Es gibt neue Hinweise darauf, dass die Vulkaneifel nicht der einzige Ort in Deutschland ist, in dem es in geologisch junger Vergangenheit aktiven Vulkanismus gegeben haben könnte. Geologen vom bayrischen Landesamt für Umwelt (LfU) suchen mittels einer Bohrung nach Beweisen für ihre Hypothese, dass es unweit des Fichtelgebirges Vulkane gab, die während der Steinzeit aktiv waren. Das Problem: die Steinzeit begann vor gut 2,6 Millionen Jahren und endete erst mit Beginn der Bronzezeit im 3. vorchristlichen Jahrtausend. Eine recht große Zeitspanne, die auch erklärt, warum es keine sichtbaren Spuren der eruptiven Vergangenheit der Region nordöstlich von Bayreuth gibt.
Roland Eichhorn, Leiter der Abteilung Geologischer Dienst beim LfU, teuft mit seinen Mitarbeitern eine Bohrung beim Ort Selb ab. Sie soll bis zu 70 m tief werden und liefert hoffentlich Beweise für die Hypothese, dass es hier in junger Vergangenheit einen Vulkanausbruch gab. Grund zu der Annahme lieferte die Analyse von Satellitenaufnahmen, die mit einem neuartigen Computerprogramm durchgeführt wurde. Die Software ist in der Lage dazu, die Vegetation herauszurechnen und enthüllt somit die Bodenstrukturen. Dabei traten eine Reihe von Bodenmulden zutage, die wie Vulkankrater oder Maare aussehen. Mit der Bohrung soll nun entsprechend vulkanisches Material ans Tageslicht gefördert werden. Die Forscher hoffen, dass in den Bodenproben auch organisches Material enthalten ist, mit dessen Hilfe sich C14 Datierungen anstellen lassen, so dass das Alter der Bodenproben bestimmt werden kann.
Die Hoffnung der Geologen ist nicht ganz unbegründet, denn dass es in der Region Vulkane gab ist bekannt. Schon im Jahr 2015 unternahm man wissenschaftliche Untersuchungen bei Tirschenreuth, dass ca. 30 km südlich der aktuellen Stelle liegt. Dort konnte man Eruptionen nachweisen, die sich vor 280.000 Jahren ereigneten. Das Cheb-Becken (Eger-Becken) in der Tschechei liegt nur ca. 10 km Luftlinie von Selb entfernt. Im Cheb Becken brachen Vulkane zuletzt vor ca. 15. Millionen Jahren aus. Dort sind heute noch Mofetten aktiv und es gibt Hinweise, dass sich Magma an der Grenze zur Lithosphäre ansammelt. Sollten die Forscher vom LfU beweisen können, dass es bei Selb während der jüngeren Steinzeit aktive Vulkane gab, könnte es auch die Suche nach einem Endlager für den Atommüll beeinflussen, denn vulkanisch aktive Gebiete scheiden hierfür aus.