Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch
Liparischer Inselvulkan Stromboli war gestern in guter Form
Der Vulkan Stromboli bildet eine Vulkaninsel im Tyrrhenischen Meer, nördlich von Sizilien. Sein Gipfel überragt den Meeresspiegel um 924 m und vom Meeresboden gemessen ist Stromboli fast 3000 m hoch. Es handelt sich also nicht um einen kleinen Vulkan, sondern um den zweithöchsten Feuerberg des kontinentalen Europas. Das Besondere an diesem Vulkan ist aber nicht seine Größe, sondern seine permanent anhaltende Aktivität aus seinem Krater. Dieser liegt unterhalb des Gipfels und bildete sich auf eine abgescherte Vulkanflanke, die vor einigen Jahrtausenden ins Meer krachte und einen Tsunami auslöste, der durch das Mittelmeer zog. Sollte sich so ein Ereignis heute wiederholen, wäre die Katastrophe perfekt! Kein Wunder also, dass der Vulkan unter permanenter Beobachtung der Vulkanologen des INGV steht und besonders gut überwacht wird.
Das war aber nicht immer so, denn bis zu einer Flankeneruption im Dezember 2002 galt der Vulkan als harmlos und wurde nur rudimentär beobachtet. Dafür konnten sich Touristen bis zu dieser Zeit frei auf dem Vulkan bewegen, was heute allerdings nicht mehr möglich ist. Nun brachte das INGV vorgestern ein neues Wochenbulletin heraus, das dem Stromboli eine durchschnittliche Aktivität attestiert, so wie es lange Jahre Standard war. Doch auch in diesen strombolianischen Aktivitätsphasen gibt es Schwankungen, und unser Vereinsmitglied Wolfgang beobachtete den Stromboli gestern über einen längeren Zeitraum hinweg via LiveCam und empfand den Vulkan als äußerst lebhaft. Alle paar Minuten gab es eine explosive Eruption, die glühende Tephra bis zu 100 Meter hoch in die Luft schleuderte.
Das Florentiner Institut LGS meldete das überdurchschnittlich häufige Auftreten von VLP-Erdbeben und Explosionen, die als schwach bis moderat beschrieben werden. Der Tremor erreichte gestern eine kleine Spitze die bis in den Orangenen Bereich ragte, während er sich in den letzten Wochen eher am unteren Ende des mittleren Bereichs bewegte. Auch sonst verhält sich der Vulkan, wie man es gerne sieht: normal. Dennoch bleibt das Aufstiegsverbot natürlich bestehen und es gibt keinen Grund zur Hoffnung, dass es je wieder gelockert wird.
Von Bürokraten und Restaurantbesitzern auf Stromboli
Diese Annahme wird von einer eMail eines Strombolikenners gefestigt, die mich vor zwei Wochen erreichte. Thomas Bretscher meinte, dass hinter den rigorosen Verboten auf Stromboli auch die politische Absicht der Liparischen Kommunalverwaltung steckt, den Strombolianern (und auch den Bewohnern von Vulcano) ihre wirtschaftlichen Grundlagen zu nehmen, um sie zur Übersiedlung auf die Hauptinsel Lipari zu bewegen. Jede Vorschrift wird am strengsten Ende des möglichen Spektrums ausgelegt.
So geht man auch massiv gegen den Betreiber des Restaurants L’Osservatorio vor, der letztes Jahr in Eigeninitiative angefangen hatte, den von Regenfällen beschädigten Weg zum Punta Labronzo zu reparieren. Wer Stromboli kennt, weiß den Ort zu schätzen, denn hier kann man auf einer Terrasse bei Pizza, Pasta und Wein sitzen und die Eruptionen oben am Krater beobachten.
Als ich mit Manfred im letzten Frühjahr auf Stromboli war, habe ich mich über den neuen betonierten Weg gewundert, den man angefangen hatte zu bauen und der auf mehreren Hundert Metern Länge bereits fertiggestellt war. Der Weg war teilweise bereits mit Basaltfliesen gefliest, die sicherlich ein kleines Vermögen gekostet hatten. Als ich im Herbst mit Leroy zusammen zum L’Osservatorio stiefelte, war dieser Weg rückgebaut, was mich doch sehr erstaunte. Ich vermute, dass er Naturschutzauflagen nicht erfüllte. Die Kommune klagte gegen den Betreiber des Restaurants am Punta Labronzo und beantragte seine Schließung, da wohl nicht alle Bauvorschriften im Bereich des Restaurants eingehalten worden waren.
Nun soll das Gericht gegen ihn entschieden haben und das Restaurant muss bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Ein weiterer Schlag gegen die strombolianische Tourismusbranche, gegen die wohl mit aller Härte vorgegangen wird!
Paradoxerweise soll die Filmfirma, die vor 2 Jahren durch Brandstiftung im Schilfgürtel eine Naturkatastrophe auslöste, wodurch erst die extrem starke Erosion durch den Starkregen zustande kam, die letztendlich die Schäden verursachte, die der Restaurantbesitzer und andere Strombolianer versuchten zu beheben, noch keinen Euro Entschädigung geleistet haben. Hier laufen noch Prozesse.