Neue Forschungsarbeiten entlockten dem Stromboli weiter Geheimnisse über sein komplexes Fördersystem und brachten die Wissenschaftler auf die Spur, warum der Stromboli in den letzten Jahren paroxysmale Eruptionen erzeugte.
Die Forschergruppe um Piergiorgio Scarlato, Vulkanologe und Leiter des HPHT-Labors des INGV, richteten ihre Aufmerksamkeit auf das Mineral Pyroxen, das mit der Lava des Strombolis eruptiert wird. Die Forscher nahmen besonders die Klinopyroxen-Phänokristalle unter die Lupe (oder vielmehr unter dem Mikroskop) die zwischen 2003 und 2017 vom Stromboli eruptiert wurden. Klinopyroxene sind für die Wissenschaft von besonderem Interesse, weil sich in ihren Kristallstrukturen die Entwicklungsgeschichte der Mineralien wiederspiegelt. Wie in einem Archiv speichern sie Prozesse, die sich im Fördersystems eines Vulkans abspielen. In jahrelanger akribischer Arbeit haben die Forscher gelernt dieses Archiv zu lesen. Im Labor untersuchten sie, wie sich die Pyroxene unter verschiedenen Druck- und Temperaturverhältnissen veränderten und verglichen diese Daten mit den Mineralien vom Stromboli.
Die Wissenschaftler identifizierten so 2 Magmakammern. Eine befindet sich in ca. 10 km Tiefe, ein Zweite in 3 km Tiefe. Das Magma in der untern Magmakammer ist deutlich heißer als in der Oberen. Wenn das heiße Magma aufsteigt und sich die beiden unterschiedlich temperierten Magmen mischen, können die starken Eruptionen entstehen, wie sie in den letzten Jahren gehäuft vorkamen.
Darüber hinaus“, erklärt Scarlato in seinem Forschungsbericht, „zeigen die Pyroxene, die in den Produkten der Explosion vom 5. April 2003 gefunden wurden, dass dieser Wechselwirkungsprozess viel schneller verlief als die nachfolgenden Ausbrüche, die bis 2017 stattfande. Dies bedeutet, dass sich die Geometrie und die Form der Magmakammer unter dem Vulkan im Laufe der Zeit zu verändern begonnen haben, in Übereinstimmung mit der Tatsache, dass die Pyroxene einen Prozess der Wechselwirkung zwischen den beiden Magmen viel weniger offensichtlich aufgezeichnet haben“.
Die Forscher fanden auch heraus, dass die Eruptionen im Zeitraum von 2003 bis 2017 mit einem viel wärmeren magmatischen Oberflächensystem verbunden sind als in der Vergangenheit.
„Diese weitere Entdeckung“, erklärt der Vulkanologe, „steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Explosionen, die sich im vergangenen Sommer auf Stromboli ereignet haben. Aus diesem Grund untersucht unser Team jetzt die im letzten Jahr ausgebrochenen Vulkanprodukte, um zu verstehen, ob das Fördersystem des Stromboli weiter verändert wurde“, schließt Piergiorgio Scarlato.
Quelle: researchgate.net