Weitere Erdbeben bei Santorin – Insel kehrt langsam zur Normalität zurück
Auf Santorin stehen die Zeichen auf Entspannung, obwohl die Erde nordöstlich der Insel immer noch bebt. Gestern manifestierten sich neun Erschütterungen im Erdbebengebiet, in dem es seit Ende Januar einen sehr starken seismischen Schwarm gegeben hatte.
Die beiden stärksten Erdbeben gestern hatten die Magnituden 3,6 und Hypozentren in 16 und 11 Kilometern Tiefe. Die Epizentren lagen nördlich der kleinen Insel Anydros. Die seismische Aktivität verlagerte ihren Schwerpunkt erneut weiter in Richtung Nordosten.
Die Wissenschaftler gaben in den letzten Tagen keine neuen Erkenntnisse zum außergewöhnlichen Erdbebenschwarm preis, dürften aber weiter forschen und dann hoffentlich im Lauf der nächsten Wochen mit ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen. Dieser Blindflug macht es natürlich schwierig, die Gefahrenlage einzuschätzen. Einen unmittelbar bevorstehenden submarinen Vulkanausbruch sehe ich momentan nicht mehr, aber die Gefahr eines stärkeren Erdbebens mit einer Magnitude im Sechserbereich ist nach wie vor gegeben. Vorhersagen lassen sich solcher Ereignisse aber nicht.
Also heißt es auf Santorin zurück zur Normalität: Die Inselbewohner kehren langsam zurück und die Schulen haben diese Woche wieder geöffnet. Auch die Tourismusbranche bereitet sich darauf vor, im April die Vorsaison einzuläuten. Dafür werden nicht nur Reisende gesucht, sondern auch Personal, denn dieses war mit vielen Bewohnern der Insel vor der Erdbebenserie geflohen.
Einstweilen wirbt die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni auf der Reisemesse ITB in Berlin um Touristen und sagt, dass die Sicherheit an erster Stelle steht. Man würde alles tun, um den Besuchern auf Santorin einen sicheren Urlaub zu ermöglichen, und würde Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wie diese konkret aussehen, gab sie allerdings in einem Interview mit Euronews nicht bekannt.
Ich stelle mir die Frage, ob man tatsächlich für die Sicherheit von Bewohnern und Einwohnern einstehen kann, sollte es zu einem starken Erdbeben kommen. Wie sich während der seismischen Krise herausstellte, gab es in den letzten Jahrzehnten auf Santorin einen ziemlichen Wildwuchs an Gebäuden in gefährdeten Zonen, deren Erdbebensicherheit alles andere als gegeben ist. Fraglich finde ich auch, wie man alle Hotels, Pensionen und Airbnbs in wenigen Wochen auf Erdbebensicherheit überprüfen will. Für mich bleibt bei der Ankündigung der Ministerin der fahle Beigeschmack der Augenwischerei zurück. Sicherlich kann man als Tourist nach Santorin reisen, wenn man sich der Gefahren bewusst ist und sich sein Hotel nicht nach Schönheit, sondern nach Stabilität aussucht und nicht unbedingt ein Zimmer in einem Haus in Hanglage bucht. Vor Ort sollte man sich Evakuierungswege und Zonen einprägen und auch sonst über richtige Verhaltensregeln bei Erdbeben und Tsunamis Bescheid wissen.