Starke Eruption am Shiveluch lässt Vulkanasche über 8800 m aufsteigen – Blitze in der Aschewolke fotografiert
Am Shiveluch auf Kamtschatka begann gestern Mittag eine starke Eruption in deren Folge Vulkanasche bis auf einer Höhe von 8800 m aufstieg. Erste VONA-Meldungen wurden vom VAAC Tokio am Samstag um 12:37 UTC (Lokalzeit Kamtschatka UTC +12 Stunden) veröffentlicht. Zunächst stieg die Vulkanasche 7300 m hoch auf. Im Laufe des Nachmittags erreichte sie die oben angegeben Höhe und breitete sich über ein großes Areal in südöstlicher Richtung aus. Größtenteils zog sie über das offene Meer ab und überquerte nur einige Inseln der südliche Aleuten, die sich im mehr als 1500 Kilometern Entfernung zum Vulkan befinden. Ascheniederschlag wurde in Ust-Kamtschatsk gemeldet und die Bevölkerung wurde aufgefordert Atemschutzmasken zu tragen.
Ersten Berichten des zuständigen Observatoriums KVERT zufolge, kam es zu einer Serie starker Explosionen aus dem Dom im Jungen Shiveluch. Ob es zu pyroklastischen Strömen kam, wie es oft bei solchen Ereignissen der Fall ist, wurde nicht mittgeteilt. Auf Bildern konnte ich auch keine Anzeichen dafür entdecken. Vielleicht ist der neue Dom noch zu klein um großartig zu kollabieren. Der alte Dom wurde bei einer starken Eruptionsserie im April 2023 zerstört. Kurz vor dem Einsetzten der Eruptionen berichtete ich dass sich zwischen dem Westrand des Kraters und dem neuen Dom ein größerer Lavablock aus dem Boden geschoben hatte. Es ist also eine größere Menge Lava extrudiert. Ein Indiz für einen Druckaufbau im Fördersystem. Der Druck entlud sich dann in den Explosionen, bei der wahrscheinlich ein Großteil des neuen Doms zerstört wurde.
Fotos zeigen, dass in der Eruptionswolke ein starkes vulkanisches Gewitter entstand. Zahlreiche Blitze zuckten durch die Aschewolke. Vulkanische Gewitter entstehen durch die Entladung elektrischer Ladungen in einer Eruptionswolke, ähnlich wie bei Gewittern in normalen Wolken. Diese Blitzentladungen sind oft bei starken explosiven Vulkanausbrüchen zu beobachten und treten auf, wenn eine Vielzahl von Aschepartikeln, Gesteinsfragmenten und Gasen in die Atmosphäre geschleudert wird. Die Partikel in der Eruptionswolke reiben aneinander und es kommt zur Entstehung und zum Austausch elektrischer Ladungen. Kleine Partikel neigen dazu, negativ geladen zu werden, während größere positiv geladen werden. Dadurch, dass die leichteren Partikel in die Höhe steigen und die größeren ausfallen, kommt es zur Ladungstrennung und zum Aufbau eines elektrischen Feldes, in dem die Blitze entstehen.
Wie ich bereits im Artikel zum starken Erdbeben auf Kamtschatka geschrieben habe, gab es keinen direkten Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen: Der Vulkanausbruch begann bereits mehr las 6 Stunden vor dem Erdbeben. Dieses kann die Eruption also nicht ausgelöst haben. Andersherum betrachten wird der Vulkanausbruch auch das Erdbeben nicht verursacht haben, dazu ist es zu weit entfernt gewesen.
Update: Es ist ein Foto der Eruptionen am Shiveluch aufgetaucht, dass zeigt, das Vulkanasche von 2 Lokationen ausgeht. Ich kann die Perspektive nicht genau einordnen, möglicherweise handelt es sich bei der zweiten Quelle um den älteren und bis vor kurzem inaktiven Karan-Dom.