, bis wir eine Eruption der Askja sehen werden. Aber vielleicht ist das auch nur Wunschdenken, da ich mich gerade am anderen Ende Europas befinde. Übrigens gab es heute ein Erdbeben M 3,4 am Herdubreid. Es folgte ein kleiner Schwarm schwächerer Erschütterungen.

Vulkan Askja am 02.03.23: Wärmefluss

Geothermaler Wärmefluss in der Askja bestätigt

Zwei Wochen lang wurde über den Grund für die Eisschmelze im Öskjuvatn spekuliert, nun bestätigten Forscher die Hypothese, dass sich das Wasser des Calderasees der Askja aufgrund eines erhöhten geothermalen Wärmeflusses aufwärmt. Als alternative Möglichkeit wurde eine Umschichtung des Tiefenwassers aufgrund starker Winde vorgeschlagen. Dieses meteorologische Phänomen wurde nun widerlegt. Der Nachweis der erhöhten Erdwärme gelang während eines Hubschrauberfluges in der letzten Woche, als Forscher der Universität Island mit einer Wärmebildkamera über die Askja flogen. Dabei konnten sich am Südwestufer des Caldera-Sees eine Zone mit erhöhter Temperatur feststellen. Entlang des alten Lavafeldes Mývetningahraun trat 28 Grad warmes Wasser aus, das in den See strömte und diesen auf eine Durchschnittstemperatur von 2 Grad erwärmte. Inzwischen ist der gesamte See praktisch eisfrei. Es scheint nun klar zu sein, dass es einen erhöhten Wärmefluss aufgrund einer Magmen-Akkumulation unter dem Vulkan gibt. Der Untergrund im Westen der Caldera hob sich um bis zu 51 cm an. Das Lavafeld mit dem erhöhten Wärmefluss liegt unweit der Messstation OLAC, an der die größte Bodenhebung detektiert wurde. Genaugenommen muss man von magmatischen Fluiden sprechen, die die Bodenhebung verursachen, denn es ist auch nicht auszuschließen, dass die Bodenhebung durch Inflation anderer magmatische Fluide (Wasser, Gas) verursacht wurde, doch am wahrscheinlichsten ist es, dass direkt Schmelze hinter dem Phänomen steckt.

Seit gestern gab es weitere schwache Erdbeben im Bereich des Askja-Herdubreid-Systems, wobei sich die meisten Beben an der bekannten Lokation nahe des Tafelvulkans ereigneten. Vulkanologen gehen davon aus, dass die Beben dort ebenfalls im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion stehen. Interessant ist auch der Umstand, dass die letzte große Askja-Eruption im Jahr 1875 auch nicht direkt in der Caldera begann, sondern in der Sveinagjá-Schlucht. Hierbei handelt es sich um ein Rift, das unter dem Vatnajökull beginnt und sich in Richtung des heutigen Holuhraun-Lavafeldes ausbreitet. Von dort aus durchläuft es die Askja-Caldera und breitet sich weiter in nord-nordöstlicher Richtung aus. Herdubreid müsste auf der östlichen Schulter des Rifts liegen, wobei es Störungszonen geben wird, die parallel zum Rift verlaufen. Das Magma wird durch eine dieser Schwächezonen des Sveinagjá-Risssystems migrieren. So scheint es nicht unwahrscheinlich zu sein, dass wir als erstes eine Eruption abseits der Askja-Caldera sehen werden, bevor sie sich in Richtung des Zentralvulkans verlagert. Im Jahr 1875 verhielt es sich auf jeden Fall so, dass nach anfänglichen effusiven Eruptionen in der Sveinagjá-Schlucht eine große explosive Eruption des Askja-Vulkans begann. Damals breitete sich die Asche bis nach Norwegen aus. Die Eruption führte zu einer Auswanderungswelle auf Island.

Was ich geschildert habe ist eines von mehreren Szenarien, was sich in den nächsten Monaten abspielen könnte. Es ist aber noch nicht sicher, ob es überhaupt zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Vulkan Askja am 01. März 2023: Eisschmelze

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Eisschmelze im Calderasee der Askja hält an

In der letzten Woche ist es um den isländischen Calderavulkan Askja wieder vergleichsweise still geworden, nicht nur hier auf vulkane.net, sondern auch in den isländischen Medien. Einen Bericht gab es, in dem es hieß, dass sich die Bewohner Ostislands auf eine Eruption einstellen sollen und sich insbesondere vorbereiten müssen, Vulkanasche zu beseitigen. Daraus wird ersichtlich, dass sich die Situation nicht entspannt hat. Das jüngste Sentinel-Satellitenbild vom 28. Februar enthüllt, dass die wahrscheinlich geothermal bedingte Eisschmelze am Öskjuvatn anhält und mittlerweile der größte Teil des Sees eisfrei ist. GPS-Daten bestätigen die Bodenhebung von mehr als 50 cm. Sie begann im September 2021. Allerdings deuten die letzten Daten an, dass die Inflation stagniert, wobei zu berücksichtigen ist, dass es in den letzten Tagen keine neuen Werte der relevanten Messstation OLAC gab. Wohlmöglich ist die Funkverbindung zur Station ausgefallen, was typisch für den Winter ist.

Die Seismizität ist nach wie vor zu gering, als dass sie auf einen finalen Magmenaufstieg hindeuten würde, auch wenn sie in den letzten 2 Wochen etwas zunahm. Einen deutlicheren Anstieg der Seismizität gab es im Bereich des Herdubreid-Tafelvulkans, der zum Askja System gehört. Es liegt im Bereich des möglichen, dass ein Teil der Schmelze, die sich unter der Askja akkumuliert, durch einen unterirdischen Gang in Richtung Herdubreid abfließt und sich 5 km südwestlich des Vulkans ansammelt. So ist es absolut unklar, wo es zu einer Eruption kommen wird, wenn es denn zu einer kommen wird, was zwar wahrscheinlich aber nicht sicher ist.

Die Situation erinnert mich ein wenig an die Bardarbunga-Holuhraun-Eruption in 2014: damals bildete sich ein Dyke, der Schmelze vom Zentralvulkan Bardarbunga in Richtung Norden abfließen ließ. Außerhalb des Eisschildes des Vatnajökulls und auf halben Weg zur Askja öffnete sich eine Eruptionsspalte und schuf das große Lavafeld abseits des Vulkans. Damals mutmaßte man bereits, dass es auch eine Verbindung zwischen Bardarbunga und Askja geben könnte, weil damals Schwarmbeben unter der Askja ausgelöst wurden.

Vulkan Askja am 22. Februar 2023

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Temperaturmessungen im Calderasee der Askja ergebnislos

In der letzten Woche berichtete ich darüber, dass isländische Forscher Thermometer in den Öskjuvatn warfen, um der Eisschmelze auf die Spur zu kommen, die uns seit fast 2 Wochen beschäftigt. Wir erinnern uns: Am 10. Februar tauchten Meldungen auf, dass das Eis auf dem Calderasee der Askja zu schmelzen anfing. Damals wurde schon ein vergleichsweise großes Loch in der Eisschicht gefunden, die normalerweise erst im Juni verschwunden ist. Als Grund für die frühe Eisschmelze vermutet man, dass es einen erhöhten Wärmefluss vom Grund des Sees gibt, der durch aufsteigendes Magma verursacht wird. Somit könnte der Vulkan kurz vor einem Ausbruch stehen. Man befürchtet sogar einen großen Ausbruch, denn seit September 2021 schwoll der Boden um bis zu 50 cm an. Gestern nun die Meldung, dass der zuständige Geowissenschaftler Ármann Höskuldsson per Heli zur Askja flog, um die Thermometer zu bergen. Diese hatte man letzte Woche von einem Flugzeug aus abgeworfen. Leider war keines der schwimmenden Thermometer auffindbar. Ármann vermutet, dass sie unter die verbliebende Eisschicht im Osten des Sees geraten sind. Jetzt plant der Geowissenschaftler, neue Thermometer mit GPS-Sendern auszustatten, damit sie sich orten und wiederfinden lassen. Als Laie fragt man sich schon irgendwie, ob es nicht ein wenig optimistisch war, Thermometer in einen 4,5 km durchmessenden See zu werfen und zu hoffen, sie am Ufer wieder auflesen zu können. Genauso, wie die Frage gestattet sein mag, warum man denn dann nicht wenigstens vor Ort ein paar Messungen durchführte und Wasserproben sammelte, wenn man sowieso die Thermometer wieder einsammeln musste und sie ihre Daten nicht automatisch übertrugen? Ich habe so das Gefühl, dass man es nicht ganz so ernst mit der Erforschung des Phänomens nimmt.

In einem neuen Mbl-Interview mit Ármann Höskuldsson stellt der Wissenschaftler klar, dass er es für unwahrscheinlich hält, dass ein meteorologisches Phänomen für die frühe Eisschmelze verantwortlich ist. Nach dieser Theorie sollen starke Winde für eine vertikale Durchmischung des Seewassers verantwortlich sein: während des Winters sind tiefere Wasserschichten immer wärmer als flachere und wenn das wärmere Wasser an die Oberfläche steigt, könnte es das Eis zum Schmelzen bringen. Aus meiner Sicht hat diese Theorie einen entscheidenden Pferdefuß, denn der See war zuvor komplett zugefroren. Wie soll dann der Wind angreifen und das Wasser vertikal durchmischen? Dazu wäre wohl eine vertikale Strömung infolge von Upwelling nötig. Am wahrscheinlichsten kommt diese durch Wärmefluss aus dem Untergrund zustande oder indem direkt Fluide am Seegrund austreten. Diese sollten den Chemismus des Seewassers ändern. Hilfreich wäre da schon eine simple Messreihe des pH-Wertes des Seewassers.

Im Bereich Askja-Herdubreid gab es einige weitere schwache Erdbeben. Langsam scheint die seismische Aktivität zu steigen, doch sie liegt immer noch weit hinter dem, was man erwarten würde, wenn es zu einem finalen Magmenaufstieg kommt. Dieser lässt wohl noch auf sich warten. Aber die Aufstiegswege bis in ca. 3 km Tiefe könnten weitestgehend frei sein, so dass sich die Schmelze auch weiterhin ansammeln und im Untergrund über bereits offene Wege verteilen kann. Für mich sieht es so aus, als würde das Magma von der Askja in Richtung Herdubreid abfließen und sich 5-6 km südwestlich des Tafelvulkans im Untergrund ansammeln. Grund für meine Vermutung ist, dass sich dort aktuell die meisten schwachen Erdbeben im Askja-Herdubreid-System ereignen.

Erdbeben-News 21.02.23: Island

Erdbeben Mb 4,9 am Bardarbunga

Datum: 21.02.23 | Zeit: 08:41:00 UTC | 64.673 ; -17.515 | Tiefe: 3 km | Mb 4,9

Heute Morgen wurde Island von einem Erdbeben der Magnitude 4,9 erschüttert. Dieser Wert stammt vom IMO. Das EMSC kam auf eine Magnitude von 5,1. Laut den Isländern lag das Epizentrum 3,7 km nördlich des subglazialen Calderavulkans Bardarbunga. Die Tiefe des Erdbebenherds wird mit 3 km angegeben. Bei den Europäern kommt man hingegen auf eine Herdtiefe von 10 km und ein Epizentrum nordwestlich des Vulkans, aber schon außerhalb der Eisbedeckung des Vatnajökulls. Der Vollständigkeit halber habe ich beide Datensätze angegeben, wobei die IMO-Daten wahrscheinlich genauer sind. Es gab einige Nachbeben.

Erdbeben lag im Einzugsbereich der Askja

Im gesamten Erfassungsbereich des Vatnajökulls haben die Seismografen in den letzten zwei Tagen 39 Erschütterungen registriert. Viele davon ereigneten sich im System Askja-Herdubreid. Auf dem letzten Sentinel-Foto von gestern erkennt man zwischen Wolken hindurch, dass die Eisschmelze am Öskjuvatn weiter anhält. Mehr als die Hälfte der Seeoberfläche ist eisfrei. Neue Berichte von den örtlichen Vulkanologen liegen noch nicht vor. Die Signale, ob nun eine Eruption bevorsteht oder nicht, sind immer noch nicht eindeutig interpretierbar. Eisschmelze und hohe Inflation zeugen von einer vermeintlichen Magmenintrusion, doch es fehlen weiterhin Schwarmbeben, die einen finalen Magmenaufstieg signalisieren. Ohne weitere Daten ist nicht auszuschließen, dass die Bodenhebung durch magmatische Fluide im Sinne von Tiefenwasser/Gas verursacht wurde. Die Eisschmelze könnte von einem meteorologischen Phänomen verursacht worden sein. Dessen ungeachtet könnte sich der Vulkan auch jederzeit dazu entschließen, mit einer Eruption durchzustarten. Das Erdbeben am Bardarbunga, lag gut 70 km von Askja entfernt und könnte ein auslösendes Moment darstellen, denn die Erschütterungen haben sich bestimmt bis in den Magmenkörper der Askja fortgepflanzt und könnten Entgasungen hervorrufen, die eine Eruption triggern könnten.

Am Rande sei erwähnt, dass die Seismizität am Reykjanes-Ridge in den letzten Tagen weiter zugelegt hat. 71 Beben wurden dort innerhalb von 48 Stunden registriert.

Update: Heute Nachmittag gab es am Reykjanes-Ridge einen Erdstoß Mb 3,1 in 12 km Tiefe. Die Gesamtzahl der Beben erhöhte sich auf 79.


Weitere Erdbebenmeldungen:

USA: Erdbeben Mw 5,5

Datum: 21.02.23 | Zeit: 05:35:26 UTC |  57.04 N ; 153.30 W | Tiefe: 20 km | Mw 5,5

Auf Kodiak Island südlich von Alaska kam es zu einem Erdbeben der Magnitude 5,5. Der Erdbebenherd lag 20 km tief. Das Epizentrum wurde 99 km süd-südwestlich von Kodiak verortet.


Iran: Erdbeben Mb 5,3

Datum: 21.02.23 | Zeit: 06:05:35 UTC | 27.80 N ; 55.38 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,3

Im Süden des Irans bebte es mit einer Magnitude von 5,3. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 112 km nordwestlich von Bandar Abbas lokalisiert.

Erdbeben-News 17. Februar 2023: Island

Erdbeben Md 3,5 am Herdubreid

Datum: 17.02.23 | Zeit: 09:26:38 UTC | 65.202 ; -16.320 | Tiefe: 3.4 km | Md 3,5

Nachdem es in den letzten Wochen seismisch gesehen relativ ruhig auf Island war und den Menschen dort eher das schlechte Wetter zu schaffen machte, ist seit einigen Tagen eine Zunahme der Erdbebenaktivität unter Island zu beobachten. Ein besonderes Augenmerk richten die Geowissenschaftler mit ihren Beobachtungen auf den Calderavulkan Askja, der ja in den letzten Tagen auf Vnet regelmäßig in den Schlagzeilen stand, weil ein Schmelzen der Eisbedeckung auf dem Öskjuvatn festgestellt wurde, was vermutlich durch Magmenaufstieg verursacht wird. Diese Eisschmelze hält weiter an. So ist es alarmierend, dass die Seismizität auch hier in den letzten Tagen leicht anzog, aber noch weit von einer seismischen Krise entfernt ist, die man vor einem Vulkanausbruch erwarten würde. Da kam es heute Morgen ein wenig beunruhigend, dass am Herdubreid ein Erdbeben der Magnitude 3,5 registriert wurde. Das Epizentrum wurde 3,4 km nord-nordöstlich vom Tafelvulkan verortet und lag in 3,4 km Tiefe. Es gab eine Handvoll schwächere Nachbeben. Bereits im letzten Jahr sorgten langanhaltende Schwarmbeben für Spekulationen, ob hier Magma in einen Gang intrudieren könnte, der vom Reservoire unter der Askja ausgeht. Tatsächlich wurde auch in einem Areal abseits des eigentlichen Herdubreids eine Bodenschwellung festgestellt. Zu einem Ausbruch kam es dort bislang nicht. Die Erdbebenaktivität könnte auch von einem veränderten Spannungsfeld durch Magmenintrusion unter der Askja ausgelöst worden sein.

Erdbeben gab es auch an anderen Stellen unter Island. Besonders die Beben unter der Reykjanes-Halbinsel alarmieren örtliche Wissenschaftler. So wurde gestern von der isländischen Zeitung Morgenbladidd (mbl) ein Interview veröffentlicht, das man mit Ármann Höskuldsson, Forschungsprofessor an der Universität von Island, führte. Der Professor sagte, dass das Reykjanes-System aktiv ist und es jederzeit zu weiteren Eruptionen kommen könnte. Er hofft, dass man vor dem nächsten Vulkanausbruch wieder durch eine erhöhte Seismik gewarnt wird. Im Umkehrschluss interpretiere ich das so, dass das Aufleben der Erdbebentätigkeit in der Region noch nicht direkt als Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch interpretiert wird. Vor den letzten beiden Fagradalsfjall-Eruptionen war die Erbebenaktivität auch wochenlang um ein vielfaches intensiver als es jetzt der Fall ist.

Am Rande sei erwähnt, dass es ebenfalls Erdbeben unter der Katla und der Hekla gab. Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch sehe ich aber auch hier nicht.

Nach dem momentanen Stand der Dinge halte ich eine Eruption im Bereich Askja-Herdubreid in den nächsten Wochen für am wahrscheinlichsten. Das bestätigt auch Geowissenschaftler Ármann Höskuldsson in einem weiteren mbl-Interview, das heute erschien. Er nahm gestern an einem Überwachungsflug über die Askja teil und warf mehrere Thermometer in den See. Die Auswertung der so gewonnen Daten wird aber noch über das Wochenende dauern. Ármann meinte aber auch, es könne noch Wochen oder Monate dauern, bis es zu einer Eruption der Askja kommt. Im Jahr 2012 erlebte man übrigens eine ähnliche Situation, als im Februar das Eis schmolz. Allerdings blieb eine Eruption aus.

Auf der Seite von IMO erschien gerade ein Artikel, in dem auch ein Meteorologisches Phänomen für die Eisschmelze ins Spiel geworfen wird. Askja gibt also weiter Rätsel auf!