Starkes Erdbeben Mw 6,9 verursacht Todesopfer in Marokko
Datum 08.09.23 | Zeit: 22:11:00 UTC | 31.074 ; -8.477 | Tiefe: 10 km | Mw 6,9
Nahe der marokkanischen Küste bei Agadir ereignete sich gestern Abend um 22:11:00 Uhr (UTC) ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,9. Der Erdstoß war nicht nur in einem großen Umkreis wahrnehmbar gewesen, sondern richtete große Zerstörungen an. Bis heute Morgen wurden 632 Todesopfer und 329 Verletzte gemeldet. Die Zahlen dürften sich weiter erhöhen.
Das Hypozentrum lag laut EMSC in 10 km Tiefe. Das GFZ Potsdam kam auf eine Tiefe von 27 km, während das USGS eine Tiefe von fast 19 km ermittelte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 60 km west-südwestlich von Oukaïmedene verortet. Das Beben ereignete sich in einer entlegenen Region des Atlasgebirges. Die größten Zerstörungen gibt es in den Bergdörfern in der Nähe des Epizentrums. Dort sind zahlreiche Gebäude komplett eingestürzt und die Suche nach Opfern dauert noch an. Vielerorts fielen Strom und Kommunikation aus. Spekulativ ist, dass es zu Erdrutschen kam und einige Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten sein könnten.
Die ehemalige Hauptstadt Marrakesh liegt in einer Entfernung von 77 km zum Epizentrum, das sich süd-südwestlich der Stadt befand. Meldungen der Presseagenturen zufolge richtete das Erdbeben auch dort große Schäden an. Die Gebäude der historischen Altstadt dürften am stärksten betroffen sein. Nicht nur in Marrakesch, sondern auch in Agadir gerieten viele Menschen in Panik und sprangen aus den Fenstern. Zahlreiche Personen verbrachten aus Angst vor Nachbeben die Nacht im Freien. Bis jetzt gab es aber nur wenige Nachbeben mit moderaten Magnituden. Vorbeben gab es nicht, so dass die Katastrophe ohne Vorwarnung über die Menschen hereinbrach.
Der aktuelle Erdstoß war das stärkste Erdbeben in Marokko, das dort seit langem stattfand. 1960 wurde Agadir von einem Erdbeben Mw 5,8 erschüttert, bei dem Tausende Menschen starben. Im Jahr 2004 wurde El Hoceima von einem Erdbeben mit einer Magnitude 6,3 erschüttert. Damals starben fast tausend Personen. Das stärkte Erdbeben der Region manifestierte sich 1980 im benachbarten Staat Algerien. Dort bebte es mit MW 7,3. Gut 2500 Menschen verloren ihr Leben.
Die tektonische Situation der Region wird durch das große Atlas-Störungssystem bestimmt. Es besteht im Wesentlichen aus 2 parallel verlaufenden Störungen im Norden und Süden des Hohen Atlas. Sie streichen grob in ENE-SWS-Richtung und sind für die Aufschiebung des Gebirgsrückens zwischen den Störungen verantwortlich. Außerdem gibt es noch eine parallel verlaufenden Transformstörung entlang des Gebirgsrückens. Das Erdbeben hat sich wahrscheinlich an der Nord-Atlas-Störung manifestiert.