Fotoreportage Vulcano und Sizilien: Jenseits der Patina

Reise mit Hindernissen: Vulcano und Ätna in den Herbstferien 2024

Im Oktober 2024 reisten Leroy und ich während der Herbstferien nach Catania, um den sizilianischen Vulkanen einen Besuch abzustatten. Wir hatten nur Vulcano als fest eingeplantes Ziel anvisiert und wollten uns ein wenig vom Wetter, der vulkanischen Aktivität und unserer Stimmung treiben lassen. Diese erlitt gleich am Flughafen von Catania einen Dämpfer, als wir feststellen mussten, dass sich der Autovermieter Masicar nicht am üblichen Ort der Vermietstation befand, sondern an einer Tankstelle außerhalb des Flughafengeländes, an einer Straße neben der Startbahn angesiedelt war. Zum Glück holte uns der Vermieter des Wagens ab und machte einen auf freundlich. Der bereitstehende Mietwagen, ein Peugeot 205, hatte schon einige Blessuren, die der Vermieter mit der Handykamera dokumentierte und versprach, mir die Bilder per E-Mail zuzusenden. Daher verzichtete ich gutgläubig auf eine eigene Dokumentation, nicht zuletzt, weil ich nach der gut 9-stündigen Anreise mit Zwischenlandung in Mailand ein wenig müde und genervt war. Als erfahrener Globetrotter hätte ich es besser wissen müssen!

Da es schon spät am Abend war, besorgten wir uns ein Hotelzimmer an der Strandpromenade in Catania und ließen den Tag ausklingen. Es begann zu regnen und der Niederschlag hielt wohl die ganze Nacht an. Am Morgen standen auf dem Hotelparkplatz und der Küstenstraße einige tiefe Pfützen, bei deren Anblick ich mir nichts dachte. Ein wenig entsetzt war ich allerdings, als ich die Gebäude entlang der Strandpromenade bei Tageslicht sah: Hier ging die Patina eindeutig in Verfall über und die Straße war von langsam zerfallenden Betonbauten gesäumt, die man nur noch abreißen kann. Schnell verließen wir den Ort und machten uns auf nach Milazzo, um von dort aus mit dem Tragflächenboot überzusetzen. Das Bild in Milazzo ähnelte stark jenem der Küstenstraße von Catania.




Erst nachdem wir den Wagen in einer Garage geparkt hatten, las ich in den sozialen Medien von katastrophalen Überschwemmungen in Catania, wo es in der Altstadt zu massivem Hochwasser gekommen war. Und auch auf Stromboli waren Muren und Lahare abgegangen. Na, das konnte ja heiter werden.

Grauer Schlamm, gelber Schwefel und ein strahlender Komet über Vulcano

Auf Vulcano mieteten wir uns in der „Casa Schmidt“ ein. Einer von einem deutschen Auswanderer geführten Pension am Ortsrand, wo wir mit unserem Zimmer zufrieden waren. Der Host empfing uns freundlich und erwies sich als gute Informationsquelle, letztendlich auch über den neusten Inselklatsch, was durchaus positiv gemeint ist.

Weniger glücklich waren wir über die neuerliche Sperrung des Fangobads am Faraglione. Als Grund wurden zu starke Kohlendioxid-Emissionen angegeben. Da es ein wenig windig war und wohl keine Erstickungsgefahr drohte, ließen wir uns aber davon nicht beeindrucken und genossen noch am Nachmittag ein Bad im warmen Schlammwasser. Wie geil war das denn? Über die Sperrung war ich eigentlich nicht traurig, denn ich träume schon immer davon, das Fangobecken ohne Menschenmassen und Massen von Haaren im Schlamm vom Boden genießen zu dürfen. Die Pause tat nicht nur mir ganz gut!

Am nächsten Morgen stiegen wir hoch zur Fossa, deren Aufstieg ich im Februar des Vorjahres noch gesperrt vorgefunden hatte. Dieser war nun freigegeben, doch tatsächlich regelte eine elektrische Vulkanwarnampel nun den Zugang. Am frühen Morgen stand sie auf Grün und so wanderten wir den Weg hinauf, der im oberen Bereich reichlich erodiert und rutschig war. Auf dem Weg fielen erbarmungslose Killermücken über uns her und saugten süßes Blut, was das Zeug nur hergab. „Wird Zeit, dass hier mal ein kleiner Hitzeschock durchläuft“, dachte ich so bei mir. Doch Eruptionen blieben aus. Dafür dann ein anderer Schock oben am Kraterrand: Der Zugang zu dem schönen Schwefelfeld an seinem Nordrand war großräumig abgesperrt. Und da nicht nur Ferienzeit, sondern auch Sonntag war, waren unzählige Wanderer unterwegs, so dass ein  Überschreiten der Absperrungen wenig vorbildlich gewesen wäre. Daher begnügten wir uns damit, den zugänglichen Teil des Kraterrandes zu bewandern, genossen die fantastische Aussicht über das Archipel der Liparischen Inseln und versteckten den Geocache No. 1. Wie ihr den findet, schreibe ich in einem der nächsten Artikel.

Den Abstieg beschrieben wir im Eiltempo über die Ascherutsche, die es nicht nur auf Stromboli gibt, sondern auch hier auf Vulcano. Unten an der Vulkanampel angekommen, stand sie auf einmal auf „Rot“, was mich zunächst verwunderte. Tatsächlich ist es nicht nur eine Vulkanampel, sondern auch eine Klimaampel, die so programmiert ist, dass sie zur heißesten Tageszeit den Aufstieg verbietet, obwohl es jetzt im Herbst auch mittags nicht sonderlich heiß war. Soviel zur Entscheidungsfreiheit mündiger Bürger in Europa! Ehrlich Leute, mir wird langsam schlecht!

Am Abend gingen wir dann zum Strand und fotografierten den Kometen C/2023, der hoch am Himmel etwas abseits vom Vulkan stand. Zuhause konnte ich ihn wegen den ewigen Wolken und der Lichtverschmutzung bislang noch nicht ausmachen. Doch selbst hier gab es Lichtverschmutzung von völlig sinnbefreit angebrachten Lampen, die ihr Licht in den Nachthimmel schickten, doch wenigstens konnten wir Tsuchinshan-ATLAS erspähen. Gerade als wir unseren Standort wechselten und die Kamera abgebaut hatten, machte mich Leroy auf eine seltsame Lichterscheinung am Himmel aufmerksam: Eine Reihe von rötlich schimmernden Lichtern zog wie die Perlen auf einer Kette aufgereiht über den Nachthimmel. Schnell baute ich die Kamera wieder auf, richtete sie ein und just in dem Moment, als ich auslösen wollte, gerieten die seltsamen Lichter direkt über uns außer Sicht. War das ein UFO gewesen? Ich vermute, wir wurden von den Elon Musks Starlink-Satelliten gegrüßt, die viele Astronomen und Menschen, die den Nachthimmel fotografieren wollen, zur Weißglut treiben.

Das ist nicht Stromboli

Nachts begann es wieder zu regnen. Als wir am frühen Morgen zum Hafen marschierten, um Richtung Stromboli zu fahren, war es komplett windstill. Am Hafen dann die unangenehme Überraschung: Aufgrund von hohem Seegang bei Stromboli wurde der Fährverkehr zur Insel eingestellt. Typische Ausrede, wenn man Leute von Stromboli fernhalten will. Ich vermutete, dass man aufgrund der Lahare keine Touristen auf der Insel haben wollte. Also fuhren wir zur Nachbarinsel Lipari, mieteten uns dort den gammeligsten Mietwagen, der mir jemals untergekommen ist, und unternahmen eine Inselrundfahrt im Regen.

Irgendwie kamen in mir unliebsame Erinnerungen hoch, als ich hier vor einem halben Leben mal fast eine Woche lang festsaß, als ich im Jahr 2002 den Flankenausbruch von Stromboli dokumentieren wollte, am Hafen aber abgewiesen wurde und nach Lipari fahren musste. Letztendlich gelang es mir doch noch, als Pressevertreter mit einem Militärhubschrauber nach Stromboli zu kommen, aber davon war ich heute nicht nur zeitlich ziemlich weit entfernt.

Mit zwei Fingern lenkend -Das Lenkrad war ähnlich abgegammelt wie die Sitzbezüge- steuerte ich den Mietwagen durch die Engen und kurvenreichen Straßen von Lipari. Vielleicht lag es am trüben Wetter, aber auch hier kamen mir viele Gebäude jenseits der Altstadt mittlerweile verwahrlost vor. Seitdem die Bimssteinbrüche aufgegeben wurden, gibt es hier neben der pittoresken (ja, solche Ausdrücke befinden sich auch in meinem Wortschatz) Altstadt mit dem Festungsfelsen und dem Obsidian-Lavastrom Rocche Rosse eigentlich nicht mehr viel zu sehen, außer vielleicht den Inselblick nach Vulcano rüber. Dieses Programm war in wenigen Stunden absolviert und am Nachmittag gaben wir das Schrottmobil wieder ab und besteigen das Tragflächenboot nach Milazzo und verließen Nicht-Stromboli.

Per Smartphone hatten wir uns für die Nacht ein Hotelzimmer gebucht. An der Adresse angekommen, schauten wir ein wenig ratlos aus der Wäsche, denn wir standen vor einem jener schäbigen Hochhauskomplexe, die das Stadtbild Milazzos prägen. Erst nachdem ich nochmal meine Messages gecheckt hatte, stieß ich auf eine WhatsApp-Nachricht mit einer Zugangsbeschreibung nebst Türcode: Das vermeintliche Hotel war die Dachetage des Wohnhochhauses und kam ohne Personal aus. Ich werde langsam zu alt für diese Welt!

Ätna: Berg ohne Feuer

Am nächsten Morgen ging es auf zum Ätna. Dieser präsentierte sich bewölkt und so unternahmen wir ein paar kleinere Wanderungen im Pinienwald auf dem Nordhang und buchten uns erneut online ein Hotel, das bei Nicolosi am Rand der Monte Rossi lag. Bei der Anfahrt wunderte ich mich nicht mehr über den Verfall der umgebenden Gebäude und die zugemüllten Straßenränder. Boh, ich war hier unzählige Male unterwegs gewesen und kenne noch die blühende Hotellandschaft am Ortsausgang von Nicolosi, wenn man in Richtung Seilbahn Süd fährt, doch das Bild, das sich dort nun bietet, kann ich nur als desolat beschreiben. Wenigstens war unser Hotel frisch renoviert und präsentierte sich ansehnlich. Doch bis weit nach Mitternacht zelebrierte man eine Geburtstagsfeier mit Diskomusik, die durch das ganze Gebäude schallte, so dass an Schlaf nicht zu denken war. Ich werde langsam zu alt für diese Welt!

Der nächste Tag konnte nur besser werden: Es war klares Wetter vorausgesagt und wir wollten mit der Seilbahn Ätna Süd hochfahren und eine schöne Wanderung zum Gipfel unternehmen. Gegen 9 Uhr morgens schlugen wir dort auf und fanden uns am Ende einer langen Schlange wieder. Endlich an der Reihe verweigerte man uns die einfache Fahrt hoch, und der Ticketverkäufer bestand darauf, dass wir auch die Rückfahrt bezahlen müssten, selbst wenn wir runter laufen wollten: Leroy mit seinen 12 Jahren sollte den vollen Ticketpreis von 50 € berappen. Da platzte mir dann die Hutschnur! 100 Euro für eine Seilbahnfahrt, die keine 600 Höhenmeter überwindet? Niemals! Irgendwo muss man in der Reihe der Abzocke einen Schlussstrich ziehen. Also beschlossen wir zu wandern, doch tatsächlich hatte sich der Wetterbericht geirrt und es zogen erneut dichte Wolken auf, so dass wir statt Richtung Gipfel nur bis zum Rand des Valle del Bove strebten. Soviel zum Wandertag am Ätna. Zum Glück war der nächste Tag Abreisetag. Ich werde langsam zu alt für diese Welt!

Übrigens, eine Fahrt bis zur Basis der Ätna-Gipfelkrater auf 3000 m Höhe, dem früheren Torre de Filosofo, kostet inzwischen 78 € p.P. Den ersten Teil bis auf Quota 2500 m legt man mit der Seilbahn zurück, dann geht es mit dem Geländebus nochmal 500 m höher. In Zeiten mit einem erhöhten Vulkanalarmstatus geht es oft nur bis auf Quota 2700. Die Touren finden auch statt, wenn der Ätnagipfel in den Wolken hängt, was besonders mittags oft vorkommt. Wer das investieren möchte, sollte die Tour nur bei wirklich gutem Wetter buchen!




Abgezockt!

Also wieder ein Hotel in Flughafennähe suchen, um festzustellen, dass alles ausgebucht war. Erst auf halbem Weg Richtung Syracus gab es eine Ecolodge, die noch ein freies Zimmer in einer Holzhütte hatte. Abends beim Bier checkte ich mal meine E-Mails und stellte fest, dass der Autovermieter natürlich keine Bilder der Macken am Wagen geschickt hatte. Mir schwante Schlechtes! Es kam, wie es kommen musste: Der Autovermieter jubelte mir zwei Schäden am Fahrzeug unter, behielt meine 800 € Kaution ein und versprach mir, alle nötigen Papiere für meine Vollkasko-Versicherung über den Anbieter Check 24 zu schicken. Tatsächlich schickte er mir auch einige Unterlagen, leider nur keine Rechnung über die Schadenshöhe, ohne die mir der Versicherer das Geld nicht zurückerstatten will. Check 24 wollte den Fall prüfen, doch Nachfragen von mir verliefen bis jetzt im Sande.

Zack, abgezockt! Leute, räumt mal auf, ansonsten wird wohl ein reinigender Ausbruch wie 1669 fällig!

Fazit einer Reise

Spätestens seit der Corona-Pandemie geht es an den sizilianischen Vulkanen steil bergab! Ausufernde Zugangsbeschränkungen an den Vulkanen, immer weiter steigende Preise, so dass man sich mancherorts nur noch kopfschüttelnd abwenden kann. Zugleich baut die Infrastruktur immer weiter ab: Beim besten Willen kann man vielerorts nicht mehr von Patina sprechen, sondern nur noch von Zerfall und Gammel. Dann noch vermehrt Abzocke, wie man sie seit langem nicht mehr auf Sizilien fürchten musste, und natürlich ein immer weiter eingeschränktes Angebot an Flügen (von deutschen Flughäfen aus), das das Reisen immer unpraktikabler und teurer macht. Wohin das führen mag, darüber möchte ich nicht einmal nachdenken.

Trotz der Kritik gibt es da noch die Schönheit der Vulkanlandschaften und die teils reizvollen Idyllen von kleinen Orten und Altstädten. Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, welchen Preise er bereit ist dafür zu zahlen. Meine Bereitschaft hierfür nähert sich allerdings dem Ende! Aber vielleicht werde ich auch nur zu alt für diese Welt.

Ätna: Zunahme der Erdbebentätigkeit Ende Dezember

Anzahl der Erdbeben unter dem Ätna steigt – Kleiner Erdbebenschwarm im Valle del Bove

In den letzten Wochen war es um den mächtigsten Vulkan Siziliens still bestellt und der Ätna fiel nur durch seine ungewöhnliche Stille auf, die ausgerechnet zur Weihnachtszeit abnahm, als der Vulkan wieder lauter wurde und durch eine Zunahme der Seismizität auffiel: Gab es in der ersten Dezemberhälfte ungewöhnlich wenige Erdbeben bei schwachem Tremor, der kürzlich sogar bis in den grünen Bereich abfiel, so nahm die Bebentätigkeit vor einigen Tagen wieder zu. Am 18. Dezember manifestierte sich ein kleiner Erdbebenschwarm unter dem Valle del Bove. Das „Tal des Ochsen“, so die Übersetzung des Namens ins Deutsche, entstand durch den Kollaps der Ostflanke des Vulkans und gilt auch heute noch als eine der Schwächezonen des 3400 m hohen Vulkans, der übrigens in diesem Jahr einige Meter an Höhe dazugewonnen hat. Die Beben im Valle del Bove lagen überwiegend in Tiefen zwischen 10 und 15 Kilometern. Die höchste Magnitude lag bei 1,4.

In den vergangenen Tagen manifestierten sich dann vermehrt Erdbeben im Süden des Ätna etwa bei den Ortschaften Ragalna und Pedara. Dort hatte das stärkste Beben eine Magnitude von ML 2,1. Das Hypozentrum dieses Bebens lag in ca. 7 Kilometern Tiefe. Als Bezugspunkt der Verortung galt Trecastagni, die Wahlheimat eines bekannten Ätna-Vulkanologen aus Deutschland.

Der Tremor arbeitet sich gerade aus dem tiefen Grün ins mittlere Gelb hoch. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass uns der Vulkan zum Jahreswechsel vielleicht mit einer Eruption erfreut, denn vor den letzten Paroxysmen verhielt es sich mit der Seismizität ähnlich, wie es aktuell der Fall ist. Doch ich muss zugeben, das ist ein recht schwaches Indiz. Verlässlichere Anzeichen für einen bevorstehenden Paroxysmus wären etwa strombolianische Gipfelaktivität, doch darüber liegen keine Berichte vor. Der Gipfelbereich des Ätnas ist nicht nur durch den vielen Schnee, der in den letzten Tagen fiel, kalt, sondern besticht auch auf Satellitenbildern durch das Fehlen thermischer Anomalien. Ein Umstand, der in den letzten Jahren eher selten zu beobachten war.

Vor einigen Tagen stellte eines unserer FB-Gruppenmitglieder die Frage, wie hoch wir die Wahrscheinlichkeit für ein Ätna-Jahresendspurtfeuerwerk halten. Ich antwortete damals: Dafür gibt es keine Anzeichen. Diese Antwort muss ich nun auf „nicht völlig ausgeschlossen“ revidieren.

Neue Daten der INGV-Vulkanologen liegen übrigens nicht vor, denn der Vulkan war zuletzt so ruhig, dass das letzte Wochenbulletin am 3. Dezember erschien.

By the Way: Auf dem Kartenabschnitt der Liparischen Inseln gibt es aktuell keine Erdbebenmarkierungen zu sehen. In diesem Monat wurden bislang nur 2 Erdbeben bei Vulcano angezeigt. Das letzte manifestierte sich am 16. Dezember. Die tiefer sitzenden Beben im Tyrrhenischen Meer werden auf der INGV-Karte nicht angezeigt, da sie nur Beben im direkten Umfeld der Inseln erfasst.

Italien: Erdbeben Mb 4,2 im Süden

Erdbeben Mb 4,2 erschüttert Süditalien – Beben auch am Ätna und Stromboli

Datum 28.11.24 | Zeit: 23:54:55 UTC | Koordinaten: 39.209 ; 16.358 | Tiefe: 20 km | Mb 4,2

Ein Erdbeben der Magnitude 4,2 erschütterte gestern Nacht den süditalienischen Stiefel 14 Kilometer südöstlich von Cosenza. Das Hypozentrum lag mit 20 Kilometern vergleichsweise tief, weshalb die Folgen an der Erdoberfläche gering blieben. Dennoch konnte der Erdstoß in einem Umkreis von mindestens 40 Kilometern gespürt werden. Es gingen aber nur wenige Wahrnehmungsmeldungen ein, was auch an der nachtschlafenden Zeit kurz vor Mitternacht gelegen haben könnte. Die Daten stammen vom EMSC. Das GFZ veröffentlichte leicht abweichende Daten. Hier wurde die Magnitude mit Mw 4,4 angegeben und der Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe fixiert.

In den vergangenen Monaten kam es in der Region Cosenza immer wieder zu Erdbeben. Die Tektonik dieser Region von Kalabrien ist relativ komplex und hängt zum einen mit der Auffaltung des Apennin-Gebirges im Zusammenhang, zum anderen mit der Subduktion am Tyrrhenischen Meer, die auch für die Bildung der Vulkane der Liparischen Inseln verantwortlich ist. In der Erdbebenregion gibt es zudem eine Host-und-Graben-Struktur, deren Mittelpunkt der Crati-Graben bildet. Der Graben verläuft in Nord-süd-Richtung und ist von zahlreichen kurzen Störungszonen umgeben. Hier vermute ich denn Ursprung des beschriebenen Erdbebens.

Schaut man sich die Shakemap beim EMSC genauer an, dann sieht man, dass es in der letzten Woche zahlreiche Beben im Bereich des Tyrrhenischen Meeres und auch auf Sizilien gegeben hat. Einige der Erdbeben lagen in großen Tiefen von mehr als 100 Kilometern.

Erdbeben an Stromboli und Ätna

Ein sehr interessantes Erdbeben manifestierte sich gestern unmittelbar vor der Südostküste der Vulkaninsel Stromboli. Es wird nur auf der INGV-Shakemap angezeigt und hatte eine Magnitude von Mb 1,8. Das Hypozentrum lag in nur 130 m Tiefe. An anderen Vulkanen wäre so ein einzelner Erdstoß nicht von Bedeutung, doch im Falle des Strombolis sieht das anders aus. Das Beben könnte ein Vorbote einer intensiveren Eruptionsphase sein.

Am Ätna auf Sizilien gab es schließlich ein kleines Schwarmbeben unter der Südflanke bei Ragalna. Mehr als 10 Erschütterungen wurden registriert. Die Erdbebenherde lagen in Tiefen zwischen 9 und 11 Kilometern. Die Magnituden waren gering. Hier könnte aufsteigendes Magma im Spiel sein, das sich seinen Weg zur Oberfläche bahnt. Sehr gut möglich, dass wir in einigen Tagen einen flach liegenden Schwarm im Osten des Vulkans sehen werden, denn das aufsteigende Magma scheint meinen langjährigen Beobachtungen nach beim Aufsteigen einen Bogen von Norden über den Süden nach Osten und dann zum Krater zu beschreiben. In diesem Monat wurden bislang 105 Beben am Ätna registriert. Deutlich mehr als im Sommer.

Ätna: Kleiner Erdbebenschwarm im Nordosten

Erdbebenschwarm in großer Tiefe im Nordosten des Ätnas

Am Dienstag manifestierte sich im Nordosten des Ätnas ein kleiner Erdbebenschwarm, der aus 9 Einzelbeben mit Magnituden zwischen 1,1 und 1,8 bestand. Die Hypozentren befanden sich in ca. 20 Kilometer Tiefe. Die Epizentren wurden in einem Gebiet lokalisiert, das ca. 4 km nordöstlich von Maletto liegt. Lage und Tiefe der Erschütterungen deuten darauf hin, dass die Beben mit der Intrusion eines kleineren Magmenkörpers in Verbindung standen, der sich seinen Weg von der Asthenosphäre in die Erdkruste sucht. In einigen Wochen oder Monaten wird der Schmelzkörper dann die oberen Stockwerke des Speicher- und Fördersystems des Vulkans erreicht haben. Aber so lange muss man nicht unbedingt warten, bis sich der Ätna mit einer neuen Eruption melden wird, denn der Druckanstieg im System beginnt bereits mit dem Aufstieg der Schmelze bis in die unteren Stockwerke der Erdkruste. Die Wahrscheinlichkeit neuer Eruptionen, bei denen Schmelze gefördert wird, die sich bereits in geringeren Tiefen akkumulierte, nimmt bei jeder Druckerhöhung von weiter unten zu.

In den letzten Tagen gab es auch wieder vermehrt tiefe Erdbeben im Tyrrhenischen Meer, unweit der Liparischen Inselvulkane. Der stärkste Erdstoß lag östlich von Vulcano und hatte eine Magnitude von 2,9. Zudem manifestierten sich 4 Mikrobeben im Bereich von Vulcano. Auch wenn es zwischen den Inselvulkanen und dem Ätna wahrscheinlich keinen gemeinsamen Link in Sachen Magmenkörper gibt, sind sie aber durch tektonische Prozesse miteinander verbunden. Ein wesentlicher Prozess ist die Subduktion der Ionischen Mikroplatte unter die Tyrrhenische und Afrikanische Platte, wodurch hydratisierte Gesteine (das Wasser in den Kristallgittern der marinen Krustengesteinen senkt die Schmelztemperatur des Mantelgesteins) in den Erdmantel abtauchen und zusammen mit der Reibungsenergie und anderen Prozessen partielles Schmelzen von Mantelgestein verursachen, wodurch das Magma entsteht, das an den Vulkanen eruptiert wird.

Übrigens, ich sehe gerade, dass der Tremor wieder sehr niedrig ist und an der Untergrenze zwischen „Gelb“ und „Grün“ verläuft. Ähnlich verhielt es sich vor den letzten Paroxysmen.

Ätna mit starken Dampfentwicklungen am 19.11.24

Ätna erzeugte starke Dampfentwicklung aus dem Südostkrater – Dampfring gesichtet

Heute Morgen dampfte der Ätna stark aus dem Südostkrater, was einige Meldungen in den sozialen Medien auslöste. Zudem wurde ein Dampfring gesichtet. Einige Bilder sahen so aus, als würde sich eine geringe Menge Asche in den Dampfwolken befinden, die von einem sehr starken Wind in Richtung Südosten geweht wurden und daher keine Gelegenheit fanden, höher aufzusteigen. Unklar ist, ob sich der Dampfausstoß erhöhte oder ob er nur aufgrund atmosphärischer Bedingungen mehr als üblich kondensierte.

Parallel zu der starken Entgasungstätigkeit stieg die Tremoramplitude sprunghaft an, blieb aber im gelben Bereich. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Dampfausstoß tatsächlich zulegte.

Sieht man einmal von dem kleinen Schwarmbeben ab, das sich am 10. November kurz vor dem Paroxysmus ereignete, ist die Erdbebentätigkeit eher als niedrig einzustufen, obgleich es einige schwache Erschütterungen im Bereich des Valle del Bove gab.

Heute wurde der neue Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 11.–17. November veröffentlicht. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis dieser Woche war, dass es bei dem Paroxysmus am 10. November nur einen schmalen Lavastrom gegeben hatte, der von einem Schlot am Fuß des Kegels der ehemaligen Voragine ausgegangen war und in Richtung Südwesten die Bocca Nuova querte und die Außenflanke dieses Kraterkegels zur Hälfte querte.

Die weiteren Untersuchungen bestätigen eine abhaltende Entgasungsaktivität an den Gipfelkratern. Seismologisch betrachtet gab es keine bedeutenden Erdbebenaktivitäten mit einer Magnitude von 2,0 oder höher, und die Amplitude des vulkanischen Tremors blieb auf mittlerem Niveau. Die Infraschallaktivität war gering, und auch bei den Bodenverformungen zeigen die Messdaten keine wesentlichen Schwankungen.

Im Bereich der Geochemie wurde ein durchschnittlicher bis steigender Schwefeldioxid-Ausstoß gemessen, während der Kohlendioxid-Fluss aus dem Boden mittlere bis hohe Werte erreichte. Satellitendaten wiesen zudem auf eine allgemein niedrige thermische Aktivität im Gipfelbereich hin.

Zusammenfassend deutet die Gesamtsituation darauf hin, dass der Ätna zwar weiterhin aktiv ist, derzeit jedoch keine Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende größere Eruption zeigt. Dennoch bleibt eine fortlaufende Überwachung essenziell, um mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Wie immer gilt, dass Paroxysmen jederzeit auftreten können, ohne dass es eine Warnung vor ihnen geben muss.

Mit Vulcano zeigte ein weiterer Vulkan Italiens leichte seismische Unruhen, denn im Bereich der Insel wurden zwischen dem 14. und 17. November drei schwache Erdbeben registriert, die wahrscheinlich durch Fluidbewegungen zustande kamen. Bis weitere Daten veröffentlicht werden, müssen wir uns bis Anfang Dezember gedulden.

Sizilien: Unwetter verursachen Überflutungen in der Ätnaregion

Starke Regenfälle verursachen Überflutungen am Fuß des Ätnas – Auto von den Wassermassen mitgerissen

Heute Morgen gab und gibt es neue Unwetter im Osten Siziliens. Besonders betroffen ist wieder die Region um den Vulkan Ätna und hier insbesondere die Gemeinden entlang der Küste. Videos, die in den sozialen Medien geteilt werden, zeigen überflutete Straßen, die sich teilweise in reißende Flüsse verwandelten. Auch die Küstenautobahn A8 steht zwischen Taormina und Catania streckenweise unter Wasser. Hier ist der Abschnitt zwischen Giarre und Fiumefreddo, wo es Richtung Ätna Nord abgeht, überflutet.

Dramatische Szenen spielten sich bei Torre ab. wo mindestens ein Fahrzeug von einer Sturzflut vom Hang des Ätnas kommend die Küstenstraße querte und mindestens ein Fahrzeug mitriss und es ins Meer spülte.

Bereits gestern wurden Unwetterwarnungen für die Ätna-Region herausgegeben, nach denen bis zu 150 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter fallen sollten. Es sieht so aus, als würden diese Mengen aktuell deutlich überschritten werden. In einigen Meldungen heißt es, dass zwischen 250 und 400 Liter Wasser innerhalb von 8 Stunden gefallen sind.

In den letzten Wochen häufen sich im Osten Siziliens Unwetter mit Starkregenereignissen, die praktisch immer zu Sturzfluten führen. Das Mittelmeer ist dieses Jahr deutlich zu warm, wodurch mehr Wasser als üblich verdunstet. Stoßen dann kalte und warme Luftmassen zusammen, bilden sich Unwetter, die insbesondere am Ätna hängen bleiben. Hinzu kommt, dass es auch in den Höhenlagen wärmer als sonst ist und weniger Schnee, sondern mehr Regen fällt. Dadurch fließt das Wasser schneller zu Tal.

Krisensitzung zum Stromboli

Doch nicht nur der Ätna wird von einem Unwetter nach dem anderen getroffen, denn sie bleiben auch gerne am Stromboli hängen, der im Tyrrhenischen Meer ebenfalls ein Wolkenfänger ist. Offenbar haben sich neue Abflussrinnen des Wassers gebildet, die vom Gipfelbereich bis in den Ort hinunterreichen und Lahare auslösen. Diese sind bis jetzt noch vergleichsweise klein gewesen, doch die voranschreitende Erosion destabilisiert die oberen Hänge, wodurch auch das Erdrutschpotenzial steigt. Heute trifft man sich auf Stromboli zu einer Krisensitzung mit Wissenschaftlern, dem Bürgermeister der Liparischen Inseln und anderen Behördenvertretern. Hier werden sicherlich auch Gelder von Seiten des italienischen Staates benötigt, um die Bevölkerung mit baulichen Maßnahmen vor Laharen und Erdrutschen zu schützen, was allerdings stark ins Landschaftsbild der Insel eingreifen würde. Ich habe so das Gefühl, dass man stattdessen die Bevölkerung zur Umsiedlung auffordern wird. So oder so, die Grundstückspreise auf Stromboli dürften fallen. Vielleicht wird Stromboli das erste europäische Inselopfer des Klimawandels.

Übrigens, wäre es sicher auch angebracht am Ätna entsprechende bauliche Maßnahmen nach dem Vorbild Sakurajima zu ergreifen, was natürlich auch hier alles andere als optisch schön wäre.

Ätna: Schwarmbeben im Vorfeld des Paroxysmus

Schwarmbeben im Vorfeld des Paroxysmus vom Sonntag – Stand der Vulkan kurz vor einer Spaltenöffnung?

Am Sonntagmorgen manifestierte sich am Ätna ein Schwarmbeben, das erst heute auf der Shakemap vom INGV angezeigt wird und zu geringe Magnituden hatte, um beim EMSC angezeigt zu werden. 15 Erschütterungen reihen sich auf einer Linie auf, die vom Rand des Valle del Bove aus in Richtung Südostkrater verläuft. Die Erdbeben manifestierten sich zwischen 08:26 und 09:00 UTC, also in der Zeit, in der am Dilatometer des Monte Ruvolo im Westen des Vulkans die Dehnung des Bodens in einer Größenordnung von 30 Nanostrain registriert wurde. Die meisten Beben lagen in geringen Tiefen zwischen 1 und 3 Kilometern. Für mich sieht es so aus, als hätte aufsteigendes Magma kurz überlegt, eine Eruptionsspalte zu öffnen, bevor es dann doch Richtung Zentralkrater weiterzog, um dort einen Paroxysmus zu erzeugen. Von einer Spaltenöffnung war man aber noch ein gutes Stück entfernt, denn dann würde man hunderte Erdbeben erwarten. Es kann sein, dass sich die Beben an einer Störungszone ereigneten, die durch das aufsteigende Magma im Westen des Vulkans aktiviert wurde.

Schwarmbeben unmittelbar vor einem Paroxysmus kommen eigentlich nur selten vor. Auffällig ist auch, dass sich die Seismizität in den Tagen vor dem Paroxysmus immer weiter verringerte, genauso wie die Tremoramplitude, die sich seit dem 6. November überwiegend im grünen Bereich bewegte. Ein Phänomen, das man auch vor den Paroxysmen der Voragine zeitweise beobachten konnte.

Der Vulkanausbruch war leider nicht zu beobachten gewesen, weil der Gipfelbereich des Ätnas in dichten Wolken gehüllt war und es seitdem immer noch ist. Von daher wissen wir nicht genau, was passiert ist und ob z.B. ein Lavastrom gefördert wurde. Es gibt nur wenige Bilder des Geschehens: Eine Webcamaufnahme zeigt den oberen Teil einer rotglühenden Lavafontäne, als ein kleines Wolkenloch den Blick kurz freigab. Außerdem gibt es eine Fotoserie, die aus einem Passagierflugzeug gemacht wurde und die Spitze einer Aschewolke zeigt, die die Wolkendecke durchbrach. Das Flugzeug kam der Aschewolke trotz einer VONA-Warnung und der Alarmstufe „Rot“ ziemlich nahe. Die Vermutung liegt nahe, dass der Pilot nicht über den Vulkanausbruch informiert war.

Ätna erzeugt Ascheeruption am 10.11.14

Ascheniederschlag und erhöhter Tremor am Ätna – VONA-Warnung ausgegeben

Am Ätna auf Sizilien ist es heute Vormittag zu einem Ausbruch im Bereich der Gipfelkrater gekommen. Da diese in den Wolken hängen, ist es nicht klar, welcher der vier Gipfelkrater aktiv geworden ist. Zuletzt gab es Eruptionen aus dem Nordostkrater und der Voragine. Allerdings deuten Infraschalsignale an, dass es zu Explosionen an der Bocca Nuova gekommen ist.

Quasi ohne Vorwarnung ist der Tremor aus dem grünen Bereich kommend bis weit in den roten Bereich geschossen, erreichte sein Maximum gegen 10:10 UTC und ist dann ein Stück abgefallen, um sich im unteren Drittel des roten Bereichs seitwärts zu bewegen.

Das INGV brachte um 11:42 UTC eine Warnung heraus, nach der es zu einem Ausbruch gekommen sei und Vulkanasche in Ortschaften am Fuß des Vulkans niedergehe. Besonders in Milo und Torre Archirafi wurde von Ascheniederschlag berichtet. Die Eruptionswolke driftete also in Richtung Osten.

Eine Vorwarnung gab es letztendlich doch, denn bereits um 08:40 UTC wurde am Monte Ruvolo Dilatometer eine schwache Ausdehnung des Bodens von etwa 30 Nanostrain aufgezeichnet. Eine Höhenänderung mittels GPS wurde aber nicht erfasst.

Das VAAC Toulouse bestätigte die Aschewolke nicht nur, sondern gab auch eine Höhenangabe heraus: Demnach wurde Asche in über 9000 m Höhe detektiert. Die jüngste der drei Meldungen wurde um 15:00 UTC veröffentlicht. Man kann also davon ausgehen, dass die Eruption anhält. So hoch steigt Vulkanasche normalerweise vor allem während Paroxysmen auf. Untypisch ist, dass im Vorfeld keine strombolianischen Eruptionen gemeldet wurden und dass der Paroxysmus so ganz ohne Vorspiel durchstartete. Sporadische Eruptionen traten in den letzten Wochen vor allem aus dem Nordostkrater auf.

Auf einem Sentinel-Satellitenbild von gestern sieht man mehrere kleine thermische Signaturen im Bereich des Zentralkraters. Eine ausgeprägte Wärmequelle lieferte der Nordostkrater, der Südostkrater hingegen erschien kalt. Von ihm gab es schon länger kein ernstes Lebenszeichen, sieht man einmal von kleinen Aschepuffs ab.

Ätna: Warnung vor Intrakrater-Aktivität

Neues Satellitenbild enthüllt thermische Anomalien am Ätna – Warnung vor Intrakrater-Aktivität

Der Ätna auf Sizilien ist weiterhin aktiv und erzeugt strombolianische Eruptionen, die sich nur innerhalb des Nordostkraters abspielen. Das geht aus einer kurzen Notiz des INGVs hervor, die heute auf der Webseite der Cantanesen veröffentlicht wurde. Damit verbunden ist eine VONA-Warnung für den Flugverkehr und einen orangenen Alarmstatus, obwohl praktisch keine Vulkanasche ausgestoßen wird und die ausgeworfene glühende Tephra wieder in den Krater zurückfällt. Offenbar hält man es für möglich, dass sich spontan ein Paroxysmus entwickelt oder einzelne Explosionen höher aufsteigende Aschewolken fördern.

Auf einem gestern veröffentlichten Satellitenfoto von Copernicus erkennt man im infrarotgefiltertem Spektrum immer noch multiple Hotspot im Zentralkrater und im Nordostkrater, während sich der Südostkrater kalt präsentiert. Magma steht hoch im Fördersystem, aber offenbar reicht der Druck nicht aus, um stärkere Eruptionen zu erzeugen bzw. um die Bocca Nuova und die Voragine mit einzubeziehen.

Im heute veröffentlichten Wochenbulletin vom INGV wird bestätigt, dass die Intrakrateraktivität während des Beobachtungszeitraums vom 21.10. – 27.10.24 anhielt, aber wohl aus schwächerem Niveau als heute. Aus dem Nordost und dem Südostkrater gab es sporadische Ascheemissionen. Darüber hinaus zeigten die Beobachtungen Entgasungsaktivität an den Gipfelkratern. Das ganze lief relativ geräuscharm ab, denn die Infraschallaktivität war niedrig.

Die seismische Aktivität blieb gering, mit durchschnittlicher Amplitude der vulkanischen Beben im mittleren und niedrigen Bereich. Das Bodenverformungsüberwachungssystem verzeichnete keine signifikanten Veränderungen.

Geochemisch zeigte sich ein mittlerer SO2-Ausstoß, und der CO2-Abfluss aus dem Boden lag auf durchschnittlichem Niveau. Der Partialdruck des im Grundwasser gelösten CO2 blieb innerhalb der saisonalen Schwankungen, während das Helium-Isotopenverhältnis in Randgebieten hohe Werte zeigte. Satellitenbeobachtungen registrierten eine niedrige thermische Aktivität im Gipfelbereich, gelegentlich begleitet von moderaten thermischen Anomalien.

Die vulkanische Aktivität des Ätna war insgesamt durch eine mäßige, explosionsartige Aktivität im Nordostkrater und gelegentliche Ascheemissionen im Südostkrater gekennzeichnet. Im Bocca-Nuova- und Voragine-Krater dominierten hingegen variable Entgasungen mit unterschiedlichen Intensitäten.