Vulkan Ätna mit Erdbeben am 18.05.23

Kleine Erdbebenserie im Osten des Vulkans Ätna

Datum 18.05.23 | Zeit: 01:22:55 UTC | 37,64 N ; 15.14 E | Tiefe: 0 km | ML 3,2

Heute Nacht begann eine kleine Erdbebensequenz an Europas mächtigsten Vulkan, dem Ätna. Vier Beben mit Magnituden zwischen 3,2 und 2,3 manifestierten sich im Bereich der Ostküste zwischen den Orten Santa Maria la Stella und Linera. Das stärkste Beben der Magnitude 3,2 wurde 4 km nordwestlich von Acireale verortet. Interessant ist, dass die Erdbebenherde alle in 0 km Tiefe verortet wurden und sich demnach auf Höhe des Meeresspiegels ereigneten. In der Region gibt es lokale Störungszonen, die bei früheren Gelegenheiten durch aufsteigendes Magma aktiviert wurden. Eine Möglichkeit, die auch jetzt in Betracht gezogen werden kann. Ein weiteres Erdbeben der Magnitude 2,0 manifestierte sich heute früh im Valle del Bove. Bereits gestern gab es einen Erdstoß der Magnitude 3,6 im nördlichen Randbereich des Vulkans. Die Lage des Bebens wurde 16 km nördlich von Bronte festgelegt. Das Hypozentrum befand sich in 37 km Tiefe. Zu keinem der Beben gibt es beim EMSC Wahrnehmungsmeldungen.

Beim INGV Catania werden die Beben noch nicht angezeigt, da man hier für gewöhnlich 24 Stunden in den Anzeige hinterherhinkt. Es ist gut möglich, dass es noch mehrere Beben mit kleineren Magnituden gab, die beim EMSC nicht angezeigt werden.

Wie in den vergangenen Tagen bereits kommuniziert, scheint sich Ätna wieder aus seiner seismischen Tiefphase herauszuarbeiten. Was momentan passiert ist noch weit von einer seismischen Hochphase entfernt, zeigt aber, dass der Vulkan weiterhin aktiv ist. Die langsam steigende Erdbebenaktivität könnte einhergehen mit einer Zunahme der Bodenhebung infolge von Magmeninflation unter dem Vulkan. Das korrespondiert mit den gelegentlichen Aschepuffs, die in den letzten beiden Wochen vom Neuen Südostkrater ausgingen. Oft verhielt es sich so, dass als erstes wieder intensivere strombolianischer Aktivität in der Bocca Nuova einsetzte, bevor es dann nach einigen Wochen bis Monaten zu Paroxysmen und/oder Flankeneruptionen kam. Allerdings zeigt uns der Ätna auf Sentinel-Satellitenfoto von gestern die kalte Schulter ganz ohne thermische Anomalie.

Originalmeldung EMSC:

Größe ML 3.2
Region SIZILIEN, ITALIEN
Datum/Uhrzeit 2023-05-18 01:22:55,6 UTC
Standort 37,64 N ; 15.14 E
Tiefe 0 km
Entfernungen 18 km nördlich von Catania, Italien / Einwohnerzahl: 290.000 / Ortszeit: 03:22:55,6 2023-05-18
4 km nordwestlich von Acireale, Italien / Einwohnerzahl: 49.400 / Ortszeit: 03:22:55,6 2023-05-18

Update: Noch während ich die Zeilen oben schrieb, begann am Ätna der Tremor zu steigen. Es sieht fast so aus, als hätte der Vulkan versucht einen Paroxysmus vom Zaun zu brechen, obwohl die Krater bis dato die kalte Schulter zeigten. Da könnten die Beben entweder Trigger einer Eruption sein oder deren Vorzeichen. Denkbar ist auch, dass sich wieder ein Lavastrom bildet. Leider hängt der Vulkan in den Wolken, sodass es keine visuellen Beobachtungen gibt.

Vulkan Ätna mit Erdbeben am 10.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Mehrere Erdbeben im Osten des Vulkans Ätna

Langsam taucht uns Ätna wieder häufiger in den News auf, was Grund zur Hoffnung gibt, dass wir in einigen Wochen oder Monaten neue Aktivität am Vulkan sehen werden. In den letzten Tagen ist eine leichte Zunahme der Seismizität zu beobachten. So gab es mehrere schwache Erdbeben im Bereich des Valle del Bove. Heute manifestierten sich drei Erdstöße nahe der Küste nördlich von Accireale. Sie hatten Magnituden im 2er-Bereich und könnten von schwächeren Erdbeben begleitet sein, die nicht beim EMSC angezeigt werden. Die Listen beim INGV sind noch nicht soweit, als dass sie die Beben führen würden. Dafür werden aber 31 Erschütterungen angezeigt, die sich bis zum 8. Mai ereigneten. Nach der kleinen Ascheemission aus dem Neuen Südostkrater, die sich letzte Woche zutrug, erkennt man auf aktuellen Satellitenbildern erstmals seit Wochen wieder eine kleine thermische Anomalie in diesem Krater. Offenbar hat die Ascheemission gereicht den Schlot freizuräumen und erkaltetes Material auszustoßen. Einen schwachen Hotspot erkennt man auch in einem Schlot der Bocca Nuova.

Der vulkanische Tremor zeigt sich von den Erdbeben bis jetzt unbeeindruckt und bewegt sich ohne große Schwankungen auf niedrigem bis moderatem Niveau. Dafür schrieb INGV-Vulkanologe Boris Behncke letztens, dass die tiefe Inflation des Vulkans wie gewohnt anhält und dass sich die Magmen-Reservoirs unter dem Vulkan langsam füllen. Nach den vielen Paroxysmen vor fast 2 Jahren und der Lavastromtätigkeit im letzten Jahr, hat sich der Ätna wohl ganz gut ausgepowert, obwohl es natürlich unklar bleibt, was noch an Magma unter dem Vulkan schlummert. Es ist halt keine Frage ob der Vulkan wieder eruptieren wird, sondern nur wann?

Nicht nur der Ätna ist seismisch unruhig, denn es gab auch vermehrt Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer. Besonders im Westen der Liparischen Inseln bebte es. Es gibt einen kleinen Bebencluster zwischen den Inseln Alicuid und Filicudi, sowie zwei schwache Beben unter Vulcano.

Die Seismizität unter dem Calderavulkan Campi Flegrei bleibt ebenfalls erhöht. Hier manifestierten ich seit gestern 25 schwache Erdbeben. Die Bodendeformation bleibt mit einer Hebungsrate von 15 mm im Monat konstant hoch. Die Pisciarelli-Fumarolentemperatur lag auch in der letzten Woche bei durchschnittlich 96 Grad.

Vulkan Ätna mit Lebenszeichen – News vom 07.05.23

Ätna erzeugt kleine Ascheeruption aus dem Neuen Südostkrater

Endlich gibt es wieder einen Beweis dafür, dass wir den Ätna auf Sizilien weiterhin zu den aktiven Vulkanen zählen dürfen, denn nach mehrmonatiger Abstinenz gab uns der Vulkan gestern Abend ein kleines Lebenszeichen. Dieses geschah in Form einer kleinen Explosion aus dem Neuen Südostkrater, die sich laut INGV um 21:25 UTC manifestierte und auf der thermalen Überwachungskamera sichtbar wurde. Die Explosion stieß heiße Gase und Vulkanasche aus, die einige Hundert Meter hoch aufstieg. Wenig später veröffentlichten die Vulkanologen ein Communique, in dem es hieß, dass der Tremor unverändert blieb und sich weiter auf mittlerem Niveau bewegte. Seine Quelle in Form eines Magmenkörpers sitzt in einer Tiefe von 1500 bis 2500 m in der Nähe des Südostkraterkegels. Offenbar war die Explosion aber so schwach, dass kein nennenswerter Infraschall produziert wurde.

Schwach kann man die Aktivität des Ätna auch sonst nennen, denn auch auf Satellitenaufnahmen ist in der letzten Zeit kaum mal eine thermische Anomalie auszumachen. Dass es zum letzten Mal einen Hotspot in einem der Schlote des Neuen Südostkraters zu sehen gab ist nun einige Monate her. Einzig ein Schlot in der Bocca Nuova zeigt öfter einen kleinen Hotspot.

Die Seismizität bewegt sich auf niedrigem Niveau. In diesem Monat gab es nur 15 schwache Beben, von denen 8 in der Shakemap des INGVs angezeigt werden. Die meisten Beben liegen im Osten des Vulkans, im Bereich des Valle del Bove. Vereinzelte Erschütterungen gab es unter der Flanke im Nordwesten und Südwesten. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,2 und lag im Bereich des Monte Scorsone. Aufgrund der Seismik gehe ich davon aus, dass es vielleicht eine schwache Bodenhebung gibt, aber kein besonderer Zustrom von magmatischen Fluiden stattfindet, der auf einen mittelbaren größeren Ausbruch hindeutet. Auch im jüngst veröffentlichen Monatsbulletin zum Ätna heißt es, dass es keine signifikante Bodenhebung gegeben hat. Dennoch kann es zu schwachen bis moderaten effusive und explosiven Eruptionen kommen, bei denen vor allem Restschmelze gefördert wird, die durch die langsame aber stetige Inflation in tieferen Regionen des Vulkansystems nach oben gedrückt wird oder sich bereits in einem flach liegenden Magmenkörper sammelte.

Vulkan-News 21.04.23: Ätna

Kleiner Erdbebenschwarm am Ätna

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Unter dem mächtigsten Vulkan Europas gab es in den letzten Tagen ein kleines Schwarmbeben unter der Nordostflanke des Vulkans. Der Schwarm bestand aus 18 Einzelbeben, die sich im Bereich des Monte Rosso zutrugen. Das stärkste Beben brachte es auf eine Magnitude von 2,4 und hatte ein Hypozentrum in -1340 m Tiefe. Das negative Vorzeichen bedeutet, das der Erdbebenherd über dem Meeresspiegel lag. Der Monte Rosso liegt auf einer Höhe von 1756 m. Das Beben ereignete sich also etwa 400 m unter der Oberfläche und damit direkt im Vulkan. Als Ursache für das Beben kommen Fluidbewegungen infrage, aber auch Bruchprozesse entlang einer Störungszone. Einige Beben manifestierten sich auch unter dem Valle del Bove im Osten des Vulkans. Der Tremor ist unauffällig und bewegt sich im mittleren Bereich. MIROVA meldete in den letzten Tagen keine thermischen Anomalien. Auf dem letzten Sentinel-Satellitenbild vom Ätna ist im Infrarotbereich nicht einmal eine winzige thermische Anomalie zu sehen. Auf der letzten brauchbaren Aufnahme davor konnte man einen winzigen Hotspot in einem Schlot der Bocca Nuova ausmachen. So kalt habe ich den Ätna schon lagen nicht mehr gesehen.

Leider veröffentlichen weder das LGS, noch das INGV regelmäßige Bulletins zum Vulkan, sodass weitere Daten zu Bodenhebung, Gasausstoß und Infraschalltätigkeit fehlen. Obwohl diese Stellen von öffentlichen Geldern finanziert werden, gab es einen Paradigmenwechsel, was die Zugänglichkeit von Daten für die Allgemeinheit betrifft. Regelmäßige Veröffentlichung gibt es nur noch, wenn der Vulkan tatsächlich ausbricht. Vielleicht will man sich so die Prognosehoheit bewahren und Spekulationen in den Sozialen Medien vermeiden. Nur leider gibt es ja auch keine Prognosen von Seiten des Instituts.

Die jüngsten Eruptionen am Ätna ereigneten sich im Februar und waren überwiegend effusiver Natur. Sie gingen von Schloten in der Ostflanke des Neuen-Südostkraters aus.


Weitere Meldungen:

Popocatepetl mit weiteren Ascheeruptionen

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

In Mexiko ist der Popocatepetl weiterhin aktiv und fördert Vulkanasche, die bis auf einer Höhe von 6700 m aufsteigt und nach Osten driftet. CENAPRED meldet in seinen täglichen Updates zum Vulkan, dass es 4 Eruptionen und 139 Asche-Dampf Exhalationen gab. Außerdem wurden 117 Minuten Tremor mit geringer Amplitude aufgezeichnet. Es gilt weiterhin ein Aufstiegsverbot zum Gipfel.


Erta Alé mit kleinen thermischen Anomalien

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch

Der Vulkan in der äthiopischen Danakil-Depression zeigt auf Sentinel-Satellitenbildern drei kleine thermische Anomalien. Sie sind nur im Infrarotspektrum zu sehen. Zwei der Anomalien befinden sich im Südkrater, der für seine Lavaseetätigkeit bekannt ist. Eine dritte Anomalie liegt am Südrand des Nordkraters. Alle drei Anomalien stammen von Hornitos, unter denen Magma im Fördersystem steht. Es könnte zu gelegentlichem Lavaspattering kommen, doch für eine regelmäßige Aktivität ist die Thermalstrahlung zu gering. einen offenen Lavasee gibt es aktuell nicht. Es ist gut möglich, dass es im Nordkrater bald wieder zu einem Lavaüberlauf kommen wird.

Vulkan-News 19.03.23: Ätna

Ätna überrascht mit vielen Dampfringen

Seit einigen Tagen erzeugt der Ätna eine Serie von Dampfringen, die von der Bocca Nuova ausgehen. In unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ wurden mehrere Fotos des Phänomens geteilt, wobei es gestern offenbar zu einem Höhepunkt der Dampfringerzeugung kam. Die Dampfringe entstehen für gewöhnlich, wenn es im Förderschlot tiefsitzende Eruptionen gibt, sodass der Aufstiegskanal des Schlots als Rohr dient, an dessen Rand der Dampf abgebremst wird, sodass es zu der typischen Konvektion in der Dampfwolke kommt, die letztendlich für die Ringbildung verantwortlich ist. Bei den Explosionen kann auch Tephra über den Schlotrand hinaus ausgeworfen werden, aber momentan ist das wohl nicht der Fall.

Wie genau so ein Dampfring entsteht, lest ihr unter dem Link im WIKI.

Eine Phase intensiver Dampfringbildung gab es in den Jahren des Milieuwechsels. Damals war die Bocca Nuova besonders aktiv. Diese mehrjährige Aktivitätsphase wurde von einer Serie starker Paroxysmen aus der Boca Nuova beendet.

Rückbau des Informationsangebots in Italien

Leider ist die Website des LGS weiter offline, sodass keine Livedaten zur Tätigkeit des Vulkans online sind, mit Ausnahme von Seismik und Tremor, den man beim INGV einsehen kann. Wichtige Parameter wie die Infraschalltätigkeit, anhand derer man Rückschlüsse über das explosive Geschehen ableiten konnte, bleiben der Öffentlichkeit somit verborgen. Da es keine Lavaströme am Ätna gibt, werden auch keine wöchentlichen Bulletins veröffentlicht. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren. Part man den Rückbau des Online-Informationsangebots mit dem Verhalten der verantwortlichen Behörden auf den Liparischen Inseln, der offenbaren Willkür und ständigen Änderungen der Zugangsbeschränkungen auf Stromboli ohne vernünftige Kennzeichnung vor Ort und mit Null Informationsangebot für Anwohner und Touristen, entsteht für mich ein absolut unzeitgemäßes Bild des Managements von Seiten der Verantwortlichen.

Bei meiner Reise zu den süditalienischen Vulkanen in der letzten Woche stattete ich auch dem Ätna einen kurzen Besuch ab. Irgendwie gibt es einen Paradigmenwechsel: Stand früher der Vulkan im Fokus des Interesses, scheint sich nun alles um die Skimöglichkeiten zu drehen. Sicher, es lag viel Schnee und das Skigebiet stand schon immer im touristischen Fokus der Seilbahnbetreiber, doch früher liefen in den Gastronomiebetrieben um die beiden Seilbahnstationen die ganze Zeit über Ätna-Vulkanvideos. Seit einigen Jahren schweigen die Monitore. Vielleicht liegt es daran, dass es nicht genug HD-Content gibt, obwohl eigentlich Material von den letzten Paroxysmen vorhanden sein sollte. Ich vermute aber vielmehr, dass es mit dem Generationswechsel und den auch hier geltenden Verschärfungen der Zugangsregeln zum Gipfelbereich des Ätna zusammenhängen könnte.

Was mich an meinem kurzen Ätnabesuch am meisten beeindruckte, war der Pelletofen in der Hütte, die Manfred und ich uns gemietet hatten. Der glühte schön und strahlte in kurzer Zeit eine enorme Wärme ab! Ansehnlich war auch der gespaltene Südostkraterkegel, der uns allerdings die kalte Schulter präsentierte. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man daher auch nur eine schwache Wärmeanomalie im Schlot der Bocca Nuova, von dem wahrscheinlich die Dampfringe ausgehen.

Erdbeben-News 28.02.23: Tyrrhenisches Meer

Erdbeben M 4,5 erschüttert das Tyrrhenische Meer

Datum: 27.02.23 | Zeit: 21:50:10 UTC |  39.78 N ; 13.74 E | Tiefe: 414 km | Mb 4,5

Gestern Abend erschütterte ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,5 das Tyrrhenische Meer zwischen Sizilien und dem Golf von Neapel. Das Epizentrum wurde 96 km süd-südwestlich der Insel Capri registriert. Neapel liegt 127 km vom Epizentrum des Bebens entfernt. Noch näher liegt der Marsili Seamount, der sich gut 70 km südöstlich des Epizentrums befindet. Die Tiefe des Hypozentrums ist allerdings überraschend und wird vom EMSC mit 414 km angegeben. Somit lag der Erdbebenherd mitten im oberen Erdmantel. Im Allgemeinen nimmt man an, dass die Gesteine des oberen Erdmantels aufgrund der Temperatur dort plastisch sind. Das heißt, sie sind zwar nicht komplett geschmolzen, verhalten sich aber wie Knetgummi, weshalb es eigentlich nicht zu Erdbeben kommen kann. Daher manifestieren sich Erdbeben am Erdmantel für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Erdkruste, das noch nicht plastisch verformbar ist.

Tektonische Situation im Tyrrhenischen Meer

Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass im Bereich des Tyrrhenischen Meeres vergleichsweise viel Bewegung herrscht. Vor allem um die Liparischen Inseln herum gibt es einiges an Seismizität. Im Westen erkennt man einen kleinen Bebencluster bei Alicudi. Im Osten manifestieren sich Erdbeben zwischen Vulcano und Kalabrien. Die Beben dort treten nach meinen Beobachtungen besonders häufig auf, wenn sich am Inselvulkan Stromboli eine Periode erhöhter Aktivität anbahnt. Bei diesen Beobachtungen handelt es sich um eine Korrelation, nicht um einen wissenschaftlichen Beweis. Die Erdbeben ereignen sich in dem Bereich der subduzierten Ionischen Platte, auf dessen westlicher Naht sich die Vulkane Ätna, Vulcano und die liparischen Feuerberge aufreihen. Stromboli liegt ein wenig nach Osten versetzt und befindet sich in etwa dort, wo man einen Knick an der abtauchenden Ionischen Platte vermutet. An diesem Knick versteilt sich der Winkel, in dem die Platte abtaucht. Außerdem sitzt Stromboli am Rand des Marsili-Beckens, an dem sich eine Schwächezone in der Erdkruste befinden dürfte.

Stromboli ist übrigens noch aktiv und eruptiert einen Lavastrom, der aus einem Schlot im nordöstlichen Kratersektor überläuft.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Erdbeben Mb 3,2 am Ätna

Datum: 28.02.23 | Zeit: 11:16:21 UTC |  37.73 N ; 15.10 E | Tiefe: 8 km | Ml 3,5

Zu der Titel-Meldung passt, dass sich heute Vormittag ein Erdbeben der Magnitude 3,2 im Osten des Ätnas ereignete. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 8 km. Das Epizentrum wurde 15 km nordwestlich von Acireale verortet. Das Beben manifestierte sich an einer bekannten Störungszone, die früher schon durch Änderungen des Spannungsfeldes infolge von Magmenaufstieg aktiviert wurde. Auffällig ist auch, dass der Tremor gestern nach einem kleinen Peak fiel. Ähnliches Verhalten war bereits mehrfach vor einer Änderung der Aktivität zu beobachten gewesen. Heute müsste noch ein Wochenbericht vom INGV erscheinen. Stay tuned!

Vulkan Ätna am 07.02.23: Schwarmbeben

Schwarmbeben im Westen des Ätnas

Dass am Ätna aktuell keine Lavaströme mehr fließen, habe ich schon in meinem letzten Update von heute gepostet. Doch was ich euch bis jetzt vorenthalten habe (und tatsächlich gerade erst selbst feststellte) ist, dass es gestern ein Schwarmbeben im Westen des Vulkans gab. Es begann bereits am 05. Februar um 17:18:57 UTC und dauerte bis um 14:21:31 UTC am 06. Februar. Der Höhepunkt des Schwarms wurde von einem Erdstoß Ml 3,6 markiert, der sich am Abend des 05. Februars ereignete. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 17,1 km und wurde 7,9 km südwestlich von Bronte verortet. Zwei weitere Beben hatten eine Magnitude im 2-er-Bereich, die restlichen Magnituden waren kleiner als 2. Das tiefste Hypozentrum lag in gut 27 km Tiefe. Aufgrund der Tiefe des Schwarms vermute ich, dass hier ein aufsteigender Magmenkörper die Ursache war. Er bahnte sich einen Weg durch die Asthenosphäre und wird nun gegen die tieferen Schichten der Erdkruste drücken bzw. dort eindringen. Also, auch wenn der Ätna ein wenig pausieren mag, ist die nächste Eruption bereits in Vorbereitung.

Es ist schon ein Weilchen her, dass wir unter der Ätna-Westflanke ein vergleichbares Schwarmbeben sahen. Oft beginnen hier neue Aufstiegssequenzen. Der Pfad des Magmas, den die Schmelze unter dem Vulkan nimmt, scheint nicht senkrecht zu verlaufen. Verfolgt man regelmäßig die Schwarmbeben unter dem Ätna, dann stellt man fest, dass sie vom Westen häufig in den Süden und dann in den Osten des Vulkans migrieren und auf diesem Halbkreis immer weiter aufsteigen. Im Norden des Vulkans sind vulkanisch-bedingte Schwarmbeben seltener, doch wenn sie öfters auftauchen, dann bahnt sich für gewöhnlich eine größere Eruption an. Wohlbemerkt sind das meine eigenen Beobachtungen der letzten Jahre und keine wissenschaftlich belegten Fakten auf Basis von Studien.

Vulkan-News 07.02.23: Sakurajima

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima mit Explosionen und Asche in 2400 m Höhe

Auch vom Sakurajima in Japan gehen Explosionen aus, die bis auf einer Höhe von 2400 m aufsteigen und in Richtung Südosten verfrachtet werden. Heute wurden 3 Aschewolken gemeldet. Die letzten Eruptionen gab es am 3. Februar. Bei einer dieser Explosionen wurden größere Tephra-Fragmente bis zu 1200 m  hoch und 500 m weit geschleudert. Es wurde vor der Generierung kleiner pyroklastischer Ströme gewarnt. Die Eruptionen finden weiterhin aus dem Minamidake statt, während der Krater Showa ruhig bleibt.

Da der Sakurajima oft in Schüben eruptiert, kann man mit weiteren Ausbrüchen rechnen.

Die Vulkanologen vom JMA schreiben in ihrem letzten Update zum Sakurajima, dass es weiterhin eine Akkumulation von frischem Magma unter dem Vulkan gibt. Diese äußert sich in einer leichten Bodenhebung und damit in einer Versteilung der Vulkanflanke im µrad-Bereich. Zwischendurch kommt es immer wieder zu Phasen der Kontraktion, während derer die Inflation in Deflation wechselt. Außerdem deutet die Emission von Schwefelgasen die Akkumulation von frischem Magma an.

Das JMA schreibt: „Es wird angenommen, dass die Eruptionsaktivität auch in Zukunft anhalten wird. Bitte beachten Sie die bevorstehenden Vulkaninformationen. Im Bereich von etwa 2 km vom Minamidake-Gipfelkrater muss man mit einschlagenden Vulkanbomben rechnen. Hüten Sie sich vor großen Vulkanblöcken und pyroklastischen Strömen. Auf der Leeseite wurden nicht nur Vulkanasche, sondern auch kleine Vulkanblöcke vom Wind in die Ferne getragen. Bitte seien Sie vorsichtig. Es besteht die Gefahr, dass Fensterglas durch den großen Luftstoß, der die Explosion begleitet, zerbricht. Je nach zukünftiger Aschefallsituation kann es bei Regen zu Murgängen kommen.“

Sakurajima gehört zu den best bewachten Vulkanen der Erde, da er nahe am Ballungsraum Kagoshima liegt. während wir in den letzten Jahren ehr kleinere Eruptionen beobachten konnten, ist der Vulkan durchaus in der Lage stärker zu eruptieren und Zerstörungen anzurichten.


Chikurachki mit Asche in 3700 m Höhe

Der Inselvulkan der Kurilen ist weiterhin aktiv und eruptiert mehrmals am Tag Vulkanasche. Sie steigt bis auf einer Höhe von 3700 m auf und driftet in Richtung Osten. Dabei zieht sich die Aschewolke bis zu 74 km in die Länge. Das VAAC brachte seit gestern 8-VONA-Meldungen heraus und warnte damit den Flugverkehr vor der Vulkanasche. KVERT beschreibt die Eruptionen als moderat.


Kerinci mit Asche-Eruption

Der indonesische Vulkan Kerinci liegt auf Sumatra und eruptiert ebenfalls Aschewolken. Sie werden vom VAAC Darwin in 4.000 m Höhe festgestellt. Laut MAGAM/VSI erreichen sie eine Höhe von 150 m über dem Gipfel.


Ätna ist kalt

Seit gestern wird keine Lava mehr am Ätna festgestellt. Die Eruption pausiert oder ist zu Ende. Auf einem Thermalbild des Sentinel-Satelliten von gestern ist keine Wärmestrahlung mehr sichtbar. Einzig im Schlot der Bocca Nuova erkennt man eine kleine thermische Anomalie. Es sieht nicht so aus, als würden wir kurzfristig eine Show aus dem Neuen Südostkrater geboten bekommen.

Vulkan Ätna mit neuem 3d Bild am 03.02.23

Neues 3d Bild zeigt Lavastrom am Ätna

Der Lavastrom am Ätna ist weiterhin aktiv und emittiert eine Wärmestrahlung mit 312 MW Leistung. Damit liegt sie ein gutes Stück hinter den bisherigen Spitzenwerten der Eruption, als im Januar zweimal mehr als 1000 MW Leistung registriert wurde. Damals wurden die Werte als sehr hoch eingestuft, heute liegen sie im moderaten hohen Bereich. Da die Leistung proportional zur emittierenden Wärmefläche ist, kann man davon ausgehen, dass der Lavastrom deutlich weniger Fläche einnimmt als es Anfang Januar der Fall war. Zur Stunde fließt die Lava entlang des Valle del Leone und man kann den Lavastrom auf der Thermalcam nur angeschnitten sehen. Es ergießt sich keine frische Lava ins Valle del Bove. Anders verhielt es sich am 1. Februar, als die oben gezeigte Satellitenaufnahme erstellt wurde. Auf der räumlich wirkenden 3D-Visualisierung, die aus mehreren Satellitenfotos am Rechner erstellt wurde, erkennt man den Lavastrom, wie er ins Valle del Bove fließt. Der Lavastrom wurde auf der Tagesaufnahme sichtbar, indem man das Licht im SWIR-Band filterte.

Auf der Visualisierung erkennt man sehr schön das zweigeteilte Lavafeld, das im Zuge der Eruption erzeugt wurde. Der Ausbruch begann am 27. November 2022. Zuerst wurde der nördlichere (rechte) Teil des Lavafelds erzeugt. Nach einer kurzen Pause verlagerte sich die Aktivität südwärts. Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass man auf dem Bild vom Osten aus in Richtung Westen guckt und das Bild nicht wie üblich eingenordet ist. Grund hierfür ist, dass man gut das Valle del Bove erkennen kann, das von 2 steilen Rändern eingefasst wird. Im Laufe der Eruption erreichte die Lava den Fuß der Steilwand des Tals. Gut zu erkennen ist auch der frische Lavastrom, der im Mai/Juni floss und ein Stück auf der Talsohle des Valle del Bove unterwegs war.

Die Visualisierung visualisiert auch schön, dass der Lavastrom nicht ganz so einfach zu erreichen ist und an einem recht unzugänglichen Ort liegt. In den letzten 10 Jahren hat sich der Südostkrater soweit vergrößert, dass sein Osthang praktisch ins Valle del Bove übergeht. Früher konnte man da noch prima drumherum laufen.