In den letzten 2 Wochen ist es still um die Azoreninsel São Jorge geworden. Grund hierfür war zunächst eine stürmische Woche, die die Erfassung der Mikroseismizität vereitelte, da Wind- und Wellenerschütterungen die empfindlichen Seismometer störten, bzw. die Signale überlagerten. In der letzten Woche waren dann kaum noch Erdbeben aufgezeichnet worden. Seit einigen Tagen sind aber wieder mehrere schwache Erdbebensignale auf dem Seismogramm zu erkennen. Allerdings ist die Seismizität deutlich zurückgegangen und es sieht nach einer Beruhigung der Situation aus. Kurzfristig rechne ich nicht mit einem Vulkanausbruch auf São Jorge. Längerfristig betrachtet, könnte ein neuer Magmenschub sehr wohl eine Eruption auslösen. Das sehen wohl auch die Vulkanologen vom ING so, denn die Kanaren verlegten ein Team auf die Azoren, dass bei der Überwachung helfen soll. Neben der Seismik unterstützen sie die Wissenschaftler der Azoren mit der Gas-Detektion. In einem Artikel von INVOLCAN heißt es, dass das Team die Gasemissionen auf São Jorge überwacht und dazu 383 Beobachtungspunkte eingerichtet hat, an denen Messungen durchgeführt werden und Proben genommen werden, die zur weiteren Analyse ins Labor gebracht werden. Der Schwerpunkt liegt hier auf die Überwachung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Darüber hinaus sollen Helium-Isotope untersucht werden und man achtet auch darauf, ob Wasserstoff austritt.
Magmen unter São Jorge migrierten wahrscheinlich seitwärts
In dem erwähnten Artikel ist es auch interessant, über die Analyse des bisherigen Geschehens zu lesen. Nemesio Pérez, Koordinator von Involcan, schreibt, dass es mehr Unterschiede als Ähnlichkeit zwischen den Vorkommnissen auf La Palma und São Jorge gibt. Während man auf La Palma in den Tagen vor der Eruption eine seismische Krise erlebte, bei der das Magma relativ gerade aufgestiegen ist, wurden die Ereignisse auf São Jorge so interpretiert, dass das Magma erst senkrecht aufstieg und dann horizontal durch den Untergrund migrierte. Diese Interpretation zeigt, dass sich die Vulkanologen von INVOLCAN sicher zu sein scheinen, dass die Erdbeben durch Magmenintrusion verursacht wurden. Andere Forscher zeigten sich bislang unsicher, wie groß die Rolle eines evtl. Magmen-Aufstiegs bei der seismischen Krise war.