Vulkan Ätna – News vom 31.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Inflation während letztem Schwarmbeben am Ätna bestätigt

Das Schwarmbeben, dass sich im Nordosten des Ätnas am 28. Mai ereignete, rüttelte nicht nur einige Anwohner wach, sondern auch die Wissenschaftler des INGV (was jetzt nicht etwa bedeuten soll, dass sie vorher schliefen) und veranlasste die Forscher alle zur Verfügung stehende Daten auszuwerten und in einem Bulletin zusammenzufassen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 50 Beben mit Magnituden zwischen 0,5 und 3,9. Somit lag der stärkste Erdstoß unter dem zuerst angegebenen Wert von 4,0. Die Hypozentren lagen durchschnittlich in Tiefen von 4 bis 6 km unter dem Meeresspiegel. Acht Beben hatten Magnituden größer als 2. Die Epizentren konzentrierten sich am Rand des nördlichen Valle del Bove, genauer, nordöstlich der Monti Centenari. Seit dem Schwarm wurden in der Region weitere Erdbeben aufgezeichnet. Generell nahm die Seismizität unter dem Ätna in den letzten Wochen zu.

Was am Tag des Schwarmbebens noch nicht geklärt werden konnte, war die Frage nach dem Ursprung der Beben. Waren sie tektonischer Natur, oder hatte etwa Magma seine glühenden Finger im Spiel? Wie weitere Analysen von Messwerten zeigten, gab es während des Schwarmbebens eine Bodendeformation in Form einer Bodenhebung von 2 µrad. Zwar kann sich der Boden auch infolge tektonischer Beben heben, doch im Fall des Ätnas gehe ich dann doch von einer Magmenintrusion als Ursache des Schwarms aus. Auf den Diagrammen zur Lage des Tremors sieht man, dass die Schmelze fast einen seitlichen lateralen Ausbruch im Valle del Bove geschafft hätte.

Wie immer kann man anhand dieser Werte keine unmittelbar bevorstehende Eruption orakeln, doch ich halte die Möglichkeit für vergleichsweise hoch, dass es in den nächsten Tagen/Wochen weitere Eruptionen geben wird.

Den letzten Paroxysmus sahen wir am Ätna am 21. Mai 2023. Es könnte als gut sein, dass es der erste Ausbruch einer neuen Serie gewesen ist. Über diesen Paroxysmus kann man im aktuellen Bulletin ebenfalls lesen. Besonders interessant finde ich die Karte der beiden Lavaströme, die aus der Scharte im Neuen Südostkrater flossen. Wie ihr wisst, war ich über Pfingsten am Ätna. Ich bin zwar nicht selbst bis zum neuen Lavastrom gegangen, konnte aber mehrere Gruppen beobachten, die am unteren Rand der Krater von 2002 gingen, um einen Blick auf den erkalteten Lavastrom zu werfen. Die Gipfelregion des Ätnas wird auch auf geführten Touren aktuell nicht angesteuert und ist aufgrund der Querung des letzten Lavastroms auch müheselig.

Vulkan Ätna – News am 28.05.23

Neue Erdbebensequenz am Ätna

Update: Wieder am heimischen PC sitzend, habe ich gesehen, dass das Schwarmbeben stärker war, als ich zunächst sehen konnte. Hier noch mal eine neue Shakemap in Ergänzung des Originalberichts.

Originalmeldung: Heute Morgen gab es eine weitere Erdbebensequenz am sizilianischen Vulkan Ätna. Laut INGV begannen die Erdstöße um 04:34:41 UTC Im Nordosten des Vulkans, mit einigen Erschütterungen mit Magnituden kleiner 2. Nur 10 Minuten später gab es ein moderates Erdbeben ML 4,0, das von Anwohnern wahrgenommen worden war. Es hatte ein Hypozentrum in 6 km Tiefe. Es folgten weitere schwächere Erdbeben. Die Epizentren lagen im Randbereich des Valle del Bove, ca. 1,2 km vom Refugio Citelli entfernt.

Die Vulkanologen vom INGV brachten zeitnahe zwei Meldungen zu den Beben heraus. In den Medien äußerte sich auch Vulkanologe Alessandro Bonforte zu der Bebenserie. Er meinte sinngemäß, dass die Erschütterungen nicht im Zusammenhang mit der letzten Eruption stehen. Realtivierend sagt der INGV-Forscher, dass sich der Vulkan bereits seit einiger Zeit wieder auflädt, und dass weitere Forschungen (die bereits laufen) zeigen sollen, ob es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben handelte, oder um tektonische. Wobei ich denke, dass sich am Ätna das oft gegenseitig bedingt.

Tatsächlich bin ich gerade am Ätna, doch weder mein Sohn, noch ich spürten die Erschütterungen, wobei ich um die Zeit der Beben wohl wach geworden bin, aber ohne mich an Erschütterungen erinnern zu können. Allerdings schliefen wir auch im Süden des Vulkans und einige Kilometer von den Epizentren entfernt.

Tagsüber waren wir oben am Ätna unterwegs und konnten einen stark dampfenden Neue Südostkrater bewundern. Eruptionen sahen wir aber nicht. Auch nachts zeigte sich der Vulkan ohne Rotglut.

Für uns stellt sich natürlich die Frage, ob die Beben im Zusammenhang mit Magmenaufstieg stehen. Jetzt ist es aber noch völlig offen ob- und wann es zur nächsten Erupiton kommen wird. Heute übernachten wir in Milo, praktisch in Sichtweite der Epizentren von gestern. Mal sehen, ob hier heute was wackeln wird!

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 25.05.23

Weiteres Schwarmbeben erschüttern die Campi Flegrei

Datum 25.05.23 | Zeit: 14:24:05 UTC | 40.8400 ; 14.1188 | Tiefe: 3,3 km | Md 1,9

Heute gab es wieder eine rege Erdbebentätigkeit unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Es manifestierten sich 22 schwache Erschütterungen, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten. Das stärkste Neben hatte eine Magnitude von 1,9 und eine Herdtiefe von 3,3 km. Das Epizentrum lag am Ostfuß des Monte Nuovo und ausnahmsweise nicht in der Solfatara. Aber keine Sorge, unser liebster Krater der Phlegräischen Felder ist nicht etwa still geworden, denn die meisten anderen Beben ereigneten sich in seinem direkten Umfeld.

Am Dienstag erschien das wöchentliche Bulletin des INGV mit den Daten zum Beobachtungszeitraum 15. bis 21. Mai 2023. In dieser Woche wurden 49 Erschütterungen detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,0. Die Hebungsrate des Bodens blieb bei dem bekannten Wert von 15 mm im Monat. Er wird als relativ hoch eingestuft. Seit Januar 2011 hob sich der Boden an der Messstation RITE um 103,5 cm. Die Dampftemperaturen an der Hauptfumarole in Pisciarelli lag bei Durchschnittlich 96 Grad. Gemessen wird in 5 m Entfernung zum Dampfaustritt, was es schwierig macht den Wert mit Fumarolentemperaturen anderer Vulkans zu vergleichen.

In den sozialen Medien wurde eine Fotoserie geteilt, auf der man umgekippte Zäune im Solfatarakrater sieht. Das Gebiet des Campingplatzes sah hingegen aufgeräumt aus. Doch insgesamt schaut es mir nicht danach aus, als würde man den Zugang zum Krater zeitnahe wieder öffnen. Ich erwähne dass, weil vor einige Wochen entsprechende Meldungen durchs Netz geisterten, die ich hier aufgegriffen hatte. Auf jeden Fall scheint es mir verfrüht einen Urlaub dort zu planen. Schade eigentlich, denn seit dem Jahr 1900 war das Gebiet für Besucher offiziell zugänglich. Neben der erhöhten seismischen Aktivität in der Campi Flegrei, war ein Unfall mit 3facher Todesfolge der Grund für die Schließung des parkähnlichen Areals im Jahr 2017.

Erdbebenschwarm am Ätna

Da ich gerade über Erdbeben in Süditalien schreibe: am Ätna auf Sizilien gab es am 23. Mai ein vergleichbares Schwarmbeben wie heute an der Campi Flegrei. Somit setzte sich die erhöhte Seismizität, die wir vor der Eruption am Sonntag beobachten konnten fort. Die Beben manifestierten sich diesmal im westlichen Gipfelbereich, hatten schwache Magnituden und lagen nahe der Erdoberfläche. Ihre Herkunft ist unklar, könnte aber im Zusammenhang mit dem Lavastrom stehen, der zwei Tage zuvor in dem Areal noch aktiv war. Allerdings streuen die Beben über eine größere Fläche und folgen nicht exakt der Bahn des Lavastroms, wobei sich natürlich die Frage stellt, wie exakt sie lokalisiert wurden. Denkbar ist auch, dass sie menschengemacht waren.

Eruptionen am Ätna – News vom 24.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Strombolianische Eruptionen am Ätna

Heute Nacht veröffentlichte das INGV Catania einen Sonderbericht zur Aktivität am Ätna. Die Netzwerke der Vulkanologen registrierten schwache strombolianische Eruptionen, die vom Südostkrater ausgingen. In der Meldung heißt es weiter, dass auch die Voragine aktiv geworden ist und strombolianisch eruptiert. Die Infraschallsensoren zeichneten ebenfalls Ereignisse auf, die aus Richtung der Bocca Nuova kamen. Somit sind drei der 4 Ätna-Hauptkrater aktiv geworden. Außerdem stieg der Tremor und erreichte fast hohe Werte. Die Quelle des Tremors befand sich auf 2800 m Höhe und somit auf Basishöhe des Gipfelplateaus, von dem die Kraterkegel ausgehen. Im Zusammenhang mit der paroxysmalen Episode vom Wochenende deuten die Ereignisse an, dass sich bereits der nächste Paroxysmus vorbereiten könnte.

Gestern wurde ein neues Wochenbulletin über den Ätna veröffentlicht, das nur noch erscheint, wenn es tatsächlich Eruptionen am Ätna gibt. Demnach gab es bereits im Vorfeld der Eruption deutlichere Anzeichen für eine bevorstehende Eruption, als bis dato öffentlich bekannt war. Demnach setzte mit dem kleinen Schwarmbeben vom 28 Mai auch eine Bodenhebung infolge einer Magmenintrusion ein. Offenbar gab es auch eine intensivere strombolianische Tätigkeit aus dem Südostkrater, die unseren Blicken aber aufgrund des schlechten Wetters verborgen blieb. Insofern gab es wohl bereits im Vorfeld der paroxysmalen Hauptphase der Eruption den gewohnten Spannungsaufbau vor einem Paroxysmus.

Im Bulletin wurde auch eine Thermalkarte auf Basis eines Satellitenbilds veröffentlicht, dass nicht nur zwei Lavaströme zeigt, die während des Paroxysmus vom Südostkrater ausgingen, sondern auch eine ausgeprägte thermische Anomalie im Zentralkrater darstellt.

Interessant ist eine 3D-Darstellung der Tremorquelle. Sie lag nicht direkt unter dem Südostkrater, sondern ein Stück weiter östlich unter dem Valle del Bove. Das korreliert mit der Beobachtung der warmen Bodenstelle östlich des Kraterkegels, die zwei Tage vor dem Paroxysmus entdeckt wurde. Offenbar hatte die Lava tatsächlich zuerst hier einen Durchbruch versucht.

Die geochemische Analyse von Gasproben zeigte den Vulkanologen vom INGV, dass das neu aufgestiegene primitive Magma wahrscheinlich in einen älteren Magmenkörper mit Restschmelze intrudierte. Bei diesem Magmenkörper könnte es sich um denselben handeln, der bereits die Schmelze der letzten beiden Lavaströme im vergangenen Jahr bereitstellte.

Zusammenfassung: 

  • Am Ätna gibt es aktuelle schwache strombolianische Eruptionen aus 3 der 4 Hauptkrater.
  • Vor dem Paroxysmus am Sonntag kam es zu Bodenhebung im Gipfelbereich.
  • Frisch aufgestiegenes Magma mischte sich mit Restschmelze.

Ätna Paroxysmus – Nachtrag am 22.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Paroxysmal

Ein Nachtrag zum Ätna Paroxysmus vom 21.05.23

Gestern Morgen brach der Ätna aus und erzeugte einen Paroxysmus aus dem Neuen Südostkrater. Vulkane.net berichtete live während der Ausbruch im Gange war, doch nicht alle Informationen zum Ausbruch erreichten mich in Echtzeit, daher an dieser Stelle ein Nachtrag zum Geschehen. Der Paroxysmus kam nicht völlig überraschend, denn bereits in den Tagen vor der Eruption stieg der Tremor bis in den oberen gelben Bereich, kurz vor der Grenze zum Rot. Sobald sich der Tremor dort bewegt, ist meistens eine Eruption im Gange. Gelegentlich bewegt er sich dort auch zwischen zwei Paroxysmen, wenn sie in kurzem Abstand aufeinander folgen. Der erhöhte Tremor im oberen gelben Bereich signalisierte, dass Magma aufstieg. Außerdem kam es zu 2 kleinen Schwarmbeben, die ebenfalls als Indiz für Magmenaufstieg gelten. Der Tremor war 2 Tage lang erhöht und man wartete mit Spannung auf eine Eruption. Das Wetter war schlecht und es gab bereits im Vorfeld des Ausbruchs nur wenige visuelle Beobachtungen. Es wurde zunächst von strombolianischen Eruptionen in der Bocca Nuova berichtet, später denn von gelegentlichen Aschepuffs und einem heißen Schlot am Neuen Südostkrater. An seiner Basis gab es eine schneefreie Stelle, die auf eine erhöhte Geothermie infolge des Magmas hindeutete, dass sich bereits am Samstag kurz unter der Oberfläche befand. Vor einem Paroxysmus setzt normalerweise rege strombolianische Tätigkeit am entsprechenden Förderschlot ein und in der Initialphase des Ausbruchs beginnt ein Lavastrom überzulaufen. All diese Beobachtungen gab es diesmal nicht, allerdings war der Vulkan seit Samstagabend auch in Wolken gehüllt, sodass es diese Anzeichen vielleicht gab, sie nur nicht beobachtet werden konnten.

Der eigentliche Paroxysmus begann dann Sonntagmorgen gegen 5.45 UTC (MESZ +2 Stunden) und endete 4 Stunden später. Der Vulkan hing immer noch in den Wolken eines mediterranen Orkans und die Sicht ging gegen Null. So war lange unklar, was genau am Ätna vor sich ging. Der Wind kam aus dem Nordosten und die Eruptionswolke wurde dementsprechend nach Südwesten geweht. Als erstes berichteten die Anwohner von Adrano von starken Explosionsgeräuschen, klirrenden Fensterscheiben und Ascheniederschlag. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht wirklich klar, aus welchen Krater die Eruption kam. Später erreichte die Aschewolke Catania, was zur Sperrung des Flughafens führte. Erstaunlicherweise gab es zunächst keine VONA-Meldungen beim VAAC Toulouse. Dort wurde nur eine Meldung vom INGV weitergereicht, dass am Ätna eine Eruption begonnen hatte. Vulkanasche war via Satellit nicht detektiert worden. Dennoch wurde der VONA-Alarmstatus auf „rot“ erhöht. Erst gegen Ende der Eruption konnte Vulkanasche in 7600 m Höhe ausgemacht werden. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch einen kurzen Webcamblick auf eine Lavafontäne aus dem Neuen Südostkrater. Stunden nach dem Ende der explosiven Phase der Eruption, wurde vom INGV berichtet, dass auch ein Lavastrom gefördert wurde. Er floss in Richtung des Monte Frumento Supino und damit nach Südwesten, vorbei am Torre del Filosofo. Wie weit die Lavafront hinabreichte war gestern Abend noch nicht bekannt.

Jetzt Fragen wir Vulkanophilen uns natürlich, ob es sich um ein einmaliges Event handelte oder ob der Ausbruch am Sonntag der Beginn einer neuen paroxysmalen Phase war? Typischerweise treten die Paroxysmen in Phasen auf, wobei das Pausenintervall zwischen den Ausbrüchen stark variieren kann. Manchmal dauert es bis zu 2 Monate, bis der nächste Ausbruch kommt. In paroxysmalen Hochphasen kann es 2-3 Paroxysmen pro Tag geben. In den Monaten vor den letzten Hochphasen gab es häufig zahlreiche starke Schwarmbeben, die diesmal bis jetzt fehlten. Doch es ist natürlich auch möglich, dass Schmelze über freie Aufstiegswege aufsteigt, ohne dass es zu Schwarmbeben kommt. Zuverlässige Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens lassen sich daher nicht stellen.

Ätna mit Eruption – Update am 21.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Starke Explosionen am Ätna

Noch kann man die Eruption am Ätna nicht beim Namen nennen, doch es mehren sich die Anzeichen, dass doch ein Paroxysmus im Gange ist. Inzwischen meldet das INGV nicht nur Ascheregen aus Adrano, sondern auch aus Catania. Die Bewohner von Adrano nehmen starke Explosionsgeräusche wahr und Druckwellen lassen die Scheiben klirren. Ein Neigungsmesser in der Gipfelregion detektierte schwache Bodendeformation, die weniger als 1 µrad betrug. Ähnliches wurde schon bei früheren Paroxysmen festgestellt. Der VONA-Alarmstatus wurde auf „rot“ angehoben. Das VAAC Toulouse brachte VONA-Warnungen heraus, allerdings wurde bislang keine Asche via Satellit detektiert. Allerdings ist das Wetter am Vulkan extrem schlecht und starker Wind könnte die Aschewolke sofort niederdrücken, sodass sie erst gar nicht über die Bewölkung hinausragte. Dem starken Wind ist es wohl auch geschuldet, dass die Infraschallsensoren die Richtung nicht einwandfrei festlegen können, aus der die Explosionen kommen. Aber immerhin bestätigte das INGV inzwischen Infraschalltätigkeit, was natürlich nicht verwunderlich ist, wenn die Explosionen bereits Scheiben zum Klirren bringen.

Meine Recherchen ergaben, dass bereits gestern an der Basis des Neuen Südostkraters eine schneefreie Stelle entdeckt wurde. Sie deutete neben dem erhöhten Tremor und den schwachen Schwarmbeben an, dass sich Magma auf den Weg nach oben befand und scheinbar überlegte, ob sie nicht wieder in der Region früherer Lavaströme ausbrechen sollte, wobei bis jetzt nicht klar ist, ob es nicht in dem Bereich zu einer Spaltenöffnung kam.

Der Tremor hat sich nach einem kleinen Rückgang auf hohem Niveau stabilisiert und bewegt sich seitwärts. Die Eruption hält also weiter an.
Vulkanologe Boris Behncke berichtet von starken Asche- und Lapilliregen im Südwesten des Vulkans und geht inzwischen von einer paroxysmalen Eruption aus und schreibt sinngemäß, dass Ätna immer für eine Überraschung gut ist.

Nachtrag 12:00 Uhr: Gerade wurde bei FB dieser Screenshot einer Webcam-Aufnahme vom Ätna geteilt. Man sieht einen Lavafontäne aus dem Bereich des NSEC.

Der Tremor fällt nun schlagartig und zeigt den typischen Verlauf eines Paroxysmus. Jetzt dürfen wir gespannt sein, ob der Ausbruch der Auftakt einer neuen Serie war?!

Vulkan Ätna mit Tremoranstieg – News vom 21.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Deutlicher Tremoranstieg am Ätna deutet Vulkanausbruch an

Heute Morgen schoss der Tremor am Ätna in die Höhe und erreichte Werte, die einen Eruptionsbeginn nahe legen. Der Vulkan ist in Wolken gehüllt, sodass es keine visuellen Beobachtungen des Geschehens gibt. Bestätigt ist eine größere Eruption bislang nicht. Ich kann mir 4 Szenarien vorstellen:

  • Es ist zu einer paroxysmalen Eruption gekommen.
  • Intensive explosive/effusive Aktivität im Zentralkrater.
  • Eine effusive Eruptionsspalte öffnete sich und ein Lavastrom fließt.
  • Die Lava arbeitet noch an einem Durchbruch und eine nennenswerte Eruption steht noch aus.

Leider ist die seismische Messtation ECPN, deren Daten öffentlich zugänglich sind und dem Neuen Südostkrater am nächsten ist, seit Monaten offline. Die Vulkanologen konnten sie bislang nicht erreichen und reparieren. Diese Messstation hat uns in den letzten Jahren immer am zuverlässigsten mit Tremordaten während Paroxysmen aus dem NSEC versorgt. Die anderen drei Messstationen, die an anderen Stellen des Vulkans stehen und auf die wir nun zurückgreifen müssen, sind daher schwerer zu interpretieren, ob es nun zu einem Paroxysmus am NSEC kam, oder ob sich die Aktivität an einem der anderen Kratern abspielt. Denkbar ist auch eine Spalteneruption jenseits des Gipfelbereichs, doch dafür gab es keine Vorzeichen, die von den Wissenschaftlern des INGV kommuniziert worden wären.

Natürlich ist es auch denkbar, dass bislang kein Vulkanausbruch begonnen hat, doch das kann ich mir aufgrund des hohen Tremors kaum vorstellen.

Update: Noch während ich die Zeilen oben schrieb, kam die Meldung herein, dass die Anwohner von Adrano leichten Ascheniederschlag wahrnehmen. Die Meldung stammt vom INGV und ist auch in den sozialen Medien von den Bürgern der Stadt bestätigt worden. Der Alarmstatus des Vulkans wurde auf „rot“ erhöht. Adrano liegt im Südwesten des Vulkans und je nach Windrichtung kann dort die Asche der Eruptionen aus dem Zentralkrater, aber auch vom Neuen Südostkrater niedergehen. Es sieht also danach aus, als wäre es zu einem explosiven Event gekommen. Mich irritiert allerdings etwas, dass es keine VONA-Warnung vom VAAC Toulouse gibt. Die letzte Meldung stammt vom 18 Mai, als es zum ersten Anstieg des Tremors kam. Es sieht also nicht nach einem Paroxymus aus, denn während eines Paroxysmus kommt es im Allgemeinen zu starken Ascheniederschlag und Lapilliregen. Die Aschewolken steigen mehrere Kilometer hoch auf und werden normalerweise vom VAAC sofort gemeldet.

Meine Zeilen sind als Interpretationsversuche der wenigen handfesten Daten zu verstehen. Fakten sind, dass der Tremor hoch ist und dass Ascheniederschlag gemeldet wurde. Daten zum Infraschall sind öffentlich nicht mehr zugänglich, würden aber nun weiter helfen. Wir werden auf ein offizielles Statement vom INGV warten müssen, bis wir genauer wissen was los ist.

Zusammenfassung:

  • Am Ätna wird hoher Tremor registriert.
  • Es kommt zu leichtem Ascheniederschlag in Adrano.
  • Der Alarmstatus wurde auf „rot“ erhöht.
  • Visuelle Bestätigung des Geschehens gibt es noch nicht.

Ätna mit Schwarmbeben und Tremor – News am 19.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Schwarmbeben und Tremor nahe des Südostkraters: Vulkanausbruch droht

Wie man jetzt auf der Shakemap des INGVs erkennen kann, manifestierte sich bereits gestern Nachmittag gegen 15 Uhr ein Schwarmbeben südöstlich des Neuen Südostkraters. Nachts vorher ereignete sich die bereits erwähnte Erdbebensequenz an der unteren Ostflanke des Vulkans. Vormittags setzte Tremor ein und es wurden zunächst schwache strombolianische Eruptionen in der Bocca Nuova ausgemacht. Abends wechselte die Aktivität dann Richtung Neuer Südostkrater, wo man an einem Förderschlot nahe des Gipfels Rotglut erkennen konnte. Einige Webcambeobachter erspähten offenbar schwache Strombolianer bzw. Lavaspattering aus diesem Schlot.

Während die Erdbebenaktivität inzwischen abgeflaut ist, bleibt der Tremor erhöht und zeigt, dass sich im Vulkan magmatische Fluide bewegen. Sie suchen nach einem Ausgang.

Den Kommentaren in den Sozialen Medien, die von einigen Vulkan-Enthusiasten gepostet wurden, kann man entnehmen, dass es teilweise zu unberechtigtem Alarmismus kam und die Angst vor bevorstehenden katastrophalen Ausbrüchen geschürt wurde. Wie der regelmäßige Vnet-Leser sehr wahrscheinlich weiß, sind große Eruptionen mit katastrophalen Folgen am Ätna eher die Ausnahme als die Regel und solche Vulkanausbrüche kündigen sich in der Regel mit weitaus stärkeren Vorzeichen an. Was wir jetzt erwarten können ist erst einmal eruptive Tätigkeit in der Gipfelregion des Vulkans. Wie genau diese aussehen wird ist noch unklar. Schwarmbeben und Tremor lassen mich vermuten, dass ein Dyke an seinem Durchbruch im Bereich des Neuen Südostkraters arbeitet. Am Wahrscheinlichsten halte ich nach aktuellem Informationsstand, dass es wieder zu einem Lavastrom im nordöstlichen Basalbereich des Kraters kommen wird, so wie wir es im letzten Jahr zweimal sahen. Im Bereich des Möglichen ist auch wieder strombolianische Aktivität im Zentralkrater oder sogar Paroxysmen, obwohl mit für letzteres die seismische Aktivität der letzten Monate zu gering war. Obwohl man am Ätna nichts ausschließen kann, halte ich eine große Flankeneruption, mit Lavaströmen, die bewohntes Gebiet erreichen, im Augenblick für unwahrscheinlich. Wenn es eine derart starke Inflation geben würde, hätten wir von den Vulkanologen des INGV bestimmt schon ein entsprechendes Statement gelesen. Es gibt wohl kontinuierlichen Magmenaufstieg, der den Vulkan langsam auflädt, aber eine kritische Grenze der Bodenhebung, ab der man mit einer großen Eruption rechnen muss, wurde offenbar noch nicht erreicht.

Zusammenfassung: 

  • Gestern kam es am Ätna zu 2 Schwarmbeben
  • Sie lagen an der untern Ostflanke und kurz unterhalb des NSEC.
  • Nachmittags setzte Tremor ein der bis jetzt anhält.
  • Es gab schwache strombolianische Aktivität.
  • Ein Lavastrom könnte in den nächsten Stunden/Tagen durchbrechen.

Vulkan Ätna – Update 18.05.23

Schwache Eruptionen im Gipfelkrater

Inzwischen hat es sich bestätigt, dass der steigende Tremor heute Vormittag mit eruptiver Aktivität in der Bocca Nuova zusammenhängt. Dort gibt es wohl strombolianische Eruptionen, die aber bis jetzt kein Material über den Kraterrand hinaus auswerfen. Webcambeobachter aus unserem vulkanverein melden inzwischen auch Rotglut aus einem Förderschlot im Neuen Südostkrater. Hier soll es auch zu schwachem Schlackenauswurf gekommen sein. Es sieht so aus, als hätte die Bebenserie letzte Nacht den Vulkan wachgerüttelt. Inzwischen wurde auch die Shakemap beim INGV aktualisiert und man sieht weitere Beben nahe der Ostküste, die vom EMSC nicht gemeldet wurden.