Starke Unwetter an der Costa Blanca – Straßen verwandelten sich in Flüsse
Das starke Unwetter, das am Dienstagmittag auf Mallorca wütete und den Flughafen außer Betrieb setzte, zog zuvor über die spanische Festlandküste und verursachte dort ebenfalls starke Überflutungen. Besonders hart traf es beliebte Ferienorte an der Costa Blanca. Hier wurden die Regionen Alicante und Valencia besonders stark getroffen. Auch die Provinzhauptstadt Murcia wurde von den Unwettern heimgesucht. Sie brachten neben starken Winden, Hagel und Blitzschlägen auch Starkregen mit sich. In Murcia sollen innerhalb von 40 Minuten bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter niedergegangen sein. Bilder zeigen, wie sich Straßen in reißende Flüsse verwandelten, die alles fortrissen, was nicht niet- und nagelfest war. Auch Autobahnen und Agrarflächen wurden überflutet. Zuvor herrschte in der Region eine langanhaltende Dürre, und die Böden waren ausgetrocknet und verkrustet, weshalb sie die Wassermassen nicht aufnehmen konnten. Ob die Unwetter die Dürre nachhaltig beendeten oder ob sie nur ein Intermezzo waren, werden die nächsten Wochen zeigen.
Zu verheerenden Unwettern kommt es aktuell auch in einem anderen spanischsprachigen Land: In Teilen von Chile herrscht eine ungewöhnliche Wetterlage, aufgrund derer regional die Wetterwarnstufe „Rot“ ausgerufen wurde. Besonders betroffen ist die Region Bío Bío, wo nach Starkregen der Fluss Vergara über die Ufer getreten ist und die Gemeinde Nacimiento überflutet wurde. Ein Stadtteil musste evakuiert werden, wobei besonders ältere Personen von Hilfskräften aus bereits überfluteten Häusern gerettet werden mussten. Inzwischen heißt es auch am größeren Fluss Biobio „Land unter“ und die chilenische Regierung rief den Katastrophenfall aus. Über mehrere andere Regionen im Zentrum von Chile wurde die Warnstufe „Gelb“ verhängt. Es wurden Erdrutsche gemeldet, die Straßen verschütteten.
Ähnlich wie Spanien litten auch Teile von Chile unter einer langanhaltenden Dürre, die bis zum letzten Herbst dauerte. Seitdem kommen aus Richtung Pazifik immer wieder extrem feuchte Luftmassen, die Unwetter und Starkregen mit sich bringen. Meteorologen bezeichnen dieses Phänomen als atmosphärische Flüsse. Atmosphärische Flüsse sind lange, schmale Bänder in der Atmosphäre, die große Mengen an Wasserdampf transportieren, ähnlich wie Flüsse auf der Erde Wasser transportieren. Diese „Flüsse“ können Hunderte bis Tausende Kilometer lang und nur wenige Hundert Kilometer breit sein. Sie spielen eine entscheidende Rolle im globalen Wasserzyklus und sind verantwortlich für den Transport eines erheblichen Anteils des Wasserdampfs von den Tropen zu den höheren Breiten. Im Zuge des Klimawandels scheint sich auch dieses Naturphänomen zu verstärken.
Für die aktuellen Unwetter zeichnet sich allerdings ein extrem großes Tiefdrucksystem über dem Pazifik verantwortlich, das seine Kaltluftfronten über das Festland schickt. Dort trifft die kalte Luft auf warme Luftmassen, was die Unwetter erzeugt.