Bericht sagt: Vulkantouristen werden zum Problem

Der Vulkantourismus boomt in den letzten Jahren, zum Leidwesen der Behörden, welche für die Sicherheit an Vulkanen zuständig sind. Ein Bericht der britischen „Royal Geographic Society“ (RGS), über den die BBC schreibt, bestätigt dies und stellt besonders Island in den Vordergrund. Dort würden sich bei Eruptionen besonders viele „Vulkanophile“ in Gefahr bringen. Gemeint sind die Eruptionen des Bardarbunga (2014) und Eyjafjallajökull in 2010. Die Autorin des Berichts, Geografin Dr. Amy Donovan, schreibt, dass der Leichtsinn der abenteuerlustigen Vulkantouristen nicht nur die Akteure selbst in Gefahr bringt, sondern auch die Sicherheits- und Rettungskräfte. Von vielen Seiten würden gut gemeinte Tipps gegeben werden, welche allerdings nicht wirklich hilfreich seien. So schrieb z.B. der deutsche Focus, dass es gefährlich werde, wenn es „stinkt“ und dass man dann besser umkehren solle. Leider sind aber nicht alle vulkanischen Gase zu riechen, so dass man ersticken  könnte, ohne es zu merken. Weiter heißt es in dem Bericht, dass man einen Vulkan nicht rund um die Uhr bewachen könnte und dass die Vulkanophilen Gesetze brechen, um ein Selfie mit dem eruptierenden Vulkan zu machen.

Leider liefert der Bericht der RGS keinen Lösungsansatz zu diesem Problem. In erster Linie halte ich es für dringend Notwendig die Menschen über den Vulkanismus aufzuklären. Gefahren kann man vermeiden, wenn man sie kennt. Ein Restrisiko besteht für jeden, der sich in die Nähe aktiver Vulkane begibt. Selbst erfahrene Vulkanologen können Opfer einer Eruption werden. Doch ich halte absolut nichts davon, Vulkane in eine Festung zu verwandeln. Oftmals nötigen Absperrungen „Vulkanophile“ wie mich dazu, unnötige Risiken einzugehen, indem man sich über (teils gefährliche) Umwege auf den Vulkan schleichen muss. Dabei wird von den Behörden oft Panik geschürt, teils, weil sie selbst unkundig sind und nicht wissen was zu machen ist. Teils wird versäumt, die Anwohner rechtzeitig zu Evakuieren, da man Panik und Kosten minimieren will, oder weil die Situation falsch eingeschätzt wird. Dennoch, selbstverständlich sollte man sich an die Anweisungen der Behörden halten!

Der Bericht geht auch nicht auf die Gefahren ein, in denen sich die ständigen Anwohner eines Vulkans befinden. Unter Sicherheitsaspekten betrachtet grenzt es an Wahnsinn Vulkanflanken von so gefährlichen Vulkanen wie dem Vesuv, oder Merapi zu bewohnen. Ganz zu schweigen von den Menschen, die in Calderen wie der Campi Flegrei leben. Studien über die Gesundheitsgefährdung von Anwohnern durch Gas und Feinstaub sind mir auch nicht bekannt.

Die meisten touristischen Todesopfer an Vulkanen kommen nicht durch Eruptionen zustande, sondern durch die Gefahren des Alpinismus: Vulkanwanderer verirren sich und stürzen zu Tode, verdursten, erfrieren, oder werden vom Blitz getroffen. Die wenigsten ersticken in Gasen, oder werden von einer vulkanischen Bombe erschlagen! Das ist ein grundlegendes Problem der immer leichteren Zugänglichkeit von Bergen und allgemeinen Reiseboom. So wagen sich Leute ins Hochalpin, die die Voraussetzungen dazu nicht mitbringen. Skrupellose Geschäftemacher beuten die Natur aus, karren Touristen in Horden auf die Berge. Da werden Seilbahnen und Pisten gebaut, Mobilfunkmasten aufgestellt und Abenteuerfahrten auf Gletschervulkanen angeboten, ohne die Touristen aufzuklären! Wenn ich mir die frierenden Leute in Shorts und Sandalen angucke, die am Ätna in Bussen hochgefahren werden, denke ich mir so oft, denen hätte mal jemand sagen können, dass es in 3000 m Höhe auch im Sommer kalt sein kann! Auf Island sieht es ähnlich aus: das Hochland ist von Jeep-Pisten durchzogen, am Flughafen werden Offroad-Fahrzeuge an Ahnungslose vermietet, die sich auch ohne Vulkanausbruch verirren, oder den Wagen in einer Furt versenken. Aber wenn ein Vulkan ausbricht, und Leute mit Erfahrung zur Eruption fahren wollen, stehen sie entweder vor Absperrungen, oder werden an den Ohren aus dem Sperrgebiet heraus geschleift. Da kann ich nur sagen: der Wahnsinn hat System!

Ich plädiere dafür die Menschen zu informieren und aufzuklären. Am besten schon in der Schule, indem man brauchbaren Geografie-Unterricht anbietet. Nicht zuletzt an den Vulkanen selbst. Doch vernünftige Besucherzentren sucht man meistens vergeblich.

Quelle: BBC, ORF