Ätna: strombolianische Aktivität und paroxysmaler Vulkanausbruch

Chris Weber von VEI und ich verbrachten 5 Tage am Ätna um die strombolianische Aktivität in der Bocca Nuova (BN) zu dokumentieren.

Am 16. Juli verbrachten wir eine erste Nacht am Torre del Filosofo. Eisiger Sturm mit Windgeschwindigkeiten bis zu 120 km/h und eine zeitweilige Wolkenmütze am Gipfel verhinderten den Aufstieg zur BN. Aus dieser war fast beständige Rotglut zu sehen, gelegentlich stiegen einzelne Lavabomben bis über den Kraterrand auf. Aus dem SE-2-Krater gab es eine spontane strombolianische Eruption. Lavabomben stiegen ca. 150 m über den Kraterrand auf und schlugen auf der Außenflanke des neuen Kegels ein. Für eine Sommernacht war es ungewöhnlich kalt und wir mussten Schutz in den Überresten des alten Observatoriums suchen.

Am Nachmittag des 17. Juli ließ der Wind etwas nach und wir stiegen zur Bocca Nuova auf. Der Wind drückte die Gase in den Krater, sodass zunächst nichts zu sehen war. Explosionsgeräusche der Vulkanausbrüche waren mehrmals in der Minute zu hören.  Erst als die Dämmerung ziemlich weit fortgeschritten war, konnten wir die Eruptionen durch den Gasnebel erahnen.  Der Förderschlot befand sich im Ostteil des Kraters. Kleine Explosionen, die Schlacken und Bomben mehrere 10er Meter hoch förderten, fanden mehrmals in der Minute statt, größere Explosionen alle 2 – 3 Minuten. Pro Stunde gab es ca. 1 Event, bei dem die Bomben über den Kraterrand hinaus stiegen. Gegen 3 Uhr Nachts wurde die Sicht etwas besser, der Wind nahm allerdings ebenfalls wieder zu und fegte uns fast vom Kraterrand.

Am Morgen des 18. Juli stiegen wir ab und fuhren Richtung Zafferana um unsere Vorräte aufzufrischen. Im Laufe des Vormittags setzte sporadische strombolianische Tätigkeit am SE-2-Krater ein und wir vermuteten, dass sich ein neuer paroxysmaler Vulkanausbruch in den nächsten Tagen etablieren würde. Der Tremor war stark rückläufig und die Aktivität in der BN ließ nach.

Die Nacht zum 19.Juli verbrachten wir auf halber Ätnahöhe um nach 2 durchwachten Nächten zu schlafen. Aus viel Schlaf wurde auch diesmal nichts, denn der Paroxysmus startete schneller als erwartet. Seine Hochphase begann gegen 2 Uhr und dauerte bis 4.30 Uhr. Lavafontänen stiegen bis zu 250 m hoch auf und Lavaströme flossen ins Vale del Bove. Mit Beginn der Morgendämmerung war der Paroxysmus vorbei. Leider verpennten wir den Anfang des Geschehens, sodass wir das Naturspektakel nur von unten mitbekamen. Es war der 6. paroxysmale Vulkanausbruch am Ätna in diesem Jahr. Die Intervalle der vorherigen Ausbrüche lagen zwischen 4 – 8 Wochen, dieser Ausbruch erfolgte nach nur 9,5 Tagen Pause. Im Gegensatz zu den vorherigen Ausbrüchen kündigte sich dieser Paroxysmus nicht einige Stunden vorher durch steigenden Tremor an.

Im Laufe des Tages stiegen aus der BN kleine Aschewolken auf, die auf Kollaps im Krater hindeuteten. In der Hoffnung auf ein Wiederaufleben der strombolianischen Aktivität stiegen wir erneut zum Kraterrand auf. In der BN war aufgrund starker Dampfentwicklung nichts zu erkennen. Allerdings stieg die Vulkanasche aus dem nordwestlichen Bereich des Kraters auf und stammte scheinbar nicht aus dem aktiven Förderschlot. Nachts war keine Rotglut zu sehen. Ein Gewitter mit Hagelsturm vertrieb uns gegen 3 Uhr Nachts vom Kraterrand und wir mussten erneut Unterschlupf in den Resten des Torre del Filosofo suchen. Morgens steigen wir dann endgültig ab.

Ich denke, das wird dieses Jahr nicht meine letzte Reise zum Ätna gewesen sein, die Situation ist weiterhin spannend.

Ätna: strombolianische Vulkanausbrüche in der Bocca Nuova

Im Laufe des Tages stieg der Tremor auf der Ätna-Seismik relativ stark an. Heute Nacht sieht man auf der LiveCam beständige Rotglut in den Gasen über der Bocca Nuova. Diese stammt von strombolianischen Eruptionen in dem Krater, der seit 2 Wochen Anzeichen steigender Aktivität von sich gab. Im Zusammenhang mit den Paroxysmen scheint der Ätna sich nun in einem vergleichbaren Eruptionszyklus zu befinden, wie gegen Ende des letzten Mileniums. Wir dürfen auf weitere interessante Vulkanausbrüche gespannt sein.

Vulkanausbrüche: Ätna, Katla und Logon

Da ich mich in der finalen Schreibphase zu meinem neuen Vulkanbuch befinde (Bildband zusammen mit Martin Rietze) erfolgt heute nur eine Zusammenfassung der Ereignisse an Ätna, Katla und Logon:

Ätna: 3 Tage nach dem Paroxysmus steigt die Tremorkurve wieder an. Die Seismik zeigt zudem zahlreiche kleine Erschütterungen, die auf Explosionen im Förderschlot eines der Krater hindeuten. Der SE-2-Krater hat während des Paroxysmus deutlich an Höhe gewonnen. Die Vermutung liegt nahe, dass der neue Krater den alten SE-Krater stillgelegt und abgelöst hat.

Wie bereits erwähnt befand sich Geonaut Martin Rietze während des Paroxysmus am Ätna und machte fantastische Aufnahmen, die sicherlich auch in unserem Bildband verwendet werden, der im Frühjahr 2012 unter der Reihe „Terra Magica“  im Herbig-Verlag erscheint.

Weitere Fotos auf der Seite von Martin.

Katla: Nach dem Gletscherlauf vom Samstag wurden nun auf dem Eisschild des Mýrdalsjökull 2 Eiscalderen entdeckt. Sie haben einen Durchmesser von ca. 50 m. Einige Wissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass der Gletscherlauf durch eine kleine Eruption unter dem Eis ausgelöst wurde. Die Seismik unter dem Gletscher ist nach wie vor erhöht, heute gab es wieder zahlreiche Beben. Ich vermute, dass sich hier tatsächlich eine Eruption zusammenbraut, doch ob- und wann die Katla tatsächlich ausbrechen wird ist ungewiss.

Logon – Empung: der 1579 m hohe Vulkan in Nord-Sulawesi liegt nahe der Bezirkshauptstadt Manado. Seit Ende Juni wurde hier eine Zunahme der Seismik registriert. Vorgestern wurde die Alarmstufe von „orange“ auf „rot“ hochgestuft, nachdem zunächst eine Dampfwolke bis zu 300 m hoch aufstieg und anschließend eine Aschewolke eine Höhe von 500 m erreichte. Der letzte größere Vulkanausbruch ereignete sich hier im Jahr 2003.

Ätna: strombolianische Aktivität am SE-2 Krater

Update 22.00 Uhr: Das war er, der lang erwartete Paroxysmus am Ätna. Seinen Höhepunkt erreichte er zwischen 14.15 Uhr und 16.30 Uhr UCT. Lavafontänen und Vulkanasche wurden aus dem SE-2-Krater gefördert und ein Lavastrom floss Richtung Valle del Bove. Der Flughafen von Catania ist bis morgen um 6.00 Uhr geschlossen, da sich Tephra auf dem Gelände ablagerte.

Update 13.50 Uhr: Der Tremor steigt weiterhin stark an, leider ziehen auch Wolken auf. Auf der ThermalCam des INGV ist eine erhöhte Temperatur im Umfeld des SE-2-Kraters zu erkennen. Diese deutet darauf hin, dass der Tephra-Auswurf mittlerweile so stark ist, dass das Material ausserhalb des Kraters landet.

—–

Die strombolianischen Explosionen am SE-2-Krater halten weiterhin an. Momentan verstärkt sich das Niveau von Explosionen und Tremor wieder. In den letzten Tagen war es ein ständiges Auf und Ab, eindeutige Aussagen zum zukünftigen Geschehen sind sehr schwierig geworden. Möglicherweise bereitet sich der Vulkan auf einen weiteren Paroxysmus vor. Es könnte sich auch eine Phase strombolianischer Aktivität am SE-2-Krater etablieren, wie es 1997 der Fall war. Allerdings sind alle Aussagen derzeit rein spekultiv, die Situtation kann sich jederzeit ändern.

Geonaut Martin ist bereits wieder vor Ort, falls es zu einem Paroxysmus kommen sollte, können wir auf seine Aufnahmen gespannt sein.

Ätna: Vulkanausbruch scheint bevorzustehen!

Update 08.07.2011: Der Ätna scheint tatsächlich Startschwierigkeiten zu haben! Heute Morgen fällt der Tremor (siehe Bild unten) wieder stark ab, obwohl es noch strombolianische Eruptionen im SE-2-Krater gibt. Zuverlässige Prognosen ob, und wann es zu einem Paroxysmus kommen wird, werden somit fast unmöglich. Da es gleichzeitig zu starken Entgasungen und milden Ascheauswürfen in der Bocca Nuova kommt, kann im Gesamtsystem möglicher Weise nicht genug Druck für einen Paroxysmus aufgebaut werden.

—–

Die gelegentlichen strombolianischen Eruptionen aus dem SE-2-Krater steigern sich heute Abend zusehends, zugleich steigt die Tremorkurve an. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit für einen neuen Paroxysmus in den nächsten Stunden / Tagen sehr hoch ein.

Hoffen wir mal, dass er nicht wieder nur Schluckauf hat, so wie letzte Woche!

Ätna: SE-2-Krater mit kleinen Strombolianern

Seit 2 Tagen gibt es am Neuen Südostkrater (SE-2-Krater) kleine strombolianische Eruptionen. Die Vulkanausbrüche en minature könnten ein Anzeichen eines bevorstehenden Paroxysmus in den nächsten Tagen sein.

Die Seismik bewegt sich noch auf normalem Niveau. Signale kleiner Amplitude deuten auf die schwachen Explosionen hin. Das langanhaltende Signal um 19.15 Uhr steht im Zusammenhang mit dem Seebeben bei Kermadec.

Ätna: Rotglut am SE-2-Krater

Gestern Abend war auf der LiveCam des INGV über dem SE-2-Krater eine rotglühende Gaswolke zu sehen. Zudem berichtet Boris Behncke von Explosionsgeräuschen, die wahrscheinlich aus dem neuen Krater kamen. Möglicherweise finden im SE-2-Krater kleine strombolianische Eruptionen statt. Bei den letzten Paroxysmen waren dies Anzeichen für einen kurz bevorstehendnen Vulkanausbruch.

Ätna: vergebliches Warten auf den Paroxysmus

Nach einem 6-tägigen Aufenthalt am Ätna auf Sizilien bin ich nun zurück und möchte mich besonders bei Chris Weber von Vulkanexpeditionen International bedanken, der meine SMS-Nachrichten umgesetzt und hier geposted hat!

Steigende Seismik, und Gas- und Ascheausstoß aus der Bocca Nuova (BN) und dem neuen Südost-Krater (SE-2) ließen die Vermutung eines bevorstehenden paroxysmalen Vulkanausbruchs aufkommen und lockten eine ganze Schar von Vulkanfotografen aus aller Welt an; doch der erwartete Ausbruch blieb bislang aus.

Bereits einen Tag vor mir erreichten die Geonauten Martin Rietze, Thorsten Böckel und Richard Roscoe den Vulkan und verbrachten die Nacht vom 25. auf den 26.06 am Kraterrand der BN. Morgens beobachteten sie 2 kleine Explosionen, die rotglühende Bomben förderten. Mehrmals fanden schwache Ascheexhalationen statt.

Am 26.Juni bestieg ich den SE-2 an seiner niedrigsten Seite im Osten. Sie erhebt sich ca. 60 m über die Hochebene.  Der Aufstieg entlang der nördlichen Aufschüttungen der Spaltenöffnung vom November 2006 war mühsam, aber unproblematisch. Dieser Wall bildet zugleich eine Seite des Ablaufkanals der Lavaströme der Paroxysmen. Die locker gelagerte Tephra der letzten Ausbrüche füllte zahlreiche Spalten und sackte beim Begehen nach. Wenige Zentimeter unter der Oberfläche war es so heiß, dass sich die Spitzen meiner Wanderstöcke verformten. Der Krater stieß Dampf aus, dem etwas Asche beigemischt war.  Diese Entgasungen verliefen nahezu geräuschlos und ohne viel Druck, trotzdem wagte ich es nicht, mich lange am Kraterrand aufzuhalten, da es jederzeit zu einem Paroxysmus kommen konnte.

Die Geburtsstunde des Südost-2-Kraters war im November 2006. Bei der damaligen Spaltenöffnung auf der Flanke des SE-Krater-Kegels entstand auf der Rückseite der Spalte ein Förderschlot, aus dem kleine Aschefontänen aufstiegen. Dieser Förderschlot erweiterte sich durch Kollaps zu einem Pitkrater. Infolge der 4 Paroxysmen wurde der Krater größer und es begann sich ein Kegel aufzuschütten. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Aktivität des klassischen Südostkraters in den neuen Krater verlagert.

Am 27. Juni unternahmen die Geonauten eine Wanderung entlang der Serra delle Concazze, der nördlichen Begrenzung des Valle del Bove. Von hier aus ergab sich ein schöner Blick auf die Gipfelkrater; besonders der NE-Krater und der SE-2-Krater sind von hier aus gut einsehbar. Der Dampfausstoß am SE-2-Krater ließ deutlich nach, dafür steigerte sich die Entgasung aus dem NE-Krater.

Am 28. Juni hörte der Gasausstoß am SE-2-Krater ganz auf. Am nächsten Tag bestieg ich die Bocca Nuova vom Nordwesten her. Der Wind drückte das Gas in den Krater und flach in Richtung Torre del Filosofo. Der Ascheausstoß steigerte sich. Die hellbraune Färbung der Aschewolken deutete darauf hin, dass es sich überwiegend um altes Material handelte.

Am 30. Juni waren gelegentlich einige Explosionsfolgen zu hören, deren Ursprung entweder im NE-Krater, oder in der Bocca Nuova lagen.

Am 1. Juli steigerte sich die Häufigkeit des Ascheauswurfes. Morgens kam es phasenweise ca. alle 10 Minuten zur Bildung einer kleinen Aschewolke, die ostwärts driftete und eine Schleppe bildete.

Gegen Nachmittag verließ ich Sizilien und startete vom Flughafen Catania aus. Beim Start flog die Maschine durch die Schleppe mit der fein verteilten Vulkanasche. Die Asche-Konzentration war niedrig, dennoch hatte die Wolke eine leichte Braunfärbung. Dem Flugzeug hat es scheinbar nicht geschadet; soviel zum Thema Flugverbot durch Vulkanasche über Mitteleuropa, durch die Asche isländischer Vulkane!

Ätna: Seismik, Asche- und Dampfausstoss

Am sizilianischen Vulkan Ätna wird die Lage z.Z. immer spannender. Heute Nacht gab es nördlich des Ätnas ein Erdbeben. Die Seismik zeigt auch zahlreiche Signale kleiner Amplitude, die durch tief sitzende Explosionen im NE-Krater Kegel verursacht werden. Aus der Bocca Nuova kommt es weiterhin zum Ausstoß von Vulkanasche aus altem Material. Aus dem neuen Südostkrater entgast es. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es zu einem neuen Vulkanausbruch kommt.