Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Ätna
Der Ätna liegt auf der italienischen Insel Sizilien und ist der größte Vulkan des europäischen Kontinents. Zugleich ist er einer der aktivsten Vulkan der Welt.
Der Ätna auf Sizilien eruptiert weiterhin Dampfringe. Sie erscheinen überwiegend über dem Zentralkrater und werden allem Anschein nach von der neuen Bocce ausgestoßen. In den sozialen Medien wurden entsprechend viele Fotos geteilt. Warum der Ätna ausgerechnet jetzt so viele Dampfringe ausstößt, ist nicht geklärt. Ich vermute, das hängt mit der Morphologie des neuen Schlotes bzw. Pit-Kraters zusammen, der im letzten Monat entstanden ist. Ein gängiges Entstehungsmodell der Dampfringen habe ich im Wiki beschrieben. Die Dampfringe werden auf Neudeutsch „poloidal vortex rings“ genannt.
Es gibt Überlegungen, nach denen besonders dann Dampfringe entstehen, wenn der Magmenstand im Fördersystem niedrig ist. Dieser Gedankengang steht allerdings im Widerspruch zu den Beobachtungen, die ich zwischen 1999 und 2002 am Ätna machen konnte, denn damals war der Ätna hoch aktiv und produzierte ebenfalls Dampfringe am laufenden Band. Zu ihrer Entstehung am Vulkan ist ein vergleichsweise niedrigviskoses Magma nötig, so wie es in den genannten 3 Jahren am Ätna vorhanden war, als es zur Bildung ausgeprägter Lavaströme kam. Vielleicht ist die häufige Generierung der Dampfringe ja ein Vorzeichen einer neuen spannenden Eruptionsphase am Ätna?!
Die Wissenschaftler vom INGV veröffentlichten heute ihr neues Bulletin zur Ätna-Aktivität der letzten Woche. Auffällig waren die starken Entgasungen aus der Bocca Nuova und dem Südostkrater. Die Seismizität in Bezug auf vulkanotektonische Erdbeben war gering. Der Tremor bewegte sich auf moderatem Niveau. Es wurden nur wenige Infraschallereignisse registriert. Sie deuteten auf starke Entgasungen bzw. schwachen Explosionen in der Tiefe der Schlote hin. Auffallend war ein signifikanter Rückgang des Kohlendioxid-Ausstoßes. Der Schwefeldioxid-Flux bewegte sich in einem durchschnittlichen Bereich. Auf einem aktuellen Sentinel-Foto erkennt man 2 kleine thermische Anomalien in den Schloten des Zentralkraters. Alles in Allem gibt es außer den Dampfringen keine Anzeichen besonderer Vorgänge im Ätna.
Während alle Blicke gen Island gerichtet sind, passieren einige interessante Dinge am Ätna auf Sizilien. Dieser zeigte in der letzten Woche explosive Aktivität, die das INGV veranlasste kurzzeitig den Alarmstatus „orange“ auszulösen. In den Berichten hieß es, dass keine Aschewolken erzeugt wurden, daher gehe ich von strombolianischen Eruptionen aus, die glühende Tephra ausstießen. Die Aktivität manifestierte sich im Neuen Südostkrater.
Vulkanologen bestiegen Vorgestern den Rand der Bocca Nuova (BN) und dokumentierten einen neu entstandenen Pitkrater am Rand des Kraters. Er hat nur wenige Meter Durchmesser, doch er erweckte trotzdem das Interesse der Forscher. Meistens entstehen neue Pitkrater eher im zentralen Bereich der Bocca Nuova. Sie können sich soweit öffnen, dass letztendlich praktisch der gesamte Bereich der Bocca Nuova von einem Krater eingenommen ist. Typisch für die BN ist es, dass sich Phasen abwechseln, während derer der Krater fast ganz gefüllt ist und sich ein Plateau bildet oder in denen sich mehrere Pitkrater zu einer großen Depression vereinigen. Das letzte Plateau bildete sich während der Eruptionsphase 2019/20, als die BN besonders aktiv war und auch Lavaströme innerhalb des Kraters förderte. Aktuell befindet sich der Ätna in einem Zwischenstadium, in dem sich Pitkrater bilden. Neben dem kleinen Pit gibt es zwei größere. Die Pitkrater bilden sich, wenn das Magma relativ weit unten im Fördersystem steht. Ich vermute, dass sie dann entstehen, wenn es zu tief sitzende Explosionen kommt und sich Magma vermehrt akkumuliert.
In den sozialen Medien wurde ein Foto geteilt, das 3 Dampfringe zeigt, die nacheinander aus einem Schlot der Bocca Nuova aufgestiegen sind. Diese bilden sich besonders häufig in Phasen mit strombolianischen Eruptionen wenn Magma aufsteigt. Am Ätna wird es praktisch nie auf Dauer langweilig.
Weitere Meldungen:
Ebeko mit Ascheeruption
Der Kurilenvulkan Ebeko eruptierte heute eine Aschewolke, die bis auf einer Höhe von 4800 m aufstieg und in Richtung Osten driftete. Ebeko ist einer der aktivsten Vulkane der Inselkette, die südlich von Kamtschatka liegt.
Taal mit langer Tremorphase
Der philippinische Taal-Vulkan ist seismisch unruhig und erzeugt eine ungewöhnlich lang anhaltende Tremorphase, die bereits Vorgestern begann. Tremor entsteht für gewöhnlich bei eruptiven Phasen, wenn sich Magma bewegt bzw. aufsteigt.
Strombolianische Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater am Ätna
Wie das INGV gestern Abend berichtete, nahm die Aktivität am neuen Südostkrater (NSEC) des Ätnas zu. Es wurden schwache strombolianische Eruptionen beobachtet. Die kleinen Eruptionen ereigneten sich gegen 20:40 Uhr Lokalzeit (18:40 UTC) und kamen nicht völlig überraschend, da Anfang der Woche bereits erste Ascheemissionen beobachtet wurden. Eine solche ging auch den aktuellen Strombolianern voran. Parallel zur strombolianischen Aktivität wurden Infraschallereignisse festgestellt, die von den Explosionen stammten.
Auf einem Sentinel-Satellitenfoto im Infrarotbereich erkannte man bereits vor 2 Tagen, dass sich der NSEC aufheizt, denn von einem seiner Schlote geht ein schwaches Wärmesignal aus. Einen zweiten kleinen Hotspot konnte man an der Bocca Nuova ausmachen.
Es wird mittelstarker Tremor registriert, dessen Quelle in 2700 m Höhe über dem Meeresspiegel unter den NSEC sitzt. Im Bulletin für die letzte Woche stand noch, dass der Tremor auf niedrige Werte gefallen war. Doch bereits da gab es eine Zunahme der Infraschalltätigkeit, die von tiefsitzenden Explosionen zeugte.
Weiter heißt es im Bulletin, dass es eine seismische Sequenz (Schwarmbeben) im Bereich der Stadt Cesarò gegeben hat, die einige Kilometer vom Fuß des Ätnas entfernt liegt. Scheinbar könnte es aber einen Zusammenhang zwischen Magmenaufstieg und der Bebensequenz geben. In diesem Zusammenhang passt es auch, dass das Helium-Isotopenverhältnis hoch bleibt, was auf eine große Menge Magma in größerer Tiefe hindeutet. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist allerdings weiter rückläufig gewesen.
Eine außergewöhnliche Bodendeformation wird nicht festgestellt, so bleibt uns bis zum nächsten Paroxysmus noch etwas Zeit. Die Strombolianer könnten das Vorspiel zu einer größeren Eruption sein. Außerdem kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sich die eitle Dame Ätna die Show von einem Newcomer wie dem Fagradalsfjall-Litli-Hrútur dauerhaft stehlen lässt.
Apropos vulkanische Tätigkeitsberichte des INGV: es liegen auch neue Berichte zu den sizilianischen Vulkanen Stromboli und Vulcano vor:
Am Krater von Vulcano liegen die Temperaturen der Fumarolen bei maximal 347 Grad und scheinen stabil zu sein. Der Gasausstoß normalisierte sich weiter, liegt vielerorts nur wenig über dem Hintergrundniveau. Heliumisotope deuten auf eine tief sitzende Magmaquelle hin.
Am Stromboli bewegt sich die Aktivität auf normalem Niveau und es gibt keine Anzeichen für eine außergewöhnliche Tätigkeit. Eigentlich spricht meiner Meinung nach nichts dagegen den Aufstieg wieder bis zur Cima freizugeben, doch dass wird wohl Wunschvorstellung bleiben.
Bereits gestern konnte ich eine Ascheeruption vom Ätna melden. Heute intensivierte sich der Ascheausstoß aus dem Neuen Südostkrater sogar noch und es wurden mehrere Aschewolken gemeldet. Obwohl man sie immer noch als klein bezeichnen kann, waren sie größer als die Ascheemission gestern.
Der Tremor ist unauffällig und bewegt sich im unteren Drittel des gelben Bereichs. Die Erdbebentätigkeit ist in den letzten Tagen bestenfalls durchschnittlich gewesen, sieht man von dem Schwarmbeben vom 5. Juli ab.
Die Wärmestrahlung ist ebenfalls bescheiden. Auf dem aktuellsten Sentinel-Satellitenbild vom 8.Juli erkennt man im Infrarotbereich nur eine wenige Pixel große Anomalie im Schlot der Bocca Nuova. MIROVA detektierte eine schwache thermische Strahlung mit 1 MW Leistung. Der Neue Südostkrater war kalt gewesen.
Häufig gehen am Ätna Ascheeruption einem Paroxysmus voraus, wobei es einige Tage dauern kann, bevor es zum Ausbruch kommt. Die Wahrscheinlichkeit hierfür wächst, wenn nicht nur Asche, sondern auch glühende Tephra ausgeworfen wird. Wenige Stunden vor einem Paroxysmus setzen dann für gewöhnlich strombolianische Eruptionen ein, deren Pausenintervalle immer kürzer werden, je näher die paroxysmale Hauptphase rückt. Kurz vor der Hauptphase beginnt dann ein Lavastrom zu fließen.
Es kommt aber auch zu Ascheemissionen, denen kurzfristig kein größerer Ausbruch folgt, also sollten wir unsere Erwartungshaltung nicht zu hoch setzen. Morgen sollte ein neues INGV-Bulletin erscheinen, vielleicht enthält es weiter Informationen zur Lageeinschätzung.
Seismizität am Fagradalsfjall rückläufig
Apropos Lageeinschätzung: eine der renommiertesten Mittarbeiterinnen der isländischen Meteorologiebehörde, Kristín Jónsdóttir, erinnerte heute in einem RUV-Interview daran, dass es vor der Eruption von 2021 am Fagradalsfjall 3 Wochen lang bebte, bevor es zu einem Ausbruch kam. Aktuell geht die Bebentätigkeit tatsächlich weiter zurück und ich denke nicht, dass wir so schnell wie vielfach vermutet wurde, zu einem Ausbruch kommen wird.
Ebeko mit Ascheeruption
Der russische Vulkan Ebeko liegt auf der Kurileninsel Paramushir und eruptierte heute Asche, die bis auf einer Höhe von 3000 m aufstieg. Sie driftete in Richtung Nordosten.
Piton Fournaise weiter aktiv
Auf La Réunion bleibt der Piton Fournaise aktiv, allerdings mit einer leicht rückläufigen Tendenz: die Auswurfshöhe der strombolianischen Eruptionen aus dem neuen Schlackenkegel hat abgenommen. Es fließt weiterhin ein Lavastrom, der mittlerweile gedeckelt ist und durch eine Tube fließt. Die Lavafront befindet sich auf 1300 m Höhe und 1,8 km von der Küstenstraße entfernt.
Datum 05.07.23 | Zeit: 04:07:11 UTC | 37.770 ; 14.760 | Tiefe: 20 km | Mb 4,0
Heute bebt die Erde nicht nur am Fagradalsfjall auf Island, sondern auch am Ätna auf Sizilien. Dort ereignete sich um 04:07 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,0. Die Tiefe des Erdbebenherdes wird vom INGV mit 20 km angegeben. Das EMSC zeigt eine Tiefe von 3,9 km an. Beim GFZ wurde die Tiefe mit 10 km festgesetzt. Dort gibt es die Bemerkung, dass es schwierig sei die genaue Tiefe zu ermitteln. Das Epizentrum wurde ganz im Nordwesten bei Bronte festgestellt. Das Beben lag unter dem Fuß des Vulkans, an der Grenze des Erfassungsbereichs der Beben am Vulkan. Die Tiefe des Bebens spricht dafür, dass es mit Magma im Zusammenhang steht, das dabei ist in die untere Erdkruste einzudringen. Eine rein tektonische Herkunft der Erschütterung lässt sich aber nicht ausschließen. Es gab schwächere Nachbeben mit Magnituden im 2er-Bereich.
Schaut man sich die Shakemap an, dann fällt auf, dass die Nachbeben noch nicht eingetragen sind. Dafür sieht man aber den Bebencluster im Osten des Vulkans, der vom Schwarmbeben Ende Juni verursacht wurde. Im Juni wurden 285 Beben unter dem Ätna registriert, was eine deutliche Steigerung zu den Vormonaten darstellt. Seit dem Frühjahr nimmt die Erdbebenaktivität unter dem Ätna zu und lässt auf eine Verstärkung des Magmenaufstiegs in einen tief sitzenden Magmenkörper schließen. Im aktuellen Wochenbulletin zum Ätna- das nun wieder regelmäßig veröffentlicht wird- ist allerdings keine Rede von einer signifikanten Änderung der Bodendeformation. Wenn es eine Verstärkung der Inflation gibt, spiegelt sie sich offenbar nicht in eine Versteilung der Vulkanflanken wider.
Dem Bericht der Vulkanologen ist zu entnehmen, dass es in der letzten Woche einen mäßigen Anstieg von Seismizität und Infrasound-Aktivität gab. Starke Entgasungen mit Explosionscharakter fanden in der Bocca Nuova und untergeordnet im Neuen Südostkrater statt. Der vulkanische Tremor war schwach bis mäßig stark und konzentrierte sich auf einen oberflächennahen Bereich unter der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters.
Zu Pfingsten unternahm ich mit meinem Sohn Leroy eine Vater-Sohn-Tour zum sizilianischen Vulkan Ätna. Für den 10 Jährigen war es die erste reine Vulkantour, bei der ich ein wenig austesten wollte, wie strapazierfähig Leroy am Vulkan ist. Die Reise war spontan angesetzt, da in der Woche zuvor ein Paroxysmus aus dem Neuen Südostkrater überraschte und ich ein wenig auf eine weitere Episode hoffte, die bis jetzt allerdings ausblieb. So buchte ich in Windeseile zwei Flüge vom Flughafen Köln/Bonn aus, reservierte einen Jeep Renegade und besorgte uns für 2 Nächte ein Chalet bei Milo. Die erste Nacht wollten wir mit Blick auf den Ätnagipfel im Wagen übernachten, ganz so, wie ich es normalerweise auch mache, wenn ich alleine unterwegs bin. Von wegen First Class und Luxusurlaub!
Vor Ort bekamen wir vom lokalen Autovermieter ein „Upgrade“, welches wir als „Downgrade“ empfanden: Statt des reservierten Jeeps gab es einen VW-T-Roc, der zum Übernachten denkbar ungeeignet war und über so viele überflüssige Assistenz-Systeme verfügte, dass sich mit dem chromleistenverzierten Vehikel kaum fahren ließ. Das lag jetzt weniger an den Chromleisten, als an dem ständigen Gepiepe der Annäherungssensoren, die bereits anschlugen, wenn auf den engen Straßen der Orte am Ätna ein Fahrzeug entgegenkam. Das ging so weit, dass der Wagen beim Rangieren in engen Zufahrten eigenmächtig bremste. Wer um Himmelswillen braucht so etwas? Trotzdem hatten wir zum Schluss eine Beule in der Stoßstange, die sich auf unerklärliche Weise manifestierte. So viel zum Wagen und den vom Gesetzgeber mittlerweile vorgeschriebenen Assistenzsystemen! Gut für die Hersteller der Systeme, aber für mich ist das nichts!
Wir erreichten Catania erst spät, fuhren nach Nicolosi und kehrten in ein Restaurant ein, um eine Pizza zu essen. Leroy, wie immer mutig, wenn es um das Anbringen seiner Grundschul-Englischkenntnisse geht, suchte das WC und frage die Servieren, „where is the Toilette, please“, woraufhin die junge Dame verdutzt guckte und „il bagno?“ fragte, was wiederum Leroy verdutzte. Das zeigt, dass die internationale Kommunikation auch im 21. Jahrhundert schwierig sein kann.
Nach der Pizza fuhren wir dann Richtung astronomisches Observatorium in der Nähe vom Refugio Sapienza, suchten uns einen Feldweg mit Gipfelblick und machten es uns im T-Roc so bequem, wie es eben möglich war, was nicht besonders bequem war. Selbst Leroy waren die Schalensitze zum Schlafen zu schmal. Zwar ließen sich die Rückenlehnen weit absenken, doch leider bildete sich eine Stufe zwischen Rückenlehne und Sitzfläche, die bequemes Liegen unmöglich machte. Also rutschten wir die ganze Nacht in halb-liegender Position umher, wobei der junge Mann dann letztendlich doch einschlief, während ich kaum Schlaf fand. Dafür blickte ich ständig in Richtung Ätnagipfel und hoffte wenigstens auf einen kleinen Strombolianer, der sich aber nicht zeigen wollte. Der Ätna war so kalt, wie ein Vulkan nur sein kann!
Aufstieg zum Ätna
Morgens war das Wetter perfekt für einen Ätna-Aufstieg: Die Sonne schien von einem makellos blauen Himmel und es war fast windstill. Schnell fuhren wir nach Sapienza, frühstückten dort und gingen zur Seilbahn. Sie wurde gerade renoviert und der übliche Eingang war dicht. Er befand sich nun im Hinterhof. Ich orderte 2 Tickets für die einfache Fahrt. Als ich den Preis hörte, glaubte ich an neuerliche Kommunikationsprobleme und wiederholte zwei Mal, dass ich nur die Hochfahrt bis zur Montagnola buchen wollte: das kostete nun für einen Erwachsenen mit Kind 70 €! Die Kinderermäßigung betrug 10 €. Also zahlte ich für die einfache Fahrt als Erwachsener 40 €. Als ich das letzte Mal im Januar 2021 die Seilbahn benutzte waren es 28 €. Das nenne ich mal Inflation! Zu so einem Preis werde ich die Dienste der Seilbahn zukünftig nicht mehr in Anspruch nehmen und laufe lieber, egal wieviel Gepäck ich auf dem Rücken habe. Diesmal zog ich es noch durch, weil ich Leroy die Seilbahnfahrt versprochen hatte.
Nicht nur meine Stimmung hatte sich ob der Abzocke an der Seilbahn eingetrübt, sondern auch das Wetter! Als wir die obere Seilbahnstation bei der Montagnola erreicht hatten, zogen dichte Wolken auf und es wurde windig. Wir waren mit die Ersten hier oben und wanderten Richtung Torre del Filosofo. Allerdings war die Region noch offiziell gesperrt und man durfte nur bis auf 2700 Höhenmeter aufsteigen. Es lag noch ein wenig Schnee für den Leroy sich begeistern konnte. Als die Wolken immer dichter wurden und einige stärkere Windböen aufkamen, merkte ich doch, dass es meinem Sohnemann ein wenig mulmig wurde, zumal ich ihm erzählt hatte, dass am Ätna mehr Leute durch schlechtes Wetter sterben, als durch die Folgen von Vulkanausbrüchen. Tatsächlich erlebte er zum ersten Mal, wie sich Wetter in Höhenlagen auswirken kann, obwohl ich es noch nicht als wirklich schlecht bezeichnen konnte. Die Gipfelkrater waren in Wolken gehüllt und ein weiterer Aufstieg machte keinen Sinn, daher kehrten wir am Krater von 2002 um und bestiegen den Schlackenkegel, der im Jahr 2001 entstanden wahr. Leroy zeigte sich vom Wind wenig begeistert. Begeisterung kam erst beim Abstieg vom Kegel auf, als ich mit ihm den Aschehang runterflitzte. Da wir beim Wandern auch gefilmt hatten und O-Töne für Leroys YT-Video aufgenommen hatten, war es auf einmal schon Nachmittag, als wir kurz in der Cafeteria der oberen Seilbahnstation einkehrten und uns anschließend an den Abstieg durch die Ascherutsche unter der Seilbahn machten. Hier kam dann richtig Spaß auf. Dieser endete jäh mit dem Ende der Ascherutsche, gut 1,5 km vom Auto entfernt. Mit schmerzenden Füßen kämpft sich Leroy über den Rest der Strecke. Zum Glück neigt er nicht zum Quengeln, so dass ich für längere Märsche demnächst optimistisch gestimmt bin.
Abends bezogen wir dann Quartier in unserem Chalet bei Milo. Eines der rustikalen Holzhäuschen in dem kleinen Wald hatte ich bereits im März mit Manfred bewohnt. Damals hatte ich beschlossen hierhin mit Leroy zu kommen. Der Pelletofen heizte der Hütte richtig ein und es war voll Leroys Ding das Feuer in Gang zu halten.
Wanderung zur Grotta del Serracozzo
Am nächsten Tag fuhren wir zum Rifugio Citelli, nahmen dort Schokolade und Kaffee zu uns und hielten ansonsten Diät, weil es vor Ort nichts zum Frühstücken gab. Wir machten uns auf die nette Wanderung zur Grotta del Serracozzo, die ich tatsächlich noch nie besucht hatte, weil es mich ansonsten eher zur Serra delle Concazze gezogen hat. Von diesem Grat am Nordrand des Valle del Bove sieht man sehr gut die Gipfelkrater. Da diese aber nun ruhig waren, besichtigten wir die Höhle, bei der es sich eigentlich um eine Lavatube handelt. Der Pfad dorthin führte uns durch ein nettes Birkenwäldchen nebst Querung trockener Bachbette. Leroy wollte Birkenrinde sammeln, um abends davon Spaghetti zu kochen. Das hat man davon, wenn man seinem Sohn Survival-Tipps gibt. Doch als Naturliebhaber bewahrte ich die Bäume vor Häutung und kündigte ein Mittagessen in meinem Ätna-Lieblingsrestaurant Rifugio Ragabo an. So zogen wir die Wanderung zügig durch, stiegen in das Tal mit der Lavatube ab und besichtigten die schmale Lavaröhre, die tatsächlich eine der Schönsten am Ätna ist. Leroy schwankte ein wenig zwischen Begeisterung und Grusel, zudem sich Hunger gesellte, weshalb wir zügig zum Auto zurückwanderten, nach Ragabo fuhren und fürstlich speisten, anstatt Birken-Pasta zu essen. Nach dem Essen zogen wir noch ein ambitioniertes Besichtigungsprogramm durch, fuhren zur Alcantara-Schlucht nördlich des Ätnas und erreichten am Spätnachmittag Taormina, bevor es abends dann wieder in die Blockhütte ginge, wo wir den Pelletofen in Ermangelung eines Vulkanausbruchs zum Glühen brachten.
Der nächste Tag war bereits unser letzter Tag des Kurzurlaubs. Wir checkten erst spät aus und fuhren dann Richtung Küste. Leroy zeigte sich wenig begeistern von den gammligen Städten am Fuß des Ätnas und auch die Küste löste wenig Begeisterung aus. Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich zu viel Patina gebildet und die Küste gibt wenig her, wo man mit einem Kind Urlaub machen könnte. Daher wollen wir demnächst mal Stromboli antesten.
Mein Fazit: Man kann mit Kindern durchaus auf Vulkane rumkraxeln, doch es sind natürlich Grenzen gesetzt. Wenn man Kinder überfordert, riskiert man, dass man statt Begeisterung zu wecken Ablehnung hervorbringt. Ich persönlich gebe auf die Signale meines Sohnes acht, die er vielleicht unbewusst aussendet und passe eine Tour entsprechend an. Im Falle einer Eruption würde ich auf sicherem Terrain bleiben und keine Stunts riskieren. Aber klar ist auch, dass sowas bei einem professionellen Einsatz nicht geht und wäre dann lieber alleine Unterwegs, wenn meine Foto- und Filmarbeit im Vordergrund einer Tour stehen würde. Natürlich muss man als Elternteil auch auf die Ausrüstung des Kindes achten und es gilt eine ausgewogene Bilanz zwischen wirklich Notwendigem und Luxus zu finden, schließlich muss man das ja alles noch tragen können.
Apropos Fotoarbeit: Die meisten Aufnahmen zu diesem Artikel habe ich mit einem Smartphone gemacht. In Planung ist ein neuer Artikel über Foto-und Videografie im Zeitalter der digitalen KI.
Gestern war Rapport-Tag am INGV und es wurden die Bulletins zu den Vulkanen Ätna, Stromboli und Vulcano für den Beobachtungszeitraum 19/06/2023 – 25/06/2023 veröffentlicht. Hier eine Zusammenfassung des Geschehens. Außerdem gab es ein Erdbeben am Ätna.
Erdbeben M 3,1 im Osten des Ätnas
Datum 27.06.23 | Zeit: 22:12:46 UTC | 37.706 ; 15.100 | Tiefe: 2,8 km | Mb 3,1
Update 29.06.23: Erst heute wird auf der Karte des INGV ersichtlich, dass es gestern -wie vermutet- nicht nur das gemeldete Beben M 3,1 gegeben hatte, sondern zahlreiche schwächere Beben, die nicht beim EMSC gelistet waren. Der Schwarm umfasste über 30 einzelne Erschütterungen und passt zu den Vorkommnissen der letzten 4 Wochen. Ich gehe davon aus, dass sich die Magmen-Akkumulation unter dem Ätna steigert. Der Vulkan bereitet weitere Eruptionen vor.
Originalmeldung: Gestern Abend manifestierte sich an der Ostflanke des Ätnas ein Erdbeben der Magnitude 3,1. das Hypozentrum befand sich in nur 3 km Tiefe. Das Beben war stark genug, um von den Anwohnern gespürt zu werden. Das Epizentrum wurde 12 km nordwestlich von Acireale verortet. Damit befand sich das Epizentrum zwischen Zafferana und Milo und am auslaufenden Ostrand des Valle del Bove. Etwas weiter nördlich ereignete sich Ende Mai ein Schwarmbeben, das einige mediale Aufmerksamkeit bekam. Vor dem aktuellen Erdbeben ereigneten sich mehrere schwächere Erdbeben bei Zafferana, so dass man von einem kleinen Schwarm sprechen kann. Die Seismizität in der Gegend war bereits in den letzten Tagen erhöht. Zusammen mit dem Schwarmbeben vom 4. Juni im Westen des Vulkans, wurden in diesem Monat gut 170 Beben am Ätna registriert. Das ist zwar kein Spitzenwert, aber solides Mittelmaß und zeigt, dass der Vulkan aus dem Tief der letzten Monate langsam raus kommt.
Die Vulkanologen vom INGV schrieben in ihrem Bulletin, dass es eine geringe Seismische Aktivität infolge von Rissbildung gibt. der vulkanische Tremor bewegte sich in der letzten Woche auf mittelhohem Niveau.
der aktivste Krater der letzten Tage war die Bocca Nuova. Hier kann man auf Satellitenaufnahmen im Infrarotbereich eine kleine Wärmeanomalie ausmachen. Der Krater dampfte und es gab einige Infraschallereignisse, die auf tiefsitzende Explosionen hindeuteten. Entgasungen wurden auch am Neuen Südostkrater festgestellt, doch dieser Krater ist recht kalt. Während der Schwefeldioxid-Ausstoß vergleichsweise gering war, blieb der Kohlendioxid-Ausstoß erhöht, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Ansonsten waren die geophysikalischen Parameter am Ätna unauffällig.
Stromboli mit Lavaspattering
Der Stromboli ist in den letzten Wochen ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung geraten, dabei gibt es eine rege strombolianische Aktivität aus dem Gipfelkrater. Mehrere Schlote sind aktiv und es gibt pro Stunde zwischen 11 und 17 Explosionen. Die Stärke der Eruptionen variiert nach den unterschiedlichen Schloten: im Nördlichen Kratersektor sind sie schwach bis moderat, im zentralen Sektor sind sie mittelstark bis stark und es wurde Lavaspattering beobachtet. Diese geht oft Lavastromtätigkeit voran, wobei in den letzten Monaten das Spattering überwiegend aus dem nördlichsten Schlot beobachtet wurde und nicht im Zentralbereich stattfand.
Die Tremoramplitude war vergleichsweise gering, es gab aber 2 Spitzen bis auf mittelhohe Werte. Am 19. Juni gab es ein schwaches Erdbeben im Bereich der Nordküste. Die restlichen Parameter zeigten keine Auffälligkeiten.
Vulcano mit Aktivitätsabnahme
Auf der Insel Vulcano scheint sich die Situation nach der Magmenintrusion vor 2 Jahren langsam etwas zu entspannen. Die Fumarolen-Temperatur am Kraterrand ist mit 349 Grad noch hoch, zeigt aber eine rückläufige Tendenz. Der Gasflux liegt an den meisten Messstellen ebenfalls noch über den langjährigen Normalwerten, lässt aber ebenfalls nach und hat sich vielerorts auf nur leicht erhöhte Werte eingependelt.
Zusammenfassend lässt sich für die Vulkane Siziliens sagen, dass sich aus den geophysikalischen Parametern keine unmittelbar bevorstehenden ungewöhnlichen Eruptionen ableiten lassen. Mittelfristig gesehen ist das Ausbruchspotential für den Ätna am größten, da sich weiter langsam Magma im Untergrund akkumuliert und die Schwarmbeben von Ende Mai/Anfang Juni größere Intrusionen nahelegten.
Am Ätna auf Sizilien gab es vor drei Tagen einen wolkenfreien Blick auf die Gipfelkrater. Die Satelliten konnten so Infrarotaufnahmen machen und detektierten eine kleine thermische Anomalie im Zentralkrater Bocca Nuova. Der Neue Südostkrater dampfte zwar, zeigte uns aber weiterhin die kalte Schulter.
Gestern wurde das neue INGV-Wochenbulletin zum Ätna veröffentlicht, dass seit dem jüngsten Paroxysmus wieder regelmäßig erscheint. Die Vulkanologen attestierten dem Vulkan eine eher schwache Aktivität. Am stärksten war sie wohl am 18. Juni, als von den Infraschallsensoren 60 Ereignisse registriert wurden. Sie stammten von explosionsartigen Entgasungen oder tief im Schlot sitzende Eruptionen und kamen überwiegend aus Richtung des Zentralkraters.
Die Seismizität war gering. es gab einige schwache Erdstöße, die sich vor allem auf der Ostseite des Vulkans konzentrierten. Die Tremoramplitude bewegte sich im unteren moderaten Bereich und stieg leicht an, so dass sie zum Ende des Beobachtungszeitraums mittlere Werte angenommen hatte. Die Quelle des Tremors wurde in geringen Tiefen lokalisiert und wanderte in den vergangenen Wochen weiter Richtung Osten, sodass sich scheinbar Magma im Bereich der NSEC-Basis am Steilhang vom Valle del Bove akkumulierte.
Eine signifikante Änderung der Bodendeformation wurde nicht beobachtet. Die Messkurven zeigen aber eine minimale Deflation an. Der Schwefeldioxid-Ausstoß war leicht rückläufig, während sich der Kohlendioxid-Flux noch in höheren Regionen als üblich bewegte.
Die Vulkanologen schließen nicht aus, dass der Vulkan plötzlich mit Eruptionen beginnen könnte. Es sind Explosionen aus den Gipfelkratern möglich, aber auch effusive Eruptionen und Paroxysmen. Das Gleichgewicht des Vulkans sei dauerhaft gestört, was eine Vorhersage der Aktivität erschwert. Also, es ist alles beim Alten und es könnte jederzeit wieder los gehen.
Vom indonesischen Vulkan Anak Krakatau gibt es aktuell eine VONA-Warnung von gestern, nach der sich Vulkanasche in einer Höhe von 3700 m befinden soll. Webcambilder einer größeren Eruption gibt es aber nicht. Die Asche wurde auch nicht von Satelliten erfasst. Sehr wahrscheinlich stammt die Meldung von einem Piloten. Möglicherweise ist Asche von mehreren kleinen Eruptionen so hoch aufgestiegen und sammelte sich in der Höhe an, oder es handelt sich um eine Fehlmeldung. Was auf jeden Fall zu beobachten ist, ist ein leichter Anstieg der Seismizität seit letzter Woche. An zwei Tagen in Folge gab es mehr als 15 vulkanische bedingte Erdbeben. Am Wochenende wurden auch einige kleinere Vulkanausbrüche registriert.
Eruption am Kilauea pausiert
Staat: USA | Lokation: 19.42, -155.29 | Aktivität: Hawaiianisch
Relativ unerwartet pausiert seit gestern Abend die effusive Eruption am Kilauea auf Hawaii. Zunächst hörte der Lavanachschub aus dem Hornito in der Kraterwand auf, dann erstarrt auch die Lava am Boden des Halema’uma’u-Kraters. Auf der Livecam erkennt man nur noch Rotglut in Rissen der Lavadecke. Die Seismizität hat wieder leicht zugenommen und es wird Bodenhebung registriert. Ob es bereits das Ende des Vulkanausbruchs ist oder nur eine Pause, lässt sich erst in einigen Tagen sagen.
Datum 04.06.23 | Zeit: 16:28:20 UTC | 37.75 N ; 14.90 E | Tiefe: 22 km | ML 2,8
Am Ätna gibt es aktuell ein neues Schwarmbeben. Es begann um 16:24:16 UTC und hält bis zur Stunde an. Beim EMSC werden bis jetzt 9 Beben mit Magnituden im 2er Bereich angezeigt. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 2,8. er hatte ein Hypozentrum in 22 km Tiefe und wurde 11 km nord-nordöstlich von Adrano im Westen des Vulkans verortet. Lokation und Tiefe der Beben sprechen für eine vulkanotektonische Ursache der Beben und werden sehr wahrscheinlich durch aufsteigendes Magma verursacht, dass sich seinen Weg von der Asthenosphäre in die Erdkruste bahnt. Bis dieses Magma als Lava eruptiert wird, könnte noch einige Zeit vergehen, dennoch erhöht es den Druck im Fördersystem und könnte schon jetzt Vulkanausbrüche triggern, obwohl es selbst noch gar nicht an der Reihe ist eruptiert zu werden.
Vor der letzten großen Phase mit Paroxysmen sahen wir mehrere solcher Schwarmbeben. Damals setzte erst Aktivität im Zentralkrater ein, bevor es einige Wochen später mit den Paroxysmen losging. Aber am Ätna (und auch an anderen Vulkanen) läuft nicht immer alles nach dem gleichen Schema ab, von daher kann ich hier nur meine Erfahrungswerte einbringen, ohne allerdings tatsächliche Prognosen abgeben zu können. Spannend bleibt es am Ätna alle mal und wir dürfen auf die nächsten Eruptionen gespannt sein.
By the way, der Aufstieg am Ätna ist nach der Limitierung von 2000 Höhenmeter wieder bis 2900 m möglich und man kann den Aussichtspunkt am Torre del Filosofo erreichen. Allerdings weiß ich nicht, ob es dazu einer geführten Gruppe bedarf. Anders als am Stromboli wird am Ätna ein Zuwiderhandeln am Ätna aber nicht oder nur selten gefahndet. Ein Grund hierfür könnte sein, dass es am Ätna durch die Zuständigkeit verschiedener Kommunen immer unterschiedliche Reglungen gibt.
Update 05.06.23: Das Schwarmbeben hielt gestern noch eine Zeitlang an. Das EMSC registrierte mehr als 20 Beben mit Magnituden ab 2.